

Wandern ist Erlebnis. Therapie auch. Die Verbindung Wandern und Therapie kann ich nur erfahren und erleben, wenn ich selbst wandere, weil ich mich dann selbst erfahre und bemerke das Wandern eine innere und äußere Angelegenheit ist.
Als Wanderführer ist es meine Aufgabe Menschen durch den Wald zu führen und dabei mit den Leuten Gespräche zu führen. Es liegt in der Natur der Sache dass Menschen während einer Wanderung durch die Natur tiefere Gespräche führen als wenn man sich gerade einmal auf der Strasse oder im Kaffee trifft.
Die Natur ist nicht nur die größte Lehrmeisterin sondern auch die beste Therapeutin. Ich persönlich begebe mich einmal am Tag in eine Therapiestunde, nämlich dann wenn ich mich zu einer Wanderung aufmache. Meditatives Wandern ist mehr als nur laufen, es ist eine kleine Lebenseinstellung. Therapie wie ich sie verstehe hat vor allen Dingen etwas mit Wachstum zu tun, einem inneren ganzheitlichen Wachstum.
Im Wald, in der freien Natur fällt vieles von uns ab was uns ansonsten im täglichen Leben belastet. Ich finde sehr viel schneller zu mir selbst, zu meinem „inneren Kern“, jenen teil von mir den man in der Philosophie „Selbst“ nennt also zu dem Wesen das ich in Wirklichkeit bin.
Es gibt Menschen die versuchen jemand anderes zu sein, warum auch immer, als sie selbst es sind. Solche Menschen haben das gleiche Problem wie jene die meinen dass die schönste Zeit die sie in ihrem Leben verbracht haben irgendwo in ihrer Vergangenheit liegt. Das ist ein Trugschluss! Manche glauben das ihr Bestes in der Zukunft liegt und sind fest davon überzeugt das irgendwann einmal das Happy – End an ihre Tür anklopft. Wer so lebt der rennt einer Illusion nach. Die Natur lehrt uns das wir unser Leben im Hier und Jetzt gestalten müssen.
Wir haben das Leben uniformiert und es seiner ursprünglichen Vielheit beraubt. Uns interessiert nicht mehr das Ganze sondern nur ein Teilausschnitt. Wir ahnen eine Innenwelt, doch wir flüchten in die Außenwelt. Anstatt die „Welten“ zu verbinden, nämlich die Immanenz des Transzendenten im diesseitigen Leben zu erkennen und die tiefere Wesenheit von uns selbst im Alltag zu finden.
Der große Vorteil beim meditativen Wandern ist die relativ schnelle Erfahrung das ich mich während des Wanderns ganz im Hier und Jetzt aufhalte. Das ich dass Gefühl in mir spüre ganz bei mir selbst zu sein.
Für mich bedeutet Wandern nicht Energie abzugeben sondern das Gegenteil ist der Fall: Ich lade Energie auf.
Bei jeder Wanderung erlebe ich Neues, mit jedem Schritt denn ich im Wald tätige, entgehe ich der inneren Versteinerung und Lethargie. Dies ist jedes mal der Gedanke in mir wenn ich mich zu einer Wanderung aufmache.
Das was uns im Wald, wenn wir tiefer in ihn eingedrungen sind als erstes fasziniert, manchmal auch ängstlich macht ist die Stille. In den Wäldern spüren wir plötzlich eine bisher unbekannte Freiheit, die es uns erlaubt, mit dem wesentlichen des Lebens in Kontakt zu treten. Es ist die Stille des Waldes, die uns eine bisher nicht gekannte, schweigende Aufmerksamkeit schenkt. Fern dem unbarmherzig ewig geräuschvoll laufenden Motor der Großstadt finden wir im Wald nun eine ganz andere psychologische Dimension der inneren Einkehr und Ruhe vor. In einer Zeit der entfesselten Mächte, der ökonomischen Unsicherheiten und ökologischen Katastrophen wird uns der Wald zu einer Insel der Erholung, zu einem Ort der Therapie und des inneren Wachstums.
hukwa
Wer war eigentlich diese Diana, deren Bildnis sich in der Nähe des Pionierwegs befindet? Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um die Göttin Diana handelt.
Die Römer verehrten Diana als Göttin der Jagd, der wilden Natur und des Lichts. Sie wurde auch mit der griechischen Göttin Hekate identifiziert, doch ihr griechisches Gegenstück war eindeutig Artimis, eine jungfräuliche Schwester des Apollon und Tochter des Zeus und der Leto.
Es gab viele Kulte um die Göttin Diana, ihre Anrufung geschah mit magischen Zauberformeln an Kreuzwegen und in Höhlen um Liebe zu entzünden, Kranke zu heilen, Verhasste zu verderben. Diana führte auch den Brauch ein, Heilkräuter bei Nacht zu sammeln.
In seinem zwölfbändigen Monumentalwerk „Der goldene Zweig“ beschreibt der schottische Anthropologe James George Frazer ausführlich den Kult um die Göttin Diana. Frazer berichtet uns ausführlich von einer Königin des Waldes, die an einem See lebt der „in einer grünen Talmulde der Albaner Berge sanft eingebettet liegt“, nahe dem Dörfchen Nemi. Im Altertum war diese Landschaft bekannt als der Hain der Diana von Nemi. Hier stand ihr Tempel, hier wurde ihr Ritus zelebriert.
Aber die wohl bekannteste Geschichte um die Göttin Diana ist die Sage von Actaion, der sie in ihrem Heiligtum nackt erblickte und dafür mit seinem Leben zahlen musste.
Bei Actaion fügte es sich, dass er die Göttin um Mittag erblickte, jenem schicksalsvollen Augenblick, wenn die Sonne in ihrem jugendlichen, kraftvollen Aufstieg erlahmt, innehält und zu ihrem mächtigen Niedertauchen in den Tod übergeht. In der Antike nannte man diese Zeit auch die „Stunde des Pan“.
Nach einem von der Jagd ausgefüllten Morgen hatte der junge Athlet Actaion seine Gefährten zusammen mit seinen blutbefleckten Hunden rasten lassen und war umhergestreift. Er hatte sich von den vertrauten Jagdgründen mit ihren Waldungen und Feldern entfernt und war in die benachbarten Wälder eingedrungen. Dabei entdeckte er einen Talgrund dicht mit Föhren, Eichen und spitzen Zypressen bestanden und neugierig beschwingten Schrittes drang er darin ein. Es war aber im Wald eine Grotte verborgen, durchrieselt von einer kleinen sprudelnden Quelle, deren lauteres Wasser sich durch einen Bach in einen von Kräutern umstandenen Tümpel ergoss. Zu diesem schattigen Plätzchen pflegte Diana sich zurückzuziehen. Und es traf sich, dass sie gerade badete, ganz nackt, als Actaion hinzu kam:
„Untergetreten schon übergibt sie einer der Nymphen-
der, die die Waffen ihr trägt – den Köcher, den Speer, den entspannten
Bogen, es fängt mit dem Arm eine andre das fallende Kleid auf.
Zweie lösen die Riemen am Fuß. Denn das Kind des Ismenus,
Crocale, schlägt ihr, gewandter als jene,
zum Knoten das frei den Hals umspielende Haar....
Während Titanien hier die gewohnten Güsse umspülen,
siehe, gerät der Enkel des Cadums, der ziellosen Schrittes
nutzend der Jagd Unterbrechung, des fernen Waldes Bezirk durchschweifte,
dort in den Hain. Es führte ihn so sein Verhängnis.
Da, sobald er die quelldurchrieselte Grotte betreten,
schlagen die Nymphen beim Anblick des Mannes, nackt wie sie waren,
jäh ihre Brüste, erfüllen mit lauten klagenden Rufen
plötzlich den ganzen Hain. Mit den eigenen Leibern sie deckend
drängen sie rings sich eng um Dianen. Doch höheren Wuchses
ragt über alle hinaus um Haupteslänge die Göttin.“
Der Jüngling sah und konnte sich nicht abwenden. Das Verhängnis blieb nicht aus:
„...und wie sie verlangt einen Pfeil in Händen zu haben,
schöpfte sie, was ihr zur Hand, das Naß, besprengte des Mannes
Antlitz mit ihm, und, sein Haar mit den rächenden Fluten benetzend,
spricht sie die Worte dazu, die das kommende Unheil ihm künden:
„Jetzt erzähle, du habest mich ohne Gewand gesehen,
wenn du noch zu erzählen vermagst!“ Sie drohte nicht weiter,
gab dem besprengten Haupt des lange lebenden Hirsches
Hörner, die Länge dem Hals, macht spitz das Ende der Ohren,
wandelt zu Läufen um seine Hände, die Arme zu schlanken Schenkeln,
umhüllt seinen Leib mit dem fleckentragenden Vliese,
gab auch die Furcht ihm dazu. Es flieht Autonoes tapfrer Sohn
und wundert sich selbst im Laufe der eigenen Schnelle.
Als er aber Gesicht und Geweih in den Wellen erblickte,
wollte er: “Weh mir!“ rufen – es folgt keine Stimme, ein Stöhnen
nur! (Dies ist seine Stimme fortan.).....“
Ein schreckliches Schicksal nahm nun seinen Lauf. Seine eigenen Hunde bekommen Witterung von dem großen Hirsche und kommen bellend durch den Wald.
„und er flieht durch Gelände, in dem er so oft verfolgt hat.
Weh! Seine eigenen Diener flieht er! Er möchte wohl rufen:
„Ich bin Actaeon! Erkennt den eigenen Herrn!“ Doch versagt das
Wort sich dem Sinn. Von Gebell nur widerhallen die Lüfte.
Schwarzhaar brachte zuerst im Rücken ihm bei eine Wunde,
Wildfang die nächste darauf, es hing am Buge ihm Bergwelp.
.....Dieweil ihren Herren sie halten,
kommt die übrige Schar und schlägt in den Leib ihm die Zähne.
Schon fehlt den Wunden der Platz. Er seufzt – ein Klang wie Menschenlaut
Zwar nicht, doch auch nicht so, wie ein Hirsch ihn kann äußern.“
Von den Gefährten umstanden, die den Hunden nachgeeilt waren, wird er zerrissen. Und:
„Erst, als in zahllosen Wunden, so sagt man, geendet sein Leben,
war ersättigt der Zorn der köcherbewehrten Diana.“
Als Naturgöttin blieb Diana auch nach der zwangsweisen Einführung des Christentums in ländlichen Regionen weiterhin den Menschen verhaftet. Bis in das sechste nachchristliche Jahrhundert wurden Dianakulte vollzogen. Um dem Diana Kult den Rang abzulaufen mussten die entsprechenden Festtage zu christlichen Feiertagen umgedeutet werden, so unter anderem Maria Lichtmess und Maria Himmelfahrt. Ab den 17. Jahrhundert erlebte Diana eine gewisse Renaissance, da sie besonders mit der Jagd in Verbindung gebracht wurde.
Lit. Hinweise
James George Frazer: Der goldene Zweig
Ovid: Metamorphosen
Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten
hukwa
Was haben Wanderer, Mountainbiker und Umweltschützer gemeinsam? Nun, sie nehmen die Natur als Lebensbedingung menschlichen Daseins wahr. Sie haben ein gemeinsames Bedürfnis nach unberührter Natur, Stille und erholsamer Umgebung.
Das findet man natürlich nicht dort, wo der Massentourismus mit seinen Jumbojets landet. Aber man findet es im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Egal aus welcher Himmelsrichtung der Besucher die Gemeinde Trippstadt betritt, sein erstes Empfinden ist Wald. Ein wunderschönes großes Waldgebiet das schützenswert ist.
Landschaftsschutzgebiete und Naturparke sind für Erholungszwecke besonders reizvoll, Konflikte zwischen Naturschutzinteressen und Erholungsvorsorge sind deshalb oftmals vorprogrammiert, aber Tourismus und Naturschutz können auch positiv zusammenarbeiten. Denn die "Philosophie eines nachhaltigen Tourismus" ist es die Balance zwischen Mensch und Natur zu finden. Was bedeutet: Natur und Landschaft für Einheimische und Gäste erlebbar zu machen, dies zu verbinden mit einer Umwelt- und Naturverträglichen Landschaftsnutzung und Wirtschaftsentwicklung sowie der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer natürlichen Ressourcen vor Ort.
Durch eine nachhaltige Entwicklung unserer Landschaft, die Ökologie und Ökonomie gleichermaßen ihren Raum gibt, sichern und pflegen wir wertvolle Naturräume und Biotope und bewahren sie damit für die Zukunft unserer Kinder und Enkel, denn der Wald erfüllt viele Funktionen die unserer Gesellschaft zu gute kommt. Er reguliert den Wasserhaushalt und verbessert die Grundwasserqualität, er reinigt die Luft und erhält die Vielfalt unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten, kurzum er ist Rohstoffproduzent, Freizeitanlage und natürlicher Lebensraum in einem. Der Naturschutz soll die biologische Vielfalt aus Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und als Lebensgrundlage des Menschen erhalten. Dazu gehören neben der Artenvielfalt auch die Vielfalt der Lebensräume und die genetische Vielfalt innerhalb der Populationen einer Art. Hier beginnt die Zusammenarbeit von Naturschützern und Erholungssuchenden, denn die einen sind inzwischen auf die anderen angewiesen. Man nutzt die Natur und bewahrt sie gleichzeitig in dem die einen auf die Belange der anderen eingehen und Naturgenuss, Erholung und Naturschutz sich nicht beeinträchtigen.
Wir finden im Pfälzerwald immer wieder Gegenden und Plätze in der Landschaft die den Wanderer plötzlich und ohne Ankündigung überraschen. Nach einer langen Wanderung stehen wir plötzlich in einem Eichenhain und das Rauschen der Bäume erscheint uns wie eine Stimme die zur pfälzischen Landschaft gehört. Oder wir sind gerade aus dem Wald herausgetreten, und vor uns öffnet sich ein sonnenüberflutetes Tal mit leuchtenden Wiesen, blühenden Blumen und ein romantischer Bachlauf ladet uns zum Verweilen ein. Aus dem Dickicht vom Wiesenrand her dringt das zarte und süße Zwitschern von Vögeln und hoch am Himmel zieht der Bussard seine einsamen Kreise. Meistens sind es solche Erlebnisse die uns die Seele einer Landschaft nahe bringen.
Dann ist man gezwungen stehen zu bleiben, seinen Sinnen freien Lauf zu lassen, seine Gedanken zu unterbrechen und sich ganz der Wahrnehmung dieser betörenden Waldlandschaft hinzugeben. Die Wahrnehmung von unberührter Natur und Stille findet der Erholungssuchende im Pfälzerwald. Solche Momente kann der Wanderer hier immer wieder erleben, es sind Augenblicke in denen man sich der Präsenz der Landschaft öffnet. Jeder Naturraum besitzt seinen eigenen Zauber und die Gemeinschaften von Wildpflanzen, Bäumen und Tieren haben ihre eigene Art der Imagination die, während wir sie durchwandern, in uns zu wirken beginnt. Indem die äußere Natur auf uns einwirkt fühlen wir mit einem mal, dass wir unsere eigene innere Natur besser verstehen lernen. Wir treten in einen lebendigen Austausch mit der uns umgebenden Waldlandschaft und jene die sie bewusst wahrnehmen öffnen sich der Seele dieser Landschaft.Wer im Spätherbst oder im Winter sich zu einem Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges aufmacht, wird von der romantischen Herbheit dieses Landstriches gewiss begeistert sein.
Hier, wo dunkel bewaldete Hügel den Horizont verstellen und zugleich eine Weite ahnen lassen, versinkt der Wanderer schnell in tiefe Gedanken. Selten, dass man auf diesem Weg jemandem begegnet. Was hier vorherrscht ist Stille.
„Nur wer in die Stille geht, kann sich selbst und der Welt wirklich begegnen“ schrieb einst ein großer Philosoph. Wir dürfen natürlich nicht mit dem Körper in den Wald gehen, „ohne mit dem Geist angekommen zu sein“.
Ist es nicht gerade die raue, karge Jahreszeit, der Spätherbst und der Winter, die oft für den Wanderer die ergiebigsten sind? Sie fordern seinen Geist und seine Phantasie heraus. Dass rauhes Wetter das Denken fördert ist in der Philosophie allgemein bekannt. Wenn Regen und Schnee die äußere Sicht einschränken, wendet der Blick sich nach innen. Und wenn auf den Feldern die Ernte eingebracht ist, fährt auch der ernsthafte Wanderer seine Ernte ein. Wer denkt der Wald wirke im Winter eintönig, der täuscht sich gewaltig. Gerade jetzt kann man die Phänomene der wandelbaren Natur besonders gut erkennen und viel Neues entdecken: Die wunderbaren Farbnuancen der flüchtigen Wolken am Abendhimmel, die Wirkung des Lichts das im Winter besonders sanft in die Baumkronen fällt. Das weiche und zarte Gezwitscher der Meisen, die Spuren von Vögeln und Wild im Schnee.
Wer genau hinschaut, wer sie beobachtet die Wunderwelt am Wegesrand, dem offenbart sich in der kalten Jahreszeit die Natur als eine „Sprache“ in der sich eine höhere Wirklichkeit offenbart. „Die Natur ist ein so riesiges und allumfassendes Wesen, dass wir ihr Antlitz nicht einmal ansatzweise erkennen können“, schrieb Henry David Thoreau. Nun, er musste es wissen, schließlich ist er der berühmteste Spaziergänger der Literaturgeschichte. „Um ein Wanderer zu sein, braucht man eine Berufung direkt vom Himmel. Man muss in die Familie der Spaziergänger hineingeboren werden. Ambulator nascitur, non fit – Spaziergänger kann man nicht werden – man ist es durch Geburt“, war seine Meinung.
Gerade hier, bei einem gemütlichen Spaziergang entlang des Philosophenweges kann in uns der Gedanke aufkeimen, dass die äußere Natur auch ein Weg sein kann die eigene wahre innere Natur wieder zu entdecken.
In der waldreichen Umgebung von Trippstadt finden Wanderer und Spaziergänger immer wieder jene kleinen Wunder der Natur die Fauna und Flora hier zu bieten haben. Schließlich ist die Natur weit mehr als nur eine Welt materieller Erscheinungen, für den berühmten amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson war sie: „die sprachliche Offenbarung des immateriellen Seinsgrundes der Allseele“.
Hier im winterlichen Pfälzerwald kann es passieren, dass der Wanderer sich plötzlich eingebunden fühlt in den Kreislauf der Natur, dass er mit einem Male jenes „Licht der Natur“ von dem der deutsche Philosoph Schelling so begeistert schrieb, in sich aufgehen spürt.
Der Spaziergänger wird auf jeden Fall viel mitnehmen von den winterlich-einsamen und romantischen Waldwegen des Pfälzerwaldes.
hukwa
Bei meinen Wanderungen durch den heimischen Pfälzerwald, passiert es mir sehr oft, dass ich verwundert vor einer Pflanze, einem Baum oder einem Fels verharre und diese Teile der Schöpfung lange und sorgfältig betrachte. Während solcher Momente spüre ich besonders stark die Verbindungen zu den sichtbaren und unsichtbaren Kräften der mich umgebenden Natur. Ich verharre an einem Platz, betrachte eine wundersame Wurzelbildung und verschmelze für einen Moment ganz in der mich umgebenden Fülle der Naturerscheinungen. Ich nenne diese Momente das "Lesen im Schöpfungsalphabet". Erkennen und Erkenntnis, sind wie Physik und Metaphysik, das eine bedingt zwar das andere, dennoch benötige ich für Erkenntnis ein intuitives Wissen über das Sein. Während meines Verweilens vor diesen Geheimnissen der Schöpfung, ist es mir manchmal zumute, als hätte mich ein Bewusstseinsstrahl der alten Erdmutter getroffen und begleite nun meine Gedankengebilde auf meiner Wanderung. Erkennen und Erkenntnis ist nicht nur Wissen um den rationalen und mechanischen Ablauf der Schöpfungserscheinungen, sondern ist im Natursinn verstanden Ver – Bindung, Naturverbindung. Ich verbinde mich mit etwas! Ich verbinde mich mit der ätherischen Nabelschnur der alten Erdmutter, ich muss diese Schnurr nicht sehen, doch ich spüre sie. Dies nenne ich die Erfahrung von Naturerkenntnis, was gleichbedeutend ist mit Daseinserkenntnis. Es erscheint mir in solchen Momenten wie ein Urteilsempfang. Ich habe ein Urteil, eine Ur – Mitteilung empfangen, nun bin ich gerichtet eine gewisse Richtung zu gehen. Ich habe erkannt das in meinem Innern eine Bestimmung wurzelt. Eine Bestimmung die zu einer Zustimmung meines Seins, meines Daseins wird, zur Naturbestimmung, denn der Mensch ist Natur, er hat es nur vergessen. Denn der unbekannte Ort in uns ist die innere Natur. Ich lebe mein Leben als eine Reise von einem unbekannten Ort zum anderen Unbekannten. Dem Menschen ist eine gewisse Zeit auf erden vergönnt, er sollte diese zeit nicht oberflächlich zubringen. Denn das Leben ist eine Reise zum Unbekannten hin. Es ist gewiss ein Sinn unseres Daseins denn Geheimnisvollen Schleier des Daseins ein wenig zu öffnen. Ob wir uns in Gesellschaft befinden oder alleine sind, wenn wir tief in uns gehen, sind wir immer vom Gefühl ewiger Einsamkeit umgeben. Es ist einfach so, dass, solange in uns die Sehnsucht nach einer Welt jenseits der Relativität der Erfahrungen existiert, wir das Gefühl haben uns auf dem richtigen Pfad zu befinden. Alle Dinge die wir sehen sind aus dem kosmischen Urgrund hervorgegangen und durch jedes von ihnen können wir einen Blick in diesen Urgrund werfen. Jeder Fels und Baum vor dem ich verharre auf meinen Wanderungen widerspiegelt diesen kosmischen Urgrund. Ist somit eine Rückkehr zur Urnatur. Rückkehr zur Natur bedeutet ja nicht eine Rückkehr in primitive Verhältnisse, es bedeutet in erster Linie eine Rückkehr zu unserer inneren Natur, die letztendlich identisch ist mit unserer äußeren Natur und mit unserem Selbst. Sie bedeutet die Entfernung von der Zweckbestimmtheit unserer routinierten, oberflächlichen Handlungen die wir täglich vollziehen. Ein in sich selbst gehen und ein aus dem Selbst herausgeführtes Leben, gilt es zu führen. In uns gibt es etwas, das mehr als unser irdisches Denken umfasst, etwas das über dem sittlich und intellektuellem Anerzogenen aufbaut. Diesem "Umfassendem" gilt es sich zu nähern. Karl Jaspers prägte den Begriff des "Umgreifenden", was für ihn das Übergegenständliche, aller Erfassbarkeiten Überlegene der Welt darstellt. Das "Umfassende" geht noch einen metaphysischen Schritt weiter, denn es bezeichnet eine Grundsituation auf die wir über philosophisches Denken stoßen, etwas das unser ganzes Leben um – fasst, das kosmische Selbst. Eine Rückkehr zu unserer inneren Natur ist daher eine Rückkehr zu unserem kosmischen Selbst. Am nächsten bin ich ihm im Moment des "Verschmelzens mit meiner Umgebung", wenn ich mit ihr eine Ver – Bindung eingehe.
hukwa
Das Ritterfräulein und der junge Schäfer
Vor langer Zeit lebte auf der Burg Wilenstein ein schönes Burgfräulein. Eines Tages erschien dort der Schäfer vom Aschbacherhof mit seinen Schafen unterhalb der Burg. Er war ein hübscher junger Mann und nach seinen Manieren zu urteilen konnte er nicht immer ein Schäfer gewesen sein. Das junge Fräulein fand eines Tages den Schäfer schlafend bei seiner Herde vor. Als er erwachte und die Jungfrau erblickte, verliebten sich beide ineinander. Von nun an sahen sie sich jeden Tag. Hier im tiefen Pfälzerwald sah ihnen niemand beim Liebesspiele zu. Auf der Burg aber wies die Schöne alle Freier ab, ohne ihrem Vater den wahren Grund zu nennen. Dieser wollte sie mit dem reichen Ritter Siegbert vermählen. Nach dem Verspruchsfest im Herbst ritt der Ritter wieder zu seiner Burg zurück, im nächsten Frühjahr sollte die Hochzeit stattfinden.
Das Fräulein durfte von nun an den Schäfer nicht mehr sehen. Jeden Abend ertönte der Klang der Hirtenflöte vom Tal hoch hinauf auf die Burg, so dass sie es hören konnte. Als es langsam in den Winter hineinging, vertönte auch der Klang der Hirtenflöte. Die Braut suchte nach einem Vorwand, den Geliebten wieder sehen zu dürfen. Sie bat ihren Vater zu dem im Karlstal hausenden mönchischen Klausner zur Beichte gehen zu dürfen. Auf ihrem Gang dorthin schritt sie über die Wiesen, über die sie im Sommer zu zweien geschritten waren, auf der Suche nach dem Geliebten. Sie traf die Herde aber mit einem anderen Schäfer. Von ihm erfuhr sie, dass sein Vorgänger nicht mehr am Leben sei, denn vor Gram sei ihm das Herz gebrochen. Unglücklich lief das Fräulein zum Klausner um bei ihm Trost zu suchen. Dieser hörte ihr zu und weinte mit ihr. Auf dem Heimweg aber ertrank das Fräulein von Flersheim im Mühlenweiher. Der Vater erfuhr nun die ganze Liebesgeschichte seiner Tochter vom Klausner. Er ließ im Tal des Aschbachs eine Kirche erbauen zum Gedächtnis der beiden Liebenden. Tochter und Schäfer wurden in der Kirche zu Aschbach begraben. In einem Stein am Turm ließ er zum Andenken an beide eine Flöte und einen Hirtenstab einmeißeln. Die Kirche am Aschbacherhof ist lang schon zerfallen, doch der Turm steht noch und Hirtenstab und Flöte kann man heute noch dort bewundern. Doch auch im Karlstal bei Trippstadt findet sich bei der alten Höhle des Klausners eine Inschrift auf der wir lesen können:
dies kreitz bekundt vom wilenstein
dem burgherr welgott gnad verleihn
um seines töchterleins fruen tod
hie in der flut auss selennot.
zu aschbach izund gleich im grab
ruth rittersbraut bei hirtenknab.
der klausner wollt es gar verhüten
hätt bass gefruchtet sein fürbitten.
die büsser wandrer gott befehl
gleichsonst all ellendt, pilgersel.
Des Johannis Kreuz – Eine Sage um Johanniskreuz
Der Ritter Reinhard III. von Hohenecken war nicht nur ein reicher, sondern auch ein sehr mächtiger Mann. Ausgestattet mit dem Titel eines Reichschultheiß verwaltete er die Kaiserburg zu Lautern und die Reichsodien auf dem Trifels. Er besaß das Wegerecht an den wichtigsten Straßen die die damalige Pfalz durchzogen. Da die Zeiten recht unsicher waren und sich allerlei Raubgesindel umhertrieb, traute man sich gerne dem Schutze seines Trosses an und zahlte ohne Murren das Weggeld.
Als mächtiger Mann der er war, wusste er wohl um seine wichtige Stellung und war daher nicht zimperlich, wenn es darum ging etwas durchzusetzen. So ließ er an der Grenze seiner Wälder Steine setzen und sein Wappen hinein meißeln. Dort, wo die alte Hochstraße durch den Pfälzerwald führt und sich mit vielen anderen Wegen kreuzte, wo fremder Besitz an seinen heranreichte, ließ er ein Kreuz errichten mit seinem Wappen darin. Von einem Steinhauer aus Lautern ließ er dieses fertigen und von dort aus den weiten und langen Weg zu jener Stelle bringen die heute Johanniskreuz heißt. Er war selbst dabei als das Kreuz dort errichtet wurde.
Irgendwann kam sein Nachbar Johannes von Willenstein an dem neu errichteten Kreuz vorbei und war sehr verärgert über die Handlung des Ritters Reinhard. Er gab den Auftrag aus dem harten Buntsandstein des Pfälzerwaldes ein noch größeres Kreuz anzufertigen. In der Mitte von diesem Kreuz und auf jedem Querarm ließ er sein Wappen hineinschlagen. Er ließ dieses Kreuz ebenfalls dort anbringen. Die Menschen die an dieser Stelle vorbeikamen, trieben ihren Spott darüber, wenn sie sagten: "Schau des Johanniskreuz"! Mit der Zeit entstanden auf der Waldlichtung kleine Katen, Gehöfte und Rasthäuser und es dauerte nicht lange da nannte man diese kleine Siedlung Johannis Kreuz.
Die Schätze zu Wilenstein
Bei der Burgruine Wilenstein im Karlstal bei Trippstadt zeigt sich manchmal den dort spielenden Kindern eine Schlangenkönigin mit einer wunderschönen gol-denen Krone auf ihrem Haupte. Es heißt, in den unterirdischen verschütteten Gewölben der uralten Burg, steht eine vermoderte Kiste in der wertvolle Schätze aufbewahrt sind.
Ein Hund mit feurig glühenden Augen sitzt auf der Truhe und hält den Schlüssel in seinem Rachen. Ein Knecht vom nahen Willensteinerhof unternahm einmal den Versuch die Schätze zu heben. Aber vor lauter Angst vor der Bestie flüchtete er und betrat die Burgruine nie wieder.
Manchmal lässt sich in Vollmondnächten statt des Hundes auch ein schwarzer Mann in den uralten Ruinen sehen. Die seit vielen Jahrhunderten verschütteten Kellergewölbe sollen auch einen besonders kostbaren Wein bergen, der in seiner eigenen Haut liegt.
hukwa