Heidenfelsen Kindsbach - Foto©Hans Wagner |
Über vier Jahrhunderte
besiedelten die Römer die Pfalz. Mit der Eroberung Galliens durch
Caesar (58-52 v.Chr.) gelangten das oberrheinische Gebiet und die
dort lebende keltische Bevölkerung zunehmend unter römischen
Einfluß. Entlang des Rheins wurden aus militärstrategischen Gründen
zahlreiche befestigte Lager eingerichtet. Es entstanden mit der
römischen Eroberung ein großes Wegenetz mit Militärstrassen und
Pferdewechselstationen. Das von den Römern und ihren Hilfstruppen
besetzte Gebiet wurde sehr schnell in das wirtschaftliche und
kulturelle Gefüge des römischen Reiches eingefügt, so das man
bereits nach wenigen Jahrzehnten von einer gallo-römischen
Bevölkerung ausgehen konnte. Mit der Verlagerung der römischen
Reichsgrenze nach Osten und vor allem dem Bau des Limes (74n.Chr.)
begann eine über hundert jahre andauernde Friedensphase in unserem
Gebiet. Es entstanden zahlreiche Siedlungen und Gutshöfe (villa
rustica).
Die Pfalz gehörte nun zur
römischen Provinz Germania Superia (Obergermanien). Verwaltungssitz
war Mainz (Mogontiacum). Der römische Name von Mainz geht zurück
auf den keltischen Lichtgott Mogo.
Besonders großen Wert
legten die Römer auf den Ausbau der Strassen. Schon die Kelten
hatten ein gut ausgebautes Strassennetz, das sie auch benötigten
denn sie mussten ja ihre berühmten Streitwagen auf diesen Strassen
und wegen bewegen können. Vielfach haben die Römer diese Strassen
einfach nur weiter ausgebaut und zunächst für militärische
Bedürfnisse angelegt. Doch kamen diese Strassen auch dem zivilen
Verkehr zugute. Neben den großen staatlichen Fernstrassen, den „viae
publicae“, gab es schon früh eine große Anzahl von Wegen zweiter
Ordnung, die von Anfang an für den bürgerlichen Verkehr bestimmt
waren, die „viae vicinales“. Auf all diesen Fernstrassen war der
Post- und Personenverkehr durch Posthaltereien, „mutationes“, zu
Pferdewechsel sehr gut organisiert, bei fast allen Stationen befand
sich auch eine Schmiede und Wagnerei. Ein Verkehrknotenpunkt dieser
Römerstrassen befand sich in Johanniskreuz. Eine weitere Strasse kam
von Landstuhl her lief am „Großen Berg“ (gallo-römische
Festung) vorbei bis nach Kaiserslautern zur Galgenschanze wo sie sich
mit weiteren Strassen vereinigte. Im Bereich des Universitätsgeländes
von Kaiserslautern, beim Dansenberg findet sich heute noch ein alter
römischer Strassendamm. Diese alte Strasse kommt von Dansenberg her
und läuft zur heutigen Bundesstrasse. Die Römerstrasse hat hier
mehrere Einschnitte im Berg verursacht, sie führt hoch nach
Johanniskreuz zum uralten „Strassenknotenpunkt“.
Doch nicht nur die
ehemaligen Römerstrassen geben Zeugnis von der Romanisation in
unserem Landkreis auch römische Denkmäler die oft eine sonderbare
Vermischung mit keltischen Göttern eingingen (hier sei u.a. der
„Bumberhannes“ erwähnt) zeigen einen Bereich des lokalen Lebens
wo römische und keltische Kunst miteinander verschmolzen. Ein
besonderes Beispiel hierüf sind die Jupitergigantensäulen, die
außer im gallisch-germanischen Raum im Römischen Reich nicht
bekannt waren. Dies sind bis zu 12m hohe Säulendenkmäler, deren
Basis ein quaderförmiger Viergötterstein, auf dessen Seiten vier
Götter als Relief abgebildet sind. An einigen war eine
Weiheinschrift an Jupiter, die den Dedikanten (Stifter) des Monuments
nennt. Daruf folgt ein Zwischensockel mit dem Wochengötterstein, der
die Wochengötter zeigt. Obenauf war die Säule, die von der
Skulpturengruppe eines einen Giganten niederreitenden Jupiters
abgeschlossen wird. Diese Gigantenreiter waren dem höchsten Gott des
römischen Pantheons geweiht aufgestellt waren sie meistens in der
nähe römischer Siedlungen. Eine solche Säule wurde in Hohenecken
gefunden und wurde damals ins Museum nach Saarbrücken verbracht.
Weitere Säulenreste fanden sich in Katzweiler und Obernheim. Daneben
finden sich noch eine Reihe weiterer Denkmäler und Weihereliefs die
bei Heiligtümern aufgestellt und den dort verehrten Gotttheiten
geweiht waren. Vor allem die weiter Verehrung keltischer Götter in
römischer Zeit lassen sich an alten Heiligtümern wie dem
Quellheiligtum „Gutenborn“ bei Kindsbach beobachten.
Dieses Heiligtum befindet
sich in direkter Nähe der Bergfeste „Großer Berg“. In diesem
Quellbereich fanden seit 1903 immer wieder einmal Ausgrabungen statt.
Direkt bei der Quelle befinden sich Matronengruppen. Der „Gutenborn“
ist ein sehr bekanntes Quellheiligtum über das in der einschlägigen
Heimatgeschichtsliteratur bereits eingehend berichtet wurde. Ebenso
über die Bergfeste „Großer Berg“. Der Fruchtbarkeitskult der
keltischen Bevölkerung spricht aus diesen zum Segen der Erde und des
Ackerbaus aber auch der Reisenden errrichteten Heiligtums.
Die Matronen sind keltische
Muttergottheiten, deren Kult vor allem in den ehemals keltischen
Gebieten von Gallien, germanien und Britannien von der einheimischen
Bevölkerung ausgeübt wurden. Sie sind meistens als sitzende
weibliche Figuren dargestellt, die Symbole der Fruchtbarkeit so
Schalen mit Obst zwischen den Händen auf ihrem Schoß halten.
In Landstuhl auf der
Sickingenburg Nannstein befindet sich über dem Torbogen des
Innenhofs ein Relief eingemauert, das den Gott Merkur darstellt. Der
Stein wurde vor 1950 in der Nähe des Bärenlochs gefunden. Von dort
stammt auch eine Weihung an die „Dis Cassibus“, die Götter des
wechselhaften Geschicks. Auf dem Marktplatz von Landstuhl befinden
sich die „Sickinger Würfel“ Reste eines alten Grabmonuments.
Römische Brandgräber hat man mehrere im Landkreis Kaiserslautern
gefunden.Westlich von Weilerbach wurde ein spätrömisches Grabfeld
an der strasse nach Mackenbach archäologisch untersucht. Bei Bann
wurden zwei Grabsteine gefunden. Einer befindet sich heute im
historischen Museum in Speyer und trägt die inschrift: „D.M.
Dem Cacirus (einem Sohn des Tegeddus) und der Billiccedina, seinen
Eltern, hat der Sohn Magissa diesen Grabstein setzen lassen“.
Einen interessanten Hinweis hat uns Karlwerner Kaiser überliefert:
In einem Textbeitrag zum Großen Berg schreibt er: „Die
Westpfälzische Moorniederung dürfte auch in der römischen
Kaiserzeit noch eine natürliche Grenzfunktion zwischen den
romanisierten Keltenstämmen der Trverer im Norden und der
Mediomatriker im Süden gehabt haben, so dass die Feste Großer Berg
in ihr keine direkte Bedeutung für die Lande nördlich vom Bruch
besessen haben mochte. Der im Jahre 1896 an der Moordammühle zutage
gekommene Torso eines toga – bekleideten Mannes des 1.o.2.
Jh.n.Chr. Lässt an einen dortigen Moorübergang denken“.
Weitere
römische Friedhöfe fanden sich in Spesbach, bei Weilerbach,
Niederkirchen und Enkenbach, beim Daubornerhof und in Gerhardsbrunn.
Ein lange andauerndes Gräberfeld bei Landstuhl vom 1. bis ins 4.
Jahrhundert hängt gewiß mit der dort vorbei führenden römischen
Fernstrasse zusammen. Man kann im Landkreis Kaiserslautern von einer
recht dichten gallo-römischen Besiedelung ausgehen.
Aus den
römischen Funden im Landkreis Kaiserslautern lässt sich grob
umrissen die Siedlungsstruktur in gallo-römischer Zeit
nachvolllziehen. Sowohl die Grabdenkmäler als auch viele der
Weihedenkmäler stammen von römischen Landgütern her. Ein
besonderer Fund ist das „Relief von Kindsbach“ darauf erkennt man
einen Knaben der ein langärmeliges Gewand trägt und an den Füssen
geschlossene Schuhe anhat, er ist barhäuptig, in der linken Hand
birgt er eine Taube und von der rechten Hand hat er den
ausgestreckten Zeigefinger auf den Kopf der Taube gelegt.
Ein
großer Gutshof befand sich bei Steinwenden.
Die
einheimische Bevölkerung im Gebiet des heutigen Landkreis
Kaiserslautern war in diesem Grenzgebiet von Treverern und
Mediomatriker wohl vorwiegend keltisch doch die Funde, vor allem die
Münzfunde zeigen das die Bewohner sehr stark romanisiert waren.
©hukwa
Lit. Hinweise:
Theodor Mommsen: Weltreich
der Römer.
L.Ranke: Geschichte des
Altertums.
J.M. Watterich: Die Germanen
des Rheins.
Heinz Friedel: Caesar,
Kelten, Kaiserslautern.
H.Hirte: Römische
Steindenkmäler der Pfalz.
G. Bauchhenns:
Jupitergigantensäulen.
J.Engemann: Untersuchungen
zur Sepulkralsymbolik der späten römischen Kaiserzeit.
F.Sprater: Die Pfalz unter
den Römern.
Karlwerner Kaiser: Der Große Berg bei Kindsbach.