oder
wenn Bäume Geschichte erzählen
könnten
Der pfälzische Historiker L.A.Doll
schrieb einmal über den Sinn von Heimatgeschichte folgende schöne
kurze Darstellung: „Um zu wissen, wo man steht und wie man
weitergehen soll, muss man sich auch klar darüber sein, woher man
gekommen ist, soll menschliches Leben nicht blindes Umherirren in der
Zeit sein. So ist jede Beschäftigung mit der Heimatgeschichte gut
und heilsam, um den eigenen Standort feststellen und den Weg in die
Zukunft festlegen zu können“.
Dem kann man als Heimatkundler nur
zustimmen, denn auf unserem Weg in die Zukunft begegnen wir immer
wieder den Zeugen der Vergangenheit. Und der Trippstadter Schlosspark
ist somit ein Stück lebendige Geschichte. Denn er dient zweifelsohne
der Förderung des Geschichtsbewusstseins. Der Schlosspark in
Verbindung mit dem Schloss stellte für den Architekten und den
Erbauer ein Gesamtkunstwerk dar in dem Garten und Gebäude ein
harmonisches Ganzes bilden. Und für uns Nachgeborene stellen Schloss
und Parkanlage ein kleiner Spiegel der Geschichte dar, eine
Erinnerung an eine lange schon untergegangene Zeit.
Verglichen mit anderen Bundesländern
gibt es in Rheinland – Pfalz nicht gerade viele historische Gärten
und gerade aus diesem Grund sollten wir die wenigen Garten- und
Parkdenkmäler besonders schützen
Trippstadt ist ein Ort mit einer
geschichtsträchtigen Vergangenheit Zeugen dieser Vergangenheit sind
vor allem das Trippstadter Schloss, die Burg Wilenstein und der
historische Schlosspark. Um den geht es in diesem Artikel. Heute
(20.2.2013) konnte man in der Zeitung lesen das mal wieder fünf alte
Bäume aus dem Bestand gefällt werden. Natürlich nach eingehenden
Untersuchungen und mit Einverständnis des Denkmalamtes.
Es mag sein das diese Bäume wirklich
unrettbar Krank sind, doch man fragt sich natürlich wieso hier im
Vorfeld also schon vor Jahren keine Maßnahmen zum Schutz und zur
Gesundung der Bäume unternommen wurde. Denn zweifelsohne haben
gerade historische Parkanlagen neben einer kulturellen und sozialen
Funktion auch noch eine ökologische; sind sie doch gerade durch
ihren alten Baumbestand zu einem Refugium für seltene Pflanzen- und
Tierarten geworden. In Trippstadt ist der alte Schlosspark sogar eine
touristische Attraktion. Als ein wertvolles Kulturgut bedarf eine
solche Parkanlage eines erhöhten Pflegeaufwandes. Doch damit ist man
anscheinend in Trippstadt bisher sehr lässig mit umgegangen. In
einer Broschüre der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und
Landschaftskultur kann man folgendes Lesen: „Bei den historischen
Gärten und Grünanlagen in öffentlichen Besitz sind Staat und
Kommunen also in zweifacher Hinsicht verpflichtet. Von ihnen ist
beispielhafter Umgang mit denkmalwerten Anlagen zu erwarten.
Kulturdenkmale zu erhalten, weil an ihnen ein öffentliches Interesse
besteht, kann von privaten Denkmalbesitzern schließlich nur dann mit
der gebotenen Entschiedenheit gefordert werden, wenn die öffentliche
Hand mit guten Beispiel vorangeht“.
Parkanlagen wie der Schlosspark in
Trippstadt vergegenwärtigen kulturelle Leistungen vergangener Zeiten
und weisen Spuren der Geschichte auf, die über sie hinweggegangen
ist-aber- nur in soweit es gelingt ihre gartengeschichtliche
Authentizität zu bewahren. Zu diesem bewahren gehören natürlich in
erster Linie die Altbäume die in einem solchen Park stehen. Deshalb
sollte man sie so behandeln, dass sie möglichst lange gesund bleiben
und man nicht alle paar Jahre einfach die „kranken“ unter ihnen
herausschneidet, da dies im Trippstadter Schlosspark vor ein paar
Jahren schon einmal geschehen ist, dürfen wir davon ausgehen das es
in den nächsten Jahren immer wieder mal passieren wird. Vielleicht
sollte man sich jetzt einmal Gedanken machen wie man die Bäume in
Zukunft besser pflegen kann? Dafür gibt es Fachleute die gerne Rat
geben. Ich bin immer davon ausgegangen das die Aufgabe des
Denkmalamtes vor allem im Denkmalschutz besteht, aber wahrscheinlich
habe ich mich da geirrt.
Wie kaum ein anderer Platz in
Trippstadt trägt der Schlosspark zur Identität und vor allem zur
Attraktivität unseres Ortes bei. Jeder Baum der hier gefällt wird
macht diesen historischen Ort in seiner Erscheinung ärmer. Lassen
wir noch einmal einen Historiker sprechen, diesmal einen Schweizer,
Ernest Bovet schrieb schon vor genau 100 Jahren: „das Gesamtbild
einer Landschaft, einer Stadt oder eines Parks, so wie es durch die
Natur und die Arbeit vieler Generationen geschaffen wurde, ist ein
Gut, dass allen zugleich und wiederum keinem einzelnen gehört, denn
kein einzelner hat dafür mehr getan als die Gesamtheit“.
Wenn man nun beobachtet wie oben schon
erwähnt dass alle paar Jahre Bäume aus dem Park geschnitten werden,
das aber nicht für fachliche Pflege gesorgt wird, könnte man
annehmen man möchte den alten Baumbestand systematisch
herausschneiden. Was auch seltsam ist, das man über diese
„Holzfälleraktion“ überhaupt nicht informiert wurde. Außer
einem kleinen Zeitungsnotiz am Tag der Holzfällung. Das ist nicht
gerade demokratisch. Man hat hier anscheinend bewusst versucht eine
„klammheimliche Aktion“ zu starten. Das nächste was man dann zu
hören bekommen wird ist der dümmliche Spruch: wir werden neue Bäume
pflanzen. Ich glaube man muss nicht unbedingt Förster sein um zu
wissen, wie lange ein Baum braucht bis er ausgewachsen ist. Ich
möchte der Schildbürgermentalität der Verantwortlichen einmal
entgegensetzen was ein Baum so alles gutes für uns Menschen tut und
das wir ihn aus dem Grund ruhig auch ein wenig besser behandeln
sollten.
Ein etwa 80 bis 90 jähriger Laubbaum
tut uns nämlich nur Gutes. Wenn solch ein Baum im Licht
photosynthetisch aktiv ist, gibt er etwa genau so viel Sauerstoff an
die Atmosphäre ab wie er an Kohlendioxid aus dem Luftraum zur
Bindung in organischen Molekülen aufnimmt. Schon eine einzige
ausgewachsene Eiche oder Buche kann an einem Tag ungefähr 7000 Liter
Sauerstoff freisetzen. Das ergibt etwa 35 Kubikmeter
sauerstoffreicher Atemluft- genug um den Tagesbedarf von über 50
Menschen sicherzustellen. Ohne diese ausgleichende und regenerierende
Leistungen der Bäume gäbe es auf Dauer kein höheres Leben in der
jetzigen Form auf der Erde.
Das Studium der Geschichte sollte einem
ja darinnen bestärken, das die Menschen die Fähigkeit haben, neue
Ideen zu entwerfen und neue Methoden zu entwickeln wenn die alten
versagen. Denn irgendwo muss Geschichte ja einen Sinn haben, auf
Trippstadter Verhältnisse gesehen bekomme ich manchmal das Gefühl
nicht los, das man in vielem hier Entwicklungsgeschichtlich stehen
geblieben ist.
hukwa