Sonntag, 17. März 2019

Das römische Relief von Kindsbach

Foto©Archiv Geißenbauer


Das gallo-römische Relief von Kindsbach zeigt einen Knaben der einen Vogel in der linken Hand hält. Das Kind trägt ein knielanges weites Gewand, eine Sagum (gallischer Rock), mit herunterhängenden Ärmeln. Dieses Relief wurde zwischen 1847 und 1906 im Bereich des Quellheiligtums bei den Heidenfelsen am Gutenborn gefunden. Möglicherweise war es damals vergraben. Als sich die gallo-römische Bevölkerung im 4. nachchristlichen Jahrhundert vor den heranstürmenden Germanenstämmen nach Galllien zurückzog wurden viele Weihesteine vergraben, weil man die Befürchtung hatte das diese entehrt und zerstört würden. Wahrscheinlich hat der Boden um das Quellheiligtum noch lange nicht allle seine Geheimnisse preisgegeben. Das Steinrelief gelangte nach Mannheim zu einem privaten Sammler und schließlich nach Speyer ins historische Museum. Heute befindet sich eine Kopie des Steins in Kindsbach.
Bei den Römern gab es keine Kinderkleidung sondern die Kinder trugen eine verkleinerte Form der Erwachsenen Kleidung. Da kein römischer Friedhof in der Nähe des Quellheiligtums gefunden wurde kann man bei dem Bildnis von einem Weihestein ausghehen.
Bei dem Vogel den der Knabe in der Hand hält handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um eine Taube. Die Taube kommt im Kult der Astarte im Orient vor. Schon in vorchristlicher Zeit gab es das Bild der Taube als Symbol der Seele. Aus dem gesamten gallischen Bereich gibt es ca. 20 Reliefdarstellungen, von Kindern die einen Vogel tragen, wobei der Vogel zumeist in der linken Hand gehalten wird. Wahrscheinlich gehörte das Relief zu einer größeren Reihe von Weihesteinen die um und in der Nähe des Matronenheiligtums aufgestellt waren.

©hukwa