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Foto©Hans Wagner |
„Väinämöinen
drauf, der Alte, sagte so, sprach solche Worte:
Selbst weiß
ich des Eisens Ursprung, kenne wohl des Stahls Entstehung,
Luft ist
seiner Mütter erste, Wasser ist der älteste Bruder,
Eisen ist
der Brüder jüngster, in der Mitte steht das Feuer.
Ukko,
Schöpfer in der Höhe, er, der Gott des hohen Himmels,
Trenne von
der Luft das Wasser, ließ dem Wassser Land entsteigen,
ungeboren
ist das Eisen, ungeboren, ungewachsen...“
Kalevala
(Auszug).
Es gibt eine
mythologische Verbindung zwischen dem Schmied und dem Schamanen.
Bekannte Völkerkundler wie Eliade haben über diese alte spirituelle
Beziehung, zwischen Schamanismus und Metallurgie, immer wieder
berichtet. Vor allem im Gebiet des nordeurasischen Schamanismus, der
klassischen Heimat des Schamanentums ist diese mythische Beziehung
stark vorhanden gewesen und von vielen Forschern auch aufgezeichnet
geworden.
In diesem
Gebiet der Stämme von Jakuten, Eventen und Keten also Völkern bei
denen noch heute der Schamanismus eine Rolle spielt war diese
Verbindung sehr ausgeprägt. Die Schamanen dieser Völker trugen in
ihren Zeremonialgewändern reichhaltigen Metall und Eisenschmuck.
Während des
traditionellen Schamanentanzes, einem wirbelnden ekstatischen Tanz,
klirrten die Kleidungsstücke der Tänzer laut wegen der metallenen
Behänge. Der Schamane war davon überzeugt dass die Geister sich vor
metallischen Gegenständen fürchteten, das bereits der Klang der
Rasseln und Glocken, die Geistwesen zur Flucht veranlasse. Auch als
Schutz gegen die Dämonen wurde das Metall aufgefasst.
Den sibirischen
Völkern galt das Eisen als ein geheimnisvolles Element, dem eine
spirituelle Bedeutung anhaftete. Es erweckte Assoziationen zum
menschlichen Skelett, das ja in den schamanistischen Riten eine
wichtige Rolle spielte.
Die
Verarbeitung des Eisens, die ja eine Aufgabe des Schmiedes war
erschien den Menschen rätselhaft und gefährlich. Die Aura eines
geheimen Wissens lag über der Gewinnung und Verarbeitung des Eisens.
Auch bei den
Burjaten, ebenfalls einem mongolischen Volkstammes, wurde dem Eisen
eine große magische Kraft zugeschrieben. Die Schmiede nahmen neben
den Schamanen in der Gesellschaft eine herausreagende Stellung ein.
Die Arbeit des Schmiedens wird als Geschenk der Götter angesehen.
Diese Achtung vor dem Schmiedeberuf hängt noch mit jenen Zeiten
zusammen als die Schmiede das Eisen noch selbst aus dem Erz
herstellten. „Das Erz dem Stein entreißen ist ein vorzeitliches
Sinnbild aus dem Übergang zweier Weltalter...Wer entreißt dem Stein
das Metall?“ (1).
Eine Legende
der Burjaten berichtet, dass die neun Söhne des himmlichen
Schmiedegottes Boschintoi zur Erde herunterstiegen und den Menschen
das Schmieden beibrachten. Es heißt diese göttlichen Schmiede leben
auf den eisigen von Schnee bedeckten Bergen des Sajangebirges. Von
diesem für die Burjaten heiligen Gebirge aus beschützten sie die
Menschen vor bösen Geistern und Krankheiten. Diese Sage berichtet
weiter dass die neun Schmiedegötter eine Schwester hatten von der
sie das Schmieden gelernt hätten. Ihr Name war Eilik Mulik, sie
brachte den Menschen das Feuer und soll noch heute umherwandern und
mit Feuerfunken die Dämonen vertreiben.
Der
Schmiedekult steht bei vielen sibirischen Völkern in Verbindung mit
dem schamanistischen Berg- und Feuerkult.
Dem Schmied,
dem seine beruflichen Fähigkeiten eine besondere soziale Stellung
verliehen, schrieb man ähnliche spirituelle kräfte zu wie dem
Schamanen. Hier handelt es sich wohl um religiöse Vorstellungen, die
wohl ursprünglich mit dem Feuerkult und seinen erwähnten
jenseitigen Meistern verknüpft waren. Jene geister die dem Schamanen
zu seinem neuen Körper, nach der schamanistischen Initation
verhalfen stellte man sich oft als „Geistschmiede“ vor (der
Körper des Schamanen wird neu „geschmiedet“).
Da sie Meister
über das Feuer waren konnten die Schmieden dem Schamanen gefährlich
werden und seine seele im Schmiedefeuer brennen lassen. Wie der
russische Ethnologe Potapov in seinen Feldforschungen über die
nordsibirischen Dolganen berichtet, versteckten die Schmiede ihre
seelen in der Glut der Schmiedeesse und konnten sie so dem Zugriff
des Schamanen entziehen.
„Schmiede und
Schamanen sind aus dem selben Nest“, sagt ein jakutisches
Sprichwort. Ein weiteres sagt „die Frau eines Schamanen ist
achtbar, die eines Schmiedes verehrungswürdig“, dies rührt wohl
daher dass man die Frau des Schmiedes in Verbindung mit Eilik Mulik
brachte.
Nach A. Popov,
einem Völkerkundler, können die Schmiede heilen und die Zukunft
voraussagen.
„Nach den
Mythen der Jakuten hat der Schmied sein Handwerk von der „bösen“
Gottheit K`daai Maqsin, dem obersten Schmied der Unterwelt. Dieser
haust in einem Haus aus Eisen, das mit Eisensplittern umgeben ist.
K`daai Maqsin ist ein berühmter Meister, er repariert die
gebrochenen oder amputierten Glieder der Heroen. Einmal nimmt er an
der Initation der berühmten Schamanen der anderen Welt teil und
härtet ihre Seelen wie er das Eisen härtet (2)“.
In seinem Buch
„Weltanschauung und Schamanismus der Alaren Burjaten“ berichtet
Garma Sandschejew das nach dem Glauben der Alaren-Burjaten die neun
Söhne des himmlischen Schmieds (Boshintojs), auf die Erde
herabstiegen um die Menschen die Metallurgie zu lehren. Ihre ersten
Schüler waren die Ahnen der heutigen Schmiedefamilien bei den
Alaren-Burjaten.
Nach einer
anderen Legende schickte Weiß-Tängri (Tengrismus) selbst den
Boshintoj mit seinen neun Söhnen auf die Erde, damit er den Menschen
die Kunst der Metallbearbeitung beibrachte. Boshintojs Söhne
heirateten Erdentöchter und wurden so die Ahnherrn der Schmiede.
Nach Auffassung verschiedener sibirischer Völker kann niemand
Schmied werden der nicht von diesen Familien abstammt.
Sandschejew
berichtet auch über „schwarze Schmiede“ die sich ihr Gesicht mit
Ruß verfärben und bei der Bevölkerung gefürchtet seien. Die
schamanistische Schmieden haben ihre besonderen Riten.
So gibt es ein
Ritual bei dem ein Pferd geopfert wird. Die Seele des geopferten
Pferdes reist zum himmlischen Schmied Boshinto auch hier haben wir
die Jeseitsreise des Schamanen in Verbindung mit einem Opfertier. A.
Popov beschreibt eine Seance, in der ein Schmied von einem Schamanen
geheilt wird. Die Krankheit des Schmiedes war von dessen „Geistern“
verursacht. Man opferte einen schwarzen Stier für K`daai Maqsin und
bestrich die Werkzeuge des Schmiedes mit Stierblut. Sieben Männer
zündeten ein großes Opferfeuer an und man warf den Kopf des Stiers
in die Glut. Nun begann der Schamane seine Beschwörung und reiste zu
K`daai Maqsin. Die sieben Männer holten den Stierkopf aus dem Feuer
legten ihn auf den Amboß und schlugen mit den Hämmern darauf. Hier
haben wir ein symbolisches Schmieden des „Kopfs“ des Schmiedes
ähnlich den Initationsträumen künftiger Schamanen.
Die
Spiritualität der Schamanenschmiede finden wir auch bei den
japanischen Schwertschmieden.
In seinem Buch
„Zen und die Kultur Japans“ schreibt D.T. Suzuki... „Es ist zu
beachten, dass der Schwertschmied, wenn er ein Schwert zu fertigen
hatte, die Hilfe eines schirmenden Gotttes anrief. Um ihn in die
Werkstatt einzuladen, umschließt der Schmied diese mit geweihten
Seilen und verhindert damit das Eindringen böser Geister. Dann
vollzieht der Schmied an sich selber die Reinigungsgebräuche und
legt die Zeremonialkleidung an, in der er seine Arbeit verrichtet.
Während der Eisenbarren gehämmert und mit Feuer und Wasser
geläutert wird, befindet sich der Schmied und seine Gehilfen in der
höchsten inneren Spannung. Im vertrauen auf den Beistand des Gottes,
der ihrem Werk zuteil werden soll, strengen sie sich bis zur
äussersten Grenze ihrer Seelen-, Körper und Geisteskräfte an. Das
Schwert, das so geschaffen wird, ist in Wahrheit ein Kunstwerk und
muss etwas vom Geist seines Schöpfers widerspiegeln (3)“.
„Woher habt ihr das
Wissen?“
„Von den Alben, den
Elben, den Kelten!“ sagte
Wielands Lehrmeister. „Sie haben uns die Geheimnisse
weitergegeben. Sie sind die, die auf den Heiden der abgeholzten
Waldflächen ihr Eisen bearbeitet haben und deshalb nennt man sie
auch Heiden. Sie haben die Natur beobachtet und sehen, was die Natur
mit ihren Schätzen macht. Sie haben die Natur genommen und sie
sorgsam eingesetzt, um ihr noch bessere Schätze abzuverlangen.“
Aus:
Wieland der Schmied.
Menschen
des Mittelalters kommen aus einer sehr fernen Zeit zu uns. Zwar
können wir die Geschichte ihrer Wirkung bis in unsere Zeit
verfolgen, doch die Person bleibt uns eher verborgen. Nur wenig
Gesichertes ist über das Dasein der Menschen des frühen
Mittelalters bekannt und man muss es mühevoll aus spärlichen
Überlieferungen, alten Urkunden und Weistümern erschließen.
Als
der englische Benediktiner Thomas Marleberge in den 1220er Jahren die
lateinische Chronik seines Klosters Evesham schrieb, stellte er ihr
eine Legende des Klostergründers voran, des 717 gestorbenen Bischofs
Egwin von Worcester. Thomas verwendete dabei eine Schriftfassung von
etwa 1125, deren mündliches Vorbild aus dem 10. Jahrhundert stammt.
Diese alte Überlieferung aus dem 7. Jahrhundert ist eine der
ältesten schriftlichen Belege in der über sogenannte Heideschmieden
berichtet wird. Auch in den alten Flurnamen und Waldortnamen begegnet
uns das Wort Heideschmiede heute noch.
Was
ist eine Heidenschmiede?
Die
alten Heiden- und Waldschmieden befanden sich bis ins 8. Jahrhundert
hinein meist in abgelegenen Waldgebieten und fern menschlicher
Siedlungen denn solch eine Schmiede benötigte im Frühmittelalter
noch wenig Wasserkraft. Was sie vor allem brauchten war Holz für
Holzkohle herzustellen. Und der Bedarf an Holz war gewaltig und schon
nach wenigen Jahren der Arbeit war ein Wald abgeholzt. Das Erz das
für die Eisenschmelze benötigt wurde schürfte man in der Regel an
Ort und Stelle im Übertagebau (Raseneisenerz) und ging nur wenige
Meter tief unter die Erde. Man brachte in diesen Zeiten das Roherz
nicht an weit entferne Orte zur Verhüttung. Diese Heiden- und
Waldschmelzhütten arbeiteten mit dem Rennfeuer das schon seit der
Antike genutzt wurde. In einer Grube oder einem täglich neu
entzündeten Ofen wurde das Erz, mit Holzkohle vermischt, erhitzt und
ausgeschmolzen. Der teigige Eisenblock wurde am Ort ausgeschmiedet
und verschweißt. Diese Arbeit war Gruppenarbeit. Köhler,
Eisenscheider (Leute die am Ofen arbeiteten) und Schmiede arbeiteten
Hand in Hand. War der Erzvorrat erschöpft oder die zur Verfügung
stehenden Bäume abgeholzt zogen sie weiter. Eine Standortgebundene
Tätigkeit für den Schmied war nur möglich, wenn vor Ort
hinreichende Rohstoffe zur Verfügung standen und wenn genügend
Nachfrage für die Erzeugnisse vorhanden war z.B. an Königshöfen
oder größeren Ortschaften. Daher war der Schmied des
Frühmittelalters in der Regel ein Wanderhandwerker der seine Dienste
je nach Bedarf anbot.
Im
12. Jahrhundert wandelte sich die Einstellung zum Eisen langsam. Man
begann intensiv nach Erzvorkommen zu suchen. Auch die technische
Ausrüstung verbesserte sich. Erzabbau unter Tage, Neuerungen im
Schmelzverfahren, Nutzung der Wasserkraft für Blasebalg und
Großhammer kamen auf. So das der Franziskaner Mönch Bartholomaeus
Anglicus um 1240 schreiben konnte: In mehrerlei Hinsicht
ist Eisen für den Menschen nützlicher als Gold, obwohl habsüchtige
Menschen Gold lieber haben. Denn ohne Eisen kann der Staat nicht
sicher leben. Ohne Furcht vor Eisen ist man vor Feinden nicht sicher.
Mit Eisen wird das gemeine Recht geübt, die Unschuld geschützt, die
Frechheit der Bösewichter gezähmt. Ohne Eisen kommt fast kein
Handwerk aus, kann kein Haus gebaut, kein Feld bestellt werden.“
Im 20.
Jahrhundert schrieb der Kunstschmied Julio Gonzalez, ein guter Freund
Picassos: „Die Eisenzeit hat vor Jahrhunderten (leider) damit
begonnen,Waffen hervorzubringen, darunter einige sehr schöne. Heute
ermöglicht sie darüber hinaus den Bau von Brücken,
Industriegebäuden, Eisenbahngeleisen usw... Es wird höchste Zeit,
dass dieses Material aufhört, mörderisch zu sein oder lediglich ein
Rohstoff für die mechanisierte Wissenschaft. Die Tür steht heute
weit offen,damit dieses Material das in den Bereich der Kunst
eindringt, von friedlichen Künstlerhänden gehämmert und
geschmiedet werde“.
Lit.Hinweise:
Hans Findeisen:
Die Schamanen.
Heinrich
Zimmer: Abenteuer und Fahrten der Seele.
Alfred Stolz:
Schamanen- Ekstase und Jenseitssymbolik.
Brentjes,
Vasilievsky: Schamanenkrone und Weltenbaum.
Potapov l.P.:
Die Schamanentrommel bei den altaischen Völkerschaften.
Mircea Eliade:
Schamanismus.
Zelenin: Die
animistische Philosophie des sibirischen Schamanismus.
Garma
Sandschejew: Weltanschauung und Schamanismus der Alaren Burjaten.
D.T. Suzuki:
Zen und die Kultur Japans.
Kalevala: Das
finnische Epos.
1. Heinrich
Zimmer: Abenteuer und Fahrten der Seele.
2. Mircea
Eliade: Schamanismus.
3. D.T. Suzuki:
Zen und die Kultur Japans.
hukwa