Dienstag, 24. Dezember 2019

Der Werksfuhrmann der Firma Gienanth im Karlstal

Vor einigen Tagen konnte ich einmal wieder im Archiv von Herrn Geißenbauer stöbern und wurde alsbald auch fündig. Unter anderem fand ich einige Dokumente über Trippstadt und das Erzbergwerk im Kaiserslauterer Reichswald.
Nach dem Bau des Blechwalzwerkes bestand das Eisenhüttenwerk Trippstadt aus fünf voneinander entfernt liegenden Produktionsstätten. Die Versorgung der einzelnen Hämmer und des Blechwalzwerkes mit Masseln bzw. mit Blechstäben wurde von Werksfuhrleuten durchgeführt.
Einer dieser Werksfuhrleute war Johannes Wagner, aus der Siedlung im Reichswald (Erzhütten-KL) sein Accord fand ich ebenfalls im Archiv Geißenbauer. Aus diesem geht hervor, dasss die Versorgung der einzelnen Betriebe nach einem genauen Wochenplan ablief. Samstags, montags und dienstags wurden die Masseln an die Großhämmer geliefert, so dass an einem Tag zwei Fuhren je Hammer geliefert wurden. An den Nachmittagen wurde Rückfracht mitgenommen. Mittwochs und donnerstags belieferte der Werksfuhrmann das Blechwalzwerk mit Blechstäben. Freitags wurde das Schneidwerk beliefert.
Im Vertrag von 1827 ist der Werksfuhrmann noch angehalten, Aushilfsarbeiten in der Schmelz und im Blechwerk zu leisten. 1828 entfällt diese Zusatzarbeit bereits. In diesem Jahr erhält der Fuhrmann ein Jahresgehalt von 750 fl in das die Unterhaltung von zwei Pferden eingeschlossen ist. In der Folgezeit wird die Lohnhöhe nach der Gesamtproduktion an Schmiedeeisen pro Jahr bemessen. So basiert der Lohn von 750 fl. Auf einer Jahresproduktion von 13 000 Zentnern Schmiedeeisen. Bei Ansteigen der Produktion auf über 15 000 Zentnern Schmiedeeisen erhöht sich der Lohn auf 800 fl, bei 20 000 Zentnern und mehr, wie es in den Jahren 1840 – 1849 der Fall war, auf 900 fl. Im Zuge der allgemeinen Lohnkürzungen und Produktionseinschränkung in den Jahren 1849 und 1850 wird der Werksfuhrmann auf die Lohnhöhe des Jahres 1828 zurückgesetzt: statt 900fl erhält er nur noch 750 fl.

Lit.Hinweis:
FWA/Gienanth/Trippstadt.
Heimatgeschichtliches Archiv: T. Geißenbauer. 

hukwa


Dienstag, 15. Oktober 2019

Mondnacht Spaziergang

Der Mond schimmert durch die Zweige
ein leises Flüstern weht durchs welke Laub
der Weiher ruht
an seinem Ufer in der alten Weide
das Käuzschen ruft
ein einzelner Frosch quakt wie in Trauer
die Seele erschauert.
hukwa

Freitag, 20. September 2019

Herbstgeist Haiku

Der Septembermond
erzählt die Geschichte
des Herbstgeistes.
hukwa

Mittwoch, 18. September 2019

Herbstmorgen

Stille des Herbstmorgen
nur beim Knöterich
Summen die Wildbienen.
hukwa

Sonntag, 15. September 2019

Herbsthaiku

Nach dem Morgenspaziergang
ein gelbes Blatt in meinem Haar
nahender Herbst.
hukwa

Samstag, 14. September 2019

Naturbetrachtung

"Beim Betrachten der Natur
werden die Gefühle geboren".
Japanisches Sprichwort.

Freitag, 13. September 2019

Bäume

Bäume sind viel mehr, als nur eine Ansammlung von Hölzern.
Bäume und der Wald insgesamt, können ein Gleichnis sein, für das Zusammenleben von uns Menschen.
Aber Bäume sind auch Mahner in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft, denn sie stehen außerhalb unserer Alltagshektik.
Wir sollten öfters mal innehalten und das Schöpfungswerk der Natur wieder bewusster betrachten.
Bäume können uns Kraft und Hoffnung geben unseren inneren Einklang wieder zu finden.
hukwa

Samstag, 31. August 2019

Kein menschliches Gift dringt in mich ein

Ich liebe die düsteren Herbsttage
die nun bald nahen
wenn über mir Wildgänse ziehen
in die Wälder kehrt dann Stille ein 
das Schöpfungsalphabet erscheint nun wie ein Gebet
ich entziffere der Wildgänse Flug
lausche tief in mich hinein
fühle mich rein
kein menschliches Gift dringt in mich ein.
hukwa

Sonntag, 11. August 2019

Schimmer des Altweibersommers

Die Mauersegler sind schon ende Juli in den Süden gezogen. Jetzt sammeln sich die Schwalben auf den Überlandleitungen, bald werden auch sie ziehen. Auch der Kuckuck geht nun auf Reise. Manchmal liegt nun am frühen Morgen schon ein Schimmer des Altweibersommers über der Landschaft. Ein ahnen spürt man nun dass der Herbst nicht mehr so weit entfernt ist.
hukwa

Sonntag, 4. August 2019

Zeit wohin fließest du

Nimm das gefärbte Blatt der Buche
lege eine Feder des Dompfaffs dazu
schau zur uralten Reiher Heerstrasse
Hieroglyphen von Weissagung und Mythologie
Zeit wohin fließest du
Lausche dem Scharren der Amsel im Laube
schickt der Waldwog Nebel zu dir
lese die Krähenschrift unter den Wolken
zeit wohin fließest du.
hukwa

Sonntag, 21. Juli 2019

Atem der Wälder

In den Wäldern ist es jetzt still
das Schweigen der Bäume
ist ihre Sprache
gefällte Stämme am Wegesrand
wie ein aufgeschlagenes Buch
die Jahresringe
Chronik des Waldes
vom Morgennebel umwölkt
im gelben Kraut
die Unke
von fern her dringt der Ruf des Habicht
es lauscht der Fels
dem Atmen des Waldes.
hukwa

Sonntag, 7. Juli 2019

Sommerhaiku

Im Schattengarten
die blühende Winde
Spiegelbild des Universums.
hukwa

Sonntag, 30. Juni 2019

Allverbundenheit

Um der Natur und ihren Wesen authentisch zu begegnen bedarf es des Schweigens und der Stille. Die Wälder mögen keinen Lärm und keine Hektik. Die Uhr der Natur tickt anders als die Uhren des gewöhnlichen Alltags. In der Abgeschiedenheit der Wälder sammelt man die wirklichen Reichtümer. Hier beginnt die Wiederverzauberung mit der Natur. Es ist die Freude an der Schöpfung die uns hier erwartet. Eine Allverbundenheit mit Natur und Kosmos in die wir eintreten wie in ein Heiligtum.
hukwa

Donnerstag, 20. Juni 2019

Ein Streben

Das Leben sollte man nicht mit Oberflächlichkeiten zubringen. Es sollte ein Streben nach etwas Höherem sein. Wenn wir dieses Höhere auch nicht immer erreichen, allein die Sehnsucht danach macht das Leben sinnvoller.
hukwa

Mittwoch, 12. Juni 2019

Was dieser Baum uns schenkt

Wenn ein Baum wie diese Buche im Licht photosynthetisch aktiv wird, gibt er etwa genau soviel Sauerstoff an die Atmossphäre ab, wie er Kohlendioxid aus dem Luftraum zur Bindung in organischen Molekülen aufnimmt. Schon ein einziger Laubbaum von etwa 25m Höhe setzt an einem Tag ungefähr 7000 l Sauerstoff frei, dies ergibt soviel sauerstoffreiche Atemluft um den Tagesbedarf von über 50 Menschen sicherzustellen. Wenn man solche Zahlen auf ein größeres Waldstück in Dorf- oder Stadtnähe umrechnet, dann zeigt sich wie unentbehrlich Bäume für Dörfer und Städte sind. 

Buche vor der kath. Kirche Trippstadt - Foto©UteKnieriemen-wagner
 
Eine weitere landschaftsökologisch wichtige Wirkung von Baumgruppen in Orts- und Stadtnähe ist der „Immissionsschutz“ von Bäumen. Bäume sind äußerst wichtige Staubfilter, in ihrem dichten Laubwerk wird die Windgeschwindigkeit um mehr als die Hälfte herabgesetzt. Dadurch können sich die mit der Luft herangeführten Staubteilchen absetzen. Ein Hektar Laubwald kann jährlich über 50 Tonnen Staub binden. Die auf den Blättern abgesetzte Staubteilchen werden vom nächsten Regen abgewaschen, gelangen auf den Boden und tragen dort zur Humusbildung bei. Regenwasser säubert das als Staubfilter wirkende Blattwerk der Bäume also eine preiswerte und unersetzliche Methode zur Luftreinhaltung.
Ohne die ausgleichende, puffernde und regenerierenden Leistungen unserer Bäume gäbe es auf die Dauer kein höheres Leben der jetzigen Form (Mensch – Tier – Pflanze) auf unserem noch blauen Planeten. Zweifelsohne sind wir dabei diese absolut wichtige Lebensgrundlage für uns Menschen zu vernichten.
Zwei besonders wichtige Baumarten die wir überall in Dorfnähe finden sind die Schlehe und der Holunder. Beide sind wahre Insektenparadiese. Wissenschaftler haben über 100 verschiedene Insekten an einer einzigen Schlehenhecke gezählt. Allein sieben Tagschmetterlingsarten benötigen den Strauch als Futterpflanze für ihre Raupen. Von den 40 in Hecken lebenden Vogelarten fressen 80 Prozent die Schlehenfrüchte. Damit ist die Vogeldichte mit zehn Arten je 100 Meter zehnmal so groß wie im Waldinneren. Eichelhäher und Mäuse gehören gleichfalls zu den Verbrauchern der Früchte. Dasselbe gilt auch vom Holunder. Jeder einzelne Baum trägt dazu bei Leben zu erhalten. 
 
hukwa





Sonntag, 9. Juni 2019

Lesender im Dasein der Wälder

Jetzt da der Sommer naht da ich große Waldgänge mache, gebe ich mich ganz meinen Sinnen hin. Ich versuche mich in die Adern eines Eichblattes, in die Wellen des Waldweiher und in den Vogelflug hinein zu versetzen. Es ist ein Lesen im Buche der Natur, die Suche nach der grünen Signatur. Ich möchte aus diesem wunderbaren Buch der Natur soviel Früchte als möglich nach Hause tragen.
hukwa

Jenseits ausgetretener Pfade

Gestern hoch zum Schaderkopf gewandert. wandern hat bei mir auch immer etwas mit Philosophieren zu tun. Die Schüler des Aristoteles philosophierten in den Wandelhallen des Lykeions, man nannte sie auch die "Umhergehenden". Meine Wanderungen in den Wald sind somit auch immer "Gedankenwanderungen". Während dieser "Kunst des Gehens" meide ich geistig die ausgetretene Pfade und Wege.
hukwa

Atem der Wälder

In den Wäldern herrscht Stille
das Schweigen der Bäume
ist ihre Sprache
gefällte Stämme am Wegesrand
verströmen harzigen Geruch
wie ein aufgeschlagenes Buch
die Jahresringe
Chronik des Waldes
im gelben Kraut
die Unke
wie in Meditation versunken
von fern her dringt
der Ruf des Habichts
der Grünspecht fliegt auf
er lauscht
dem
Atem der Wälder.
hukwa

Dienstag, 21. Mai 2019

Wiesengebet

Befrage ich den Krähenflug
schaue was sich unter der Eiche tut
das alte Holz vom Weidenzaun
ertönt im Bienengesumm
Maisonne schenkt Verwandlung
die grüne Wiese voller Blüten
ich ruhe unter der Blutbuche
am Horizont der Bussard schwebt
ich gehe in mich wie im Gebet.
hukwa

Freitag, 10. Mai 2019

Zauberhafter Monat Mai im Pfälzerwald

An den "zwei Steinen" Trippstadt-Foto©UteKW



Es ist immer wieder faszinierend die vielen unterschiedlichen Grüntöne der zu dieser Jahreszeit austreibenden Bäume, Sträucher und Wildpflanzen zu sehen. Die einheimische Vegetation präsentiert sich in malerischen Frühlings-impressionen. Überall grünt und blüht es. Bei einer Wanderung durch die Natur können wir nun auftanken und Kraft schöpfen nach einem langen und dunklen Winter.

Es ist der Monat der Frühlingsbräuche und Frühlingsfeste. Sein altdeutscher Monatsname war Wonnemond. Ob allerdings mit „Wonne“ die freudige Verzückung im Mai gemeint war, ist nicht sicher. Wahrscheinlich geht der Wonnemonat auf die alten Wörter Wunne und Winne zurück, was Ackerflur bedeutet, schließlich steht jetzt alles im üppigsten Grün.
Man spürt nun schon regelrecht den nahenden Sommer allerdings erwarten uns Mitte Mai noch einmal drei strenge Wintergestalten: „Mamertus, Pankratius und Servatius“ allgemein als „Eisheilige“ bekannt. Zu ihnen gesellt sich gleich hinterher die „kalte Sophie“.
Maitanz, Maibaum, Maibowle gehören zum Brauchtum des Wonnemonats.
Viel älter als unser Weihnachtsbaum ist der Maibaum, seine Wurzeln liegen in der frühen Geschichte der Menschheit, als man begann Vegetationsfeste zu feiern.
Der Brauch, einen Maibaum für das Dorf zu errichten, ist in Deutschland bereits 1225 (Aachen) nachgewiesen, doch kannten ihn schon die Germanen. Das Einholen des Maibaums war eine heilige Handlung. Tacitus berichtet, dass die Germanen den Baum auf einem heiligen Wagen, der von Rindern gezogen wurde, aus dem Walde holten. Später entwickelten sich dabei verschiedene Bräuche: manchmal wurde der Baum bei Nacht geholt, zum Teil zu genau vorgeschriebener Uhrzeit; manchmal musste ihn ein Bursche allein schlagen, manchmal zogen alle Mädchen und Burschen des Dorfes fröhlich singend in den Wald, manchmal war es allein Aufgabe der Jungfrauen, den Maibaum zu holen.

Der Mai gilt als Symbol der Jugend und Zuversicht, die aufblühende Natur, die wärmenden Sonnenstrahlen, die vielen Farben und Gerüche bringen neue Lebenskraft und Lebensfreude. Er ist die Brücke zum Sommer und Hauptblütezeit vieler Pflanzen.
In der Dichtung wird der Mai auch als der „trunkene Monat“ besungen, denn das Blut dieses Monats fließt wie Wein, ein jahrmillionen alter Wein.
Viele Dichter haben ihn besungen und niemand kann sich seinem Zauber entziehen, es zieht uns hinaus in die Wiesen und Wälder. machen Sie sich auf zu einer Wanderung hinein in diesen zauberhaften Monat Mai!

hukwa









An der Moosalb

Moosalbtal - Foto©UteKW


Der Mensch war nie die
Krone der Schöpfung,
er war immer ihr schwächstes Glied.
So schwach
dass er aus einem einst blauen und blühenden Planeten
eine gigantische Müllhalde machte.
H.W.

Es ist nicht das Meer, auch sind es nicht die großen Flüsse und Ströme die mich in ihren Bann ziehen, mir genügen die kleinen Bäche und Flüsse unserer pfälzischen Heimat, die dunklen Woge des Pfälzerwaldes faszinierten mich schon immer. Nie gleichen sie sich. Jeder Bach, jeder Waldweiher hat seine eigene Wesensart, alle haben ihre sichtbaren und unsichtbaren Bewohner. Jedes Gewässer scheint mir hat wie der Mensch auch einen Körper und eine Seele, ja sie haben sogar einen Geist. Es gibt keine unbelebte Natur! Ist das Ufer der Körper, so ist das Wasser die Seele und über den Wassern singt der Geist der unruhigen Bäche. Das Wasser ist ein grandioser Künstler, es formt die Ufer der Bäche zu lebendigen Kunstwerken.
Entlang der Wasserläufe gibt es viel zu sehen und oft noch mehr zu Staunen. Das geschmeidige Gefieder des Eisvogels blitzt im duster des Waldes kurz auf, die Wasseramsel gleitet geschickt über die Strömung. Moose, Flechten und Farne verzaubern die Uferböschung. Wie Trolle und Kobolde ragen abgestorbene Äste und Baumstümpfe aus dem eiskalten Wasser. Verwitterte alte Kopfweiden nicken mir zu, majestätisch aussehende alte Eiben und Pappeln erzählen ihre eigene Geschichte. In den ausgewaschenen Sandsteinen verstecken sich Molche und Schnecken, wie von Sinnen tanzen Mücken und Libellen über dem kühlen Nass. Elegant gleitet die Bachforelle gegen die Strömung.
Am liebsten lausche ich dem Lied der fließenden Gewässer am frühen Morgen oder in der Abenddämmerung, es scheint mir als singen die Bäche besonders lieblich um diese Zeit und oft ertönt dann auch das zarte Lied des Rotkehlchens. In einem gemeinsamen Konzert mit der mich umgebenden Natur. Hier spüre ich dann sehr stark dass es am Busen von Mutter Natur nichts statisches, nichts robotisches, nichts uniformiertes gibt, die Natur kennt keine Tristesse. Ist der See und der Weiher das Auge der Natur so sind die Bäche ihre Venen und Adern. Meist folge ich den fließenden Gewässern bis zu ihrer Quelle, dann vergleiche ich sie oft mit den Menschen. Menschen haben Gemeinsamkeiten mit den Wasserläufen, allerdings sind ihre Quellen meist verborgen, bei manchen sogar verkarstet und sie fließen zu schnell. So wie die Bäche in die großen Flüsse und ströme münden, wie sie rauschend von ihren starken Geschwistern empfangen werden, so sollte auch der Mensch ein Empfangender sein. Wie die Wasser der Bäche und Weiher uns dunkel und tief erscheinen, so spüren auch wir manchmal wenn wir am Wasser verweilen, das in uns etwas tiefes wohnt, etwas Unbekanntes, dass ist es was uns die romantischen Gewässer des Pfälzerwaldes lehren können.

hukwa

Samstag, 27. April 2019

Das Karlstal – der Wandel einer ehemaligen Industrielandschaft zum Naturschutzgebiet

Wer heute das romantische Karlstal bei Trippstadt besucht, dem fällt es schwer sich vorzustellen, dass diese idyllische Landschaft einmal zum „Ruhrgebiet“ des Pfälzerwaldes gehörte! Das heutige Naturschutzgebiet war viele Jahre lang eine Industrielandschaft. Die Eisenverhüttung beann bereits im Jahre 1727 mit der freiherrlichen Familie von Hacke.
Karlstalschlucht - Foto©UteKW


Seit 1777 zunächst als Temporalbeständer und schließlich ab 1804, im Zuge der Nationalgüterversteigerung als Eigner, hat die Familie von Gienanth hier Industriegeschichte geschrieben.
Die günstigen Grunderwerbsmöglichkeiten während der französischen Besatzungszeit haben den Gienanths dazu verholfen, fast sämtliche Teile der pfälzischen Eisenverhüttung (mit Hochstein, Eisenberg, Altleiningen, Karlstal und Schönau) an sich zu bringen und einen Großbetrieb mit etwa 1000 Beschäftigten aufzubauen. Für die damalige Zeit gewiss eine einmalige unternehmerische Leistung im deutschen Raum. Zweifelsohne waren die Gienanths eine weitsichtige Unternehmerfamilie. Neben der Eisengewerbe bemühten sie sich auch um die Verbesserung des Getreideanbaues und um die Viehzucht, hier im Besonderen um die Schafzucht.
Das Interesse der Unternehmerfamilie Gienanth an Ackerbau und Viehzucht stand in Verbindung mit ihren Arbeitern. Mit dem Ziel, der im Eisengewerbe tätigen Bevölkerung einen Nebenerwerb in der Landwirtschaft zu geben, dies besonders in Trippstadt.
Werner Weidmann schreibt in seinem Buch „Streiflichter durch die Wirtschaftsgeschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern“: Dieses landwirtschaftliche Interesse der Familie Gienanth hat auch im Trippstadter Raum mit dem am späteren Herrenhaus im Karlstal stationierten „Gut Gienanth“ seine Spuren hinterlassen, hier besonders mit dem Ziele, der im Eisengewerbe tätigen Bevölkerung einen krisenfesten landwirtschaftlichen Nebenerwerb zu eröffnen.
Unter Freiherr von Hacke wurden die Karlstal Werke nach und nach ausgebaut... mit insgesamt wohl weniger als einem halben Hundert Beschäftigten, die im allgemeinen in ärmlichen Verhältnissen lebten. Erbarmungsloser als anderswo hatte der Tod dort Ernte gehalten. Trostlos beschränkte Behausung, ungesund feuchtkaltes Klima und pure materielle Not, wenn die Erzzufuhr zu den Werken ausblieb und die Arbeitslosigkeit einzog, haben die Sterblichkeit gemehrt, besonders die der Neugeborenen und der jungen Mütter“.
Wir haben hier die realistische Schilderung einer trostlosen Industrielandschaft und eines Arbeiterghettos.

Unter Gienanth änderte sich diese Situation. Mehrere Holzstege wurden über den Wasserlauf gebaut, Bänke aufgestellt und ein Musikpavillon errichtet. Auf einer Anhöhe westlich der Moosalb errichtete Gienanth die „Amseldelle“, einen kleinen, privaten Vergnügungspark, der sogar von Fürstlichkeiten aufgesucht wurde. Er versuchte also die Landschaft zu verschönern und einen Einklang zwischen der Natur und den Industrieanlagen zu schaffen.
Gienanth war in der Pfalz der führende Kopf von etwa 200 Patrizier Familien. Nach der Niederlage Napoleons kam die Pfalz zu Bayern. Im Jahre 1816 beauftragte König Maximilian Josef I. den Hüttenherren Ludwig Gienanth, als einflussreichsten Bürger der Pfalz, mit der Durchführung der ersten demokratischen Wahl in der Pfalz. Ein Wahlausschuss wählte in Kaiserslautern unter seinem Vorsitz den ersten pfälzischen Bezirkstag (damals Landrat genannt). Er bestand aus 20 Mitgliedern und stand dem Regierungspräsidenten beratend zu Seite. Ludwig Gienanth wurde zum Reichsrat der Krone Bayerns ernannt und später in den erblichen Freiherrenstand erhoben. In den nun folgenden Jahrzehnten des Friedens wurden alle Werke gründlich ausgebaut. Alle maschinellen Anlagen wie Gebläse, Hämmer und Walzwerke wurden durch Wasserkraft betrieben, dazu wurden jeweils Stauwehre errichtet. Die für die Hochöfen notwendige Holzkohle wurde in den umliegenden Wäldern von Köhlern in Meilern gebrannt und von Fuhrleuten ins Karlstal gebracht. Dafür wurden Wäldereien in der ganzen Umgebung aufgekauft. Was natürlich keinesfalls nachhaltig war! Das Erz wurde in kleinen Gruben gewonnen, vorwiegend in Erzhütten-Kaiserslautern, Imsbach, aber auch Elmstein und wurde auf Esel- und Ochsenkarren ins Karlstal gebracht. Hierfür wurde auch die Karlstalstraße 1856 ausgebaut. Die Hochwege um Trippstadt wurden mit Sandsteinen gepflastert.
Heute ist das Karlstal eine der schönsten Regionen des Pfälzerwaldes. Die Natur ist wieder in das romantische Tal zurückgekehrt. Flurnamen erinnern noch heute daran, dass hier einstmals Industrie vorhanden war. Heute rauschen wieder die Bäume auf den bewaldeten Bergrücken, die vor 200 Jahren vollkommen abgeholzt waren!
Wer heute das Karlstal erwandert, bemerkt bald das nur weniges geblieben ist aus der Zeit der Industrialisierung dieser Landschaft. Doch wer dem Rauschen der Moosalb und der noch im Tal erhaltenen Weiher lauscht, kann sich der Zeit erinnern als hier im Karlstal noch die Hämmer dröhnten und die Hochöfen die Nacht erleuchteten!

Literaturhinweise:
W. Weidmann: Streiflichter durch die Wirtschaftsgeschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern.
L. Spuhler: Der Bergbau in der Pfalz
B. Cloer: Eisengewinnung und Eisenverarbeitung in der Pfalz
W. rosenberger: Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke

©hukwa

Sonntag, 14. April 2019

Pantha rhei

Es ist Frühling, in den Wäldern stimmen die Vögel ihr jubilierendes Konzert an. Wer seine Gedanken jetzt an die Alltagsroutine verschwendet versäumt viel. Pantha rei- alles ist im Fluss heißt das Lied des Frühlings.
hukwa

Mittwoch, 3. April 2019

Andere Zeiten

In ganz einziger Weise trieb ich das Studium des Altertums,
weil mir meine eigene Zeit immer so mißfiel, dass-
wäre nicht die liebe zu den mir Teuren gewesen-
ich wünschte, in jedem anderen Zeitalter geboren zu sein;
und um die Gegenwart zu vergessen, suchte ich,
im Geiste mich in andere Zeiten zu versetzen.
Francesco Petracar

Mittwoch, 27. März 2019

Schmied und Schamane - eine alte mythische Verbindung


Foto©Hans Wagner


Väinämöinen drauf, der Alte, sagte so, sprach solche Worte:
Selbst weiß ich des Eisens Ursprung, kenne wohl des Stahls Entstehung,
Luft ist seiner Mütter erste, Wasser ist der älteste Bruder,
Eisen ist der Brüder jüngster, in der Mitte steht das Feuer.

Ukko, Schöpfer in der Höhe, er, der Gott des hohen Himmels,
Trenne von der Luft das Wasser, ließ dem Wassser Land entsteigen,
ungeboren ist das Eisen, ungeboren, ungewachsen...“
Kalevala (Auszug).

Es gibt eine mythologische Verbindung zwischen dem Schmied und dem Schamanen. Bekannte Völkerkundler wie Eliade haben über diese alte spirituelle Beziehung, zwischen Schamanismus und Metallurgie, immer wieder berichtet. Vor allem im Gebiet des nordeurasischen Schamanismus, der klassischen Heimat des Schamanentums ist diese mythische Beziehung stark vorhanden gewesen und von vielen Forschern auch aufgezeichnet geworden.
In diesem Gebiet der Stämme von Jakuten, Eventen und Keten also Völkern bei denen noch heute der Schamanismus eine Rolle spielt war diese Verbindung sehr ausgeprägt. Die Schamanen dieser Völker trugen in ihren Zeremonialgewändern reichhaltigen Metall und Eisenschmuck.
Während des traditionellen Schamanentanzes, einem wirbelnden ekstatischen Tanz, klirrten die Kleidungsstücke der Tänzer laut wegen der metallenen Behänge. Der Schamane war davon überzeugt dass die Geister sich vor metallischen Gegenständen fürchteten, das bereits der Klang der Rasseln und Glocken, die Geistwesen zur Flucht veranlasse. Auch als Schutz gegen die Dämonen wurde das Metall aufgefasst.
Den sibirischen Völkern galt das Eisen als ein geheimnisvolles Element, dem eine spirituelle Bedeutung anhaftete. Es erweckte Assoziationen zum menschlichen Skelett, das ja in den schamanistischen Riten eine wichtige Rolle spielte.
Die Verarbeitung des Eisens, die ja eine Aufgabe des Schmiedes war erschien den Menschen rätselhaft und gefährlich. Die Aura eines geheimen Wissens lag über der Gewinnung und Verarbeitung des Eisens.
Auch bei den Burjaten, ebenfalls einem mongolischen Volkstammes, wurde dem Eisen eine große magische Kraft zugeschrieben. Die Schmiede nahmen neben den Schamanen in der Gesellschaft eine herausreagende Stellung ein. Die Arbeit des Schmiedens wird als Geschenk der Götter angesehen. Diese Achtung vor dem Schmiedeberuf hängt noch mit jenen Zeiten zusammen als die Schmiede das Eisen noch selbst aus dem Erz herstellten. „Das Erz dem Stein entreißen ist ein vorzeitliches Sinnbild aus dem Übergang zweier Weltalter...Wer entreißt dem Stein das Metall?“ (1).
Eine Legende der Burjaten berichtet, dass die neun Söhne des himmlichen Schmiedegottes Boschintoi zur Erde herunterstiegen und den Menschen das Schmieden beibrachten. Es heißt diese göttlichen Schmiede leben auf den eisigen von Schnee bedeckten Bergen des Sajangebirges. Von diesem für die Burjaten heiligen Gebirge aus beschützten sie die Menschen vor bösen Geistern und Krankheiten. Diese Sage berichtet weiter dass die neun Schmiedegötter eine Schwester hatten von der sie das Schmieden gelernt hätten. Ihr Name war Eilik Mulik, sie brachte den Menschen das Feuer und soll noch heute umherwandern und mit Feuerfunken die Dämonen vertreiben.
Der Schmiedekult steht bei vielen sibirischen Völkern in Verbindung mit dem schamanistischen Berg- und Feuerkult.
Dem Schmied, dem seine beruflichen Fähigkeiten eine besondere soziale Stellung verliehen, schrieb man ähnliche spirituelle kräfte zu wie dem Schamanen. Hier handelt es sich wohl um religiöse Vorstellungen, die wohl ursprünglich mit dem Feuerkult und seinen erwähnten jenseitigen Meistern verknüpft waren. Jene geister die dem Schamanen zu seinem neuen Körper, nach der schamanistischen Initation verhalfen stellte man sich oft als „Geistschmiede“ vor (der Körper des Schamanen wird neu „geschmiedet“).
Da sie Meister über das Feuer waren konnten die Schmieden dem Schamanen gefährlich werden und seine seele im Schmiedefeuer brennen lassen. Wie der russische Ethnologe Potapov in seinen Feldforschungen über die nordsibirischen Dolganen berichtet, versteckten die Schmiede ihre seelen in der Glut der Schmiedeesse und konnten sie so dem Zugriff des Schamanen entziehen.
Schmiede und Schamanen sind aus dem selben Nest“, sagt ein jakutisches Sprichwort. Ein weiteres sagt „die Frau eines Schamanen ist achtbar, die eines Schmiedes verehrungswürdig“, dies rührt wohl daher dass man die Frau des Schmiedes in Verbindung mit Eilik Mulik brachte.
Nach A. Popov, einem Völkerkundler, können die Schmiede heilen und die Zukunft voraussagen.
Nach den Mythen der Jakuten hat der Schmied sein Handwerk von der „bösen“ Gottheit K`daai Maqsin, dem obersten Schmied der Unterwelt. Dieser haust in einem Haus aus Eisen, das mit Eisensplittern umgeben ist. K`daai Maqsin ist ein berühmter Meister, er repariert die gebrochenen oder amputierten Glieder der Heroen. Einmal nimmt er an der Initation der berühmten Schamanen der anderen Welt teil und härtet ihre Seelen wie er das Eisen härtet (2)“.
In seinem Buch „Weltanschauung und Schamanismus der Alaren Burjaten“ berichtet Garma Sandschejew das nach dem Glauben der Alaren-Burjaten die neun Söhne des himmlischen Schmieds (Boshintojs), auf die Erde herabstiegen um die Menschen die Metallurgie zu lehren. Ihre ersten Schüler waren die Ahnen der heutigen Schmiedefamilien bei den Alaren-Burjaten.
Nach einer anderen Legende schickte Weiß-Tängri (Tengrismus) selbst den Boshintoj mit seinen neun Söhnen auf die Erde, damit er den Menschen die Kunst der Metallbearbeitung beibrachte. Boshintojs Söhne heirateten Erdentöchter und wurden so die Ahnherrn der Schmiede. Nach Auffassung verschiedener sibirischer Völker kann niemand Schmied werden der nicht von diesen Familien abstammt.
Sandschejew berichtet auch über „schwarze Schmiede“ die sich ihr Gesicht mit Ruß verfärben und bei der Bevölkerung gefürchtet seien. Die schamanistische Schmieden haben ihre besonderen Riten.
So gibt es ein Ritual bei dem ein Pferd geopfert wird. Die Seele des geopferten Pferdes reist zum himmlischen Schmied Boshinto auch hier haben wir die Jeseitsreise des Schamanen in Verbindung mit einem Opfertier. A. Popov beschreibt eine Seance, in der ein Schmied von einem Schamanen geheilt wird. Die Krankheit des Schmiedes war von dessen „Geistern“ verursacht. Man opferte einen schwarzen Stier für K`daai Maqsin und bestrich die Werkzeuge des Schmiedes mit Stierblut. Sieben Männer zündeten ein großes Opferfeuer an und man warf den Kopf des Stiers in die Glut. Nun begann der Schamane seine Beschwörung und reiste zu K`daai Maqsin. Die sieben Männer holten den Stierkopf aus dem Feuer legten ihn auf den Amboß und schlugen mit den Hämmern darauf. Hier haben wir ein symbolisches Schmieden des „Kopfs“ des Schmiedes ähnlich den Initationsträumen künftiger Schamanen.
Die Spiritualität der Schamanenschmiede finden wir auch bei den japanischen Schwertschmieden.
In seinem Buch „Zen und die Kultur Japans“ schreibt D.T. Suzuki... „Es ist zu beachten, dass der Schwertschmied, wenn er ein Schwert zu fertigen hatte, die Hilfe eines schirmenden Gotttes anrief. Um ihn in die Werkstatt einzuladen, umschließt der Schmied diese mit geweihten Seilen und verhindert damit das Eindringen böser Geister. Dann vollzieht der Schmied an sich selber die Reinigungsgebräuche und legt die Zeremonialkleidung an, in der er seine Arbeit verrichtet. Während der Eisenbarren gehämmert und mit Feuer und Wasser geläutert wird, befindet sich der Schmied und seine Gehilfen in der höchsten inneren Spannung. Im vertrauen auf den Beistand des Gottes, der ihrem Werk zuteil werden soll, strengen sie sich bis zur äussersten Grenze ihrer Seelen-, Körper und Geisteskräfte an. Das Schwert, das so geschaffen wird, ist in Wahrheit ein Kunstwerk und muss etwas vom Geist seines Schöpfers widerspiegeln (3)“.





Woher habt ihr das Wissen?“

Von den Alben, den Elben, den Kelten!“ sagte Wielands Lehrmeister. „Sie haben uns die Geheimnisse weitergegeben. Sie sind die, die auf den Heiden der abgeholzten Waldflächen ihr Eisen bearbeitet haben und deshalb nennt man sie auch Heiden. Sie haben die Natur beobachtet und sehen, was die Natur mit ihren Schätzen macht. Sie haben die Natur genommen und sie sorgsam eingesetzt, um ihr noch bessere Schätze abzuverlangen.“
Aus: Wieland der Schmied.

Menschen des Mittelalters kommen aus einer sehr fernen Zeit zu uns. Zwar können wir die Geschichte ihrer Wirkung bis in unsere Zeit verfolgen, doch die Person bleibt uns eher verborgen. Nur wenig Gesichertes ist über das Dasein der Menschen des frühen Mittelalters bekannt und man muss es mühevoll aus spärlichen Überlieferungen, alten Urkunden und Weistümern erschließen.
Als der englische Benediktiner Thomas Marleberge in den 1220er Jahren die lateinische Chronik seines Klosters Evesham schrieb, stellte er ihr eine Legende des Klostergründers voran, des 717 gestorbenen Bischofs Egwin von Worcester. Thomas verwendete dabei eine Schriftfassung von etwa 1125, deren mündliches Vorbild aus dem 10. Jahrhundert stammt. Diese alte Überlieferung aus dem 7. Jahrhundert ist eine der ältesten schriftlichen Belege in der über sogenannte Heideschmieden berichtet wird. Auch in den alten Flurnamen und Waldortnamen begegnet uns das Wort Heideschmiede heute noch.
Was ist eine Heidenschmiede?
Die alten Heiden- und Waldschmieden befanden sich bis ins 8. Jahrhundert hinein meist in abgelegenen Waldgebieten und fern menschlicher Siedlungen denn solch eine Schmiede benötigte im Frühmittelalter noch wenig Wasserkraft. Was sie vor allem brauchten war Holz für Holzkohle herzustellen. Und der Bedarf an Holz war gewaltig und schon nach wenigen Jahren der Arbeit war ein Wald abgeholzt. Das Erz das für die Eisenschmelze benötigt wurde schürfte man in der Regel an Ort und Stelle im Übertagebau (Raseneisenerz) und ging nur wenige Meter tief unter die Erde. Man brachte in diesen Zeiten das Roherz nicht an weit entferne Orte zur Verhüttung. Diese Heiden- und Waldschmelzhütten arbeiteten mit dem Rennfeuer das schon seit der Antike genutzt wurde. In einer Grube oder einem täglich neu entzündeten Ofen wurde das Erz, mit Holzkohle vermischt, erhitzt und ausgeschmolzen. Der teigige Eisenblock wurde am Ort ausgeschmiedet und verschweißt. Diese Arbeit war Gruppenarbeit. Köhler, Eisenscheider (Leute die am Ofen arbeiteten) und Schmiede arbeiteten Hand in Hand. War der Erzvorrat erschöpft oder die zur Verfügung stehenden Bäume abgeholzt zogen sie weiter. Eine Standortgebundene Tätigkeit für den Schmied war nur möglich, wenn vor Ort hinreichende Rohstoffe zur Verfügung standen und wenn genügend Nachfrage für die Erzeugnisse vorhanden war z.B. an Königshöfen oder größeren Ortschaften. Daher war der Schmied des Frühmittelalters in der Regel ein Wanderhandwerker der seine Dienste je nach Bedarf anbot.
Im 12. Jahrhundert wandelte sich die Einstellung zum Eisen langsam. Man begann intensiv nach Erzvorkommen zu suchen. Auch die technische Ausrüstung verbesserte sich. Erzabbau unter Tage, Neuerungen im Schmelzverfahren, Nutzung der Wasserkraft für Blasebalg und Großhammer kamen auf. So das der Franziskaner Mönch Bartholomaeus Anglicus um 1240 schreiben konnte: In mehrerlei Hinsicht ist Eisen für den Menschen nützlicher als Gold, obwohl habsüchtige Menschen Gold lieber haben. Denn ohne Eisen kann der Staat nicht sicher leben. Ohne Furcht vor Eisen ist man vor Feinden nicht sicher. Mit Eisen wird das gemeine Recht geübt, die Unschuld geschützt, die Frechheit der Bösewichter gezähmt. Ohne Eisen kommt fast kein Handwerk aus, kann kein Haus gebaut, kein Feld bestellt werden.“

Im 20. Jahrhundert schrieb der Kunstschmied Julio Gonzalez, ein guter Freund Picassos: „Die Eisenzeit hat vor Jahrhunderten (leider) damit begonnen,Waffen hervorzubringen, darunter einige sehr schöne. Heute ermöglicht sie darüber hinaus den Bau von Brücken, Industriegebäuden, Eisenbahngeleisen usw... Es wird höchste Zeit, dass dieses Material aufhört, mörderisch zu sein oder lediglich ein Rohstoff für die mechanisierte Wissenschaft. Die Tür steht heute weit offen,damit dieses Material das in den Bereich der Kunst eindringt, von friedlichen Künstlerhänden gehämmert und geschmiedet werde“.





Lit.Hinweise:
Hans Findeisen: Die Schamanen.
Heinrich Zimmer: Abenteuer und Fahrten der Seele.
Alfred Stolz: Schamanen- Ekstase und Jenseitssymbolik.
Brentjes, Vasilievsky: Schamanenkrone und Weltenbaum.
Potapov l.P.: Die Schamanentrommel bei den altaischen Völkerschaften.
Mircea Eliade: Schamanismus.
Zelenin: Die animistische Philosophie des sibirischen Schamanismus.
Garma Sandschejew: Weltanschauung und Schamanismus der Alaren Burjaten.
D.T. Suzuki: Zen und die Kultur Japans.
Kalevala: Das finnische Epos.



1. Heinrich Zimmer: Abenteuer und Fahrten der Seele.
2. Mircea Eliade: Schamanismus.
3. D.T. Suzuki: Zen und die Kultur Japans.


hukwa

Sonntag, 17. März 2019

Das römische Relief von Kindsbach

Foto©Archiv Geißenbauer


Das gallo-römische Relief von Kindsbach zeigt einen Knaben der einen Vogel in der linken Hand hält. Das Kind trägt ein knielanges weites Gewand, eine Sagum (gallischer Rock), mit herunterhängenden Ärmeln. Dieses Relief wurde zwischen 1847 und 1906 im Bereich des Quellheiligtums bei den Heidenfelsen am Gutenborn gefunden. Möglicherweise war es damals vergraben. Als sich die gallo-römische Bevölkerung im 4. nachchristlichen Jahrhundert vor den heranstürmenden Germanenstämmen nach Galllien zurückzog wurden viele Weihesteine vergraben, weil man die Befürchtung hatte das diese entehrt und zerstört würden. Wahrscheinlich hat der Boden um das Quellheiligtum noch lange nicht allle seine Geheimnisse preisgegeben. Das Steinrelief gelangte nach Mannheim zu einem privaten Sammler und schließlich nach Speyer ins historische Museum. Heute befindet sich eine Kopie des Steins in Kindsbach.
Bei den Römern gab es keine Kinderkleidung sondern die Kinder trugen eine verkleinerte Form der Erwachsenen Kleidung. Da kein römischer Friedhof in der Nähe des Quellheiligtums gefunden wurde kann man bei dem Bildnis von einem Weihestein ausghehen.
Bei dem Vogel den der Knabe in der Hand hält handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um eine Taube. Die Taube kommt im Kult der Astarte im Orient vor. Schon in vorchristlicher Zeit gab es das Bild der Taube als Symbol der Seele. Aus dem gesamten gallischen Bereich gibt es ca. 20 Reliefdarstellungen, von Kindern die einen Vogel tragen, wobei der Vogel zumeist in der linken Hand gehalten wird. Wahrscheinlich gehörte das Relief zu einer größeren Reihe von Weihesteinen die um und in der Nähe des Matronenheiligtums aufgestellt waren.

©hukwa

Sonntag, 10. März 2019

Das Saltuarius Relief von der Heidelsburg


Steinrelief Heidelsburg - Foto©UteKW
In den Ruinen der Heidelsburg wurde ein Stein ausgegraben mit der Inschrift „T. PVBLICI. SALTUARI. Saltuarius ist ein Titel, der von dem Wort saltus stammt, was in etwa Wald bedeutet. Der Saltuarius war also so etwas wie der Verwalter (Förster) eines Waldgebietes. Der Grabstein auf der Heidelsburg stellt ein gallo-römisches Ehepaar dar, der Mann hält eine Axt in der Hand.
Beide Figuren stehen in einer Nische, der Stein ist in den Fels eingearbeitet. Der Mann trägt einen gallischen Mantel, seine rechte Hand fehlt, in der linken trägt er eine Axt mit kleinem Blatt aber langem Stiel. Die Frau neben dem Saltuaris trägt eine Art Haube ähnlich jenen der keltischen Matronen. In der linken Hand trägt sie eine Art Handtasche, vielleicht handelt es sich hier auch um einen Fruchtkorb wie ihn die Matronen bei sich trugen?
Aus dem Gebiet der keltischen Treverer und Mediomatriker (also auch im Bereich des Pfälzerwaldes) sind einige Grabdenkmäler bekannt, die auf Berufe und Tätigkeiten der Verstorbenen zu Lebzeiten hinweisen. Dadurch konnte sich auch die unterprivilegierte gallo-römische Provinzialbevölkerung für die Nachwelt erhalten.
Eine solche Axt wie sie der Saltuaris trägt wurde bei Ausgrabungen auf der Heidelsburg gefunden. Man kann davon ausgehen das die Axt Darstellung auf dem Relief symbolische Bedeutung hat, eben als Zeichen eines Berufstandes. 

hukwa

Samstag, 9. März 2019

Die Römer im Landkreis Kaiserslautern


Heidenfelsen Kindsbach - Foto©Hans Wagner


Über vier Jahrhunderte besiedelten die Römer die Pfalz. Mit der Eroberung Galliens durch Caesar (58-52 v.Chr.) gelangten das oberrheinische Gebiet und die dort lebende keltische Bevölkerung zunehmend unter römischen Einfluß. Entlang des Rheins wurden aus militärstrategischen Gründen zahlreiche befestigte Lager eingerichtet. Es entstanden mit der römischen Eroberung ein großes Wegenetz mit Militärstrassen und Pferdewechselstationen. Das von den Römern und ihren Hilfstruppen besetzte Gebiet wurde sehr schnell in das wirtschaftliche und kulturelle Gefüge des römischen Reiches eingefügt, so das man bereits nach wenigen Jahrzehnten von einer gallo-römischen Bevölkerung ausgehen konnte. Mit der Verlagerung der römischen Reichsgrenze nach Osten und vor allem dem Bau des Limes (74n.Chr.) begann eine über hundert jahre andauernde Friedensphase in unserem Gebiet. Es entstanden zahlreiche Siedlungen und Gutshöfe (villa rustica).
Die Pfalz gehörte nun zur römischen Provinz Germania Superia (Obergermanien). Verwaltungssitz war Mainz (Mogontiacum). Der römische Name von Mainz geht zurück auf den keltischen Lichtgott Mogo.
Besonders großen Wert legten die Römer auf den Ausbau der Strassen. Schon die Kelten hatten ein gut ausgebautes Strassennetz, das sie auch benötigten denn sie mussten ja ihre berühmten Streitwagen auf diesen Strassen und wegen bewegen können. Vielfach haben die Römer diese Strassen einfach nur weiter ausgebaut und zunächst für militärische Bedürfnisse angelegt. Doch kamen diese Strassen auch dem zivilen Verkehr zugute. Neben den großen staatlichen Fernstrassen, den „viae publicae“, gab es schon früh eine große Anzahl von Wegen zweiter Ordnung, die von Anfang an für den bürgerlichen Verkehr bestimmt waren, die „viae vicinales“. Auf all diesen Fernstrassen war der Post- und Personenverkehr durch Posthaltereien, „mutationes“, zu Pferdewechsel sehr gut organisiert, bei fast allen Stationen befand sich auch eine Schmiede und Wagnerei. Ein Verkehrknotenpunkt dieser Römerstrassen befand sich in Johanniskreuz. Eine weitere Strasse kam von Landstuhl her lief am „Großen Berg“ (gallo-römische Festung) vorbei bis nach Kaiserslautern zur Galgenschanze wo sie sich mit weiteren Strassen vereinigte. Im Bereich des Universitätsgeländes von Kaiserslautern, beim Dansenberg findet sich heute noch ein alter römischer Strassendamm. Diese alte Strasse kommt von Dansenberg her und läuft zur heutigen Bundesstrasse. Die Römerstrasse hat hier mehrere Einschnitte im Berg verursacht, sie führt hoch nach Johanniskreuz zum uralten „Strassenknotenpunkt“.
Doch nicht nur die ehemaligen Römerstrassen geben Zeugnis von der Romanisation in unserem Landkreis auch römische Denkmäler die oft eine sonderbare Vermischung mit keltischen Göttern eingingen (hier sei u.a. der „Bumberhannes“ erwähnt) zeigen einen Bereich des lokalen Lebens wo römische und keltische Kunst miteinander verschmolzen. Ein besonderes Beispiel hierüf sind die Jupitergigantensäulen, die außer im gallisch-germanischen Raum im Römischen Reich nicht bekannt waren. Dies sind bis zu 12m hohe Säulendenkmäler, deren Basis ein quaderförmiger Viergötterstein, auf dessen Seiten vier Götter als Relief abgebildet sind. An einigen war eine Weiheinschrift an Jupiter, die den Dedikanten (Stifter) des Monuments nennt. Daruf folgt ein Zwischensockel mit dem Wochengötterstein, der die Wochengötter zeigt. Obenauf war die Säule, die von der Skulpturengruppe eines einen Giganten niederreitenden Jupiters abgeschlossen wird. Diese Gigantenreiter waren dem höchsten Gott des römischen Pantheons geweiht aufgestellt waren sie meistens in der nähe römischer Siedlungen. Eine solche Säule wurde in Hohenecken gefunden und wurde damals ins Museum nach Saarbrücken verbracht. Weitere Säulenreste fanden sich in Katzweiler und Obernheim. Daneben finden sich noch eine Reihe weiterer Denkmäler und Weihereliefs die bei Heiligtümern aufgestellt und den dort verehrten Gotttheiten geweiht waren. Vor allem die weiter Verehrung keltischer Götter in römischer Zeit lassen sich an alten Heiligtümern wie dem Quellheiligtum „Gutenborn“ bei Kindsbach beobachten.
Dieses Heiligtum befindet sich in direkter Nähe der Bergfeste „Großer Berg“. In diesem Quellbereich fanden seit 1903 immer wieder einmal Ausgrabungen statt. Direkt bei der Quelle befinden sich Matronengruppen. Der „Gutenborn“ ist ein sehr bekanntes Quellheiligtum über das in der einschlägigen Heimatgeschichtsliteratur bereits eingehend berichtet wurde. Ebenso über die Bergfeste „Großer Berg“. Der Fruchtbarkeitskult der keltischen Bevölkerung spricht aus diesen zum Segen der Erde und des Ackerbaus aber auch der Reisenden errrichteten Heiligtums.
Die Matronen sind keltische Muttergottheiten, deren Kult vor allem in den ehemals keltischen Gebieten von Gallien, germanien und Britannien von der einheimischen Bevölkerung ausgeübt wurden. Sie sind meistens als sitzende weibliche Figuren dargestellt, die Symbole der Fruchtbarkeit so Schalen mit Obst zwischen den Händen auf ihrem Schoß halten.
In Landstuhl auf der Sickingenburg Nannstein befindet sich über dem Torbogen des Innenhofs ein Relief eingemauert, das den Gott Merkur darstellt. Der Stein wurde vor 1950 in der Nähe des Bärenlochs gefunden. Von dort stammt auch eine Weihung an die „Dis Cassibus“, die Götter des wechselhaften Geschicks. Auf dem Marktplatz von Landstuhl befinden sich die „Sickinger Würfel“ Reste eines alten Grabmonuments. Römische Brandgräber hat man mehrere im Landkreis Kaiserslautern gefunden.Westlich von Weilerbach wurde ein spätrömisches Grabfeld an der strasse nach Mackenbach archäologisch untersucht. Bei Bann wurden zwei Grabsteine gefunden. Einer befindet sich heute im historischen Museum in Speyer und trägt die inschrift: „D.M. Dem Cacirus (einem Sohn des Tegeddus) und der Billiccedina, seinen Eltern, hat der Sohn Magissa diesen Grabstein setzen lassen“. Einen interessanten Hinweis hat uns Karlwerner Kaiser überliefert: In einem Textbeitrag zum Großen Berg schreibt er: „Die Westpfälzische Moorniederung dürfte auch in der römischen Kaiserzeit noch eine natürliche Grenzfunktion zwischen den romanisierten Keltenstämmen der Trverer im Norden und der Mediomatriker im Süden gehabt haben, so dass die Feste Großer Berg in ihr keine direkte Bedeutung für die Lande nördlich vom Bruch besessen haben mochte. Der im Jahre 1896 an der Moordammühle zutage gekommene Torso eines toga – bekleideten Mannes des 1.o.2. Jh.n.Chr. Lässt an einen dortigen Moorübergang denken“.
Weitere römische Friedhöfe fanden sich in Spesbach, bei Weilerbach, Niederkirchen und Enkenbach, beim Daubornerhof und in Gerhardsbrunn. Ein lange andauerndes Gräberfeld bei Landstuhl vom 1. bis ins 4. Jahrhundert hängt gewiß mit der dort vorbei führenden römischen Fernstrasse zusammen. Man kann im Landkreis Kaiserslautern von einer recht dichten gallo-römischen Besiedelung ausgehen.
Aus den römischen Funden im Landkreis Kaiserslautern lässt sich grob umrissen die Siedlungsstruktur in gallo-römischer Zeit nachvolllziehen. Sowohl die Grabdenkmäler als auch viele der Weihedenkmäler stammen von römischen Landgütern her. Ein besonderer Fund ist das „Relief von Kindsbach“ darauf erkennt man einen Knaben der ein langärmeliges Gewand trägt und an den Füssen geschlossene Schuhe anhat, er ist barhäuptig, in der linken Hand birgt er eine Taube und von der rechten Hand hat er den ausgestreckten Zeigefinger auf den Kopf der Taube gelegt.
Ein großer Gutshof befand sich bei Steinwenden.
Die einheimische Bevölkerung im Gebiet des heutigen Landkreis Kaiserslautern war in diesem Grenzgebiet von Treverern und Mediomatriker wohl vorwiegend keltisch doch die Funde, vor allem die Münzfunde zeigen das die Bewohner sehr stark romanisiert waren.


©hukwa




Lit. Hinweise:

Theodor Mommsen: Weltreich der Römer.

L.Ranke: Geschichte des Altertums.

J.M. Watterich: Die Germanen des Rheins.

Heinz Friedel: Caesar, Kelten, Kaiserslautern.

H.Hirte: Römische Steindenkmäler der Pfalz.

G. Bauchhenns: Jupitergigantensäulen.

J.Engemann: Untersuchungen zur Sepulkralsymbolik der späten römischen Kaiserzeit.

F.Sprater: Die Pfalz unter den Römern.

Karlwerner Kaiser: Der Große Berg bei Kindsbach.

Sonntag, 3. März 2019

Die Kornmutter - Ein volkskundlicher Beitrag zum alten Feen- und Aberglauben

Frau Holle - Zeichnung©Ute Knieriemen-Wagner

Wenn ich als Kind im Hochsommer durch das Küchenfenster den vom Wind bewegten Weizen auf dem Feld des alten Bauern Müller beobachtete sagte meine Großmutter oft zu mir: „Die Kornmutter geht durch das Feld“. Das war in den 1960er Jahren. Es ist verblüffend wie lange sich der alte Feenglaube erhalten hat. Grund genug für mich ihm ein wenig intensiver auf den Grund zu gehen.
Allgemein verbreitet war dieser Glauben. Er zog sich über ganz Europa. Mit einer Vielzahl lokaler Namen bezeichnet waren Feen für die Landbevölkerung anscheinend real existierende Wesen. Sie waren meistens von kleinem Wuchs und man sagte ihnen nach das sie über Zauberkräfte verfügen würden. Sie hausten unter der Erde im Wald, im Wasser oder auf dem Feld. Auch gab es spezielle Hausgeister. So fütterte meine alte Großmutter, Gott sei ihrer Seele gnädig, regelmäßig eine Kreuzspinne über Jahre hinweg, die unter unserem alten Küchenherd hauste. Für sie war die Spinne der gute Hauskobold. Als Kind waren für mich Winds-braut und Frau Holle ebenfalls reale Wesen.
In den volkskundlichen Überlieferungen über Feen und Naturgeister kommen widersprüchliche Einstellungen zum Ausdruck. So gibt es böswillige und gefährliche Zauberwesen, die dem Menschen Schaden beibringen und es gibt die gute Fee und den guten Kobold.
In vielen Teilen Europas war die Auffassung verbreitet, dass im heranreifenden Getreide ein Korngeist hause. In vielen Gegenden stellte man sich darunter ein weibliches Wesen vor dass wahrscheinlich auf die alte Demeter zurückzuführen ist. „So hat Mannhardt behauptet, das der erste Teil von Demeters Namen von einem angeblich kretischen Worte „deai“, Gerste, hergeleitet sei, und das demnach Demeter nicht mehr und nicht weniger bedeute als Gerstenmutter oder Kornmutter, denn die Wurzel des Wortes scheint von den verschiedenen arischen Stämmen auf verschiedene Getreidearten angewendet worden zu sein“, so lesen wir bei Frazer in seinem „Goldenen Zweig“.
In anderen Gegenden wiederum stellte man sich dieses Kornwesen als Ziege, Kalb, Katze oder Kaninchen vor. Eben so wie für meine Großmutter eine Kreuzspinne zum Hauskobolden wurde.
Der Vorgang des Getreideschneidens und Dreschens wurde als „Tötung“ der Kornmutter angesehen.
So sah man in dem langsamsten Schnitter, also dem der die letzte Garbe schnitt den „glücklichen Schnitter“ und stellte ihn in den Mittelpunkt von Ernteritualen. Die zu letzt geschnittene Korngarbe wurde zu einem Kranz gewunden und meist im Stall oder an der Haustür angebracht. Sie sollte Haus und Hof Glück bringen, das Vieh vor Krankheit schützen und vor allem im nächsten Jahr eine gute Ernte einbringen. Frazer als auch Mannhardt sahen in diesem Ritual ein uraltes, archaisches Opferritual. Bestimmt haben sie recht doch die Rituale um den Korngeist oder die Kornmutter hatten noch einen weiteren realen Sinn. Die Funktion des Korngeistes diente auch als Schreckgespenst. Es sollte ganz einfach verhindern das jemand das reifende Korn niedertrat. So wurde unter anderem die „Roggenmutter“ als ein furchtbares Wesen geschildert. Eine Variante der Roggenmutter die in Deutschland beheimatet war sah man als Furcht einflößende Hexe mit eisernen Brüsten, der man nachsagte sie schlage kleine Kinder tot wenn diese dass Roggenfeld betreten würden.
In der russischen Folklore finden wir die „Polewiki“, sie trug eine Sichel bei sich mit der sie Trunkenbolden die in das Getreidefeld trampelten den Bauch aufschlitzte. In Schweden finden wir den „Kornbock“, einen Geist in Ziegengestalt, der im laufe des Jahres immer größer wurde und jenen die ins Kornfeld hinein trampelten aufspießte. In Schlesien schärfte man den Kindern ein: „Der Wolf sitzt im Kornfeld und wird euch in Stücke reißen“.
Insgesamt aber galt die Kornmutter als fruchtbringender Geist und die Ahnin dieses Korngeistes dürfte zweifelsohne Demeter sein.
Im volkskundlichen Brauchtum fließen Überzeugungen zusammen, die weit in unsere Vergangenheit zurückreichen und häufig disparate oder widersprüchliche Vorstellungen über die Welt in sich vereinen. Animistische, magische, dämonische und apotropäische Ansichten verbinden sich friedlich mit dem christlichen Glauben. Zwar sind böse Feen und Dämonen im Volksglauben sehr oft anzutreffen, aber die Gestalt eines über ein regelrechtes Reich des bösen herrschenden Satans ist eine spezifisch christliche Vorstellung. Die friedliche Koexistenz zwischen dem katholischen Glauben und den überlieferten Volksbräuchen, die vor allem den Landbewohnern so viele tröstliche Rituale zum Schutz vor überirdischen Mächten und zur Markierung des Jahresablaufs lieferte, erfuhr ihre erste Störung durch den „Bildersturm“ der Reformation. Von einem Tag auf den andern war der Gebrauch von Heiligenbildern, Weihwasser, geweihten Palmzeigen verboten. Die Heiligenfeiertage wurden abgeschafft, Wallfahrtstätten geschlossen. Diese Erfahrung war für die damalige Landbevölkerung ein tiefes Traumata. Was an volkstümliche Riten gesammelt wurde geriet langsam in Vergessenheit. Dennoch sind bis in unsere Zeit volkstümlicher Aberglaube und Bräuche ein integraler Bestandteil des ländlichen Lebens geblieben.Dies kann man an den Jahresfesten Ostern, Sonnwendfesten, Samhain ect. Sehr gut verfolgen. Auch Goethe hatte Sympathie für den „alten Glauben“. Im Jahre 1777 schrieb er an Johann Kaspar Lavater: „Dein Durst nach Christus hat mich gejammert. Du bist übler dran als wir Heiden, uns erscheinen doch in der Noth unsere Götter“.
Im jahre 1961 schrieb der Psychologe Carl Gustav Jung: „In dem Maße, wie unser wissenschaftliches Verständnis zugenommen hat, ist unsere Welt entmenschlicht worden. Der Mensch fühlt sich im Kosmos isoliert, weil er nicht mehr mit der Natur verbunden ist und seine emotionale <unbewusste Identität> mit natürlichen Erscheinungen verloren hat. Diese haben allmählich ihren symbolischen Gehalt eingebüßt. Der Donner ist nicht mehr die Stimme eines zornigen Gottes und der Blitz nicht mehr sein strafendes Wurfgeschoss. In keinem Fluss wohnt mehr ein Geist, kein Baum ist das Lebensprinzip eines Mannes, keine Schlange die Verkörperung der Weisheit, keine Gebirgshöhle die Wohnung eines großen Dämons. Es sprechen keine Stimmen mehr aus Steinen, Pflanzen und Tieren zu Menschen und er selbst redet nicht mehr zu ihnen in dem Glauben, sie verständen ihn. Sein Kontakt mit der Natur ist verlorengegangen und damit auch die starke emotionale Energie, die diese symbolische Verbindung bewirkt hatte“.
Die Volkskunde will Verständnis für Brauchtum und Aberglauben wecken und sucht nach Erklärungen der Märchen und Sagen.
Jakob Grimm schrieb 1835 in seiner „Deutschen Mythologie“ in dem Abschnitt „Aberglaube“:
„Unter Aberglauben ist nicht der gesamte Inhalt des heidnischen Glaubens zu verstehen, sondern die Beibehaltung einzelner heidnischer Gebräuche und Meinungen. Der bekehrte Christ verwarf und verabscheute die Götter der Heiden, in seinem Herzen blieben aber noch Vorstelllungen und Gewohnheiten haften, die ohne offenen Bezug auf die alte Lehre der neuen nicht unmittelbar zu widersprechen schienen. Da wo das Christentum eine leere Stelle gelassen hatte, wo sein Geist die roheren Gemüter nicht sogleich durchdringen konnte, wucherte der Aberglaube oder Überglaube. Niederdeutsch sagt man Biglove, Beiglaube. Er bezeichnet ein im einzelnen Menschen fortbestehendes Verharren der Ansichten, welche die große Menge vernünftig fahren lässt“.

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Baumseele - Foto©UteKW


Literaturhinweise:
James Frazer: Der goldene Zweig
Paul Herrmann: Deutsche Mythologie
W. Mannhardt: Die Korndämonen.
J. Simpson: Volkstümliche Erzählungen und Bräuche.
Carl Gustav Jung: Gesammelte Werke.
Goethe: Gesammelte Werke.
Hans Wagner: Die Macht des Aberglaubens.
Helmut Hiller: Lexikon des Aberglaubens.
Jakob Grimm: Deutsche Mythologie. 


Über die „ald Pälzer Fasnacht“ , Weiberfastnacht und das Fasnachtbegraben - Volkskundliches zur Fasnacht


Foto und Malerei©Hans Wagner

Hier einige Hannapelverse wie sie in früheren Zeiten in der Pfalz von Kindern gesungen und vorgetragen wurden, als man noch von Haus zu Haus zog und „Fasnachtsküchelcher“ einsammelte. Dieser uralte Brauch ist verloren gegangen oder wird Heute nur noch in wenigen Dörfern von der Jugend durchgeführt.
Die „alt Fasenacht“ hatte ein ganz anderes Gesicht als Heute.
Mit dem Dreikönigstag wurde einst die Fastnacht eingeleitet. Bemerkbar machte sie sich aber immer erst in den letzten Tagen. So hieß es in der Westpfalz: „Sunndaaks is Herre – Fasnacht, Dinschdaaks ist Baure – Fasnacht, Dunnerschdaaaks is – Weiberfasnacht“.
Schon im Mittelalter war Fastnacht ein symbolisches Fest in der Pfalz (und natürlich auch anderswo), vor allem im bäuerlichen Leben.
Das Rauchhuhn (Raachhinkel) musste vom Leibeigenen geliefert werden. Die Esslust, die den Winter mit „Metzelsupp“ und „Quellfleisch“ einleitete, erreicht vor der Fastenzeit nun noch einmal einen Höhepunkt.
Jeder lässt sich die guten Pfälzer „Kiechelcher“ schmecke die nun zuhauf gebacken wurden. Der altbekannte Geruch strömt nun durch die dörflichen Gassen und lässt ahnen was drinnen in der Stube passiert. Die Kinder ziehen los und Sammeln „Kiechelcher“, diese Art des „Betteln“, nannte man „Hannapel“ oder „Fechten“. In verschiedenen Dörfern wird von den kleinen „Forderern“, ein Holzsäbel in die Küche gehalten und die Hausfrau steckte „Kiechelcher“ daran. Hierher rührt auch der Pfälzer Ausdruck - „Fechten“ - was Betteln bedeutet. Wer am Aschermittwoch zu spät zur Schule kam hieß „die alt Fasnacht“, daher der heute noch vieler Orts gebrauchte Ausdruck: „Er kommt hinterher wie die alte Fastnacht“.


Hannapel – Verse

Verzeh Daa vor Fasenacht
hot mei Vadder es Sau geschlacht
Verzeh Daa denoo
is nix mer de vun doo.


Ach Bärwel, ach Bärwel
hols Wäljerholz her ,
es dünkt mich und deit mich,
als wenn Fasenacht wär.


Ich bin der kleine König,
gib mer nit zu wenig,
lass mich nicht zu lang haus stehn
ich will noch ein Haus weitergehn.


Die Pann kracht, die Pann kracht,
die Küchelcher sein geback
eraus met, eraus met
un meer in mei Sack.



Dort drowe in de Ferscht
dort hängt e Stang voll Werscht
do is die än so klä
do nem ich zwä fer ä.



Hanabel die Han
die Fasnacht geht an
Eier e raus Speck e raus,
de Fuchs springt ins Hinkelhaus
holt die Eier all e raus
Heit iwers Johr
sin mer wider do.


Küchelcher raus Küchelcher raus
Fasnacht kummt Heit ins Haus
Küchelcher raus Küchelcher raus
sonscht schlamer eich e Loch ins Haus.



Hahn, Appel Hahn (hanabelan)
die Fasnacht geht an
Eier e raus
oder ich schick de Fuchs ins Hinkelhaus.


Über die Wurzeln der Weiberfastnacht oder des Weiberdonnerstag.
Zu Brauchtum und Sage der pfälzischen Altweiberfastnacht

Der „Alt – Weiberfastnacht“ liegt folgender Brauch zu Grunde: An diesem Tag hatten die Frauen nach uralter Sitte und ungeschriebenen Gesetz unumschränkte Herrschaft und das Recht, in dem zu Dorf oder Stadt gehörenden Gemeindewald einen Baum zu fällen. Sie durften ihn verkaufen oder versteigern und mit dem Erlös feierten sie dann ein Gelage. Dieses Recht übten die Frauen sehr lange aus, bis ihnen in neuerer Zeit von der Forstbehörde, der „Baumfrevel“ verboten wurde. Wie es so weit gekommen ist dass die Frauen an einem Tag die „Herrschaft“ übernehmen durften, darüber berichtet und die Volkssage folgendes:
In heidnischer Zeit berief ein König einmal alle Männer zum Kriegsdienst ein. Die Frauen waren über diesen Erlass sehr bestürzt, sie suchten denn König auf und baten ihn dass er ihnen eine Bitte gewähre, er möge ihnen soviel – als Ersatz für ihre Männner – von seinem Eigentum abgeben, als jede einzelne Frau tragen konnte. Der König gewährte die Bitte und so nahm jede Frau ihren Mann auf ihre Schulter und eilte davon. Begeistert und gerührt von dieser Tat beschlossen die Männer ihren Frauen und deren weiblichen Nachkommen auf ewige Zeiten an diesem Tag, es war ein Donnerstag, die Herrschaft zu übertragen. Die Frauen machten sich dieses Recht zur Pflicht und versäumten nicht an diesem Tag in die Wälder zu gehen und einen Baum zu schlagen um mit dem Erlös einen Tag und eine Nacht ein Gelage zu feiern.
Vor allem in den pfälzischen Dörfern zogen an diesem „fetten Donnerstag“, wie ihn der Volksmund nennt, die Frauen unter Ausschluss der Männer in die Wirtshäuser um zu trinken und den „Weiberbraten“ zu verspeisen.
Am Nachmittag dieses Tages zogen die Frauen durch den Ort um den „Fasnachts – oder eben Weiberbraten“ einzufordern. Dabei sangen sie folgende Lieder:

Ach Frächen, geb uns ein Fasnachtsei,
Sonst schlien mer eich eier Düppen entzwei.
Zwei sollt ihr geben,
Lang sollt ihr Leben.
Droben in den Harsten
Hangen sieben Ellen Bratwurst;
Schneit hoch, schneit nieder,
Schneid die langen,
Lasst die kurzen hangen.

Oder

Ach Peternellchen! Die Fasnacht is do,
Da backen wir gude Schnittchen,
Da sind wir alle froh.
Stell die Lätter on die Wond,
Un schneid den Speck bloß ellelang.

Dass der Fasching bereits die Frühlingsbräuche einleitete ist volkskundlich bekannt. In verschiedenen Landstrichen der Pfalz, des Hunsrücks und der Eifel wurden am Vorabend des „fetten Donnnerstags“ Vorbereitunge getroffen, diesen Tag festlich zu begehen. Die Jugend sammelte Eier, Speck und Milch, man schmückte sich mit Bändern zündete das „Fasnachtsfeuer“ an und speiste gemeinsam.
Solches Brauchtum zeigt uns wie eng Fastnacht und Frühlingsbrauchtum verbunden sind. Das einigende Band der Fastnachtsbräuche ist der Bezug zur Fruchtbarkeit. Nach Fasching beginnnnt bald das ländliche Jahr. Aussat, das Vieh bekommt Nachwuchs, Wälder und Wiesen werden langsam wieder grün.
Frazer berichtet „in der Nachbarschaft von Tübingen wird am Fasnachtsdienstag ein Strohmann zu recht gemacht, der den Namen Fasnachtsbär trägt. Er wird in ein paar alte Hosen gekleidet, und eine frische Blutwurst oder zwei blutgefüllte Spritzen werden an seinem Halse befestigt. Nach einer förmlichen Verurteilung wird er enthauptet, in einen Sarg gelegt und am Aschermittwoch auf dem Kirchhof begraben. Dies heißt den Karneval oder die alt Fasnacht begraben.“
„In der Normandie war es früher am Abend des Aschermittwochs Sitte, eine Zeremonie genannnt „die Beerdigung des Fastendienstags“ abzuhalten. Ein schmutziges Bild in Lumpen gehüllt, einen zerbeulten Hut über dem unsauberen Gesicht, den großen, runden Bauch mit Stroh ausgestopft, stellte den verrufenen, alten Müßiggänger dar, der nach einer langen Reihe von Ausschweifungen (Fasnachtstreiben) nunmehr für seine Sünden büßen sollte. Auf den Schultern eines handfesten Burschen, der unter der Last zu wanken vorgab, wurde diese volkstümliche Verkörperung des Karnevals zum letztenmal in einer Weise durch die Strassen geführt, die keineswegs einem Triumphzug glich und in Begelitung eines höhnenden Gesindels, in dessen Reihe die Strassenjugend und das ganze Lumpengesindel der Stadt in großen Massen aufmarschiert waren, wurde die Figur bei dem flackernden Licht der Fackel zu dem unharmonischen Getöse von Schaufeln, Feuerhaken, Kochtöpfen und Pfannen, Hörnern und Kesseln, vermischt mit dem Hohngelächter, Gestöhne und zischen der Menge umhergetragen“.

Lit.Hinweise:
Albert Becker: Pfälzer Volkskunde.
G.Fagner: Pfälzer Fasnacht.

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