Mittwoch, 22. Mai 2013

Vom alten Wegerecht im Pfälzerwald

Im Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern von 1984 beschreibt Lothar Keller den „Landauer Weg“ in Trippstadt als eine alte Verkehrsverbindung die von Landau über Albersweiler, Eußertal, Hochstett, „Tribstatt“ und „Hohneck“ nach „Kayserslautern“ führte. Keller bezieht sich in seinem Artikel auf Daniel Häberle der eine „Geleitstraße“ beschrieb die von der „Vorderpfalz direkt über die Höhen des Pfälzerwalds führte und nach dem Landauer Vertrag von 1612 diese von Germersheim durch Albersweiler auf Eußertal und Lautern zog“.
„Diese alte Straßenverbindung hat sich zwischen Eußertal und Johanniskreuz in Richtung Kaiserslautern, in ihrer Führung nochmals geändert, zumal man erst im späten Mittelalter Verkehrswege von den Höhen auch in die Täler verlegte“.
Was mich besonders an diesem Artikel interessiert hat war das Wort „Geleitstraße“. Denn: Wo eine Geleitstraße war, musste es auch ein Geleitrecht gegeben haben. Was ein solches Geleitrecht war darauf möchte ich hier ein wenig näher eingehen.
Ein Teil dieser mittelalterlichen Geleitstraßen ist zweifelsohne römischen Ursprungs. Es waren die Römer die große Heer- und Handelsstraßen anlegten. Aber im Mittelalter wurden auch neue Straßen angelegt.
Im hohen Mittelalter war das Geleitrecht Regalie, die aber im Spätmittelalter sich mehr und mehr von der sich bildenden Landesherrschaft in Anspruch genommen wurde, teils durch Übertragung als Lehen, teils aus eigenem Recht wahrgenommen. Durch das Statum in favorem principum – Statut zu Gunsten der Fürsten – wurde 1231 das Geleitrecht durch den König den Fürsten in Ihrem eigenen Territorium als Recht zugestanden. Gleichwohl kam es immer wieder zu Streiten, wem den ein konkretes Geleitrecht zustehe. Mit dem Reichstagsabschied von 1548, wurde das Geleitrecht den Landesherren endgültig übertragen, sie aber auch verpflichtet, die Sicherheit in ihrem Territorium zu gewährleisten. Das Geleitrecht war natürlich ein gutes Einkommen für die Landesherren, Straßen waren im Mittelalter also bares Geld wert.
Um die Verwaltungsmittelpunkte Kaiserslautern und Burg Trifels zu sichern wurden im 12/13 Jh. zahlreiche Reichsburgen erbaut. Diese Burgen mussten durch ein Weg- und Straßennetz miteinander verbunden werden. Diese Reichsburgen darunter Hohenecken, Wilenstein, Beilstein und Frankenstein in unserem Raum dienten neben militärischen Zwecken auch Verwaltungsaufgaben und wurden zu Zentren für die Anlage von neuen Siedlungen und Klöstern. Es war die große zeit der Burgenpolitik. Diese war ja nichts anderes als Macht und Herrschaftspolitik. Von jeder Burg aus sollte Herrschaft durchgesetzt werden. Die Anlage einer Burg bedeutete Fuß fassen einer Herrschaft oder Dynastie. Deshalb ist Burgenpolitik auch ein wesentliches Element beim Entstehen der Staatlichkeit im hohen und späten Mittelalter gewesen. Die Entstehung und Durchsetzung der Landesherrschaft und deren Ausbau zur Territorialhoheit sind untrennbar mit der Burgenpolitik verbunden. Die Träger dieser Burgenpolitik waren König, weltliche und geistliche Fürsten, geistliche Orden, Vasallen, Ministeralien und Burgmannen.
Die wichtigste Verbindung der Burgen und Klöster untereinander waren die wege und Straßen. Diese unterlagen wiederum besonderen Gesetzen und Rechten, nämlich dem Geleitrecht.
Beim Geleitrecht unterscheidet man ein „allgemeines Geleit“ welches einen jeden vor Unsicherheit und Schaden beschützt, und ein besonderes, welches wenn große Herren durch ein Land reisen ausgeübt wird. Zu den letzteren rechnete man auch das Geleit der Goldenen Bulle von 1536: zu dem alle Stände verpflichtet waren, in dem sie „nemlich die Churfürsten oder ihre Gesandten wann sie nach der Kaiserlichen Wahlstatt reisen“, um dort bei der Königswahl zugegen zu sein, schützten. Wichtiger allerdings war das allgemeine Geleit. Es „erstreckte sich selbiges auf alle Reisende, die es benöthigen“.
Durch das Gebiet unseres Landkreises, zieht die bedeutende West – Ost Verkehrsader, die schon im Mittelalter als „strata regia“ bekannt war. Diese Straße mit ihren Endpunkten in Metz und Mainz besaß als Heer- und Handelsstraße eine wichtige überregionale Bedeutung. Was schon daraus hervorgeht das allein im Zeitraum eines halben Jahrhunderts an dieser Straße in einem Abschnitt von knapp 60 Kilometern drei Klosterniederlassungen mit Hospitälern gegründet wurden, die für die Reisenden und Pilger zu sorgen hatten. So übertrugen 1212 die Grafen von Saarwerden dem Kloster Werschweiler ein Hospital in Vogelbach.
Das Geleitrecht in unserem Gebiet, vor allem im Oberamt Lautern oblag vor allem den Herren von Hohenecken, deren Bedeutung man nicht unterschätzen darf. Dieses Geschlecht stellte nicht nur auf Jahrzehnte die Schultheißen von Lautern sondern hatte auch für einige Zeit die Verwaltung des Trifels und somit der Reichskleinodien unter sich. Auch die Grafen von Leiningen hatten ein Teil des Geleitrechts unter sich.
Aus dem Jahre 1738, knapp 60 Jahre vor dem Ende des Geleitwesens überhaupt ist eine „Bestandsaufnahme“ des Geleits im Oberamt Lautern erhalten. Dieser Bericht gehört zu einer umfangreichen Zusammenstellung aller Geleitsgerechtsamen im gesamten kurpfälzischen Territorium. Die einzelnen Oberämter wurden in einem Schreiben vom 24. Mai 1738 von der Regierung i8n Mannheim aufgefordert, „besondere Protocolle... über alle vnd gelaiths auf – vnd abführungen...mit anmerkungen... von dem Gelaiths Directore vndt Reuthern... ad Registraturam Satrapialem“ zu hinterlegen.
Da ich bisher über das Geleitrecht im Mittelalter nur sporadisch fündig geworden bin gebe ich einmal wieder was das im Jahre 1735 erschienene „Universallexikon aller Wissenschaften und Künste“ von Johann Heinrich Zedler berichtet, schließlich ist dies ein zeitgenössischer Bericht über das Geleit. Dieses Werk beschäftigt sich eingehend mit allen „Staats-, Kriegs-, Rechts-, Polizey- und Haushaltungsgeschäften des Adels und Bürgerlichen Standes“. Zedler versteht unter Geleit „alles das was die hohe Landes Obrigkeit zu sicherer und bequemer Geleitung der im Lande Reisenden, sonderlich aber deren Handelsleute verordnen und schaffen muss, es geschehe nun mit Beschützung derer Straßen vor Raubung und Plackerey oder mit Erhaltung derer Straßen selbst, derer Brücke, derer Dämme..., dass man darauf mit Fahren und Wandeln...fortkommen kann.
Es gab auch Personen denen man kein Geleitrecht zusagte. Dazu gehören nach Zedler:

  1. die Landfahrer, Marck – Schreier, Singer und Reimensprecher, die sich der Artzney unterstehen und die mit keinem Grund gelernet.
  2. Welche im gemeinen Frieden im Reich Teutscher Nation in Religion und Profan Sachen brechen.
  3. Mörder, Straßen und Seeräuber.
  4. Zottirer (= Herumschlenderer), Herrenlose Knechte und Landläuffer.
  5. Starcke, gesunde und müßige Bettler.
  6. Die Zigeiner.
  7. Verlauffene Unterthanen.
  8. Müntzfälscher und deren Verhehler.
  9. Offenbare Feinde, Verräthrt, Kundschaffter und überläuffer, besonders wenn sie dem Türcken und anderen Reichsfeinden beyrätihg sind.
  10. Die Banniten (sic!) und Achter des Reichs.


Die Grenzen der Geleitstraßen sollten besonders gekennzeichnet sein, wie Zedler angibt. Geleitsteine „woraus zu sehen, wie weit solche Herrlichkeit (= Geleitrecht der Fürsten) gehet“, sollten von den benachbarten Geleitsherren gemeinsam gesetzt werden. Es waren dies meist „gewöhnliche steinerne Creutze, daran des Geleits – Herren Wappen samt der Jahreszahl und das Wort Geleit gehauen wird. Bisweilen setzte man in die Geleitsgränzen hohe Steine oder steinerne Säulen oder höltzerne Bild – Stöcke“. Im Oberamt Lautern wird ein solcher „Gräntzstein“ auf der Strasse von Alsenborn im Göllheimer Wald an der Nassau – Weilburgischen Territoriumsgrenze erwähnt, während zur Herrschaft Sickingen „ein Brückel bei Kinschbach“ die Geleitsgrenze bildete.
So kündet in Johanniskreuz das „Herr Johannes Kreuz“ von 1273 das die Wappen der Ritter von Hohenecken und Wilenstein trägt vom mittelalterlichen Geleitsrecht: Die Hohenecker hatten das einträgliche Straßengeleitsrecht hier inne, während die Wilensteiner hier Besitzungen hatten. Dieser Stein war Grenzstein und Geleitstein zugleich, auch kann man davon ausgehen dass viele sogenannter „Sühnekreuze“ eigentlich Geleitsteine sind. Wir werden noch anhand einiger Urkunden erfahren wie wichtig und ausführlich das Geleitrecht in unserer Region ausgeführt wurde.



Das Geleit selbst konnte auf zweierlei Arten ausgeführt werden. Das sogenannte „schriftliche Geleit“ wurde Reisenden während des ganzen Jahres erteilt, indem man ihnen einen „Geleitbrief“ ausstellte, der ihnen das Recht gab, durch das Land „mit Sicherheit zu reisen“. In den Zeiten der Franfurter Messe wurde den Kaufleuten das „lebendige oder persönliche Geleit“ durch herrschaftliche Diener gegeben. Die Stärke dieser Geleitmannschaften war zu gewissen Zeiten recht unterschiedlich. Waren es im Normalfall nur einige, meist berittene Mann, zu denen oftmals ein Trompeter gehörte, so erreichte ihre Zahl bei Unruhen und „Kriegsläufften“ manchmal die Hunderte grenze. Vor der Aufführung des Geleits musste der Geleitsherr dafür sorgen, dass die Straßen „vor Rauberey und Plagerey“ geschützt waren. Berittene Streifen mussten versuchen, die Gegenden der Geleitstraßen von Gesindel und Räubern zu säubern. Bei Überfällen wurden die Untertanen der umliegenden Dörfer durch Glockenläuten zusammengerufen, um die Sicherheit wieder herzustellen und die Räuber zu verfolgen. Von solchen Aktionen berichten die kurpfälzischen Akten des 17. und 18. Jahrhunderts mehrfach, denn der Geleitsherr musste für Verluste, die dem Reisenden unter seinem Geleit zustießen, Schadensersatz leisten. So unterbreitete im Jahr 1780 das Oberamt Oppenheim der Regierung in Mannheim den Vorschlag, ein Wäldchen, das Räubern immer wieder Unterschlupf bot, niederhauen zu lassen, um damit eine größere Sicherheit für die Geleitsführung zu erreichen.
Einem Bericht des Lauterer Oberamtes vom 11. Juni 1738 von den kurfürstlichen Beamten heyler und Diel nach Mannheim abgeschickt über die Geleitstrecke zur Frankfurter Fasten- und Herbstmesse entnehmen wir...“bishero exercirt worden seyen“, heißt es hier, dass „über das auf- und abführende Geleit jedesmahl besondere protocolla“ geführt werden mussten. Diese wurden nach dem Ende der Meßzeiten vom Geleitsdirektor unterschrieben und „ad registraturam Satrapialem“ geschickt und dort hinterlegt.
Die eigentliche Geleitstraße in unserem kurfürstlichen Oberamt ist die alte „strata regia“, die heutige Kaiserstraße. Sie begann am „Brückel hinder dem Sickingschen Dorff Kinschbach“. Hier wurden die Kaufleute und andere Reisende „von hochfreyherrlicher Sickingscher seithen“ übergeben, die sie ihrerseits an der westlichen Grenze des eigenen Territoriums von Pfalz – Zweibrücken empfangen hatten. Die Aufnahme in das kurpfälzische Geleit geschah unter der Vornahme bestimmter Zeremonien, wie uns aus den Berichten anderer Oberämter mitgeteilt ist, im Oberamt Lautern aber verschwiegen sind wohl weil man sie als Selbstverständlichkeit ansah. Das wichtigste aber war die Bezahlung einer bestimmten Summe, deren Höhe sich nach der Anzahl der Personen, nach ihrem mitgebrachten Handelsgut und nach der Art ihres „Verkehrsmittels“ richtete. Dieses Geleitsgeld ist nicht mit dem Zoll gleichzusetzen, es ist allerdings zu erwähnen, dass im 18. Jahrhundert der Unterschied zwischen beiden Abgaben oftmals unkenntlich wird und man vielfach von einem „Geleitzoll“ spricht.
Von der Brücke bei Kindsbach zieht die Kaufmannschaft unter dem Schutz der Geleitreiter nach Einsiedeln (Einsiedlerhof – Kaiserslautern). Auffallender Weise heißt es nun in der Beschreibung: „durch Einsiedel reitet man unten über den Damm nachher Ramstein vdn von dannen durch Kübelberg und so weiter forth biß an die Zweibrückischen Gräntzen zwischen Kübelberg und Waldmohr, allwo zwarn das Pfaltz – Zweybrücksche geleith nie erschienen. Nach solchem reuthet man auf Alßenborn und von dar weiters bis in die helft des gellheimer waldts zum Gräntzstein,... zurück durch Alßenborn und Lautern biß ahn das Brückel bey Kinschbach,, allwo den hochfreyherrlich sickingschen daß wider abführende geleith überlieffert wird. Anschließend ziehen die Geleitsmänner erneut durch Einsiedeln und von dort über den Damm nach Ramstein und Kübelberg, biß auf die Zweibrückische Gräntzen onweit Kübeberg, womit sich dan das geleith endigt“. Es ist nicht sonderlich schwer zu erraten, warum dieser Umweg von Einsiedeln nach Waldmohr benutzt wurde. Man wollte damit das Sickingsche Territorium „umbfahren“, um so wohl die Einnahmen des dortigen Geleits zu schmälern. Auf alten Karten ist dieser Weg noch eingetragen.
Eine bemerkenswerte Lauterer Einrichtung wird uns in dem Geleitsbericht noch überliefert. Nähert sich der Geleitsreiter des Oberamtes Lautern der Deutsch Orden Einsiedel, dann erhielten sie ein „Imbs vnd vor die Pferdt ein halbes Malter Habern“. Die Deutsch Ordens Knechte mussten ihnen die Tore öffnen nachdem die „Geleitesreuther zuforderst ein pistohlschuß“ abgefeuert hatten. Dieser Brauch beruhte auf einer alten Gerechtsame, die auf die Aufgabe der Deutschherren, Pilger und Reisende zu unterstützen, hinweist.
Im Lauterer Urkundenbuch herausgegeben von Martin Dolch und Michael Münch finden sich einige Urkunden über das Geleitrecht, Geleitbrief, Geleitschutz und Geleitgeld, eine davon sei hier wiedergegeben:
Lautern den 24. August 1334 (also ein Jahr nach dem Landfrieden von Kaiserslautern)

Die Brüder Simon (II.) und Eberhard (II.), Grafen von Zweibrücken und Herren zu Bitsch, verbinden sich Baldewin, Erzbischof von Trier und Pfleger der Stifte Mainz und Speyer, auf dessen Lebenszeit zu Hilfe und Dienst gegenüber jedermann, soweit es ihre Ehre zulässt, mit acht wohl bewaffneten Reitern, auf seine Kosten und gegen Schadenersatz. Bei Auseinandersetzungen mit Untertanen des Erzbischofs werden sie ihr Recht nur in einem Gericht aus ebenbürtigen Lehensmannen Baldewinns suchen. Sie werden nichts zum Schaden des Erzbischofs und der Seinen unternehmen und die Landstraßen und die Kaufleute schützen. Sie haben den gemeinen Landfrieden zu Lautern beschworen und wollen mit einem Kontigent von 10 Bewaffneten zu seiner Durchsetzung beitragen. Siegler: die Aussteller.
hukwa



Literaturverzeichnis:

Gebhard Weig: Das ius conducendi der Bischöfe zu Würzburg. Eine Studie zur Rechtsstruktur, politischer Funktion und Organisation des Geleitrechres. Würzburg 1970.
A. Neubauer: Regesten des Klosters Werschweiler. Speyer 1911 Nr. 28, 29
K. Schwingel: Die Bedeutung der Straße Metz – Mainz im Nassau – Saarbrückischen Reichsgeleit. In Geschichte und Landeskunde 1960.
Kurt Andermann: Ritter – Edelknechte – Amtleute Pfälzer Heimat 1985 Heft 1.
Karl Bosl: Die Reichsministerilität der Salier und Staufer...Wiesbaden 1978.
Ludwig Hans: Burgenpolitik und Herrschaft, untersucht an ostpfälzischen Beispielen des 13. Jahrhunderts. Pfälzer Heimat Heft 1. 1984
Rudolf Fendler: Über das kurpfälzische Geleitwesen im Oberamt Lautern. Heimatkalender des Landkreises KL. 1966.
Hubert Zintl: Johanniskreuz- Eine Forst- und Waldgeschichte 2006.

Das Trippstadter Schindelhaus

Holzschindeln gehören zu den ältesten und traditionsreichsten Baustoffen überhaupt. Schon bei den ersten Besiedelungen der waldreichen Gebiete Europas wurden gespaltene Holzschindeln zur Dacheindeckung verwendet. Da es noch keine Möglichkeit zur Befestigung gab, wurden die Schindeln auf die Dachkonstruktion gelegt und mit Latten und Steinen beschwert. Legschindeln wurden solche Holzschindeln genannt, die um einiges größer waren als die herkömmliche Wand- und Dachschindeln. Diese Schindelart wird heute noch in den Alpen verlegt.
Erst im Zeitalter der Industrialisierung bot sich durch die industrielle Herstellung von Nägeln vermehrt die Möglichkeit, Schindeln auch als Wandverkleidung zu verwenden. Zu dieser Zeit entstanden die verschiedensten Schindelformen.
Holzschindeln wurden damals ausschließlich mit der Hand gespalten. Der Grund war einfach der, dass durch Handspaltung die Faser des Holzes nicht so stark verletzt wurde und die Schindeln somit eine weitaus längere Lebensdauer hatten.

Noch heute können wir in Trippstadt an verschiedenen Häusern alte Holschindeln sehen, meist direkt am Giebel. Bei ganz wenigen Häusern ist die halbe Hausseite verschindelt, bei einem Haus sogar (Hauptstrasse Nr. 42….) eine ganze Seitenwand. Bei diesem Anwesen dürfte es sich um die älteste Holzschindelverkleidung im Pfälzerwald handeln.
Dass einst die meisten Häuser in Trippstadt mit Wandschindeln verkleidet waren, können wir in zahlreichen Büchern und alten Fotos überprüfen.
So schreibt Alfred Hans Kuby in „die protestantische Kirche in Trippstadt“…“während die Südwestwand nach Art der Gegend mit Holzschindeln verkleidet war…“. Wahrscheinlich war die protestantische Kirche die einzige Kirche die in Trippstadt, zum Teil, Wandschindeln hatte. Die katholische Kirche war nicht verschindelt auch die kleine Kapelle im Neuhöfertal nicht. Als dort im 18. Jh. das Nachbarhaus niederbrannte schmolz nur die Glocke, die Kapelle trug keine Brandschäden davon. Wären an ihren Außenwänden Schindeln gewesen, hätte das Feuer sich darauf übertragen.
August Becker berichtet uns in „Die Pfalz und die Pfälzer“ über seinen ersten Eindruck von Trippstadt. Er spricht von „grauen Brettern“, mit denen die Häuser verkleidet waren. Bei diesen Brettern handelt es sich um sogenannte „Wetterbretter“. In großen Teilen Deutschlands waren einst die Wetterseiten der Kirchen mit Holzbrettern verschalt.
Aber auch die ärmere Bevölkerung, die sich keine Holzschindeln leisten konnte, verschalte ihre Häuser mit Brettern. Dabei handelte es sich meist um sogenannte „Schwartenbretter“ also Erstabschnitte von Holzstämmen die günstig von Sägewerken verkauft wurden.
Obwohl Trippstadt von riesigen Waldungen umgeben war und ist, war das Holz sehr teuer da das meiste eingeschlagene Holz zur Herstellung von Holzkohle verwendet wurde, die dringend in der Trippstadter Eisenverhüttung benötigt wurde. Man verwendete zur Schindelherstellung damals vorwiegend sogenanntes Stockholz, also die untersten Abschnitte der Stämme die von den Schindelmachern aufgekauft wurden und mit denen sie in mühseliger Heimarbeit Holschindeln herstellten.
Es ist uns ein „Schindelunternehmer“ aus Trippstadt bekannt.
Johann Kallenbach geboren 1853, finden wir im Kaiserslauterer Gewerberegister von 1875 als Schindelmacher eingetragen. Er wohnte im „Häusje“ am Ertl.
Da in Trippstadt einige Schweizer Einwanderer ein neues Zuhause gefunden hatten ist nicht auszuschließen, dass es vor allem diese Zuwanderer waren, die im Nebengewerbe Schindeln herstellten.
Eine weitere Trippstadter Schindelmacher Familie war die Familie Bornträger, Friedrich Bornträger geb. 1805 in Trippstadt und Gustav Bornträger geb. 1834 in Trippstadt waren beide Schindelmacher.
Den wohl ältesten Nachweis über die Schindelproduktion in Trippstadt fand ich in den Rechnungsbüchern des Amtes Wilenstein von 1633.
1633 wurde auf Wilenstein nochmals ein größerer Bau errichtet. Ob es ein völliger Neubau war oder ob man einen alten Wohnbau abgerissen hatte und wieder neu aufführte, geht aus der Rechnung nicht hervor. Es war jedenfalls ein Fachwerkbau, denn der Zimmermann Jakob Decker aus Heltersberg hatte, den Lohnzahlungen nach zu urteilen, die meiste Arbeit. Das Holz wurde in den herrschaftlichen Wäldern geschlagen.: „1 Gulden 7 ½ Batzen seint verzehrt worden, alß das gehöltz zum Hauß Wilenstein ist gefelt (gefällt) worden“. Als der Akkord mit dem Zimmermann getroffen wurde, erhielt er 7 ½ Batzen zu „Weinkauff“. Später wurden ihm 13 Batzen bezahlt, „alß der Wercksatz zum hauß gelegt, den Zimmerleuthen vor zehrung“….
Der Dachdecker Reinhard Kraft aus Queidersbach erhielt 24 Gulden für seine Arbeit. … Als dann die letzte Schindel angenagelt war, erhielt „gerührter Schindeldecker“ 7 Batzen zu Spitzwein… Die Maurerarbeit wurde an den Trippstadter Steinmetz Martin Drexler vergeben.
Die 48 000 Schindelnägel bezog man aber nicht im nahen Kaiserslautern, sie wurden in Eischweiler (Thaleischweiler) gekauft; ebenso die Lattennägel. Erst als diese nicht mehr ausreichten, kaufte man weitere 800 bei einem Nagelschmied in Kaiserslautern.


Ein historisch besonders wertvolles Foto schickte mir Fridolin Heintz aus Elmstein zu. Es zeigt ein Haus in Appenthal das nicht nur mit Holschindeln verkleidet ist, sondern auch eine Dachdeckung (3lagig) mit Holzschindeln hat. Das in der Pfalz auch Dächer mit Holzschindeln gedeckt wurden, darüber konnte ich bisher keine Nachweise finden. Durch dieses Foto kann man nun davon ausgehen dass in der Region des Pfälzerwaldes, einige Häuser mit Holschindeln gedeckt waren.


Wenn man sich mit Holzschindeln, ihrer Herstellung und Produktion beschäftigt, ist es insgesamt wichtig auch einen Blick auf den Fachwerkbau der Pfalz zu werfen. Nach Verwendung der Baustoffe unterscheiden wir in der Pfalz drei Haustypen: das massive Steinhaus, den Fachwerkbau und die gemischte Bauweise. In Trippstadt finden wir bis ins 19. Jahrhundert neben einigen größeren Bürgerhäusern die sogenannte Einfirstanlage vor. Im Pfälzerwald, aber auch in den Dörfern der Haardt, sowie in den Ebenen wo Steinbrüche leicht zu erreichen waren, wurde seit Jahrhunderten auf steinernen Fundamenten das Erdgeschoss aus Bruchsteinen gemauert und das obere Geschoss in Fachwerk ausgeführt.

Die Ausführung des Untergeschosses aus massivem Sandstein, des Obergeschosses in Fachwerk dürfte bis etwas 1800 vorherrschend gewesen sein. Heute liegt das Fachwerk fast überall unter einer dicken Putzschicht verborgen.

Noch heute finden sich in Trippstadt einige dieser Häuser, dabei handelt es sich um das sogenannte Wohnstallhaus. Ein schlichtes Fachwerk ohne Zier auf massiven Sandstein aufgebaut. Meist führt eine Freitreppe zum Wohngeschoss. An den Wohn-Stall-Trakt ist meistens eine bescheidene Scheune angeschlossen. Also „alles unter einem Dach“. Der obere Teil dieser Häuser besteht also in der Regel aus Holz, Lehm und Stroh. Diese Fachwerkarbeiten wurden von Zimmerern durchgeführt. Dem Lehm und Strohgemisch wurde in der Regel noch Kuhmist zugeführt um eine bessere Bindekraft zu erreichen. Damit der Putz haften blieb, mussten die Hölzer (Fachwerk) mit Beilhieben bearbeitet werden.
Dieses „Oberfachwerk“ wurde dann zur Wetterseite hin mit Holzschindeln abgedeckt. Das Anbringen der Holzschindeln wurde ebenfalls von Zimmerleuten ausgeführt.
Ein weiterer typischer Trippstatder Haustyp ist das sogenannte „Mitteltennen - Einhaus“ . Dieser Haustyp, der im Untergeschoss Ställe, Futter- und Waschküche, und darüber, nur über eine Treppe erreichbar, Wohnräume birgt, ist im Neckarland weit verbreitet und als „gestelztes Bauernhaus“ bekannt. Da bei diesem Haustyp der Platz für einen größeren Vorhof meist fehlte, diente der enge Raum zwischen Haus und Straße einst zu allerhand Wirtschaftszwecken. In alter Zeit lag hier auch der Misthaufen. Lagen zwei Häuser eng beieinander entstand das sogenannte „Reihelchen“ (sprich: Reilche), jener schmale, lange Durchlass, der so oft in der Pfalz zwei ältere Häuser trennt und der sich auch in Trippstadt noch findet. Die Hausforschung spricht beim „gestelzten Bauernhaus“ auch vom „Einfeuerhaus“, um diesen Ausdruck näher zu erklären ist es interessant einmal einen Blick in das innere eines solchen Hauses zu werfen und somit auf die kulturgeschichtliche Entwicklung dieser Häuser: Von der Haustüre aus treten wir direkt in die Küche. Mag sie auch als kleiner und dunkler Raum erscheinen, war sie doch der Mittelpunkt des Hauses. Die „gute Stube“ gab es damals noch nicht. Die Küche war die Hauptfeuerstelle des Hauses und beheizte den umliegenden als Stube und Kammer dienenden Raum mit. Bei dieser Hausform bestand noch keine Trennung in Stuben Kammern und Küche. In Resten zeigt sich dies etwa darin, dass früher neben der Stube keine kleine Kammer lag, sondern ein einfacher abgetrennter Raum mit der Bettstatt, dem Alkoven. Erst in der weiteren kulturgeschichtlichen Entwicklung wird aus dem größeren und in die Stube vorgerückten Alkoven das separate Schlafzimmer nämlich als spätere Abspaltung vom Stubenraum.
Als Koch- und Heizstelle diente ein roher Herd. Diese aus Sandstein errichtete Feuerstelle hatte Ähnlichkeit mit einer Schmiedeesse. Hier brannte ganz offen das Feuer. Über dem Holzfeuer hing der große Eisentopf. Daneben gab es noch den Dreifuß der in die Glut gestellt wurde und dem Kochtopf einen Stand gab. Damals gab es beim einfachen Volk ausschließlich Eintopfgerichte. Die Einführung des geschlossenen Herdes im 19.Jh. kam einer Revolution gleich. Es konnte anders gekocht werden und das Kochgeschirr änderte sich. Die ersten „Ritschhäwwe“ kamen in Mode, also Töpfe die auf dem Herd hin und her geschoben wurden.





Zu bemerken ist auch noch, dass der Rat vieler Städte und Ortschaften bereits ab dem hohen Mittelalter den Bau von Fachwerken und Schindelfassaden zu bekämpfen versuchte. Hauptgrund war die Feuergefahr, die durch dramatische Brände ganze Ortschaften und Stadtteile einäscherten. Unzählige Erlasse forderten besonders in den Städten zumindest das Erdgeschoss in Massivbau anzufertigen.


hukwa



Lit. Verzeichnis:

Natur und Kultur: Das Biosphärenreservat Pfälzerwald. Herausgegeben 2008 von UNESCO- Biosphärenreservat „Pfälzerwald – Vosges du Nord“.
Franz Neumer: Aus den Rechnungsbüchern des Amtes Wilenstein; Heimatkalender des Landkreis Kaiserslautern 1973.
Fred Weinmann: der Fachwerkbau in der Pfalz: Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern, Bd. 24/25; 1986/87
Eisenhüttenmuseum Trippstadt- Sonderausstellung: Alte Waldberufe: Verschiedene Dokumente.
Kurt Knebel: Der Wilensteinerhof; Sonderheft der „Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt.
August Becker: Die Pfalz und die Pfälzer.
Ludwig Schandein: Beiträge in Bavaria.
Opderbecke: Der Zimmermann.



Sonntag, 19. Mai 2013

Ich bevorzuge die Stille der Wälder

An einem solch wunderschön verregnetem Frühlingstag wie Heute fühle ich mich wie ein scheuer Waldvogel, der sich in ein lärmendes Dorf verirrt hat. Die Menschen können schon lange nicht mehr ohne Lärm leben, sie fürchten die Stille. In der Stille werden sie mit ihrem Selbst konfrontiert. In der Stille der Wälder kann ich mich mit meinem Selbst vereinen. Man darf diese banale Welt nicht zu nahe an sich heran kommen lassen. Die Abwässer dieser Gesellschaft verunreinigen den Geist des Menschen. Aber in der Stille der Wälder finden wir zu uns selbst zurück.
hukwa

Donnerstag, 16. Mai 2013

Karlstalschlucht im Abenddämmern

Wald voll schwarzer Erde
Holundergebüsch
Farngerank
an den Hängen wie schwarzes Eisen
steinerne Kuppen Blöcke Scheiben
im Abenddämmern gleichen sie riesenhaften Leibern
manchmal am Rand
wirr und kraus
ein einzelner Weißdornstrauch
wie Steinmeißel klingts vom Hochwald herab
des Schwarzspechts hämmern
verliert sich im wilden rauschenden Bach
im glutigen Abenddämmern.
hukwa

Donnerstag, 9. Mai 2013

Aufgewachsen in einem Baum

Ich, der ich in einem Baum aufgewachsen, hätte mancherlei zu erzählen, doch da ich viel erfuhr von der Stille, habe ich mancherlei zu verschweigen.
Pablo Neruda

Dienstag, 30. April 2013

Entzückendes Erinnern

Ich sah den Habicht kreisen
hoch oben in den Lüften
ich ruhe im Hain der Birken
Traumselig heimgesucht
ich schaue in den Himmel
Wolken in Goldgewimmel
bald naht das Abenddämmern
es ruft aus alten Tagen
aus längst vergangenen Jahren
wie aus einer kühlen Gruft
eine alte Melodie
die Kindheit kehrt nie mehr
dennoch ist da ein Schimmern
ein dunkles sich Erinnern
ein fahles helles Licht
entzückendes Erinnern
aus alten Kindheitstagen
es ist als webe im Stamm der Birke
die alte Kindheitseele.
hukwa

Sonntag, 28. April 2013

Einmal am Tag sollte man eine meditative Wanderung unternehmen

Gestern hat es den ganzen Tag geregnet aber ich war dennoch einige Stunden im Wald. Unter einer Fichte suchte ich für einige Zeit Schutz vorm starken Regen. Ich schlug die Tagebücher von Thoreau auf und konnte folgendes Lesen: "Wir müssen hinausgehen und uns jeden Tag aufs neue mit der Natur verbinden. Wir müssen Wurzeln schlagen und auch an Wintertagen wenigstens eine kleine Faser hinausschicken. Ich spüre, wie ich Gesundheit einsauge, wenn ich meinen Mund dem Wind öffne. Das Haus zu hüten führt immer zu einer Art geistiger Verwirrung. In diesem Sinn ist jedes Haus ein Krankenhaus. Eine Nacht und einen Vormittag auf einer solchen Krankenstation zu verbringen, ist das äußerste, was ich ertragen kann. Mir ist bewusst, dass ich ein Stück geistige Gesundheit, die ich verloren hatte, fast in dem Augenblick wiederfinde, in dem ich ins freie trete."
Ich schließe mich ganz diesen Worten an.
hukwa

Abgeschiedenheit

Ich möchte für einen beträchlichen Teil des Tages alle kleinlichen, engstirnigen, banalen Beziehungen zu Menschen vergessen, und daher suche ich die Abgeschiedenheit auf, wo das Problem des Daseins sich vereinfacht.
H.D.Thoreau

Donnerstag, 25. April 2013

Tagesspruch

Ich gedeihe am besten in der Einsamkeit.
Thoreau

Der Meister des meditativen Wanderns

Gewiss war Henry David Thoreau der Meister des meditativen Wanderns. Jedem sei sein Buch empfohlen "vom Wandern".
Ein Büchlein das Wandern als Lebensmodell beschreibt. Für Thoreau stellte das tägliche spazieren gehen durch die Natur eine Überlebensstrategie dar, real wie auch übertragen- Wandern als Versuch, das Unbehagen gegenüber der Gesellschaft zu überwinden.
Ralph Waldo Emerson schrieb über die Art wie Thoreau wanderte: "Es war ein Vergnügen und ein Privileg mit ihm zu spazieren. Er kannte das Land wie ein Fuchs oder ein Vogel. man musste sich seiner Führung blind anvertrauen- und wurde dafür großartig belohnt".
Ein Buch das jeder leidenschaftliche Wanderer gelesen haben sollte, ja es ist eigentlich Pflichtlektüre für Wanderer.
hukwa

Mittwoch, 24. April 2013

Buschwindröschenblüte im Pfälzerwald




Fotos Ute Knieriemen-Wagner

Über das richtige Gehen beim meditativen Wandern

Über das richtige Gehen beim meditativen Wandern möchte ich Thoreau zitieren, keiner hat es so genau ausgedrückt wie er: "Du musst so sachte gehen, das du die feinsten Laute hörst, wobei das Denken sich ruhig verhält. Dein verstand darf nicht ins Schwitzen kommen. Meine Gedanken freilich ertrinken gleichsam im Freien...Das zwitschern der Schwalben ist das Geräusch der dahingleitenden Wogen der Luft... "
Dies ist der richtige Zustand den man während des meditativen Wanderns aus sich selbst gebären muss.
hukwa

Dienstag, 23. April 2013

Waldtestament

Wenn ich einmal nicht mehr bin
dann bringt mich in den Wald
verscharrt mich in dem dichtesten Tann
wo Moos und Farn zu Hause sind
der Wald der war von Anfang an 
mir Freund und Brüderlich gesinnt
darum wenn ich einmal nicht mehr bin
dann bringt mich zu ihm hin
ich will das meine Reste einmal
in ihm verborgen sind
die Vögel werden dann bestimmt
mir noch ein Liedchen singen
und manche Eule wird
bei mir die Nacht verbringen
ich lieb den Wald von Anbeginn
bin doch sein Sohn sein Kind
darum wenn ich einmal nicht mehr bin
dann bringt mich zu ihm hin.
hukwa

Donnerstag, 18. April 2013

Schlehenblüte

Heute Nacht begann die Schlehenblüte. Als ich heute Morgen gegen sechs Uhr in den Wald kam stand der Schlehenhain, denn ich seit Tagen aufsuche im schönsten Blütenzauber. Entlang des Waldpfads dem ich folgte blühen bereits überall die Buschwindröschen. Die Schlehenblüte dauert nur kurze Zeit und ich bin darauf bedacht so viel als möglich jetzt in den Wäldern unterwegs zu sein.
hukwa

Mittwoch, 17. April 2013

Sehnsucht nach der Kirschblüte

Heute Morgen bin ich früh schon in den Wald gewandert und habe mich unter die alte Wildkirsche zur Meditation niedergelassen. ein Gedicht des Zen-Dichters Tadanori fiel mir sofort ein:
Abend brach ein:
Unter dem Kirschbaum dort suche ich mein Bett
Und bin die Nacht bei den Blüten zu Gast.

Nun, ich habe mir vorgenommen wenn die Kirschblüte beginnt unter der alten Kirsche die Nacht zu verbringen.
hukwa

Dienstag, 16. April 2013

Der Lenz ist da

Heute Morgen war ich schon wieder sehr früh in den Wäldern, noch vor Sonnenaufgang. Es war ein warmer Frühlingsmorgen, in der Nacht hatte es ein wenig geregnet, die Vögel empfingen mich mit einem wunderschönen Frühlingskonzert. Ich konnte einen Siebenschläfer beobachten der sich in einem Wildapfelstrauch herumtrieb. Die Buschwindröschen beginnen nun mit ihrer Blüte und viele weitere Pflanzen folgen nun täglich. Der Holunder hat schon ausgeschlagen, in den nächsten Tagen folgen die Birken. Besonders freue ich mich auf die Vogelkirsche- und Schlehenblüte. Jetzt ist Wandern ein regelrechter Zwang, nichts hält einem mehr im Haus. Auch die Quellen und Bächlein im Wald flüstern jetzt ganz anders als im Winter. überall erkennt man den Lenz.
hukwa

Montag, 15. April 2013

Mein Eichhörnchen



Wir hatten heute auf der Terrasse beim Kaffeetrinken Besuch von unserem Eichhörnchen, das den Winter über bei uns sein Futter geholt hat.

Freitag, 12. April 2013

Die alte Burenkiefer (Hindenburgkiefer) im Wald von Johanniskreuz





Dieser Baum ist einer der ältesten Kiefern im Pfälzerwald. Sie ist ein Naturdenkmal und mit Sicherheit über 250 Jahre alt. Für eine Kiefer ein seltenes Alter. Sie erinnert mich immer wieder an die Kiefer von Barenton in der Bretagne die der heilige Baum Merlin's war!
hukwa

Der Schwerpunkt beim meditativen Wandern

Ich habe meditatives Wandern jahrelang geübt bevor ich mir erlaubte diese Technik an andere weiterzugeben- und ich muss gestehen- ich übe immer noch.
Vielen von uns ist gar nicht bewusst dass sie viel mehr laufen als sie selbst annehmen, weil sie einfach nicht bewusst gehen.
Was ist also der Schwerpunkt beim meditativen Wandern?
Es ist unsere Aufmerksamkeit!
Wenn unser Schwerpunkt in unserem Kopf liegt, dann schweifen wir ab.
Wir sind nicht wachsam, nicht voll konzentriert auf den Augenblick.
Verlagern wir unseren Schwerpunkt auf den "Bauch" fällt er zusammen mit unserem körperlichen und geistigen Schwerpunkt.
Dann fällt unser Tun mit unseren Gedanken in einem Punkt zusammen.
Dann leben wir im Hier und Jetzt - im momentanen Schritt.
hukwa

Donnerstag, 11. April 2013

Fliege Seele

Fliege Seele fliege
mit dem Reiher
über die dunklen Waldwooge
kehre zurück und
bringe mir das Konzert der Frösche
als Sinfonie
der Erde mit.
hukwa

Mittwoch, 10. April 2013

Waldsterben

Wenn der Wald stirbt
malen wir Bäume auf Beton
lassen aus Lautsprechern
das Gezwitscher von Vögeln erklingen
wenn der Wald stirbt
malen wir Bäume auf Beton
und denken uns
Vogelnester dazu
wenn der Wald stirbt...
hukwa

Dienstag, 9. April 2013

Karlstalgedicht

Hier dringt kein Laut des Lebens her
so tief im Wald ist alles Schatten leer
und Bernsteinfarben färbt der Mond
das Wolkenmeer.

Ich bin allein mit meinem Gedankenmeer
hör ein leises dunkles Rauschen
mein inneres Meer
in den Wolkenfetzen der Götterheer.

Silbernebel stehen im Tal
Sonne leuchtet auf den Höhen
majestätisch schwebt der Reiher
einsam durch das Karlstal.

Am Bachufer die Kätzchen blinken
neigen sich im silbernen Schweigen
wartend auf nächtliche Feenreigen
in den Jahreskreis mit ein
ein letzter Schrei des Schwarzspechts durchs blaue
eine blasse Wiese
darauf eine einsame Birke
Stille im Karlstal.
hukwa

Das wahre Wunder besteht nicht darin, auf dem Wasser zu wandeln, sondern auf der Erde zu gehen.

Meditatives Wandern ist nichts anderes als Meditation im Gehen. Diese Technik ist nicht modern sondern eigentlich schon recht alt. Die Zen- Mönche Japans benutzten dafür den Ausdruck Kinhin und die Taoisten im alten China nannten es WuWei, was in etwa bedeutet- kein Handeln wider die Natur! Ein buddhistischer Mönch sagte einmal: "das wahre Wunder besteht nicht darin, auf dem Wasser zu wandeln, sondern auf der Erde zu gehen".
Ich habe meditatives Wandern viele Jahre lang geübt bevor ich mir erlaubte diese Technik an andere weiter zu geben und ich muss gestehen- ich übe immer noch.
hukwa

Montag, 8. April 2013

Wanderspruch

Das wahre Wunder besteht nicht darin, auf dem Wasser zu wandeln, sondern auf der Erde zu gehen.
Nhat Hanh

Sonntag, 7. April 2013

Über meditatives Wandern

Heute Morgen saß ich unter einer alten Eiche im Trippstadter Wald und erfreute mich am Sonnenaufgang. Die Frühlingssonne trieb mich schließlich tief in den Wald hinein. Wandern kann ein Lebensmodell sein. Das tägliche Unterwegssein in der Natur ist auch ein Versuch zu den lebendigen Quellen des Lebens vorzudringen. Henry David Thoreau schrieb einmal: "Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, dem wirklichen Leben näher zu treten, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hätte". Dies ist die richtige Einstellung die ein Wanderer auf seine Wanderungen mitnehmen sollte.
hukwa

Freitag, 5. April 2013

Frühling im Trippstadter Wald






Fotos Hans Wagner

Aus den Tiefen der Natur

Die größte Freude, die Wald und Flur uns bereiten, ist die Andeutung einer dunklen Beziehung zwischen Mensch und Pflanzenwelt. Ich bin nicht alleine und unerkannt, schrieb Emerson einmal. Die Pflanzen nicken mir zu und ich grüße zurück. Das Schwanken der Zweige im Sturm ist mir vertraut und unvertraut zugleich. Es überrascht mich und ist mir doch nicht unbekannt.

Seine Wirkung ist wie die eines höheren Gedankens oder einer besseren Empfindung, die mich überkommt, wenn ich glaube, Rechtes zu Denken oder zu Tun. Der nach Erkenntnis strebende Mensch, der die Verbindung zur Natur sucht, muss von zeit zu Zeit Haus und Wohnung verlassen, sollte hingehen zum Schoße von Mutter Natur. Aus ihren Tiefen saugend, wir er zur Erkenntnis gelangen. Wir sollten den nächtlichen Sternenhimmel öfters betrachten, schauen was er uns erzählt. Die Lichtstrahlen, die von diesen fernen Welten in unser inneres dringen, werden uns für kurze Zeiten loslösen von allem, mit dem wir in der Verdunkelung unserer Existenz in Verbindung stehen. Die alten Taoisten nannten diesen Weg Wu Wie, er beruht auf tiefgründiger Philosophie, geistigem Streben, Poesie der Natur und Ehrfurcht vor der Heiligkeit aller Wesen und Dinge. In den tiefen Gründen der Natur, ihrer Stille erfahren wir eine Erweiterung unseres Selbst, nähern uns dem fließenden Sinn des Universums um in der Sprache Heraklits zu sprechen. In der Stille der uns umgebenden Natur, unter einem Baum sitzend, können wir wieder jenem Teil der Schöpfung näherkommen, dem wir einstmals entsprungen sind und in das wir einstmals wieder zurückkehren werden. Zu unserem Ursprung, hier liegt unser göttlicher Anteil verborgen, den wir vergessen haben. In den tiefen Gründen der Natur, wo wir dem rauschen der Baumwipfel lauschen, wo noch an manchen Stellen ein klares Bächlein plätschert, eine zauberhafte Quelle sprudelt, beginnt auch unsere innere quelle wieder neues Wasser zu schöpfen. Wo unser Auge im herbstlichen Sonnenschein die Bachforelle im eiskalten Wasser erblickt, als sei sie ein Blitzstrahl unserer Seele, die uns vor Zeiten verloren gegangen ist. Wo sich in wunderschönen Momenten plötzlich eine Weihe aus dem nahen Gebüsch erhebt um majestätisch ihre runden am blauen Himmel zu ziehen, hier sollte das Haus des Menschen sein. Im Wald zu stehen unter einer alten Kiefer, Eiche, oder Buche, mit dem Auge einem Schwarm Zugvögel folgend, die keilförmig nach Süden ziehen, in andächtiger, einsamer Versenkung, des Gefühls eins zu sein mit der alten Mutter Erde, ist das einzige reale Gebet das es wirklich gibt. Der Mensch sollte in der Natur beten, nicht in muffigen Kirchen, wo er nur haltlose Lehren angeboten bekommt. Alle predigten, Lehren, dümmliche Schulmeistereien, aller Neid, Hass und Zorn, verwehen in kürzester Zeit, wenn wir uns der Natur in Liebe preisgeben. Im Identifizieren mit Mutter Natur diesem einzigen, vollkommenen wirklichen Gedicht, erkennen wir, das wir Teil der Schöpfung sind und keine Sklaven des Mammon. Wir sind verwandt, verschwistert, verbrüdert mit der alten Erdmutter Gaia, mit ihren herrlichen tiefgründigen Erscheinungen. Würden wir uns öfters in die Natur zurückziehen, in ihr das suchen was uns Verloren gegangen ist, würde unser Sein wieder überflutet werden von jener gesunden Entzückung und Ekstase, die weit über allem Reichtum und Wohlstand, Gier und Neid, Fremdenhass und kriegerischen Gedanken erhaben ist. Dann erkennen wir das sie die Allmächtige, lebende Mutter Natur, weit mehr ist, als nur das was wir annehmen, als das was uns unsere läppische, bürgerliche Erziehung lehren möchte. Weg von der Sandalenphilosophie unserer Väter und Mütter und hinein in die Tiefen der Natur, mit ihr Denken und leben das bedeutet Mensch sein. Wir müssen wieder neu sehen lernen dann werden wir auch wieder tiefer Erkennen lernen. Das Natur in ihren Tiefen die sprachliche Offenbarung der Allseele ist. Diese herrliche äußere Natur sollen wir wieder als einen Weg ansehen, der es uns ermöglicht in unsere eigene innere Natur einzudringen. Erkennen wir wieder ihre Sprache, lernen wir wieder in ihr zu Lesen wie in einem großen Schöpfungsalphabet was sie ja auch ist. Wir stehen heute wie Analphabeten vor ihrem großen Werk, nicht in Wissenschaftlicher Sicht, die ist zu engstirnig, in philosophischer Sicht, müssen wir wieder lesen lernen. Nietzsche schrieb einmal: ein Buch ist wie ein Spiegel, wenn ein Affe hineinblickt, kann kein Prophet heraus schauen. So ist es auch mit dem Buche der
Natur, wir wollen verstehend in ihm Lesen. Voller Andacht möchten wir ergründen, die tiefe eines Waldsees, dies Augen der All- und Altmutter, sie können uns das neue Sehen lernen. Die Bäume an den Ufern des Waldsees, sind es nicht die Brauen und Wimpern unserer wirklichen Mutter, der Mutter aller Mütter? Das Rinnsal oder der fließende Bach der den Waldteich füllt, ist er nicht die Ader der Altmutter? Gönnen wir uns ruhig die Zeit bei der großen Schöpferin , ein wenig zu verweilen, dies ist wie ein Weihedienst.
Wir haben sie genug getreten, wir sollten ihr endlich wieder mit Respekt begegnen.

hukwa

Montag, 1. April 2013

Wanderer

Wanderer bin ich
unter uralten Abendwolken
die sich stündlich erneuern
und doch ein Ewiges
in sich tragen
hier in den stummen Wäldern
sucht mein unruhiger Geist
mit den flüchtenden Winden
den Morgen der Vergangenheit.
hukwa

Donnerstag, 21. März 2013

Kreislauf von Mensch und Universum

Oft spüre ich in diesen Tagen da ich den Wald manchmal überhaupt nicht verlassen möchte eine starke Verinnerlichung, verbunden mit dem Gefühl Teil dieser großartigen Natur zu sein. Der Mensch ist eine Kleinausgabe des großen kosmischen Spiels und jeder Wesensimpuls des Universums findet auch sein Widerspiel in uns. Wir müssen nur wahrnehmen lernen. Es ist der Kreislauf des natürlichen der in den Wäldern vorherrscht und der dem Leben einen Sinn gibt.
hukwa

Mittwoch, 20. März 2013

Aus den Tiefen der Wälder

Die größte Freude, die Wald und Feld uns bereiten, ist die Andeutung einer dunklen Beziehung zwischen Mensch und Wald. In den Wäldern sind wir nicht alleine, die Bäume nicken uns im Windes Rauschen zu, der Wildbach singt uns gemeinsam mit den Vögeln sein Lied. Es sind Momente wo sich in uns höhere Gedanken bilden, abseits der Welt von Konsum und Kommerz. Hier am Schoße der Natur finden wir dass was wir andernorts nicht finden können. Die zunehmende seelische Verarmung des Menschen der nur noch in einer abstrakten zivilisatorischen Welt lebt wird immer sichtbarer. Die Wälder sind ein Rückzugsgebiet, ein "Psychotop" für eine Welt die nicht erkennen will wie Krank sie ist.
hukwa

Dienstag, 19. März 2013

In den Wäldern angekommen.

Am Ufer des alten Waldweiher
wo der ewige Abend verweilt
dort wo die urdenklichen alten Bäume
ihren Geheimnisse den Feen preisgeben
war ich angekommen
ermüdet und in bleicher Glut
doch begeistert von der jungfräulichen Nacht
der weiße Mond
schien zärtlich
in das Geäst der Eichen
ich wusste
ich war
Angekommen.
hukwa

Sonntag, 17. März 2013

Waldsehnsucht

Des Dompfaffs rotes Kleid
im weißen Licht der Birke
Schwarzspecht ruft von weit
Unke ruht noch unterm Fels
bald friert auch sie nicht mehr
zwei Finken im alten Birnbaum
trunken vom Morgentau
tollen im Liebesspiele
in den Ästen umher
schon gewinnt die Sonne an Kräften
Waldpfade sich mir öffnen
nach den duftenden Waldblumen
werd ich bald wieder sehen
und den Frühlingstanz
der Elfen herbei sehnen.
hukwa

Donnerstag, 14. März 2013

Geflüster der Bäume

Sinnend träumend
winterliche Landschaft
Land der Träume
Unkennacht
was erzählen sich die Bäume
wer fragt
keiner gibt Antwort
ein kleiner Spalt
verborgen in der Dämmerung
dahinter
ein Geheimnis
Janussteine suche ich
mit silbernen Schneckenspuren
hier verweilend
lausche ich dem
Geflüster der Bäume.
hukwa

Dienstag, 12. März 2013

Vom Bader, Barbier und Chirurgen

Über die mittelalterliche Aufgabe des Bader Standes

Im Trippstadter Bürgerbuch finden wir in den Einträgen von 1666 und 1890 mehrmals die Berufsbezeichnungen Barbier, Bader und Chirurg. Es sind alte Berufsbezeichnungen aus dem Gesundheitswesen des Mittelalters. Der Bader war sozusagen der „Arzt des einfachen Mannes“. Die arme Bevölkerung die sich keinen Rat bei den klerikalen und studierten Ärzten leisten konnten suchten bei Krankheit den Bader, Barbier oder Chirurgen auf. Für seine Zeit war dieser Berufsstand hoch geachtet und wurde bis ins späte 19. Jahrhundert ausgeübt. Er umfasste das Badewesen, Körperpflege und Kosmetik, kleinere chirurgische Eingriffe sowie Teilgebiete der Zahn- und Augenheilkunde. Der Bader war oft gleichzeitig auch Barbier oder arbeitete mit einem solchen im Badehaus zusammen. Ebenso mit dem Chirurgen. Aus diesen Berufen entwickelte sich der Berufsstand der Wundärzte.
Obwohl hochgeachtet zählte der Bader zu den „unehrlichen Berufen“, die sich anfangs in keiner Zunft organisieren durften.
In manchen Regionen und Städten wurden sie jedoch später in die Zünfte aufgenommen, etwa in Augsburg und Würzburg 1373, in Hamburg 1375. So durchliefen Bader etwa in Wien, wo sich die Zunft der Bader bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, eine handwerkliche Lehre und bildeten einen Stand. Die Laufbahn Lehrling, Geselle, Meister war fest geregelt. Sie mussten eine dreijährige Wanderschaft machen und bei anderen Meistern lernen.
Für die Gemeinde Tippstadt, in der ja 3 Bader nachgewiesen sind, fand sich allerdings kein Hinweis bisher auf ein Badehaus obwohl es ein solches gegeben haben muss (zumindest ein kleines), sonst hätten die Bader ja ihren Beruf nicht ausüben können, es sei denn die Trippstadter Bader haben in Kaiserslautern gearbeitet, was wahrscheinlich nicht der Fall war.
Der Baderberuf ist uns allerdings in Urkunden und Schriftstücken aus Kaiserslautern erhalten.
So erfahren wir über eine alte Urkunde das im Jahre 1583 eine neue städtische Badestube erbaut wird. Durch eine Verordnung des Rates war der Bader gehalten, „an jedem Montag und Donnerstag Bäder bereit zu halten“. Der Aufgabenbereich des Baders erstreckte sich aber nicht nur hierauf, ihm war ferner aufgetragen „das Haar- und Nagel schneiden, Rasieren, die Behandlung äußerer Wunden,
und Schäden, sowie das Schröpfen und Aderlassen bei trinkfesten Personen“. Bei Ausbruch einer Pestseuche mussten die beiden städtischen Bader die Kranken besuchen und dafür sorgen, das Rauchwerk von Wacholder an den Brunnen gemacht, die Gassen gereinigt, das Vieh aus den ausgestorbenen Häusern geholt, der Mist vor den Häusern entfernt und das Ausgießen der Nachttöpfe auf die Gassen unterlassen wurde. Bei ärztlichen Leichenöffnungen (Sektionen) hatte der Bader mitzuwirken, und schließlich gehörte auch noch die Leichenschau zu seinen Amtsobliegenheiten.
Als im Jahre 1348/49 die vom Orient eingeschleppte Pest sich über ganz Europa ausbreitete, beschloss der Lauterer Rat die Errichtung eines Leprosen- oder Feldsiechenhauses, wie dies auch anderwärts bereits geschehen war. Das „Kodenhäusel“, wie das Feldsiechenhaus auch genannt wurde, stand vor dem Fackeltor an der Stelle, wo sich heute die Apostelkirche erhebt. Der Name „Feldsiechenhaus“ besagt schon, dass das Leprosenhaus im freien Felde abseits von bewohnten Gebäuden stand. Man wollte hierdurch vermeiden, dass eine Übertragung und Ausbreitung dieser Seuchenkrankheit auf die Bürger der Stadt erfolgte.
Nach der strengen Ordnung der Stadt von 1350 stand das „Kodenhäusel“ unter der Leitung eines Aufsehers, der Bader war. Zu seinen Pflichten gehörte neben der Heilbehandlung von Kranken deren Beköstigung, die er mittels einer Drehlade in die Krankenräume beförderte. Ferner musste er auch die Aufenthaltsräume säubern. Von Haus zu Haus gehend und auf dem Kirchhof hatte er die Almosen für die Kranken an Geld und Naturalien zu sammeln sowie die Aussätzigen zum Gottesdienst zu führen. Schließlich gehörte noch zu seinem Aufgabenkreis im Falle, dass ein Kranker verstarb, diesen zu beerdigen. Der Rat hatte für diesen gewiss nicht beneidenswerten Posten eines Baders im Feldsiechenhaus eine Jahresbesoldung von 6 Pfund Heller und 1 Paar Schuhe oder an deren Stelle 5 Schillinge Heller ausgesetzt. Von den gesammelten Almosen hatte der Bader auch einen Teil zu beanspruchen. Alle des Aussatzes verdächtigen Personen wurden damals zwangsweise in das Feldsiechenhaus geschafft.
Wenn die Erkrankten zum Gottesdienst auf den Kirchhof (für die wurde der Gottesdienst im Freien gehalten) über die Fackel- und Marktstraße gingen sowie auch auf dem Rückweg ins Feldsiechenhaus, musste dem Trupp eine Klapper vorausgehen, auf deren Zeichen hin alle Straßenpassanten eiligst die Flucht ergriffen, um ja nicht mit dem Transport in Berührung zu kommen.- Erst im 17. Jahrhundert kam das „Kottenhäusel“ außer Gebrauch, sein Name lebt noch heute im Namen des Kaiserslauterer Stadtteils Kotten weiter.
Bei den immer wieder auftretenden Pestepidemien, vor allem 1569, 1597 und 1611, behalf man sich nach wie vor mit der notdürftigen Quarantäne in Feldsiechenhäusern vor den Städten. Schon von der Lage des Friedhofs im Ort her bei auch sonst gänzlichem Fehlen jeglicher Hygiene war dennoch der weiteren Ausbreitung der Pestseuche überhaupt kein Einhalt zu bieten. Die Schilderungen über diese Seuche sind oft so fürchterlich, dass es schwer fällt sie wiederzugeben. Im Hintergrund des dreißigjährigen Krieges, des Durchzuges von Fremden muss man davon ausgehen das die Pest immer wieder ausbrach.
Doch schon vor dem verheerenden Kriege war die Lage mehr als entsetzlich: Allein aus den drei- bis vier erhalten gebliebenen Handschriften im 1661er Band der Lauterer Ratsprotokolle, mit den zuweilen verwirrten Schriftzügen lässt sich bei näherem Hinsehen die Angst und Panik erkennen die überall vorherrschte. Als im September 1611 die Pest wieder auftrat, hatten sich die Befallenen zunächst bloß „des offenen Marktes und der gemeinen Gassen zu enthalten“; dann wurde für junge Personen das Totengeleit verboten; Bader indessen wurden aufgefordert, bei den befallenen Personen „fleißig zu erscheinen“.
Schließlich wurden Leichenpredigten und und das Tote Geleite - völlig eingestellt und Tote blieben unbeerdigt. Im Februar 1612 sollen ganze Straßenzüge völlig unbewohnt gewesen sein. Schließlich hieß es 1625 aus Neustadt, die Pest habe ein Zehntel der Menschen übriggelassen, eine weitgehend zu verallgemeinernde Beobachtung: ganze Dörfer standen völlig leer, sie waren „ausgestorben.“
Seit den großen Pestepidemien der vergangenen Jahrzehnte grassierte eine permanente Pestangst in der ganzen Pfalz. Händler und Wirte, die beispielsweise 1666 von Kaiserslautern, kamen um in Wachenheim Wein einzukaufen, mussten dort ein Artest vorlegen, dass am Ort Ort ihrer Herkunft „gute Luft“, d.h. Keine Ansteckungsgefahr herrsche. Als in Lautern im Oktober jenes Jahres zwei Kinder starben, verstärkte sich die Angst, obgleich sich deren Krankheit als Röteln erwiesen hatte. Stärker wütete die Pest damals im südostpfälzischem Gebiet, besonders im Raum Germersheim, wo erneut ganze Ortschaften vollständig ausgestorben sein sollen. Als die in Kaiserslautern residierende Maria Eleonore von Brandenburg (1610 – 1675), Fürstin von Pfalz Simmern als Witwe von Pfalzgraf Ludwig Heinrich von Simmern, im Jahre 1668 Kaiserslautern verlassen wollte, um die Heilquellen von Wiesbaden aufzusuchen, tat sie das wohl in der Absicht, der drohenden Pestansteckung zu entgehen; der Kaiserslauterer Stadtrat, offenbar mit der Art und Weise der Herrschaftsausübung zufrieden, vermochte sie aber davon abzuhalten, nachdem er ihr dringend geraten hatte, „die Stadt doch in so gefährlichen Zeiten“ nicht zu verlassen, da sie offenbar allein durch ihre vertrauenerweckende Präsenz zu Ruhe und Ordnung beitragen konnte. Im Jahre 1671 ließ Maria von Pfalz – Simmern eine neue Hebamme in Kaiserslautern einstellen, nachdem sie ihren Hofbader ohnehin auch in den Dienst der städtischen Bürger gestellt hatte; desgleichen bemühte sie sich um Sauberkeit und Hygiene in der Stadt. Im folgenden Jahr war dann die Fürstin, offenbar zu einem Kuraufenthalt, dennoch verreist und hatte dabei ihren Hofbader mitgenommen. Da zu dieser Zeit gerade der alte Bader „Petri“ starb, musste man sich sofort nach einem Ersatz umsehen, was auch kurzfristig mit einem geeigneten Mann aus Haßloch gelang, der sich allerdings noch die „Kunst des Schröpfens“ aneignen musste.
hukwa

Lit. Hinweise:
Josef May: Das Gesundheitswesen im alten Lautern; Heimatjahrbuch KL. 1964
Werner Weidmann: Zur Geschichte der Ärzte und Apotheker aus der Pfalz und den umliegenden Gegenden: Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern. Bd.32/33
Albert Becker: Pfälzer Volkskunde; 1925, Frankfurt.
Julius Küchler: Chronik der Stadt Kaiserslautern;
Martin Dolch/Michael Münch: Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern. Otterbach 1994.


Die Besitztümer der Familie von Flersheim im ehemaligen Oberamt Lautern und der Umgebung Hans Wagner

Wenn man sich mit der Regionalgeschichte der Stadt Kaiserslautern beschäftigt, speziell mit alten Gebäuden und ehemaligen Adelssitzen wird man immer wieder auf die Adelsfamilie von Flersheim (Flörsheim) stoßen. Angehörige dieses Familiengeschlechts, das eigentlich ursprünglich im Wormsgau zu Hause war, jedoch zum Ende des Mittelalters Herrschafts- und Besitzrechte in unterschiedlichen Gebieten Südwest- und Westdeutschlands hatte, waren lange Zeit kurfürstliche Amtleute in der Lautern. Genannt seien hier nur Bechthold (gest. 1396), Friedrich der Ältere (gest.1489), Hans (gest.1575), Bechtolf (gest.1546) und wieder Friedrich (1575), dessen Wohnsitz in Neuhemsbach (b.Rockenhausen) war und der von hier aus den gesamten Familienbesitz (Fideikommiss) verwaltete.
Die Verbundenheit der Flersheimer mit der Stadt Lautern zeigt sich vor allem darin, dass sie vor der Reformation eine Vikariatspfründe gestiftet haben. Wegen diesem verdienst und anderen wurde ihnen die Ehre zuteil in der Stiftskirche begraben zu werden, eine Seitenlinie der Flersheimer führte lange Zeit den Beinamen „von Lautern“.
Im Mittelalter war es üblich, dass die adeligen Vasallen eines Fürsten nicht mit Geld, sondern mit lehensweise überlassenem Haus- und Landbesitz für ihre Dienste entschädigt wurden. So auch die Flersheimer, dadurch hatten sie außer ihren Verwaltungsfunktionen natürlich auch noch Wehraufgaben zu erfüllen.
Um zu erfahren woher die großen Verdienste der Flersheimer kamen, die sie sich erworben haben ist es nötig einmal einen Blick auf die Vita zumindest eines Familienangehörigen zu werfen und zwar auf Friedrich I von Flersheim.
Ritter Friedrich I von Flersheim war mehrere Jahrzehnte von ca. 1415 bis 1459 Dienstmann der Pfalzgrafen bei Rhein sowie des ungarisch deutschen Königs und späteren Kaisers Sigmund. Von 1415 bis 1417 begleitete er den Kurfürsten Ludwig III. beim Konzil von Konstanz, verschiedene Historiker gehen davon aus dass er bei der Verbrennung von Jan Hus beteiligt war. Nach eigener Aussage war er 1416 bei der Verlegung des gefangenen und abgesetzten Papstes Johannes XXIII. von Heidelberg nach Mannheim dabei. Im Auftrag König Sigmunds sollte er 1429 einen Ritterbund wie den des St. Jörgenschildes im Wasgau und am Oberrhein gründen helfen. Mindestens zwei mal (1421, 1428) kämpfte er gegen die Hussiten in Nordwestböhmen und in Mähren dabei geriet er zweimal in deren Gefangenschaft. 1428/29 war er Teil eines komplizierten Gefangenenaustausches zwischen mährischen Hussiten und König Sigmund. Er begleitete als Ritter den Pfalzgrafen Ludwig III., als dieser 1426/27 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternahm, und machte sich 1428 in der Schlacht bei der Donaufestung Golubac (an der Grenze zu Rumänien vor dem „eisernen Tor“) gegen die Türken unter Sultan MuradII. Als Gefolgsmann und angeblicher Lebensretter König Sigmunds einen Namen. Als Ritter unterwegs war er auch mindestens viermal beim Deutschen Orden in Preußen, 1428 auch in Litauen und Russland (Nowgorod und Pskov), in Frankreich (Melun und Bulgneville) sowie verschiedentlich im Elsaß, darunter auch 1444 zweimal als pfälzischer Gesandter beim französischen Dauphin und König wegen der Armagnaken. Etwa drei Jahrzehnte war er pfälzischer Amtmann in Kaiserslautern. Friedrich hatte vier Söhne. Seine Stiefschwester Adelheid war verheiratet mit Friedrich Greifenclau zu Volraths, einem engen freund und Kameraden Friedrichs, der nach der Flersheimer Chronik, einer Handschrift mit Familiengeschichtlichen Aufzeichnungen, der Ahnherr aller späteren Greifenclauer wurde.
Friedrich hatte sich also sehr verdient um das Reich gemacht seine Nachfolger traten in seine Fußstapfen.

Die Besitzungen der Flersheimer lagen zum größten Teil in der Pfalz aber auch zum kleineren Teil im nordbadischen Kraichgau. Es waren dies:

Ellerstadt (Ortschaft mit Blutgerichtsbarkeit)
Grombach (Ortsherrschaft Kraichgau)
Laumersheim (ehemaliges Wasserschloss)
Mehlingen (ehemaliger Sickinger Hof)
Neuhemsbach (Ortsherrschaft)
Trippstadt (Burg Wilenstein, Mühle)
Trippstadt – Aschbacherhof (Herrenhaus Aschbacherhof, Aschbacherwald)
Kaiserslautern (Häuser, Grund und Boden)

In der zum Schutze des Reichslandes erbauten Burg in Lautern waren die Flersheimer Burgmänner und hatten – für die Zeiten der Gefahr – auch Wohnrechte innerhalb des Burgbezirks. Sie besaßen vor 1585 gleich vier Burgmannshäuser. Diese sind nachgewiesen in einem Lehensbrief von 1614. der erste Gebäudekomplex erstreckte sich vom Marstall bis an das Zwingenborner „Thorlein“, Garten und Scheune gehörten dazu. Ein zweites Haus hatten die Flersheimer von dem früheren Burgmann Peter Morschheim übernommen.
Dem Kurfürsten als Lehnsherren heimgefallen war im 15. Jh. ein Burghaus das die Edlen von Breidenborn (beim Daubenborner Hof/ Enkenbach) innegehabt hatten (zuletzt Georg von Breidenborn- nach einer weiteren Urkunde von 1698). Nach dem es anschließend dem Hans Adam Wald (1698: Hanßen von Ottenwals) lebenslang verliehen war, wurde es den Flersheimern übergeben. Auch noch ein viertes Haus hatten sie in Nutzung, und zwar dasjenige dass vordem dem Grafen Johann von Homburg gewesen war und das Kurpfalz dann gegen eine „Behausung“ in der Vorburg eingetauscht hatte. Zu den Häusern gehörten teilweise auch Gartengrundstücke. Ein Garten der an das Veldenzer Haus stieß, ist in den einschlägigen Urkunden besonders erwähnt.
Am 7. März 1583, wurde von Pfalzgraf Johann und Friedrich II von Flersheim ein Tausch- und Kaufabkommen unterzeichnet, nachdem der Flersheimer sämtlichen Haus- und Grundbesitz innerhalb der Burgmauern um den Betrag von siebentausend Gulden abtrat. Für die gleiche Summe erhielt er den sogenannten Werschweiler Hof „in der Stadt Lautern gelegen in der Steingassen, vorne auf die gemeine Landstraß stoßend“. Als Nachbarn hatte er nun gegen die Stadt zu: unten Andreas Zettelin und oben Jost Lang. Zwischen den Besitztümern der Bürger und des Adelsherrn war eine Allmendgasse, die man fahren und reiten konnte, heißt es in dem Dokument. Es dürfte sich hier um die heutige Kolbenstrasse handeln. Dann ist noch die Rede von der benachbarten Neugaß, wo gleich der Hofgarten begann. Mit diesem Weg könnte die heutige Ludwigsstrasse gemeint sein; denn bis dahin erstreckte sich das Anwesen des Werschweiler Hofes. Bereits im Jahre 1585 entstand hier der neue Burgmannensitz der Flersheimer im schönen Renaissancestil. Dieses Haus erbte später der Schwiegersohn des letzten Flersheimers, Casimir Kolb von Wartenberg, daher Kolbenhof.
Ich (der Verfasser) erinnere mich noch daran das man in den 1960er Jahren an dem Gebäude noch immer das recht gut erhaltene Wappen des Hauses Flersheim erkennen konnte. In Kaiserslautern hieß das Gebäude später „Flersheimerhof“ als auch „Kolbenhof“.

Grundbesitz zum Flersheimer Hof gehörig:
Aus dem Jahre 1677 liegt ein ziemlich ausführlicher Bericht über das Anwesen in der Steinstraße vor. Damals gehörte dieses allerdings schon dem Johann Casimir Kolb von Wartenberg (in zweiter Ehe verheiratet mit Judith von Flersheim). Die Aufnahme des Besitzes tätigten am 19. März 1677 der Stiftsschaffner Römer, die Ratsangehörigen Theobald Metzger und Johann Schuh, der Spitalverwalter Peter Braun und der Steinsetzer Isaac Magni. Es ist zunächst die Rede von der „Wohnbehausung“. Dazu gehörten Scheuer und Stallung, ein großer Garten hinter der Scheuer und ein Garten neben dem Haus sowie ein „klein Häuslein“ ebenfalls neben dem Haus. Ausserdem war noch eine kleine Scheuer vorhanden, die die Grundstücke von Hans Rüb und Rufolf Deidesheimer berührte.
Der große Garten erstreckte sich vorne von der Allmendgasse gegen das Schloss zu bis an Junker Kolbs erkauften Garten. Auf der anderen Seite war ein weiterer Garten, der dem Junker Kolb von Wartenberg von „unserer gnädigsten Fürstin und Frau“, nämlich von der Pfalzgräfin Maria Eleonore (von Simmern), die damals das Fürstentum Lautern innehatte, als Lehen übergeben worden war. Dieses Grundstück bewirtschaftete zuvor Philipp von Gemingen. Pfalzgraf Friedrich hatte es Hans von Flersheim als Lehen übergeben. Pfalzgräfin Maria Eleonore, deren Statthalter Johann Casimir Kolb von Wartenberg war, hatte das Lehen demnach nur bestätigt. Zwischen dem herrschaftlichen und dem erkauften Garten verlief ebenfalls eine Allmendgasse (Gemeindegasse), die zu einem Steg über den Stadtgraben hin zur Stadtmauer führte.
Zu dem Werschweiler Hof gehörte ein beachtlicher Feld- und Wiesenbesitz. Er wurde durch Käufe noch erweitert. Die Flersheimer besaßen 1677 in der Gemarkung Kaiserslautern über 80 Morgen Ackerland. Die Einzelgrundstücke lagen am Gersweiler Weg (Flersheimer Gering), am Enkenbacher Weg, am Enkenbacher Pfad, am Hertelsborn, am Wartenberger Weg, am Wartenberger Pfad, in den Guldenäckern, am Rodenberg, bei der lehmengrube, am Morlauterer Weg (am Burggraben), in den Kappesgärten am Morlauterer Weg und vor der Burgpforte. Wir sehen, schon damals war die Zersplitterung des Grundbesitzes weit vor geschritten und nicht einmal dem höchsten Beamten in Lautern war es möglich, diesen zu arrondieren.

Alte Rechte außerhalb der Stadt Lautern:
Als Burgmänner, also Amtleute standen den Flersheimern schon in mittelalterlicher Zeit zu:
1 Achtel der Besthäupter im „Reich“ (in Weilerbach, Steinwenden, Ramstein); der Forsthub zu Weilerbach; der Futterhafer im Kirchspiel zu Weilerbach; 5 Pfund Heller Geld und ein Pfuhl, genannt Ellerpfuhl (Weiher); nochmals 2 ½ Pfund Heller Geldes zu Weilerbach, fallend auf St. Remigius; 7 ½ Pfund Heller zu Steinwenden, dazu Fischerei, Jägerei und Holzhauen; 8 Pfund Heller alle Jahre im Kübelberger Gericht, dazu die selben Rechte in Steinwenden/2 1/2 Pfund Heller zu Ramstein, auf „Remigi“ Zins fallend.
Unter „Besthaupt“ versteht man die Abgabe aus dem Nachlaß eines Grundhörigen an den Grundherrn. Dieser Begriff deckt sich in etwa mit der heutigen Erbschaftssteuer.
Abgeliefert werden musste, ein Stück Rindvieh und zwar das „beste Haupt“ im Stalle. Diese Abgabe stand den Flersheimern im „Reich“ zu. d. h. In einem Teil des ehemaligen Reichslandes in Lautern. Ein Gebiet an das heute noch der „Reichswald“ erinnert.
Die „Hub“, wie sie den Flersheimern in Weilerbach und Lautern zur Nutzung übergeben worden war, war eigentlich ein Altdeutsches Ackermaß (huoba) von 20 bis 50 Morgen, eine Ackernahrung, d. h. Soviel Land, wie für eine Familie nötig war und man mit einem Gespann bearbeiten konnte. Also auch in Weilerbach hatten die Flersheimer beachtlichen Grundbesitz.

Die Flersheimer Hub in der Herrschaft Wilenstein:
Burg und Herrschaft Wilenstein in Trippstadt waren im 14. Jahrhundert halbiert. Lehensträger (von Leiningen) waren die Falkensteiner und die Flersheimer. Das Land, das zur Burg gehörte, war unterschieden in die Wyrichshub und die Flersheimer Hub. „Wyrichshub“ hieß die eine, weil sie Wyrich von Daun durch die Heirat mit Irmingard von Falkenstein geerbt hatte. Der Bezirk der Flersheimer Hub umfasste neben der hinteren Burg Wilenstein die Hälfte des Dorfes Trippstadt, den Aschbacherhof, den Aschbacherwald und die Flörsheimer Mühle. Im Dorf Trippstadt selbst verlief die Grenze zwischen beiden Huben entlang der alten Landstraße nach Lautern. Die Flersheimer besaßen den größten Teil des Ortes auf der Westseite (n.M. Frey). Sie unterhielten einen eigenen Hubschultheißen, was wiederum auf die Größe des Grundbesitzes schließen lässt.
Nach dem Tode Hans Philipps von Flersheim erbte die Tochter Esther, die Gemahlin des Johann Conrad Blarer v. Geiersberg den Teil der Hub, in dem das Dorf Trippstadt lag. Den Hof Aschbach, der von der Herrschaft Wilenstein abgetrennt wurde, erbte die Tochter Judith, die früh verstorbene Frau des Johann Casimir Kolb v. Wartenberg I. So kam dieser teil des Flersheimer Besitzes später zur Grafschaft Wartenberg, schließlich noch in die Konkursmasse Wartenberg und durch Kauf an den Grafen von Sickingen. Esther von Geiersberg vermachte die Herrschaft Wilenstein an Johann Philipp v. Virmund, den Sohn ihrer Schwester Elisabeth.


Der Besitz der Flersheimer in Neuhemsbach und der weiteren Umgebung
Der Besitzstand der Flersheimer ist im Neuhemsbacher Lagerbuch von 1571 festgehalten (St. A. Speyer, Sayn Wittgenstein Nr. 22,2) sowie in einem Zinsbuch aus dem Jahre 1626 (St. A. Speyer, Sayn Wittgenstein Nr. 5h). Danach gehörten zu dieser Herrschaft: Haus und Schloss Neuhemsbach mit seinem ganzen Bezirk. Dazu gehört auch die hohe Obrigkeit, zu richten über Hals und Bein und alle ungerechten Leute. In Münchweiler und Gonbach von den Grafen zu Leiningen das sogenannte
„Westerburgische Lehen“. Dazu alle Obrigkeit und Gerechtigkeit zu jagen und hagen, Gebot und Verbot, zu richten über Hals und Bein. In Baudtweiler haben die Flersheimer gemeinsam mit den Kolben von Wartenberg die Obrigkeit, doch sind die ersteren oberste Gerichtsherren. In Sippersfeld ist die Herrschaft ebenfalls geteilt und zwar mit den Grafen von Nassau. Die hohe Gerichtsbarkeit haben die Nassauer allein. Die Herren von Neuhemsbach erheben den Zehnten zu Imsbach und Lohnsfeld. Alsenbrück, der Wäschbacherhof und der Bocksrückwald gehören nach Neuhemsbach.
In Wartenberg haben die Flersheimer keine Herrschaftsrechte aber einen beachtlichen Besitz an Hofstätten, Felder, Wiesen und Wäldern. Die Wartenberger Mühle, die Michel Krauß erbaut hat ist Eigentum der Flersheimer. Besitzrechte bestehen noch in Alsenborn am Hubhof, das Kloster Enkenbach bezahlt Abgaben für ein Gut in Baudtweiler. Nach einem Vertrag von 1556 hat
Mehlingen Weiderecht in Baudtweiler für einen Malter Hafer jährlich. In dem Lehensbuch des Landgrafen Hasso sind auch die Streitigkeiten des Gotfried von Randeck und Friedrich von Flersheim festgehalten. Es geht unter anderem hauptsächlich um die Rechte in Münchweiler. Außerdem fordert er „Ychenbach den Wagck“ (= Woog) und einen Teil am gericht zu „Ychenbach“. Gemeint ist die „Eichenbach“ am Neuhemsbacher Bahnhof. Sie wurde 1279 erstmals urkundlich erwähnt.

hukwa




Lit. Hinweise:

Otto Walz: Die Flersheimer Chronik. Leibzig 1874.
Walther Möller: Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter. Selbstverlag; Darmstadt 1950.
Heinz Loch: der Aschbacher Wald im Wilensteiner Land. Heimatjahrbuch KL.
Daniel Häberle: Alte Straßen und Wege in der Pfalz; Pfälzerwaldverein, Wanderbuch 1931.
Wilhelm Höfli: Aus der Geschichte des Karlstals; Mitt. A. Kltrn. 1958, Nr. 6.
Lehmann Joh. Urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser ...der Byr. Pfalz.
Rudolf Bechberger: Die Herrschaft der Randecker und Flersheimer: H. Jahrbuch-KL- 1993

„Sag ich's euch geliebte Bäume – der Baum in der Trippstadter Landschaft“

Zur neuen Sonderausstellung ab Mai 2013

Die Sonderausstellung „Sag ich's euch geliebte Bäume – der Baum in der Trippstadter Landschaft“, soll unter anderem darauf aufmerksam machen, dass Bäume eben doch mehr als nur eine Ansammlung von Hölzern sind. Ja, dass Bäume und der Wald insgesamt, ein Gleichnis sein können, für das Zusammen-leben der Menschen. Frederico Hindermann schrieb dazu:
...der Wald ist deshalb eine Gemeinschaft, vor der wir Ehrfurcht empfinden, weil darin Jungwuchs und Altholz und Überständer beisammen wohnen, so wie in der rechten Ordnung der Menschen Kinder und Greise einander die Hand reichen sollten. Liebend schauen wir die Bäume an. In all dem Wechsel und Austausch schenken sie uns Bewahrung; sie sind ein Sinn; ein Vorbild in unserer immer wieder verzweifelnden, immer wieder neu belebten Hoffnung auf ewige Dauer“.

Aber Bäume sind auch Mahner in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft. Sie stehen außerhalb unserer Alltagshektik und wollen uns mitteilen, dass wir auch mal einhalten und das Schöpfungswerk der Natur wieder bewusster betrachten sollten. Sie können uns Kraft und Hoffnung geben, die Zukunft zu meistern und das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen, denn aus fast keinem Wesen der Natur strahlt so viel Nachhaltigkeit wie aus unserem Freund dem Baum. Schließen wir uns daher ruhig den Worten Hermann Hesses an, der so wunderschön schrieb:
Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehre und Rezepte, sie predigen, um das einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens.“

Da Wald und Bäume heute unter der Unvernunft der Menschen leiden müssen, brauchen sie mehr denn je Freunde und Kurt Tuchholsky fragte einst zu recht:
ein alter Baum ist ein Stückchen Leben. Er beruhigt. Er erinnert. Er setzt das sinnlos heraufgeschraubte Tempo herab, mit dem man unter großem Geklapper am Ort bleibt. Und diese alten Bäume sollen dahingehen, sie, die nicht von heute auf Morgen nachwachsen? Die man nicht „nachliefern“ kann?“

Solche alte Baumgestalten lassen für uns Geschichte lebendig, Gegenwart wichtig, und Zukunft lebenswert erscheinen. Sie können Freunde des Menschen werden, uns viel sagen. Uns vor allem die Natur und die Schöpfung nahe bringen.
Dazu schrieb Jacques Brosse:
Von Anfang an war das Schicksal der Menschen durch ein so enges und starkes Band mit dem der Bäume verknüpft, dass man sich fragen muss, wie es einer Menschheit ergehen wird, die dieses Band brutal zerrissen hat.
Wir täten gut daran, wenn wir überleben wollen, das wiederherzustellen, was wir zerstört haben: eine Weltordnung, in der Mensch und Natur eine harmonisch Ein-heit bilden“.
Nicht vergessen möchte ich den Vers aus einem Gedicht von Erich Kästner der viel über die heilende Wirkung der Bäume aussagt:
Die Seele wird vom Pflastertreten krumm
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
Und tauscht bei Ihnen seine Seele um
Die Wälder schweigen doch sie sind nicht stumm
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden!

Die Ausstellung will auch dazu beitragen, eine uralte Beziehung wieder aufzu-frischen, die Beziehung zwischen Mensch und Baum.

Laubsänger

Kleiner als ein Kastanienblatt
Untersuchst du neugierig
Was die Laubwelt dir zu bieten hat
Hüpfst von Ast zu Ast
Dein Zwitschern ist reine Daseinslust
Wie schön das es dich Laubsänger gibt
Der mich bei meinen Waldgängen
mit Liedern beglückt.
hukwa

Sonntag, 10. März 2013

Frühlingsholunder

Bald stehen die Bäume nicht mehr dunkel und kahl
die Vögel stimmen dann ihr Frühlingslied an
wie durch Zeichen und Wunder
blüht dann auch wieder
mein Freund
der schwarze Holunder
O Wunder wirkender alter Strauch
wie Sinne ich dir gerne nach
Sagenbaum vergangener Tage
voller Freuden stehst du da
der Ewigkeit so nah.
hukwa

Freitag, 8. März 2013

Die Schriftzeichen der Natur

Man muss einen Krähenblick besitzen um die Signatur der Natur zu erkennen. Es sind die Geheimnisse die man sich in Jahrzehnte langen Waldläufertums angeeignet hat. Die Schrift zu lesen die eine Schnecke auf dem Sandstein hinterlässt. Im Vogelflug einen Sinn erkennen. In der borkigen Rinde der Eiche den Weg des Hirschkäfers zu verfolgen. Daseinsfreude zu empfinden wenn man am Feldrain den alten Birnbaum antrifft. Zu spüren das er ein Wesen ist dass eine Seele besitzt. Das ist es was ich die Signatur der Natur schauen nenne.

Donnerstag, 7. März 2013

Was ist der Frühling doch so schön

Ach könnt ich wieder mit den Elfen tanzen
durch grüngoldene Räume schweifen
Mit Merlin durch die Wälder ziehen
und mit den wilden Gänsen reisen
will wieder unter Eichen schlafen
und mit den Zwergen nach Erzen graben
es singt der Wildbach sanft sein Lied
ich lausche und erstaune
was ist der Frühling doch so schön
er schenkt mir die Kraft des inneren Sehens.
hukwa

Mittwoch, 6. März 2013

Ich stehe wie verzaubert da

Der Wald lädt ein großzügig zu sein
gehn wir hinein und lassen
unseren Krämergeist daheim
gehoben wie die Baumeswipfeln
getragen von des Vogels Lied
schlägt in uns ein Klang
ein kräftiger Gesang
wild und frei durch den Wald zu gehen
was kann noch schöner sein
mitten durch der Wälder Pracht
durch stilles unberührtes Land
stehn Baum und Strauch so ruhig da
voll Frieden dem Wesen der Ewigkeit so nah
o grenzenloser großer Raum
ich stehe wie verzaubert da.
hukwa

Was willst du mehr von diesem Tag

Der schwere Atem der Wälder
verliert sich nun langsam
in den lauen Märzwinden
ein leichter Schlag der Drossel
ruft die Erinnerungen
an Vergangenes wach
in der Stille der Wälder
findest du
nach dem du so lange schon suchst
ein überhängender Baum
auf schmalen Waldpfad
darauf ein spielendes Eichhörnchen
was willst du mehr von diesem Tag.
hukwa

Sonntag, 3. März 2013

Erwartung

Es spricht so sacht
der Märzwind in der Mitternacht
erzählt vom Lenz der bald erwacht
die erste Amselstrophe
wird bald in den Morgen aufsteigen
bringt mir die Gewissheit
Frühling langsam erwacht
noch schlagen Vögel leise
noch schweigt des Dompfaffs Weise
in meiner Seele erwacht ein Sehnen
Ich will endlich wieder den Frühling erleben.
hukwa

Samstag, 2. März 2013

Wilensteiner Friedhof

Das Stundenglas der Zeit rinnt weiter
Gras wuchert an den Grabesrändern
Deckt längst vermoderte Gebeine zu
Kaum noch erkennnbar die Schrift
Die von den Dahingegangenen spricht
Die Steine schweigen in Grabesruh
Der letzte Platz ist knapp bemessen
Man trug hier Stein um Stein heran
Die unter ihnen liegen
Sind längst vergessen
Hier herrscht kein Lärm
Nur tiefes Schweigen und Grabesruh
Die Erdentage ziehen langsam hin
Wer hier verweilt
Erkennt den Sinn der Zeit.
hukwa