Das Ritterfräulein und der junge Schäfer
Vor langer Zeit lebte auf der Burg Wilenstein ein
schönes Burgfräulein. Eines Tages erschien dort der Schäfer vom Aschbacherhof
mit seinen Schafen unterhalb der Burg. Er war ein hübscher junger Mann und nach
seinen Manieren zu urteilen konnte er nicht immer ein Schäfer gewesen sein. Das
junge Fräulein fand eines Tages den Schäfer schlafend bei seiner Herde vor. Als
er erwachte und die Jungfrau erblickte, verliebten sich beide ineinander. Von nun
an sahen sie sich jeden Tag. Hier im tiefen Pfälzerwald sah ihnen niemand beim
Liebesspiele zu. Auf der Burg aber wies die Schöne alle Freier ab, ohne ihrem
Vater den wahren Grund zu nennen. Dieser wollte sie mit dem reichen Ritter
Siegbert vermählen. Nach dem Verspruchsfest im Herbst ritt der Ritter wieder zu
seiner Burg zurück, im nächsten Frühjahr sollte die Hochzeit stattfinden.
Das Fräulein durfte von nun an den Schäfer nicht mehr
sehen. Jeden Abend ertönte der Klang der Hirtenflöte vom Tal hoch hinauf auf
die Burg, so dass sie es hören konnte. Als es langsam in den Winter hineinging,
vertönte auch der Klang der Hirtenflöte. Die Braut suchte nach einem Vorwand,
den Geliebten wieder sehen zu dürfen. Sie bat ihren Vater zu dem im Karlstal
hausenden mönchischen Klausner zur Beichte gehen zu dürfen. Auf ihrem Gang
dorthin schritt sie über die Wiesen, über die sie im Sommer zu zweien
geschritten waren, auf der Suche nach dem Geliebten. Sie traf die Herde aber
mit einem anderen Schäfer. Von ihm erfuhr sie, dass sein Vorgänger nicht mehr
am Leben sei, denn vor Gram sei ihm das Herz gebrochen. Unglücklich lief das
Fräulein zum Klausner um bei ihm Trost zu suchen. Dieser hörte ihr zu und
weinte mit ihr. Auf dem Heimweg aber ertrank das Fräulein von Flersheim im
Mühlenweiher. Der Vater erfuhr nun die ganze Liebesgeschichte seiner Tochter
vom Klausner. Er ließ im Tal des Aschbachs eine Kirche erbauen zum Gedächtnis
der beiden Liebenden. Tochter und Schäfer wurden in der Kirche zu Aschbach
begraben. In einem Stein am Turm ließ er zum Andenken an beide eine Flöte und
einen Hirtenstab einmeißeln. Die Kirche am Aschbacherhof ist lang schon
zerfallen, doch der Turm steht noch und Hirtenstab und Flöte kann man heute
noch dort bewundern. Doch auch im Karlstal bei Trippstadt findet sich bei der
alten Höhle des Klausners eine Inschrift auf der wir lesen können:
dies kreitz bekundt vom wilenstein
dem burgherr welgott gnad verleihn
um seines töchterleins fruen tod
hie in der flut auss selennot.
zu aschbach izund gleich im grab
ruth rittersbraut bei hirtenknab.
der klausner wollt es gar verhüten
hätt bass gefruchtet sein fürbitten.
die büsser wandrer gott befehl
gleichsonst all ellendt, pilgersel.
Des Johannis Kreuz – Eine Sage um
Johanniskreuz
Der Ritter Reinhard III. von Hohenecken war nicht nur
ein reicher, sondern auch ein sehr mächtiger Mann. Ausgestattet mit dem Titel
eines Reichschultheiß verwaltete er die Kaiserburg zu Lautern und die
Reichsodien auf dem Trifels. Er besaß das Wegerecht an den wichtigsten Straßen
die die damalige Pfalz durchzogen. Da die Zeiten recht unsicher waren und sich
allerlei Raubgesindel umhertrieb, traute man sich gerne dem Schutze seines
Trosses an und zahlte ohne Murren das Weggeld.
Als mächtiger Mann der er war, wusste er wohl um seine
wichtige Stellung und war daher nicht zimperlich, wenn es darum ging etwas
durchzusetzen. So ließ er an der Grenze seiner Wälder Steine setzen und sein
Wappen hinein meißeln. Dort, wo die alte Hochstraße durch den Pfälzerwald führt
und sich mit vielen anderen Wegen kreuzte, wo fremder Besitz an seinen
heranreichte, ließ er ein Kreuz errichten mit seinem Wappen darin. Von einem
Steinhauer aus Lautern ließ er dieses fertigen und von dort aus den weiten und
langen Weg zu jener Stelle bringen die heute Johanniskreuz heißt. Er war selbst
dabei als das Kreuz dort errichtet wurde.
Irgendwann kam sein Nachbar Johannes von Willenstein
an dem neu errichteten Kreuz vorbei und war sehr verärgert über die Handlung
des Ritters Reinhard. Er gab den Auftrag aus dem harten Buntsandstein des
Pfälzerwaldes ein noch größeres Kreuz anzufertigen. In der Mitte von diesem
Kreuz und auf jedem Querarm ließ er sein Wappen hineinschlagen. Er ließ dieses
Kreuz ebenfalls dort anbringen. Die Menschen die an dieser Stelle vorbeikamen,
trieben ihren Spott darüber, wenn sie sagten: "Schau des
Johanniskreuz"! Mit der Zeit entstanden auf der Waldlichtung kleine Katen,
Gehöfte und Rasthäuser und es dauerte nicht lange da nannte man diese kleine
Siedlung Johannis Kreuz.
Die Schätze zu Wilenstein
Bei der Burgruine Wilenstein im Karlstal bei
Trippstadt zeigt sich manchmal den dort spielenden Kindern eine
Schlangenkönigin mit einer wunderschönen gol-denen Krone auf ihrem Haupte. Es
heißt, in den unterirdischen verschütteten Gewölben der uralten Burg, steht
eine vermoderte Kiste in der wertvolle Schätze aufbewahrt sind.
Ein Hund mit feurig glühenden Augen sitzt auf der
Truhe und hält den Schlüssel in seinem Rachen. Ein Knecht vom nahen
Willensteinerhof unternahm einmal den Versuch die Schätze zu heben. Aber vor
lauter Angst vor der Bestie flüchtete er und betrat die Burgruine nie wieder.
Manchmal lässt sich in Vollmondnächten statt des
Hundes auch ein schwarzer Mann in den uralten Ruinen sehen. Die seit vielen
Jahrhunderten verschütteten Kellergewölbe sollen auch einen besonders kostbaren
Wein bergen, der in seiner eigenen Haut liegt.
hukwa