Freitag, 30. November 2012

Trippstadt und seine Einwohner während des dreißigjährigen Krieges vor und nach dem Kroatensturm auf Kaiserslautern.


Wenn man versucht über Trippstadt während des dreißigjährigen Krieges Heimatforschung zu betreiben, ergibt sich die Notwendigkeit, den Text nicht zu engherzig auf unseren Heimatort Trippstadt zu beschränken, sondern dort wo es zweckmäßig und sinnvoll erscheint auch die Nachbarorte zu erwähnen und in die Betrachtung einzubeziehen.
Es kann aber auf keinen Fall Aufgabe dieses heimatgeschichtlichen Textes sein, den Verlauf des dreißigjährigen Krieges wenn auch noch so gekürzt darzustellen. Es sollte genügen die Geschichte unseres Heimatortes und seiner weiteren Umgebung, also vor allem das Oberamt Lautern herauszugreifen.
Die wichtigste Arbeit für diesen landschaftlichen Raum erschien im Jahre 1960 von Professor Dr. Ernst Christmann. In diesem Werk befasste sich der kompetente Heimatforscher mit dem Dörferuntergang und Wiederaufbau während des dreißigjährigen Krieges im bereits erwähnten Oberamt Lautern.
Das wichtigste Datum für diese Forschung ist der 17. Juli 1635 als die kaiserlichen Kroaten in die Stadt eindrangen und dort ein solch grässliches und unmenschliches Gemetzel anrichteten das fast die ganze Bevölkerung von Kaiserslautern diesem morden und plündern zum Opfer fiel. 
Zunächst sollte man aber einen geschichtlichen Blick auf diese Zeit werfen. Es ist hier nicht Platz dafür über die den Krieg einleitenden Ereignisse von 1618 u. 1619 zu schreiben. 
Die schreckliche Leidenszeit für unsere Region begann nach Gustav Adolfs Tod (1632) und der Ermordung Wallensteins (1634).
Die schwedischen Truppen zogen sich damals über Kaiserslautern in Richtung Frankreich zurück. Ein unter dem Grafen von Hatzfeld stehender Heeresteil der Kaiserlichen  folgte ihnen und belagerte die Stadt Kaiserlautern mit 7000 Soldaten. Sie schießen eine Bresche in die Stadtmauer, dringen in die Stadt ein und berauschen sich mit dem Wein der im Schlosskeller einlagert. Nun beginnt ein grausames Gemetzel und abschlachten der Bevölkerung. Frauen, Kinder, Greise wurden ermordet. Von rund  3 200 Bewohnern entgingen knapp 200 diesem unmenschlichen morden. Die Überlebenden retten sich in die umliegenden Wälder der Stadt. Ein Teil von ihnen versteckte sich in der Nähe von Dansenberg wurde entdeckt und niedergemetzelt. Dieses Waldstück trägt heute noch den Namen „Jammerhalde“.  Für Jahre liegt Kaiserslautern verödet da und es dauerte über 150 Jahre bis die Einwohnerzahl von vor dem dreißigjährigen Krieg wieder erreicht ist. Nach dem Sturm ziehen die Kaiserlichen weiter an die Saar. Anfang November 1635 kommen die Truppen auf ihrem Weg an den Rhein zurück nach Kaiserslautern, sie plündern und morden in der Umgebung. Die Barbarossa Burg wird zum größten Teil zerstört und niedergebrannt.
1644 vertreiben die Franzosen die kaiserliche Armee, die Verwaltung geht wieder an die Kurpfalz. Obwohl 1648 der Westfälische Frieden geschlossen wird, wird das Oberamt Lautern erst 1652 mit Abzug der Spanier aus der Kurpfalz wieder frei. 
Doch wie sah es während dieser Zeit in den Dörfern um Kaiserslautern aus? Wie hat Trippstadt diese Zeit überstanden? Hier muss man erst sehen wie es vor 1635 in Trippstadt ausgesehen hat. Dazu schreibt Ernst Christmann:

Trippstadt
„Ein Verzeichnis aus dem Jahre 1633 bietet folgende Liste von Falkensteinischen Hubern:

  1. Conrat Burckhart
  2. . Martin Drecksler 
  3. Hanß Velten Dröers
  4. Nickell Fleckenstein
  5. Hanß Gärttner
  6. .Hanß Heller 
  7. Hanß Maller
  8. Ludtwig Mangelt
  9. Nickell Mangelt
  10. Hannß Michell Reichart
  11. Hannß Thomas Reichart
  12. Herman Rodt
  13. Nickel Sauer
  14. Hanß Schmalenberger
  15. Wentz Schmalenberger
  16. Matthes Schmitt
  17. Bäst Schweickhart
  18. Veltin Zeiler  


Diese 18 Familien stellen aber nur die Hälfte der Bevölkerung dar; wir müssen also auch ungefähr 18 Flörsheimische annehmen und erhalten und erhalten damit eine Einwohnerschaft von 36 Familien oder etwa 145 Einwohnern. 
Ob die Einwohnehrzahl nicht vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges größer war? 1633 währte er immerhin schon 15. Jahre, und manche pfälzischen Dörfer waren derweil schon schwer mitgenommen worden… J.G. Lehmann erklärt denn auch in seiner 1857 erschienen, „urkundlichen Geschichte der Burgen und Bergschlösser der Pfalz“, einem „authentischen Aktenstück“, nämlich einen Originalauszug aus dem gräflichen falkensteinischen Mannbuche von 1664 gemäß, habe Trippstadt insgesamt vor dem Beginne des dreißigjährigen Krieges 41 Familien gezählt, also nach unserer Rechnung etwa 165 Einwohner“.

Wie sah es nach 1635 in Trippstadt aus. Dazu erfahren wir von Christmann:

Trippstadt
Für die Ortschaften dieses Amtes (Amt Wilenstein) boten uns Akten des Staatsarchiv Speyer, Abteilung Falkenstein (Nr. 62) für das Jahr 1633 Einwohnerverzeichnisse. Der gleichen Quelle (Bl. 560) entnehmen wir, das zu
Trippstadt
1654 wohnten:
Hanß Kurtz von Vorbach aus Lothringen
Schultheiß Wintz Schmalenberger

Das besagt, dass von den in der Liste von 1633 aufgeführten 18 Familien nur „Wentz Schmalenberger“, wie er dort eingetragen ist, oder „Wintz Schmalenberger“, wie er 1654 verzeichnet steht, mit den Seinen oder doch einem Teil derselben  das furchtbare Morden überlebte. War es ihm gelungen zu flüchten, in dem weiten Wald um Trippstadt her unterzutauchen, und hatte er sich dann vielleicht auch… bis zum Kriegsende in Kaiserslautern aufgehalten oder war er schon bald wieder ins zerstörte Dorf zurückgekehrt und hatte sein Haus wieder aufgebaut? Wir vermögen nur festzustellen das von den einstigen 18 Familien lediglich diese eine 1654 wieder in Trippstadt wohnte. Dazu war eine zweite Familie aus dem lothringischen Forbach gekommen, und Nachkommen mit dem FN Kurz wohnen dort heute noch, ebenso Träger des FN Schmalenberger.
Nun gelten die Listen von 1633 wie die von 1654 nur für die falkensteinischen Untertanen zu Trippstadt, die auf der einen Seite der langen Hauptstrasse wohnten, nicht für die Flöhrsheimer Untertanen auf der anderen Seite. Aber es ist doch gewiß, das sich die raubende, sengende, und brennende Soldateska a. 1635 nicht bloß über die einen, sondern genau so auch über die andern hermachte, also unser Urteil richtig ist, dass das gesamte Dorf niedergemacht und entvölkert wurde. Wir können feststellen, das a. 1654 allenfalls wieder 10 Menschen dort wohnten.
Ich fand noch keine Quelle, die auch für eine spätere Zeit zwischen 1654 und 1700 eine entsprechende Einwohnerliste böte, kann aber aus dem im protestantischen Landesarchiv Speyer liegenden lutherischen Kirchenbuch, das leider nur ein Taufregister umfasst, für die Jahre von 1665 – 1700 die Namen von Vätern und Paten Neugeborener ausziehen und davor das Jahr der ersten Erwähnung setzen:

  1. 1698: Hanß Appelius, ein Schweitzer ist Pate
  2.  1700 Jacob Brenckel ist Pate
  3. 1699: Barbara eckardin ist Patin
  4. 1688: Martin Edingers Haußfrau ist Patin
  5. 1699: Hanß Adam Edinger ist Pate
  6. 1688: Peter Falck der Schäfer lässt ein Söhnlein taufen
  7. 1697: Hanß Hof ist Pate
  8. 1699: Johann Jost Hof ist Pate
  9. 1698: Hanß Barthel Huber ist Pate
  10. 1666: Martin Huber lässt ein Knäblein taufen
  11. 1698: Nickel Hubers Weib ist Patin
  12. 1697: Philipp Huber lässt ein Söhnlein taufen
  13.  1666: Christian Junckens Haußfrau uffem Stierhof ist Patin; später lautet der FN 
                 Jung, der Name des heute nicht mehr bestehenden und nicht bekannten
                 Stierhofs.
14.1688:Hanß Jacob Kehr ist Pate  
15- 1667:Johann Kehrer ist Pate; später wird der Name bald Kehr, bald Kehrer 
                geschrieben.
16- 1670:Johann Kiefers Tochter ist Patin
17-1666-Nicolai Linds Haußfrau ist Patin
18-1670: Paulus Linn ist Pate 
19-1683:Zill Linn ist Pate; später heißt er Ciliox Lind
20-1666:Hanß Ludwig Mangolt lässt ein Mägdlein taufen
21-1665:Hanß Valentin Mangolt lässt ein Mägdlein taufen
22-1667: Zilliox Mangolts Tochter ist Patin
23-1668:Hanß Philippps Mangolts Haußfrau ist Patin
24-1666:Bartholomäus Reble ist Pate
25- 1697:Jacob Schaafs Hausfrau ist Patin
26-1665:Hanß Heinrich Schäfer lässt ein Töchterlein taufen
27-1665Hanß Philipp Schmalenberger ist Pate; 1680 ist er Schultheiß
28-1666:Hanß Peter Schmalenberger lässt ein Mägdlein taufen
29-1685:Johann Conrad Schmaleberger ist Pate
30-1688:Wilhelm Schmalenberger ist Pate
31- 1667: Johann Ludwig Stauffenburger lässt ein Töchterlein taufen, er ist Pfarrer
32- 1670: Theobald Wagner ist Pate
33- 1686 Zill Wagner der ledige Gesell ist Pate.

Ein Vergleich mit der Liste von 1633 ergibt, dass sich wiederum Träger eines Trippstadter FN in die Heimat zurückgefunden haben, nämlich Mangolt (Mangold), wofür 1633 Mangelt geschrieben wurde. Anstatt des einen Schmalenbergers von 1654 begegnen wir nun drei Männern dieses Namens, also wohl Söhne des Wenz Schmalenberger. Auch dürften die Lind oder Linn des Taufregisters Nachkommen sein. Anderseits lernen wir unter den neuen Ankömmlingen zwei Schweizer kennen; es ist bei Nr. 1 ausdrücklich angegeben, dann ergab Familienforschung, das auch die Huber (Nr.9-11) aus der Schweiz nach Trippstadt kamen.
Eine Einwohnerzahl vermögen wir auf Grund der Kirchenbucheinträge nicht zu errechnen oder zu schätzen, weil ja nur die eingetragen wurden, welche Kinder taufen ließen oder als Paten fungierten. Immerhin können wir für die Jahre 1665 – 1685 die Namen von 18 Familien zählen, so dass also 1685 mindestens 70 Menschen in Trippstadt gewohnt haben dürften, und wir können ferner für die Zeit bis 1700 hin einen guten Fortgang der Wiederbesiedelung erkennen“. 

Die geschichtlichen Daten und Familiennamen entsprechen dem Buch von Ernst Christmann „Dorfuntergang und Wiederaufbau im Oberamt Lautern während des 17. Jahrhunderts“.

hukwa