Holzschindeln gehören zu
den ältesten und traditionsreichsten Baustoffen überhaupt. Schon
bei den ersten Besiedelungen der waldreichen Gebiete Europas wurden
gespaltene Holzschindeln zur Dacheindeckung verwendet. Da es noch
keine Möglichkeit zur Befestigung gab, wurden die Schindeln auf die
Dachkonstruktion gelegt und mit Latten und Steinen beschwert.
Legschindeln wurden solche Holzschindeln genannt, die um einiges
größer waren als die herkömmliche Wand- und Dachschindeln. Diese
Schindelart wird heute noch in den Alpen verlegt.
Erst im Zeitalter der
Industrialisierung bot sich durch die industrielle Herstellung von
Nägeln vermehrt die Möglichkeit, Schindeln auch als Wandverkleidung
zu verwenden. Zu dieser Zeit entstanden die verschiedensten
Schindelformen.
Holzschindeln wurden
damals ausschließlich mit der Hand gespalten. Der Grund war einfach
der, dass durch Handspaltung die Faser des Holzes nicht so stark
verletzt wurde und die Schindeln somit eine weitaus längere
Lebensdauer hatten.
Noch heute können wir in
Trippstadt an verschiedenen Häusern alte Holschindeln sehen, meist
direkt am Giebel. Bei ganz wenigen Häusern ist die halbe Hausseite
verschindelt, bei einem Haus sogar (Hauptstrasse Nr. 42….) eine
ganze Seitenwand. Bei diesem Anwesen dürfte es sich um die älteste
Holzschindelverkleidung im Pfälzerwald handeln.
Dass einst die meisten
Häuser in Trippstadt mit Wandschindeln verkleidet waren, können wir
in zahlreichen Büchern und alten Fotos überprüfen.
So schreibt Alfred Hans
Kuby in „die protestantische Kirche in Trippstadt“…“während
die Südwestwand nach Art der Gegend mit Holzschindeln verkleidet
war…“. Wahrscheinlich war die protestantische Kirche die
einzige Kirche die in Trippstadt, zum Teil, Wandschindeln hatte. Die
katholische Kirche war nicht verschindelt auch die kleine Kapelle im
Neuhöfertal nicht. Als dort im 18. Jh. das Nachbarhaus niederbrannte
schmolz nur die Glocke, die Kapelle trug keine Brandschäden davon.
Wären an ihren Außenwänden Schindeln gewesen, hätte das Feuer
sich darauf übertragen.
August Becker berichtet
uns in „Die Pfalz und die Pfälzer“ über seinen ersten Eindruck
von Trippstadt. Er spricht von „grauen Brettern“, mit denen die
Häuser verkleidet waren. Bei diesen Brettern handelt es sich um
sogenannte „Wetterbretter“. In großen Teilen Deutschlands waren
einst die Wetterseiten der Kirchen mit Holzbrettern verschalt.
Aber auch die ärmere
Bevölkerung, die sich keine Holzschindeln leisten konnte, verschalte
ihre Häuser mit Brettern. Dabei handelte es sich meist um sogenannte
„Schwartenbretter“ also Erstabschnitte von Holzstämmen die
günstig von Sägewerken verkauft wurden.
Obwohl Trippstadt von
riesigen Waldungen umgeben war und ist, war das Holz sehr teuer da
das meiste eingeschlagene Holz zur Herstellung von Holzkohle
verwendet wurde, die dringend in der Trippstadter Eisenverhüttung
benötigt wurde. Man verwendete zur Schindelherstellung damals
vorwiegend sogenanntes Stockholz, also die untersten Abschnitte der
Stämme die von den Schindelmachern aufgekauft wurden und mit denen
sie in mühseliger Heimarbeit Holschindeln herstellten.
Es ist uns ein
„Schindelunternehmer“ aus Trippstadt bekannt.
Johann Kallenbach geboren
1853, finden wir im Kaiserslauterer Gewerberegister von 1875 als
Schindelmacher eingetragen. Er wohnte im „Häusje“ am Ertl.
Da in Trippstadt einige
Schweizer Einwanderer ein neues Zuhause gefunden hatten ist nicht
auszuschließen, dass es vor allem diese Zuwanderer waren, die im
Nebengewerbe Schindeln herstellten.
Eine weitere Trippstadter
Schindelmacher Familie war die Familie Bornträger, Friedrich
Bornträger geb. 1805 in Trippstadt und Gustav Bornträger geb. 1834
in Trippstadt waren beide Schindelmacher.
Den wohl ältesten
Nachweis über die Schindelproduktion in Trippstadt fand ich in den
Rechnungsbüchern des Amtes Wilenstein von 1633.
1633 wurde auf Wilenstein
nochmals ein größerer Bau errichtet. Ob es ein völliger Neubau war
oder ob man einen alten Wohnbau abgerissen hatte und wieder neu
aufführte, geht aus der Rechnung nicht hervor. Es war jedenfalls ein
Fachwerkbau, denn der Zimmermann Jakob Decker aus Heltersberg hatte,
den Lohnzahlungen nach zu urteilen, die meiste Arbeit. Das Holz wurde
in den herrschaftlichen Wäldern geschlagen.: „1 Gulden 7 ½ Batzen
seint verzehrt worden, alß das gehöltz zum Hauß Wilenstein ist
gefelt (gefällt) worden“. Als der Akkord mit dem Zimmermann
getroffen wurde, erhielt er 7 ½ Batzen zu „Weinkauff“. Später
wurden ihm 13 Batzen bezahlt, „alß der Wercksatz zum hauß gelegt,
den Zimmerleuthen vor zehrung“….
Der Dachdecker Reinhard
Kraft aus Queidersbach erhielt 24 Gulden für seine Arbeit. … Als
dann die letzte Schindel angenagelt war, erhielt „gerührter
Schindeldecker“ 7 Batzen zu Spitzwein… Die Maurerarbeit wurde an
den Trippstadter Steinmetz Martin Drexler vergeben.
Die 48 000 Schindelnägel
bezog man aber nicht im nahen Kaiserslautern, sie wurden in
Eischweiler (Thaleischweiler) gekauft; ebenso die Lattennägel. Erst
als diese nicht mehr ausreichten, kaufte man weitere 800 bei einem
Nagelschmied in Kaiserslautern.
Ein historisch besonders
wertvolles Foto schickte mir Fridolin Heintz aus Elmstein zu. Es
zeigt ein Haus in Appenthal das nicht nur mit Holschindeln verkleidet
ist, sondern auch eine Dachdeckung (3lagig) mit Holzschindeln hat.
Das in der Pfalz auch Dächer mit Holzschindeln gedeckt wurden,
darüber konnte ich bisher keine Nachweise finden. Durch dieses Foto
kann man nun davon ausgehen dass in der Region des Pfälzerwaldes,
einige Häuser mit Holschindeln gedeckt waren.
Wenn man sich mit
Holzschindeln, ihrer Herstellung und Produktion beschäftigt, ist es
insgesamt wichtig auch einen Blick auf den Fachwerkbau der Pfalz zu
werfen. Nach Verwendung der Baustoffe unterscheiden wir in der Pfalz
drei Haustypen: das massive Steinhaus, den Fachwerkbau und die
gemischte Bauweise. In Trippstadt finden wir bis ins 19. Jahrhundert
neben einigen größeren Bürgerhäusern die sogenannte
Einfirstanlage vor. Im Pfälzerwald, aber auch in den Dörfern der
Haardt, sowie in den Ebenen wo Steinbrüche leicht zu erreichen
waren, wurde seit Jahrhunderten auf steinernen Fundamenten das
Erdgeschoss aus Bruchsteinen gemauert und das obere Geschoss in
Fachwerk ausgeführt.
Die Ausführung des
Untergeschosses aus massivem Sandstein, des Obergeschosses in
Fachwerk dürfte bis etwas 1800 vorherrschend gewesen sein. Heute
liegt das Fachwerk fast überall unter einer dicken Putzschicht
verborgen.
Noch heute finden sich in
Trippstadt einige dieser Häuser, dabei handelt es sich um das
sogenannte Wohnstallhaus. Ein schlichtes Fachwerk ohne Zier auf
massiven Sandstein aufgebaut. Meist führt eine Freitreppe zum
Wohngeschoss. An den Wohn-Stall-Trakt ist meistens eine bescheidene
Scheune angeschlossen. Also „alles unter einem Dach“. Der obere
Teil dieser Häuser besteht also in der Regel aus Holz, Lehm und
Stroh. Diese Fachwerkarbeiten wurden von Zimmerern durchgeführt. Dem
Lehm und Strohgemisch wurde in der Regel noch Kuhmist zugeführt um
eine bessere Bindekraft zu erreichen. Damit der Putz haften blieb,
mussten die Hölzer (Fachwerk) mit Beilhieben bearbeitet werden.
Dieses „Oberfachwerk“
wurde dann zur Wetterseite hin mit Holzschindeln abgedeckt. Das
Anbringen der Holzschindeln wurde ebenfalls von Zimmerleuten
ausgeführt.
Ein weiterer typischer
Trippstatder Haustyp ist das sogenannte „Mitteltennen - Einhaus“
. Dieser Haustyp, der im Untergeschoss Ställe, Futter- und
Waschküche, und darüber, nur über eine Treppe erreichbar,
Wohnräume birgt, ist im Neckarland weit verbreitet und als
„gestelztes Bauernhaus“ bekannt. Da bei diesem Haustyp der Platz
für einen größeren Vorhof meist fehlte, diente der enge Raum
zwischen Haus und Straße einst zu allerhand Wirtschaftszwecken. In
alter Zeit lag hier auch der Misthaufen. Lagen zwei Häuser eng
beieinander entstand das sogenannte „Reihelchen“ (sprich:
Reilche), jener schmale, lange Durchlass, der so oft in der Pfalz
zwei ältere Häuser trennt und der sich auch in Trippstadt noch
findet. Die Hausforschung spricht beim „gestelzten Bauernhaus“
auch vom „Einfeuerhaus“, um diesen Ausdruck näher zu erklären
ist es interessant einmal einen Blick in das innere eines solchen
Hauses zu werfen und somit auf die kulturgeschichtliche Entwicklung
dieser Häuser: Von der Haustüre aus treten wir direkt in die Küche.
Mag sie auch als kleiner und dunkler Raum erscheinen, war sie doch
der Mittelpunkt des Hauses. Die „gute Stube“ gab es damals noch
nicht. Die Küche war die Hauptfeuerstelle des Hauses und beheizte
den umliegenden als Stube und Kammer dienenden Raum mit. Bei dieser
Hausform bestand noch keine Trennung in Stuben Kammern und Küche. In
Resten zeigt sich dies etwa darin, dass früher neben der Stube keine
kleine Kammer lag, sondern ein einfacher abgetrennter Raum mit der
Bettstatt, dem Alkoven. Erst in der weiteren kulturgeschichtlichen
Entwicklung wird aus dem größeren und in die Stube vorgerückten
Alkoven das separate Schlafzimmer nämlich als spätere Abspaltung
vom Stubenraum.
Als Koch- und Heizstelle
diente ein roher Herd. Diese aus Sandstein errichtete Feuerstelle
hatte Ähnlichkeit mit einer Schmiedeesse. Hier brannte ganz offen
das Feuer. Über dem Holzfeuer hing der große Eisentopf. Daneben gab
es noch den Dreifuß der in die Glut gestellt wurde und dem Kochtopf
einen Stand gab. Damals gab es beim einfachen Volk ausschließlich
Eintopfgerichte. Die Einführung des geschlossenen Herdes im 19.Jh.
kam einer Revolution gleich. Es konnte anders gekocht werden und das
Kochgeschirr änderte sich. Die ersten „Ritschhäwwe“ kamen in
Mode, also Töpfe die auf dem Herd hin und her geschoben wurden.
Zu bemerken ist auch
noch, dass der Rat vieler Städte und Ortschaften bereits ab dem
hohen Mittelalter den Bau von Fachwerken und Schindelfassaden zu
bekämpfen versuchte. Hauptgrund war die Feuergefahr, die durch
dramatische Brände ganze Ortschaften und Stadtteile einäscherten.
Unzählige Erlasse forderten besonders in den Städten zumindest das
Erdgeschoss in Massivbau anzufertigen.
hukwa
Lit. Verzeichnis:
Natur und Kultur: Das
Biosphärenreservat Pfälzerwald. Herausgegeben 2008 von UNESCO-
Biosphärenreservat „Pfälzerwald – Vosges du Nord“.
Franz Neumer: Aus den
Rechnungsbüchern des Amtes Wilenstein; Heimatkalender des Landkreis
Kaiserslautern 1973.
Fred Weinmann: der
Fachwerkbau in der Pfalz: Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und
Landkreis Kaiserslautern, Bd. 24/25; 1986/87
Eisenhüttenmuseum
Trippstadt- Sonderausstellung: Alte Waldberufe: Verschiedene
Dokumente.
Kurt Knebel: Der
Wilensteinerhof; Sonderheft der „Blätter zur Heimatgeschichte von
Trippstadt.
August Becker: Die Pfalz
und die Pfälzer.
Ludwig Schandein:
Beiträge in Bavaria.
Opderbecke: Der
Zimmermann.