Freitag, 25. November 2011

Wandern als Psychotherapie - über die Kunst des meditativen Wanderns

Wandern ist Erlebnis. Therapie auch. Die Verbindung Wandern und Therapie kann ich nur erfahren und erleben, wenn ich selbst wandere, weil ich mich dann selbst erfahre und bemerke das Wandern eine innere und äußere Angelegenheit ist.

Als Wanderführer ist es meine Aufgabe Menschen durch den Wald zu führen und dabei mit den Leuten Gespräche zu führen. Es liegt in der Natur der Sache dass Menschen während einer Wanderung durch die Natur tiefere Gespräche führen als wenn man sich gerade einmal auf der Strasse oder im Kaffee trifft.

Die Natur ist nicht nur die größte Lehrmeisterin sondern auch die beste Therapeutin. Ich persönlich begebe mich einmal am Tag in eine Therapiestunde, nämlich dann wenn ich mich zu einer Wanderung aufmache. Meditatives Wandern ist mehr als nur laufen, es ist eine kleine Lebenseinstellung. Therapie wie ich sie verstehe hat vor allen Dingen etwas mit Wachstum zu tun, einem inneren ganzheitlichen Wachstum.

Im Wald, in der freien Natur fällt vieles von uns ab was uns ansonsten im täglichen Leben belastet. Ich finde sehr viel schneller zu mir selbst, zu meinem „inneren Kern“, jenen teil von mir den man in der Philosophie „Selbst“ nennt also zu dem Wesen das ich in Wirklichkeit bin.

Es gibt Menschen die versuchen jemand anderes zu sein, warum auch immer, als sie selbst es sind. Solche Menschen haben das gleiche Problem wie jene die meinen dass die schönste Zeit die sie in ihrem Leben verbracht haben irgendwo in ihrer Vergangenheit liegt. Das ist ein Trugschluss! Manche glauben das ihr Bestes in der Zukunft liegt und sind fest davon überzeugt das irgendwann einmal das Happy – End an ihre Tür anklopft. Wer so lebt der rennt einer Illusion nach. Die Natur lehrt uns das wir unser Leben im Hier und Jetzt gestalten müssen.

Wir haben das Leben uniformiert und es seiner ursprünglichen Vielheit beraubt. Uns interessiert nicht mehr das Ganze sondern nur ein Teilausschnitt. Wir ahnen eine Innenwelt, doch wir flüchten in die Außenwelt. Anstatt die „Welten“ zu verbinden, nämlich die Immanenz des Transzendenten im diesseitigen Leben zu erkennen und die tiefere Wesenheit von uns selbst im Alltag zu finden.

Der große Vorteil beim meditativen Wandern ist die relativ schnelle Erfahrung das ich mich während des Wanderns ganz im Hier und Jetzt aufhalte. Das ich dass Gefühl in mir spüre ganz bei mir selbst zu sein.

Für mich bedeutet Wandern nicht Energie abzugeben sondern das Gegenteil ist der Fall: Ich lade Energie auf.

Bei jeder Wanderung erlebe ich Neues, mit jedem Schritt denn ich im Wald tätige, entgehe ich der inneren Versteinerung und Lethargie. Dies ist jedes mal der Gedanke in mir wenn ich mich zu einer Wanderung aufmache.

Das was uns im Wald, wenn wir tiefer in ihn eingedrungen sind als erstes fasziniert, manchmal auch ängstlich macht ist die Stille. In den Wäldern spüren wir plötzlich eine bisher unbekannte Freiheit, die es uns erlaubt, mit dem wesentlichen des Lebens in Kontakt zu treten. Es ist die Stille des Waldes, die uns eine bisher nicht gekannte, schweigende Aufmerksamkeit schenkt. Fern dem unbarmherzig ewig geräuschvoll laufenden Motor der Großstadt finden wir im Wald nun eine ganz andere psychologische Dimension der inneren Einkehr und Ruhe vor. In einer Zeit der entfesselten Mächte, der ökonomischen Unsicherheiten und ökologischen Katastrophen wird uns der Wald zu einer Insel der Erholung, zu einem Ort der Therapie und des inneren Wachstums.

hukwa

Das Dianarelief am Trippstadter Pionierweg – über die Mythologie der Diana

Wer war eigentlich diese Diana, deren Bildnis sich in der Nähe des Pionierwegs befindet? Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um die Göttin Diana handelt.

Die Römer verehrten Diana als Göttin der Jagd, der wilden Natur und des Lichts. Sie wurde auch mit der griechischen Göttin Hekate identifiziert, doch ihr griechisches Gegenstück war eindeutig Artimis, eine jungfräuliche Schwester des Apollon und Tochter des Zeus und der Leto.

Es gab viele Kulte um die Göttin Diana, ihre Anrufung geschah mit magischen Zauberformeln an Kreuzwegen und in Höhlen um Liebe zu entzünden, Kranke zu heilen, Verhasste zu verderben. Diana führte auch den Brauch ein, Heilkräuter bei Nacht zu sammeln.

In seinem zwölfbändigen Monumentalwerk „Der goldene Zweig“ beschreibt der schottische Anthropologe James George Frazer ausführlich den Kult um die Göttin Diana. Frazer berichtet uns ausführlich von einer Königin des Waldes, die an einem See lebt der „in einer grünen Talmulde der Albaner Berge sanft eingebettet liegt“, nahe dem Dörfchen Nemi. Im Altertum war diese Landschaft bekannt als der Hain der Diana von Nemi. Hier stand ihr Tempel, hier wurde ihr Ritus zelebriert.

Aber die wohl bekannteste Geschichte um die Göttin Diana ist die Sage von Actaion, der sie in ihrem Heiligtum nackt erblickte und dafür mit seinem Leben zahlen musste.

Bei Actaion fügte es sich, dass er die Göttin um Mittag erblickte, jenem schicksalsvollen Augenblick, wenn die Sonne in ihrem jugendlichen, kraftvollen Aufstieg erlahmt, innehält und zu ihrem mächtigen Niedertauchen in den Tod übergeht. In der Antike nannte man diese Zeit auch die „Stunde des Pan“.

Nach einem von der Jagd ausgefüllten Morgen hatte der junge Athlet Actaion seine Gefährten zusammen mit seinen blutbefleckten Hunden rasten lassen und war umhergestreift. Er hatte sich von den vertrauten Jagdgründen mit ihren Waldungen und Feldern entfernt und war in die benachbarten Wälder eingedrungen. Dabei entdeckte er einen Talgrund dicht mit Föhren, Eichen und spitzen Zypressen bestanden und neugierig beschwingten Schrittes drang er darin ein. Es war aber im Wald eine Grotte verborgen, durchrieselt von einer kleinen sprudelnden Quelle, deren lauteres Wasser sich durch einen Bach in einen von Kräutern umstandenen Tümpel ergoss. Zu diesem schattigen Plätzchen pflegte Diana sich zurückzuziehen. Und es traf sich, dass sie gerade badete, ganz nackt, als Actaion hinzu kam:

„Untergetreten schon übergibt sie einer der Nymphen-

der, die die Waffen ihr trägt – den Köcher, den Speer, den entspannten

Bogen, es fängt mit dem Arm eine andre das fallende Kleid auf.

Zweie lösen die Riemen am Fuß. Denn das Kind des Ismenus,

Crocale, schlägt ihr, gewandter als jene,

zum Knoten das frei den Hals umspielende Haar....

Während Titanien hier die gewohnten Güsse umspülen,

siehe, gerät der Enkel des Cadums, der ziellosen Schrittes

nutzend der Jagd Unterbrechung, des fernen Waldes Bezirk durchschweifte,

dort in den Hain. Es führte ihn so sein Verhängnis.

Da, sobald er die quelldurchrieselte Grotte betreten,

schlagen die Nymphen beim Anblick des Mannes, nackt wie sie waren,

jäh ihre Brüste, erfüllen mit lauten klagenden Rufen

plötzlich den ganzen Hain. Mit den eigenen Leibern sie deckend

drängen sie rings sich eng um Dianen. Doch höheren Wuchses

ragt über alle hinaus um Haupteslänge die Göttin.“

Der Jüngling sah und konnte sich nicht abwenden. Das Verhängnis blieb nicht aus:

„...und wie sie verlangt einen Pfeil in Händen zu haben,

schöpfte sie, was ihr zur Hand, das Naß, besprengte des Mannes

Antlitz mit ihm, und, sein Haar mit den rächenden Fluten benetzend,

spricht sie die Worte dazu, die das kommende Unheil ihm künden:

„Jetzt erzähle, du habest mich ohne Gewand gesehen,

wenn du noch zu erzählen vermagst!“ Sie drohte nicht weiter,

gab dem besprengten Haupt des lange lebenden Hirsches

Hörner, die Länge dem Hals, macht spitz das Ende der Ohren,

wandelt zu Läufen um seine Hände, die Arme zu schlanken Schenkeln,

umhüllt seinen Leib mit dem fleckentragenden Vliese,

gab auch die Furcht ihm dazu. Es flieht Autonoes tapfrer Sohn

und wundert sich selbst im Laufe der eigenen Schnelle.

Als er aber Gesicht und Geweih in den Wellen erblickte,

wollte er: “Weh mir!“ rufen – es folgt keine Stimme, ein Stöhnen

nur! (Dies ist seine Stimme fortan.).....“

Ein schreckliches Schicksal nahm nun seinen Lauf. Seine eigenen Hunde bekommen Witterung von dem großen Hirsche und kommen bellend durch den Wald.

„und er flieht durch Gelände, in dem er so oft verfolgt hat.

Weh! Seine eigenen Diener flieht er! Er möchte wohl rufen:

„Ich bin Actaeon! Erkennt den eigenen Herrn!“ Doch versagt das

Wort sich dem Sinn. Von Gebell nur widerhallen die Lüfte.

Schwarzhaar brachte zuerst im Rücken ihm bei eine Wunde,

Wildfang die nächste darauf, es hing am Buge ihm Bergwelp.

.....Dieweil ihren Herren sie halten,

kommt die übrige Schar und schlägt in den Leib ihm die Zähne.

Schon fehlt den Wunden der Platz. Er seufzt – ein Klang wie Menschenlaut

Zwar nicht, doch auch nicht so, wie ein Hirsch ihn kann äußern.“

Von den Gefährten umstanden, die den Hunden nachgeeilt waren, wird er zerrissen. Und:

„Erst, als in zahllosen Wunden, so sagt man, geendet sein Leben,

war ersättigt der Zorn der köcherbewehrten Diana.“

Als Naturgöttin blieb Diana auch nach der zwangsweisen Einführung des Christentums in ländlichen Regionen weiterhin den Menschen verhaftet. Bis in das sechste nachchristliche Jahrhundert wurden Dianakulte vollzogen. Um dem Diana Kult den Rang abzulaufen mussten die entsprechenden Festtage zu christlichen Feiertagen umgedeutet werden, so unter anderem Maria Lichtmess und Maria Himmelfahrt. Ab den 17. Jahrhundert erlebte Diana eine gewisse Renaissance, da sie besonders mit der Jagd in Verbindung gebracht wurde.

Lit. Hinweise

James George Frazer: Der goldene Zweig

Ovid: Metamorphosen

Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten

hukwa


Die Seele der Landschaft

Was haben Wanderer, Mountainbiker und Umweltschützer gemeinsam? Nun, sie nehmen die Natur als Lebensbedingung menschlichen Daseins wahr. Sie haben ein gemeinsames Bedürfnis nach unberührter Natur, Stille und erholsamer Umgebung.

Das findet man natürlich nicht dort, wo der Massentourismus mit seinen Jumbojets landet. Aber man findet es im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Egal aus welcher Himmelsrichtung der Besucher die Gemeinde Trippstadt betritt, sein erstes Empfinden ist Wald. Ein wunderschönes großes Waldgebiet das schützenswert ist.

Landschaftsschutzgebiete und Naturparke sind für Erholungszwecke besonders reizvoll, Konflikte zwischen Naturschutzinteressen und Erholungsvorsorge sind deshalb oftmals vorprogrammiert, aber Tourismus und Naturschutz können auch positiv zusammenarbeiten. Denn die "Philosophie eines nachhaltigen Tourismus" ist es die Balance zwischen Mensch und Natur zu finden. Was bedeutet: Natur und Landschaft für Einheimische und Gäste erlebbar zu machen, dies zu verbinden mit einer Umwelt- und Naturverträglichen Landschaftsnutzung und Wirtschaftsentwicklung sowie der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer natürlichen Ressourcen vor Ort.

Durch eine nachhaltige Entwicklung unserer Landschaft, die Ökologie und Ökonomie gleichermaßen ihren Raum gibt, sichern und pflegen wir wertvolle Naturräume und Biotope und bewahren sie damit für die Zukunft unserer Kinder und Enkel, denn der Wald erfüllt viele Funktionen die unserer Gesellschaft zu gute kommt. Er reguliert den Wasserhaushalt und verbessert die Grundwasserqualität, er reinigt die Luft und erhält die Vielfalt unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten, kurzum er ist Rohstoffproduzent, Freizeitanlage und natürlicher Lebensraum in einem. Der Naturschutz soll die biologische Vielfalt aus Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und als Lebensgrundlage des Menschen erhalten. Dazu gehören neben der Artenvielfalt auch die Vielfalt der Lebensräume und die genetische Vielfalt innerhalb der Populationen einer Art. Hier beginnt die Zusammenarbeit von Naturschützern und Erholungssuchenden, denn die einen sind inzwischen auf die anderen angewiesen. Man nutzt die Natur und bewahrt sie gleichzeitig in dem die einen auf die Belange der anderen eingehen und Naturgenuss, Erholung und Naturschutz sich nicht beeinträchtigen.

Wir finden im Pfälzerwald immer wieder Gegenden und Plätze in der Landschaft die den Wanderer plötzlich und ohne Ankündigung überraschen. Nach einer langen Wanderung stehen wir plötzlich in einem Eichenhain und das Rauschen der Bäume erscheint uns wie eine Stimme die zur pfälzischen Landschaft gehört. Oder wir sind gerade aus dem Wald herausgetreten, und vor uns öffnet sich ein sonnenüberflutetes Tal mit leuchtenden Wiesen, blühenden Blumen und ein romantischer Bachlauf ladet uns zum Verweilen ein. Aus dem Dickicht vom Wiesenrand her dringt das zarte und süße Zwitschern von Vögeln und hoch am Himmel zieht der Bussard seine einsamen Kreise. Meistens sind es solche Erlebnisse die uns die Seele einer Landschaft nahe bringen.

Dann ist man gezwungen stehen zu bleiben, seinen Sinnen freien Lauf zu lassen, seine Gedanken zu unterbrechen und sich ganz der Wahrnehmung dieser betörenden Waldlandschaft hinzugeben. Die Wahrnehmung von unberührter Natur und Stille findet der Erholungssuchende im Pfälzerwald. Solche Momente kann der Wanderer hier immer wieder erleben, es sind Augenblicke in denen man sich der Präsenz der Landschaft öffnet. Jeder Naturraum besitzt seinen eigenen Zauber und die Gemeinschaften von Wildpflanzen, Bäumen und Tieren haben ihre eigene Art der Imagination die, während wir sie durchwandern, in uns zu wirken beginnt. Indem die äußere Natur auf uns einwirkt fühlen wir mit einem mal, dass wir unsere eigene innere Natur besser verstehen lernen. Wir treten in einen lebendigen Austausch mit der uns umgebenden Waldlandschaft und jene die sie bewusst wahrnehmen öffnen sich der Seele dieser Landschaft.
hukwa

Ein Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges

Wer im Spätherbst oder im Winter sich zu einem Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges aufmacht, wird von der romantischen Herbheit dieses Landstriches gewiss begeistert sein.
Hier, wo dunkel bewaldete Hügel den Horizont verstellen und zugleich eine Weite ahnen lassen, versinkt der Wanderer schnell in tiefe Gedanken. Selten, dass man auf diesem Weg jemandem begegnet. Was hier vorherrscht ist Stille.

„Nur wer in die Stille geht, kann sich selbst und der Welt wirklich begegnen“ schrieb einst ein großer Philosoph. Wir dürfen natürlich nicht mit dem Körper in den Wald gehen, „ohne mit dem Geist angekommen zu sein“.

Ist es nicht gerade die raue, karge Jahreszeit, der Spätherbst und der Winter, die oft für den Wanderer die ergiebigsten sind? Sie fordern seinen Geist und seine Phantasie heraus. Dass rauhes Wetter das Denken fördert ist in der Philosophie allgemein bekannt. Wenn Regen und Schnee die äußere Sicht einschränken, wendet der Blick sich nach innen. Und wenn auf den Feldern die Ernte eingebracht ist, fährt auch der ernsthafte Wanderer seine Ernte ein. Wer denkt der Wald wirke im Winter eintönig, der täuscht sich gewaltig. Gerade jetzt kann man die Phänomene der wandelbaren Natur besonders gut erkennen und viel Neues entdecken: Die wunderbaren Farbnuancen der flüchtigen Wolken am Abendhimmel, die Wirkung des Lichts das im Winter besonders sanft in die Baumkronen fällt. Das weiche und zarte Gezwitscher der Meisen, die Spuren von Vögeln und Wild im Schnee.

Wer genau hinschaut, wer sie beobachtet die Wunderwelt am Wegesrand, dem offenbart sich in der kalten Jahreszeit die Natur als eine „Sprache“ in der sich eine höhere Wirklichkeit offenbart. „Die Natur ist ein so riesiges und allumfassendes Wesen, dass wir ihr Antlitz nicht einmal ansatzweise erkennen können“, schrieb Henry David Thoreau. Nun, er musste es wissen, schließlich ist er der berühmteste Spaziergänger der Literaturgeschichte. „Um ein Wanderer zu sein, braucht man eine Berufung direkt vom Himmel. Man muss in die Familie der Spaziergänger hineingeboren werden. Ambulator nascitur, non fit – Spaziergänger kann man nicht werden – man ist es durch Geburt“, war seine Meinung.
Gerade hier, bei einem gemütlichen Spaziergang entlang des Philosophenweges kann in uns der Gedanke aufkeimen, dass die äußere Natur auch ein Weg sein kann die eigene wahre innere Natur wieder zu entdecken.
In der waldreichen Umgebung von Trippstadt finden Wanderer und Spaziergänger immer wieder jene kleinen Wunder der Natur die Fauna und Flora hier zu bieten haben. Schließlich ist die Natur weit mehr als nur eine Welt materieller Erscheinungen, für den berühmten amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson war sie: „die sprachliche Offenbarung des immateriellen Seinsgrundes der Allseele“.
Hier im winterlichen Pfälzerwald kann es passieren, dass der Wanderer sich plötzlich eingebunden fühlt in den Kreislauf der Natur, dass er mit einem Male jenes „Licht der Natur“ von dem der deutsche Philosoph Schelling so begeistert schrieb, in sich aufgehen spürt.

Der Spaziergänger wird auf jeden Fall viel mitnehmen von den winterlich-einsamen und romantischen Waldwegen des Pfälzerwaldes.

hukwa

Naturverbindungen

Bei meinen Wanderungen durch den heimischen Pfälzerwald, passiert es mir sehr oft, dass ich verwundert vor einer Pflanze, einem Baum oder einem Fels verharre und diese Teile der Schöpfung lange und sorgfältig betrachte. Während solcher Momente spüre ich besonders stark die Verbindungen zu den sichtbaren und unsichtbaren Kräften der mich umgebenden Natur. Ich verharre an einem Platz, betrachte eine wundersame Wurzelbildung und verschmelze für einen Moment ganz in der mich umgebenden Fülle der Naturerscheinungen. Ich nenne diese Momente das "Lesen im Schöpfungsalphabet". Erkennen und Erkenntnis, sind wie Physik und Metaphysik, das eine bedingt zwar das andere, dennoch benötige ich für Erkenntnis ein intuitives Wissen über das Sein. Während meines Verweilens vor diesen Geheimnissen der Schöpfung, ist es mir manchmal zumute, als hätte mich ein Bewusstseinsstrahl der alten Erdmutter getroffen und begleite nun meine Gedankengebilde auf meiner Wanderung. Erkennen und Erkenntnis ist nicht nur Wissen um den rationalen und mechanischen Ablauf der Schöpfungserscheinungen, sondern ist im Natursinn verstanden Ver – Bindung, Naturverbindung. Ich verbinde mich mit etwas! Ich verbinde mich mit der ätherischen Nabelschnur der alten Erdmutter, ich muss diese Schnurr nicht sehen, doch ich spüre sie. Dies nenne ich die Erfahrung von Naturerkenntnis, was gleichbedeutend ist mit Daseinserkenntnis. Es erscheint mir in solchen Momenten wie ein Urteilsempfang. Ich habe ein Urteil, eine Ur – Mitteilung empfangen, nun bin ich gerichtet eine gewisse Richtung zu gehen. Ich habe erkannt das in meinem Innern eine Bestimmung wurzelt. Eine Bestimmung die zu einer Zustimmung meines Seins, meines Daseins wird, zur Naturbestimmung, denn der Mensch ist Natur, er hat es nur vergessen. Denn der unbekannte Ort in uns ist die innere Natur. Ich lebe mein Leben als eine Reise von einem unbekannten Ort zum anderen Unbekannten. Dem Menschen ist eine gewisse Zeit auf erden vergönnt, er sollte diese zeit nicht oberflächlich zubringen. Denn das Leben ist eine Reise zum Unbekannten hin. Es ist gewiss ein Sinn unseres Daseins denn Geheimnisvollen Schleier des Daseins ein wenig zu öffnen. Ob wir uns in Gesellschaft befinden oder alleine sind, wenn wir tief in uns gehen, sind wir immer vom Gefühl ewiger Einsamkeit umgeben. Es ist einfach so, dass, solange in uns die Sehnsucht nach einer Welt jenseits der Relativität der Erfahrungen existiert, wir das Gefühl haben uns auf dem richtigen Pfad zu befinden. Alle Dinge die wir sehen sind aus dem kosmischen Urgrund hervorgegangen und durch jedes von ihnen können wir einen Blick in diesen Urgrund werfen. Jeder Fels und Baum vor dem ich verharre auf meinen Wanderungen widerspiegelt diesen kosmischen Urgrund. Ist somit eine Rückkehr zur Urnatur. Rückkehr zur Natur bedeutet ja nicht eine Rückkehr in primitive Verhältnisse, es bedeutet in erster Linie eine Rückkehr zu unserer inneren Natur, die letztendlich identisch ist mit unserer äußeren Natur und mit unserem Selbst. Sie bedeutet die Entfernung von der Zweckbestimmtheit unserer routinierten, oberflächlichen Handlungen die wir täglich vollziehen. Ein in sich selbst gehen und ein aus dem Selbst herausgeführtes Leben, gilt es zu führen. In uns gibt es etwas, das mehr als unser irdisches Denken umfasst, etwas das über dem sittlich und intellektuellem Anerzogenen aufbaut. Diesem "Umfassendem" gilt es sich zu nähern. Karl Jaspers prägte den Begriff des "Umgreifenden", was für ihn das Übergegenständliche, aller Erfassbarkeiten Überlegene der Welt darstellt. Das "Umfassende" geht noch einen metaphysischen Schritt weiter, denn es bezeichnet eine Grundsituation auf die wir über philosophisches Denken stoßen, etwas das unser ganzes Leben um – fasst, das kosmische Selbst. Eine Rückkehr zu unserer inneren Natur ist daher eine Rückkehr zu unserem kosmischen Selbst. Am nächsten bin ich ihm im Moment des "Verschmelzens mit meiner Umgebung", wenn ich mit ihr eine Ver – Bindung eingehe.

hukwa

Mittwoch, 23. November 2011

Wir wollen uns den Tag vergolden

Heute war ich unterwegs auf einem meiner heimischen Spaziergängen durch den Pfälzerwald. Einmal am Tag wandere ich so durch die Wälder und zücke dann Papier und Stift wenn mir gerade ein Vers in den Sinn kommt. Seit Tagen scheint eine meditative Novembersonne und man könnte fast meinen es sei immer noch Oktober. Das gefärbte Herbstlaub schenkt jenes Gefühl des ewigen Stirb und Werde der Natur wie man es eben nur im Herbst empfinden kann. Unter einer mächtigen Birke ließ ich mich nieder, ein Hexenring von Fliegenpilzen lud mich ein hier zu rasten. Theodor Storms Oktoberlied ging mir durch die Sinnen während ich hier Rast hielt.
Der Nebel steigt es fällt das Laub
schenk ein den Wein den holden
wir wollen uns den grauen Tag
vergolden ja vergolden.

Solche Momente sind die Würze einer Wanderung. Der Moment wo man plötzlich etwas ganz nahe ist, einem Vers oder einem Bild das in uns auftaucht und das man mit einem Mal in seiner ganzen Einmaligkeit versteht.
hukwa

Dienstag, 22. November 2011

Im Träumergarten

Tief in mir drinnen
wo wie in einem Labyrinth
die Träume ruhen
und Ungesagtes
ausgesprochen wird
wo noch einmal
die Kindheit
durchlebt und durchlitten wird
dort wie in dunkler Zwiesprache
die Wirklichkeit erlitten wird
und Zukunft und Vergangenheit
auf ewig sich zusammen schließt
Tief in mir drinnen
wo wie in einem Labyrinth
das Leben sprießt
mein Kinderherz die Vergangenheit grüßt
wo ich vor den Wundern nicht die
Augen verschließe
Tief in mir drinnen im
Träumergarten.
hukwa

Sonntag, 20. November 2011

Mitbringsel aus dem Wald

Baum
Zeuge aus besseren Tagen
Mahnmal des Augenblicks
Verbinden sich deine Lebenslinien
Mit dem Geäder der Zeit
Weisend
Auf die Unberechenbarkeit der gegenwart.
hukwa

Winterwald
Verzaubert
der Wald
Raureif bannt
Baum und Strauch
manchmal ein einsamer klagender Vogellaut
zwischen gefrorener Stille und Ahnung
das Eingehen in die Welten
das Geräusch von knisterndem Holz unterm Schuh erinnert an
archaisches.
hukwa

Waldeinsamkeit
Der Schlag mit der Axt in
gefrorenes Holz
weckt den Wald
das Echo verrollt im Tal
eine Waldtaube flattert klatschend auf
zwischen Axthieb Echo und Flügelschlag
bin ich Eins mit der
Seele des Waldes.
hukwa

Waldmonat
In den Wintermonaten
fühlt man sich hier im Tal
wie in einem Kokon
in den Nächten erwacht man vom Schrei des Dachses
am frühen Morgen
durchkreuzt der letzte Ruf des Waldkauz die Gedanken.
hukwa

Samstag, 19. November 2011

Waldeinwärts

Huflattisch begleitet mich stille
Sonne spendet aus Bäumen ihre Fülle
entlang meiner Wanderwege
Hier im Wald sind alle Wunder wach
die meiner Jugendtraum erdacht.

Waldeinwärts meine Beine gehn
Bin ganz beklommen vom vielen Sehen
Ogrüne Flur o Wälder glühen
wie oft lief ich in dich hinein
als kleiner Junge und als Mann.

Die Jahre zogen rasch vorbei
verloren die Jugend doch der Wald ist mein
so viele gingen schon Heim
doch hier bei dir schau ich sie oft
die alte Geisterschaft.


Als Knabe weilt ich schon bei dir
die erste Liebe fand ich hier
wenn ich der Welt mal überdrüssig bin
bei dir ich meinen Frieden find
denn meine Seele ist durch dich Gestimmt.

Vom Wald Gestimmt ziehts mich hinaus
durch Dickicht Flur durch Busch und Kraut
im Wald allein bin ich daheim
die großen Städte sind mir eine Pein
Nur in den Wald gehör ich hinein.

Es zieht mich in den Wald hinein
Weil Gottes Atem dort waltet so rein
durch Fichtendickicht will ich wandern
und unter Eichen möchte ich rasten
auf keinen Fall will ich durchs Leben hasten.

Denn Wald kenn ich von Anfang an
er ist mein Freund und mir nie Gram
im Wald allein bin ich daheim
hier löst sich alle Seelenpein.
hukwa


wenn ich die welt dann überdrüßig bin

Freitag, 18. November 2011

Wanderdichter

Nächtliche Seele
von Dämonen gejagt
Einsamer einzelgehender
Wanderer
an der
Peripherie
deiner Zeit
Gehend zwischen Zartheit und Ironie
zwischen
Gefühl und Zahl
zwischen
Gemüt und Gedanken
bist du
Wanderer durch unbekannte
Materie.
hukwa

Donnerstag, 17. November 2011

Letzter Falter im Herbst

Wanderer
zwischen den Welten
Geboren aus blauer Nacht und goldenem Regenbogen
ein Mantel
Gewoben
aus Sonnenschein
die Flügel von Elfen bemalt
Falterleben Menschenleben
ein kurzes farbenprächtiges Fest
O Wunder
Leben einem Wurm entblüht
des bunten Sommers letztes Lied
entschwebst du wie ein Märchenprinz
hinter das Antlitz der
graniternen Sphinx.
hukwa

Mittwoch, 16. November 2011

Waldunke

Unke
rief die ganze Nacht
hat mich um den Schlaf gebracht
Unke
Wunderschöne
des gehörnten Pans
Familaris
Unke unterm
Wurzelstumpf
liebst die Moose und den Sumpf
lauerst bei den dunklen Wassern
Unke
Weisheitskröte
Nacht ist deine Seele
Gottschwarz dein Revier
Unke
Wunderschöne
wenn dur rufst
komm ich zu dir.
hukwa

Dienstag, 15. November 2011

Sternenwanderer

Venus
In dem Kreis der Himmelslichter
Stehst du in der Götterbahn
Schickst du Harmonie und Frieden
Fackelst du den Morgen an
Weise Taube dein Symbol
Eros deine Tochter
Das Kind der Liebe ist es wohl
Gezeugt aus zwei entgeggesetzten Polen
Hagiel deine Intelligenz
Ketmet dein Geist
Damit lenkst du Harmonie und Schönheit
Hohepriesterin der Kunst
Asmodel dein Engel herrscht
Wenn du blinkst im Morgenlicht
Bist du jene astrale Substanz
Die dem Menschen Formen schenkt.
hukwa

Montag, 14. November 2011

Eine Nachtwanderung

MIch laufe hinein in den Wald. Ein kalter Novemberabend mit Nebel versinkt langsam und weicht der Nacht. Vom Boden steigt feuchte Luft empor und die ersten Sterne zeigen sich am Himmel. Das Mondlicht reicht nicht aus den Weg zu erkennen so folge ich dem Strahl meiner Taschenlampe, die mich immer tiefer in den Wald lockt. Die halbverfaulte Brücke die über den Waldbach führt knarrt unter meinen Füßen, eine Wildente fliegt erschreckt auf, ich höre wie sie sich in einiger Entfernung wieder niederlässt. Ich bin beruhigt den ich wollte nicht ihren Nachtschlaf stören. aus einiger entfernung lockt der Waldkauz und plötzlich bricht ein Reh durchs Unterholz. Ich laufe weiter in den Wald hinein, spüre die Seele des Waldes die hier überall atmet. Nach etwa einer Stunde bin ich auf dem Berggipfel angekommen. Eine tiefe nächtliche Waldstille umgibt mich hier als existiere außer mir kein anderes Wesen. Selbst der Wald scheint tief zu schlafen. Ich lass mich auf einem Baumstumpf nieder und gebe mich ganz der Stimmung dieser Landschaft hin. Mir ist zumute als würde ich die Welt anhalten. Ich fühle mich ausserhalb der Zeit und gefangen in meiner Eigenzeit.
hukwa

Sonntag, 13. November 2011

Wanderer in der Nacht

Im Wald fühl ich mich geborgen
zu jeder Tageszeit
besonders jedoch
zur Mitternächtlichen Stund.

Keiner stört das Waldesschweigen
wenn die diamantenen Sterne
sich wie
Flammen über ihn neigen.

Wanderer bin ich in den Wäldern
Nachtdurchtränkt sind meine Pfade
und in meine Träume dringt
silbernes Vollmondgeflimmer.
hukwa

Still ist die Welt des Wanderers

Still ist die Welt des Wanderers
Der Tag ist in die Nacht gesunken
Nacht ist das Land der Schweigsamkeit und
Seeleneinsamkeit
Wo der Wanderer neue Wege erkundet
Man denkt die Welt vom Schlaf umfangen
Und doch ist nur ein anderes geheimnisvolles Leben um dich
Du ahnst es nur nicht.
hukwa

Samstag, 12. November 2011

Wotan der Wanderer

Hängend am stürmischen Baume
Rang ich in den Nächten
Mit riesichen Mächten
Ohnmächtig zwischen den Zeiten
Harrend meines göttlichen Anspruchs
Stürz ich in tiefste Nacht
Neun Nächte hing ich
Mit Lied Runen band ich
Die tödliche Macht
Ich bin der Gestaltende
Wotan der Waltende
Odin der Erkennende
Der alles Benennende
Der ewig Handelnde
Der Alles Verwandelnde
Alles umfassende Geist
Und nach neun Nächten
Am stürmischen Baume
Bin ich der Andere
Ewig Vertauschte
Immer Berauschte
Odin der Wandelnde
Bin ich der Alte
Immer der Gleiche
Ewig entweichende
Niemals Erreichte
Dunkele Gott
Ich bin der Verfluchte
Immer Gesuchte
Neunmal gehangene
Dunkle Gott
Wenn in den Nächten
Die Seele erbebt
Bin ich der Waltende
Ewig Gestaltende
Immer bewahrende
Dunkele Gott.
hukwa

Wanderung in den Morgen

Morgen
erscheinst du mir wie gehauener Stein
eiskalter Kristall
bist du Künder von Neuem
dein Dämmern ist der
Seele wärmender Mantel
Morgen
mit graniteren Antlitz
durchwebst du mein Sein
in dich hienein laufend
ist wirkliches Tun
übergießt du für einige Stunden
den Tag mit überfrischender Fülle
Morgen
Bruder des Regenbogens
Muse des Wanderers
bist du Augenblick
der Zukünftiges und Vergangenes zusammenhält.
hukwa

Freitag, 11. November 2011

Novembermond

Noch einmal seh ich hinaus
ehe ich die Türe schließe
sieh wie über Baum und Haus
der weiße Vollmond fließt
die Bäume stehn fast silbern
gespenstisch anzusehn
die Birke im Garten rauscht
erscheint mir heut fast Grau
ein Kauz lockt aus der Ferne
kalt blinken am Himmel die Sterne
ich bin wohl schon im Traum
die Nacht vergeht sehr leise
noch lange liege ich wach
vom weißen Vollmond bewacht.
hukwa

Donnerstag, 10. November 2011

Finsterbrunnertal Brunnen

Tisch aus Stein
Vermooste Holzbank
Der Brunnen singt wie in Versen Eichendorffs
Kristalklar das Wasser
Versteckt die Quelle
Hinter Brombeergerank
Jetzt könnte der Reisewagen aus dem Taugenichts vorfahren
Magelone ihm entsteigen
Ein Rotkehlchen trinkt an der Wassersohle
Baumläufer klettert an gebrochender Fichte
Novembermorgen im Finsterbrunnertal.
hukwa

Die stillen Waldteiche

Ich mag die stillen Waldteiche
die dunklen
von Pappeln und Weiden umsäumten
ich mag die dunklen Teiche in Vollmondnächten
wenn der Kauz lockt
und der gleitende Flug der Fledermäuse
das Wunder der Seele erahnen lässt
Fern vom Getöse dieser Zeit
such ich die stillen Waldteiche
die von Pappeln und Weiden umsäumten
hier wo ich dem Mondlicht so nahe bin
spür ich meiner Seele erbeben.
hukwa

Mittwoch, 9. November 2011

Oberon im Pfälzerwald

Durch den dusteren Wald
trägt das Horn den Ton
durch die dichten Fichtenwipfeln
seh ich flink Oberon schlüpfen
dunkler Widerhall
goldenes Horn erkling
Erinnerung die vor Wehmut flieht
Herz bleibt unversehrt
Zauber oder Traum
Tröstung leichter Art
nennt es Geisterspuk
oder auch verrückt
was für euch versank
ewig ist verblasst
mir wirds offenbar
in dem dusteren Wald
wo Oberons Horn erschallt.
hukwa

Gefällte Bäume- Erfahrung während einer Wanderung

Gefällte Bäume
Der Himmel spannt sein blaues Zelt
durch den Kiefernwald zieht Harzgeruch
frisch gefällte Bäume
Rindenlos
liegen sie da
jeder Jahresring erzählt seine eigene Geschichte
von Schneebruch
Stürmen
Sommerhitze
Vogelhochzeit
gerade gewachsene Stämme
krumme Jahresringe
Wege die das Leben schrieb
ich setze mich zu ihnen
Schweige mit ihnen
die sich aus dem vollen Leben verabschieden.
hukwa

Spontaner Spaziergang

Ich gehe Wandern
ganz Spontan
versuche eins zu sein
mit Vogel Baum Stein und Strauch
oft sitze ich mit verschränkten Beinen
lange unter einem Baum
ich lebe wie der Reiher hier im Tal
am Abend bewundere ich das Mondlicht
am Morgen die Sonne
Gedichte schreiben ist wie die Arbeit des Mistkäfers
gelebte Poesie.
hukwa

Dienstag, 8. November 2011

Märchen aus der Trippstadter Landschaft

Das Ritterfräulein und der junge Schäfer

Vor langer Zeit lebte auf der Burg Wilenstein ein schönes Burgfräulein. Eines Tages erschien dort der Schäfer vom Aschbacherhof mit seinen Schafen unterhalb der Burg. Er war ein hübscher junger Mann und nach seinen Manieren zu urteilen konnte er nicht immer ein Schäfer gewesen sein. Das junge Fräulein fand eines Tages den Schäfer schlafend bei seiner Herde vor. Als er erwachte und die Jungfrau erblickte, verliebten sich beide ineinander. Von nun an sahen sie sich jeden Tag. Hier im tiefen Pfälzerwald sah ihnen niemand beim Liebesspiele zu. Auf der Burg aber wies die Schöne alle Freier ab, ohne ihrem Vater den wahren Grund zu nennen. Dieser wollte sie mit dem reichen Ritter Siegbert vermählen. Nach dem Verspruchsfest im Herbst ritt der Ritter wieder zu seiner Burg zurück, im nächsten Frühjahr sollte die Hochzeit stattfinden.

Das Fräulein durfte von nun an den Schäfer nicht mehr sehen. Jeden Abend ertönte der Klang der Hirtenflöte vom Tal hoch hinauf auf die Burg, so dass sie es hören konnte. Als es langsam in den Winter hineinging, vertönte auch der Klang der Hirtenflöte. Die Braut suchte nach einem Vorwand, den Geliebten wieder sehen zu dürfen. Sie bat ihren Vater zu dem im Karlstal hausenden mönchischen Klausner zur Beichte gehen zu dürfen. Auf ihrem Gang dorthin schritt sie über die Wiesen, über die sie im Sommer zu zweien geschritten waren, auf der Suche nach dem Geliebten. Sie traf die Herde aber mit einem anderen Schäfer. Von ihm erfuhr sie, dass sein Vorgänger nicht mehr am Leben sei, denn vor Gram sei ihm das Herz gebrochen. Unglücklich lief das Fräulein zum Klausner um bei ihm Trost zu suchen. Dieser hörte ihr zu und weinte mit ihr. Auf dem Heimweg aber ertrank das Fräulein von Flersheim im Mühlenweiher. Der Vater erfuhr nun die ganze Liebesgeschichte seiner Tochter vom Klausner. Er ließ im Tal des Aschbachs eine Kirche erbauen zum Gedächtnis der beiden Liebenden. Tochter und Schäfer wurden in der Kirche zu Aschbach begraben. In einem Stein am Turm ließ er zum Andenken an beide eine Flöte und einen Hirtenstab einmeißeln. Die Kirche am Aschbacherhof ist lang schon zerfallen, doch der Turm steht noch und Hirtenstab und Flöte kann man heute noch dort bewundern. Doch auch im Karlstal bei Trippstadt findet sich bei der alten Höhle des Klausners eine Inschrift auf der wir lesen können:


dies kreitz bekundt vom wilenstein

dem burgherr welgott gnad verleihn

um seines töchterleins fruen tod

hie in der flut auss selennot.

zu aschbach izund gleich im grab

ruth rittersbraut bei hirtenknab.

der klausner wollt es gar verhüten

hätt bass gefruchtet sein fürbitten.

die büsser wandrer gott befehl

gleichsonst all ellendt, pilgersel.


Des Johannis Kreuz – Eine Sage um Johanniskreuz

Der Ritter Reinhard III. von Hohenecken war nicht nur ein reicher, sondern auch ein sehr mächtiger Mann. Ausgestattet mit dem Titel eines Reichschultheiß verwaltete er die Kaiserburg zu Lautern und die Reichsodien auf dem Trifels. Er besaß das Wegerecht an den wichtigsten Straßen die die damalige Pfalz durchzogen. Da die Zeiten recht unsicher waren und sich allerlei Raubgesindel umhertrieb, traute man sich gerne dem Schutze seines Trosses an und zahlte ohne Murren das Weggeld.

Als mächtiger Mann der er war, wusste er wohl um seine wichtige Stellung und war daher nicht zimperlich, wenn es darum ging etwas durchzusetzen. So ließ er an der Grenze seiner Wälder Steine setzen und sein Wappen hinein meißeln. Dort, wo die alte Hochstraße durch den Pfälzerwald führt und sich mit vielen anderen Wegen kreuzte, wo fremder Besitz an seinen heranreichte, ließ er ein Kreuz errichten mit seinem Wappen darin. Von einem Steinhauer aus Lautern ließ er dieses fertigen und von dort aus den weiten und langen Weg zu jener Stelle bringen die heute Johanniskreuz heißt. Er war selbst dabei als das Kreuz dort errichtet wurde.

Irgendwann kam sein Nachbar Johannes von Willenstein an dem neu errichteten Kreuz vorbei und war sehr verärgert über die Handlung des Ritters Reinhard. Er gab den Auftrag aus dem harten Buntsandstein des Pfälzerwaldes ein noch größeres Kreuz anzufertigen. In der Mitte von diesem Kreuz und auf jedem Querarm ließ er sein Wappen hineinschlagen. Er ließ dieses Kreuz ebenfalls dort anbringen. Die Menschen die an dieser Stelle vorbeikamen, trieben ihren Spott darüber, wenn sie sagten: "Schau des Johanniskreuz"! Mit der Zeit entstanden auf der Waldlichtung kleine Katen, Gehöfte und Rasthäuser und es dauerte nicht lange da nannte man diese kleine Siedlung Johannis Kreuz.

Die Schätze zu Wilenstein

Bei der Burgruine Wilenstein im Karlstal bei Trippstadt zeigt sich manchmal den dort spielenden Kindern eine Schlangenkönigin mit einer wunderschönen gol-denen Krone auf ihrem Haupte. Es heißt, in den unterirdischen verschütteten Gewölben der uralten Burg, steht eine vermoderte Kiste in der wertvolle Schätze aufbewahrt sind.

Ein Hund mit feurig glühenden Augen sitzt auf der Truhe und hält den Schlüssel in seinem Rachen. Ein Knecht vom nahen Willensteinerhof unternahm einmal den Versuch die Schätze zu heben. Aber vor lauter Angst vor der Bestie flüchtete er und betrat die Burgruine nie wieder.

Manchmal lässt sich in Vollmondnächten statt des Hundes auch ein schwarzer Mann in den uralten Ruinen sehen. Die seit vielen Jahrhunderten verschütteten Kellergewölbe sollen auch einen besonders kostbaren Wein bergen, der in seiner eigenen Haut liegt.


hukwa

Wandern mit dem Geisterheer

Herbsttag
stiller Gefährte
über Stoppelfelder laufend
aufnehmend
den stillen Gefährten herbst
stoische Krähen in laublosen Ästen
Nebel aufsteigend
schmal und fahl
darinnen fein wie Spinnweben
kalter November Regen
peitscht über das Feld
wie ein Pfeil im Nebel
alles scheint leer und ist dennoch
erfüllt mit Leben
ich zähl meiner Schritte
unendliches Meer
mir ist als bewege sich neben mir
im dusteren Nebel
ein Geisterheer.
hukwa

Waldspaziergang

Der Wald lädt ein, großzügig zu sein
Gehn wir hinein und lassen den Krämmergeist daheim
Gehoben wie die Baumeswipfel
Schlägt in uns ein Klang ein kräftiger Gesang
Weit und Frei durch den Wald zu gehen
Mitten durch die grüne Pracht
Durch stilles unberührtes Land
Stehen Baum und Strauch so ruhig da
Voll Frieden
Dem Wesen der Ewigkeit so nah
Wie friedlich ist die Erde hier
Herrlich das Funkeln und Blühn
Hier im Walde ruht sichs gut
Selbst der Himmel ist ganz nah
O grenzenloser großer Raum
Wir stehen wie verzaubert da.
hukwa

Wanderung zur Dämmerstunde

Weg
bewachsen mit Schlehen und Moosen
Holunder und Nessel
Farngeruch
Versteckt bei einem hohen Hang
im dichten Fichtengezelt
steht im feuchten Schauern
die alte Waldbank
von tiefen Schweigen umgeben
wie dunkelndes Kristall
von Schneckenspuren silbern überwoben
uralter Sandstein
am bergeshang
Nackte Buchen erscheinen wie glatte fleischige Leiber
samtbeflaumt wie ein Vogelnest
das flockige Weideröschen
Fledermaus Flug kündet
bald kehrt die Nacht
Es ist als ob die Erde Trunken macht
Tausend Dämmerungswanderungen
keiner war vergebens
schallt es mir entgegen
aus fallendem Blätterregen.
hukwa

Montag, 7. November 2011

Abend im Trippstadter Schlosspark

Das dürre Laub der Felsenbirne
streift mein Gesicht
wenn ich durch den herbstlichen Park streiche
sehe ich die kühle weiße Birke
sie sinkt in sich
gemahnt mich
an die Unendlichkeit des raumes
So sehe ich mein Leben klein
hier
im Schlosspark zu Trippstadt
plötzlich winzig im Äther schwebend
und die Dinge um mich werden weit
Gräser Busch und Bäume
mehr als Träume
Schäfte Zeige Baumeskronen
Gezwitscher lässt ahnen
Vögel die darinnen wohnen
alle verströmen im Ich
Ich hör es Rauschen
im Herbstlaub saussen
wach wandern die Sinne
die Dinge Verrinnen
und Schleier vermummen nicht mehr
den Blick zum Bewusstseinsmeer
das ist wahres Wandern
in der Ganzheit des Andern.
hukwa

Wenn man täglich in den Wäldern ist

Wenn man täglich in den Wäldern unterwegs ist bekommt man zu der Natur einen intensiveren Bezug als Menschen die nur an den Wochenenden die Natur aufsuchen können. Man sollte sich jedoch auch über die Woche immer wieder einmal den Luxus des "Abschaltens" gönnen. Am besten im Sinne von Henry David Thoreau der schrieb: "Bei meinen Nachmittagsspaziergängen möchte ich meine morgendlichen Beschäftigungen und meine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft vergessen." Wirkliches Wandern ist eben eine Lebensphilosophie. Wenn wir wandern wollen wir uns frei fühlen, wir möchten den Zweckbestimmungen die unser Leben meist negativ einengen entfliehen. Indem wir zu einer Wanderung aufbrechen haben wir schon eine neue Dimension vor Augen, uns für einige Zeit mit der Natur zu verbinden. Den richtiges Wandern ist auch immer ein Sich-Selbst-Finden.
hukwa

Freitag, 4. November 2011

Waldpfad bei der Ruine Wilenstein

Es scheint als schweigt der Wald in tiefer Trauer
Waldeinsamkeit umhüllt die alte Burg
Im Dickicht am Bergeshang knisterts
Als lief etwas durch das Gebüsch
Als hielten zur Mittagsstunde
Die Götter hier Gericht.

Ein dusterer Pfad führt zu den alten Mauern
Durch Fichtengrün führt uns der alte Pfad
Dann endlich an der Burg angekommen
Spürt man in sich ein Gefühl
Als sei man einem Schatten entronnen.
hukwa

Donnerstag, 3. November 2011

Wanderung in den Märchenwald

Komm
in meinen Wald
in meinen nebligen Märchenwald
wo unter Tannen und Fichten
auf Moosen zwischen Farnen
in Holunderbüschen
die Zwerge das Leid des Erdkreislauf singen.

Komm
in meinen Wald
in meinen nebligen Märchenwald
dort werden wir im dunklen Licht der Tannen
von den Spinnetzen den Tau auffangen
Kommt kommt
in den mystischen Märchenwald
dort wo der Holunder die uralten Weisheiten summt.

Komm
in meinen Wald
wo unter vermoosten Steinen
die alten Sagen lauern und
der Häher
der Schatzkundige
Eicheln versteckt
komm in meinen Wald
in meinen nebligen Märchenwald
dort lege ich euch aus Buchenhölzern Runen
dort lesen wir Gedichte
aus dem Buche der Natur.
hukwa

Mittwoch, 2. November 2011

Wanderung in die Kindheit

Wie zwischen Moosen und Farnen geboren
wie vom Lied des Dompfaffs getragen
aus dem Murmeln der Buchen und Eichen
steigts wie Nebel aus Waldesschluchten
auf zum Vollmond mein einsames Lied.

Wenn der erste Stern schon erbleicht
und die Strophe der Nachtigall leicht
noch vorm ersten Lichte verborgen
wird es in die Welt getragen
wie der Waldunke Rufen und Klagen.

Wie die Weide harrt am Moor
ganz in Traum und Raum vergessen
tue ich hier im Wald ermessen
die Stimme die ich einstmals war.
hukwa

Der Wanderer

Alles sei dir verliehen
Geld Eigentum Macht
doch wie die Wolken dort oben ziehen
zieht vorrüber die materielle Pracht
kaum hast du dich selbst erkannt
bist du verändert und alt
halte nicht fest an der Macht
Gier nicht nach Eigentum
verfalle nicht dem Geld
zum wirklichen Wandern im Leben
brauchst du nur Schuh und innere Ruh
werde endlich wach
das einfache Werk sei dann vollbracht
und du bist
von der Raupe zum Schmetterling erwacht.
hukwa