Dienstag, 30. Juli 2013

Die Hochzeit Richards von Cornwall in Kaiserslautern

Eines der großen Ereignisse in der Geschichte von Kaiserslautern war zweifelsohne die Hochzeit Richards von Cornwall mit Beatrix von Falkenburg. Bevor ich über die Ereignis des 16. Juni 1269 in der Stauferpfalz zu Kaiserslautern berichte gilt es einen Blick zu werfen auf Gestalt und Persönlichkeit von Richard.
Er war der Sohn des englischen Königs Johann Ohneland und dessen Frau Isabella von Angouleme. Er war der Neffe von Richard Löwenherz und Enkel von Eleonore von Aquitanien. Richard war dreimal verheiratet: 1231 mit Isabella von Pembroke (gest. 1240),
1243 mit Sancha von der Provence (gest. 1261) und 1269 mit Beatrix von Falkenburg (gest. 1277).
Richard war der jüngere Bruder des englischen Königs Heinrich III dieser übergab ihm die Verwaltung von Kreuzzuggeldern und die Verantwortung für die königliche Münzprägung.
Es gelang ihm sich ein großes Vermögen aufzubauen.
Richard von Cornwall wurde im Juli 1235 durch die Hochzeit Friedrich II mit seiner Schwester Isabella zum Schwager des Staufers. Er unternahm unter anderem einen Versuch, den exkommunizierten Friedrich II mit Papst Gregor IX zu versöhnen. 1240 besuchte er seinen Schwager in dessen Königreich Sizilien, als er dort auf dem Weg ins Heilige Land eine längere Rast einlegte.
Im September 1240 führte Richard ein englisches Kreuzzugsheer ins Heilige Land. Ein französisches Heer unter Theobald von Champagner war bereits 1239 dort eingetroffen und auf die diplomatische Angebote der sich gegenseitig bekriegenden muslimischen Ayyubiden- Reiche Kairo und Damaskus eingegangen. Zuerst hatte Damaskus ihnen Galiläa abgetreten und schließlich hatte Kairo ihnen zugesichert, ihnen sämtliche Gebiete westlich des Jordans über Jerusalem bis Askalon zu überlassen. Theobald war kurz vor Richards Ankunft abgereist und überließ so Richard die Umsetzung des Abkommens. Es waren die größten Geländegewinne seit dem ersten Kreuzzug ins Heilige Land. Richard organisierte auch die Wiedereinrichtungder Zitadelle von Askalon und überwachte die Freilassung der gefangenen und die Bestattung gefallener Kreuzfahrer aus der Schlacht bei Gaza, die die Franzosen 1239 verloren hatten.
Nach seiner Rückkehr nach England begleitete Richard seinen Bruder auf einen Feldzug gegen Frankreich in der Saintonge. Dort mussten sie im Juli 1242 in der Schlacht bei Taillebourg eine Niederlage gegen König Ludwig IX von Frankreich hinnehmen.
Von Papst Innozenz IV wurde ihm 1252/53 das Königreich Sizilien angeboten, das er jedoch ablehnte.
In der Doppelwahl von 1256/57 eines Römisch deutschen Königs nach dem Tod Wilhelms von Holland (1256) wählte die englische Partei der deutschen Kurfürsten (Köln, Mainz, Pfalz) Richard zum Römisch deutschen König. Die Krönung fand in Aachen statt.
Wir wissen das seit Erbauung der Königspfalz die in die ersten Regierungsjahre von Barbarossa fällt, etwa um 1152/58, hier schon eine ganze Reihe prächtiger Hoftage stattfanden. Bis ins Jahr 1234, also dem des letzten Besuchs eines staufischen Herrschers in der Königspfalz, nämlich König Heinrich VII kann man 21 Aufenthalte deutscher Kaiser und Könige nachweisen.
Ernst Christmann hat nachgewiesen das bereits am 30. Oktober 822 Ludwig der Fromme auf dem Altenhof weilte. Ein Kaplan der ihn begleitete führte damals die Reliquie, den Mantel des hl. Martinus, mit sich.
Friedrich Barbarossa weilte mehrmals in der Stadt und zwar zwischen 1158 und 1187.
Heinrich VI suchte Lautern 1184, 1189, 1190, 1193 und 1195 auf.

Friedrich II 1214 und 1215
König Heinrich VII war 1225 und 1234 in der Stadt

Richard von Cornwall 1269

Rudolf von Habsburg besuchte 1274, 1282, 1284 die Stadt.

Adolf von Nassau 1292 und 1294

Kaiser Heinrich VII 1309 und 1310

Das Lautern und das umliegende Reichsland sehr wohlhabend war ist aus einem Tafelgüterverzeichnis von 1188 zu ersehen. Lautern lieferte jährlich an den König 320 Schweine, 56 Ferkel, 400 Hühner, 40 Kühe, 4000 Eier, 40 Gänse, 40 Pfund Pfeffer, 720 Käse, 80 Pfund Wachs, sowie 32 große Fuder Wein. 1241 ertrug der Reichsgutbezirk an Bede 120 Mark Silber, was einen Gegenwert von etwa 50 000 Goldmark entspricht.

Wir können also davon ausgehen dass in Kaiserslautern zahlreiche Hoftage, Beratungen und Feierlichkeiten abgehalten wurden.
Die Hochzeit Richards ist in mehreren Werken deutscher und englischer Geschichtsschreiber festgehalten. Allerdings besitzen wir keine direkte Beschreibung über die Feierlichkeiten. In den Chroniken wird vor allem die Schönheit von Beatrix von Falkenburg gepriesen, in diesen wird sie als „Kleinod der Frauen“ sowie als von „unvergleichlicher Erscheinung“ gepriesen. Aus Anlass zu den Feierlichkeiten soll Richard viele Fürsten und Herren an seinen Hof geholt haben. Allerdings existiert keine Urkunde in Lautern aus der hervorgeht wer und wie viel Gäste geladen waren. Eine am 19. Juni, drei Tage nach der Lauterer Hochzeit, bei Neustadt ausgefertigte Urkunde des Bischofs von Bamberg für Pfalzgraf Ludwig II zählt 37 Zeugen auf, darunter den Burggrafen von Nürnberg und viele bayerische Adlige. Auch Pfalzgraf Ludwig befand sich in diesen Tagen zwischen Neustadt und der Kestenburg. Man kann also mit angrenzender Sicherheit davon ausgehen, das sämtlich genannte Fürsten und Herren auch bei der Hochzeit zugegen waren.
Eine besonders wichtige Rolle bei dieser Hochzeit und den Vorbereitungen kam zweifelsohne Reinhard von Hohenecken zu.
Die Hohenecker besetzten für lange Jahrzehnte das Amt des Reichsschultheißen in Lautern. Rheinhard III von Hohenecken hatte dieses Amt seit 1262 inne, wahrscheinlich auch das Amt des Prokurators oder Landvogts im Speyergau. Da Philipp von Falkenstein auf dem Reichstag in Worms im April 1269 aus undurchsichtigen Gründen die Reichsinsignien an Richard ausgeliefert hatte, erhielt Reinhard von Hoheneck als besonderen Gunstbeweis des Königs wohl im Juni oder Juli 1269, vielleicht sogar bei seiner Anwesenheit in Lautern, auch noch das ehrenvolle Amt des Bewahrers der Reichskleinodien übertragen, das er dann bis zur Regierungsübernahme König Rudolfs von Habsburg im Herbst 1273 innehaben sollte.
Am 8. August 1269 ist Richard wieder in London. Er und seine Gemahlin kamen nie wieder nach Deutschland.
König Richard starb am am 2. April 1272.
Die Hochzeit König Richards in Lautern gilt als einer der glanzvollen Höhepunkte der geschichtsträchtigen Stadt.
hukwa




Montag, 29. Juli 2013

Auf dem großen Berg bei Kindsbach

Von weitem schon hör ich es raunen
was einstmals auf dem Berg geschah
wo Trümmer im Dickicht verborgen
aus alter Zeit ich sah.

Hier hatten Kelten ihren Hain
und Römer strömten hin zum Berg
hier oben wirst du selbst Geschichte
hier kehre in dich ein.

So oft ich komm um hier zu lauschen
dem Ruf aus der Vergangenheit
dem rauscht er zu aus starken Bäumen
den uralten Hauch der Ewigkeit.
hukwa

Warum Heimatkunde?

"Um zu Wissen auf welchem Boden man steht und wohin man weitergehen möchte, sollte man sich Klarheit darüber verschaffen woher man gekommen ist ansonsten kann das Leben schnell zu einem umherirren in der Zeit werden", schrieb ein bekannter Heimatforscher, ich stimme ihm zu. Heimatkunde ist keine nostalgische Liebhaberei sondern sie ist eine Beschäftigung die mir dabei helfen kann, die eigenen Wurzeln zu finden um den weg in die Zukunft fruchtbarer Gestalten zu können. Geschichte ist immer auch Ein - sich - Wiedererinnern. Vor allem ein Erinnern wie sich der Mensch zu einem demokratischen Wesen entwickelte. So ist Heimatgeschichte immer mit der "großen Geschichte" verbunden denn was im Großen geschieht hinterlässt seine Spuren im kleinen.
hukwa

Sonntag, 28. Juli 2013

Kindsbach - Eine heimatgeschichtliche Notiz zu einem Artikel über Kindsbach und Moosalb der am 17.8.2013 in der Rheinpalz erschien.

Die Geschichte von Kindsbach ist untrennbar mit der „Hofstatt bei dem Dorfe Kunigesbach“, Königsbach verbunden. Man darf sich aber unter dieser Bezeichnung nicht ein einsames Gehöft vorstellen, sondern es handelt sich vielmehr um den größten Teil der alten Dorfflur.
Auch dürfte Kindsbach älter sein als bekannt ist. Nach Professor Christmann sind die Orte, deren Namen auf „bach“ enden, im 9. - 12.Jh. Entstanden. Wir haben aus der fühesten Zeit von Kindsbach nur keine Kunde.
Das die Hofstatt gar nicht so klein war das geht eindeutig aus dem „Register der Deutschordenskommende Einsiedel“ hervor, darinnen können wir lesen dass der Hof jährlich u.a. Abgaben, „9. Malter Korn“ abliefern musste.
Auch muss bemerkt werden das zwei sehr wichtige Fundorte aus dem Altertum auf Kindsbacher Gemarkung liegen, nämlich, die Siedlung auf dem Großen Berg und das Quellheiligtum Heidenfelsen.
Der Große Berg in Kindsbach ist die einzige Siedlung dieser Art im pfälzischen Bereich mit ausgezeichneter Verkehrslage, nämlich mit einer direkten Anbindung an die wichtig keltisch – römische Fernstrasse Mainz- Worms- Metz. Man kann also davon ausgehen das die Ortschaft Kindsbach auf sehr altem Siedlungsgebiet errichtet wurde. Funde aus der Jungsteinzeit (Steinbeil) in der Gemarkung sowie der 1896 an der Moordammühle zutage gekommene Torso eines toga – bekleideten Mannes des 1./2. Jh. n. Ch. Dürften Beweis genug sein.
Verwunderlich ist das sich immer noch interessierte Heimatforscher nur auf Christmann und Häberle beziehen (die zweifelsohne gute Arbeit geleistet haben) was die Flur- und Gewässernamen betrifft. Doch es war der weit über die Pfalz hinaus bekannte Kaiserslauterer Historiker Dr. Martin Dolch der die „alb“ Forschung auf den neuesten Stand brachte sowie wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen hat dass die Gewässernamen der Pfalz größtenteils auf vor germanische Namen zurückgehen. Auch der Historiker Alfred Greute hat hier hervorragende Arbeit geleistet. Ich verweise hier nur auf die Schrift „Die Westricher Hochfläche als gallorömische Reliktzone“ eine Gemeinschaftsarbeit beider Autoren.
Bisher hat die Heimatforschung zu wenig mit der Möglichkeit gerechnet, dass versprengte gallorömische Bevölkerungsreste nicht nur in den abgelegenen Wald- und Höhenlagen, sondern auch im Dienst der neuen Landesherren (Franken) verblieben und so durchaus alte Gewässer- und Ortsnamen überliefern konnten.
Ganz wichtig ist auch über die Heimatgrenze hinaus zu forschen, vor allen Dingen ins Bliestal, weil hier sowohl die römerzeitliche Erschließung als auch die germanische Landnahme Bewegung ihre Ausgangsbasis hatten.
Man kann nicht oft genug darauf hinweisen das der Begriff „alb“ keltischen Ursprungs ist. Er leitet sich aus dem indogermanischen ab und bedeutet „Weißwasser“. Die Moosalb aber auch die Steinalb werden 1180 in der Urkunde über die Schenkung des Gutes „Loiben“ (Lauberhof bei Johanniskreuz) an das Kloster Eußertal erwähnt. Erst im 16. Jh. erscheint für Teile der Moosalb auch der Name Schwarzbach.
Man kann also davon ausgehen das „alb“ eine sprachliche Übernahme aus dem keltischen ist. Ähnlich wie heute viele englische Wörter ins deutsche übernommen werden, wurden auch keltische Ausdrücke von den Germanen übernommen.

hukwa

Die alte Weidenfrau

In den Wald ziehts mich auch heute
wo die Sommerschatten sind
wo der Specht als Feuerrose
in die Aschenwolken fliegt
dort wo ein Meer von Sonnen glüht
hier am wilden Gebirgsbache
wo die Wasseramsel haust
hier im Glanze sommerlicher Schatten
letzter Götter Aufenthalt
flimmern silberfarbene Weiden
eingekleidet in Spinnwebentraum
hier im Wurzelfilz der Bäume
gleich am Ufer zu meiner Seite
schläft die alte Weidenfrau.
hukwa

Sonntag, 21. Juli 2013

Das Moosalbtal früher und heute

Wer heute das romantische Karlstal bei Trippstadt besucht, dem fällt es schwer sich vorzustellen, dass diese idyllische Landschaft einmal zum „Ruhrgebiet“ des Pfälzerwaldes gehörte! Das heutige Naturschutzgebiet war viele Jahre lang eine Industrielandschaft. Die Eisenverhüttung beann bereits im Jahre 1727 mit der freiherrlichen Familie von Hacke.


Seit 1777 zunächst als Temporalbeständer und schließlich ab 1804, im Zuge der Nationalgüterversteigerung als Eigner, hat die Familie von Gienanth hier Industriegeschichte geschrieben.
Die günstigen Grunderwerbsmöglichkeiten während der französischen Besatzungszeit haben den Gienanths dazu verholfen, fast sämtliche Teile der pfälzischen Eisenverhüttung (mit Hochstein, Eisenberg, Altleiningen, Karlstal und Schönau) an sich zu bringen und einen Großbetrieb mit etwa 1000 Beschäftigten aufzubauen. Für die damalige Zeit gewiss eine einmalige unternehmerische Leistung im deutschen Raum. Zweifelsohne waren die Gienanths eine weitsichtige Unternehmerfamilie. Neben der Eisengewerbe bemühten sie sich auch um die Verbesserung des Getreideanbaues und um die Viehzucht, hier im Besonderen um die Schafzucht.
Das Interesse der Unternehmerfamilie Gienanth an Ackerbau und Viehzucht stand in Verbindung mit ihren Arbeitern. Mit dem Ziel, der im Eisengewerbe tätigen Bevölkerung einen Nebenerwerb in der Landwirtschaft zu geben, dies besonders in Trippstadt.
Werner Weidmann schreibt in seinem Buch „Streiflichter durch die Wirtschaftsgeschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern“: Dieses landwirtschaftliche Interesse der Familie Gienanth hat auch im Trippstadter Raum mit dem am späteren Herrenhaus im Karlstal stationierten „Gut Gienanth“ seine Spuren hinterlassen, hier besonders mit dem Ziele, der im Eisengewerbe tätigen Bevölkerung einen krisenfesten landwirtschaftlichen Nebenerwerb zu eröffnen.
Unter Freiherr von Hacke wurden die Karlstal Werke nach und nach ausgebaut... mit insgesamt wohl weniger als einem halben Hundert Beschäftigten, die im allgemeinen in ärmlichen Verhältnissen lebten. Erbarmungsloser als anderswo hatte der Tod dort Ernte gehalten. Trostlos beschränkte Behausung, ungesund feuchtkaltes Klima und pure materielle Not, wenn die Erzzufuhr zu den Werken ausblieb und die Arbeitslosigkeit einzog, haben die Sterblichkeit gemehrt, besonders die der Neugeborenen und der jungen Mütter“.
Wir haben hier die realistische Schilderung einer trostlosen Industrielandschaft und eines Arbeiterghettos.

Unter Gienanth änderte sich diese Situation. Mehrere Holzstege wurden über den Wasserlauf gebaut, Bänke aufgestellt und ein Musikpavillon errichtet. Auf einer Anhöhe westlich der Moosalb errichtete Gienanth die „Amseldelle“, einen kleinen, privaten Vergnügungspark, der sogar von Fürstlichkeiten aufgesucht wurde. Er versuchte also die Landschaft zu verschönern und einen Einklang zwischen der Natur und den Industrieanlagen zu schaffen.
Gienanth war in der Pfalz der führende Kopf von etwa 200 Patrizier Familien. Nach der Niederlage Napoleons kam die Pfalz zu Bayern. Im Jahre 1816 beauftragte König Maximilian Josef I. den Hüttenherren Ludwig Gienanth, als einflussreichsten Bürger der Pfalz, mit der Durchführung der ersten demokratischen Wahl in der Pfalz. Ein Wahlausschuss wählte in Kaiserslautern unter seinem Vorsitz den ersten pfälzischen Bezirkstag (damals Landrat genannt). Er bestand aus 20 Mitgliedern und stand dem Regierungspräsidenten beratend zu Seite. Ludwig Gienanth wurde zum Reichsrat der Krone Bayerns ernannt und später in den erblichen Freiherrenstand erhoben. In den nun folgenden Jahrzehnten des Friedens wurden alle Werke gründlich ausgebaut. Alle maschinellen Anlagen wie Gebläse, Hämmer und Walzwerke wurden durch Wasserkraft betrieben, dazu wurden jeweils Stauwehre errichtet. Die für die hochöfen notwendige Holzkohle wurde in den umliegenden Wäldern von Köhlern in Meilern gebrannt und von Fuhrleuten ins Karlstal gebracht. Dafür wurden Wäldereien in der ganzen Umgebung aufgekauft. Was natürlich keinesfalls nachhaltig war! Das Erz wurde in kleinen Gruben gewonnen, vorwiegend in Erzhütten-Kaiserslautern, Imsbach, aber auch Elmstein und wurde auf Esel- und Ochsenkarren ins Karlstal gebracht. Hierfür wurde auch die Karlstalstraße 1856 ausgebaut. Die Hochwege um Trippstadt wurden mit Sandsteinen gepflastert.
Heute ist das Karlstal eine der schönsten Regionen des Pfälzerwaldes. Die Natur ist wieder in das romantische Tal zurückgekehrt. Flurnamen erinnern noch heute daran, dass hier einstmals Industrie vorhanden war. Heute rauschen wieder die Bäume auf den bewaldeten Bergrücken, die vor 200 Jahren vollkommen abgeholzt waren!
Wer heute das Karlstal erwandert, bemerkt bald, dass nur weniges geblieben ist aus der Zeit der Industrialisierung dieser Landschaft. Doch wer dem Rauschen der Moosalb und der noch im Tal erhaltenen Weiher lauscht, kann sich der Zeit erinnern als hier im Karlstal noch die Hämmer dröhnten und die Hochöfen die Nacht erleuchteten!

Literaturhinweise:
W. Weidmann: Streiflichter durch die Wirtschaftsgeschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern.
L. Spuhler: Der Bergbau in der Pfalz
B. Cloer: Eisengewinnung und Eisenverarbeitung in der Pfalz
W. rosenberger: Beschreibung rheinland-pfälzischer Bergamtsbezirke

hukwa

Adolf von Nassau und die Schlacht im pfälzischen Göllheim

Im Trippstatder Eisenhüttenmuseum findet sich versteckt hinter einem gusseisernen Ofen ein sogenanntes „Kuckucksei, ein Exponat das mit der Geschichte von Trippstadt in keiner direkten Verbindung steht.“ Es handelt sich um ein Bild des römisch – deutschen Königs Adolf von Nassau.
Das Bild zeigt König Adolf (1250 – 1298) gekleidet mit Brustharnisch und weißem Mantel. Auf dem Kopf trägt er eine eiserne Krone mit Pickelhaube, in seiner Rechten hält er ein Schwert, in der linken ein Schild mit Adler. Neben seiner Namensunterschrift steht der lateinische Ausspruch:
„Praestat viv sine pecunia quam pecunia sine viro“ = Besser ein Mann ohne Geld als Geld ohne Mann.
Das Porträt ist eine idealisierte Darstellung im Geist des Historismus, gemalt von dem Düsseldorfer Maler Heinrich Mücke der es 1841 anfertigte.
Adolf von Nassau der von 1292 bis 1298 römisch – deutscher König war ist der erste geistig und körperlich gesunde Herrscher des Heiligen Römischen Reiches, denn die Kurfürsten ohne Bannspruch des Papstes absetzten. Für die damalige Zeit ein ungeheuerlicher Vorgang, schließlich war Adolf durch Wahl und Krönung nach dem damaligen Zeitgeist durch Gott als Herrscher erwählt worden. Die Fürsten brachen ihren Eid, in welchem sie den König die Treue geschworen hatten.
Zur Absetzung des Königs war nur der Papst befugt und dieser war damals in die Sache überhaupt nicht eingeweiht.
Adolf von Nassau fiel 1298 bei der Schlacht im pfälzischen Göllheim.
Am Ortsrand von Göllheim in der ehemaligen Flur Hasenbühl, erinnert heute eine kleine Kapelle mit einem Steinkreuz an jene geschichtliche Begebenheit als Adolf von Nassau dem Gegenkönig Albrecht von Habsburg tapfer kämpfend unterlag. Das ereignis von Göllheim gilt als eine der letzten Ritterschlachten des Mittelalters.
hukwa

Das Trippstadter Barockschloss und sein Schlosspark

Wer sich für das Trippstadter Schloss interessiert wird nicht umhin kommen sich mit jener Epoche zu beschäftigen in der das Gebäude und sein Park entstanden sind, dem Barock.
Ein Grundstreben des Barocks war die Größe. Man spürte aus innerem drang dem unendlich großen und unendlich Kleinem nach und kam zu neuen Begriffen von der Unendlichkeit.
Das große Anliegen dieses Zeitalters war es wie sich der Mensch in diesen ungeahnten Größen behaupten und einordnen kann.
Bis in die Welt der Atome drang das unersättliche Forschen der damaligen Naturwissenschaftler,Künstler und Baumeister vor. Es bohrte nach einem gemeinsamen für Gott und Welt. Der Sinn der bewegten Zeit verlangte, alles in Kraft und Bewegung aufzulösen, selbst die Materie.
Der Barock erstrebte Einheit und weite der Welt, großlinige, alles umfassende und durchgehende Harmonie alles Seienden. In diesem Sinn kann man das Trippstadter Schloss und sein Park auch als Gesamtkunstwerk ansehen. Es gehört zu den wenigen guterhaltenen pfälzischen Profanbauten und wichtigeren Baudenkmälern aus der Zeit der politischen Kleinstaaterei Deutschlands vor Ausbruch der französischen Revolution. Es wurde 1766 erbaut und bereits 1767 fertiggestellt.
Bauherr war der damalige kurpfälzische Oberstjägermeister und Inhaber der Herrschaft Wilenstein,
Franz Karl Joseph Freiherr von Hacke (gest. 1780). Dessen Vater, Ludwig Anton Frh. v. Hacke (1682 – 1752), war 1716 in kurpfälzische Dienste getreten und wurde von Kurfürst Johann Wilhelm mit dem Falkensteiner Anteil des Amtes Wilenstein (so benannt nach der alten Burg Wilenstein in Trippstadt) belehnt. Als kurpfälzischer Oberstjägermeister erwarb er 1719 käuflich auch den Flörsheimer Anteil der lange Jahrhunderte hindurch zweiherrigen Herrschaft Wilenstein hinzu. Insgesamt umfasste dieses Amt damals den Hauptort Trippstadt, Stelzenberg und Mölschbach samt umliegenden Gehöften und Wäldern sowie die Wilensteiner Mühle (heute Klugsche Mühle im Karlstal). Hacke verfügte somit über einen Herrschaftsbereich von ungefähr 55qkm. 1728 gründete Ludwig Anton von Hacke im Karlstal die Eisenhüttenwerke, an die heute noch die Benennungen
Ober-, Mittlerer- und Unterhammer erinnern. Seit 1731 wurden dort u.a. Ofenplatten gegossen.
Die dazu nötige Energie die er für seine Eisenwerke benötigte Holz, Wasser und Erz bezog Hacke mit Ausnahme des Erzes aus der Umgebung von Trippstadt. Das Erz kam zu einem Großteil von Erzhütten- Wiesenthalerhof. Hacke wurde somit indirekt auch Gründer der ältesten Stadtrandsiedlung von Kaiserslautern, der ehemaligen Reichswaldenklave Erzhütten – Wiesenthalerhof.
1750 zog sich von Hacke von seinem Amt als Leiter des gesamten kurpfälzischen Forst und Jagdwesens zurück. Er starb 1752 und wurde in der noch von ihm gestifteten und von seinem Sohn Franz Karl Joseph 1752 / 54 erbauten katholischen Pfarrkirche St. Joseph in Trippstadt beigesetzt. Franz Karl Joseph von Hacke folgte seinem Vater nicht nur in der Herrschaft Wilenstein, sondern auch im Amt des kurpfälzischen Oberstjägermeisters nach. Besondere Verdienste erwarb er sich durch seine Bemühungen um die Pflege des Waldes. Auf ihn geht die Einführung für einige zuvor im Pfälzerwald nicht vorkommende Nadelhölzer zurück so der Lärche, der Weymoutskiefer, der Fichte und der Weißtanne. Versuche mit diesen Pflanzungen hatte er zuerst in seinem Trippstadter Forstbezirk unternommen. So pflanzte er auch Maulbeerbäume an um Seidenraupenzucht zu betreiben, was aber bei unserem Klima nicht gelingen wollte. Für seine erfolgreiche forstdienstliche Tätigkeiten wurde ihm im Karlstal ein Denkmal gesetzt.
„Die Weymoutskiefer und die Lärche führte Hacke mit großem Erfolg im Pfälzerwald ein.
Die aus Nordamerika als Zierbaum nach Europa gekommene Weißkiefer oder Tannenfichte (Pinius strobus) ließ der englische Lord Weymouth zuerst auf seinen Besitzungen im Größeren anbauen, etwa im ersten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts- die älteste Beschreibung dieses raschwüchsigen, mehr Tannen- als Kiefernart zeigenden dekorativen Nadelholzes stammt aus dem Jahre 1700“, schreibt Johann Keiper in seinem Artikel über das Trippstadter Schloss.
Das 48m lange zweistöckige Schlossgebäude ist im Barockstil mit vollständiger Hausteinfassade aufgeführt,, der Sockel ist mit gehauenen Sandsteinquadern hergestellt und mit Bruchsteinen hinter mauert. Die Fenster- und Türeinfassungen sowie die Gurtgesimse bestehen aus profilierten gehauenen Steinen von gelblicher Farbe. Nach Keiper stammt das Steinmaterial aus dem das Schloss errichtet ist aus den Steinbrüchen der Umgebung von Trippstadt. Wahrscheinlich wurde das Schloss von dem Pfalz – Zweibrückischen Architekten und Ingenieur Siegmund Jacob Haecker erbaut. Das Innere des Gebäudes ist heute um einiges umgestaltet. Ursprünglich befanden sich im Erdgeschoss der Große Salon, Vorzimmer, Schlafzimmer, Flur, Gesindezimmer, Kabinette, Staatszimmer, Speisesaal, Garderobe, Gang und große Treppe. Im Obergeschoss befanden sich ebenfalls ein Salon, Rastplätze, Kabinette, Schlafzimmer, Garderoben, Gang und große Treppe. Vorratsraum und große Küche waren im ausgedehnten Souterrain untergebracht.

In den Giebelfeldern sind Reliefs angebracht. Auf der Rückseite, dem Schlossgarten zugewandt, ist in einer Muschel das Auge Gottes dargestellt. Die vordere Seite zeigt das Wappen der Hacke.
Von dem alten im französischen Stil angelegten Park, ist nichts mehr erhalten. Die Brunnenschale ist eine Neuschaffung, aber der Trippstadter Schlosspark ist auch in seinem „neuzeitlichen Stil“ eine
meditative Oase in unserer heutigen hektischen Welt. An Schloss und Garten fügte sich noch ein „weiterer Park“ an, der sich bis zum Karlstal hin erstreckte. Dieser wurde von dem bekannten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig Sckell (1750 – 1823) geplant, er war lange Zeit Hofgärtner im Schlosspark von Schwetzingen.
Im April des Jahres 1776 ließ Hacke auf dem Dach seines Schlosses den ersten der von dem Horbach stammenden Physiker und Meteorologen Johann Jacob Hemmer (1733 – 1790) entwickelten Blitzableiter, den damals sogenannten Fünfspitz, anbringen. Diese Blitzschutzanlage wurde im Juli 1794 während der Kämpfe zwischen preußischen und französischen Truppen zerstört, als der Westflügel des Schlosses durch Geschützfeuer stark beschädigt wurde.
Bereits 1793 flüchtete die Familie von Hacke vor der französischen Revolutionsarmee nach Mannheim.
Im Jahre 1804 kauft Ludwig Gienanth die Besitzungen von K.Th von Hacke.
Ein neues Zeitalter beginnt.
hukwa

Freitag, 19. Juli 2013

Über den Kirchturm hinaus oder die pfälzische Ohnmacht

Ein paar persönliche Gedanken eines Heimatforschers zur pfälzischen Geschichte
von Hans Wagner

Es war kein geringerer als der Altmeister unserer pfälzischen Volkskunde, Kulturhistoriker und Paulskirchenabgeordneter Wilhelm Heinrich von Riehl der einmal schrieb: „Geschichtslosigkeit in der Familie erzeugt Geschichtslosigkeit in Staat und Gesellschaft.“
Wohin ein unkritisches Geschichtsbewusstsein führen kann erleben wir seit vielen Jahren in unserem Land durch den immer wieder aufkeimenden Rechtsextremismus.
L..A.Doll sagte einmal über Heimatforschung: „Um zu wissen, wo man steht und wie man weitergehen soll, muss man sich auch klar darüber sein, woher man gekommen ist, soll menschliches Leben nicht blindes umherirren in der Zeit sein. So ist jede Beschäftigung mit der Heimatgeschichte gut und heilsam, um den eigenen Standort festzustellen und den Weg in die Zukunft festlegen zu können.
Wer sich mit der Geschichte seiner Region beschäftigt bemüht sich nicht nur um historische Erkenntnis sondern er fragt sich oftmals gleichzeitig: Wo liegen meine Wurzeln und die meiner Familie? Jedenfalls ist es in der Regel so. So gehen heimatgeschichtliche Forschungen und Familienforschung oft nebeneinander einher. Wenn wir mit den Forschungen beginnen ist es am Anfang der Ort, das Dorf, die Stadt in der ich wohne, deren Vergangenheit uns interessiert. Doch nach einiger Zeit kommen wir nicht umhin über „den Kirchturm“ hin auszuschauen und uns der Landesgeschichte zuzuwenden, denn nur so vermeiden wir das wir in eine isolierte Heimatgeschichtsforschung fallen. Denn egal wo ich in der Pfalz wohne es gibt so etwas wie ein „pfälzisches Gemeinschaftsbewusstsein“ mit dem sich der Heimatforscher verbunden fühlt.
Dieses Bewusstsein hat nichts mit den üblichen „Weck, Wurscht un Woi“, Schlagwörtern zu tun, dieses Bewusstsein hat seine Wurzeln in der Geschichte unseres Pfälzer Landes. So unter anderem im Hambacher Fest und in der 1849er Revolution. Aber es hat noch tiefere Wurzeln aus denen es entsprungen ist wie Sprache, Dialekt, Brauchtum, kulturelle Gemeinsamkeit u. a. m. Diese Gemeinsamkeiten sind im Bewusstsein der pfälzischen Bevölkerung verankert und geben dem Pfälzer ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Schauen wir tiefer in die Geschichte unserer Pfalz so müssen wir Carl Zuckmayer recht geben, der die Pfalz als die „Kelter Europas“ bezeichnete und sie eine große Völkermühle nannte. Und Riehl schrieb 1857 in seinem Buch „die Pfälzer“: „ziehen wir die Summe unserer pfälzischen Völkertafel, so ist der erste Eindruck ein verwirrendes Gemisch: Kelten, Vangionen, Nemeter, Burgunder, Römer, Juden,- der verwüstend durch streifenden Alanen, Hunnen usw. gar nicht zu gedenken- Alemannen, zweierlei Franken, Slawen, Friesen, moderne Franzosen, Holländer, Zigeuner und so fort“.
Wir können diese Liste bis zum heutigen Tag erweitern, die Migration hat nie aufgehört, unsere Pfalz ist also ein buntes Völkergemisch, alle diese Kulturen haben ihre Spuren hinterlassen, darauf sollten wir Pfälzer auch stolz sein dass wir irgendwie „international“ sind. Für viele war dieses Land nur Durchgangsstation andere wiederum sind geblieben, die Pfälzer haben vieles von diesen Kulturen übernommen, vor allem in der Sprache. Dies sollte man in der Heimatforschung unbedingt berücksichtigen.
Nun, die Weltachs dreht sich gewiss nicht in der Pfalz und wenn uns Paul Münch in seiner „pfälzisch Weltgeschicht“ glaubhaft machen will: „was nit in der Palz baseert, ist Newesach un hat kee Wert“, dann widerspreche ich natürlich aufs heftigste. Solche Sprüche habe ich noch nie gemocht aber sie passen eben bestens in das Klischee von „Weck, Wurscht un Woi“. Es waren eben Menschen wie Paul Münch die dafür sorgten das die geschichtsträchtige Pfälzer Landschaft zum Teil eine „Saumagen Aura“ erhielt.
Nun, eine solche „Pfalzmentalität“ habe ich nie gemocht und mag sie heute noch nicht.
Das Leben eines Volkes im Verlauf seiner sehr bewegten Geschichte und die hat die Pfalz gehabt spiegelt sich natürlich auch nicht in den Überlieferungen und Erzählungen berühmter Adliger wieder sondern vor allem im Leben des einfachen Volkes.
Der Schriftsteller Ludwig Harig spricht über die Pfalz von einer biblischen Landschaft, nun ich möchte ihm nicht widersprechen, die Pfälzische Landschaft ist eine Geschichtslandschaft die besonders stark mit Blut und Tränen getränkt wurde. Für diese Landschaft könnte der Ausspruch von James Joyce stehen: „Die Geschichte ist ein Albtraum aus dem ich zu erwachen versuche.“
Die Pfalz ist geschichtlich ein von Kriegen heimgesuchtes Land. Ein Krieg nach dem anderen durchzog dieses Land das Norbert Schreiber „die Toscana Deutschlands“ nannte.
Vor allem war es der dreißigjährige Krieg der die Pfalz aufs übelste heimsuchte. Es war das „Winterkönigtum“ des Kurpfälzers Friedrich V. Der die Pfalz zum Aufmarschfeld des Dreißigjährigen Krieges machte. Dieser „Lump“ (so nannte ihn mein Geschichtslehrer) hinterließ ein von Kaiserlichen, von Protestanten, von Schweden, Spaniern, Kroaten, Franzosen und Deutschen aus den verschiedenen Regionen ausgebeutetes Land. Dieser Krieg zusammen mit der Pest hat nach dem dreißigjährigen Sterben dafür gesorgt das nur noch weniger als die Hälfte der Bevölkerung der Pfalz lebte. „Fame, bellum, peste“ - Hunger, Krieg und Pest! Diese drei Worte umschreiben das Elend der Pfalz im Dreißigjährigen Krieg, der natürlich auch im ganzen Reich wütete. Nach dem „westfälischen Frieden“ war für die Pfalz der Krieg noch lange nicht zu Ende; die spanische Besetzung von Frankenthal dauerte bis 1652, der französisch – spanische Krieg war erst 1659 zu Ende. Wenn man von der Geschichte der Pfalz spricht kommt man nicht umhin von der „pfälzischen Ohnmacht“ zu sprechen.
Es ging weiter mit Krieg und Besatzung bis zum zweiten Weltkrieg.
Die Identität der Pfalz spiegelt sich für den Heimatforscher eben nicht in „Weck, Wurscht un Woi“ sondern in Fame, belle, peste.
hukwa

Dienstag, 16. Juli 2013

Sommerliche Glut

Irrendes
zwischen
Morgen und Flut
spürst du tief in dir
die sommerliche Glut
lausche dem Rauschen
von Strauch und Baum
lebe an der Quelle
beim alten Eichbaum.
hukwa