Samstag, 31. Dezember 2011

Zwei alte Freunde

Die Erle - ein alter Märchenbaum

Die Schwarzerle wächst als Baum oder Strauch an Gewässern und feuchten Stellen, wo sie mit Birken, Weiden und anderen Bäumen und Sträuchern oft weite Bruchwälder bildet. Man erkennt die Erle leicht an den rundlichen, abgestutzten Blättern und an den Knospen, die wie bei keinem anderen heimischen Baum gestielt sind. Die Erle stäubt etwa zu gleicher Zeit wie die Haselnuss. Die kleinen Stempelkätzchen, die im Gegenteil zu denen der Haselnuss frei überwintern, entwickeln sich zu zapfenartigen Fruchtständen. Ihre später verholzten Schuppen spreizen im Winter und Vorfrühling von der Achse ab, so das die Früchte leicht ein Spiel des Windes werden. An jungen Wurzeln finden sich orangefarbene Knollen, die ähnlich wie die Knöllchen der Schmetterlingsblütler der Pflanze stickstoffhaltige Verbindungen zuführen. Das rotbraune Holz ist gegen den Einfluss von Wasser sehr widerstandsfähig; es eignet sich daher gut zu Gruben- und Wasserbauten, wird aber auch oft vom Tischler und Drechsler verwendet. Ihre besonderen Eigenschaften vor allem der Schwarzerle, sichern ihr eine vielseitige Verwendung : Die Fähigkeit zur Bindung von Luftstickstoff durch Symbiose mit Strahlenpilzen gibt ihr die Eignung zur Rohbodenkulivierung. Wegen ihres dichten,tiefgreifenden Wurzelwerks benutzt man sie gern zur Uferbefestigung und wegen ihres tiefen Schattens zur Unterdrückung des Krautwuchses in Gräben. Von der Schwarzerle unterscheidet sich die Weiß – oder Grauerle durch ihre ungestielten, sitzenden, weiblichen Kätzchen. Die nahe verwandte Grünerle ( Alnus viridis ) ist ein bis 4 m hoher Strauch mit ungestielten, spitzen Knospen. Er kommt in alpinen Gebieten vor. Eine weitere Verwandte ist die italienische oder Herzblättrige Erle. Alle Erlenarten sind sehr geschätzte Pioniergehölze, da eine Erlenbestockung auf Rohböden sehr zur Anreicherung wertvoller Stickstoffverbindungen und somit zur Bodenverbesserung beitragen. Goethe hat mit seinem Erlkönig, der Erle ein ewiges Denkmal in der Literatur gepflanzt. Goethe hatte das Thema seines Gedichts einem lyrischen dänischen Lied, die „Tochter des Elfenkönigs" entnommen, das in einem von J.G. Herder zusammengestellten Volksliederbuch – dort hat es den Titel „ die Tochter des Königs der Erlen" – enthalten ist ; die dritte, revidierte Ausgabe der Sammlung erschien 1807 unter dem Titel : „Stimmen der Völker in Liedern" . Im dänischen Original geht es um den König der Elfen. Oluf begegnet bei einem nächtlichen Spaziergang Elfen. Elfen, die wie sie es gewohnt sind auf den nächtlichen Wiesen tanzen. Die Tochter des Königs lädt Oluf zum Tanz ein aber er lehnt ab. Da gibt ihm das Mädchen einen Schlag aufs Herz, setzt ihn leblos und bleich in den Sattel und schickt ihn heim. Am nächsten Morgen sollte Olufs Hochzeit stattfinden, aber seine Braut findet ihn Tod hinter einem scharlachroten Vorhang. Goethe hat dieses Thema sehr frei abgewandelt. In seiner Ballade reitet der Vater durch „ Nacht und Wind „ und hält seinen jungen Sohn in den Armen. Er hat den Erlkönig gesehen und erschauert. Sein Vater ist bemüht, ihn zu beruhigen, aber das Kind fährt fort, ihm zu wiederholen, was der Erlkönig ihm zuflüstert. Grauen erfasst das Kind, dass sich von allen Seiten bedroht fühlt und am ende einen Schmerzensschrei ausstößt, weil es berührt wurde. Dem Vater, der nichts gesehen oder gehört hat, graut nun auch, und er reitet so schnell er kann. Als er endlich sein Haus erreicht, ist das Kind in seinen Armen Tod. Die sehr Packende und dramatische Ballade Goethes verursacht wegen des geheimnisvollen Schreckens, den sie heraufbeschwört und der eben genau jener „ Panik „ entspricht in der man in Mythos und Sage, immer wieder trifft, entspricht auch Heute noch Herzklopfen. Zu diesem Thema sagt Michael Tournier, der Autor eines fesselnden Werkes mit dem Titel „ Roi des Aulnes „ ( 1970 ) in einem späteren Buch : Dieses Gedicht von Goethe, dessen Berühmtheit durch ein Lied von Schubert noch gesteigert wurde, war für den französischen Studenten der deutschen Sprache und Literatur das Gedicht schlechthin, ein Symbol für Deutschland. Das seltsame ist, dass dem Gedicht ein Übersetzungsfehler Herders zugrunde liegt, der die dänische Folklore in Deutschland bekannt machte. Eller, die Elfen wurden unter seiner Feder, zu Erlen , weil die Erle in dem Dialekt, den man in Mohrungen, der Geburtsstadt Herders in Ostpreußen , sprach, Eller genannt wurde. Es ist nämlich nicht sehr wahrscheinlich, das Goethe sich für den Stoff eines banalen Elfenkönigs interessiert hätte. Aber seine Phantasie entzündete sich an einer so genauen und urtümlichen Darstellung der Erle, den sie ist der schwarze und Unheilbringende Baum der stehenden Gewässer, so wie die Weide der lichte und freundliche Baum der fließende Wasser ist. Die Erle im Sumpf beschwört das Bild der nebelverhangenden Ebenen und des trügerischen Bodens des Nordens herauf, das Bild eben des Erlkönigs, eines über diesen düsteren Gefilden schwebenden Luftgeistes, der Menschen und vor allem Kinder verschlingt. „ Es überrascht in der Tat nicht, das Goethe als Botaniker, der auch für die Volkstraditionen, denen die frühe Romantik wieder zu ehren verhalf, sehr empfänglich war, sofort sah, wie viel er aus Herders Interpretationen machen konnte. Dreißig Jahre nach Goethes Ballade machten die Elfen, nach langem Schweigen wieder von sich reden, denn sie waren im Verein mit den Zwergen, Undinen und Feen die Hauptdarsteller in den Märchen, die nun von bedeutenden Schriftstellern gesammelt und publiziert wurden, seit 1813 von E. T. A. Hoffmann und in den Jahren 1812 bis 1822 von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm. Susanne Fischer schreibt in ihrem Buch „ Blätter von Bäumen" : „Im Erlenbaum lebt die Arle,Irle oder Else, wie die Erlenfrauen alle genannt wurden. In ihrem Namen hört man förmlich das Murmeln des Wassers. Gefährlich sind sie für einen verirrten Wanderer, den sie in die Tiefe ziehen können. In der Wolfdietrichsage, die im 13. Jahrhundert verfasst wurde, wird von solch einer Erlenfrau erzählt. Die raue Else erscheint nachts am Lagerfeuer. Schuppig wie ein Baum ist ihre Haut und wirr wie die Flechten in den Bäumen ihr Haar. Denn erschreckten Wolfdietrich fordert sie auf „sie zu minnen". Entsetzt lehnt er ab. Am liebsten wäre er geflohen. Die raue Erlenfrau erkennt, dass ihr Bitten umsonst ist, und so verzaubert sie ihn erst einmal. Jetzt legt sie einen Schlafzauber über ihn, so dass er schlaftrunken zu Boden sinkt. Sie schneidet ihm zwei Haarlocken vom Kopf und zwei Fingernägel, die sie als Pfand behält. Dadurch ist er ihr verfallen. Ein halbes Jahr läuft er wild und ohne Besinnung durch den Wald, schläft in Höhlen und ernährt sich von Kräutern. Ein Engel endlich, Bittet die Zauberin den Bann rückgängig zu machen. Das Märchen endet damit das die raue Else sich in eine schöne Frau verwandelt." Die alten Iren glaubten, das der erste Mann einer Erle, die erste Frau einer Eberesche entsprang.
Also eine Parallele zum Edda-Mythus, von der Erschaffung der Menschen aus askr
( Esche ) und embla ( Ulme ).

hukwa

Freitag, 30. Dezember 2011

Im Schlosspark zu Trippstadt

Der Wind geht leise wie mein Atem
nebliges Abendlicht liegt überm alten Park
blutrotes Leuchten zwischen Busch und Bäumen
glutrot verworrenes Schäumen
schwebt leuchtend in der Abendwende
die Eberesche glüht schon lang nicht mehr
wie Augen erscheinen die Fenster im Schloss
erzählen von
Triumph von Sieg und Gelingen
dennoch
sind sie nur Zeugen
von Vergehen und Zerrinnen
Ich schwebe auf lichten Ätherschwingen
ein Glockenschlag durchbricht die Stille
aus tausend Ebereschenzweigen
spür ich
das Gott mich anstarrt
O Wesen das in jeder Pflanze lebt
O Kraft die in uns Menschen webt
die nun im Abendrot versunken
einen Blick in die Ewigkeit gewährt
genährt von einer einsamen Stunde.
hukwa

Dienstag, 27. Dezember 2011

Die Birke - der Baum der Schamanen

Die Weißbirke unterscheidet sich durch die hängenden Zweigen und die anfangs mit einem Harzüberzug versehene, völlig kahlen Blätter leicht von der Moor oder Haarbirke, die durch ihre aufrechtstehenden Zweige einen mehr sperrigen Wuchs hat und deren ziemlich stark behaarten Blätter beim Austreiben nicht klebrig sind.

Beide Arten kommen in unseren Wäldern meist eingestreut zwischen anderen Bäumen vor oder bevorzugen die lichten Waldränder und Kahlschläge. In Park anlagen und an Straßenrändern werden sie gerne angepflanzt. Die Weiß oder Hängebirke, regional auch als Sandbirke bezeichnet, ist mit Abstand die häufigste Birkenart in Europa .Der Grund für ihre weite Verbreitung von Südeuropa bis in den hohen Norden, beziehungsweise in entsprechende Höhenlagen der alpinen Gebirgen Europas, liegt in ihrer Anspruchslosigkeit gegenüber klimatischen Härten. Offenbar spielt dabei die weiße Rinde eine wichtige Rolle, die einen erheblichen Teil der auftreffenden Strahlung reflektiert. Dies mag insbesondere an stark und anhaltend besonnten Stellen ein sehr wirksames Anpassungsmerkmal sein. Birken breiten sich auf brachliegenden Ödland oder in Schlägen ungemein rasch aus. Auch diese Tatsache wird schnell verständlich, wenn man einmal die Zahl der von einem einzigen in Baum versetzten Verbreitungseinheiten überschlägig betrachtet. Die zur Blütezeit eher unauffälligen weiblichen Kätzchen vergrößern sich während der Fruchtreife über den Sommer etwas und nehmen im Frühherbst eine kräftige bräunliche Färbung an. Zu diesem Zeitpunkt sind die Samen reif. Die Kätzchen brechen auseinander und setzen die winzigen Nussfrüchte mit ihren beiden seitlich anhängenden Flügeln frei. Je Kätzchen sind dies einige hundert,

bei einem mittelgroßen Baum jedoch schon einige Millionen, da die weiblichen Kätzchen in guten Samenjahren ziemlich dicht sitzen. Die flugfähigen Samen werden vom Herbstwind zum Teil über größere Entfernungen verstreut und keimen im nachfolgenden Frühjahr an zusagenden stellen aus. Birken sind vielfach genutzte Laubbäume. Wenn der Mai naht kleiden sich die schlanken Zweige der Birke grün. Das hellgrüne Laub und das seidig schimmernde weiß der Rinde verleihen dem Baum ein liebliches aussehen. Die Moor-Birke finden wir vor allem in Bruch und- Moorwäldern in Nord- und Mitteleuropa, bis Sibirien, im Süden vor allem im Gebirge bis 1600 m Höhe. Verwandte Arten unserer heimischen Birken sind die Gold-Birke
(Betula ermanii ), sie stammt aus dem Norden Asiens, besitzt eine gelblich bis weiße, inStreifen ablösende Rinde. Die Blätter sind länger als bei den einheimischen Arten. Ziemlich häufig ist diese Birkenart in Parkanlagen angepflanzt. Die Japan-Birke ( Betula maximowicziana ) zeigt orangebraune, erst später nachdunkelnde Triebe und besitzt für eine Birke ungewöhnlich gestaltete, sehr große, fast lindenartige Blätter von etwa 12 x 10 cm Größe. Die Kronengestalt erinnert an die einheimische Weiß- oder Moorbirke, allerdings sind die Äste etwas stärker entwickelt. Bei der Schwarz-Birke ( Betula nigra ) , die in den östlichen USA bis Florida beheimatet ist fehlt die für die meisten Arten dieser Gattung typische helle bis silbrig-weiße Rinde. Statt dessen herrschen hier dunklere Töne vor. Diese Birkenart ist außer ihres Verbreitungsgebietes, nur in größeren Sammlungen oder botanischen Gärten zu sehen.

Die Birke ist ein typischer Maibaum. Noch Heute finden wir in ländlichen Gegenden , die Tradition des Maibaums. Auch bei der Fertigstellung eines Hauses, wird die Birke gerne als „ Richtbaum „ benutzt. Viele Dichter haben die Birke als Baum des Frühlings besungen. Die Slawen die eine große Waldgeister Mythologie und Märchenschatz besitzen, nannten ihre Naturgeister Lechy, eine Art bewohnte die Birken. Man kann sie aus den Bäumen hervorlocken ;dazu schneidet man ganz junge Birken ab, legt sie mit den Wipfeln nach innen, in einen Kreis, begibt sich in dessen Mitte und ruft den Geist herbei. Dieser soll dann sofort in Menschengestalt erscheinen und sei bereit dem der ihn gerufen hat jeden Wunsch zu erfüllen, wenn man ihm dafür seine Seele verspricht. Der Weltenbaum der sibirischen Schamanen ist meist eine Birke. Bei den Buritäten Sibiriens spielt sie eine äußerst wichtige Rolle in den Zeremonien der Schamanen. Bei den Einweihungszeremonien schneidet man am Vorabend unter der Leitung des Schamanen große und starke Birken. Dies geschieht in dem Wald in dem die Dorfbewohner, ihre Friedhöfe haben. Die Bäume beherbergen die Seelen, der Verstorbenen, die somit zum Fest geladen werden. Am folgenden Morgen legt man die Birken aus, jede an einen bestimmten Ort. In der Mitte der Jurte des Schamanen wird die kräftigste Birke angebracht, die Wurzeln in der Feuerstelle und der Wipfel durch das Rauchloch gezogen, sie eröffnet dem Schamanen, in seiner Trance den Zugang zum Himmel und somit den Kontakt zu den geistern der Verstorbenen und seinen eigenen Schutzgeistern.

Bei den Kelten galt die Birke als Baum des Anfangs, daher setzten sie ihn in ihrem Baumalphabet, auch an den Anfang. Der Birkenmonat dauerte bei ihnen wahrscheinlich vom 24. Dezember bis zum 20. Januar. Abgesehen von dem mystischen Holunder, war sie der erste Baum im Wald, der nach dem Winter Blätter ansetzte. Der Geist der Birke wird oft als eine Frau, reifen alters dargestellt. Wenn man sie in guter Absicht beschwört, tritt sie manchmal aus den Zweigen oder dem Stamm hervor, zeigt sich mit gelöstem Haar und streckt die Arme aus, ihre nackte Brust präsentierend. Bei unserem Lichtmess-Fest, das dass Wiedererwachen des Lichts feiert, kommt die Birke in der Person der heiligen Brigite zu besonderen Ehren; der Name Birgit leitet sich aus der indoeuropäischen Wurzel Bhirg her, die im Englischen zu birch und im Deutschen zu Birke geworden ist. Die heilige Brigitte von Kildare, in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts geboren und ihren Hagiographen zufolge als Tochter eines heidnischen Stammenshäuptlings zu einer Schutzpatronin Irlands geworden, war ursprünglich eine keltische Gottheit der Wiedergeburt des Feuers und der Pflanzenwelt, eine richtige Tochter Dagdas, des obersten Gottes der irischen Druiden.

Im zeitigen Frühjahr erwacht die Birke wieder zum Leben. Im Wald gehört sie zu den ersten Bäumen die ein grünes Kleid bekommen. Um diese Zeit hat die Birke in Blättern und Saft, ihre heilendste Kräfte. Seit altersher nutzt man sie deswegen als Mittel zur Frühjahrskur, so vertreibt die Birke, mit ihren heilenden Kräften die sie in sich trägt, den müden Winter aus den Gliedern. Sie belebt und reinigt den Körper.

Die Birke regt Blase und – Niere an und hilft somit bei Wassersucht und Gicht aber auch bei Arthritis, Nieren –und Blasensteinen. Schon die Germanen wussten um die Heilkräfte der Birke und nutzten ihren Saft als Schönheitstrunk, da der Birkensaft die Ausscheidungsfähigkeit der Haut anregt.

Eine Besonderheit der Birke ist ihr Bezug zu einem Pilz mit dem sie in tiefer Symbiose lebt, Amanita muscaria, genannt der Fliegenpilz.

Der Fliegenpilz gehört sicherlich überall in Europa zu den bekanntesten Vertretern der Pilze. Ja ich möchte behaupten, er ist der bekannteste. Man erkennt ihn schon von weitem an seinem schönen roten oder orangegelben Hut, der mit weißen Flocken bedeckt ist. Im Jugendzustand erscheint er zunächst als kleine weißliche Kugel, bald aber breitet sich der Hut aus, die weiße Velumschicht löst sich, in jene dicken flocken auf, die meistens auf der Oberfläche haften bleiben. Der Rand trägt eine zarte Reifung. Die Lammellen bleiben stets weiß, stehen dicht gedrängt und sind nicht am Stiel angewachsen. Der Stiel bleibt weiß und trägt einen sehr langen, lappigen, herabhängenden Ring. Wie alle Pilze der Amanita Gruppe wächst der Fliegenpilz aus einer Gesamthülle, von dieser erkennt man aber nur noch einen Warzengürtel an der Stielknolle. Das Fleisch ist Geruch – und geschmacklos und unter der Huthaut gelblich getont. Verwechslungsmöglichkeit mit dem Königs-Fliegenpilz Amanita regalis, der allerdings vorwiegend im Bayerischen Wald beheimatet ist. Der Fliegenpilz bildet seinen Fruchtkörper von Juli bis Oktober.
Er ist der traditionelle Zauberpilz sibirischer Schamanen. Man findet ihn in fast allen Teilen der Erde. Schon immer eine begehrte Zauberpflanze, von Schamanen, Zauberern und Heilern verehrt, vom gewöhnlichen Menschen als Giftpilz gefürchtet. Getrocknete Fliegenpilzhüte oder in den Presssaft des Weidenröschens eingelegte Stücke werden von den tungusischen Schamanen eingenommen, um in Trance zu verfallen. Die Pilze werden oft als Zwerge personifiziert, die im Besitz der Droge als Allmächtig gelten. Wer kennt nicht das Kinderlied, " ein Männlein steht im Walde ", das eindeutig auf den Fliegenpilz anspielt. Bei den taoistischen Alchymisten dienten Fliegenpilzextrakte als Zutaten zu diversen Unsterblichkeitselixieren. Im Hindukusch hat sich ein altes Ritual erhalten, bei dem Fliegenpilzstücke, mit Bergspringkraut und übersäuerter Ziegenkäselake gekocht werden.

Diesem Sud werden gelegentlich die samentragenden Blütenkelche des Bilsenkrautes beigemengt. Der Fliegenpilz heißt dort Tschaschbaskon das bedeutet " Augenöffner. Der Fliegenpilz wird oft mit den klassischen Zauberpflanzen Haoma und Soma in Verbindjung gebracht. Viele Ethnologen glauben, das rätselhafte Soma, das arische Einwanderer nach Indien mitbrachten, nichts anderes als Amanita muscaria war. Die Hymnen, welche die Priester zu Ehren, des verheerlichten Soma sangen, der die Menschen den Göttern gleichsetzt, sind im Rig – Veda enthalten :

" Der Trank hat mich fortgerissen wie ein stürmischer Wind...

das Denken hat sich mir dargeboten, wie eine Kuh ihrem kleinen Liebling...

Die eine Hälfte des Ich lässt die beiden Welten hinter sich...

Ich habe an Größe diesen Himmel und diese Erde übertroffen...

Ich merke das ich Soma getrunken habe"...

In der vedischen Religion gab es keinen Tempel und pompöse Schauzeremonien. Die Religion manifestierte sich im Menschen als mystische Erfahrung. Dazu wurde der Somatrank eingenommen. Er bewirkte eine ekstatische Verschmelzung mit der Ewigkeit und den Göttern. Er schenkte Visionen von der wirklichen Welt, machte Unsterblich, Unbesiegbar, verhalf zu glückseligen Liebesregungen. Wahrscheinlich war Soma ein Oberbegriff und bezeichnete eine Reihe von Psychoaktiven Pflanzen. Doch dürfte es als sicher gelten das der Fliegenpilz, in Soma enthalten war. Die Hexensalben des Mittelalters sind mit aller Wahrscheinlichkeit ein billiger Verschnitt des vergessenen Trankes des Altertums – SOMA. Die Ägypter nannten ihn Rabenbrot, eine Bezeichnung, die sich auch in Ost – und Mitteleuropa bis heute erhalten hat. Auch die Anhänger des Dionysos verzehrten bei ihren Mysterien den Pilz, der enorme Körperkraft, erotische Potenz, wahrhafte Visionen und prophetische Gaben verlieh. Bei den Germanen war der Pilz Wotan – Odin zugeordnet.

Der Sage nach entstanden Fliegenpilze dort, wo der Schaum aus dem Maul von Odins Pferd auf die Erde tropft. Der Name Rabenbrot deutet in seiner germanischen Wurzel auf die beiden Raben Odins hin. Der deutsche Name Fliegenpilz leitet sich wahrscheinlich von der Fliege als Zaubertier oder der Kraft des Pilzes, den Menschen " fliegen " zu lassen her.

Jacques Brosse schrieb über den Fliegenpilz : " Aber das Geheimnis der Rolle, der Birke, in den Schamanistischen Riten, beruht eher auf ihrer symbiotischen Verbindung mit dem Fliegenpilz, den die Schamanen essen, um den Trancezustand herbeizuführen. Der Fliegenpilz bildet Lebensgemeinschaften mit den Wurzeln bestimmter Bäume, aber am liebsten ist ihm die Birke; an ihrem fuß hat man die meiste Aussicht, ihn zu finden. Am zweithäufigsten wächst er bei der Fichte, die bei den sibirischen Völkern oft als Weltenbaum gilt. Isst man vom Fliegenpilz, so wird man zuerst für eine Weile schläfrig, aber später wird man aufgeregt und angeregt, die großen körperlichen Leistungen zu vollbringen, die so berühmt sind." Die ersten Wirkungen treten ungefähr eine Stunde nach Einnahme auf. Das Gesicht hellt sich auf, der Körper wird von einem leichten Beben durchlaufen, dann gerät er in einen Zustand lärmender Aufgeregtheit, manchmal mit aphrodisischen Nebenwirkungen. Der vom Pilz Berauschte tanzt und lacht dann wiederum zeigen sich jähe Wutanfälle mit Heulen und Schimpfen. Er hat akustische und viduelle Halluzinationen; die Form der Gegenstände ändert sich, ihre Umrisse sind verdoppelt. Dann wird er blaß und völlig bewegungslos, als sei er in tiefsten Erstaunen befngen. Nach ein paar Stunden kommt er zu sich und weiß nichts von dem Anfall, denn er erlebt hat. So berichtet J. M. Pelt in seinem Buch, Drogues et Plantes Maqigues, in Wesreuropa wurde der Fliegenpilz meist für schädlich gehalten.

Bereits im 16. Jahrhundert berichtete der Botaniker Jean Bauhin, er heiße in Deutschland der Pilz der Verrückten. Der Volksglaube bringt ihn oft mit der Kröte, dem Tier der Hexen in Zusammenhang. Er steht wie sie mit düsteren Mächten in Zusammenhang und andererseits mit dem Mond und dem Regen. Im englischen ist einer der populären Namen des Pilzes Toadstool, d.h. Krötenstuhl. Alle diese scheinbar unzusammenhängende Einzelheiten deuten auf einen GEMEINSAMEN Fluchtpunkt hin: den schamanistischen Gebrauch des Fliegenpilzes. Alle modernen Untersuchungen stimmen darüber überein, das Amanita muscaria, im Gegensatz zu Amanita phalloides, dem ABSOLUT tödlichen Knollenblätterpilz, nicht giftig ist, das heißt, nicht tödlich giftig wie sein Verwandter. Auch die populäre Etymologie, wonach man den Namen Fliegenpilz von einer Verwendung als Fliegengift ableiten müsse ist falsch. Wenn man nämlich experimentell prüft, was mit einer Fliege geschieht, die von Milch getrunken hat, in der Fliegenpilze eingeweicht wurden, beobachtet man, das sie nur Scheintod wird. Sie fällt zwar nach kurzen Flugversuchen betäubt nieder, erhebt sich aber nach einiger Zeit gesund wieder. Der Ausdruck bezieht sich also eher auf das fliegen als auf die Fliege.

Für die Orolschen , ein tungusisches Volk, reinkarnierten sich die Seelen der Toden im Mond und kamen so wieder auf die Erde zurück. Über einen in Sibirien sehr verbreiteten Volksglauben berichtet der finnische Historiker Uno Halmberg-Hava in Siberian Mythologie:

Der Geist der Birke ist eine Frau reifen Alters, die manchmal zwischen ihren Wurzeln erscheint, manchmal aus dem Stamm hervortritt, wenn man sie in guter Absicht beschwört. Sie zeigt sich bis zur Mitte mit gelöstem Haar und streckt die Arme aus; ihre Augen blicken den Gläubigen ernst an und sie präsentiert ihm ihre nackte Brust. Wenn er ihre Milch getrunken hat, fühlt der Mensch seine Kräfte verzehntfacht. Wie R. Gordon Wasson, der Kenner der psychedelischen Pilze, bemerkt, handelt es sich fast sicher um den Geist des Fliegenpilzes: Sind diese Brüste etwas anderes als der Busen, Udhan, des Rig-Veda, der milchspendende Hut des Fliegenpilzes. In einer Variante derselben Erzählung gibt der Baum, einen himmlichen, gelben Saft ab. Handelt es sich nicht um das gelbrote Paraamana des Rig-Veda ? Wasson der lange Zeit die Wirkungen der verschiedenen psychedelischen Pilze, in der ganzen Welt erforscht hat, ist heute überzeugt, die bisher so geheimnisvolle Pflanze gefunden zu haben, aus der man den Somatrank gewann. Wie schon Anfangs bemerkt, von den Ariern als Gottheit verehrt und in hundertundzwanzig Gesängen des Rig-Veda gefeiert, ist der Soma der König der Pflanzen, der König und Lenker, der Wasser – aber auch ihre Urquelle –manchmal auch der König der Götter und der Sterblichen, oder alles dessen, was die Sonne sieht, der König der Welt. Sein saft ist der Regen, der die Pflanzen wachsen lässt, und deren Saft selbst, das Lebenselixier, das Vorbild und die Essenz, jeder lebensspendenden Flüssigkeit, das nährende Prinzip der Speisen und Getränke, als auch die Milch der Kuh und der Samen des Hengstes in seiner männlichen Kraft. Diese Erwähnung des Pferdes ist hervorzuheben. Das Agnistoma, die Opferung des Soma, der vor der Darbietung rituell ausgepresst wurde, sollte die Götter erfrischen, besonders Indra, den Gott des Blitzes und der Krieger, der ihn bis zum Missbrauch liebte, aber er war auch eine magische Zeremonie von großer Wichtigkeit: Der Soma, perlend und fließend, lässt den Himmel weinen. Der Soma wurde also in Verbindjung mit Blitz und Regen, zusammen mit Agni gefeiert, wie der Name dieses Rituals besagt. Mit Agni, dem vom Himmel herabgestiegenen Gott des Feuers, bildete der Soma eine Polaritätsbeziehung, ein Paar. Im übrigen wurde der Soma mit dem Mond als dem Aufentshaltsort der Toden identifiziert. Anders gesagt, der Gott Soma besaß viele auch für den Weltenbaum und besonders für den Baum des Schamanen, die Birke, charakteristische Züge. Die Beschreibung die in den alten Sanskrittexten über die Pflanze gegeben wird passt besonders gut zum Fliegenpilz. Im Rig-Veda wird er mit einer weiblichen Brust verglichen, die mit Tropfen ihrer göttlichen Milch besprengt ist, was an die weißen Schuppenreste der Haut erinnert, die den Hut zieren. Nun konzentriert sich, das Muscarin, die Substanz, die für die Verwirrungen verantwortlich ist, die sich nach dem Verzehr des Pilzes zeigen, vor allem in der haut des Hutes. Die Hymnen vergleichen die rote glänzende Haut der Pflanze mit der Haut des roten Stieres, auf die der Soma in der ersten Phase des Opferrituals gelegt wurde. Die Hymnen sagen ferner, der Soma leuchtete Tagsüber und sei in der Nacht von silbernen Weiß. Am Tag zeigt der Fliegenpilz das märchenhafte Schauspiel seiner Farben, und in der Nacht verblassen letztere und nur, die Fragmente der weißen Hülle, sind im Mondlicht sichtbar, wie übrigens auch die Rinde, der Birke. Schließlich hat der Fliegenpilz eine ganz besondere, in der Pflanzenwelt vielleicht einzigartige Eigenschaft, die auf merkwürdige Weise diese Identifikation bestätigen könnte. Das aktive psychedelische Prinzip, das Muscarin, geht sehr rasch in den Urin über, dessen, der es zu sich nimmt. Die Völker des nordöstlichen Sibiriens kennen diese Besonderheit so gut, dass sie sich, vielleicht dem Beispiel der Rentiere folgend, die Urin und Fliegenpilz mögen, angewöhnt hatten, den Urin der Fliegenpilzesser zu trinken und die Wirkung hielt bis in die vierte oder gar fünfte Generation der Trinker an. Nun wird aber im Rig – Veda mehrmals gesagt, das die Götter vor allem Indra, reichlich Soma urinieren. Möglicherweise ist es also der Somahaltige Urin der Götter, von dem man glaubte, das die vedischen ihn tranken. In seinem Buch " Die weiße Göttin " schreibt Robert von Ranke-Graves : Das wichtigste mänadische Rauschmittel war wohl Amanita muscaria, der weißgefleckte Fliegenpilz, der allein die nötige Zauberkraft verleiht. Hier werden wir an Phoroneus, den Frühlingsdionysos

und Erfinder des Feuers erinnert. Er erbaute die Stadt Argos, deren Emblem laut Apollodor eine Kröte war; und Mykene, die Hauptfestung von Argolis, trug nach Pausanias diesen Namen, weil Perseus, der sich zum Dinonysus-Kult bekehrt hatte, auf ihrem grund einen Fliegenpilz gefunden hatte. Dionysos hatte zwei Feste – im Frühling das Anthesterion, das Blumensprießen – und das herbstliche Mysterion, das vermutlich soviel heißt wie Sprießen der Fliegenpilze; Mykosterion war als Ambrosia, Speise der Götter bekannt. War Phroneus auch der Endecker eines dem Fliegenpilz innewohnenden göttlichen Feuers und mithin sowohl Phryneas ( Krötenwesen ) als auch Fearinus, d. h. Frühlingswesen. Amanita muscaria, wenngleich kein Baum, wächst doch unter einem Baum; nördlich von Theakien und in den keltischen Ländern bis zum Polarkreis stets unter einer Birke. Südlich von Griechenland und Palästina, aber bis zum Äquator, unter einer Tanne oder Fichte. Im Norden ist Amanita scharlachrot, im Süden eher fuchsrot...

hukwa

Winterstimmung im Trippstadter Wald



Freitag, 9. Dezember 2011

Abend am Köppchen

Mehr Geist als Baum
ganz Heidenbaum
stehst Du in einsamer Landschaft
Flimmerndes Winterrot
gestreut ins Land
dazwischen einst
grün braun und gelb
schon lange ists im
Laub verwelkt
Steinernes Tor
spricht leis zu mir
Tritt ein
dahinter
dusterer Kiefernhain
Dämmerlicht bricht durch Geäst
die Erlenbüsche silbern und grau
Verwachsene Eiche
umspült von uraltem Traum
Ich bin allein im
Weiten Raum.
hukwa

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Der alte Waldgeist am Trippstadter Kussweg

Dies ist einer jener Bäume, zu dem ich eine besonders enge Beziehung habe.
hukwa

Der Trost des Waldes - Gedanken eines Waldgängers

Wer in den Wäldern lebt sieht den Wald anders als jemand der in der Großstadt lebt. Es gibt ihn den Unterschied zwischen dem Stadtmenschen und dem Naturmenschen und so gibt es auch verschiedene Weisen die Natur zu sehen und zu erfassen.

Der Mensch der die Natur liebt dem wird sie zu einem letzten Reservat eines romantischen Gefühls. Ihm öffnen die Wälder nicht nur die Sinne, sie schenken seinem Leben auch Sinn. Vor allem jetzt, in der dunklen Jahreszeit hat der Wald dem Wanderer besonderes zu bieten. Er fordert seinen Geist und seine Phantasie heraus. Dass raues Wetter das Denken fördert, ist in der Philosophie allgemein bekannt . Wenn Regen und Schnee die äußere Sicht einschränken, wendet der Blick sich nach innen.

In den Wäldern können wir eine Freiheit spüren, die es uns erlaubt, mit dem Wesentlichen des Lebens in Kontakt zu treten. Es ist die Stille des Winterwaldes, die uns eine bisher nicht gekannte, schweigende Aufmerksamkeit schenkt. Viel intensiver spüren wir nun die Beziehungen zum Wechsel der Jahreszeiten. Fern dem unbarmherzig ewig geräuschvoll laufenden Motor der Großstadt finden wir im winterlichen Wald nun eine ganz andere psychologische Dimension der inneren Einkehr und Ruhe vor. In einer Zeit der entfesselten Märkte, der ökonomischen Unsicherheiten wird uns der Wald zu einer Insel der Ruhe und Erholung.

Der Wald mit seinen großartigen Naturerscheinungen hat für alle nur möglichen Fragen eine Antwort parat. Wenn wir in die Tiefen der Wälder eindringen, wen überkommt da nicht Respekt, wenn er unter alten Baumriesen wandert die hier und da noch zu finden sind. Und so kann es passieren, dass wir uns plötzlich in einer romantischen Welt wiederfinden, dass wir im Wald einen friedvoll in sich ruhenden Erdentag genießen und ihn als eine mütterliche Hülle des Lebens erahnen, als Spiegelung unserer eigenen Empfindungen und Gefühle, als unberührte Natur, die uns den ewigen Rhythmus des „Werden und Vergehen“ erzählt.

hukwa

Wandern als inneres Erlebnis

Wer sich zu einer Wanderung aufmacht, sollte dies bewusst tun. Wandern bedeutet sich bewegen, sich bewusst bewegen. Wenn wir spazieren gehen, laufen wir oftmals einfach los. Wenn wir zu einer Wanderung aufbrechen, haben wir in der Regel ein Ziel vor Augen: Eine Burg, ein Baum, ein Ort, eine Quelle oder sonst eine Sehenswürdigkeit. Doch wenn wir uns Wochen später an unsere Wanderung zurückerinnern, fällt uns auf, dass in der Erinnerung vor allem jene Dinge und Erlebnisse zurückgeblieben sind, die wir auf unserem Wanderweg gesehen oder erlebt haben. Denn: Der Weg ist das Ziel! Dies ist eine Weisheit, die jeder erfahrene Wanderer schon einmal gemacht hat. Wandern hat viel mit „er - fahren“ zu tun. Das alte Wort fahren umfasst jede Art von Fortbewegung., wie z.B. das Wort Pilgerfahrt, Zugfahrt oder Autofahrt uns zeigt. Erfahren kommt von ervan und heißt ursprünglich nichts anderes als „reisend erkunden“. Wenn wir also etwas erfahren wollen, müssen wir uns auf den Weg machen. Meditatives Wandern hat eine Ähnlichkeit mit Pilgern. Auch jene, die sich auf eine Pilgerreise begeben, lassen für einige Zeit ihr Alltagsbewusstsein hinter sich und machen ihren Geist offen für neue Erfahrungen.

Beim meditativen Wandern sind wir mit unserem ganzen Bewusstein unterwegs. Das bedeutet, dass wir uns nicht nur im geographischen Sinn auf den Weg machen, sondern auch geistig. Wandern ist eben etwas Ganzheitliches. In den gesammelten Werken Christian Morgensterns findet sich folgende Tagebuchnotiz: „Ich bin wie eine Brieftaube, die man vom Urquell der Dinge in ein fernes, fremdes Land getragen hat und dort freigelassen hat. Sie trachtet ihr ganzes Leben nach der einstigen Heimat, ruhelos durchmisst sie das Land nach allen Seiten. Und oft fällt sie zu Boden in ihrer großen Müdigkeit und man kommt, hebt sie auf und pflegt sie und will sie ans Haus gewöhnen. Aber sobald sie die Flügel nur wieder fühlt, fliegt sie von neuem fort, auf die einzige Fahrt, die ihrer Sehnsucht genügt, die unvermeidliche Suche nach dem Ort ihres Ursprungs“.

Meditatives Wandern hat natürlich etwas mit Meditation zu tun und Meditation ist nicht unbedingt ein in sich versinken, sondern letztendlich handelt es sich bei dieser Meditationsform um einen Reifeprozess der Person, die unterwegs ist und der durch dieses unterwegs sein oder „er – fahren“ in Gang gesetzt wird. Was tun wir am liebsten bei einer Wanderung durch den Wald? Nun, ich denke Nachsinnen, wir sinnen über uns selbst nach, bis wir den Sinn finden denn wir suchen. So wird eine Wanderung die wir unternehmen oftmals ganz schnell zu einer Art Lebensweg über den wir nachdenken. Denn wenn wir Wandern tragen wir ja unsere freud - und leidvolle Erfahrungen mit uns herum und das macht uns zu Erfahrenen, dies ist Teil des Reifungsprozesses einer Wanderung.

Wandern und Pilgern sind keine zwei verschiedene Paare von Wanderschuhen, jedenfalls nicht beim meditativen Wandern. Denn bei dieser Art des Wanderns nähern wir uns wieder jenem „Urquell der Dinge“, oder versuchen es wenigstens, die Christian Morgenstern in seiner Tagebuchnotiz beschrieb. So kann meditatives Wandern zu einer „Quest“, einer Sinnsuche werden. Wenn wir uns zu einer Wanderung aufmachen, sollten wir die Banalitäten des Alltags hinter uns lassen, denn wir wollen vom Alltagseinerlei in den All – Tag hineinwandern. Wir sollten während unserer Wanderung ein allumfassendes Bewusstsein mit uns führen. Wir wollen die Wunder der Natur sehen und spüren, wollen im Schöpfungsalphabet von Mutter Natur lesen und den „Zuspruch“ der Wald- und Wiesenwege in uns einfließen lassen.

Als Menschen brauchen wir den „Zuspruch“ und diesen finden wir am schnellsten in einem meditativen Lebenswandel, denn: „Meditation ist das Menschlichste vom Menschlichen“ (Tillmann). „Durch Meditation findet man zu sich selbst, zu seinem eigenen Wesen kommt „die menschliche Person erst ganz in ihre eigene Verfügung und Freiheit. Ohne sie fällt der Mensch auseinander. Es geht also, schlicht gesagt, um Übung im Menschsein“ (Johannes F. Boeckel).

Während des meditativen Wanderns kehren wir zu unserem inneren Selbst zurück. So wird wandern zu einem Stückchen Therapie und Selbsterfahrung. In der freien Natur begegnet uns immer wieder Neues, jede Wanderung ist eine Erfahrung und es kann ja nur vernünftig sein, den eigenen Hintergrund zu erweitern und somit für neue Erfahrungen empfänglicher zu werden. Denn beim wandern finden wir viel zeit für uns selbst und dies sollten wir als ein recht bedeutendes persönliches Kapital ansehen. Denn was unser heutiges Dasein besonders hemmt und verwickelt macht, ist die Vorstellung der Zweckbestimmtheit, die inzwischen ja schon fast jeden Vorgang des menschlichen Lebens beherrscht. Diese Vorstellung ist ja insofern in Ordnung,, soweit sie unsere wirtschaftliche und verstandesmäßige Existenz betrifft. Beim meditativen Wandern allerdings tritt man in eine Bewusstseinssphäre ein, die eben nicht Zweckbestimmt ist. Wir fühlen uns bei dieser Art des Wanderns der Natur und ihren Schöpfungen sehr nahe. Denn durch meditatives Wandern gewinnen wir neue Erfahrungen und erweitern somit auch unser Bewusstsein. Die Natur ist ein Ort der Besinnung des Entzückens. Durchdrungen von ihr kann der Mensch seine Allverbundenheit mit dem Kosmos erfahren, Natur soll uns eine Sache der Andacht sein und nicht der Ausbeutung.

Gerade im Pfälzerwald denn ich ja täglich erwandere findet man immer wieder Gegenden und Plätze in der Landschaft, die den Wanderer plötzlich und ohne Ankündigung überraschen. Nach einer langen Wanderung stehen wir plötzlich in einem Eichenhain und das Rauschen der Bäume erscheint uns wie eine Stimme, die zu dieser Landschaft gehört. Oder wir sind gerade aus dem Wald herausgetreten, und vor uns öffnet sich ein sonnenüberflutetes Tal mit leuchtenden Wiesen, blühenden Blumen und ein romantischer Bachlauf lädt uns zum Verweilen ein. Aus dem Dickicht vom Wiesenrand her dringt das zarte und süße Zwitschern von Vögeln und hoch am Himmel zieht der Bussard seine einsamen Kreise. Meistens sind es solche Erlebnisse, die uns die Seele einer Landschaft nahe bringen.

Dann ist am gezwungen stehen zu bleiben, seinen Sinnen freien Lauf zu lassen, seine Gedanken zu unterbrechen und sich ganz der Wahrnehmung dieser betörenden Waldlandschaft hinzugeben. Die Wahrnehmung von unberührter Natur und Stille fördert natürlich die meditative Übung ganz besonders. Solche Momente können wir nicht oft genug erleben, es sind eben diese Momente wo Mutter Natur zur Therapeutin wird. Es sind jene Augenblicke, in denen man sich der Präsenz der Landschaft öffnet, ihrem Genius Loci. Jeder Naturraum besitzt seinen eigenen Zauber und die Gemeinschaften von Wildpflanzen, Bäumen und Tieren haben ihre eigene Art der Imagination, die, während wir sie durchwandern, in uns zu wirken beginnt. In dem die äußere Natur auf uns einwirkt, fühlen wir mit einem Mal, dass wir unsere eigene innere Natur besser verstehen lernen. Wir treten in einen lebendigen Austausch mit der uns umgebenden Waldlandschaft und jene, die sie bewusst wahrnehmen, öffnen sich der Seele dieser Landschaft.

hukwa

Freitag, 25. November 2011

Wandern als Psychotherapie - über die Kunst des meditativen Wanderns

Wandern ist Erlebnis. Therapie auch. Die Verbindung Wandern und Therapie kann ich nur erfahren und erleben, wenn ich selbst wandere, weil ich mich dann selbst erfahre und bemerke das Wandern eine innere und äußere Angelegenheit ist.

Als Wanderführer ist es meine Aufgabe Menschen durch den Wald zu führen und dabei mit den Leuten Gespräche zu führen. Es liegt in der Natur der Sache dass Menschen während einer Wanderung durch die Natur tiefere Gespräche führen als wenn man sich gerade einmal auf der Strasse oder im Kaffee trifft.

Die Natur ist nicht nur die größte Lehrmeisterin sondern auch die beste Therapeutin. Ich persönlich begebe mich einmal am Tag in eine Therapiestunde, nämlich dann wenn ich mich zu einer Wanderung aufmache. Meditatives Wandern ist mehr als nur laufen, es ist eine kleine Lebenseinstellung. Therapie wie ich sie verstehe hat vor allen Dingen etwas mit Wachstum zu tun, einem inneren ganzheitlichen Wachstum.

Im Wald, in der freien Natur fällt vieles von uns ab was uns ansonsten im täglichen Leben belastet. Ich finde sehr viel schneller zu mir selbst, zu meinem „inneren Kern“, jenen teil von mir den man in der Philosophie „Selbst“ nennt also zu dem Wesen das ich in Wirklichkeit bin.

Es gibt Menschen die versuchen jemand anderes zu sein, warum auch immer, als sie selbst es sind. Solche Menschen haben das gleiche Problem wie jene die meinen dass die schönste Zeit die sie in ihrem Leben verbracht haben irgendwo in ihrer Vergangenheit liegt. Das ist ein Trugschluss! Manche glauben das ihr Bestes in der Zukunft liegt und sind fest davon überzeugt das irgendwann einmal das Happy – End an ihre Tür anklopft. Wer so lebt der rennt einer Illusion nach. Die Natur lehrt uns das wir unser Leben im Hier und Jetzt gestalten müssen.

Wir haben das Leben uniformiert und es seiner ursprünglichen Vielheit beraubt. Uns interessiert nicht mehr das Ganze sondern nur ein Teilausschnitt. Wir ahnen eine Innenwelt, doch wir flüchten in die Außenwelt. Anstatt die „Welten“ zu verbinden, nämlich die Immanenz des Transzendenten im diesseitigen Leben zu erkennen und die tiefere Wesenheit von uns selbst im Alltag zu finden.

Der große Vorteil beim meditativen Wandern ist die relativ schnelle Erfahrung das ich mich während des Wanderns ganz im Hier und Jetzt aufhalte. Das ich dass Gefühl in mir spüre ganz bei mir selbst zu sein.

Für mich bedeutet Wandern nicht Energie abzugeben sondern das Gegenteil ist der Fall: Ich lade Energie auf.

Bei jeder Wanderung erlebe ich Neues, mit jedem Schritt denn ich im Wald tätige, entgehe ich der inneren Versteinerung und Lethargie. Dies ist jedes mal der Gedanke in mir wenn ich mich zu einer Wanderung aufmache.

Das was uns im Wald, wenn wir tiefer in ihn eingedrungen sind als erstes fasziniert, manchmal auch ängstlich macht ist die Stille. In den Wäldern spüren wir plötzlich eine bisher unbekannte Freiheit, die es uns erlaubt, mit dem wesentlichen des Lebens in Kontakt zu treten. Es ist die Stille des Waldes, die uns eine bisher nicht gekannte, schweigende Aufmerksamkeit schenkt. Fern dem unbarmherzig ewig geräuschvoll laufenden Motor der Großstadt finden wir im Wald nun eine ganz andere psychologische Dimension der inneren Einkehr und Ruhe vor. In einer Zeit der entfesselten Mächte, der ökonomischen Unsicherheiten und ökologischen Katastrophen wird uns der Wald zu einer Insel der Erholung, zu einem Ort der Therapie und des inneren Wachstums.

hukwa

Das Dianarelief am Trippstadter Pionierweg – über die Mythologie der Diana

Wer war eigentlich diese Diana, deren Bildnis sich in der Nähe des Pionierwegs befindet? Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um die Göttin Diana handelt.

Die Römer verehrten Diana als Göttin der Jagd, der wilden Natur und des Lichts. Sie wurde auch mit der griechischen Göttin Hekate identifiziert, doch ihr griechisches Gegenstück war eindeutig Artimis, eine jungfräuliche Schwester des Apollon und Tochter des Zeus und der Leto.

Es gab viele Kulte um die Göttin Diana, ihre Anrufung geschah mit magischen Zauberformeln an Kreuzwegen und in Höhlen um Liebe zu entzünden, Kranke zu heilen, Verhasste zu verderben. Diana führte auch den Brauch ein, Heilkräuter bei Nacht zu sammeln.

In seinem zwölfbändigen Monumentalwerk „Der goldene Zweig“ beschreibt der schottische Anthropologe James George Frazer ausführlich den Kult um die Göttin Diana. Frazer berichtet uns ausführlich von einer Königin des Waldes, die an einem See lebt der „in einer grünen Talmulde der Albaner Berge sanft eingebettet liegt“, nahe dem Dörfchen Nemi. Im Altertum war diese Landschaft bekannt als der Hain der Diana von Nemi. Hier stand ihr Tempel, hier wurde ihr Ritus zelebriert.

Aber die wohl bekannteste Geschichte um die Göttin Diana ist die Sage von Actaion, der sie in ihrem Heiligtum nackt erblickte und dafür mit seinem Leben zahlen musste.

Bei Actaion fügte es sich, dass er die Göttin um Mittag erblickte, jenem schicksalsvollen Augenblick, wenn die Sonne in ihrem jugendlichen, kraftvollen Aufstieg erlahmt, innehält und zu ihrem mächtigen Niedertauchen in den Tod übergeht. In der Antike nannte man diese Zeit auch die „Stunde des Pan“.

Nach einem von der Jagd ausgefüllten Morgen hatte der junge Athlet Actaion seine Gefährten zusammen mit seinen blutbefleckten Hunden rasten lassen und war umhergestreift. Er hatte sich von den vertrauten Jagdgründen mit ihren Waldungen und Feldern entfernt und war in die benachbarten Wälder eingedrungen. Dabei entdeckte er einen Talgrund dicht mit Föhren, Eichen und spitzen Zypressen bestanden und neugierig beschwingten Schrittes drang er darin ein. Es war aber im Wald eine Grotte verborgen, durchrieselt von einer kleinen sprudelnden Quelle, deren lauteres Wasser sich durch einen Bach in einen von Kräutern umstandenen Tümpel ergoss. Zu diesem schattigen Plätzchen pflegte Diana sich zurückzuziehen. Und es traf sich, dass sie gerade badete, ganz nackt, als Actaion hinzu kam:

„Untergetreten schon übergibt sie einer der Nymphen-

der, die die Waffen ihr trägt – den Köcher, den Speer, den entspannten

Bogen, es fängt mit dem Arm eine andre das fallende Kleid auf.

Zweie lösen die Riemen am Fuß. Denn das Kind des Ismenus,

Crocale, schlägt ihr, gewandter als jene,

zum Knoten das frei den Hals umspielende Haar....

Während Titanien hier die gewohnten Güsse umspülen,

siehe, gerät der Enkel des Cadums, der ziellosen Schrittes

nutzend der Jagd Unterbrechung, des fernen Waldes Bezirk durchschweifte,

dort in den Hain. Es führte ihn so sein Verhängnis.

Da, sobald er die quelldurchrieselte Grotte betreten,

schlagen die Nymphen beim Anblick des Mannes, nackt wie sie waren,

jäh ihre Brüste, erfüllen mit lauten klagenden Rufen

plötzlich den ganzen Hain. Mit den eigenen Leibern sie deckend

drängen sie rings sich eng um Dianen. Doch höheren Wuchses

ragt über alle hinaus um Haupteslänge die Göttin.“

Der Jüngling sah und konnte sich nicht abwenden. Das Verhängnis blieb nicht aus:

„...und wie sie verlangt einen Pfeil in Händen zu haben,

schöpfte sie, was ihr zur Hand, das Naß, besprengte des Mannes

Antlitz mit ihm, und, sein Haar mit den rächenden Fluten benetzend,

spricht sie die Worte dazu, die das kommende Unheil ihm künden:

„Jetzt erzähle, du habest mich ohne Gewand gesehen,

wenn du noch zu erzählen vermagst!“ Sie drohte nicht weiter,

gab dem besprengten Haupt des lange lebenden Hirsches

Hörner, die Länge dem Hals, macht spitz das Ende der Ohren,

wandelt zu Läufen um seine Hände, die Arme zu schlanken Schenkeln,

umhüllt seinen Leib mit dem fleckentragenden Vliese,

gab auch die Furcht ihm dazu. Es flieht Autonoes tapfrer Sohn

und wundert sich selbst im Laufe der eigenen Schnelle.

Als er aber Gesicht und Geweih in den Wellen erblickte,

wollte er: “Weh mir!“ rufen – es folgt keine Stimme, ein Stöhnen

nur! (Dies ist seine Stimme fortan.).....“

Ein schreckliches Schicksal nahm nun seinen Lauf. Seine eigenen Hunde bekommen Witterung von dem großen Hirsche und kommen bellend durch den Wald.

„und er flieht durch Gelände, in dem er so oft verfolgt hat.

Weh! Seine eigenen Diener flieht er! Er möchte wohl rufen:

„Ich bin Actaeon! Erkennt den eigenen Herrn!“ Doch versagt das

Wort sich dem Sinn. Von Gebell nur widerhallen die Lüfte.

Schwarzhaar brachte zuerst im Rücken ihm bei eine Wunde,

Wildfang die nächste darauf, es hing am Buge ihm Bergwelp.

.....Dieweil ihren Herren sie halten,

kommt die übrige Schar und schlägt in den Leib ihm die Zähne.

Schon fehlt den Wunden der Platz. Er seufzt – ein Klang wie Menschenlaut

Zwar nicht, doch auch nicht so, wie ein Hirsch ihn kann äußern.“

Von den Gefährten umstanden, die den Hunden nachgeeilt waren, wird er zerrissen. Und:

„Erst, als in zahllosen Wunden, so sagt man, geendet sein Leben,

war ersättigt der Zorn der köcherbewehrten Diana.“

Als Naturgöttin blieb Diana auch nach der zwangsweisen Einführung des Christentums in ländlichen Regionen weiterhin den Menschen verhaftet. Bis in das sechste nachchristliche Jahrhundert wurden Dianakulte vollzogen. Um dem Diana Kult den Rang abzulaufen mussten die entsprechenden Festtage zu christlichen Feiertagen umgedeutet werden, so unter anderem Maria Lichtmess und Maria Himmelfahrt. Ab den 17. Jahrhundert erlebte Diana eine gewisse Renaissance, da sie besonders mit der Jagd in Verbindung gebracht wurde.

Lit. Hinweise

James George Frazer: Der goldene Zweig

Ovid: Metamorphosen

Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten

hukwa


Die Seele der Landschaft

Was haben Wanderer, Mountainbiker und Umweltschützer gemeinsam? Nun, sie nehmen die Natur als Lebensbedingung menschlichen Daseins wahr. Sie haben ein gemeinsames Bedürfnis nach unberührter Natur, Stille und erholsamer Umgebung.

Das findet man natürlich nicht dort, wo der Massentourismus mit seinen Jumbojets landet. Aber man findet es im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Egal aus welcher Himmelsrichtung der Besucher die Gemeinde Trippstadt betritt, sein erstes Empfinden ist Wald. Ein wunderschönes großes Waldgebiet das schützenswert ist.

Landschaftsschutzgebiete und Naturparke sind für Erholungszwecke besonders reizvoll, Konflikte zwischen Naturschutzinteressen und Erholungsvorsorge sind deshalb oftmals vorprogrammiert, aber Tourismus und Naturschutz können auch positiv zusammenarbeiten. Denn die "Philosophie eines nachhaltigen Tourismus" ist es die Balance zwischen Mensch und Natur zu finden. Was bedeutet: Natur und Landschaft für Einheimische und Gäste erlebbar zu machen, dies zu verbinden mit einer Umwelt- und Naturverträglichen Landschaftsnutzung und Wirtschaftsentwicklung sowie der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer natürlichen Ressourcen vor Ort.

Durch eine nachhaltige Entwicklung unserer Landschaft, die Ökologie und Ökonomie gleichermaßen ihren Raum gibt, sichern und pflegen wir wertvolle Naturräume und Biotope und bewahren sie damit für die Zukunft unserer Kinder und Enkel, denn der Wald erfüllt viele Funktionen die unserer Gesellschaft zu gute kommt. Er reguliert den Wasserhaushalt und verbessert die Grundwasserqualität, er reinigt die Luft und erhält die Vielfalt unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten, kurzum er ist Rohstoffproduzent, Freizeitanlage und natürlicher Lebensraum in einem. Der Naturschutz soll die biologische Vielfalt aus Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und als Lebensgrundlage des Menschen erhalten. Dazu gehören neben der Artenvielfalt auch die Vielfalt der Lebensräume und die genetische Vielfalt innerhalb der Populationen einer Art. Hier beginnt die Zusammenarbeit von Naturschützern und Erholungssuchenden, denn die einen sind inzwischen auf die anderen angewiesen. Man nutzt die Natur und bewahrt sie gleichzeitig in dem die einen auf die Belange der anderen eingehen und Naturgenuss, Erholung und Naturschutz sich nicht beeinträchtigen.

Wir finden im Pfälzerwald immer wieder Gegenden und Plätze in der Landschaft die den Wanderer plötzlich und ohne Ankündigung überraschen. Nach einer langen Wanderung stehen wir plötzlich in einem Eichenhain und das Rauschen der Bäume erscheint uns wie eine Stimme die zur pfälzischen Landschaft gehört. Oder wir sind gerade aus dem Wald herausgetreten, und vor uns öffnet sich ein sonnenüberflutetes Tal mit leuchtenden Wiesen, blühenden Blumen und ein romantischer Bachlauf ladet uns zum Verweilen ein. Aus dem Dickicht vom Wiesenrand her dringt das zarte und süße Zwitschern von Vögeln und hoch am Himmel zieht der Bussard seine einsamen Kreise. Meistens sind es solche Erlebnisse die uns die Seele einer Landschaft nahe bringen.

Dann ist man gezwungen stehen zu bleiben, seinen Sinnen freien Lauf zu lassen, seine Gedanken zu unterbrechen und sich ganz der Wahrnehmung dieser betörenden Waldlandschaft hinzugeben. Die Wahrnehmung von unberührter Natur und Stille findet der Erholungssuchende im Pfälzerwald. Solche Momente kann der Wanderer hier immer wieder erleben, es sind Augenblicke in denen man sich der Präsenz der Landschaft öffnet. Jeder Naturraum besitzt seinen eigenen Zauber und die Gemeinschaften von Wildpflanzen, Bäumen und Tieren haben ihre eigene Art der Imagination die, während wir sie durchwandern, in uns zu wirken beginnt. Indem die äußere Natur auf uns einwirkt fühlen wir mit einem mal, dass wir unsere eigene innere Natur besser verstehen lernen. Wir treten in einen lebendigen Austausch mit der uns umgebenden Waldlandschaft und jene die sie bewusst wahrnehmen öffnen sich der Seele dieser Landschaft.
hukwa

Ein Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges

Wer im Spätherbst oder im Winter sich zu einem Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges aufmacht, wird von der romantischen Herbheit dieses Landstriches gewiss begeistert sein.
Hier, wo dunkel bewaldete Hügel den Horizont verstellen und zugleich eine Weite ahnen lassen, versinkt der Wanderer schnell in tiefe Gedanken. Selten, dass man auf diesem Weg jemandem begegnet. Was hier vorherrscht ist Stille.

„Nur wer in die Stille geht, kann sich selbst und der Welt wirklich begegnen“ schrieb einst ein großer Philosoph. Wir dürfen natürlich nicht mit dem Körper in den Wald gehen, „ohne mit dem Geist angekommen zu sein“.

Ist es nicht gerade die raue, karge Jahreszeit, der Spätherbst und der Winter, die oft für den Wanderer die ergiebigsten sind? Sie fordern seinen Geist und seine Phantasie heraus. Dass rauhes Wetter das Denken fördert ist in der Philosophie allgemein bekannt. Wenn Regen und Schnee die äußere Sicht einschränken, wendet der Blick sich nach innen. Und wenn auf den Feldern die Ernte eingebracht ist, fährt auch der ernsthafte Wanderer seine Ernte ein. Wer denkt der Wald wirke im Winter eintönig, der täuscht sich gewaltig. Gerade jetzt kann man die Phänomene der wandelbaren Natur besonders gut erkennen und viel Neues entdecken: Die wunderbaren Farbnuancen der flüchtigen Wolken am Abendhimmel, die Wirkung des Lichts das im Winter besonders sanft in die Baumkronen fällt. Das weiche und zarte Gezwitscher der Meisen, die Spuren von Vögeln und Wild im Schnee.

Wer genau hinschaut, wer sie beobachtet die Wunderwelt am Wegesrand, dem offenbart sich in der kalten Jahreszeit die Natur als eine „Sprache“ in der sich eine höhere Wirklichkeit offenbart. „Die Natur ist ein so riesiges und allumfassendes Wesen, dass wir ihr Antlitz nicht einmal ansatzweise erkennen können“, schrieb Henry David Thoreau. Nun, er musste es wissen, schließlich ist er der berühmteste Spaziergänger der Literaturgeschichte. „Um ein Wanderer zu sein, braucht man eine Berufung direkt vom Himmel. Man muss in die Familie der Spaziergänger hineingeboren werden. Ambulator nascitur, non fit – Spaziergänger kann man nicht werden – man ist es durch Geburt“, war seine Meinung.
Gerade hier, bei einem gemütlichen Spaziergang entlang des Philosophenweges kann in uns der Gedanke aufkeimen, dass die äußere Natur auch ein Weg sein kann die eigene wahre innere Natur wieder zu entdecken.
In der waldreichen Umgebung von Trippstadt finden Wanderer und Spaziergänger immer wieder jene kleinen Wunder der Natur die Fauna und Flora hier zu bieten haben. Schließlich ist die Natur weit mehr als nur eine Welt materieller Erscheinungen, für den berühmten amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson war sie: „die sprachliche Offenbarung des immateriellen Seinsgrundes der Allseele“.
Hier im winterlichen Pfälzerwald kann es passieren, dass der Wanderer sich plötzlich eingebunden fühlt in den Kreislauf der Natur, dass er mit einem Male jenes „Licht der Natur“ von dem der deutsche Philosoph Schelling so begeistert schrieb, in sich aufgehen spürt.

Der Spaziergänger wird auf jeden Fall viel mitnehmen von den winterlich-einsamen und romantischen Waldwegen des Pfälzerwaldes.

hukwa

Naturverbindungen

Bei meinen Wanderungen durch den heimischen Pfälzerwald, passiert es mir sehr oft, dass ich verwundert vor einer Pflanze, einem Baum oder einem Fels verharre und diese Teile der Schöpfung lange und sorgfältig betrachte. Während solcher Momente spüre ich besonders stark die Verbindungen zu den sichtbaren und unsichtbaren Kräften der mich umgebenden Natur. Ich verharre an einem Platz, betrachte eine wundersame Wurzelbildung und verschmelze für einen Moment ganz in der mich umgebenden Fülle der Naturerscheinungen. Ich nenne diese Momente das "Lesen im Schöpfungsalphabet". Erkennen und Erkenntnis, sind wie Physik und Metaphysik, das eine bedingt zwar das andere, dennoch benötige ich für Erkenntnis ein intuitives Wissen über das Sein. Während meines Verweilens vor diesen Geheimnissen der Schöpfung, ist es mir manchmal zumute, als hätte mich ein Bewusstseinsstrahl der alten Erdmutter getroffen und begleite nun meine Gedankengebilde auf meiner Wanderung. Erkennen und Erkenntnis ist nicht nur Wissen um den rationalen und mechanischen Ablauf der Schöpfungserscheinungen, sondern ist im Natursinn verstanden Ver – Bindung, Naturverbindung. Ich verbinde mich mit etwas! Ich verbinde mich mit der ätherischen Nabelschnur der alten Erdmutter, ich muss diese Schnurr nicht sehen, doch ich spüre sie. Dies nenne ich die Erfahrung von Naturerkenntnis, was gleichbedeutend ist mit Daseinserkenntnis. Es erscheint mir in solchen Momenten wie ein Urteilsempfang. Ich habe ein Urteil, eine Ur – Mitteilung empfangen, nun bin ich gerichtet eine gewisse Richtung zu gehen. Ich habe erkannt das in meinem Innern eine Bestimmung wurzelt. Eine Bestimmung die zu einer Zustimmung meines Seins, meines Daseins wird, zur Naturbestimmung, denn der Mensch ist Natur, er hat es nur vergessen. Denn der unbekannte Ort in uns ist die innere Natur. Ich lebe mein Leben als eine Reise von einem unbekannten Ort zum anderen Unbekannten. Dem Menschen ist eine gewisse Zeit auf erden vergönnt, er sollte diese zeit nicht oberflächlich zubringen. Denn das Leben ist eine Reise zum Unbekannten hin. Es ist gewiss ein Sinn unseres Daseins denn Geheimnisvollen Schleier des Daseins ein wenig zu öffnen. Ob wir uns in Gesellschaft befinden oder alleine sind, wenn wir tief in uns gehen, sind wir immer vom Gefühl ewiger Einsamkeit umgeben. Es ist einfach so, dass, solange in uns die Sehnsucht nach einer Welt jenseits der Relativität der Erfahrungen existiert, wir das Gefühl haben uns auf dem richtigen Pfad zu befinden. Alle Dinge die wir sehen sind aus dem kosmischen Urgrund hervorgegangen und durch jedes von ihnen können wir einen Blick in diesen Urgrund werfen. Jeder Fels und Baum vor dem ich verharre auf meinen Wanderungen widerspiegelt diesen kosmischen Urgrund. Ist somit eine Rückkehr zur Urnatur. Rückkehr zur Natur bedeutet ja nicht eine Rückkehr in primitive Verhältnisse, es bedeutet in erster Linie eine Rückkehr zu unserer inneren Natur, die letztendlich identisch ist mit unserer äußeren Natur und mit unserem Selbst. Sie bedeutet die Entfernung von der Zweckbestimmtheit unserer routinierten, oberflächlichen Handlungen die wir täglich vollziehen. Ein in sich selbst gehen und ein aus dem Selbst herausgeführtes Leben, gilt es zu führen. In uns gibt es etwas, das mehr als unser irdisches Denken umfasst, etwas das über dem sittlich und intellektuellem Anerzogenen aufbaut. Diesem "Umfassendem" gilt es sich zu nähern. Karl Jaspers prägte den Begriff des "Umgreifenden", was für ihn das Übergegenständliche, aller Erfassbarkeiten Überlegene der Welt darstellt. Das "Umfassende" geht noch einen metaphysischen Schritt weiter, denn es bezeichnet eine Grundsituation auf die wir über philosophisches Denken stoßen, etwas das unser ganzes Leben um – fasst, das kosmische Selbst. Eine Rückkehr zu unserer inneren Natur ist daher eine Rückkehr zu unserem kosmischen Selbst. Am nächsten bin ich ihm im Moment des "Verschmelzens mit meiner Umgebung", wenn ich mit ihr eine Ver – Bindung eingehe.

hukwa

Mittwoch, 23. November 2011

Wir wollen uns den Tag vergolden

Heute war ich unterwegs auf einem meiner heimischen Spaziergängen durch den Pfälzerwald. Einmal am Tag wandere ich so durch die Wälder und zücke dann Papier und Stift wenn mir gerade ein Vers in den Sinn kommt. Seit Tagen scheint eine meditative Novembersonne und man könnte fast meinen es sei immer noch Oktober. Das gefärbte Herbstlaub schenkt jenes Gefühl des ewigen Stirb und Werde der Natur wie man es eben nur im Herbst empfinden kann. Unter einer mächtigen Birke ließ ich mich nieder, ein Hexenring von Fliegenpilzen lud mich ein hier zu rasten. Theodor Storms Oktoberlied ging mir durch die Sinnen während ich hier Rast hielt.
Der Nebel steigt es fällt das Laub
schenk ein den Wein den holden
wir wollen uns den grauen Tag
vergolden ja vergolden.

Solche Momente sind die Würze einer Wanderung. Der Moment wo man plötzlich etwas ganz nahe ist, einem Vers oder einem Bild das in uns auftaucht und das man mit einem Mal in seiner ganzen Einmaligkeit versteht.
hukwa

Dienstag, 22. November 2011

Im Träumergarten

Tief in mir drinnen
wo wie in einem Labyrinth
die Träume ruhen
und Ungesagtes
ausgesprochen wird
wo noch einmal
die Kindheit
durchlebt und durchlitten wird
dort wie in dunkler Zwiesprache
die Wirklichkeit erlitten wird
und Zukunft und Vergangenheit
auf ewig sich zusammen schließt
Tief in mir drinnen
wo wie in einem Labyrinth
das Leben sprießt
mein Kinderherz die Vergangenheit grüßt
wo ich vor den Wundern nicht die
Augen verschließe
Tief in mir drinnen im
Träumergarten.
hukwa

Sonntag, 20. November 2011

Mitbringsel aus dem Wald

Baum
Zeuge aus besseren Tagen
Mahnmal des Augenblicks
Verbinden sich deine Lebenslinien
Mit dem Geäder der Zeit
Weisend
Auf die Unberechenbarkeit der gegenwart.
hukwa

Winterwald
Verzaubert
der Wald
Raureif bannt
Baum und Strauch
manchmal ein einsamer klagender Vogellaut
zwischen gefrorener Stille und Ahnung
das Eingehen in die Welten
das Geräusch von knisterndem Holz unterm Schuh erinnert an
archaisches.
hukwa

Waldeinsamkeit
Der Schlag mit der Axt in
gefrorenes Holz
weckt den Wald
das Echo verrollt im Tal
eine Waldtaube flattert klatschend auf
zwischen Axthieb Echo und Flügelschlag
bin ich Eins mit der
Seele des Waldes.
hukwa

Waldmonat
In den Wintermonaten
fühlt man sich hier im Tal
wie in einem Kokon
in den Nächten erwacht man vom Schrei des Dachses
am frühen Morgen
durchkreuzt der letzte Ruf des Waldkauz die Gedanken.
hukwa

Samstag, 19. November 2011

Waldeinwärts

Huflattisch begleitet mich stille
Sonne spendet aus Bäumen ihre Fülle
entlang meiner Wanderwege
Hier im Wald sind alle Wunder wach
die meiner Jugendtraum erdacht.

Waldeinwärts meine Beine gehn
Bin ganz beklommen vom vielen Sehen
Ogrüne Flur o Wälder glühen
wie oft lief ich in dich hinein
als kleiner Junge und als Mann.

Die Jahre zogen rasch vorbei
verloren die Jugend doch der Wald ist mein
so viele gingen schon Heim
doch hier bei dir schau ich sie oft
die alte Geisterschaft.


Als Knabe weilt ich schon bei dir
die erste Liebe fand ich hier
wenn ich der Welt mal überdrüssig bin
bei dir ich meinen Frieden find
denn meine Seele ist durch dich Gestimmt.

Vom Wald Gestimmt ziehts mich hinaus
durch Dickicht Flur durch Busch und Kraut
im Wald allein bin ich daheim
die großen Städte sind mir eine Pein
Nur in den Wald gehör ich hinein.

Es zieht mich in den Wald hinein
Weil Gottes Atem dort waltet so rein
durch Fichtendickicht will ich wandern
und unter Eichen möchte ich rasten
auf keinen Fall will ich durchs Leben hasten.

Denn Wald kenn ich von Anfang an
er ist mein Freund und mir nie Gram
im Wald allein bin ich daheim
hier löst sich alle Seelenpein.
hukwa


wenn ich die welt dann überdrüßig bin

Freitag, 18. November 2011

Wanderdichter

Nächtliche Seele
von Dämonen gejagt
Einsamer einzelgehender
Wanderer
an der
Peripherie
deiner Zeit
Gehend zwischen Zartheit und Ironie
zwischen
Gefühl und Zahl
zwischen
Gemüt und Gedanken
bist du
Wanderer durch unbekannte
Materie.
hukwa

Donnerstag, 17. November 2011

Letzter Falter im Herbst

Wanderer
zwischen den Welten
Geboren aus blauer Nacht und goldenem Regenbogen
ein Mantel
Gewoben
aus Sonnenschein
die Flügel von Elfen bemalt
Falterleben Menschenleben
ein kurzes farbenprächtiges Fest
O Wunder
Leben einem Wurm entblüht
des bunten Sommers letztes Lied
entschwebst du wie ein Märchenprinz
hinter das Antlitz der
graniternen Sphinx.
hukwa

Mittwoch, 16. November 2011

Waldunke

Unke
rief die ganze Nacht
hat mich um den Schlaf gebracht
Unke
Wunderschöne
des gehörnten Pans
Familaris
Unke unterm
Wurzelstumpf
liebst die Moose und den Sumpf
lauerst bei den dunklen Wassern
Unke
Weisheitskröte
Nacht ist deine Seele
Gottschwarz dein Revier
Unke
Wunderschöne
wenn dur rufst
komm ich zu dir.
hukwa

Dienstag, 15. November 2011

Sternenwanderer

Venus
In dem Kreis der Himmelslichter
Stehst du in der Götterbahn
Schickst du Harmonie und Frieden
Fackelst du den Morgen an
Weise Taube dein Symbol
Eros deine Tochter
Das Kind der Liebe ist es wohl
Gezeugt aus zwei entgeggesetzten Polen
Hagiel deine Intelligenz
Ketmet dein Geist
Damit lenkst du Harmonie und Schönheit
Hohepriesterin der Kunst
Asmodel dein Engel herrscht
Wenn du blinkst im Morgenlicht
Bist du jene astrale Substanz
Die dem Menschen Formen schenkt.
hukwa

Montag, 14. November 2011

Eine Nachtwanderung

MIch laufe hinein in den Wald. Ein kalter Novemberabend mit Nebel versinkt langsam und weicht der Nacht. Vom Boden steigt feuchte Luft empor und die ersten Sterne zeigen sich am Himmel. Das Mondlicht reicht nicht aus den Weg zu erkennen so folge ich dem Strahl meiner Taschenlampe, die mich immer tiefer in den Wald lockt. Die halbverfaulte Brücke die über den Waldbach führt knarrt unter meinen Füßen, eine Wildente fliegt erschreckt auf, ich höre wie sie sich in einiger Entfernung wieder niederlässt. Ich bin beruhigt den ich wollte nicht ihren Nachtschlaf stören. aus einiger entfernung lockt der Waldkauz und plötzlich bricht ein Reh durchs Unterholz. Ich laufe weiter in den Wald hinein, spüre die Seele des Waldes die hier überall atmet. Nach etwa einer Stunde bin ich auf dem Berggipfel angekommen. Eine tiefe nächtliche Waldstille umgibt mich hier als existiere außer mir kein anderes Wesen. Selbst der Wald scheint tief zu schlafen. Ich lass mich auf einem Baumstumpf nieder und gebe mich ganz der Stimmung dieser Landschaft hin. Mir ist zumute als würde ich die Welt anhalten. Ich fühle mich ausserhalb der Zeit und gefangen in meiner Eigenzeit.
hukwa

Sonntag, 13. November 2011

Wanderer in der Nacht

Im Wald fühl ich mich geborgen
zu jeder Tageszeit
besonders jedoch
zur Mitternächtlichen Stund.

Keiner stört das Waldesschweigen
wenn die diamantenen Sterne
sich wie
Flammen über ihn neigen.

Wanderer bin ich in den Wäldern
Nachtdurchtränkt sind meine Pfade
und in meine Träume dringt
silbernes Vollmondgeflimmer.
hukwa

Still ist die Welt des Wanderers

Still ist die Welt des Wanderers
Der Tag ist in die Nacht gesunken
Nacht ist das Land der Schweigsamkeit und
Seeleneinsamkeit
Wo der Wanderer neue Wege erkundet
Man denkt die Welt vom Schlaf umfangen
Und doch ist nur ein anderes geheimnisvolles Leben um dich
Du ahnst es nur nicht.
hukwa

Samstag, 12. November 2011

Wotan der Wanderer

Hängend am stürmischen Baume
Rang ich in den Nächten
Mit riesichen Mächten
Ohnmächtig zwischen den Zeiten
Harrend meines göttlichen Anspruchs
Stürz ich in tiefste Nacht
Neun Nächte hing ich
Mit Lied Runen band ich
Die tödliche Macht
Ich bin der Gestaltende
Wotan der Waltende
Odin der Erkennende
Der alles Benennende
Der ewig Handelnde
Der Alles Verwandelnde
Alles umfassende Geist
Und nach neun Nächten
Am stürmischen Baume
Bin ich der Andere
Ewig Vertauschte
Immer Berauschte
Odin der Wandelnde
Bin ich der Alte
Immer der Gleiche
Ewig entweichende
Niemals Erreichte
Dunkele Gott
Ich bin der Verfluchte
Immer Gesuchte
Neunmal gehangene
Dunkle Gott
Wenn in den Nächten
Die Seele erbebt
Bin ich der Waltende
Ewig Gestaltende
Immer bewahrende
Dunkele Gott.
hukwa

Wanderung in den Morgen

Morgen
erscheinst du mir wie gehauener Stein
eiskalter Kristall
bist du Künder von Neuem
dein Dämmern ist der
Seele wärmender Mantel
Morgen
mit graniteren Antlitz
durchwebst du mein Sein
in dich hienein laufend
ist wirkliches Tun
übergießt du für einige Stunden
den Tag mit überfrischender Fülle
Morgen
Bruder des Regenbogens
Muse des Wanderers
bist du Augenblick
der Zukünftiges und Vergangenes zusammenhält.
hukwa

Freitag, 11. November 2011

Novembermond

Noch einmal seh ich hinaus
ehe ich die Türe schließe
sieh wie über Baum und Haus
der weiße Vollmond fließt
die Bäume stehn fast silbern
gespenstisch anzusehn
die Birke im Garten rauscht
erscheint mir heut fast Grau
ein Kauz lockt aus der Ferne
kalt blinken am Himmel die Sterne
ich bin wohl schon im Traum
die Nacht vergeht sehr leise
noch lange liege ich wach
vom weißen Vollmond bewacht.
hukwa

Donnerstag, 10. November 2011

Finsterbrunnertal Brunnen

Tisch aus Stein
Vermooste Holzbank
Der Brunnen singt wie in Versen Eichendorffs
Kristalklar das Wasser
Versteckt die Quelle
Hinter Brombeergerank
Jetzt könnte der Reisewagen aus dem Taugenichts vorfahren
Magelone ihm entsteigen
Ein Rotkehlchen trinkt an der Wassersohle
Baumläufer klettert an gebrochender Fichte
Novembermorgen im Finsterbrunnertal.
hukwa

Die stillen Waldteiche

Ich mag die stillen Waldteiche
die dunklen
von Pappeln und Weiden umsäumten
ich mag die dunklen Teiche in Vollmondnächten
wenn der Kauz lockt
und der gleitende Flug der Fledermäuse
das Wunder der Seele erahnen lässt
Fern vom Getöse dieser Zeit
such ich die stillen Waldteiche
die von Pappeln und Weiden umsäumten
hier wo ich dem Mondlicht so nahe bin
spür ich meiner Seele erbeben.
hukwa

Mittwoch, 9. November 2011

Oberon im Pfälzerwald

Durch den dusteren Wald
trägt das Horn den Ton
durch die dichten Fichtenwipfeln
seh ich flink Oberon schlüpfen
dunkler Widerhall
goldenes Horn erkling
Erinnerung die vor Wehmut flieht
Herz bleibt unversehrt
Zauber oder Traum
Tröstung leichter Art
nennt es Geisterspuk
oder auch verrückt
was für euch versank
ewig ist verblasst
mir wirds offenbar
in dem dusteren Wald
wo Oberons Horn erschallt.
hukwa

Gefällte Bäume- Erfahrung während einer Wanderung

Gefällte Bäume
Der Himmel spannt sein blaues Zelt
durch den Kiefernwald zieht Harzgeruch
frisch gefällte Bäume
Rindenlos
liegen sie da
jeder Jahresring erzählt seine eigene Geschichte
von Schneebruch
Stürmen
Sommerhitze
Vogelhochzeit
gerade gewachsene Stämme
krumme Jahresringe
Wege die das Leben schrieb
ich setze mich zu ihnen
Schweige mit ihnen
die sich aus dem vollen Leben verabschieden.
hukwa

Spontaner Spaziergang

Ich gehe Wandern
ganz Spontan
versuche eins zu sein
mit Vogel Baum Stein und Strauch
oft sitze ich mit verschränkten Beinen
lange unter einem Baum
ich lebe wie der Reiher hier im Tal
am Abend bewundere ich das Mondlicht
am Morgen die Sonne
Gedichte schreiben ist wie die Arbeit des Mistkäfers
gelebte Poesie.
hukwa

Dienstag, 8. November 2011

Märchen aus der Trippstadter Landschaft

Das Ritterfräulein und der junge Schäfer

Vor langer Zeit lebte auf der Burg Wilenstein ein schönes Burgfräulein. Eines Tages erschien dort der Schäfer vom Aschbacherhof mit seinen Schafen unterhalb der Burg. Er war ein hübscher junger Mann und nach seinen Manieren zu urteilen konnte er nicht immer ein Schäfer gewesen sein. Das junge Fräulein fand eines Tages den Schäfer schlafend bei seiner Herde vor. Als er erwachte und die Jungfrau erblickte, verliebten sich beide ineinander. Von nun an sahen sie sich jeden Tag. Hier im tiefen Pfälzerwald sah ihnen niemand beim Liebesspiele zu. Auf der Burg aber wies die Schöne alle Freier ab, ohne ihrem Vater den wahren Grund zu nennen. Dieser wollte sie mit dem reichen Ritter Siegbert vermählen. Nach dem Verspruchsfest im Herbst ritt der Ritter wieder zu seiner Burg zurück, im nächsten Frühjahr sollte die Hochzeit stattfinden.

Das Fräulein durfte von nun an den Schäfer nicht mehr sehen. Jeden Abend ertönte der Klang der Hirtenflöte vom Tal hoch hinauf auf die Burg, so dass sie es hören konnte. Als es langsam in den Winter hineinging, vertönte auch der Klang der Hirtenflöte. Die Braut suchte nach einem Vorwand, den Geliebten wieder sehen zu dürfen. Sie bat ihren Vater zu dem im Karlstal hausenden mönchischen Klausner zur Beichte gehen zu dürfen. Auf ihrem Gang dorthin schritt sie über die Wiesen, über die sie im Sommer zu zweien geschritten waren, auf der Suche nach dem Geliebten. Sie traf die Herde aber mit einem anderen Schäfer. Von ihm erfuhr sie, dass sein Vorgänger nicht mehr am Leben sei, denn vor Gram sei ihm das Herz gebrochen. Unglücklich lief das Fräulein zum Klausner um bei ihm Trost zu suchen. Dieser hörte ihr zu und weinte mit ihr. Auf dem Heimweg aber ertrank das Fräulein von Flersheim im Mühlenweiher. Der Vater erfuhr nun die ganze Liebesgeschichte seiner Tochter vom Klausner. Er ließ im Tal des Aschbachs eine Kirche erbauen zum Gedächtnis der beiden Liebenden. Tochter und Schäfer wurden in der Kirche zu Aschbach begraben. In einem Stein am Turm ließ er zum Andenken an beide eine Flöte und einen Hirtenstab einmeißeln. Die Kirche am Aschbacherhof ist lang schon zerfallen, doch der Turm steht noch und Hirtenstab und Flöte kann man heute noch dort bewundern. Doch auch im Karlstal bei Trippstadt findet sich bei der alten Höhle des Klausners eine Inschrift auf der wir lesen können:


dies kreitz bekundt vom wilenstein

dem burgherr welgott gnad verleihn

um seines töchterleins fruen tod

hie in der flut auss selennot.

zu aschbach izund gleich im grab

ruth rittersbraut bei hirtenknab.

der klausner wollt es gar verhüten

hätt bass gefruchtet sein fürbitten.

die büsser wandrer gott befehl

gleichsonst all ellendt, pilgersel.


Des Johannis Kreuz – Eine Sage um Johanniskreuz

Der Ritter Reinhard III. von Hohenecken war nicht nur ein reicher, sondern auch ein sehr mächtiger Mann. Ausgestattet mit dem Titel eines Reichschultheiß verwaltete er die Kaiserburg zu Lautern und die Reichsodien auf dem Trifels. Er besaß das Wegerecht an den wichtigsten Straßen die die damalige Pfalz durchzogen. Da die Zeiten recht unsicher waren und sich allerlei Raubgesindel umhertrieb, traute man sich gerne dem Schutze seines Trosses an und zahlte ohne Murren das Weggeld.

Als mächtiger Mann der er war, wusste er wohl um seine wichtige Stellung und war daher nicht zimperlich, wenn es darum ging etwas durchzusetzen. So ließ er an der Grenze seiner Wälder Steine setzen und sein Wappen hinein meißeln. Dort, wo die alte Hochstraße durch den Pfälzerwald führt und sich mit vielen anderen Wegen kreuzte, wo fremder Besitz an seinen heranreichte, ließ er ein Kreuz errichten mit seinem Wappen darin. Von einem Steinhauer aus Lautern ließ er dieses fertigen und von dort aus den weiten und langen Weg zu jener Stelle bringen die heute Johanniskreuz heißt. Er war selbst dabei als das Kreuz dort errichtet wurde.

Irgendwann kam sein Nachbar Johannes von Willenstein an dem neu errichteten Kreuz vorbei und war sehr verärgert über die Handlung des Ritters Reinhard. Er gab den Auftrag aus dem harten Buntsandstein des Pfälzerwaldes ein noch größeres Kreuz anzufertigen. In der Mitte von diesem Kreuz und auf jedem Querarm ließ er sein Wappen hineinschlagen. Er ließ dieses Kreuz ebenfalls dort anbringen. Die Menschen die an dieser Stelle vorbeikamen, trieben ihren Spott darüber, wenn sie sagten: "Schau des Johanniskreuz"! Mit der Zeit entstanden auf der Waldlichtung kleine Katen, Gehöfte und Rasthäuser und es dauerte nicht lange da nannte man diese kleine Siedlung Johannis Kreuz.

Die Schätze zu Wilenstein

Bei der Burgruine Wilenstein im Karlstal bei Trippstadt zeigt sich manchmal den dort spielenden Kindern eine Schlangenkönigin mit einer wunderschönen gol-denen Krone auf ihrem Haupte. Es heißt, in den unterirdischen verschütteten Gewölben der uralten Burg, steht eine vermoderte Kiste in der wertvolle Schätze aufbewahrt sind.

Ein Hund mit feurig glühenden Augen sitzt auf der Truhe und hält den Schlüssel in seinem Rachen. Ein Knecht vom nahen Willensteinerhof unternahm einmal den Versuch die Schätze zu heben. Aber vor lauter Angst vor der Bestie flüchtete er und betrat die Burgruine nie wieder.

Manchmal lässt sich in Vollmondnächten statt des Hundes auch ein schwarzer Mann in den uralten Ruinen sehen. Die seit vielen Jahrhunderten verschütteten Kellergewölbe sollen auch einen besonders kostbaren Wein bergen, der in seiner eigenen Haut liegt.


hukwa