Samstag, 19. Januar 2013

Wandern und Haiku

Während meiner Nachmittagswanderungen führe ich immer ein Schreibheft bei mir um jene Augenblicke festzuhalten, die mich in ihren Bann ziehen. Besonders gerne halte ich solche Momente in Form des Haiku fest. Das Haiku ist geradezu geschaffen magische Momente in der Natur festzuhalten. Man bringt etwas Nachhause mit und wenn man es später einmal wieder liest, leuchtet die Landschaft wie ein Foto in den Gedanken auf. Nicht umsonst sagte Goethe 1823 zu Eckermann: "Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, er ist Repräsentant einer ganzen Ewigkeit". Dieses Gefühl habe ich oft auf meinen Wanderungen.
hukwa

Freitag, 18. Januar 2013

Am Kaltenborn

Beschattette Mauern
wie vom Alter gebeugt
vom Regen ausgehöhlt
verschlissen
von Moosen und Efeu bewachsen
uralter Fels
Zeuge aus alter Zeit
der Brunnen plätschert
in hohlen Ton
als singe er ein Lied aus der Vergangenheit.
hukwa

Donnerstag, 17. Januar 2013

Auf meinen alten Waldweg

Ein Waldweg auf einsamer Flur
ich lauf in gern an
diesen dunklen Wintertagen
wenn durch den laublosen Wald
schon lang nicht mehr
das Lied der Amsel schallt
doch wenn sich früh zur Morgenstund
das Kleid des Dompfaffs
tut sich mir kund
dann weiß ich
dir alter Weg halt ich die treu
für mich bist du
ein alter Freund.
hukwa

Meditatives Wandern und mythisches Bewusstsein

Heute Morgen bin ich noch bevor es hell wurde in die Wälder gewandert. Die ganze Winterlandschaft besaß eine archaische Aura und der Pfälzerwald ist in tiefes weiß getaucht. Mein Bewusstsein stellte sich sofort auf die Landschaft ein und ich wanderte in der Technik des meditativen Wanderns. Es war eine Art magische Schau die mich plötzlich überfiel. Jean Gebser und Ken Wilber bezeichneten diese Bewusstseinsstufe als mythisches Bewusstsein. Die Menschen in archaischen Gesellschaften nahmen die Zusammenhänge zwischen innerer und äusserer Landschaft durch ihr Verbundensein mit der Natur noch Ganzheitlich war. In solchen Momenten in denen man das Gefühl der Vollständigkeit erfährt, fühlt man keine Zerrissenheit mehr in sich. Es sind Augenblicke der Vollkommenheit und der Einheit mit dem was um uns herum ist. Es ist ein Satori Zustand. Man spürt das man Teil der umgebenden Natur ist. Man muss nur im Buche der Natur lesen können.
hukwa

Mittwoch, 16. Januar 2013

Eine Krähenwanderung

Es ist eine klirrende Kälte die heute Morgen die Wälder wunderschön vereiste. Warm angezogen streife ich für eine Zeitlang durch den Trippstadter Wald. An einem solch klaren Wintertag spürt man seine Seele in sich wie einen Kristall. Es kommt mir vor als würde ich mich in eine andere Welt hineinbewegen. Der Waldboden ist Knochenhart gefroren und die Sonne wird jeden Moment aufgehen. Eine Krähe folgt mir im leichten Flug. Sie weiß das ich etwas für sie habe. Alle paar hundert Meter lege ich ihr ein Hunde Leckerlie auf einen Stein oder Stamm. Bin ich etwa zehn Meter weiter gelaufen holt sie sich das Futterstück. Ich mag Krähen. Im Winter füttere ich sie regelmäßig. es sind sehr intelligente Tiere und es macht mir große Freude sie zu beobachten. Im Winter werden sie besonders zutraulich.
hukwa

Januarsonne

Kristallen die Landschaft
eisg und einsam
der alte Wildapfelbaum
wie Silberfinger
im weißen Strahlenkranz
zwischen Baum und Fels
die Wintersonne
dies ist der atem der Frühe
eines einsamen herrlichen
Januarmorgens
jetzt da das Licht
sich im Schnee widerspiegelt
dringt der Winter
tief in mich ein.
hukwa

Sonntag, 13. Januar 2013

Nächtlicher Spaziergang durch den Trippstadter Wald

Die Sichel des Mondes
wirft ein fahles Licht
in das Geäst der alten Bäume
die Moos überwuchernde Steine
schweigen durch die lange Nacht
nur der Ruf des Waldkauz
unterbricht die Stille
die Wälder
ein schweigendes Meer
über dem Teich
weißer Nebel
ein Spalt in der Zeit
die alte Weide atmet ruhig
knistern im Schilf
verrät mir das ich nicht alleine bin
ein einsamer blinkender Stern am Himmel
wie ein Hinweiß der Götter
auf Verborgenes
die Sprache der Wälder
ich lausche ihnen lange schon.
hukwa

Donnerstag, 10. Januar 2013

Vorfrühling im Pfälzerwald


Hornung nannten ihn die Altvorderen, sein Herz ist die Narrenzeit. Die altdeutsche Wortform Hornung bedeutet „Bastard“ oder „Verschnitten“, denn der Februar wurde schon früh mit weniger Tagen als die anderen Monate angesetzt.
Wer dem wilden Treiben des Faschings entfliehen will der sollte in diesen Tagen die Wälder um Trippstadt aufsuchen.
In einsamen und idyllischen Waldtälern findet der Wanderer hier Stille und Kontemplation. Ist der Februar mild finden sich nun die ersten Vorfrühlingsblüher. Bereits Mitte Februar kann man die ersten gelben Blüten des Huflattichs entdecken aber auch den ebenfalls gelben Winterling sowie das Schneeglöckchen und den Märzenbecher.
Unter den Bäumen ist es die Hasel die in diesem Monat mit ihrer Blüte beginnt, ihr folgen Schwarzerle und Birke.
Der Februar ist wohl der Monat in dem wir den Lenz am sehnlichsten herbeiwünschen, er gehört noch zum Winter dennoch spürt man intensiv dass der Frühling schon recht nahe ist. Es ist uns dann manchmal zu mute als würden wir bereits mit einem Fuß im März stehen.
„Lenzing“ ist der alte Name des Monats März und er bedeutet nichts anderes als „länger werden“, denn die Tage werden nun eindeutig länger. Schon zu Lichtmess bemerken wir das die Tage zunehmen und ende Februar ist es schon zweieinhalbe Stunden länger Tag als zur Wintersonnenwende am 21. Dezember. 
In den sternenklaren Februarnächten erscheint uns der Himmel wie ein kosmisches Gemälde. Mitten im Meridian flackert nun unruhig das Sternbild des Orions. Über ihm erstrahlt das Sternenpaar Kastor und Pollux. Die Götter haben sie zu glühenden, nie versinkenden Diamanten gemacht. Der Löwe mit dem königlichen Stern Regulus im Herzen, ist bereit, durch den Feuerreif der perlmutternen Milchstrasse zu springen.
In der Antike galt der Februar als Monat der Reinigung. Das lateinische Wort februare bedeutet nichts anderes als „steinigen“, „sühnen“. Bei den Römern war der Februar der Monat der Toten und der Monat, in dem man versuchte, die bösen Einflüsse loszuwerden die sich im Laufe eines Jahres angesammelt hatten. Hier finden sich auch die Wurzeln unseres Karnevals.
Denn Vorfrühling allerdings spüren wir nun vor allem in der freien Natur.
Überall wo sich dichtes Gebüsch vorfindet hört man jetzt den Zilp Zalp der ende Februar aus dem Süden zurückkehrt. Und Anfang März erscheint dann der Fitislaubsänger. Jene Vögel die noch im Süden verweilen, spüren jetzt auch, das der Frühling naht. Unruhig wird ihr Blick, sie prüfen ihr Gefieder, sammeln sich in Scharen, bereit zum Heimflug ins Herz des grünen Pfälzerwaldes.
Aber auch dem Mensch ergeht es nicht anders auch wir spüren denn Frühling in uns- denn der Lenz ist nicht nur ein Tage „Verlängerer“ sondern auch ein „Verjüngerer“. Er ist ein Magier der uns verzaubert, der uns mit seinen Düften, Tönen und zarten Lüften, in die freie Natur lockt.
Tiefer in den Wäldern beginnt nun die Blüte des immer seltener werdenden Seidelbast. Jetzt ist es an der Zeit eines der romantischen Waldtäler der Trippstadter Landschaft aufzusuchen. Wer an solchen Frühlingstagen im Pfälzerwald wandert wird nicht enttäuscht werden, er wird finden was er sucht und entzückt sein über das erste Grün dass ihm nun überall entgegen sprießt und das aus der Landschaft ein Märchen macht. Eine Landschaft die wie ein Zauber auf den Wanderer einwirkt.
Überall im Wald lässt sich nun Bewegung und Wachstum erkennen. Das plötzliche summen einer zu früh erwachten Wildbiene erfreut uns ebenso wie der ganz unverhofft aufsteigende Reiher, denn wir immer wieder an einem der zahlreichen Waldweiher die sich in der Umgebung von Trippstadt finden beobachten können.
Der Frühling ist die Zeit der Erwartungen. Selbst die jungen Birken am Wegrand scheinen die zu spüren. Wie Baumkinder erscheinen sie in ihrem ersten zarten Grün. Hinter ihnen liegt ein kalter, harter Winter, doch jetzt im März sind sie ganz Erwartung. Sie warten auf die milden Regenfälle des späten Märzmonats, auf die junge Sonne, auf die erste Strophe mit der die Amsel das Erwachen des Frühlings ankündigt. Mit ihrem Lied erwachen auch die kleinen Birken, gähnt das Eichhörnchen in seiner Kobel, regt sich der Dachs in seinem Bau, die jungen Birken treiben aus. Neues Leben erwacht in der ganzen Natur.
Wer jetzt durch die Vorfrühlingshafte Natur wandert wird alsbald von jener kleinen Freude ergriffen werden, die wir durch einen Aufenthalt im Wald so wunderbar erfahren. Ein Losgelöst sein von den Problemen des Alltags und mancher wird vielleicht das Gefühl in sich spüren ein Teil zu sein von dieser herrlichen Natur. In ihren Tiefen Gründen, wo wir dem rauschen alter Bäume lauschen, wo uns das Plätschern des Wildbachs wie ein Lied von Mutter Natur erscheint. Hier zu verweilen, umgeben von einem grünen Kranz von Wäldern wird uns zu einem Augenblick tiefer Zufriedenheit. In dem wir die Natur in uns einlassen, diesem „einzigen, vollkommenen wirklichen Gedicht“, wie es der amerikanische Philosoph Emerson einmal nannte, erkennen wir mit einem mal, das auch wir Teil dieser Schöpfung sind. Jetzt im Frühling bietet uns die Natur ihre ganzen Wunder an und wir müssen nur die Augen richtig öffnen um daran teilzuhaben und um in ihrem Schöpfungsalphabet lesen zu können. 
hukwa