Bei meinen einsamen Waldspaziergängen, durch die dunklen
Wälder meiner Heimat überkommt mich oft das Gefühl das bestimmte Bäume vor
denen ich immer wieder einige
Zeit stehen bleibe, meine Anwesenheit fühlen können. Es ist
ein Gefühl innerer Erkenntnis, das mich spüren lässt, ein Baum ist mehr als ein
Gebilde aus Wurzel, stamm und Ästen. Er ist ein erhabenes Wesen. In seiner
eigensten Art ist jeder Baum ein Baum des Lebens. Er ist teil eines Ur- Ganzen.
Seine geschichtliche Behandlung in den
verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt bezeugt das einst ein „brüderliches
Verhältnis“ zwischen Mensch und Natur bestand. Ähnlich wie wir es heute noch
von verschiedenen Naturvölkern vorgelebt bekommen. Für jede Kultur hatten Bäume
eine religiöse Bedeutung. Das geht aus den heiligen Schriften der Hindus ebenso
hervor wie aus den Überlieferungen aus den keltischen und germanischen sagen
und Epen. Ebenso aus den lehren Buddhas und den uralten Schriften der
chinesischen Taoisten. Bäume sind heilig weil in ihnen als wachsende Wesen ein
göttliches Prinzip zum Ausdruck kommt.
Die Wurzeln eines Baumes symbolisieren für Hindus, die
Schöpfung, beziehungsweise Brahman, den Schöpfer des Universums. Der Stamm
steht für den Erhalt, beziehungsweise Vishnu, den Erhalter des Universums. Die
Baumkrone ist das Symbol für die Auflösung des Universums in den ewigen
Kreislauf, beziehungsweise für Shiva, den Zerstörer und gleichzeitigen
Erneuerer.
Für den Buddhisten bedeutet der Baum, die Brücke, die
Verbindung zwischen der sichtbaren Welt (Erde) und der Unsichtbaren Welt
(Nirvanna). Buddha wurde vor 2500 Jahren unter einem Sal-Baum in Lubini
(heutiges Nepal) geboren und gilt unter Hindus als die neunte Wiedergeburt
Vishnus. Er erlangte seine Erleuchtung im Schatten des Piepaal-Baumes
(Ficus religiosa Mora cear). Unter den vielen anderen als
heilig verehrten Bäumen, hat er bei Buddhisten wie Hindus einen besonderen
Stellenwert. Er wird- wie der nicht minder heilige Banyan-Baum- so gut wie nie
gefällt, daher erreicht er in der Regel ein sehr hohes Alter. Das Alter der
Bäume hat bei den verschiedenen Kulturen schon immer eine große Rolle gespielt.
Aber auch heute noch empfinden Menschen großen Respekt vor alten Bäumen.
Je älter ein Baum ist desto erhabener ist seine Ausstrahlung.
Gegen solch alte Methusaleme wirkt ein Menschenleben kurz und bedeutungslos.
Deutschlands ältester Laubbaum ist die berühmte Femeeiche
bei Erlen, die auf 1300 Jahre geschätzt wird. Als Europas ältester Baum gilt
die berühmte Eibe von Fortingall in Schottland,, die etwa 3000 Jahre alt sein
soll. Messungen an den herrlichen Beständen der Riesenmammutbäume in der
kalifornischen Sierra Nevada ergaben für einzelne der dickstämmigen Giganten
ein Alter von über 3000 Jahren. Als die ältesten heute noch stehende
Mammutbäume aus ihren Samen keimten, ging in Europa gerade die Bronzezeit zu
ende. Die ältesten noch lebenden Baum-Gruppen der Erde sind krüppelige und
verwachsene Grannenkiefern. Sie verdanken ihr Alter von über 4000 Jahren
möglicherweise der Tatsache, dass sie an ihrem Hochgebirgsstandort in der
Sierra Nevada die längste zeit des Jahres vereist bei Tiefkühltemperaturen
zubringen müssen.
Als ältester Baum der Erde gilt „Methusaleh“ eine langlebige
Kiefer (Pinus longaeva) die im Inyo National Forrest in der höchst gelegenen
Region der White Mountains Zwischen Nevada und dem Death Valley in einer Höhe
von über 3000m wächst. Sie wir auf ein Alter von über 4723 Jahren geschätzt.
Etwas Großartiges und Erhabenes geht von alten Bäumen aus,
als Wächter der Geschichte weisen sie in die Vergangenheit, als Mahner in die
Zukunft.
Jacques Brosse schrieb einmal: „Seit Urzeiten war das
Schicksal des Menschen durch ein so enges und starkes Band mit dem der Bäume
verknüpft, dass man sich fragen muss, wie es wohl einer Menschheit ergehen
wird, die dieses Band so Brutal zerrissen hat?“