Wenn man versucht über Trippstadt während des
dreißigjährigen Krieges Heimatforschung zu betreiben, ergibt sich die Notwendigkeit,
den Text nicht zu engherzig auf unseren Heimatort Trippstadt zu beschränken,
sondern dort wo es zweckmäßig und sinnvoll erscheint auch die Nachbarorte zu
erwähnen und in die Betrachtung einzubeziehen.
Es kann aber auf keinen Fall Aufgabe dieses heimatgeschichtlichen
Textes sein, den Verlauf des dreißigjährigen Krieges wenn auch noch so gekürzt
darzustellen. Es sollte genügen die Geschichte unseres Heimatortes und seiner
weiteren Umgebung, also vor allem das Oberamt Lautern herauszugreifen.
Die wichtigste Arbeit für diesen landschaftlichen Raum
erschien im Jahre 1960 von Professor Dr. Ernst Christmann. In diesem Werk
befasste sich der kompetente Heimatforscher mit dem Dörferuntergang und
Wiederaufbau während des dreißigjährigen Krieges im bereits erwähnten Oberamt
Lautern.
Das wichtigste Datum für diese Forschung ist der 17. Juli
1635 als die kaiserlichen Kroaten in die Stadt eindrangen und dort ein solch
grässliches und unmenschliches Gemetzel anrichteten das fast die ganze
Bevölkerung von Kaiserslautern diesem morden und plündern zum Opfer fiel.
Zunächst sollte man aber einen geschichtlichen Blick auf
diese Zeit werfen. Es ist hier nicht Platz dafür über die den Krieg
einleitenden Ereignisse von 1618 u. 1619 zu schreiben.
Die schreckliche Leidenszeit für unsere Region begann nach
Gustav Adolfs Tod (1632) und der Ermordung Wallensteins (1634).
Die schwedischen Truppen zogen sich damals über
Kaiserslautern in Richtung Frankreich zurück. Ein unter dem Grafen von Hatzfeld
stehender Heeresteil der Kaiserlichen
folgte ihnen und belagerte die Stadt Kaiserlautern mit 7000 Soldaten.
Sie schießen eine Bresche in die Stadtmauer, dringen in die Stadt ein und
berauschen sich mit dem Wein der im Schlosskeller einlagert. Nun beginnt ein
grausames Gemetzel und abschlachten der Bevölkerung. Frauen, Kinder, Greise
wurden ermordet. Von rund 3 200
Bewohnern entgingen knapp 200 diesem unmenschlichen morden. Die Überlebenden
retten sich in die umliegenden Wälder der Stadt. Ein Teil von ihnen versteckte
sich in der Nähe von Dansenberg wurde entdeckt und niedergemetzelt. Dieses
Waldstück trägt heute noch den Namen „Jammerhalde“. Für Jahre liegt Kaiserslautern verödet da und es dauerte über 150
Jahre bis die Einwohnerzahl von vor dem dreißigjährigen Krieg wieder erreicht
ist. Nach dem Sturm ziehen die Kaiserlichen weiter an die Saar. Anfang November
1635 kommen die Truppen auf ihrem Weg an den Rhein zurück nach Kaiserslautern,
sie plündern und morden in der Umgebung. Die Barbarossa Burg wird zum größten
Teil zerstört und niedergebrannt.
1644 vertreiben die Franzosen die kaiserliche Armee, die
Verwaltung geht wieder an die Kurpfalz. Obwohl 1648 der Westfälische Frieden
geschlossen wird, wird das Oberamt Lautern erst 1652 mit Abzug der Spanier aus
der Kurpfalz wieder frei.
Doch wie sah es während dieser Zeit in den Dörfern um
Kaiserslautern aus? Wie hat Trippstadt diese Zeit überstanden? Hier muss man
erst sehen wie es vor 1635 in Trippstadt ausgesehen hat. Dazu schreibt Ernst
Christmann:
Trippstadt
„Ein Verzeichnis aus dem Jahre 1633 bietet folgende Liste
von Falkensteinischen Hubern:
- Conrat Burckhart
- . Martin Drecksler
- Hanß Velten Dröers
- Nickell Fleckenstein
- Hanß Gärttner
- .Hanß Heller
- Hanß Maller
- Ludtwig Mangelt
- Nickell Mangelt
- Hannß Michell Reichart
- Hannß Thomas Reichart
- Herman Rodt
- Nickel Sauer
- Hanß Schmalenberger
- Wentz Schmalenberger
- Matthes Schmitt
- Bäst Schweickhart
- Veltin Zeiler
Diese 18 Familien stellen aber nur die Hälfte der
Bevölkerung dar; wir müssen also auch ungefähr 18 Flörsheimische annehmen und
erhalten und erhalten damit eine Einwohnerschaft von 36 Familien oder etwa 145
Einwohnern.
Ob die Einwohnehrzahl nicht vor Ausbruch des dreißigjährigen
Krieges größer war? 1633 währte er immerhin schon 15. Jahre, und manche
pfälzischen Dörfer waren derweil schon schwer mitgenommen worden… J.G. Lehmann
erklärt denn auch in seiner 1857 erschienen, „urkundlichen Geschichte der
Burgen und Bergschlösser der Pfalz“, einem „authentischen Aktenstück“, nämlich
einen Originalauszug aus dem gräflichen falkensteinischen Mannbuche von 1664
gemäß, habe Trippstadt insgesamt vor dem Beginne des dreißigjährigen Krieges 41
Familien gezählt, also nach unserer Rechnung etwa 165 Einwohner“.
Wie sah es nach 1635 in Trippstadt aus. Dazu erfahren wir
von Christmann:
Trippstadt
Für die Ortschaften dieses Amtes (Amt Wilenstein) boten uns
Akten des Staatsarchiv Speyer, Abteilung Falkenstein (Nr. 62) für das Jahr 1633
Einwohnerverzeichnisse. Der gleichen Quelle (Bl. 560) entnehmen wir, das zu
Trippstadt
1654 wohnten:
Hanß Kurtz von Vorbach aus Lothringen
Schultheiß Wintz Schmalenberger
Das besagt, dass von den in der Liste von 1633 aufgeführten
18 Familien nur „Wentz Schmalenberger“, wie er dort eingetragen ist, oder
„Wintz Schmalenberger“, wie er 1654 verzeichnet steht, mit den Seinen oder doch
einem Teil derselben das furchtbare
Morden überlebte. War es ihm gelungen zu flüchten, in dem weiten Wald um
Trippstadt her unterzutauchen, und hatte er sich dann vielleicht auch… bis zum
Kriegsende in Kaiserslautern aufgehalten oder war er schon bald wieder ins
zerstörte Dorf zurückgekehrt und hatte sein Haus wieder aufgebaut? Wir vermögen
nur festzustellen das von den einstigen 18 Familien lediglich diese eine 1654
wieder in Trippstadt wohnte. Dazu war eine zweite Familie aus dem
lothringischen Forbach gekommen, und Nachkommen mit dem FN Kurz wohnen dort
heute noch, ebenso Träger des FN Schmalenberger.
Nun gelten die Listen von 1633 wie die von 1654 nur für die
falkensteinischen Untertanen zu Trippstadt, die auf der einen Seite der langen
Hauptstrasse wohnten, nicht für die Flöhrsheimer Untertanen auf der anderen
Seite. Aber es ist doch gewiß, das sich die raubende, sengende, und brennende
Soldateska a. 1635 nicht bloß über die einen, sondern genau so auch über die
andern hermachte, also unser Urteil richtig ist, dass das gesamte Dorf
niedergemacht und entvölkert wurde. Wir können feststellen, das a. 1654
allenfalls wieder 10 Menschen dort wohnten.
Ich fand noch keine Quelle, die auch für eine spätere Zeit
zwischen 1654 und 1700 eine entsprechende Einwohnerliste böte, kann aber aus
dem im protestantischen Landesarchiv Speyer liegenden lutherischen Kirchenbuch,
das leider nur ein Taufregister umfasst, für die Jahre von 1665 – 1700 die
Namen von Vätern und Paten Neugeborener ausziehen und davor das Jahr der ersten
Erwähnung setzen:
- 1698: Hanß Appelius, ein Schweitzer ist Pate
- 1700 Jacob Brenckel ist Pate
- 1699: Barbara eckardin ist Patin
- 1688: Martin Edingers Haußfrau ist Patin
- 1699: Hanß Adam Edinger ist Pate
- 1688: Peter Falck der Schäfer lässt ein Söhnlein taufen
- 1697: Hanß Hof ist Pate
- 1699: Johann Jost Hof ist Pate
- 1698: Hanß Barthel Huber ist Pate
- 1666: Martin Huber lässt ein Knäblein taufen
- 1698: Nickel Hubers Weib ist Patin
- 1697: Philipp Huber lässt ein Söhnlein taufen
- 1666: Christian Junckens Haußfrau uffem Stierhof ist Patin; später lautet der FN
Jung, der Name des heute nicht mehr bestehenden
und nicht bekannten
Stierhofs.
14.1688:Hanß Jacob Kehr ist
Pate
15- 1667:Johann Kehrer ist Pate;
später wird der Name bald Kehr, bald Kehrer
geschrieben.
16- 1670:Johann Kiefers Tochter
ist Patin
17-1666-Nicolai Linds Haußfrau
ist Patin
18-1670: Paulus Linn ist
Pate
19-1683:Zill Linn ist Pate; später
heißt er Ciliox Lind
20-1666:Hanß Ludwig Mangolt lässt
ein Mägdlein taufen
21-1665:Hanß Valentin Mangolt
lässt ein Mägdlein taufen
22-1667: Zilliox Mangolts Tochter
ist Patin
23-1668:Hanß Philippps Mangolts
Haußfrau ist Patin
24-1666:Bartholomäus Reble ist
Pate
25- 1697:Jacob Schaafs Hausfrau
ist Patin
26-1665:Hanß Heinrich Schäfer
lässt ein Töchterlein taufen
27-1665Hanß Philipp
Schmalenberger ist Pate; 1680 ist er Schultheiß
28-1666:Hanß Peter Schmalenberger
lässt ein Mägdlein taufen
29-1685:Johann Conrad
Schmaleberger ist Pate
30-1688:Wilhelm Schmalenberger
ist Pate
31- 1667: Johann Ludwig
Stauffenburger lässt ein Töchterlein taufen, er ist Pfarrer
32- 1670: Theobald Wagner ist
Pate
33- 1686 Zill Wagner der ledige
Gesell ist Pate.
Ein Vergleich mit der Liste von
1633 ergibt, dass sich wiederum Träger eines Trippstadter FN in die Heimat
zurückgefunden haben, nämlich Mangolt (Mangold), wofür 1633 Mangelt geschrieben
wurde. Anstatt des einen Schmalenbergers von 1654 begegnen wir nun drei Männern
dieses Namens, also wohl Söhne des Wenz Schmalenberger. Auch dürften die Lind
oder Linn des Taufregisters Nachkommen sein. Anderseits lernen wir unter den
neuen Ankömmlingen zwei Schweizer kennen; es ist bei Nr. 1 ausdrücklich
angegeben, dann ergab Familienforschung, das auch die Huber (Nr.9-11) aus der
Schweiz nach Trippstadt kamen.
Eine Einwohnerzahl vermögen wir
auf Grund der Kirchenbucheinträge nicht zu errechnen oder zu schätzen, weil ja
nur die eingetragen wurden, welche Kinder taufen ließen oder als Paten
fungierten. Immerhin können wir für die Jahre 1665 – 1685 die Namen von 18
Familien zählen, so dass also 1685 mindestens 70 Menschen in Trippstadt gewohnt
haben dürften, und wir können ferner für die Zeit bis 1700 hin einen guten
Fortgang der Wiederbesiedelung erkennen“.
Die geschichtlichen Daten und
Familiennamen entsprechen dem Buch von Ernst Christmann „Dorfuntergang und
Wiederaufbau im Oberamt Lautern während des 17. Jahrhunderts“.
hukwa