Dienstag, 12. März 2013

Die Besitztümer der Familie von Flersheim im ehemaligen Oberamt Lautern und der Umgebung Hans Wagner

Wenn man sich mit der Regionalgeschichte der Stadt Kaiserslautern beschäftigt, speziell mit alten Gebäuden und ehemaligen Adelssitzen wird man immer wieder auf die Adelsfamilie von Flersheim (Flörsheim) stoßen. Angehörige dieses Familiengeschlechts, das eigentlich ursprünglich im Wormsgau zu Hause war, jedoch zum Ende des Mittelalters Herrschafts- und Besitzrechte in unterschiedlichen Gebieten Südwest- und Westdeutschlands hatte, waren lange Zeit kurfürstliche Amtleute in der Lautern. Genannt seien hier nur Bechthold (gest. 1396), Friedrich der Ältere (gest.1489), Hans (gest.1575), Bechtolf (gest.1546) und wieder Friedrich (1575), dessen Wohnsitz in Neuhemsbach (b.Rockenhausen) war und der von hier aus den gesamten Familienbesitz (Fideikommiss) verwaltete.
Die Verbundenheit der Flersheimer mit der Stadt Lautern zeigt sich vor allem darin, dass sie vor der Reformation eine Vikariatspfründe gestiftet haben. Wegen diesem verdienst und anderen wurde ihnen die Ehre zuteil in der Stiftskirche begraben zu werden, eine Seitenlinie der Flersheimer führte lange Zeit den Beinamen „von Lautern“.
Im Mittelalter war es üblich, dass die adeligen Vasallen eines Fürsten nicht mit Geld, sondern mit lehensweise überlassenem Haus- und Landbesitz für ihre Dienste entschädigt wurden. So auch die Flersheimer, dadurch hatten sie außer ihren Verwaltungsfunktionen natürlich auch noch Wehraufgaben zu erfüllen.
Um zu erfahren woher die großen Verdienste der Flersheimer kamen, die sie sich erworben haben ist es nötig einmal einen Blick auf die Vita zumindest eines Familienangehörigen zu werfen und zwar auf Friedrich I von Flersheim.
Ritter Friedrich I von Flersheim war mehrere Jahrzehnte von ca. 1415 bis 1459 Dienstmann der Pfalzgrafen bei Rhein sowie des ungarisch deutschen Königs und späteren Kaisers Sigmund. Von 1415 bis 1417 begleitete er den Kurfürsten Ludwig III. beim Konzil von Konstanz, verschiedene Historiker gehen davon aus dass er bei der Verbrennung von Jan Hus beteiligt war. Nach eigener Aussage war er 1416 bei der Verlegung des gefangenen und abgesetzten Papstes Johannes XXIII. von Heidelberg nach Mannheim dabei. Im Auftrag König Sigmunds sollte er 1429 einen Ritterbund wie den des St. Jörgenschildes im Wasgau und am Oberrhein gründen helfen. Mindestens zwei mal (1421, 1428) kämpfte er gegen die Hussiten in Nordwestböhmen und in Mähren dabei geriet er zweimal in deren Gefangenschaft. 1428/29 war er Teil eines komplizierten Gefangenenaustausches zwischen mährischen Hussiten und König Sigmund. Er begleitete als Ritter den Pfalzgrafen Ludwig III., als dieser 1426/27 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternahm, und machte sich 1428 in der Schlacht bei der Donaufestung Golubac (an der Grenze zu Rumänien vor dem „eisernen Tor“) gegen die Türken unter Sultan MuradII. Als Gefolgsmann und angeblicher Lebensretter König Sigmunds einen Namen. Als Ritter unterwegs war er auch mindestens viermal beim Deutschen Orden in Preußen, 1428 auch in Litauen und Russland (Nowgorod und Pskov), in Frankreich (Melun und Bulgneville) sowie verschiedentlich im Elsaß, darunter auch 1444 zweimal als pfälzischer Gesandter beim französischen Dauphin und König wegen der Armagnaken. Etwa drei Jahrzehnte war er pfälzischer Amtmann in Kaiserslautern. Friedrich hatte vier Söhne. Seine Stiefschwester Adelheid war verheiratet mit Friedrich Greifenclau zu Volraths, einem engen freund und Kameraden Friedrichs, der nach der Flersheimer Chronik, einer Handschrift mit Familiengeschichtlichen Aufzeichnungen, der Ahnherr aller späteren Greifenclauer wurde.
Friedrich hatte sich also sehr verdient um das Reich gemacht seine Nachfolger traten in seine Fußstapfen.

Die Besitzungen der Flersheimer lagen zum größten Teil in der Pfalz aber auch zum kleineren Teil im nordbadischen Kraichgau. Es waren dies:

Ellerstadt (Ortschaft mit Blutgerichtsbarkeit)
Grombach (Ortsherrschaft Kraichgau)
Laumersheim (ehemaliges Wasserschloss)
Mehlingen (ehemaliger Sickinger Hof)
Neuhemsbach (Ortsherrschaft)
Trippstadt (Burg Wilenstein, Mühle)
Trippstadt – Aschbacherhof (Herrenhaus Aschbacherhof, Aschbacherwald)
Kaiserslautern (Häuser, Grund und Boden)

In der zum Schutze des Reichslandes erbauten Burg in Lautern waren die Flersheimer Burgmänner und hatten – für die Zeiten der Gefahr – auch Wohnrechte innerhalb des Burgbezirks. Sie besaßen vor 1585 gleich vier Burgmannshäuser. Diese sind nachgewiesen in einem Lehensbrief von 1614. der erste Gebäudekomplex erstreckte sich vom Marstall bis an das Zwingenborner „Thorlein“, Garten und Scheune gehörten dazu. Ein zweites Haus hatten die Flersheimer von dem früheren Burgmann Peter Morschheim übernommen.
Dem Kurfürsten als Lehnsherren heimgefallen war im 15. Jh. ein Burghaus das die Edlen von Breidenborn (beim Daubenborner Hof/ Enkenbach) innegehabt hatten (zuletzt Georg von Breidenborn- nach einer weiteren Urkunde von 1698). Nach dem es anschließend dem Hans Adam Wald (1698: Hanßen von Ottenwals) lebenslang verliehen war, wurde es den Flersheimern übergeben. Auch noch ein viertes Haus hatten sie in Nutzung, und zwar dasjenige dass vordem dem Grafen Johann von Homburg gewesen war und das Kurpfalz dann gegen eine „Behausung“ in der Vorburg eingetauscht hatte. Zu den Häusern gehörten teilweise auch Gartengrundstücke. Ein Garten der an das Veldenzer Haus stieß, ist in den einschlägigen Urkunden besonders erwähnt.
Am 7. März 1583, wurde von Pfalzgraf Johann und Friedrich II von Flersheim ein Tausch- und Kaufabkommen unterzeichnet, nachdem der Flersheimer sämtlichen Haus- und Grundbesitz innerhalb der Burgmauern um den Betrag von siebentausend Gulden abtrat. Für die gleiche Summe erhielt er den sogenannten Werschweiler Hof „in der Stadt Lautern gelegen in der Steingassen, vorne auf die gemeine Landstraß stoßend“. Als Nachbarn hatte er nun gegen die Stadt zu: unten Andreas Zettelin und oben Jost Lang. Zwischen den Besitztümern der Bürger und des Adelsherrn war eine Allmendgasse, die man fahren und reiten konnte, heißt es in dem Dokument. Es dürfte sich hier um die heutige Kolbenstrasse handeln. Dann ist noch die Rede von der benachbarten Neugaß, wo gleich der Hofgarten begann. Mit diesem Weg könnte die heutige Ludwigsstrasse gemeint sein; denn bis dahin erstreckte sich das Anwesen des Werschweiler Hofes. Bereits im Jahre 1585 entstand hier der neue Burgmannensitz der Flersheimer im schönen Renaissancestil. Dieses Haus erbte später der Schwiegersohn des letzten Flersheimers, Casimir Kolb von Wartenberg, daher Kolbenhof.
Ich (der Verfasser) erinnere mich noch daran das man in den 1960er Jahren an dem Gebäude noch immer das recht gut erhaltene Wappen des Hauses Flersheim erkennen konnte. In Kaiserslautern hieß das Gebäude später „Flersheimerhof“ als auch „Kolbenhof“.

Grundbesitz zum Flersheimer Hof gehörig:
Aus dem Jahre 1677 liegt ein ziemlich ausführlicher Bericht über das Anwesen in der Steinstraße vor. Damals gehörte dieses allerdings schon dem Johann Casimir Kolb von Wartenberg (in zweiter Ehe verheiratet mit Judith von Flersheim). Die Aufnahme des Besitzes tätigten am 19. März 1677 der Stiftsschaffner Römer, die Ratsangehörigen Theobald Metzger und Johann Schuh, der Spitalverwalter Peter Braun und der Steinsetzer Isaac Magni. Es ist zunächst die Rede von der „Wohnbehausung“. Dazu gehörten Scheuer und Stallung, ein großer Garten hinter der Scheuer und ein Garten neben dem Haus sowie ein „klein Häuslein“ ebenfalls neben dem Haus. Ausserdem war noch eine kleine Scheuer vorhanden, die die Grundstücke von Hans Rüb und Rufolf Deidesheimer berührte.
Der große Garten erstreckte sich vorne von der Allmendgasse gegen das Schloss zu bis an Junker Kolbs erkauften Garten. Auf der anderen Seite war ein weiterer Garten, der dem Junker Kolb von Wartenberg von „unserer gnädigsten Fürstin und Frau“, nämlich von der Pfalzgräfin Maria Eleonore (von Simmern), die damals das Fürstentum Lautern innehatte, als Lehen übergeben worden war. Dieses Grundstück bewirtschaftete zuvor Philipp von Gemingen. Pfalzgraf Friedrich hatte es Hans von Flersheim als Lehen übergeben. Pfalzgräfin Maria Eleonore, deren Statthalter Johann Casimir Kolb von Wartenberg war, hatte das Lehen demnach nur bestätigt. Zwischen dem herrschaftlichen und dem erkauften Garten verlief ebenfalls eine Allmendgasse (Gemeindegasse), die zu einem Steg über den Stadtgraben hin zur Stadtmauer führte.
Zu dem Werschweiler Hof gehörte ein beachtlicher Feld- und Wiesenbesitz. Er wurde durch Käufe noch erweitert. Die Flersheimer besaßen 1677 in der Gemarkung Kaiserslautern über 80 Morgen Ackerland. Die Einzelgrundstücke lagen am Gersweiler Weg (Flersheimer Gering), am Enkenbacher Weg, am Enkenbacher Pfad, am Hertelsborn, am Wartenberger Weg, am Wartenberger Pfad, in den Guldenäckern, am Rodenberg, bei der lehmengrube, am Morlauterer Weg (am Burggraben), in den Kappesgärten am Morlauterer Weg und vor der Burgpforte. Wir sehen, schon damals war die Zersplitterung des Grundbesitzes weit vor geschritten und nicht einmal dem höchsten Beamten in Lautern war es möglich, diesen zu arrondieren.

Alte Rechte außerhalb der Stadt Lautern:
Als Burgmänner, also Amtleute standen den Flersheimern schon in mittelalterlicher Zeit zu:
1 Achtel der Besthäupter im „Reich“ (in Weilerbach, Steinwenden, Ramstein); der Forsthub zu Weilerbach; der Futterhafer im Kirchspiel zu Weilerbach; 5 Pfund Heller Geld und ein Pfuhl, genannt Ellerpfuhl (Weiher); nochmals 2 ½ Pfund Heller Geldes zu Weilerbach, fallend auf St. Remigius; 7 ½ Pfund Heller zu Steinwenden, dazu Fischerei, Jägerei und Holzhauen; 8 Pfund Heller alle Jahre im Kübelberger Gericht, dazu die selben Rechte in Steinwenden/2 1/2 Pfund Heller zu Ramstein, auf „Remigi“ Zins fallend.
Unter „Besthaupt“ versteht man die Abgabe aus dem Nachlaß eines Grundhörigen an den Grundherrn. Dieser Begriff deckt sich in etwa mit der heutigen Erbschaftssteuer.
Abgeliefert werden musste, ein Stück Rindvieh und zwar das „beste Haupt“ im Stalle. Diese Abgabe stand den Flersheimern im „Reich“ zu. d. h. In einem Teil des ehemaligen Reichslandes in Lautern. Ein Gebiet an das heute noch der „Reichswald“ erinnert.
Die „Hub“, wie sie den Flersheimern in Weilerbach und Lautern zur Nutzung übergeben worden war, war eigentlich ein Altdeutsches Ackermaß (huoba) von 20 bis 50 Morgen, eine Ackernahrung, d. h. Soviel Land, wie für eine Familie nötig war und man mit einem Gespann bearbeiten konnte. Also auch in Weilerbach hatten die Flersheimer beachtlichen Grundbesitz.

Die Flersheimer Hub in der Herrschaft Wilenstein:
Burg und Herrschaft Wilenstein in Trippstadt waren im 14. Jahrhundert halbiert. Lehensträger (von Leiningen) waren die Falkensteiner und die Flersheimer. Das Land, das zur Burg gehörte, war unterschieden in die Wyrichshub und die Flersheimer Hub. „Wyrichshub“ hieß die eine, weil sie Wyrich von Daun durch die Heirat mit Irmingard von Falkenstein geerbt hatte. Der Bezirk der Flersheimer Hub umfasste neben der hinteren Burg Wilenstein die Hälfte des Dorfes Trippstadt, den Aschbacherhof, den Aschbacherwald und die Flörsheimer Mühle. Im Dorf Trippstadt selbst verlief die Grenze zwischen beiden Huben entlang der alten Landstraße nach Lautern. Die Flersheimer besaßen den größten Teil des Ortes auf der Westseite (n.M. Frey). Sie unterhielten einen eigenen Hubschultheißen, was wiederum auf die Größe des Grundbesitzes schließen lässt.
Nach dem Tode Hans Philipps von Flersheim erbte die Tochter Esther, die Gemahlin des Johann Conrad Blarer v. Geiersberg den Teil der Hub, in dem das Dorf Trippstadt lag. Den Hof Aschbach, der von der Herrschaft Wilenstein abgetrennt wurde, erbte die Tochter Judith, die früh verstorbene Frau des Johann Casimir Kolb v. Wartenberg I. So kam dieser teil des Flersheimer Besitzes später zur Grafschaft Wartenberg, schließlich noch in die Konkursmasse Wartenberg und durch Kauf an den Grafen von Sickingen. Esther von Geiersberg vermachte die Herrschaft Wilenstein an Johann Philipp v. Virmund, den Sohn ihrer Schwester Elisabeth.


Der Besitz der Flersheimer in Neuhemsbach und der weiteren Umgebung
Der Besitzstand der Flersheimer ist im Neuhemsbacher Lagerbuch von 1571 festgehalten (St. A. Speyer, Sayn Wittgenstein Nr. 22,2) sowie in einem Zinsbuch aus dem Jahre 1626 (St. A. Speyer, Sayn Wittgenstein Nr. 5h). Danach gehörten zu dieser Herrschaft: Haus und Schloss Neuhemsbach mit seinem ganzen Bezirk. Dazu gehört auch die hohe Obrigkeit, zu richten über Hals und Bein und alle ungerechten Leute. In Münchweiler und Gonbach von den Grafen zu Leiningen das sogenannte
„Westerburgische Lehen“. Dazu alle Obrigkeit und Gerechtigkeit zu jagen und hagen, Gebot und Verbot, zu richten über Hals und Bein. In Baudtweiler haben die Flersheimer gemeinsam mit den Kolben von Wartenberg die Obrigkeit, doch sind die ersteren oberste Gerichtsherren. In Sippersfeld ist die Herrschaft ebenfalls geteilt und zwar mit den Grafen von Nassau. Die hohe Gerichtsbarkeit haben die Nassauer allein. Die Herren von Neuhemsbach erheben den Zehnten zu Imsbach und Lohnsfeld. Alsenbrück, der Wäschbacherhof und der Bocksrückwald gehören nach Neuhemsbach.
In Wartenberg haben die Flersheimer keine Herrschaftsrechte aber einen beachtlichen Besitz an Hofstätten, Felder, Wiesen und Wäldern. Die Wartenberger Mühle, die Michel Krauß erbaut hat ist Eigentum der Flersheimer. Besitzrechte bestehen noch in Alsenborn am Hubhof, das Kloster Enkenbach bezahlt Abgaben für ein Gut in Baudtweiler. Nach einem Vertrag von 1556 hat
Mehlingen Weiderecht in Baudtweiler für einen Malter Hafer jährlich. In dem Lehensbuch des Landgrafen Hasso sind auch die Streitigkeiten des Gotfried von Randeck und Friedrich von Flersheim festgehalten. Es geht unter anderem hauptsächlich um die Rechte in Münchweiler. Außerdem fordert er „Ychenbach den Wagck“ (= Woog) und einen Teil am gericht zu „Ychenbach“. Gemeint ist die „Eichenbach“ am Neuhemsbacher Bahnhof. Sie wurde 1279 erstmals urkundlich erwähnt.

hukwa




Lit. Hinweise:

Otto Walz: Die Flersheimer Chronik. Leibzig 1874.
Walther Möller: Stammtafeln westdeutscher Adelsgeschlechter im Mittelalter. Selbstverlag; Darmstadt 1950.
Heinz Loch: der Aschbacher Wald im Wilensteiner Land. Heimatjahrbuch KL.
Daniel Häberle: Alte Straßen und Wege in der Pfalz; Pfälzerwaldverein, Wanderbuch 1931.
Wilhelm Höfli: Aus der Geschichte des Karlstals; Mitt. A. Kltrn. 1958, Nr. 6.
Lehmann Joh. Urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser ...der Byr. Pfalz.
Rudolf Bechberger: Die Herrschaft der Randecker und Flersheimer: H. Jahrbuch-KL- 1993

„Sag ich's euch geliebte Bäume – der Baum in der Trippstadter Landschaft“

Zur neuen Sonderausstellung ab Mai 2013

Die Sonderausstellung „Sag ich's euch geliebte Bäume – der Baum in der Trippstadter Landschaft“, soll unter anderem darauf aufmerksam machen, dass Bäume eben doch mehr als nur eine Ansammlung von Hölzern sind. Ja, dass Bäume und der Wald insgesamt, ein Gleichnis sein können, für das Zusammen-leben der Menschen. Frederico Hindermann schrieb dazu:
...der Wald ist deshalb eine Gemeinschaft, vor der wir Ehrfurcht empfinden, weil darin Jungwuchs und Altholz und Überständer beisammen wohnen, so wie in der rechten Ordnung der Menschen Kinder und Greise einander die Hand reichen sollten. Liebend schauen wir die Bäume an. In all dem Wechsel und Austausch schenken sie uns Bewahrung; sie sind ein Sinn; ein Vorbild in unserer immer wieder verzweifelnden, immer wieder neu belebten Hoffnung auf ewige Dauer“.

Aber Bäume sind auch Mahner in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft. Sie stehen außerhalb unserer Alltagshektik und wollen uns mitteilen, dass wir auch mal einhalten und das Schöpfungswerk der Natur wieder bewusster betrachten sollten. Sie können uns Kraft und Hoffnung geben, die Zukunft zu meistern und das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen, denn aus fast keinem Wesen der Natur strahlt so viel Nachhaltigkeit wie aus unserem Freund dem Baum. Schließen wir uns daher ruhig den Worten Hermann Hesses an, der so wunderschön schrieb:
Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehre und Rezepte, sie predigen, um das einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens.“

Da Wald und Bäume heute unter der Unvernunft der Menschen leiden müssen, brauchen sie mehr denn je Freunde und Kurt Tuchholsky fragte einst zu recht:
ein alter Baum ist ein Stückchen Leben. Er beruhigt. Er erinnert. Er setzt das sinnlos heraufgeschraubte Tempo herab, mit dem man unter großem Geklapper am Ort bleibt. Und diese alten Bäume sollen dahingehen, sie, die nicht von heute auf Morgen nachwachsen? Die man nicht „nachliefern“ kann?“

Solche alte Baumgestalten lassen für uns Geschichte lebendig, Gegenwart wichtig, und Zukunft lebenswert erscheinen. Sie können Freunde des Menschen werden, uns viel sagen. Uns vor allem die Natur und die Schöpfung nahe bringen.
Dazu schrieb Jacques Brosse:
Von Anfang an war das Schicksal der Menschen durch ein so enges und starkes Band mit dem der Bäume verknüpft, dass man sich fragen muss, wie es einer Menschheit ergehen wird, die dieses Band brutal zerrissen hat.
Wir täten gut daran, wenn wir überleben wollen, das wiederherzustellen, was wir zerstört haben: eine Weltordnung, in der Mensch und Natur eine harmonisch Ein-heit bilden“.
Nicht vergessen möchte ich den Vers aus einem Gedicht von Erich Kästner der viel über die heilende Wirkung der Bäume aussagt:
Die Seele wird vom Pflastertreten krumm
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
Und tauscht bei Ihnen seine Seele um
Die Wälder schweigen doch sie sind nicht stumm
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden!

Die Ausstellung will auch dazu beitragen, eine uralte Beziehung wieder aufzu-frischen, die Beziehung zwischen Mensch und Baum.

Laubsänger

Kleiner als ein Kastanienblatt
Untersuchst du neugierig
Was die Laubwelt dir zu bieten hat
Hüpfst von Ast zu Ast
Dein Zwitschern ist reine Daseinslust
Wie schön das es dich Laubsänger gibt
Der mich bei meinen Waldgängen
mit Liedern beglückt.
hukwa

Sonntag, 10. März 2013

Frühlingsholunder

Bald stehen die Bäume nicht mehr dunkel und kahl
die Vögel stimmen dann ihr Frühlingslied an
wie durch Zeichen und Wunder
blüht dann auch wieder
mein Freund
der schwarze Holunder
O Wunder wirkender alter Strauch
wie Sinne ich dir gerne nach
Sagenbaum vergangener Tage
voller Freuden stehst du da
der Ewigkeit so nah.
hukwa

Freitag, 8. März 2013

Die Schriftzeichen der Natur

Man muss einen Krähenblick besitzen um die Signatur der Natur zu erkennen. Es sind die Geheimnisse die man sich in Jahrzehnte langen Waldläufertums angeeignet hat. Die Schrift zu lesen die eine Schnecke auf dem Sandstein hinterlässt. Im Vogelflug einen Sinn erkennen. In der borkigen Rinde der Eiche den Weg des Hirschkäfers zu verfolgen. Daseinsfreude zu empfinden wenn man am Feldrain den alten Birnbaum antrifft. Zu spüren das er ein Wesen ist dass eine Seele besitzt. Das ist es was ich die Signatur der Natur schauen nenne.

Donnerstag, 7. März 2013

Was ist der Frühling doch so schön

Ach könnt ich wieder mit den Elfen tanzen
durch grüngoldene Räume schweifen
Mit Merlin durch die Wälder ziehen
und mit den wilden Gänsen reisen
will wieder unter Eichen schlafen
und mit den Zwergen nach Erzen graben
es singt der Wildbach sanft sein Lied
ich lausche und erstaune
was ist der Frühling doch so schön
er schenkt mir die Kraft des inneren Sehens.
hukwa

Mittwoch, 6. März 2013

Ich stehe wie verzaubert da

Der Wald lädt ein großzügig zu sein
gehn wir hinein und lassen
unseren Krämergeist daheim
gehoben wie die Baumeswipfeln
getragen von des Vogels Lied
schlägt in uns ein Klang
ein kräftiger Gesang
wild und frei durch den Wald zu gehen
was kann noch schöner sein
mitten durch der Wälder Pracht
durch stilles unberührtes Land
stehn Baum und Strauch so ruhig da
voll Frieden dem Wesen der Ewigkeit so nah
o grenzenloser großer Raum
ich stehe wie verzaubert da.
hukwa

Was willst du mehr von diesem Tag

Der schwere Atem der Wälder
verliert sich nun langsam
in den lauen Märzwinden
ein leichter Schlag der Drossel
ruft die Erinnerungen
an Vergangenes wach
in der Stille der Wälder
findest du
nach dem du so lange schon suchst
ein überhängender Baum
auf schmalen Waldpfad
darauf ein spielendes Eichhörnchen
was willst du mehr von diesem Tag.
hukwa

Sonntag, 3. März 2013

Erwartung

Es spricht so sacht
der Märzwind in der Mitternacht
erzählt vom Lenz der bald erwacht
die erste Amselstrophe
wird bald in den Morgen aufsteigen
bringt mir die Gewissheit
Frühling langsam erwacht
noch schlagen Vögel leise
noch schweigt des Dompfaffs Weise
in meiner Seele erwacht ein Sehnen
Ich will endlich wieder den Frühling erleben.
hukwa

Samstag, 2. März 2013

Wilensteiner Friedhof

Das Stundenglas der Zeit rinnt weiter
Gras wuchert an den Grabesrändern
Deckt längst vermoderte Gebeine zu
Kaum noch erkennnbar die Schrift
Die von den Dahingegangenen spricht
Die Steine schweigen in Grabesruh
Der letzte Platz ist knapp bemessen
Man trug hier Stein um Stein heran
Die unter ihnen liegen
Sind längst vergessen
Hier herrscht kein Lärm
Nur tiefes Schweigen und Grabesruh
Die Erdentage ziehen langsam hin
Wer hier verweilt
Erkennt den Sinn der Zeit.
hukwa

Donnerstag, 28. Februar 2013

Ach könnt ich nur mit den Kranichen ziehen

Wenn die Frühlingswinde ziehen durchs Land
Die ersten milden Winde wehen
Dann möchte ich mit den Kranichen ziehen
Um die ganze Welt zu sehen
Schon in meiner Knabenzeit
Erhob ich meine Arme weit
In der Hoffnung ich werde leicht
Um mit diesen Vögeln zu ziehen so weit 
Und wenn im Herbst die Wildgänse zogen
Auch dann träumte ich wieder vom Fliegen und
Dachte so bei mir
Ach wenn ich nur Nils Holgerson wär.
hukwa

Mittwoch, 27. Februar 2013

Die ersten Frühlingsboten kamen Heute

heute Morgen sind die ersten Kraniche über Trippstadt gezogen. Ihr Frühjahrsflug bringt sie regelmäßig jedes Jahr zwischen dem 26. und 28. Februar in unseren Ort. Auf einer großen Waldwiese rasten sie dann und man kann den Kranichtanz beobachten, ein wunderschönes Schauspiel. Auch der Zilp Zalp müsste bald zurückkehren, er kommt meistens um den 10. März herum. Sein Doppelgänger der Fitislaubsänger kommt erst ende März. Leberblümchen, Bingelkraut, Milzkraut und Märzenbecher müssten in den nächsten Tagen aufgehen. Für den erfahrenen Waldgänger deutet schon vieles auf den Frühling hin.
hukwa

Dienstag, 26. Februar 2013

Ruhende Wälder

Ich suche auf die dunklen Wälder
den schwarzen See und
die umgepflügten Felder
Kein Vogelflug
noch scheut ein Reh
stille tiefe Ruhe
atmen die Wälder
grau ist das Haar der alten Eiche
ihr mächtiger Leib
sehnt sich nach sommerlicher Weite
so ziehts mich in die dunklen Wälder
wo die Erinnerungen wie gefallene Blätter
unter den Ästen der Bäume ruhen.
hukwa

Sonntag, 24. Februar 2013

Am Felsenbrunnen

Beschattete Bäume vom Alter gebeugt
uralter Fels
vom Regen geschwärzt
vom Moos begrünt
am Ufer hat das Wasser
Baumrinde sauber geschält
von Efeu bewachsen
die alte Bank
ein Brunnen aus alter Zeit
erzählt uns die Vergangenheit
O alter Brunnen was lausch ich dir
schon so lange Zeit.
hukwa

Mittwoch, 20. Februar 2013

Der Trippstadter Schlosspark als lebendige Geschichte

oder
wenn Bäume Geschichte erzählen könnten

Der pfälzische Historiker L.A.Doll schrieb einmal über den Sinn von Heimatgeschichte folgende schöne kurze Darstellung: „Um zu wissen, wo man steht und wie man weitergehen soll, muss man sich auch klar darüber sein, woher man gekommen ist, soll menschliches Leben nicht blindes Umherirren in der Zeit sein. So ist jede Beschäftigung mit der Heimatgeschichte gut und heilsam, um den eigenen Standort feststellen und den Weg in die Zukunft festlegen zu können“.
Dem kann man als Heimatkundler nur zustimmen, denn auf unserem Weg in die Zukunft begegnen wir immer wieder den Zeugen der Vergangenheit. Und der Trippstadter Schlosspark ist somit ein Stück lebendige Geschichte. Denn er dient zweifelsohne der Förderung des Geschichtsbewusstseins. Der Schlosspark in Verbindung mit dem Schloss stellte für den Architekten und den Erbauer ein Gesamtkunstwerk dar in dem Garten und Gebäude ein harmonisches Ganzes bilden. Und für uns Nachgeborene stellen Schloss und Parkanlage ein kleiner Spiegel der Geschichte dar, eine Erinnerung an eine lange schon untergegangene Zeit.
Verglichen mit anderen Bundesländern gibt es in Rheinland – Pfalz nicht gerade viele historische Gärten und gerade aus diesem Grund sollten wir die wenigen Garten- und Parkdenkmäler besonders schützen


Trippstadt ist ein Ort mit einer geschichtsträchtigen Vergangenheit Zeugen dieser Vergangenheit sind vor allem das Trippstadter Schloss, die Burg Wilenstein und der historische Schlosspark. Um den geht es in diesem Artikel. Heute (20.2.2013) konnte man in der Zeitung lesen das mal wieder fünf alte Bäume aus dem Bestand gefällt werden. Natürlich nach eingehenden Untersuchungen und mit Einverständnis des Denkmalamtes.
Es mag sein das diese Bäume wirklich unrettbar Krank sind, doch man fragt sich natürlich wieso hier im Vorfeld also schon vor Jahren keine Maßnahmen zum Schutz und zur Gesundung der Bäume unternommen wurde. Denn zweifelsohne haben gerade historische Parkanlagen neben einer kulturellen und sozialen Funktion auch noch eine ökologische; sind sie doch gerade durch ihren alten Baumbestand zu einem Refugium für seltene Pflanzen- und Tierarten geworden. In Trippstadt ist der alte Schlosspark sogar eine touristische Attraktion. Als ein wertvolles Kulturgut bedarf eine solche Parkanlage eines erhöhten Pflegeaufwandes. Doch damit ist man anscheinend in Trippstadt bisher sehr lässig mit umgegangen. In einer Broschüre der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur kann man folgendes Lesen: „Bei den historischen Gärten und Grünanlagen in öffentlichen Besitz sind Staat und Kommunen also in zweifacher Hinsicht verpflichtet. Von ihnen ist beispielhafter Umgang mit denkmalwerten Anlagen zu erwarten. Kulturdenkmale zu erhalten, weil an ihnen ein öffentliches Interesse besteht, kann von privaten Denkmalbesitzern schließlich nur dann mit der gebotenen Entschiedenheit gefordert werden, wenn die öffentliche Hand mit guten Beispiel vorangeht“.
Parkanlagen wie der Schlosspark in Trippstadt vergegenwärtigen kulturelle Leistungen vergangener Zeiten und weisen Spuren der Geschichte auf, die über sie hinweggegangen ist-aber- nur in soweit es gelingt ihre gartengeschichtliche Authentizität zu bewahren. Zu diesem bewahren gehören natürlich in erster Linie die Altbäume die in einem solchen Park stehen. Deshalb sollte man sie so behandeln, dass sie möglichst lange gesund bleiben und man nicht alle paar Jahre einfach die „kranken“ unter ihnen herausschneidet, da dies im Trippstadter Schlosspark vor ein paar Jahren schon einmal geschehen ist, dürfen wir davon ausgehen das es in den nächsten Jahren immer wieder mal passieren wird. Vielleicht sollte man sich jetzt einmal Gedanken machen wie man die Bäume in Zukunft besser pflegen kann? Dafür gibt es Fachleute die gerne Rat geben. Ich bin immer davon ausgegangen das die Aufgabe des Denkmalamtes vor allem im Denkmalschutz besteht, aber wahrscheinlich habe ich mich da geirrt.
Wie kaum ein anderer Platz in Trippstadt trägt der Schlosspark zur Identität und vor allem zur Attraktivität unseres Ortes bei. Jeder Baum der hier gefällt wird macht diesen historischen Ort in seiner Erscheinung ärmer. Lassen wir noch einmal einen Historiker sprechen, diesmal einen Schweizer, Ernest Bovet schrieb schon vor genau 100 Jahren: „das Gesamtbild einer Landschaft, einer Stadt oder eines Parks, so wie es durch die Natur und die Arbeit vieler Generationen geschaffen wurde, ist ein Gut, dass allen zugleich und wiederum keinem einzelnen gehört, denn kein einzelner hat dafür mehr getan als die Gesamtheit“.





Wenn man nun beobachtet wie oben schon erwähnt dass alle paar Jahre Bäume aus dem Park geschnitten werden, das aber nicht für fachliche Pflege gesorgt wird, könnte man annehmen man möchte den alten Baumbestand systematisch herausschneiden. Was auch seltsam ist, das man über diese „Holzfälleraktion“ überhaupt nicht informiert wurde. Außer einem kleinen Zeitungsnotiz am Tag der Holzfällung. Das ist nicht gerade demokratisch. Man hat hier anscheinend bewusst versucht eine „klammheimliche Aktion“ zu starten. Das nächste was man dann zu hören bekommen wird ist der dümmliche Spruch: wir werden neue Bäume pflanzen. Ich glaube man muss nicht unbedingt Förster sein um zu wissen, wie lange ein Baum braucht bis er ausgewachsen ist. Ich möchte der Schildbürgermentalität der Verantwortlichen einmal entgegensetzen was ein Baum so alles gutes für uns Menschen tut und das wir ihn aus dem Grund ruhig auch ein wenig besser behandeln sollten.
Ein etwa 80 bis 90 jähriger Laubbaum tut uns nämlich nur Gutes. Wenn solch ein Baum im Licht photosynthetisch aktiv ist, gibt er etwa genau so viel Sauerstoff an die Atmosphäre ab wie er an Kohlendioxid aus dem Luftraum zur Bindung in organischen Molekülen aufnimmt. Schon eine einzige ausgewachsene Eiche oder Buche kann an einem Tag ungefähr 7000 Liter Sauerstoff freisetzen. Das ergibt etwa 35 Kubikmeter sauerstoffreicher Atemluft- genug um den Tagesbedarf von über 50 Menschen sicherzustellen. Ohne diese ausgleichende und regenerierende Leistungen der Bäume gäbe es auf Dauer kein höheres Leben in der jetzigen Form auf der Erde.
Das Studium der Geschichte sollte einem ja darinnen bestärken, das die Menschen die Fähigkeit haben, neue Ideen zu entwerfen und neue Methoden zu entwickeln wenn die alten versagen. Denn irgendwo muss Geschichte ja einen Sinn haben, auf Trippstadter Verhältnisse gesehen bekomme ich manchmal das Gefühl nicht los, das man in vielem hier Entwicklungsgeschichtlich stehen geblieben ist. 
hukwa


Im Elfenwald

Komm mit in den Elfenwald
Wo die Bäume sind so alt
Folge mir in den Zauberwald
Durch den das Lachen der Elfen schallt
Dort im dusteren Fichtentann
Wo das Einhorn sich versteckt
Wo dahinter sich die silberne Wiese erstreckt
Wo hoch die weißen Nebeln steigen
Dort tanze mit dem Elfenreigen.
hukwa

Dienstag, 19. Februar 2013

Oase der Stille

Baum Fels Wurzel
Der Wildbach murmelt still
Rotkehlchen sitzt einsam im Holunderstrauch
Stille in den Wäldern
Tief in ihnen
Kannst du das Schauen
was denn anderen entgeht.
hukwa

Sonntag, 17. Februar 2013

Kleiner Sonntagsspaziergang zum Köpfchen








Der Frühling kommt, man kann es spüren. Die ersten Haselkätzchen am Trippstadter Köpfchen. Eine Katze aus Stein kann man auf der Rückseite des Steines finden der am Köpfchen steht!
hukwa

Freitag, 15. Februar 2013

Kleine Geschichte des Jagdhausweiher oder der Jagdhauserweiher und seine Besitzer bis 1848

Von Hans Wagner

Mir ist keine Urkunde bekannt die erwähnt dass Barbarossa am Jagdhausweiher tatsächlich ein Jagdhaus besessen hat, doch ist der Begriff seit Jahrhunderten im Volksmund und in Flurnamen so deutlich, dass man davon ausgehen muss dass es dieses Jagdhaus tatsächlich gab.
Flurnamen direkt beim Jagdhausweiher sind so unter anderen Jagdhausertal und Jagdhauserkopf. Das Jagdhaus des Kaisers soll nahe dem Rammbrunnen gestanden haben. Velmann schriebt im Jahre 1600 in seiner „Beforchung“: „ist ein liegender Fels bei der krummen Buche, oberhalb, da des Kaisers Jagdhaus gelegen“.
Im Jahre 1906 schreibt D. Häberle: „ Diese Velmannsche veranlasste mich diese Gegend genauer zu erforschen. Hierbei ergab sich folgendes… Jagdhäusel, Jagdhauserweiher, Jagdhauserkopf und Rombacher Tal sind heute noch gebräuchliche Namen…Die von Velmann erwähnte Stelle war nun leicht zu ermitteln, da das Tal unterhalb des Weihers wieder auf das Aschbacher Tal ausmündet. Beim Einbiegen stößt man gleich auf eine üppige Waldwiese, die durch einen nahen Quell bewässert wird….Der am oberen ende stehende Grenzstein Nr. 457 des Reichswaldes aus dem Jahre 1763 mit dem Pfälzischen und Hohenecker Wappen neben einem hervortretenden Fels kündet uns die von Velmann erwähnte Stelle…Auf der jetzigen Waldwiese, im Besitz von Frau Schwarz, ist also das Jagdhaus zu suchen, der benachbarte Berg und Weiher nannten sich nach ihm. Zu Velmanns Zeiten war bereits jede Spur verschwunden, da er im Rombacher Tal nur einen Weiher mit Brunnen erwähnt; ein Wildhag schloss damals das Ganze ab. Aufwärts führte das Heiligentälchen zu einer Rodung auf dem Heiligenfeld, das den Rittern von Hohenecken gehörte. Die Waldabteilung „Altenfeld“scheint noch eine Erinnerung daran zu bewahren. Dorf Dansenberg bestand damals noch nicht, wohl aber der Berg mit diesem Namen, Velmann schildert ihn als einen prächtigen Buchenwald mit viel Rot- und Schwarzwild….Fragt man sich nun um welche Zeit das Jagdhaus in der Rombach gestanden haben mag,, so kann nur das 12. oder 13. Jh. In Betracht kommen, als die Hohenstaufen in ihrer Pfalz zu Lautern Hof hielten und in den umliegenden Wäldern dem edlen Waidwerk nachgingen. Das Andenken an diese Glanzzeit war im Gedächtnis des Volkes frisch geblieben; nach 400 Jahren konnte Velmann, von seinen Begleitern noch die Stelle gezeigt werden, wo der Kaiser beim frischen Quell an sonniger Bergeshalde zu rasten pflegte…“



1401 ging der Jagdhausweiher mit dem Dorfe Espensteig als Lehen an den Ritter Reinard von Hohenecken. In der Lehensurkunde Beymonds von Hohenecken kommt 1404 noch der dort gelegene Hesselberg hinzu. Das ganze scheint die Mark des Dörfchens Espensteig gebildet zu haben, ehe es aus dem Verband des Reichswaldes abgetrennt und den Hoheneckern verliehen wurde.
Erst im Jahre 1567 hören wir wieder etwas vom Jagdhausweiher. Damals wurde er „fischerem von Hoheneck“ geschenkt, dem Bewohner Fischer wohl zur Gebührenfreien Nutzung überlassen. Der Jagdhausweiher lag seit der Niederbrennung Espensteigs um das Jahr 1665 ungenutzt. Der nächste Beständer war dann der Kaiserslauterer Bürger Henrich Dedreux. Schließlich bewarb sich im Jahre 1749 der in Kaiserslautern wohnende Zollbeamte Schuhmacher um die Verleihung des Weihers als Temporalbestand, dam man hier, wie er schrieb, selten einen Fisch zu kaufen bekomme. Er erhielt den Weiher zu 15. Gulden jährlicher Pacht verliehen, hatte aber keine große Freude an seinem Besitz. Bereits im Jahre 1752 schrieb er an den Kurfürsten, dass durch den häufigen Ablauf des Wassers ein Loch in den Damm gerissen sei. Dadurch sei ihm für 80 Gulden Schaden entstanden. Die Wiederherstellung des Dammes habe allein 15 Gulden 30 Kreuzer gekostet.
Im Jahre 1773 kauft Freiherr von Hautzenberg den Jagdhausweiher, dieser wohnte in Kaiserslautern besaß aber auf der Espensteig und in Dansenberg ein Hofgut. Zur Aufsicht siedelte er ab 1764 den vorher in Lichtenbruch (Vogelweh) wohnenden Tagelöhner Peter Kennel hier an.
Im Jahre 1781 erwarb Freiherr von Hacke das Gut Espensteig von Hautzenberg und mit ihm auch den Jagdhausweiher. Wahrscheinlich kaufte auch Hacke das Gut in Dansenberg, dafür gibt es zwar keine Urkunde doch eine Notiz die besagt: „Hacke habe einen Hof neu gekauft ohne aber einen Ort genau zu erwähnen“. Im Jahre 1848 wohnt dort der Köhler Bernhard Steiner.
hukwa






Quellenangaben:
Ernst Christmann: Wo und Wann entstand Dansenberg
K. P. Westrich: Das Rätsel um die Entstehung Dansenbergs ist gelöst
H. Friedel: Hohenecken – Geschlecht, Burg, Dorf
D. Häberle: Das Reichsland bei Kaiserslautern

Dienstag, 12. Februar 2013

Mythos Schinderhannes

Es ist immer wieder sehr interessant, wenn man beim Studium über heimatgeschichtliche Texte, alte Chroniken und Urkunden auf Personen stößt, die vor ein paar hundert Jahren gelebt haben. Man entdeckt plötzlich das Leben eines einfachen Menschen, eines Arbeiters, Bauern oder auch eines Menschen den die Umstände der damaligen Zeit aus dem gesellschaftlichen Leben herausgerissen haben. Manchmal taucht solch ein Mensch in verschiedenen Aufzeichnungen immer wieder auf und schon hat man eine kleine Teilbiographie seines Lebens. Dadurch, dass diese Menschen durch irgendeinem Zufall an irgendeinem Ort waren, wurde ihre Persönlichkeit, oder zumindest ein Teil von dieser, aufbewahrt. So erhält auch ein ganz unbedeutender Bauer oder Arbeiter der vor etwa 250 Jahren gelebt hat eine Geschichte. Seine Geschichte ist schließlich Teil der Geschichte insgesamt. Wenn ich solches entdecke bin ich immer wieder fasziniert. Während meiner heimatkundlichen Recherchen über den alten Pfälzer Reichswald fiel mir der Name Hammelhannes auf. Was ich über seine Geschichte herausfinden konnte habe ich niedergeschrieben.

Zwischen 1700 und 1850 herrschte im Pfälzerwald tiefe Armut unter der einfachen Bevölkerung. Der karge Boden konnte in der Bevölkerung nicht alle Menschen ernähren. Armut und Elend fand sich in allen Dörfern des Pfälzerwaldes. Die Zahl der Personen die keinen festen Wohnsitz hatten und keiner geregelten Tätigkeit nachgehen konnten war enorm. Zu den Bettlern, Vaganten und Forstfrevlern gesellten sich Landfahrer, marodierende Soldaten und allerlei lichtscheues Gesindel. Ein beliebter Aufenthalt dieser Leute war unter anderem der Reichswald zwischen Kaiserslautern und Ramstein. Dieser dunkle ,dichte Wald war auch Aufenthalt des Räubers Hammelhannes, der seine Raubzüge bis in die Wälder um Trippstadt ausdehnte.
Wie es damals zuging ist in einer alten Niederschrift von 1728 nachzulesen. So machten zu dieser Zeit eine Horde von 300 Landfahrern und Vaganten die Gegend um Kaiserslautern unsicher. Die Landfahrer waren gut bewaffnet und selbst in der Stadt Lautern fürchtete man sich vor ihnen. Die Stadtmauern waren noch durch den spanischen Erbfolgekrieg zerstört und es befand sich damals auch keine Garnison in der Stadt. Erst als Kurfürst Carl Philipp Husaren und Dragoner schickte wurde dem Treiben ein Ende gesetzt.
Es war eine Zeit schrecklicher Armut die in den Walddörfern des Pfälzerwaldes vorherrschte. Die Beschreibung des Waldorfes Appenthal von August Becker kann hier stellvertretend für viele Walddörfer der damaligen Zeit stehen:
„Die Leute sind hier sichtlich arm und in teuren Jahren ziehen des Elends bleiche Gespenster durch diese Täler und Gebirgslande mit ihren weit auseinanderliegenden abgeschiedenen Walddörfern und einzelnen Hütten. Der Winter macht sie dann öfters ganz unzugänglich, und im Frühjahr tritt dann noch der Hungertyphus auf, um zu würgen unter der ohnehin schon äußerst schwachen Bevölkerung.“

Einer der schlimmsten Räuber jener Zeit war der schon erwähnte Hammelhannes. Er lebte zur gleichen Zeit wie der berühmte Hunsrücker Räuberhauptmann Johannes Bückler im Volksmund „Schinderhannes“ genannt. Hammelhannes unterschrieb seine Erpresserbriefe ähnlich wie der „Schinderhannes“ mit „Johannes durch den Wald“, setze diesem aber noch ein „im Namen der freien Waldsöhne“ hinzu. Der Hammelhannes war unehelich geboren,was damals ein großer Nachteil für einen Mensch war. Seine Mutter war eine Waschfrau welche sich mit einem Tagelöhner namens Johannes Denzer aus Zweibrücken verheiratete. Dieser gab dem Jungen seinen Familiennamen. Schon in jungen Jahren zog ihn das lichtscheue Gesindel, das in den Wäldern hauste, an. Sein Quartier bezog er in den Forsten um Münchweiler an der Rodalb. Von hier aus plante er seine Raubzüge bis in das Gebiet um Kaiserslautern und Trippstadt. Er steckte unter anderem eine Mühle in Landstuhl in Brand weil der Besitzer ihm kein Erpressergeld zahlen wollte. Auf der Sickinger Höhe stahl er bei den Bauern was nicht niet- und nagelfest war, und in Alsenborn brannte er fast das gesamte Anwesen des Landwirts und Gasthalters Theobald Krämer nieder. Auch die Mühle von Peter Schramm aus Neuhemsbach wurde von ihm niedergebrannt, weil dieser ihm kein Lösegeld zahlen wollte. Etwa um 1800 tauchte der Hammelhannes in der Gegend von Trippstadt auf.
Er hatte den Sohn des Bürgermeisters von Münchweiler entführt und schickte diesen ins Neuhöfertal zum Betteln. Die Neuhöfertaler merkten schnell, dass hier etwas nicht stimmte nahmen den Jungen in ihren Schutz und versuchten den Hammelhannes zu überwältigen. Nur mit Mühe gelang ihm die Flucht. Kurze Zeit später wurde er in der Nähe von Sembach endlich überwältigt. Im Jahre 1804, nur kurze Zeit nach der Hinrichtung des Schinderhannes, wurde auch der Hammelhannes vor den Toren von Mainz durch das Fallbeil gerichtet.
Spuren dieser Räuber finden wir auch immer wieder in unserer Gegend.
So von Peter Petri, der „Schwarze Peter“ genannt, ein berüchtigter Räuber und Mörder aus dem Hunsrück und zeitweise Weggefährte von Schinderhannes, wurde im Oktober 1798 verhaftet und in das Gefängnis nach Kaiserslautern eingeliefert, von wo er später nach Simmern in Gewahrsam kam.
Der zu seiner Zeit sehr berüchtigte Räuber Johannes Müller aus der Nähe von Wittlich stammend, wanderte als Zunderkrämer mit Frau und Kindern im Land umher. Während des Winters, machte er sich in den Dörfern Schallodenbach oder Schneckenhausen mit seiner Familie für die kalte Jahreszeit sesshaft. Man vermutete, dass der „Müller Hannes“ und ein Komplize mit dem Spitznamen „Dreckpeter“ im Jahre 1780 in Schallodenbach einen Kirchenraub verübten. Müller hatte in späteren Jahren Verbindungen zu Schinderhannes und wurde ebenfalls 1803 in Mainz hingerichtet.
Margareta Blasius, die Schwester der Räuberbraut des Schinderhannes, verbüßte in Kaiserslautern eine zweijährige Gefängnisstrafe, zu der sie im Jahre 1800 verurteilt wurde.
In den Wäldern um Kaiserslautern trieben mehrere Banden im ausgehenden 18. Jahrhundert ihr Unwesen. Aus einem Polizeibericht vom 11. Mai 1800 des Friedensrichters Johann Heinrich Vogt aus Kaiserslautern, an den Präsidenten des Kriminalgerichts Departement Donnersberg, erfahren wir einige Einzelheiten aus der damaligen Zeit. Darin heißt es:
„Bürger! Seit dem Entkommen von Ludwig Sch…scheint die Rotte der Spitzbuben sich täglich mehr zu häufen. Brandbriefe werden allen Weges gelegt, ich habe deren allein drei zu Alsenborn an dem verflossenen 8ten Floreal aufgenommen; auch werden Wege an allen Orten unsicher. Man gibt Leute an, wo man Geld vermutet; die Rotte dieses Gesindels scheint sich durch Deserteure zu vermehren, wodurch die Anschläge mehr Freiheit, Charakter und Entschlossenheit bekommen. Noch ist es vielleicht Zeit, statt den Taugenichtsen der Gendarmerie, die weder Orts-, weder Sprach- noch Personalkenntnisse besitzen, andere Personen aufzustellen, die nebst diesen Kenntnissen Diensttätigkeit besitzen, diese Waldgegenden vor großem Unglück zu schützen; schon ist die Furcht der Gemeindebewohner so weit gekommen, dass die Spitzbuben vor wenigen Tagen am hellen Tag in die Wohnung des Agenten zu Enkenbach kamen, der ihnen Wein einschenken musste, und dabei bemerkte, dass alle Ortsbewohner sich in ihre Häuser verkrochen, und dieselben hinter sich zuschlossen, damit sie weder vom Agenten gerufen, noch von den Spitzbuben belästigt werden konnten. Ohnlängst sind dreißig Deserteure hier durch, sie pochten nur an einzelnen Mühlen, wo sie sich als Ausreißer ausgaben. Vor Tag machten sie ihre Reise in dem Wald fort, alle sprachen deutsch, und der Müller zitterte an Arm und Bein. Dass er mit gesunder Haut davon kam glaubte er seiner guten Bewirtung verdanken zu können“.
Obiger Bericht ist dem „Heimatkalender des Landkreises Kaiserslautern“ entnommen, darin schreibt der in Siegelbach lebende Heimatforscher Gerold Scheuermann:
„Der Familienname des am Anfang des Berichts genannte Ludwig Sch… wurde von mir abgekürzt. Bei dem Müller handelt es sich wahrscheinlich um den Besitzer der Eselsmühle bei Enkenbach. Deutlich ist zu entnehmen, das eine große Anzahl von Deserteuren die Gegend unsicher machte. Aus weiteren Akten, die in französischer Sprache abgefasst sind, erfahren wir, das Ludwig Sch… aus Stelzenberg stammte. In diesen Schriftstücken taucht der Name Schwarz Peter auf. Ist es der bereits erwähnte berüchtigte „Schwarze Peter?
Ein weiterer Räuber der mit seiner Bande auch unsere Gegend unsicher machte war der sogenannte Hannikel. Der Räuberhauptmann Hannikel, mit bürgerlichen Namen Jakob Reinhard ist eine schillernde, wenn auch heute fast in Vergessenheit geratene Gestalt unserer Heimatgeschichte des 18. Jahrhunderts. Mehr als 20 Jahre lang stahl und raubte er in der Gegend um Pirmasens und versetzte mit seiner Bande die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Diese Räuberbande, die bevorzugt evangelische Pfarrhäuser und jüdische Mitbürger ausraubte bestand vorwiegend aus Sinti (damals Zigeuner) und Vaganten. Somit standen sie auch außerhalb der frühneuzeitlichen Gesellschaft und lebten in ihrer eigenen Kultur mit ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Ein gefährlicher Verwandter von Hannikel war Christian Reinhard, im Volksmund „Schwarzer Jonas“ genannt, er zog auch einige Zeit mit dem berüchtigten Hunsrücker Räuber Schinderhannes durch die Landen.“
Über Schinderhannes schrieb im Jahre 1891 Rauchhaupt: „Schinderhannes ist der einzige rheinische Räuber, von dem man merkwürdigerweise heute noch an vielen Orten mit wahrer Begeisterung spricht“.
Nun, diese Begeisterung hatten seine Opfer gewiss nicht. Johannes Bückler, so sein bürgerlicher Name, war ein äußerst brutaler Mensch so dass selbst seine Richter immer wieder schockiert waren, wenn er in den Verhören darüber berichtete wie er seinen Opfern Schmerzen zufügte um aus ihnen Geld herauszupressen.
Im „Mythos Schinderhannes“ wird einfach verkannt, das er keinesfalls ein Robin Hood war, für den ihn heute noch viele halten, sondern ein ganz brutaler Verbrecher. Durch eine romantische Literatur wurde er regelrecht verklärt und der Endpunkt dieser Verklärung war zweifelsohne Käutners Film von 1957, in dem Schinderhannes von Curd Jürgens gespielt wurde. Selbst Zuckmayer hat mit seinem berühmten Buch „der rheinische Rebell“ die historische Figur des Johannes Bückler aus den Augen verloren.
Die Schinderhannes Forschung weiß über zahlreiche Personen, vorwiegend jüdischer Herkunft, die durch die Repressalien des Räubers ihre Heimat aufgaben und auswanderten.
Man weiß heute, dass es bereits zur Zeit der hier beschriebenen Räuber und Verbrecher ein ganz Mitteleuropa überziehendes Netz von hauptberuflichen Mördern, Räuber und Dieben gab. Alle zwei Jahre fand ein „Räuberkongress“ statt, so z.b. 1799 in Schupbach/Lahn, auf den alle „namhaften“ Räuber und Berufsverbrecher eingeladen wurden. Dort wurden bedeutende Überfälle im westlichen Deutschland für mehrere Jahre im voraus geplant. Seit dem dreißigjährigen Krieg hat das Räuberunwesen Südwestdeutschland und vor allem die Pfalz fast ununterbrochen geplagt. Ein 1739 zu Trarbach hingerichteter Räuber konnte „33 Mitglieder einer diesseits Rhein und Mosel auf dem Hunds – Rück herumvagierenden Räuber und Mörder und Diebesbande“ denunzieren. In Trier registrierte man eine aus 30 Personen bestehende Bande. Im Amt Bernkastel wurde 1766 eine aus 35 Personen bestehende, vagierende Diebesbande festgestellt. Um 1780 ist die Rede von einer solchen, die sich im Hochwald Gebiet angesammelt hatte.
In der Nacht vom 6. auf den 7. April 1777 überfiel die bereits erwähnte Hannikel Bande das Haus des Liebmann Levi zu Marienthal (Donnersbergkreis). Die Bauern eilten dem Juden zu Hilfe und vertrieben die Räuber.
Dieses Räuberunwesen wurde vielfach verklärt und vor allem durch den Schinderhannesmythos wurde ein lokalpatriotischer Romantizismus in die Welt gesetzt, der mit der damaligen Realität nichts gemeinsam hatte.
Um der damaligen Zeit gerecht zu werden, muss man die Zeitspanne von etwa 1550 bis 1870 und die politischen Auseinandersetzungen jener Zeit in Betracht ziehen: die Bauernkriege, das Zeitalter der konfessionellen Gegensätze, mit dem Höhepunkt des dreißigjährigen Krieges, die Expansionskriege Ludwig XIV, insbesondere der pfälzische Erbfolgekrieg, bis hin zur französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts. Solche Krisenzeiten hatten eine Verelendung der Bevölkerung zu Folge. Schließlich war der pfälzische Raum, vor allem der Pfälzerwald, wegen seiner Unwegsamkeit und tiefen Wäldern, seiner territorialen Zersplitterung sowie der Grenznähe zum französischen Gebiet, ein sehr geeignetes Ausweichareal für Räuber und Räuberbanden.
hukwa

Lit. Hinweise:
Erich Renner - Zur Geschichte und Beheimatung der Pfälzer Zigeuner;
Pfälzer Heimat - Heft 3. Sept. 1988
Hermann Arnold - Der Schinderhannesmythos; Pfälzer Heimat; Heft 2; 1985;
Gustav Freytag - Bilder aus der deutschen Vergangenheit;
Hermann Arnold - Das Vagantenunwesen in der Pfalz während des 18. Jahrhunderts.
Mark Scheibe - Die Strafjustiz in Mainz und Frankfurt/M. 1796-1803;
Forschungsportal Schinderhannes - Schinderhannes -Forschung nach einem Forschungsprojekt an der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Stand. 2009;
Heinz Friedel - Der Hammelhannes; Heimatbuch des Landkreises Kaiserslautern;
Karl Vogt - Das fahrende Volk in der Pfalz; Würzburg 1921
Th. Zink - Hungersnot im Kanton Bergzabern;
Gerold Scheuermann - Banden im Pfälzerwald; Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern; 1990.


Sonntag, 3. Februar 2013

Der Aschbacherwald - Ein Wald erzählt Geschichte


Wir betreten geschichtlichen Boden wenn wir uns auf eine Wanderung durch den Aschbacher Wald begeben. Er ist ein seit Jahrhunderten klar begrenztes Gebiet, dessen alte Grenzsteine auch heute noch fast vollständig vorhanden sind. Im Norden bildet die Strasse Kaiserslautern- Mölschbach , im Westen, die Strasse Kaiserslautern – Trippstadt die Grenze. Unterhalb von Langensohl zieht die Südgrenze durch eine Senke von West nach Ost. Die Begrenzung im Osten zieht sich über den Logweg über den Kamm des Hirschsprungs nach Norden und trifft östlich des Weiherfelderhofes wieder auf die nördliche Begrenzung. Diese Grenzen, deren Steine mit GW/AW – 1662 (Grafschaft Wartenberg – Aschbacher Wald) bezeichnet sind, markierten ein wunderschönes Waldstück im Wilensteiner Land.
Das romantische Tal des Aschbaches, der erhabene Hügel der uralten Siedlung Aspach (Aschbacherhof) und der noch ältere Turm erzählen dem Wanderer dieses alten Waldes.
Zwei wunderschöne alte Waldbrunnen liegen in diesem Wald. Der versteckte schon mystisch anmutende Felsenbrunnen und der bekannte Candidusbrunnen.
Der Trippstadter Heimatforscher Kurt Knebel schrieb über den Felsenbrunnen: „Um 1890 wurde der Laufbrunnen hergerichtet. In einem Bergabschnitt am Steilhang, von großen Felsbrocken umgeben, wurde die Quelle gefasst. Das Wasser kommt aus einer Felsspalte und fließt durch ein Rohr in einen Sandsteintrog, der vor einer kleinen Trockenmauer aus Sandsteinen steht. Ein behauener Sandstein mit der Inschrift „Felsenbrunnen“ befindet sich über dem Wasserlauf. Von diesem Trog geht der Wasserfluss in einer unter dem Boden verlegte Dränage von etwa 5 m Länge, um den Platz vor dem Brunnen trocken zu halten, bis an den Berghang. Das Wasser läuft als kleiner Bach den Berghang hinunter und dann über den Hornungsbach in den Aschbach ab“.
Auch die Geschichte des Candidusbrunnen ist bekannt. In der Waldabteilung Wittgenberg, am oberen, rechten Auslauf des Hornungstales befindet sich dieser 1894 gefasste Brunnen. Ganz in der Nähe stand hier einst das alte Forsthaus Wittgenberg. An dieses Gebäude erinnert ein Ritterstein mit der Aufschrift „R.F.Wittgenberg“. Am 18. 05. 1872 verstarb im Alter von 69 Jahren der Förster Benedikt Candidus, im dortigen Forsthaus, nachdem er lange Jahre dieses Revier leitete. Der Brunnen wurde von seiner Familie gestiftet.
Den ehemaligen Pfalzweiher, der das Aschbachtal zwischen Aschbacher- und Weiherfelderhof füllte, und den Kirchweiher, der sich im Hirschsprungtal anschloß, gibt es seit 250 Jahren nicht mehr. Dafür markiert aber der alte romantische Turm die geschichtliche Bedeutung dieses alten Kulturgebietes.
Die Besitzverhältnisse im Aschbacherwald sind jahrhundertelang mit denen des Wilensteiner Landes verbunden. Dieses Gebiet schloss die heutigen Gemeinden Trippstadt, Stelzenberg und Mölschbach mit ein und Unterstand den Wilensteiner Herrn, die ihrerseits den Grafen von Leiningen lehenspflichtig waren. Die etwa um das Jahr 1152 anzusetzende Burgengründung des Wilenstein diente der Sicherung des staufischen Hausgutes unter Herzog Friedrich II von Schwaben oder dessen Sohn Friedrich I Barbarossa  (1152 – 1190). 1169 wird ein Merbodo von Wartenberg als Wilensteiner erwähnt. 1247 werden Godefried und Johannes von Wilenstein genannt um 1300 stirbt die Wilensteiner Linie der Wartenberger aus. Es kommt noch zu Fehden der Interessenten Rauhgraf Konrad von Altenbamberg und Wildgraf Gottfried von Kyrenburg. Die Burg ist teilweise zerstört, mehrere Ganerben als Besitzer nebeneinander und nacheinander treten auf.
Wenn man durch den Aschbacherwald wandert, eine Rast am Felsenbrunnen oder aber auch beim Candidusbrunnen einlegt, dem plätschern des kalten, klaren Brunnenwassers lauscht, scheint es als erzähle das Wasser und die Baumzweige durch die der Wind fährt uns die Geschichte dieses alten Waldes.
Auf Burg Wilenstein werden im Jahr 1334 die Besitzverhältnisse neu geordnet. Die Leininger belehen die Freiherrn von Flersheim und 1347 die Edlen von Falkenstein mit Wilensteiner Gebieten. Die Flersheimer, die sich die untere Burg erbauten, erhielten die Flersheimer Hub, den westlichen Teil von Trippstadt, den Wilensteinerhof, den Aschbacherhof und auch Waldanteile. Die Falkensteiner bekamen die Wyrich – Hub nach Wyrich von Dhun, der Irmingard von Falkenstein heiratete und die obere Burg.
1377 wird ein Bechtholf von Flersheim, Burggraf von Lautern genannt.
1448 geht die Lehenhoheit an die Kurpfalz. 
Als Judith von Flersheim, eine Tochter des Joh. Phil. von Flersheim, 1634 als zweite Frau des Joh. Casimir Kolb von Wartenberg d.Ä. (geb. 1584 – gest. 1661) heiratet erhält sie als Mitgift
„ausser der Reihe“ (sie hat noch zwei Schwestern und einen Bruder) den Aschbacher Wald, mit dem sie als sehr willkommene Morgengabe den Wartenbergschen Besitz vergrößert, um dieses sehr zerstreute Gut zu der Flächenzahl aufzurunden, die eines Tages Aussicht hat, die Grundlage für eine Grafschaft zu bilden. So erlangt auch der Sohn Johann Casimir Kolb von Wartenberg der Jüngere, geb. in Metz (geb.1643 – gest. 1712, verh. 1696 mit Katharina von Ricker, Wwe. Biedekamp) die Reichsgrafschaft: 1689 spricht Kurfürst Joh. Wilhelm V. von der Pfalz die Grafschaft Wartenberg lehensfrei.  Johann Casimir Kolb von Wartenberg der Jüngere galt als einer der größten Ausbeuter seiner Zeit. Er wird erster preußischer Premierminister mit vielen sehr einträglichen Ämtern und Pfründen, die er schamlos für Selbstbereicherung ausnützt.  Seine Phantasie für die Erfindung neuer Steuerarten war unbegrenzt, so erließ er: Jungfernsteuer, Hutsteuer, Strumpfsteuer, Perückensteuer usw. Gleichzeitig war er einer der größten Betrüger seiner Zeit und musste im Jahre 1711 außer Landes gehen.

1707 wird der Aschbacher Hof und Wald innerhalb der Reichsgrafschaft Wartenberg allodium und damit unmittelbares Reichslehen.

Zurück in den Aschbacherwald. In der Folge herrschen im Aschbacherwald die Nachfahren, Reichsgraf Casimir von Wartenberg, geb. 1699, gest. 1672, verh. mit Wilhelmine Eleonora Gräfin von Solms Rödelsheim, Reichsgraf Friedrich Carl von Wartenberg, kurpfälzischer Generalmajor, geb. 1725, gest. 1784, verheiratet mit Carolina Polyxema Gräfin von Leiningen Hartenburg. Mit Graf Ludwig von Wartenberg, geb. 1752 und 1818 verheiratet mit einer Gräfin zu Wartenberg stirbt die Linie aus. Zuvor ging es  bergauf und bergab mit dem Glück der Wartenberger, wobei auch 1754 die ganze Grafschaft mit Ausnahme des Aschbacher Waldes verpfändet wird. Im Jahre 1788 kaufte ein Graf von Sickingen den Aschbacher Wald, kann sich des Besitzes aber nicht mehr lange erfreuen, den 1792 bereiten die Wirren der französischen Revolution und die folgende Besitznahme des linken Rheinufers durch die Franzosen der Feudalherrschaft ein Ende. Der „Altweibersommer des europäischen Adels“ dämmert auf. Der von der Aufklärung betonte Gedanke der Rationalität und ihre Überzeugung, dass die Gesellschaft zum Besten aller ihrer Mietglieder und nicht nur zum Vorteil einer herrschenden Elite organisiert werden müsse, gewann immer breitere Zustimmung. Der Glanz und mit ihm die Ausbeutung des 18. Jahrhunderts durch die Adligen verblasste im Laufe der nachfolgenden hundert Jahre sehr rasch. Die Demokratie fasste ihre ersten Wurzeln.
Der alte Aschbacher Wald hat es erlebt und gesehen.
1812, nachdem sich die Wogen der Revolution geglättet haben, gehört das Gebiet des Aschbacher Waldes zur Gemarkung Trippstadt, Bezirksamt – Kaiserslautern, der Forst selbst wird bayrischer Staatsforst. Das freigewordene Bürger- und Bauerland des Aschbacherhofes geht zu  2/3 Mit dem Nordteil des Hofes, mit zwei Wohnhäusern, Nebengebäuden sowie Kirchenruine, Äcker und Wiesen an Friedrich Süß, zu einem 1/3 mit dem Südteil des Hofes, ein Wohnhaus, Nebengebäude und Brennerei an Wwe. Rosine Eickenmayer.  und ein wenig Land und das Hirtenhaus im Grundbirntal an Josef Bock, Wiesen und Schützenacker gehen an verschiedene Bauern in Stelzenberg. Der kgl. Forstmeister Bingert kauft 1832 von Süß Erben und 1836 von Carl und Christoph Eickenmayer das Land wieder zusammen, um es 1869 in der gleichen Weise wieder zu verkaufen kaufen tut es Jakob Kipp aus Olsbrücken für 3000 fl. Den 2/3 Anteil und Peter Zapp aus Wörsbach den 1/3 Anteil. 
hukwa



Lit. Verzeichnis:
Heinz Loch: Der Aschbacher Wald im Wilensteiner Land; Heimatkalender des Landkreises KL. 1966;
Knebel/Munzinger:  Quellen und Brunnen in Trippstadt – Die Grenzen des Amtes Wilenstein;
Siegfried Isaacsohn: Kolbe von Wartenberg; 
Pfälzer Heimatbuch; Band 1. 1988. Pfälzerwaldverein.
Akte des Forstamtes Trippstadt: Beschreibung des Lauber- und Aschbacherwaldes 1808.
D. Häberle: Des Kaisers Jagdhaus beim Jagdhausweiher (Kaiserslautern) Pfälzerwald- Heimatbuch.
W. Frenzel: Die historischen Wälder der Pfalz. In: Pfalzatlas.
E. Bauer: An der Wiege der deutschen Forstwirtschaft. In: Jahrhundert zur Geschichte von stadt und Landkreis Kaiserslautern.

Samstag, 19. Januar 2013

Wandern und Haiku

Während meiner Nachmittagswanderungen führe ich immer ein Schreibheft bei mir um jene Augenblicke festzuhalten, die mich in ihren Bann ziehen. Besonders gerne halte ich solche Momente in Form des Haiku fest. Das Haiku ist geradezu geschaffen magische Momente in der Natur festzuhalten. Man bringt etwas Nachhause mit und wenn man es später einmal wieder liest, leuchtet die Landschaft wie ein Foto in den Gedanken auf. Nicht umsonst sagte Goethe 1823 zu Eckermann: "Jeder Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Wert, er ist Repräsentant einer ganzen Ewigkeit". Dieses Gefühl habe ich oft auf meinen Wanderungen.
hukwa

Freitag, 18. Januar 2013

Am Kaltenborn

Beschattette Mauern
wie vom Alter gebeugt
vom Regen ausgehöhlt
verschlissen
von Moosen und Efeu bewachsen
uralter Fels
Zeuge aus alter Zeit
der Brunnen plätschert
in hohlen Ton
als singe er ein Lied aus der Vergangenheit.
hukwa

Donnerstag, 17. Januar 2013

Auf meinen alten Waldweg

Ein Waldweg auf einsamer Flur
ich lauf in gern an
diesen dunklen Wintertagen
wenn durch den laublosen Wald
schon lang nicht mehr
das Lied der Amsel schallt
doch wenn sich früh zur Morgenstund
das Kleid des Dompfaffs
tut sich mir kund
dann weiß ich
dir alter Weg halt ich die treu
für mich bist du
ein alter Freund.
hukwa

Meditatives Wandern und mythisches Bewusstsein

Heute Morgen bin ich noch bevor es hell wurde in die Wälder gewandert. Die ganze Winterlandschaft besaß eine archaische Aura und der Pfälzerwald ist in tiefes weiß getaucht. Mein Bewusstsein stellte sich sofort auf die Landschaft ein und ich wanderte in der Technik des meditativen Wanderns. Es war eine Art magische Schau die mich plötzlich überfiel. Jean Gebser und Ken Wilber bezeichneten diese Bewusstseinsstufe als mythisches Bewusstsein. Die Menschen in archaischen Gesellschaften nahmen die Zusammenhänge zwischen innerer und äusserer Landschaft durch ihr Verbundensein mit der Natur noch Ganzheitlich war. In solchen Momenten in denen man das Gefühl der Vollständigkeit erfährt, fühlt man keine Zerrissenheit mehr in sich. Es sind Augenblicke der Vollkommenheit und der Einheit mit dem was um uns herum ist. Es ist ein Satori Zustand. Man spürt das man Teil der umgebenden Natur ist. Man muss nur im Buche der Natur lesen können.
hukwa

Mittwoch, 16. Januar 2013

Eine Krähenwanderung

Es ist eine klirrende Kälte die heute Morgen die Wälder wunderschön vereiste. Warm angezogen streife ich für eine Zeitlang durch den Trippstadter Wald. An einem solch klaren Wintertag spürt man seine Seele in sich wie einen Kristall. Es kommt mir vor als würde ich mich in eine andere Welt hineinbewegen. Der Waldboden ist Knochenhart gefroren und die Sonne wird jeden Moment aufgehen. Eine Krähe folgt mir im leichten Flug. Sie weiß das ich etwas für sie habe. Alle paar hundert Meter lege ich ihr ein Hunde Leckerlie auf einen Stein oder Stamm. Bin ich etwa zehn Meter weiter gelaufen holt sie sich das Futterstück. Ich mag Krähen. Im Winter füttere ich sie regelmäßig. es sind sehr intelligente Tiere und es macht mir große Freude sie zu beobachten. Im Winter werden sie besonders zutraulich.
hukwa

Januarsonne

Kristallen die Landschaft
eisg und einsam
der alte Wildapfelbaum
wie Silberfinger
im weißen Strahlenkranz
zwischen Baum und Fels
die Wintersonne
dies ist der atem der Frühe
eines einsamen herrlichen
Januarmorgens
jetzt da das Licht
sich im Schnee widerspiegelt
dringt der Winter
tief in mich ein.
hukwa

Sonntag, 13. Januar 2013

Nächtlicher Spaziergang durch den Trippstadter Wald

Die Sichel des Mondes
wirft ein fahles Licht
in das Geäst der alten Bäume
die Moos überwuchernde Steine
schweigen durch die lange Nacht
nur der Ruf des Waldkauz
unterbricht die Stille
die Wälder
ein schweigendes Meer
über dem Teich
weißer Nebel
ein Spalt in der Zeit
die alte Weide atmet ruhig
knistern im Schilf
verrät mir das ich nicht alleine bin
ein einsamer blinkender Stern am Himmel
wie ein Hinweiß der Götter
auf Verborgenes
die Sprache der Wälder
ich lausche ihnen lange schon.
hukwa

Donnerstag, 10. Januar 2013

Vorfrühling im Pfälzerwald


Hornung nannten ihn die Altvorderen, sein Herz ist die Narrenzeit. Die altdeutsche Wortform Hornung bedeutet „Bastard“ oder „Verschnitten“, denn der Februar wurde schon früh mit weniger Tagen als die anderen Monate angesetzt.
Wer dem wilden Treiben des Faschings entfliehen will der sollte in diesen Tagen die Wälder um Trippstadt aufsuchen.
In einsamen und idyllischen Waldtälern findet der Wanderer hier Stille und Kontemplation. Ist der Februar mild finden sich nun die ersten Vorfrühlingsblüher. Bereits Mitte Februar kann man die ersten gelben Blüten des Huflattichs entdecken aber auch den ebenfalls gelben Winterling sowie das Schneeglöckchen und den Märzenbecher.
Unter den Bäumen ist es die Hasel die in diesem Monat mit ihrer Blüte beginnt, ihr folgen Schwarzerle und Birke.
Der Februar ist wohl der Monat in dem wir den Lenz am sehnlichsten herbeiwünschen, er gehört noch zum Winter dennoch spürt man intensiv dass der Frühling schon recht nahe ist. Es ist uns dann manchmal zu mute als würden wir bereits mit einem Fuß im März stehen.
„Lenzing“ ist der alte Name des Monats März und er bedeutet nichts anderes als „länger werden“, denn die Tage werden nun eindeutig länger. Schon zu Lichtmess bemerken wir das die Tage zunehmen und ende Februar ist es schon zweieinhalbe Stunden länger Tag als zur Wintersonnenwende am 21. Dezember. 
In den sternenklaren Februarnächten erscheint uns der Himmel wie ein kosmisches Gemälde. Mitten im Meridian flackert nun unruhig das Sternbild des Orions. Über ihm erstrahlt das Sternenpaar Kastor und Pollux. Die Götter haben sie zu glühenden, nie versinkenden Diamanten gemacht. Der Löwe mit dem königlichen Stern Regulus im Herzen, ist bereit, durch den Feuerreif der perlmutternen Milchstrasse zu springen.
In der Antike galt der Februar als Monat der Reinigung. Das lateinische Wort februare bedeutet nichts anderes als „steinigen“, „sühnen“. Bei den Römern war der Februar der Monat der Toten und der Monat, in dem man versuchte, die bösen Einflüsse loszuwerden die sich im Laufe eines Jahres angesammelt hatten. Hier finden sich auch die Wurzeln unseres Karnevals.
Denn Vorfrühling allerdings spüren wir nun vor allem in der freien Natur.
Überall wo sich dichtes Gebüsch vorfindet hört man jetzt den Zilp Zalp der ende Februar aus dem Süden zurückkehrt. Und Anfang März erscheint dann der Fitislaubsänger. Jene Vögel die noch im Süden verweilen, spüren jetzt auch, das der Frühling naht. Unruhig wird ihr Blick, sie prüfen ihr Gefieder, sammeln sich in Scharen, bereit zum Heimflug ins Herz des grünen Pfälzerwaldes.
Aber auch dem Mensch ergeht es nicht anders auch wir spüren denn Frühling in uns- denn der Lenz ist nicht nur ein Tage „Verlängerer“ sondern auch ein „Verjüngerer“. Er ist ein Magier der uns verzaubert, der uns mit seinen Düften, Tönen und zarten Lüften, in die freie Natur lockt.
Tiefer in den Wäldern beginnt nun die Blüte des immer seltener werdenden Seidelbast. Jetzt ist es an der Zeit eines der romantischen Waldtäler der Trippstadter Landschaft aufzusuchen. Wer an solchen Frühlingstagen im Pfälzerwald wandert wird nicht enttäuscht werden, er wird finden was er sucht und entzückt sein über das erste Grün dass ihm nun überall entgegen sprießt und das aus der Landschaft ein Märchen macht. Eine Landschaft die wie ein Zauber auf den Wanderer einwirkt.
Überall im Wald lässt sich nun Bewegung und Wachstum erkennen. Das plötzliche summen einer zu früh erwachten Wildbiene erfreut uns ebenso wie der ganz unverhofft aufsteigende Reiher, denn wir immer wieder an einem der zahlreichen Waldweiher die sich in der Umgebung von Trippstadt finden beobachten können.
Der Frühling ist die Zeit der Erwartungen. Selbst die jungen Birken am Wegrand scheinen die zu spüren. Wie Baumkinder erscheinen sie in ihrem ersten zarten Grün. Hinter ihnen liegt ein kalter, harter Winter, doch jetzt im März sind sie ganz Erwartung. Sie warten auf die milden Regenfälle des späten Märzmonats, auf die junge Sonne, auf die erste Strophe mit der die Amsel das Erwachen des Frühlings ankündigt. Mit ihrem Lied erwachen auch die kleinen Birken, gähnt das Eichhörnchen in seiner Kobel, regt sich der Dachs in seinem Bau, die jungen Birken treiben aus. Neues Leben erwacht in der ganzen Natur.
Wer jetzt durch die Vorfrühlingshafte Natur wandert wird alsbald von jener kleinen Freude ergriffen werden, die wir durch einen Aufenthalt im Wald so wunderbar erfahren. Ein Losgelöst sein von den Problemen des Alltags und mancher wird vielleicht das Gefühl in sich spüren ein Teil zu sein von dieser herrlichen Natur. In ihren Tiefen Gründen, wo wir dem rauschen alter Bäume lauschen, wo uns das Plätschern des Wildbachs wie ein Lied von Mutter Natur erscheint. Hier zu verweilen, umgeben von einem grünen Kranz von Wäldern wird uns zu einem Augenblick tiefer Zufriedenheit. In dem wir die Natur in uns einlassen, diesem „einzigen, vollkommenen wirklichen Gedicht“, wie es der amerikanische Philosoph Emerson einmal nannte, erkennen wir mit einem mal, das auch wir Teil dieser Schöpfung sind. Jetzt im Frühling bietet uns die Natur ihre ganzen Wunder an und wir müssen nur die Augen richtig öffnen um daran teilzuhaben und um in ihrem Schöpfungsalphabet lesen zu können. 
hukwa

Samstag, 15. Dezember 2012

Über die pfälzische Sage


Bei der Sage  stellt sich uns die Frage, was entspricht der Wahrheit, was der Phantasie. Also was ist die ätiologische Funktion dieser Erzählung? Das soll heißen liefert sie eine Erklärung für ihre Entstehung? Dies können augenfällige Wahrzeichen der örtlichen Umgebung sein, wo die Sage entstanden ist, es können Felsen, Quellen, Gebäude sein, die in der Sage eine Bedeutung gewinnen.
Die Sage ist eine an Ort und Landschaft gebundene Erzählung / Überlieferung, sie will uns über die Landschaft und die Menschen die in ihr lebten etwas „sagen“.
Wir wissen das in jeder Sage eine Wahrheit steckt, etwas historisches das irgendwann einmal wirklich war.
Diesen einstmals „echten Kern“ der Sage herauszufinden bedarf einer intensiven Forschung. Hierbei nutzen uns Flurnamen. Volkskundliche Überlieferungen, Heimatgeschichte und Hermeneutik. 
In einer Sage befindet sich natürlich immer etwas „überliefertes“, dieses Überlieferte ist oftmals bedingt durch den Lauf der Jahrhunderte nicht immer gleich erkennbar. Auch finden sich in der Sage immer wieder verschiedene kulturelle Strömungen, gerade in den pfälzischen Sagen, weil die Pfalz eine Landschaft ist, durch die seit Jahrhunderten die verschiedensten Völker durchzogen. Natürlich floss von dem kulturellen Erzählgut dieser Volksgruppen auch vieles in die pfälzische Sage mit ein.
Da sich viele Sagen, ähnlich wie im Märchen gleichen, wissen wir das der Mythos eine wichtige Rolle in solchem Erzählgut innehat. 
Der besondere Reiz von Sagen im Vergleich zum Märchen, liegt in der Nennung von wirklichen Orten und darin, dass sie meist auf wirklichen Begebenheiten beruhen. Natürlich sind meist durch die lange mündliche Überlieferung, die historischen Tatsachen verzerrt doch erforscht man genau ihren Inhalt finden wir auch einen Zugang zu ihrem Anfang.


hukwa

Sonntag, 9. Dezember 2012

Johresring

So schtill un so verknorze
so juchendlich un doch schun greisich
doi pralle Knoschpe recken sich no de Sternenächte
kerz for de Dämmerung erschoinen die Rave doi erschte Gäschte
in doine lablose Winderäschte
im Frühjohr ergrünen doi erschte Äschte
won die oner Bäm schun er erschtes Grün hon
erwarscht du erscht aus doinem dunklem Dämmern
de Guckuck ruft jetzt wider aus doine Wipfle
du alti Äsch
du Prieschter uner Bomgenosse
ach alder Hädegott
wenn de Wind in deer rauscht isses
als dusche uns die Hädemesse spräche
un don im Herbscht erstarre wider
doi Blätter
die Äschelhäher sin jetzt doi neie Gäschte
du stiller Wondler im Johreslaf
du alte Äsch
eh johresring hat sich fer dich wider geschlosse.
hukwa

Schlehenlikör im Schnee

Heute Morgen bin ich durch den verschneiten Pfälzerwald gewandert. Es war eiskalt aber sehr romantisch. Meine Knöchel versanken tief im Neuschnee. Auf meinem Berg dem Scharderkopf angekommen, trank ich zu erst einmal einen Schluck Schlehenlikör, ich finde er ist das ideale Getränk zum aufwärmen. Jedes Jahr setze ich ihn selbst an, natürlich sollte man dieses feine Getränk mit Maß und Ziel zu sich nehmen. Hier mein Schlehenlikörrezept.
4 Tassen Schlehenfrüchte
3 Tassen Zucker
1 Vanillestange
4 Nelken
1 Tasse Rosinen
1 l Kirschwasser oder Korn

Die Schlehen nach dem ersten Frost sammeln. In einem Mörser grob zerstoßen, so dass die Kerne aufspringen. Die Rosinen ebenfalls im Mörser stampfen. Die Vanillestange aufschlitzen. Alle Zutaten in ein großes verschließbares Glas füllen und mit dem Kirschwasser oder Korn übergießen. Gut verschließen und 8 Wochen stehen lassen. Gelegentlich schütteln. Abseihen und in eine Flasche füllen. Nochmals im Keller 2 Monate lagern. Der Likör bekommt einen noch besseren Geschmack, wenn man die Beeren vor dem zerstoßen im Backofen etwas antrocknet. 
hukwa

Zur Geschichte unseres Weihnachtbaumes


„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzet würde…Die meisten kennen den Anfang dieser alten Geschichte, als unsere Weihnachtsgeschichte. In jeder Weihnachtsanthologie ist sie enthalten und lag somit in der Regel unter dem Christbaum. Dabei ist dieser Weihnachtsbaum noch gar nicht so alt. Anfang des 19. Jahrhunderts war er nur den wenigsten bekannt. Der aller erste Weihnachtsbaum der urkundlich erwähnt wurde hat im Straßburger Münster gestanden im Jahre 1539.
Anfang des 17. Jahrhunderts tauchte diese vorchristliche Sitte, zum Fest einen grünen Baum aufzustellen, zum ersten mal wieder auf zunächst im Elsass dann zog der Weihnachtsbaum langsam in die ersten Bürgerhäuser von Zürich, München und Wien ein. Geschmückte Bäume hat es allerdings in Paradiesspielen seit dem Altertum gegeben.  Ein Kupferstich Lucas Cranachs von 1509, „die Buße des heiligen Chrysostomus“, zeigt zum ersten mal die mit Lichtern und Sternen geschmückte Tanne, allerdings steht sie in der freien Natur, zwischen anderen Bäumen.
Diese neue und doch „alte Mode“, breitete sich rasch aus, so das sich die Kirche schnell etwas überlegen musste um diesen heidnischen Brauch in ihre Kirchenlehre zu integrieren. 
Es ist sogar noch die Rede eines damaligen Professors der Universität Straßburg erhalten, der die Bürger aufruft mit solch heidnischem Brauchtum zu brechen. Doch der Weihnachtsbaum trat seinen Siegeszug in die Wohnzimmer an.  Eine Beschreibung des Weihnachtsbaumes aus dem Jahre 1606 lautet so:

„Auff Weihnachten richtet man Dannenbäum zu Strasburg in den Stuben auff, daran hencket man roßen aus vielfarbigem papier geschnitten, Aepfel, Obladen, Zischgold, Zucker. Man pflegt darum ein viereckig ramen zu machen…“

1765 beschreibt der junge Student Goethe einen Weihnachtsbaum der im Hause der Mutter von Theodor Körner in Leibzig aufgestellt war: „…mit allerlei Süßigkeiten war er behangen, darunter Lamm und Krippe mit einem zuckernem Christkind. Davor stand ein Tischen mit Pfefferkuchen für Kinder“.
Über ganz Deutschland hat sich der Brauch aber erst 1870/71 verbreitet. Im deutsch/französischen Krieg ordnete König Wilhelm I große Mengen von Weihnachtsbäumen für seine Soldaten an der Front an. Die Soldaten fanden dies so gut, das sie, wieder zuhause, zum Fest einen Christbaum aufstellten.

hukwa

Weihnachten ein Fest des Glaubens und des Aberglaubens


Pflanzen in Brauchtum und Aberglaube und ihre verborgenen volkskundliche
Überlieferungen.

Aberglaube und Bräuche im Zusammenhang mit Pflanzen bieten eine besonders reiche Fundgrube an Beispielen für die Verflechtungen christlicher Lehren mit Elementen des Volksglaubens, von denen einige sich eindeutig als vorchristlichen Ursprungs identifizieren lassen.
Vor allem in den Riten der Sommer- und Wintersonnenwende begegnen wir immer wieder Zeremonien in deren Mittelpunkt Pflanzen stehen.
In den dunkelsten Zeiten des Jahres, in den Tagen vor und nach Weihnachten, traten in früheren Zeiten die Pflanzen in ein besonderes inniges Verhältnis zu den Menschen die in ländlichen Regionen wohnten. Um das Weihnachtsfest legte sich ein Kranz volkstümlichen Brauchtums. Nach der Christianisierung der Germanen sind in die Feiern der Weihnachtstage mit der Zeit auch Bräuche aus dem heidnischen Fest der Wintersonnenwende eingeflossen. Sie nahmen christlichen Inhalt an.
Das Wissen um die geheimnisvollen Naturkräfte zur Zeit der Wintersonnenwende lebt zum Teil auch heute noch in den Menschen die in ländlichen Regionen zu Hause sind gefühlsmäßig weiter.
Das Landwirtschaftliche Jahr beginnt nicht wie das astronomische mit dem 1. Januar, sondern mit dem Kirchenjahr also mit der Adventszeit. Zwar ist um diese Zeit die Pflanzenwelt noch erstarrt, doch die Menschen früherer Zeiten, spürten damals wohl noch intensiver als wir heutige dass das Licht nun die Dunkelheit bald besiegt hat. Die Natur selbst mit ihrem Jahresablauf gab zu diesem Gedanken Anstoß. Die Tage waren in dieser Zeit immer kürzer geworden, die Nacht hatte schon fast die Vorherrschaft gewonnen. Aber am 21.Dezember, dem Wendekreis des Krebses, hat es dann das Licht endlich geschafft die Dunkelheit zu besiegen. Langsam werden die Tage wieder länger. Schon seit frühester Zeit haben die Menschen in dem Monat, in dem wir heute unser Weihnachtsfest feiern, den Sieg des Lichtes über die dunklen Mächte mit Freude und meditativer Besinnung gefeiert.
In diese Zeit fällt auch der Brauchtum der Barbarazweige. 
Am Tag der heiligen Barbara, am 4. Dezember, schneidet man auch heute noch Zweige von Obstbäumen und Sträuchern um sie in eine mit Wasser gefüllte Vase zu stellen. Wenn diese dann um die Weihnachtstage aufblühen sah man darin ein Zeichen das dem Haus oder Hof Glück, Wohlstand und Gesundheit bescheren sollte. Noch bis vor etwa hundert Jahren war dieser Brauch besonders bei heiratsfähigen Mädchen sehr beliebt. In aller Heimlichkeit schnitten sie sich drei Barbarazweige, stellten sie in einen mit Wasser gefüllten Krug und gab
En jedem Zweig einen bestimmten Wunsch mit auf den Weg, oder gaben ihm den Namen ihres Liebsten oder der Person die sie gerne heiraten würden. Blühten sie zum Weihnachtsfest auf, so dachten sie gingen ihre Wünsche in Erfüllung. Nach Weihnachten nutzte man diese Zweige als „Lebensruten“, Menschen die damit „gepeitscht“ wurden, schenkten sie frische Kraft für das kommende Jahr. 
Die Zweige des immergrünen Wachholders verwendete man in den Dörfern des Westrichs als „Lebensruten“. Sie zeigten auch in der Winterzeit allen sichtbar die unbesiegbare, nicht völlig ruhende Vegetationskraft. Nach den Weihnachtsfeiertagen wurden mit Wachholderzweigen , die Kühe in den Ställen leicht geschlagen, damit sie auch im kommenden Jahr wieder Milch geben.
Der Wachholder dem man auch die Namen Quickholder, Queckholder, Weckholder, Wacholder gab galt im Volksglauben als ein Wach – halter, ein Lebendig – macher, der die Sterbenden am Leben erhalten kann. Zu Zeiten der großen Pestepidemien im Mittelalter glaubte man durch Wachholderzweigen könnte man sich vor Ansteckung schützen.
In vielen Dörfern brannte man damals Notfeuer die mit Wachholderholz geschürt wurden. Heute wissen wir das dieser Baum eine stark desinfizierende Wirkung hat, und das der Brauch also gar nicht so unnütz war.
Die Vögel sollen die Heilwirkung des Wachholders einst von den Dächern gepfiffen haben: Eßt Kranewitt (Wachholder) und Bibernell, dann sterbts nit so schnell.“ Kranewitt wurde der Wachholder nach dem Volksnamen der Wachholderdrossel genannt, die vorwiegend von den Früchten des Strauchs lebte.
Auch zu St. Martin gab es einen Wachholderbrauch. In manchen Orten war die Matinsgerte, ebenfalls eine „Lebensrute“ oft aus Wachholderzweigen gebunden. Am St. Martinstag zog der Dorfhirte mit der Martinsgerte von Haus zu Haus und steckte einen Zweig davon an die Stalltür. Dieser Zweig sollte das Vieh vor Krankheit schützen und auch Fruchtbarkeit erwirken. Die bösen Geister, die das Vieh verhexen könnten, sollten vor dem Wachholderzweig Reißaus nehmen. Während der Hirte den Uzweig aufsteckte sprach er dazu:     „Kimmt der Martini mit seiner Gert;

             Glück ins Haus, Unglück raus!
             So viel Krametsbia (Wachholderbeeren) soviel Kälberküh!
             Nehmt die Martinigert und steckts ober d Tür.“

Auch als Gegenzauber wurde der Wachholder verwendet. Gegen das Verhexen der Milch, rührte man diese einmal mit einem Wachholderstöckchen um, und in die Weinfässer legte man ebenfalls gerne ein Stück Wachholderholz damit der Wein nicht durch die Sprüche eines Neiders schlecht werde.
Vor noch gar nicht allzu langer Zeit konnte man besonders in der Nordpfalz noch sehen, dass Obstbäume in der Christnacht oder an Silvester mit einem Strohseil umwickelt wurden: Ein sehr alter und früher häufig geübter „Fruchtbarkeitszauber“ unserer Vorfahren. Man hoffte dadurch im kommenden Jahr auf eine besonders reiche Obsternte. Das Gegenteil wurde erreicht wer es wagte in der Christnacht Brot zu backen: denn die Obstbäume in der Gegend, durch die der Rauch zog, würden dann im kommenden Jahr keine Frucht tragen.
Noch im vergangenen Jahrhundert gab es im ländlichen Raum keinen Hausgarten in dem nicht die Christrose (schwarze Nieswurz) angepflanzt war. Blühte sie in der Christnacht, konnte man mit einem reichen Obst- und Getreidejahr rechnen. In der Vorderpfalz sah man darin das Zeichen für ein besonders gutes Weinjahr.
Jedes Jahr musste der Ackerboden bevor man mit dem Pflücken beginnen konnte „“gereinigt“ werden. In verschiedenen ländlichen Gegenden wurden am Neujahrsmorgen vor Tagesanbruch eine aus Weißdornzweigen zusammengerollte Kugel auf dem Acker verbrannt., damit sollten böse Geister vertrieben und ein Befall des Getreides mit Brandpilz verhindert werden. Diese Kugel war jeweils ein Jahr zuvor am Neujahrstag gesteckt worden und hatte das Jahr über als Glücksbringer im Haus gehangen. Dies ist ein typisches Beispiel dafür, wie im Brauchtum versucht wurde, eine ungebrochene Folge fruchtbarer Jahre zu symbolisieren und sicherzustellen; es gibt unzählige Bräuche, in denen ein Gegenstand auf rituelle Weise präpariert und gesegnet ein Jahr lang zur Schau gestellt um dann schließlich ebenfalls auf ritualisierte Weise vernichtet wird, um sogleich von einem anderen gleichartigen ersetzt zu werden. Was das Verbrennen betrifft, so steckt dahinter natürlich der uralte und weltweite Glaube an die Fähigkeit des Feuers, böse übernatürliche Kräfte zu vertreiben, aber daneben kam darin auch eine- von der modernen Wissenschaft nicht geteilte- Auffassung zum Ausdruck, Krankheiten resultierten aus „schlechter Luft“, und Feuer und Rauch (Ausräucherung), könnten hier vorbeugen. 
Das Pflücken selbst begann mit einem Zeremoniell , meist unmittelbar nach dem Dreikönigstag. In der Zeit zwischen Weihnachten und diesem Tag pflegte man die Pferde ruhen zu lassen und besonders gut zu füttern; in manchen europäischen Ländern wurde ihnen am Stephanstag, dem 26. Dezember, Blut abgezapft, wohl gemäß der mittelalterlichen Auffassung dies stärke den Organismus.
Auch die Mistel ist eine Pflanze die eine geheimnisvolle Aura umgibt. Schon bei den Feiern der altgermanischen Wintersonnenwende, spielten Misteln eine wichtige Rolle. Und noch heute brennt während der Weihnachtsfeiertage in ganz Skandinavien der hölzerne Julbock, dessen ausgekohlte Reste früher zum Schutz für das Haus aufbewahrt wurden. Das Holz stammt von einem Baum, in dessen Zweigen die Mistel wächst. In der englischen Grafschaft
Staffordshire würde man kleinen Bissen vom Weihnachtspudding genießen, wenn die darunter brennende Flamme nicht von Mistelzweigen genährt würde. Nach einer Legende soll die Mistel einst ein Baum des Waldes gewesen sein, der das Holz für das Kreuz Christi geliefert hatte. Es heißt, dass der Baum vor Schmach, auf seine jetzige Größe zusammengeschrumpft, sonst aber zum Wohltäter verwandelt worden sei, der auf alle Vorrübergehende Güte und Reinheit ausschüttet. Über kaum eine Pflanze gibt es eine solch ausgedehnte Mythologie wie über die Mistel. Den Germanen und Kelten galt die Mistel als zauberkräftig und war neben dem Eisenkraut, die wichtigste Zauberpflanze. Sie war die geheimnisvolle Zauberpflanze der keltischen Druiden. Als Amulett getragen bringt sie Glück, man verwendet sie als Heirats- und Liebessegen. Die immergrüne Pflanze gilt als Symbolpflanze der Wintersonnenwende überhaupt. Ihr Brauchtum zur Wintersonnenwende und Weihnachten hat bis in unsere Tage überlebt. 
Die wohl bekannteste Sage die sich um die Mistel rankt ist die von Baldur einem nordischen Vegetationsgott. Dieser träumte Nacht für Nacht er würde einmal ermordet werden. Seine Mutter Freya, nahm das für ein böses Vorzeichen. Sie suchte die gesamte Beseelte und unbeseelte Natur auf. Steine und Metalle, Wasser und Feuer, Tiere und Pflanzen und ließ sich von allen Versprechen, dass sie Baldur nichts antun würden. Den Mistelzweig ließ sie aus. Als der eifersüchtige Gott Loki davon erfuhr, gab er Baldurs blindem Bruder Hödur einen Pfeil aus Mistelholz, der Baldur traf und tötete.  Die Sage stellt eine Allegorie zwischen Winter und Sommer dar, zwischen sterbender und auferstehender Vegetation.
Heute ist die heidnische  Mistel ein beliebtes Symbol das man sich zur Weihnachtszeit über die Tür hängt. 
Die Vermischung christlicher Lehren mit Elementen eines aus vorchristlicher Phase oder einer nichtchristlichen Kultur stammenden Aberglauben war im Grunde unvermeidlich, und schon die Missionare selbst begannen damit: Statt die althergebrachten Bräuche ganz zu zerstören, versuchten sie in der Regel eher, sie in das Christentum zu integrieren, in dem sie ihnen eine für die Kirche akzeptablere Bedeutung gaben. Geschichten die man sich über alte heidnische Götter oder Volkshelden erzählte, wurden nun mit christlichen Heiligen in Verbindung gebracht; geheiligte Stätten (Bäume, Quellen, Höhlen usw.) erhielten eine christliche Interpretation; und Dinge, die bei kultischen Zeremoniellen verschiedenster Art eine Rolle spielten, vom Mistelzweig bis zu den „Lebensruten“, vom Lebkuchen – Lebe – Kuchen bis zum Christstollen und Freudenfeuer wurden unter christlichen Vorzeichen neu legitimiert. 
Weihnachten war in alter Zeit ein Fest des Glaubens als auch des Aberglaubens.
Eine himmlische Gestalt, die im tiefsten Winter zur Erde kommt und den Menschenkindern Geschenke bringt, findet sich in mehreren nichtchristlichen Mythen. Im christlichen Glauben erscheint diese Figur als Nikolaus, als Christkind.
In den Rauhnächten kehrte Allvater Wotan zur Erde zurück. Zwölf Nächte lang reitet er nun mit seinem Pferd durch die Lüfte. Er beschützt jedes Haus das ihm und seinem Pferd Nahrung bot. Auch in den Rauhnächten brachte die ländliche Bevölkerung dem „alten Gott“ Opfer.
Schon immer war Weihnachten nicht nur ein Fest des Glaubens sondern auch des Aberglaubens.

Lit. Hinweise.
James George Frazer: Der Goldene Zweig
Susanne Fischer: Blätter von Bäumen; Irisiana Verlag.
Jacqueline Simpson:  Volkstümliche Erzählungen und Bräuche: Büchergilde Gutenberg.
Alfred Kloos: Pflanzen in Brauchtum und Aberglaube: Heimatkalender des Landkreises KL.
Hans Wagner: Die Mistel. Zeitschrift Runenstein
Hans Wagner: Die Mistel eine alte Zauberpflanze; Zeitschrift: Der Lebensbaum
Hans Wagner: Die Mistel: Hans Wagners Naturseite – heimatpfalz. de


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