Ich nenne meine Art zu Wandern – meditatives Wandern – es ist kein Wandern des "abschaltens", es ist eine Art von Laufen, durch dass ich mich erst richtig "einschalte". Ich bewege mich in einen anderen Bewusstseinszustand hinein.
Ähnlich wie jene die aktive Meditation oder auch Yoga betreiben, mit dem Ziel, ihr Bewusstsein zu schulen um Kontemplation zu erreichen, kann man mit der Technik des meditativen Wanderns, sich in andere Wirklichkeiten und Bewusstseinssphären, ja andere "Welten" hineinbewegen. Es passiert, das sich nach einiger Zeit des kontemplativen Wanderns, eine andere Wirklichkeit auftut, eine Wirklichkeit, die sich bisher verborgen hielt.
Beim meditativen oder kontemplativen Wandern ist das Ziel nebensächlich, denn der Weg ist das Ziel. Wandern ist Erlebnis und Therapie zugleich, je intensiver wir davon betroffen sind um so schneller finden wir zu uns selbst. Insofern kann meditatives Wandern unser inneres Wachstum fördern.
Bewusstseinserweiterung gehört nicht zu den okkulten Wissenschaften, sondern ist ein Weg – eine Wanderung zu uns selbst, die wir unternehmen um unseren Platz in der Realität zu finden nämlich im Hier und Jetzt.
Jeden Tag bin ich mindestens eine Stunde im Wald unterwegs, auf der Suche nach Stille. Ohne eine gewisse Stille gibt es auch keine Kontemplation.
Kontemplation ist ein Bewusstseinszustand, den wir über einfache Techniken erreichen können. Einmal am Tag sollten wir uns den Luxus der Stille leisten, uns in eine ruhige Ecke zurückziehen oder einen intensiven Spaziergang in der Natur unternehmen. In der Stille finden wir die richtige Muße zur Kontemplation.
Muße ist ein Zustand, der heute ganz oben auf der Roten Liste der bedrohten Bewusstseinsarten steht. Muße heißt auf lateinisch "schola" und schließt die Loslössung von der Hektik unseres Alltags mit ein. Muße und Kontemplation können unseren Alltag zum ALLTAG gestalten. So wie die Stille die Abwesenheit von Lärm beinhaltet, so beinhaltet Kontemplation die Anwesenheit von Muße.
Yehudi Menhuin schrieb über die Stille folgend: "Warum eigentlich fürchten wir die Stille?
Weil wir den Spiegel, den sie uns vorhält, nicht ertragen können, weil wir verlernt haben, wirklich tief ehrlich zu sein – mit anderen und auch mit uns selbst. Die innere Stimme hat uns auch heute, in diesem tönend lauten, ja ich möchte sagen, gewalttätigen Leben nicht verlassen, sie ist auch nicht leiser geworden, nur wir sind lauter geworden und stellen uns taub aus Angst vor der Konsequenz, aus Angst einfach zu leben und zu denken. Wir müssen erneut Mut und Vertrauen erlernen, den Mut, auf unsere eigene, innere Stimme zu hören, und daas Vertrauen, ihr zu folgen, denn alles laute Betäuben oder Abtöten ist nur ein zielloser Ausweg, der in eine Sackgasse anstatt in der Weite der echten Freiheit enden muss".
Um auf unsere innere Stimme zu hören, benötigen wir Stille, Muße, eben Kontemplation.
Während des meditativen Wanderns, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die "innere Stimme" einstellt und wir uns mit ihr austauschen.
Für H.D. Thoreau war Wandern einfach ein Weg um zu sich selbst zu finden. In seinem Essay
"Vom Wandern" schreibt er: "Das Wandern von dem ich spreche, hat nichts mit dem sogenannten Sich – Bewegung – Verschaffen zu tun... Wenn du Dich wirklich im Wandern üben willst, dann mach Dich auf die Suche nach dem Quell des Lebens".
hukwa