Foto und Malerei©Hans Wagner |
Hier einige Hannapelverse wie sie in
früheren Zeiten in der Pfalz von Kindern gesungen und vorgetragen
wurden, als man noch von Haus zu Haus zog und „Fasnachtsküchelcher“
einsammelte. Dieser uralte Brauch ist verloren gegangen oder wird
Heute nur noch in wenigen Dörfern von der Jugend durchgeführt.
Die „alt Fasenacht“ hatte ein ganz
anderes Gesicht als Heute.
Mit dem Dreikönigstag wurde einst die
Fastnacht eingeleitet. Bemerkbar machte sie sich aber immer erst in
den letzten Tagen. So hieß es in der Westpfalz: „Sunndaaks is
Herre – Fasnacht, Dinschdaaks ist Baure – Fasnacht,
Dunnerschdaaaks is – Weiberfasnacht“.
Schon im Mittelalter war Fastnacht ein
symbolisches Fest in der Pfalz (und natürlich auch anderswo), vor
allem im bäuerlichen Leben.
Das Rauchhuhn (Raachhinkel) musste vom
Leibeigenen geliefert werden. Die Esslust, die den Winter mit
„Metzelsupp“ und „Quellfleisch“ einleitete, erreicht vor der
Fastenzeit nun noch einmal einen Höhepunkt.
Jeder lässt sich die guten Pfälzer
„Kiechelcher“ schmecke die nun zuhauf gebacken wurden. Der
altbekannte Geruch strömt nun durch die dörflichen Gassen und lässt
ahnen was drinnen in der Stube passiert. Die Kinder ziehen los und
Sammeln „Kiechelcher“, diese Art des „Betteln“, nannte man
„Hannapel“ oder „Fechten“. In verschiedenen Dörfern wird von
den kleinen „Forderern“, ein Holzsäbel in die Küche gehalten
und die Hausfrau steckte „Kiechelcher“ daran. Hierher rührt auch
der Pfälzer Ausdruck - „Fechten“ - was Betteln bedeutet. Wer am
Aschermittwoch zu spät zur Schule kam hieß „die alt Fasnacht“,
daher der heute noch vieler Orts gebrauchte Ausdruck: „Er kommt
hinterher wie die alte Fastnacht“.
Hannapel – Verse
Verzeh Daa vor Fasenacht
hot mei Vadder es Sau geschlacht
Verzeh Daa denoo
is nix mer de vun doo.
Ach Bärwel, ach Bärwel
hols Wäljerholz her ,
es dünkt mich und deit mich,
als wenn Fasenacht wär.
Ich bin der kleine König,
gib mer nit zu wenig,
lass mich nicht zu lang haus stehn
ich will noch ein Haus weitergehn.
Die Pann kracht, die Pann kracht,
die Küchelcher sein geback
eraus met, eraus met
un meer in mei Sack.
Dort drowe in de Ferscht
dort hängt e Stang voll Werscht
do is die än so klä
do nem ich zwä fer ä.
Hanabel die Han
die Fasnacht geht an
Eier e raus Speck e raus,
de Fuchs springt ins Hinkelhaus
holt die Eier all e raus
Heit iwers Johr
sin mer wider do.
Küchelcher raus Küchelcher raus
Fasnacht kummt Heit ins Haus
Küchelcher raus Küchelcher raus
sonscht schlamer eich e Loch ins Haus.
Hahn, Appel Hahn (hanabelan)
die Fasnacht geht an
Eier e raus
oder ich schick de Fuchs ins
Hinkelhaus.
Über die Wurzeln der Weiberfastnacht
oder des Weiberdonnerstag.
Zu Brauchtum und Sage der pfälzischen
Altweiberfastnacht
Der „Alt – Weiberfastnacht“ liegt
folgender Brauch zu Grunde: An diesem Tag hatten die Frauen nach
uralter Sitte und ungeschriebenen Gesetz unumschränkte Herrschaft
und das Recht, in dem zu Dorf oder Stadt gehörenden Gemeindewald
einen Baum zu fällen. Sie durften ihn verkaufen oder versteigern und
mit dem Erlös feierten sie dann ein Gelage. Dieses Recht übten die
Frauen sehr lange aus, bis ihnen in neuerer Zeit von der
Forstbehörde, der „Baumfrevel“ verboten wurde. Wie es so weit
gekommen ist dass die Frauen an einem Tag die „Herrschaft“
übernehmen durften, darüber berichtet und die Volkssage folgendes:
In heidnischer Zeit berief ein König
einmal alle Männer zum Kriegsdienst ein. Die Frauen waren über
diesen Erlass sehr bestürzt, sie suchten denn König auf und baten
ihn dass er ihnen eine Bitte gewähre, er möge ihnen soviel – als
Ersatz für ihre Männner – von seinem Eigentum abgeben, als jede
einzelne Frau tragen konnte. Der König gewährte die Bitte und so
nahm jede Frau ihren Mann auf ihre Schulter und eilte davon.
Begeistert und gerührt von dieser Tat beschlossen die Männer ihren
Frauen und deren weiblichen Nachkommen auf ewige Zeiten an diesem
Tag, es war ein Donnerstag, die Herrschaft zu übertragen. Die Frauen
machten sich dieses Recht zur Pflicht und versäumten nicht an diesem
Tag in die Wälder zu gehen und einen Baum zu schlagen um mit dem
Erlös einen Tag und eine Nacht ein Gelage zu feiern.
Vor allem in den pfälzischen Dörfern
zogen an diesem „fetten Donnerstag“, wie ihn der Volksmund nennt,
die Frauen unter Ausschluss der Männer in die Wirtshäuser um zu
trinken und den „Weiberbraten“ zu verspeisen.
Am Nachmittag dieses Tages zogen die
Frauen durch den Ort um den „Fasnachts – oder eben Weiberbraten“
einzufordern. Dabei sangen sie folgende Lieder:
Ach Frächen, geb uns ein Fasnachtsei,
Sonst schlien mer eich eier Düppen
entzwei.
Zwei sollt ihr geben,
Lang sollt ihr Leben.
Droben in den Harsten
Hangen sieben Ellen Bratwurst;
Schneit hoch, schneit nieder,
Schneid die langen,
Lasst die kurzen hangen.
Oder
Ach Peternellchen! Die Fasnacht is do,
Da backen wir gude Schnittchen,
Da sind wir alle froh.
Stell die Lätter on die Wond,
Un schneid den Speck bloß ellelang.
Dass der Fasching bereits die
Frühlingsbräuche einleitete ist volkskundlich bekannt. In
verschiedenen Landstrichen der Pfalz, des Hunsrücks und der Eifel
wurden am Vorabend des „fetten Donnnerstags“ Vorbereitunge
getroffen, diesen Tag festlich zu begehen. Die Jugend sammelte Eier,
Speck und Milch, man schmückte sich mit Bändern zündete das
„Fasnachtsfeuer“ an und speiste gemeinsam.
Solches Brauchtum zeigt uns wie eng
Fastnacht und Frühlingsbrauchtum verbunden sind. Das einigende Band
der Fastnachtsbräuche ist der Bezug zur Fruchtbarkeit. Nach Fasching
beginnnnt bald das ländliche Jahr. Aussat, das Vieh bekommt
Nachwuchs, Wälder und Wiesen werden langsam wieder grün.
Frazer berichtet „in der
Nachbarschaft von Tübingen wird am Fasnachtsdienstag ein Strohmann
zu recht gemacht, der den Namen Fasnachtsbär trägt. Er wird in ein
paar alte Hosen gekleidet, und eine frische Blutwurst oder zwei
blutgefüllte Spritzen werden an seinem Halse befestigt. Nach einer
förmlichen Verurteilung wird er enthauptet, in einen Sarg gelegt und
am Aschermittwoch auf dem Kirchhof begraben. Dies heißt den Karneval
oder die alt Fasnacht begraben.“
„In der Normandie war es früher am
Abend des Aschermittwochs Sitte, eine Zeremonie genannnt „die
Beerdigung des Fastendienstags“ abzuhalten. Ein schmutziges Bild in
Lumpen gehüllt, einen zerbeulten Hut über dem unsauberen Gesicht,
den großen, runden Bauch mit Stroh ausgestopft, stellte den
verrufenen, alten Müßiggänger dar, der nach einer langen Reihe von
Ausschweifungen (Fasnachtstreiben) nunmehr für seine Sünden büßen
sollte. Auf den Schultern eines handfesten Burschen, der unter der
Last zu wanken vorgab, wurde diese volkstümliche Verkörperung des
Karnevals zum letztenmal in einer Weise durch die Strassen geführt,
die keineswegs einem Triumphzug glich und in Begelitung eines
höhnenden Gesindels, in dessen Reihe die Strassenjugend und das
ganze Lumpengesindel der Stadt in großen Massen aufmarschiert waren,
wurde die Figur bei dem flackernden Licht der Fackel zu dem
unharmonischen Getöse von Schaufeln, Feuerhaken, Kochtöpfen und
Pfannen, Hörnern und Kesseln, vermischt mit dem Hohngelächter,
Gestöhne und zischen der Menge umhergetragen“.
Lit.Hinweise:
Albert Becker: Pfälzer Volkskunde.
G.Fagner: Pfälzer Fasnacht.
©hukwa