Freitag, 25. November 2011

Ein Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges

Wer im Spätherbst oder im Winter sich zu einem Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges aufmacht, wird von der romantischen Herbheit dieses Landstriches gewiss begeistert sein.
Hier, wo dunkel bewaldete Hügel den Horizont verstellen und zugleich eine Weite ahnen lassen, versinkt der Wanderer schnell in tiefe Gedanken. Selten, dass man auf diesem Weg jemandem begegnet. Was hier vorherrscht ist Stille.

„Nur wer in die Stille geht, kann sich selbst und der Welt wirklich begegnen“ schrieb einst ein großer Philosoph. Wir dürfen natürlich nicht mit dem Körper in den Wald gehen, „ohne mit dem Geist angekommen zu sein“.

Ist es nicht gerade die raue, karge Jahreszeit, der Spätherbst und der Winter, die oft für den Wanderer die ergiebigsten sind? Sie fordern seinen Geist und seine Phantasie heraus. Dass rauhes Wetter das Denken fördert ist in der Philosophie allgemein bekannt. Wenn Regen und Schnee die äußere Sicht einschränken, wendet der Blick sich nach innen. Und wenn auf den Feldern die Ernte eingebracht ist, fährt auch der ernsthafte Wanderer seine Ernte ein. Wer denkt der Wald wirke im Winter eintönig, der täuscht sich gewaltig. Gerade jetzt kann man die Phänomene der wandelbaren Natur besonders gut erkennen und viel Neues entdecken: Die wunderbaren Farbnuancen der flüchtigen Wolken am Abendhimmel, die Wirkung des Lichts das im Winter besonders sanft in die Baumkronen fällt. Das weiche und zarte Gezwitscher der Meisen, die Spuren von Vögeln und Wild im Schnee.

Wer genau hinschaut, wer sie beobachtet die Wunderwelt am Wegesrand, dem offenbart sich in der kalten Jahreszeit die Natur als eine „Sprache“ in der sich eine höhere Wirklichkeit offenbart. „Die Natur ist ein so riesiges und allumfassendes Wesen, dass wir ihr Antlitz nicht einmal ansatzweise erkennen können“, schrieb Henry David Thoreau. Nun, er musste es wissen, schließlich ist er der berühmteste Spaziergänger der Literaturgeschichte. „Um ein Wanderer zu sein, braucht man eine Berufung direkt vom Himmel. Man muss in die Familie der Spaziergänger hineingeboren werden. Ambulator nascitur, non fit – Spaziergänger kann man nicht werden – man ist es durch Geburt“, war seine Meinung.
Gerade hier, bei einem gemütlichen Spaziergang entlang des Philosophenweges kann in uns der Gedanke aufkeimen, dass die äußere Natur auch ein Weg sein kann die eigene wahre innere Natur wieder zu entdecken.
In der waldreichen Umgebung von Trippstadt finden Wanderer und Spaziergänger immer wieder jene kleinen Wunder der Natur die Fauna und Flora hier zu bieten haben. Schließlich ist die Natur weit mehr als nur eine Welt materieller Erscheinungen, für den berühmten amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson war sie: „die sprachliche Offenbarung des immateriellen Seinsgrundes der Allseele“.
Hier im winterlichen Pfälzerwald kann es passieren, dass der Wanderer sich plötzlich eingebunden fühlt in den Kreislauf der Natur, dass er mit einem Male jenes „Licht der Natur“ von dem der deutsche Philosoph Schelling so begeistert schrieb, in sich aufgehen spürt.

Der Spaziergänger wird auf jeden Fall viel mitnehmen von den winterlich-einsamen und romantischen Waldwegen des Pfälzerwaldes.

hukwa