Wenn man sich mit der
Regionalgeschichte der Stadt Kaiserslautern beschäftigt, speziell
mit alten Gebäuden und ehemaligen Adelssitzen wird man immer wieder
auf die Adelsfamilie von Flersheim (Flörsheim) stoßen. Angehörige
dieses Familiengeschlechts, das eigentlich ursprünglich im Wormsgau
zu Hause war, jedoch zum Ende des Mittelalters Herrschafts- und
Besitzrechte in unterschiedlichen Gebieten Südwest- und
Westdeutschlands hatte, waren lange Zeit kurfürstliche Amtleute in
der Lautern. Genannt seien hier nur Bechthold (gest. 1396), Friedrich
der Ältere (gest.1489), Hans (gest.1575), Bechtolf (gest.1546) und
wieder Friedrich (1575), dessen Wohnsitz in Neuhemsbach
(b.Rockenhausen) war und der von hier aus den gesamten Familienbesitz
(Fideikommiss) verwaltete.
Die Verbundenheit der Flersheimer mit
der Stadt Lautern zeigt sich vor allem darin, dass sie vor der
Reformation eine Vikariatspfründe gestiftet haben. Wegen diesem
verdienst und anderen wurde ihnen die Ehre zuteil in der Stiftskirche
begraben zu werden, eine Seitenlinie der Flersheimer führte lange
Zeit den Beinamen „von Lautern“.
Im Mittelalter war es üblich, dass die
adeligen Vasallen eines Fürsten nicht mit Geld, sondern mit
lehensweise überlassenem Haus- und Landbesitz für ihre Dienste
entschädigt wurden. So auch die Flersheimer, dadurch hatten sie
außer ihren Verwaltungsfunktionen natürlich auch noch Wehraufgaben
zu erfüllen.
Um zu erfahren woher die großen
Verdienste der Flersheimer kamen, die sie sich erworben haben ist es
nötig einmal einen Blick auf die Vita zumindest eines
Familienangehörigen zu werfen und zwar auf Friedrich I von
Flersheim.
Ritter Friedrich I von Flersheim war
mehrere Jahrzehnte von ca. 1415 bis 1459 Dienstmann der Pfalzgrafen
bei Rhein sowie des ungarisch deutschen Königs und späteren Kaisers
Sigmund. Von 1415 bis 1417 begleitete er den Kurfürsten Ludwig III.
beim Konzil von Konstanz, verschiedene Historiker gehen davon aus
dass er bei der Verbrennung von Jan Hus beteiligt war. Nach eigener
Aussage war er 1416 bei der Verlegung des gefangenen und abgesetzten
Papstes Johannes XXIII. von Heidelberg nach Mannheim dabei. Im
Auftrag König Sigmunds sollte er 1429 einen Ritterbund wie den des
St. Jörgenschildes im Wasgau und am Oberrhein gründen helfen.
Mindestens zwei mal (1421, 1428) kämpfte er gegen die Hussiten in
Nordwestböhmen und in Mähren dabei geriet er zweimal in deren
Gefangenschaft. 1428/29 war er Teil eines komplizierten
Gefangenenaustausches zwischen mährischen Hussiten und König
Sigmund. Er begleitete als Ritter den Pfalzgrafen Ludwig III., als
dieser 1426/27 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternahm, und machte
sich 1428 in der Schlacht bei der Donaufestung Golubac (an der Grenze
zu Rumänien vor dem „eisernen Tor“) gegen die Türken unter
Sultan MuradII. Als Gefolgsmann und angeblicher Lebensretter König
Sigmunds einen Namen. Als Ritter unterwegs war er auch mindestens
viermal beim Deutschen Orden in Preußen, 1428 auch in Litauen und
Russland (Nowgorod und Pskov), in Frankreich (Melun und Bulgneville)
sowie verschiedentlich im Elsaß, darunter auch 1444 zweimal als
pfälzischer Gesandter beim französischen Dauphin und König wegen
der Armagnaken. Etwa drei Jahrzehnte war er pfälzischer Amtmann in
Kaiserslautern. Friedrich hatte vier Söhne. Seine Stiefschwester
Adelheid war verheiratet mit Friedrich Greifenclau zu Volraths, einem
engen freund und Kameraden Friedrichs, der nach der Flersheimer
Chronik, einer Handschrift mit Familiengeschichtlichen
Aufzeichnungen, der Ahnherr aller späteren Greifenclauer wurde.
Friedrich hatte sich also sehr verdient
um das Reich gemacht seine Nachfolger traten in seine Fußstapfen.
Die Besitzungen der Flersheimer lagen
zum größten Teil in der Pfalz aber auch zum kleineren Teil im
nordbadischen Kraichgau. Es waren dies:
Ellerstadt (Ortschaft mit
Blutgerichtsbarkeit)
Grombach (Ortsherrschaft Kraichgau)
Laumersheim (ehemaliges Wasserschloss)
Mehlingen (ehemaliger Sickinger Hof)
Neuhemsbach (Ortsherrschaft)
Trippstadt (Burg Wilenstein, Mühle)
Trippstadt – Aschbacherhof
(Herrenhaus Aschbacherhof, Aschbacherwald)
Kaiserslautern (Häuser, Grund und
Boden)
In der zum Schutze des Reichslandes
erbauten Burg in Lautern waren die Flersheimer Burgmänner und hatten
– für die Zeiten der Gefahr – auch Wohnrechte innerhalb des
Burgbezirks. Sie besaßen vor 1585 gleich vier Burgmannshäuser.
Diese sind nachgewiesen in einem Lehensbrief von 1614. der erste
Gebäudekomplex erstreckte sich vom Marstall bis an das Zwingenborner
„Thorlein“, Garten und Scheune gehörten dazu. Ein zweites Haus
hatten die Flersheimer von dem früheren Burgmann Peter Morschheim
übernommen.
Dem Kurfürsten als Lehnsherren
heimgefallen war im 15. Jh. ein Burghaus das die Edlen von
Breidenborn (beim Daubenborner Hof/ Enkenbach) innegehabt hatten
(zuletzt Georg von Breidenborn- nach einer weiteren Urkunde von
1698). Nach dem es anschließend dem Hans Adam Wald (1698: Hanßen
von Ottenwals) lebenslang verliehen war, wurde es den Flersheimern
übergeben. Auch noch ein viertes Haus hatten sie in Nutzung, und
zwar dasjenige dass vordem dem Grafen Johann von Homburg gewesen war
und das Kurpfalz dann gegen eine „Behausung“ in der Vorburg
eingetauscht hatte. Zu den Häusern gehörten teilweise auch
Gartengrundstücke. Ein Garten der an das Veldenzer Haus stieß, ist
in den einschlägigen Urkunden besonders erwähnt.
Am 7. März 1583, wurde von Pfalzgraf
Johann und Friedrich II von Flersheim ein Tausch- und Kaufabkommen
unterzeichnet, nachdem der Flersheimer sämtlichen Haus- und
Grundbesitz innerhalb der Burgmauern um den Betrag von siebentausend
Gulden abtrat. Für die gleiche Summe erhielt er den sogenannten
Werschweiler Hof „in der Stadt Lautern gelegen in der Steingassen,
vorne auf die gemeine Landstraß stoßend“. Als Nachbarn hatte er
nun gegen die Stadt zu: unten Andreas Zettelin und oben Jost Lang.
Zwischen den Besitztümern der Bürger und des Adelsherrn war eine
Allmendgasse, die man fahren und reiten konnte, heißt es in dem
Dokument. Es dürfte sich hier um die heutige Kolbenstrasse handeln.
Dann ist noch die Rede von der benachbarten Neugaß, wo gleich der
Hofgarten begann. Mit diesem Weg könnte die heutige Ludwigsstrasse
gemeint sein; denn bis dahin erstreckte sich das Anwesen des
Werschweiler Hofes. Bereits im Jahre 1585 entstand hier der neue
Burgmannensitz der Flersheimer im schönen Renaissancestil. Dieses
Haus erbte später der Schwiegersohn des letzten Flersheimers,
Casimir Kolb von Wartenberg, daher Kolbenhof.
Ich (der Verfasser) erinnere mich noch
daran das man in den 1960er Jahren an dem Gebäude noch immer das
recht gut erhaltene Wappen des Hauses Flersheim erkennen konnte. In
Kaiserslautern hieß das Gebäude später „Flersheimerhof“ als
auch „Kolbenhof“.
Grundbesitz zum Flersheimer Hof
gehörig:
Aus dem Jahre 1677 liegt ein ziemlich
ausführlicher Bericht über das Anwesen in der Steinstraße vor.
Damals gehörte dieses allerdings schon dem Johann Casimir Kolb von
Wartenberg (in zweiter Ehe verheiratet mit Judith von Flersheim). Die
Aufnahme des Besitzes tätigten am 19. März 1677 der Stiftsschaffner
Römer, die Ratsangehörigen Theobald Metzger und Johann Schuh, der
Spitalverwalter Peter Braun und der Steinsetzer Isaac Magni. Es ist
zunächst die Rede von der „Wohnbehausung“. Dazu gehörten
Scheuer und Stallung, ein großer Garten hinter der Scheuer und ein
Garten neben dem Haus sowie ein „klein Häuslein“ ebenfalls neben
dem Haus. Ausserdem war noch eine kleine Scheuer vorhanden, die die
Grundstücke von Hans Rüb und Rufolf Deidesheimer berührte.
Der große Garten erstreckte sich vorne
von der Allmendgasse gegen das Schloss zu bis an Junker Kolbs
erkauften Garten. Auf der anderen Seite war ein weiterer Garten, der
dem Junker Kolb von Wartenberg von „unserer gnädigsten Fürstin
und Frau“, nämlich von der Pfalzgräfin Maria Eleonore (von
Simmern), die damals das Fürstentum Lautern innehatte, als Lehen
übergeben worden war. Dieses Grundstück bewirtschaftete zuvor
Philipp von Gemingen. Pfalzgraf Friedrich hatte es Hans von Flersheim
als Lehen übergeben. Pfalzgräfin Maria Eleonore, deren Statthalter
Johann Casimir Kolb von Wartenberg war, hatte das Lehen demnach nur
bestätigt. Zwischen dem herrschaftlichen und dem erkauften Garten
verlief ebenfalls eine Allmendgasse (Gemeindegasse), die zu einem
Steg über den Stadtgraben hin zur Stadtmauer führte.
Zu dem Werschweiler Hof gehörte ein
beachtlicher Feld- und Wiesenbesitz. Er wurde durch Käufe noch
erweitert. Die Flersheimer besaßen 1677 in der Gemarkung
Kaiserslautern über 80 Morgen Ackerland. Die Einzelgrundstücke
lagen am Gersweiler Weg (Flersheimer Gering), am Enkenbacher Weg, am
Enkenbacher Pfad, am Hertelsborn, am Wartenberger Weg, am
Wartenberger Pfad, in den Guldenäckern, am Rodenberg, bei der
lehmengrube, am Morlauterer Weg (am Burggraben), in den Kappesgärten
am Morlauterer Weg und vor der Burgpforte. Wir sehen, schon damals
war die Zersplitterung des Grundbesitzes weit vor geschritten und
nicht einmal dem höchsten Beamten in Lautern war es möglich, diesen
zu arrondieren.
Alte Rechte außerhalb der Stadt
Lautern:
Als Burgmänner, also Amtleute standen
den Flersheimern schon in mittelalterlicher Zeit zu:
1 Achtel der Besthäupter im „Reich“
(in Weilerbach, Steinwenden, Ramstein); der Forsthub zu Weilerbach;
der Futterhafer im Kirchspiel zu Weilerbach; 5 Pfund Heller Geld und
ein Pfuhl, genannt Ellerpfuhl (Weiher); nochmals 2 ½ Pfund Heller
Geldes zu Weilerbach, fallend auf St. Remigius; 7 ½ Pfund Heller zu
Steinwenden, dazu Fischerei, Jägerei und Holzhauen; 8 Pfund Heller
alle Jahre im Kübelberger Gericht, dazu die selben Rechte in
Steinwenden/2 1/2 Pfund Heller zu Ramstein, auf „Remigi“ Zins
fallend.
Unter „Besthaupt“ versteht man die
Abgabe aus dem Nachlaß eines Grundhörigen an den Grundherrn. Dieser
Begriff deckt sich in etwa mit der heutigen Erbschaftssteuer.
Abgeliefert werden musste, ein Stück
Rindvieh und zwar das „beste Haupt“ im Stalle. Diese Abgabe stand
den Flersheimern im „Reich“ zu. d. h. In einem Teil des
ehemaligen Reichslandes in Lautern. Ein Gebiet an das heute noch der
„Reichswald“ erinnert.
Die „Hub“, wie sie den Flersheimern
in Weilerbach und Lautern zur Nutzung übergeben worden war, war
eigentlich ein Altdeutsches Ackermaß (huoba) von 20 bis 50 Morgen,
eine Ackernahrung, d. h. Soviel Land, wie für eine Familie nötig
war und man mit einem Gespann bearbeiten konnte. Also auch in
Weilerbach hatten die Flersheimer beachtlichen Grundbesitz.
Die Flersheimer Hub in der Herrschaft
Wilenstein:
Burg und Herrschaft Wilenstein in
Trippstadt waren im 14. Jahrhundert halbiert. Lehensträger (von
Leiningen) waren die Falkensteiner und die Flersheimer. Das Land, das
zur Burg gehörte, war unterschieden in die Wyrichshub und die
Flersheimer Hub. „Wyrichshub“ hieß die eine, weil sie Wyrich von
Daun durch die Heirat mit Irmingard von Falkenstein geerbt hatte. Der
Bezirk der Flersheimer Hub umfasste neben der hinteren Burg
Wilenstein die Hälfte des Dorfes Trippstadt, den Aschbacherhof, den
Aschbacherwald und die Flörsheimer Mühle. Im Dorf Trippstadt selbst
verlief die Grenze zwischen beiden Huben entlang der alten Landstraße
nach Lautern. Die Flersheimer besaßen den größten Teil des Ortes
auf der Westseite (n.M. Frey). Sie unterhielten einen eigenen
Hubschultheißen, was wiederum auf die Größe des Grundbesitzes
schließen lässt.
Nach dem Tode Hans Philipps von
Flersheim erbte die Tochter Esther, die Gemahlin des Johann Conrad
Blarer v. Geiersberg den Teil der Hub, in dem das Dorf Trippstadt
lag. Den Hof Aschbach, der von der Herrschaft Wilenstein abgetrennt
wurde, erbte die Tochter Judith, die früh verstorbene Frau des
Johann Casimir Kolb v. Wartenberg I. So kam dieser teil des
Flersheimer Besitzes später zur Grafschaft Wartenberg, schließlich
noch in die Konkursmasse Wartenberg und durch Kauf an den Grafen von
Sickingen. Esther von Geiersberg vermachte die Herrschaft Wilenstein
an Johann Philipp v. Virmund, den Sohn ihrer Schwester Elisabeth.
Der Besitz der Flersheimer in
Neuhemsbach und der weiteren Umgebung
Der Besitzstand der Flersheimer ist im
Neuhemsbacher Lagerbuch von 1571 festgehalten (St. A. Speyer, Sayn
Wittgenstein Nr. 22,2) sowie in einem Zinsbuch aus dem Jahre 1626
(St. A. Speyer, Sayn Wittgenstein Nr. 5h). Danach gehörten zu dieser
Herrschaft: Haus und Schloss Neuhemsbach mit seinem ganzen Bezirk.
Dazu gehört auch die hohe Obrigkeit, zu richten über Hals und Bein
und alle ungerechten Leute. In Münchweiler und Gonbach von den
Grafen zu Leiningen das sogenannte
„Westerburgische Lehen“. Dazu alle
Obrigkeit und Gerechtigkeit zu jagen und hagen, Gebot und Verbot, zu
richten über Hals und Bein. In Baudtweiler haben die Flersheimer
gemeinsam mit den Kolben von Wartenberg die Obrigkeit, doch sind die
ersteren oberste Gerichtsherren. In Sippersfeld ist die Herrschaft
ebenfalls geteilt und zwar mit den Grafen von Nassau. Die hohe
Gerichtsbarkeit haben die Nassauer allein. Die Herren von Neuhemsbach
erheben den Zehnten zu Imsbach und Lohnsfeld. Alsenbrück, der
Wäschbacherhof und der Bocksrückwald gehören nach Neuhemsbach.
In Wartenberg haben die Flersheimer
keine Herrschaftsrechte aber einen beachtlichen Besitz an Hofstätten,
Felder, Wiesen und Wäldern. Die Wartenberger Mühle, die Michel
Krauß erbaut hat ist Eigentum der Flersheimer. Besitzrechte bestehen
noch in Alsenborn am Hubhof, das Kloster Enkenbach bezahlt Abgaben
für ein Gut in Baudtweiler. Nach einem Vertrag von 1556 hat
Mehlingen Weiderecht in Baudtweiler
für einen Malter Hafer jährlich. In dem Lehensbuch des Landgrafen
Hasso sind auch die Streitigkeiten des Gotfried von Randeck und
Friedrich von Flersheim festgehalten. Es geht unter anderem
hauptsächlich um die Rechte in Münchweiler. Außerdem fordert er
„Ychenbach den Wagck“ (= Woog) und einen Teil am gericht zu
„Ychenbach“. Gemeint ist die „Eichenbach“ am Neuhemsbacher
Bahnhof. Sie wurde 1279 erstmals urkundlich erwähnt.
hukwa
Lit. Hinweise:
Otto Walz: Die Flersheimer Chronik.
Leibzig 1874.
Walther Möller: Stammtafeln
westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter. Selbstverlag;
Darmstadt 1950.
Heinz Loch: der Aschbacher Wald im
Wilensteiner Land. Heimatjahrbuch KL.
Daniel Häberle: Alte Straßen und Wege
in der Pfalz; Pfälzerwaldverein, Wanderbuch 1931.
Wilhelm Höfli: Aus der Geschichte des
Karlstals; Mitt. A. Kltrn. 1958, Nr. 6.
Lehmann Joh. Urkundliche Geschichte der
Burgen und Bergschlösser ...der Byr. Pfalz.
Rudolf Bechberger: Die Herrschaft der
Randecker und Flersheimer: H. Jahrbuch-KL- 1993