Wer das Karlstal bei Trippstadt aufsucht wird auf Anhieb von dieser Landschaft begeistert sein. Die wildrauschende Moosalb in der Karlstalschlucht, die großen, mächtigen und erhabenen Buntsandsteinfelsen, die dieser Schlucht ihr besonderes Gepräge geben und die urwüchsigen Buchen und Eichen, verleihen, vor allem im Frühjahr, dieser Landschaft eine archaische, wildromantische Aura.
Bevor die Bäume ausschlagen, hat sich der Boden leicht begrünt und unter dem Altlaub strecken sich die ersten Frühjahrsblüher dem Lichte entgegen. Vereinzelt finden sich nun Buschwindröschen, Lungenkraut, Leberblume, Schlüsselblume und Waldmeister ein. Bereits am Ende der Schlucht bilden sie einen bunten Frühlingsblumenteppich. Im dichten Unterholz entfaltet nun auch der giftige Seidelbast seine duftenden, rosafarbenen Blüten. Folgt der Wanderer nun dem Verlauf der Moosalb wird er mit etwas Glück einigen selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten begegnen.
In den krautreichen Gebüschen längs der Moosalb, wird er alsbald einen braunvioletten Kolben entdecken, der vor allem in den Abendstunden einen an Aas erinnernden Geruch ausströmt. Es ist der mystisch aussehende Aronstab. Sein deutscher Name beruht auf einer Fehldeutung des griechischen „aron“, eines alten Pflanzennamens, der angesichts des merkwürdigen Kolbens mit dem ergrünenden Stab des biblischen Hohenpriesters Aron in Verbindung gebracht wurde. Der deutsche Naturphilosoph Gustav Schenk hat ein romantisches, mysteriöses doch sehr naturphilosophisches Buch über diese geheimnisvolle Pflanze geschrieben.
An den Ufern der Moosalb finden sich vereinzelt stehende Erlen und Haselbüsche, die dem Wanderer den Blick auf sumpfige Wiesen freigeben. Mitunter wachsen hier in Gruppen die gelben Wasserschwerlilien. Auch unsere heimischen Schlüsselblumenarten gedeihen, wenn auch nur spärlich, im Tal. Mit großer Wahrscheinlichkeit findet man die „Gebräuchliche Schlüsselblume“, die im Volksmund auch den Namen „Himmelsschlüssel“ trägt. Die Tatsache ihres frühzeitigen Blühens hat der Pflanze den Namen gegeben. Der botanische Name der Schlüsselblume ist „Primula“, was als Verkleinerungsform des Wortes primus = der Erste, also hier: „kleiner Erstling“ anzusehen ist.
Der Pfälzer Botaniker Oskar Sommer schreibt in seinem Buch „Rätselhafte Pflanzenwelt – von Pflanzen der Pfälzerlandschaft und ihren Geheimnissen“: „Der Name Himmelsschlüssel findet sich bereits im Althochdeutschen und zwar als „himilsuzzil“. Schlüsselblume ist eine jüngere Bildung und erscheint erst im 16.Jahrhundert. Die durch das ganze deutsche Sprachgebiet verbreiteten Namen beziehen sich auf die schlüsselähnliche Gestalt der Blüten, da der Blütenstand an einen Schlüsselbund erinnert. In der Eifel heißt die Pflanze Kirchenschlüssel, in Kärnten Burgenschlüssel, in Tirol Petersschlüssel“.
Bereits Anfang April wo es noch Nachtfröste gibt, fliegen über Tage schon die Hummelköniginnen auf der Suche nach einem Nistplatz. Ist das Nahrungsangebot ausreichend, kann man an sonnenreichen Frühlingstagen Erdbiene, Wollbiene und Goldbiene beobachten. Viele dieser Wildbienen haben eine pelzartige Behaarung, die es ihnen ermöglicht, auch bei kaltem Wetter Blütenpflanzen anzufliegen.
Gras- und Wasserfrosch sind aus ihrem Winterschlaf erwacht. Ende April bis Anfang Mai ist die Paarungszeit der Grasfrösche, während die Wasserfrösche etwas später laichen. In das Konzert der Frösche mischt sich nun immer öfters der Ruf des Schwarzspechts und das Lied der Amsel, ein untrüglicher Beweis dafür, dass der Lenz zurückgekommen ist.
Es ist eine jährlich immer wiederkehrende Freude wenn im Vorfrühling das unterschiedlich abgestufte Grün der austreibenden Bäume, Sträucher und anderer Wildpflanzen erscheint. Grüne Farbabstufungen wie sie kein Landschaftsmaler mischen kann. Mutter Natur ist eben doch noch die größte Künstlerin. Die einheimische Vegetation präsentiert sich im Karlstal um diese Jahreszeit in einem zwar zaghaften doch wunderschönem Kleid.
Wer eine entspannende und meditative Wanderung bevorzugt und hierzu die richtige Landschaft sucht, wird im Karlstal Ruhe und Entspannung finden.
Für manchen erscheint es zu dieser Jahreszeit wie das verlorene Paradies.
hukwa