In die entlaubten Bäume
bringt neues Leben
der erste Schnee.
hukwa
Sonntag, 25. Dezember 2016
Dienstag, 13. Dezember 2016
Die alten Wege
Oft wenn ich auf meinen Waldgängen entlang der ganz alten Wege wandere geht mir durch den Kopf wer in sehr frühen Zeiten wohl auf diesen Wegen gegangen ist? Einige dieser alten Wege bestanden schon zur Keltenzeit, wahrscheinlich schon zur Bronzezeit. Geschichtlich greifbar werden sie aber erst in der Zeit der römischen Besiedlung unseres Gebietes. Die Römer waren die Planer und Ausbauer dieser alten Wege. Neben militärischen Gesichtspunkten spielte vor allem der Handel die wichtige Rolle bei dem Ausbau dieser Wege. Dieses alte Wegenetz ist uns heute nur noch in groben Zügen bekannt. Im Mittelalter wurden aus den alten Römerwegen Geleitwege- und Strassen. Was mag wohl alles unter ihnen verborgen sein? Legionen zogen über sie hinweg. Was hat sich wohl vor über 2ooo Jahren auf ihnen abgespielt?
Sie sind sehr Geschichteträchtig diese alten Wege, man spürt es wenn man auf ihnen wandert.
hukwa
Sie sind sehr Geschichteträchtig diese alten Wege, man spürt es wenn man auf ihnen wandert.
hukwa
Samstag, 10. Dezember 2016
Natur - Tagesspruch
Beim Betrachten der Natur
werden die Gefühle geboren.
aus Japan
werden die Gefühle geboren.
aus Japan
Samstag, 5. November 2016
Die Waldaxt
Von der Waldaxt der Römer zur Waldaxt
der Freiherren von Hacke
Doppelsinnigkeit bei gallo –
römischen Grabsteinen am Beispiel der Axtdarstellungen auf der
Heidelsburg bei Waldfischbach – Burgalben und der Heidenburg in
Oberstaufenbach bei Kusel.
Die symbolische Waldaxt ist uns vor
allem aus der Literatur über die pfälzischen Haingeraiden bekannt.
Axtdarstellungen finden wir schon bei den Kelten, wie etwa dem tau
gallicum, Symbol der Doppelaxt,
die auch als Abwehrmittel gegen den bösen Blick und die Pest
verwendet wurde. Noch in christlicher Zeit wurden solche Zeichen auf
den Mauern der Stadt Clermont abgebildet, um die Bewohner vor der
Pest zu schützen. Die bekannteste Axtdarstellung sind die beiden
Steinreliefs von der Heidelsburg bei Waldfischbach. Der Großteil der
pfälzischen Heimatforscher ging bisher davon aus dass es sich bei
den Axtdarstellungen von der Heidelsburg um die einzigen
Steindenkmäler dieser Art in unserem Raum handelt.
Vor
einiger Zeit entdeckte ich einen weiteren Stein, bei dem es sich
ebenfalls, wie bei den Denkmälern von der Waldfischbacher
Heidelsburg um einen Grabstein mit Grabinschrift sowie zwei
Ritzzeichnungen von einer Axt und einem Dechsel handelt. Der Stein
der sich Heute im Historischen Museum in Speyer befindet, stand einst
auf dem Friedhof der Heidenburg bei Oberstaufenbach im Landkreis
Kusel. Während der Römerzeit wurde die Dechsel als Attribut der
Zimmerleute dargestellt. Die Axt hingegen war das Attribut des
römischen Försters, eines saltuarius.
Der Stein von
Oberstaufenbach enthält neben den Werkzeugdarstellungen nur noch ein
Inschriftenfragment, welches ihn als Grabdenkmalfragment erkennen
lässt, da die Mutter als Stifterin in der Inschrift erwähnt wird.
Zusätzlich zur Inschrift trägt der Stein die bereits erwähnten
Attribute der Werkzeuge die anzeigen dass der Verstorbene in der
Holzverarbeitung tätig war.
Darstellungen von
Äxten auf Grabdenkmälern gelten auch als apotropäische (Übel
abwehrende) Zeichen. Auch in der Antike wurde schon Grabräuberei und
Grabschändung betrieben.
Mit der römischen
Okkupation des gallisch – germanischen Raumes gelangt auch die
Sitte, Garbinschriften zu setzen, in diese Region. Für die Römer
war es von großer Bedeutung zu zeigen wem dieses Grabmal errichtet
wurde und wer es errichten ließ. Dadurch findet man Informationen
die allein durch das Bildmaterial nicht erschlossen werden können.
Als Beispiel hier
die Grabschrift für den Dendrophoren L. Sabinius Cassianus in Lyon:
D/is) M(anibus) et quieti aeternae /
L(uci) Sabini Cassiani / dendrophoro Au/ gustal(i) q(uaestori)
corporis e/iusd(em) duplicario ex/ consensu univer/sorum omnibus
ho/noribus apud eosd (em)/ functo homini op/timo et incompara/ bili
Flavia Livia/ coniugi rarissi/ mi exempli er/ Priscius Eustochius/
collliberto sans/ tissimo inscriben/dum curaverunt / Priscius
Eustochius/ colliberto sanc/tissimo inscriben/dun curaverunt/ et sub
ascia dedi/ caverunt.
Den Manen und der ewigen Ruhe des
Lucius Sabinius Cassianus, aus dem Collegium der Dendrophori
Augustales, Quaestor desselbem Collegiums, mit Einverständnis aller
Mitglieder mit doppelter Besoldung, der alle Ehrenämter bei ihnen
durchlaufen hat, dem besten und unvergleichlichen Menschen, Flavius
Livia, ihrem Gatten seltenen Beispieles, und Priscius Eustochius,
seinem makellosestem Mitfreigelassenen. Sie haben dafür gesorgt,
dass ihm die Inschrift geschrieben wurde und haben ihn unter der Axt
geweiht.
Die
Grabschrift des Freigelassenen L. Sabinius Cassianus wurde von seiner
Gattin Flavia Livia und von seinem Mitfreigelassenem Priscius
Eustochius besorgt. Sabinius war Quaestor des Vereines der
augustalischen Dendrophoren gewesen, einer Handwerkerzunft die mit
dem Magna – Mater – Kult in Lyon verbunden war. Er hatte in
diesem Verein alle Chargen durchlaufen und war von den Mitgliedern
zum Vereinskassierer mit doppelter Besoldung gewählt worden, eine
besondere Auszeichnung für die Ehrlichkeit des Verstorbenen. Was die
religiöse Formel sub ascia dedicare
bedeutet, welcher Ausdruck auf vielen galllo – römischen
Grabsteinen vorkommt, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Einige
sehen in dieser Axt das Symbol des gallischen Unterweltgottes, andere
halten sie für eine Androhung göttlicher Strafe gegen Grabschänder.
Bemerkenswert ist
auch noch dass Eseus der bei verschiedenen keltischen Stämmen als
ein Unterweltsgott gilt in der Regel ebenfalls mit einer Axt
dargestellt wird.
Die
Axt als Symbol des Försterberufes dürfte wohl eindeutig aus den
beiden Steinreliefs von der Heidelsburg bei Waldfischbach - Burgalben
zu erkennen sein. Die Inschrift saltuarius bestätigt
diese Annahme. Was verwunderlich ist das ist der Vergleich mit
heutigen Äxten, die unseren Äxten gleicht nur ein wenig schwerer
ist. Otto Roller schreibt zu recht: „Der Nachweis weiterer solcher
Beispiele technischer Kontinuität scheint mir ein gewichtiger
Beitrag zu unserer noch immer relativ geringen Kenntnis vom Vorgang
der Landnahme zu sein, der wohl häufig ein Prozess der Übernahme
bestehender Einrichtungen, wie Grenzen, Siedlungsstellen und vor
allem Anwendungstechniken aus den Bereichen Landwirtschaft und
Handwerk war“.
Gerade die
Hortfunde von Werkzeugen auf der Heidenburg bei Kreimbach und auf der
Heidelsburg bei Waldfischbach bestättigen die Annahme von Roller.
Der
Hortfund von Waldfischbach zeigt gemischtes Inventar, darunter
Werkzeuge, Geräte aus der Landwirtschaft, Beschläge für Wagen oder
Küchengerät. Während in dem Waldfischbacher Fund Werkzeuge zur
Holzbearbeitung überwogen, fanden sich im Kreimbacher Depot
vorwiegend Schmiedewerkzeuge. Die Grabungsleiter verwiesen damals auf
die Ähnlichkeit des gefundenen Werkzeuges mit dem der Gegenwart. Der
formale Unterschied sei so gering, dass ein Laie, der die
Fundumstände nicht kenne, zur Meinung komme, er habe moderne
Eisensachen gefunden.
Eine weitere
kontinuierliche Symbolik lässt sich bei der Waldaxt auch als
Statussymbol erkennen.
Irgendwie hat die
Waldaxt zu den Haingeraidenschultheißen der frühen fränkischen
Siedlungen gefunden und war schließlich bis in die Neuzeit
Forstsymbol. Eine Möglichkeit wäre das nach dem die Römer die
Pfalz verlassen hatten in der Abgeschiedenheit einiger Walddörfer
einige gallo-römische Siedlungen weiterexistierten und diese
Bewohner ihr Wissen um die Symbolhaftigkeit der Waldaxt an die
Franken weitergaben. Ihre besondere Symbolik fand die Waldaxt ja in
den Haingeraidenwäldern der fränkischen Eroberer der Pfalz.
Zu jeder
fränkischen Ansiedlung gehörte ein ungeteilter Anteil an der
gemeinen Mark, der das Recht auf Nutzung von Wald, Weide und Jagd
umfasste. Dadurch bildeten sich im 7. Jahrhundert
Markgenossenschaften die man „Haingeraide“ nannte. Auch das
Gebiet dieser Genossenschaften nannte man Haingeraide. Jeder Genosse
besaß das gleiche Maß des Nutzungsrechtes und der allgemeine Nutzen
reichte hin, um sämtliche Bedürfnisse der in den Geraidedörfern
wohnende Einwohner zu decken.
Zur
Aufrechterhaltung der Geraideordnungen wuren Geraideschultheißen,
Zentmeister, Waldmeister und Waldknechte ernannt. Das Geraidegericht
oder der Geraidestuhl setzte sich aus dem Geraideschultheiß oder
Zentschultheiß, dem Ortsschultheiß und einer Anzahl von Schöfffen
zusammen. An bestimmten Geraidelagen wurde vom Geraidegericht am
Geraidestuhl nach der Geraideordnung in Geraidedingen verhandelt und
der Geraidespruch gefällt. Als wichtigstes Symbol der Geraideordnung
überhaupt galt die Geraide – oder Loogaxt. Der Geraideschultheiß
war berechtigt die Waldaxt zu tragen und zu nutzen, also damit Bäume
zu markieren. Die Axt wurde niemals am Ort aufbewahrt wo der
Geraideschultheiß wohnte sondern immer in einem anderen Dorf.
Benötigte der Schultheiß die Axt musste er sie nach der
Geraideordnung anfordern.
Die Auflösung der
Haingeraiden geschah um 1825.
Bis in die Zeit
hinein wo vermehrt Grenzsteine gesetzt wurden, war die Loog- oder
Lochaxt das unentbehrliche Werkzeug des Försters und seiner
zuständigen Herrschaft. Als Loch – oder Loogbäume, auch Markbäume
genannt, bezeichnete man auf oder an der Grenzlinie stehende Bäume,
die beiderseits mit der Lochaxt gefitscht, angeschalmt wurden, indem
man ein Stück Rinde entfernte. Auf die Lache, die freigelegte
Stelle, wurde das Symbol der jeweiligen Herrschaft eingeschlagen.
Wenn man auch bevorzugt wegen ihrer langen Lebensdauer Eichen als
Lochbäume aussuchte, hatten diese Grenzzeichen dennoch eine
beschränkte Dauer und mussten immer wieder durch neue Lochbäume
ersetzt werden.
Dass Recht eine
eigene Waldaxt zu führen, stand nicht jeder Herrschaft zu. Auch
durfte der jeweilige Loogaxt Inhaber nicht einfach ausserhalb seines
Waldes seine eigene Loogaxt zum Bäumezeichnen nutzen. Ein Beispiel
dafür erwähnte der Heimatforscher Karl Munzinger aus Trippstadt in
seiner Abhandlung über die „Trippstadter Waldungen der Freiherren
von Hacke“ hier schreibt Munzinger: „Im Dezember 1777 ordnete die
kurpfälzische Verwaltung an, dass künftig im Meiser und Harderwald,
beides Hackescher Wald, aber im Amte Fischbach und damit im
Kurpfälzischen Hoheitsgebiet gelegen, künftig die kurpfälzische
und nicht die Hackesche Axt zu verwenden sei“.
Franz
Karl Joseph v. Hacke richtete daraufhin im Januar 1778 eine
Bittschrift an den Kurfürsten, in der er bat, das uralt hergebrachte
Recht der eigenen Waldaxtung
bestehen zu lassen und ihm zu gestatten, weiterhin ruhig und
ungestört wie seine Vorfahren in seinem „adeligen,
ritterschaftlichen Meißer- und Haderwald“ seine eigene Waldaxt
gebrauchen zu dürfen, „wann einiges Holtz“ darin gefällt werden
sollte. Dass dies immer so gehandhabt wurde, könnte der
kurpfälzische Forstmeister zu Lautern, Herr Rettig, bestätttigen,
nicht alleine für seine Amtszeit, sondern auch für die Zeiten
seines Vaters, Groß- und Urgroßvaters. Auch andere
Adelsgeschlechter, die Waldungen in kurpfälzischen Gebieten besäßen,
würden ihre eigenen Waldäxte gebrauchen, ebenso die Herzöge von
Zweibrücken im Holzland, obwohl es kurpfälzisches Gebiet sei. Bei
Keiper können wir nachlesen, dass in der kurpfälzischen Zeit die
Oberforstmeister, also auch die Freiherren von Hacke,
als Zeichen ihrer
Würde eine Waldaxt aus Elfenbein trugen, die von der linken Schulter
zur rechten Hand herabhing.
Hukwa
Lit. Hinweise:
W. Liebenam:
Zur Geschichte und Organisation des römischen Vereinswesens. Leipzig
1890.
Otto Roller:
Axtdarstellungen auf den Förstergrabsteinen der Heidelsburg.
Mitteilungen des
Historischen
Vereins der Pfalz. Band. 84.
Karl Moersch:
Geschichte der Pfalz.
Hans Wagner: Die
pfälzischen Haingeraiden.
Karl Munzinger: Die
Trippstadter Waldungen der Freiherren von Hacke 1716 – 1833
Blätter
z. Heimatgeschichte v. Tripppstadt Sonderheft.
Bilfinger,E.
Johanniskreuz eine Pfälzerwaldgeschichte. 1904
Eitelmann, W.
Rittersteine im Pfälzerwald.
Donnerstag, 20. Oktober 2016
Montag, 17. Oktober 2016
Samstag, 15. Oktober 2016
Fallendes Herbstlaub - Haikus
Das Fallen der Herbstblätter
erinnert
an die Lebensreise.
hukwa
Fallendes Herbstlaub
erinnert
an Träume aus der Vergangenheit.
hukwa
erinnert
an die Lebensreise.
hukwa
Fallendes Herbstlaub
erinnert
an Träume aus der Vergangenheit.
hukwa
Mittwoch, 12. Oktober 2016
Einsame Wildgans
Im dichten Schilf
ruht heute Nacht
die einsame Wildgans.
hukwa
ruht heute Nacht
die einsame Wildgans.
hukwa
Samstag, 8. Oktober 2016
Lehrstück - Haiku
Das Fallen der Herbstblätter
und die Katzen am Fenster
lehren mich den Zen.
hukwa
und die Katzen am Fenster
lehren mich den Zen.
hukwa
Freitag, 7. Oktober 2016
Winterhaiku
Der alte Weidepfosten weist
vom Herbstreif vereist
in den Winter.
hukwa
vom Herbstreif vereist
in den Winter.
hukwa
Montag, 3. Oktober 2016
Herbstmond
Im Herbstmond
leuchtet das Sein
des alten Zaunpfostens.
hukwa
leuchtet das Sein
des alten Zaunpfostens.
hukwa
Samstag, 1. Oktober 2016
Oktobermond
Des Waldes tiefes Schweigen
durchleuchtete Baumkronen
vom Licht des weißen Mond
Gestirn des Unbewussten
dringst du n die Stätten
meiner eigenen Tiefen ein
Mond
ewiger Beweger
der mich in Zauber bannt
tief in mir das Wort fand
uralte Dämmerung
wie Ebbe und Flut
schenkst du der Seele ihre Glut.
hukwa
durchleuchtete Baumkronen
vom Licht des weißen Mond
Gestirn des Unbewussten
dringst du n die Stätten
meiner eigenen Tiefen ein
Mond
ewiger Beweger
der mich in Zauber bannt
tief in mir das Wort fand
uralte Dämmerung
wie Ebbe und Flut
schenkst du der Seele ihre Glut.
hukwa
Sonntag, 25. September 2016
Dompfaff - Haiku
Am Futtterhaus
der Dompfaff
kündet den nahen Winter.
hukwa
der Dompfaff
kündet den nahen Winter.
hukwa
Freitag, 23. September 2016
Waldgott
Krähiger Blick
im Fichtentann
der alte Waldgott
für die Dauer
einer Amselfeder Fall
kehrt wieder
im erdigen Wurzeldickicht
der Weißdornhecke
versteckt er seine Welt
lehrt Gräser und Pilze das Reden
im Gezwitscher der Tannenmeisen
kehrt seine Stimme wieder
Nebel über den Wassern
darinnen
des Waldgott dunkles Wesen.
hukwa
im Fichtentann
der alte Waldgott
für die Dauer
einer Amselfeder Fall
kehrt wieder
im erdigen Wurzeldickicht
der Weißdornhecke
versteckt er seine Welt
lehrt Gräser und Pilze das Reden
im Gezwitscher der Tannenmeisen
kehrt seine Stimme wieder
Nebel über den Wassern
darinnen
des Waldgott dunkles Wesen.
hukwa
Sonntag, 18. September 2016
Willkommen Einsamkeit ich lausche deinen Liedern
Jetzt schlafen alle Nymphen
der Herbst hat es vollbracht
die Sommerträume ruhen
in alt verinnerlichter Nacht
der winterliche Greis wartet
lässt sich in Waldschluchten nieder
Willkommen Einsamkeit
ich lausche deinen Liedern.
hukwa
der Herbst hat es vollbracht
die Sommerträume ruhen
in alt verinnerlichter Nacht
der winterliche Greis wartet
lässt sich in Waldschluchten nieder
Willkommen Einsamkeit
ich lausche deinen Liedern.
hukwa
Freitag, 16. September 2016
Die Heimat der Göttin oder am Quell der Diana
Es gibt Historiker die haben zwei
Geschichtsbilder im Kopf. Das eine ist das Reale der Geschichte, wie
wir sie aus Urkunden, archäologischen Funden und aus den
Geschichtsbüchern kennen. Ich nenne es das blutige Bild unserer
geschichtlichen Vergangenheit. Mord, Krieg und Totschlag. Ein Bild
von Schlachten und Kriegen die oft genug in den Büchern noch
heroisch dargestellt werden. Das zweite Bild das ich von der
Geschichte in meinem Geist mit mir trage ist der Mythos. Er ist die
Alternative zu jenem realen Geschichtsbild, das mir oftmals den Weg
aus der Geschichte zeigt und in gewißen Sinne eine Art Hoffnung in
mir aufkeimen lässt.
Auch in der Heimatforschung kommt zu
dem Forschenden der Moment, wo das historisch-wissenschaftliche sich
mit dem Mythos verbindet.
Nach Jahren des Studiums historischer
Bücher, nach Forschungen in Urkunden und vor Ort, beginnt der Mythos
selbst im Heimatforscher zu leben. Man kann den Mythos weder
bestellen noch abbestellen, irgendwann beginnnt er in uns zu leben.
Es ist wohl der Moment, da die Göttin ihre Energie in einem
entfaltet. Gewiß, hat der Forschende durch seine intensive
Beschäftigung mit dem Geist der Vergangenheit das große Geheimnis
des Mythos in seiner Seele erweckt und nun muss er dem Mythos dienen,
wie ein alter keltischer Priester, der er vielleicht in einem
früheren Leben einmal war.
Der Mythos hat nichts mit Esoterik oder
Religion zu tun, er ist ein Fluss der in uns fließt, wir können von
seinen klaren Wassern kosten doch bis zu seinen Quellen werden wir
wohl nie gelangen, denn diese Quelle ist jene unendliche Kraft die
das ganze Universum durchzieht. Der Mythos ist die Verbrüderung mit
der Allseele. So wie sich der Historiker mit dem Stammbaum eines
adligen Geschlechtes beschäftigt, so sucht der Mythologe seine
Wurzeln im Mythos. Die Beschäftigung mit ihm ist Realität und Traum
zur gleichen Zeit. Dieses Gefühl Teil eines großen
Wirklichkeitserlebnisses zu sein hat Jorge Louis Borges in
wunderbaren Worten ausgesprochen:
„Wenn nämlich die Welt der Traum
eines Jemand ist, wenn es Jemanden gibt, der uns in diesem Augenblick
träumt und der die Geschichten der Welten träumt... dann hat die
Vernichtung der Religionen und der Künste, dann hat die Allgemeine
Verbrennung der Bibliotheken nicht viel mehr zu bedeuten als die
Verbrennung der Einrichtungsgegenstände eines Traumes. Der Geist der
sie einmal geträumt hat, wird sie abermals träumen. Und so lange
dieser Geist zu Träumen fortfährt, so lange ist nichts verloren“.
Heidelsburg bei Waldfischbach Fotos© Ute Knieriemen-Wagner |
Der Pfälzerwald in
dem ich lebe ist altes Keltenland. Zahlreiche längst vergessene
Höhenheiligtümer verbirgt dieser dunkle Wald, der einst von den
Vogesen bis in die Eifel reichte. „Wassichin“, nannten die Kelten
dieses große Waldgebiet was soviel bedeutet wie „Auerochsengebirge“,
die Römer nannten es „Vosagus“, nach einem alten Waldgott der
hier hauste. Die realistische Geschichtsforschung hat uns die Kelten
und Römer als Völker dargestellt wie sie auch tatsächlich waren:
Kriegslüsterne Eroberer!
Doch es gibt noch
eine „zweite Geschichte in der Geschichte“, nämlich jene der
Muttergottheiten die in diesen Wäldern an vielen Quellen verehrt
wurden, Plätze die das Volk zum Teil heute noch aufsucht. Und die
Verehrung dieser Matronen das ist der Mythos von dem ich hier
schreibe.
Diese Landschaft
mit seinen dunklen Wäldern, seinen geheimnisvollen Woogen und
Wildbächen, die von der Natur erschaffenen steinernen Gebilde, die
Menhire von denen es hier noch einige gibt und die geheimnisvollen
Felsbilder versteckt im Dickicht der Wälder das ist die Heimat der
großen Göttin und es ist die Heimat des dunklen Waldgottes Vosegus
– im Mythos existieren beide immer noch.
Es sind noch nicht
einmal 2000 Jahre vergangen, seit man der Göttin hier Opfer brachte
und sie an den heiligen Quellen verehrte. Was sind schon 2000 Jahre
im Lauf der Geschichte; es ist noch nicht einmal der halbe
Wimpernschlag des alten Vogesengottes.
Ob wir es wahrhaben
wollen oder nicht, der Mythos hat die Geschichtsschreibung immer
begleitet und immer wieder werden wir ihm begegnen.
Gerade in diesem
Gebiet der Mediomatriker und Treverer, deren Hauptstätte Trier und
Metz waren, pflegte man die alten heiligen Kultplätze. In der Regel
lagen sie in den weiten Wäldern der Mittelgebirge, von den heutigen
Vogesen über den Pfälzerwald in den Hunsrück bis hinein in die
Eifel und Ardennen. Die alten keltischen Naturkulte verbanden sich
mit römischen Steinbauten, Stelen und Steinreliefs aus Buntsandstein,
wie wir sie aus dem Pfälzerwald kennen. Noch heute findet der Kundige
Reste dieser alten Weihedenkmäler von denen der alte Zauber der
Göttin noch auszugehen scheint. So errichteten sie die Treverer für
Diana, die römische Göttin der Jagd und des Wildes, die man mit der
keltischen Arduinna gleichsetzte, der Gottheit des Gebirges der
Ardennen, ähnlich wie eben Vosegus der Waldgott des Pfälzerwaldes
und der Vogesen war.
Ein besonderer Kult
genossen die Matronen (Mütter) die man vorwiegend an
Quellheiligtümern, wie beim Gutenborn im pfälzischen Kindsbach
verehrte. Diese Fruchtbarkeitsgötttinen genossen eine herausragende
Verehrung. Gerade der Kult dieser Quellgottheiten war unter den
romanisierten Germanen und Kelten stark verbreitet und stellte eine
Vermischung aus römischen mit keltischen und germanischen
Traditionen dar.
Auch der Name Pfalz
stammt letztendlich von einer Göttin ab. Die Sprachforschung sagt
uns dass „Pfalz“ aus dem lateinischen Wort „Palatium“
abgeleitet sei. Das „Palatium“ oder die „Pfalz“ steckt auch
in dem Wort Palst oder Haus in dem die Herrscher wohnten, der
Regierungssitz denn das Mittelalter als „Königspfalz“
bezeichnete. Aber auch andere festummauerte Wohnsitze nannte man
damals Pfalz. Vom römischen Altertum haben sich die Abwandlungen des
Wortes „Palatium“ allesamt weit entfernt. „Palatium“ so
nannten die Römer in Rom einen Hügel. Nämlich einen der sieben
Hügeln auf denen Rom erbaut war hieß so. Der älteste Siedlungsteil
der „ewigen Stadt“ stand genau auf diesem Hügel. In vorrömischer
Zeit stand auf diesem Hügel ein Tempel der der altitalischen
Schutzgöttin „Pales“ geweiht war. „Pales“ war ähnlich der
„Diana“ eine Naturgöttin.
In seinen
„heroischen Leidenschaften“ schreibt Gordano Bruno über die
Göttin Diana:
Die
Wahrheit wird gesucht wie ein unzugängliches Ding, wie ein
Gegenstand, der nicht nur unbegreiflich, sondern auch nicht zu
vergegenständlichen ist, denn niemand hält es für möglich, in die
Sonne zu schauen, den allerleuchtenden Apollo, in das durch seine
höchste und vorzüglichste Wesensgestalt absolute Licht;
wohl aber in ihren Schatten, ihre Diana,die Welt, das
Universum,die Natur, die in den Dingen ist, das Licht, das in der
undurchsichtigen Materie ist, jenes nämlich,das in der Finsternis
leuchtet. Von den vielen also,die auf den genannten und auf noch
vielen anderen Wegen in diesem wüsten Walde dahineilen, lassen sich
nur ganz wenige am Quell der Diana nieder.Viele geben sich mit der
Jagd auf wilde und unedle Tiere zufrieden; der größte Teil aber
fängt gar nichts, denn er stellt die Netze nach dem Wind und hat
schließlich nichts als Fliegen in der Hand. Selten gibt es, meine
ich, einen Aktaion, dem vom Schicksal gewährt ist, Diana nackt zu
schauen und dahin zu kommen, dass die schöne Liebesgestalt der Natur
ihn ganz verzaubert, und der dann, durch die beiden Augen, durch die
er den Glanz göttlicher Güte und Schönheit wahrgenommen, in den
Hirsch verwandelt wird und fortan nicht mehr Jäger, sondern gejagtes
Wild ist. Denn das letzte und endgültige Ziel dieser Jagd ist eben
das, jene flüchtige und wilde Beute zu erreichen, durch die der
Erbeuter selbst zur Beute, der Jäger zum gejagten Wild wird. Denn
bei allen anderen Arten der Jagd, die man auf einzelne Dinge richtet,
gelangt der Jäger schließlich dazu, diese anderen Dinge an sich zu
reißen,indem er sie mit dem Munde der eigenen Erkenntnis erfaßt;
bei jener göttlichen und allumfassenden Jagd aber vollzieht sich das
Fangen so,dass auch er notwendigerweise gefangen,aufgesogen und
geeint wird. Dadurch wird er aus einem
gewöhnlichen,durchschnittlichen und dem alltäglichen Volk
angehörenden Menschen zu einem wilden Wesen, wie ein Hirsch oder ein
Bewohner der Wildnis; gleichsam göttlich lebt er in der erhabenheit
des Waldes, in den nicht nur Menschenkunst gestaltezten Gemächern
höhlenreicher Berge, wo er den Ursprung der großen Ströme
bewundert, wo er von den gewöhnlichen Begierden unberührt und rein
dahinlebt, wo die Gottheit freier umgeht...So verschlingen die Hunde,
die Gedanken göttlicher Dinge, diesen Aktaion, töten ihn für das
rohe Volk und die Menge, lösen ihn aus den Verstrickungen der
verwirrten Sinne, befreien ihn aus dem Leibeskerker der Materie, so
dass er nun nach seiner Diana nicht mehr wie durch Ritze und Fenster
zu spähen braucht, sondern die trennende Wände niederwirft und
angesichts der ganzen Weite des Horizonts ganz Auge wird. So schaut
er das ganze wie ein Einziges und sieht nicht mehr durch
Unterscheidung und Zählung, wie sie sich aus der Verschiedenheit der
Sinne ergibt, durch die man wie durch Ritzen nur in verworrener Weise
wahrnehmen kann. Er sieht Amphitrite, denn Urquell aller Zahlen,
aller Arten, aller Begriffe: Sie ist die Monade, die wahre Wesenheit
im Sein aller Dinge; und wenn er sie auch nicht in ihrer Wesenheit
selbst, in absolutem Lichte sieht, so sieht er sie in ihren
Hervorbringungen, welche ihr ähnlich, ihre Abbilder sind. Denn aus
jener Monade, welche die Gottheit ist, geht diese Monade hervor,
welche die Natur, das Universum, die Welt ist...
Es ist nur eine der
vielen Metamorphosen der großen Göttin die Giordano Bruno hier
beschreibt. Wir finden sie versteckt in den Märchen und Sagen, aber
auch als christliche Heilige kennen wir sie. So nahm die alte Göttin
im Laufe der Jahrtausende viele Gesichter und Persönlichkeiten an.
Auf einigen der Steinreliefs auf denen die Göttinnen abgebildet
sind, erkennt man auch Pflanzen und Bäume. Dies führt in die Zeiten
zurück da die Göttin noch kein „Gesicht“ hatte, und die Kelten
sie noch in den heiligen Baumhainen verehrten.
hukwa
Dienstag, 13. September 2016
Herbst im Pfälzerwald
Eine
naturphilosophische Betrachtung
Der
naturkundige Wanderer kennt die Stimmung, wenn im Herbst am Morgen
der Nebel noch Tal und Hügel, Wälder und Fluren wie mit einem
feinen Schleier verhüllt, den die heraufsteigende Sonne allmählich
durchdringt und auflöst. Millionen von Spinnweben funkeln in Gebüsch
und Bäumen und verzaubern die Landschaft. Es ist die Zeit der
gedämpften Farben und des mystischen Lichts.
Die
letzten Zugvögel werden unruhig, weil es bald auf große Reise geht.
Auf den Feldfluren ist nun Ruhe eingekehrt und am Waldrand reifen die
schwarzen Schlehen, warten auf den ersten Frost, der etwas Süße in
sie senkt. Die letzten Früchte des Holunders funkeln in der Sonne
und die überreifen Brombeeren laden zum Verweilen ein. Ein letztes
Mal verwöhnt uns die Natur mit ihrer herbstlichen Fülle. Mensch und
Tier wissen, dass nun bald die dunkle Jahreszeit Einkehr hält und
wollen ein letztes Mal von der Natur verwöhnt werden.
Im
Wald erscheint uns nun die Stille noch intensiver, als wir sie im
Hochsommer empfunden haben. Jene, die Altmutter Natur lieben, zieht
es nun wie unter einem Zwang hinein in die Wälder, ihre Geheimnisse
und Schönheiten aufsuchend. Man fühlt in sich Momente, in denen man
spürt, dass wir mit dieser erhabenen Natur verwandt sind.
Der
Schrei des Habichts in den Lüften, das plötzliche Aufbrechen von
Wild im Gebüsch, das Schimpfen des Eichhörnchens vom Baum herab
oder das einsame Fallen einer Eichel erscheinen uns wie ein Gebet,
das Mutter Natur zu uns spricht. Der ganze Wald spricht zu uns in
seiner großen Stille.
Indem
wir ihm zu hören, schauen wir in uns selbst hinein. Ist uns die
Natur eine Mutter, so ist der Wald uns Vatergestalt, seine Bäume
sind uns Brüder und die verwunschenen Weiher sind uns Schwestern.
Fern
vom Getöse der Menschen erwartet uns im Wald reine Beschaulichkeit.
Kurz
ist der „Goldene Oktober“, der ein einziger Herbststrauß zu sein
scheint. Kommt der Wanderer durch Buchenwald, versinkt er bis zu den
Knöcheln im sanften Laub.
In
einem Laubwald dauert es mitunter bis zu fünf Jahre, bis ein
Buchenblatt als solches nicht mehr zu erkennen ist. Bis dahin geht es
in Teilen durch Dutzende von Mägen der sogenannten Zersetzer. Also
von Tieren, die vom „Abfall“ der Natur leben. Im Laubwald fallen
jährlich pro Hektar vier Tonnen Pflanzenmasse an, die es zu
verwerten gilt. Mutter Natur bewältigt diese Mengen mit einem Heer
von hungrigen Mäulern. Die Erstverwerter der Laubstreu sind
Spring-schwänze, Asseln, Milben, Regenwürmer und Tausendfüssler.
Diese kleinen Bodentiere können jedoch die pflanzlichen Reststoffe
nur durchlöchern. Das weitere Zerkleinern obliegt winzigen
Bodenbewohnern, die insgesamt noch einmal das Hundertfache der
Regenwürmer auf die Waagschale bringen. Diese Mikrowelt ist mit
mehreren Milliarden Tieren pro Quadratmeter so groß, dass sie der
Mensch bisher kaum erfassen und bestimmen kann. Diese Winzlinge
stellen das Bindeglied zwischen der toten Pflanzenmaterie und den
größeren Zersetzern der Streu dar. Einige wenige aus diesem
Mikrokosmos sind in der Lage, die schwer verdaulichen Teile wie
Zellulose und Lignin zu knacken. Sie besitzen hierfür Enzyme, über
die nur wenige Abfallverwerter verfügen. Anschließend machen sich
Mikroorganismen über den Nahrungsbrei her. Sie verdauen ihren
eigenen Kot mit den darauf lebenden Kleinstlebewesen. Die
Energieausbeute erhöht sich damit um mehr als das Doppelte. Entgegen
der Welt der Menschen kann die Natur ihre „Abfallprobleme“
äußerst nachhaltig regeln.
Der
Wald strahlt zu dieser Zeit in den herrlichsten Farben!
Es
sind nicht nur die Buchen, die im Herbst in purpurner Farbe zu
brennen scheinen. Auch der wilde Kirschbaum entfaltet um diese
Jahreszeit eine üppige Strahlkraft. Erfreut er im Frühling das Herz
des Wanderers mit seinen schneeweißen Blüten, so wirkt nun das Rot
seines Herbstkleides fast magisch auf uns. Aber auch ein Nadelbaum
wirft seinen Zauber über uns: wie brennende Fackeln stehen die
Lärchen am Bergeshang. In den frühen Morgenstunden funkeln tausende
von silberfarbenen Spinnweben in den Büschen. Wie versponnene
Elfenlocken scheinen die Fruchtstände des Waldweidenröschens
ineinander verwoben, wenn man Mitte Oktober durch die Trippstadter
Wälder streift.
Die
unruhig schlanke Birke in ihrem gelbfarbenen Herbstkleid fällt dem
Wanderer besonders auf. In ihrer Nähe befinden sich oft die roten
Fruchtknollen des Fliegenpilzes. Beide, Baum und Pilz, sind durch
Symbiose verbunden.
An
den Abenden ist es nun schon sehr kühl geworden. Ein Blick in den
Herbststernenhimmel zeigt uns, dass der Winter bald seinen Einzug
hält. Tief im Norden werden schon die ersten Vorboten des
Winterhimmels sichtbar, insbesondere in Gestalt des Sternbildes
Stier, das zumindest für Mittel- und Nordeuropa bereits vollständig
aufgegangen ist. Sein Hauptstern heißt Aldebaran, wie ein großes
Juwel funkelt er nun am nächtlichen Sternenhimmel.
Herbstzeit
ist Wanderzeit!
hukwa
Herbst - von
Nikolaus Lenau (1802-1850)
Rings
ein Verstummen, ein Entfärben:
Wie sanft den Wald
die Lüfte streicheln,
Sein welkes Laub ihm
abzuschmeicheln; Ich
liebe dieses milde Sterben.
Von hinnen geht die
stille Reise, Die
Zeit der Liebe ist verklungen,
Die Vögel haben
ausgesungen, Und
dürre Blätter sinken leise.
Die Vögel zogen
nach dem Süden, Aus
dem Verfall des Laubes tauchen
Die Nester, die nicht
Schutz mehr brauchen,
Die Blätter fallen
stets, die müden.
In
dieses Waldes leisem Rauschen
Ist mir als hör' ich
Kunde wehen, daß
alles Sterben und Vergehen
Nur heimlich still
vergnügtes Tauschen.
|
Vergangenes Handwerk und erloschene Berufe in Trippstadt
Der
vorliegende Text versucht eine Gesamtschau auf das alte Handwerk in
Trippstadt und Berufe von „einst“ zu werfen. Er beschränkt sich
auf die Zeit von ca. 1670 bis 1890. Der Schwerpunkt der Betrachtung
liegt in einem Zeitraum von ungefähr 200 Jahren. Die Gründe dafür
liegen zum einen in der größeren Literatur– und Quellenbasis aus
dieser Zeit, doch vor allem in der Tatsache, dass in diesem Zeitraum
Handwerksberufe, als auch andere Berufssparten, eine enorme
Entwicklung erfahren. Dieser Text will keine sentimentale Rückschau
auf eine vergangene „heile Welt“ beschreiben, die es ja eh nicht
gab, sondern es ist der Versuch, dem Leser ein Stück
Heimatgeschichte aus alter Trippstadter Zeit zu vermitteln.
Es
ist der Versuch, ein Bild zu entwerfen über verschiedene Berufe und
Tätigkeiten die noch vor etwa 100 Jahren in unserem Ort angesiedelt
waren und ausgeübt wurden.
Natürlich
gab es diese Berufe auch in anderen Orten der Region. Trippstadt habe
ich aus dem Grund ausgewählt, weil für den Ort reichliches
Quellenmaterial zur Verfügung steht. Hier möchte ich besonders auf
das Bürgerbuch
von Heinrich Haas und die Glöckner Datei hinweisen.
Doch
Trippstadt ist für eine solche Publikation noch aus anderen Gründen
geeignet. Der Ort hatte eine blühende Eisenindustrie, was natürlich
unterschiedliche Berufsgruppen anzog; Trippstadt ist waldreich und
hat eine Jahrhunderte alte Tradition bei den Waldberufen, auch die
Landwirtschaft in Form des Waldbauerntums spielt eine Rolle. Hinzu
kommen noch jene „Hausberufe“ wie Leineweber, Seiler,
Seifensieder, Korbflechter, usw., die hier ausgeübt wurden.
Sämtliche Berufe die hier beschrieben werden kann man in den beiden
erwähnten Bürgerbüchern finden und nachlesen.
Es
versteht sich als obligatorisch, dass man bei einer solchen
heimat-geschichtlichen Recherche immer wieder mal über den
„Kirchturm hinaus“ in benachbarte Orte schauen muss, um
Vergleiche anzustellen aber auch um ein Gesamtbild zu erreichen. Doch
der Hauptinhalt dieses Textes ist Trippstadter Ortsgeschichte.
In
den Notzeiten der beiden Weltkriege lebten verschiedene alte Berufe
noch einmal auf, wie z.B. die Köhlerei und die Herstellung von
Holzschuhen. Wie Forstrat
W. Albert
berichtet, wurde Holzkohle aus Trippstadt und Kaiserslautern bis in
die 1920er Jahre nach Spanien exportiert. In Kaiserslautern gab es
bis in die fünfziger Jahre noch eine Holzschuhfabrik. Auch eine
Holzschuhmacher Innung, in der Holzschuhmacher und Schindelmacher
organisiert waren, existierte bis in diese Zeit in der Pfalz.
Die
hier beschriebenen Berufe zeichnen auch das Bild einer Region, eines
Ortes nach. Bei vielen dieser Berufe bildete eine kleine
Landwirtschaft eine zusätzliche Erwerbsquelle für die Familie. Zu
gewissen Zeiten, vor allem aber während der Aussaat und Erntezeiten,
wurde für Tage oder Stunden das Handwerkszeug mit dem Ackergerät
vertauscht. In Kriegs– und Notzeiten war diese Neben-beschäftigung
oft ein lebenserhaltender Faktor.
Bevor
ich nun einige Berufsgruppen beschreibe, hier eine Auflistung dieser
heute zum Teil nicht mehr existierenden Berufe:
Schindelmacher,
Bürstenbinder, Seiler, Leineweber, Ziegler, Bierbrauer, Ölmüller,
herrschaftlicher Geldheber, Bader, Tagner, Wolfsjäger, Daubenhauer,
Büglerin, Wagner, Schuster, Küfer, Feldschütz, Hammerschmied,
Steuereinnehmer, Churpfälzischer Zöllner, Köhler, Korbmacher,
Kammacher, Kesselschmied, Blaufärber, Stuhlmacher, Barbier,
Pottaschbrenner, Almosenpfleger, Faßbinder, Tuchmacher, Hirte
Waldhüter, Pudler, Holzsetzer, Fuhrmann, Färber, Kuhhirte,
Hufschmied, Schneider, Einnehmer, Webermeister, Gemeindeschreiber,
Blechschmied, Platzknecht, Pflasterer, Hafner, Steinhauer,
Steinbrecher, Einleger, Postillion-Kutscher, Schäfer, Seifensieder,
Wollspinner, Bordschnitter, Messerschmied, Rotgerber, Papiermacher,
Nagelschmied, Nachtwächter, Glasschleifer, Dienstmädchen.
Der
approbierte Bader:
In
einer einfachen Rasierstube übte er seinen Beruf als Friseur,
Wundpfleger und Zahnzieher aus, sofern er nicht seine Kundschaft zu
Hause besuchte. Aber auch für andere Schmerzen wusste er oft Rat.
Manche Ärzte zogen bei Hausoperationen den Bader als Gehilfen
hinzu. Auch für die Leichenschau war er verantwortlich. Er hatte
eine Lehrzeit zu absolvieren und musste, in der Regel nach Ableistung
seines Militärdienstes, zu einem mehrmonatigen medizinischen Kursus
nach Frankenthal, wo die pfälzischen Bader unter der Leitung von
Ärzten geschult wurden. Nach Beendigung des Kurses erhielten sie
neben einem Diplom die sogenannte Approbation, mit der sie ihr
Geschäft betreiben durften.
Mein
Großvater, der auf dem Wiesenthalerhof wohnte, erzählte mir, dass
er zum Zahn ziehen in den Nachbarort Erfenbach zum dortigen Bader
ging. Einen Zahn ziehen zu lassen kostete damals eine Reichsmark.
Im
Trippstadter Bürgerbuch finden sich mehrere Bader.
Blechschmied:
Er
war mit allen Blecharbeiten vertraut. Neben größeren Arbeiten wie
der Herstelllung von Dachrinnen und deren Anbringung reparierte er
auch Kochtöpfe und den Wasserkessel. In Trippstadt gab es viele
Blechschmiede und man kann davon ausgehen, dass die meisten von ihnen
in den Trippstadter Eisenhüttenwerken in den dortigen Eisenberufen
gearbeitet haben.
Die
Büglerin:
Die
besser gestellten Geschäftsleute und Bürger ließen einmal die
Woche die Büglerin in ihr Haus kommen, die ihre Wäsche glättete.
Sie stärkte und bügelte Vorhänge, Deckchen und Herrenhemden.
Eine
bekannte Trippstadter Büglerin war „das
Felsenweib vom Karlstal“,
mit bürgerlichem Namen Anna Katharina Kaiser, geboren am 13. Februar
1777.
Der
Leineweber:
Flurnamen
wie Brechkaut, Hanfdelle und Hanfacker erinnern noch heute in
Trippstadt an das alte Handwerk der Leineweber. Hauptberufliche
Leineweber arbeiteten immer als „Heimarbeiter“. In vielen
bäuerlichen Haushalten stand auch ein Webstuhl der den Tagnern und
Ackerern ein Zubrot gab. Die meisten Bauern hatten ihren Hanfacker
der besonders gepflegt wurde. Sobald geriffelt, gröstet, gebrochen
und wieder getrocknet war, besorgten die Frauen das „Schwingen“,
dann kam der „Hechelmacher“ und durchzog auf der „Hechelbank“
die Hanfbündel. Nach einigen weiteren Arbeitsvorgängen wurde dann
der Flachshanf versponnen. In Trippstadt waren einige Leineweber
tätig. Trippstadt hatte 3 Brechkauten: 1. Wo Mandel- und Brotdeich
zusammenstoßen, 2. in der Nähe der Schanz, 3. am Friedhof.
Gerber,
Schindelmacher, Korbflechter:
Im
ehemaligen „Häusschen“ am Ertl, wirkte lange Zeit ein Gerber,
daher auch der Name Gerbfeld, eine Gewanne die sich in der Nähe
dieses Hauses befindet. Auch der Schindelmacher Johann Kallenbach und
der Korbflechter Heinrich Rösel hatten hier ihre Werkstatt.
Der
Küfer:
Fässer,
Fleisch- und Waschbütten, kleinere Bütten für Sauerkraut und saure
Bohnen, Bütten und Fässer in allen Größen, stellte der Küfer
her. Es war eine, große Genauigkeit erfordernde Arbeit, ein Fass
herzustellen. Aus dem Rohholz, in der Regel Eiche, die Dauen so zu
bearbeiten, dass sie sich millimetergenau zu einem Fass
zusammenfügten.Am Ende versah man sie mit den Fassböden durch
Einklemmen in eine gefräste Nut. Die dann aufgezogenen Fassreifen
pressten die Dauen zusammen und nach Einbohren des Füll- und
Zapfloches war das Fass fertig. Als Dichtungsmittel wurde Pech oder
auch Liesch, eine Sumpfpflanze verwendet.
Der
Schweinehirt:
Dieser
Beruf ist einer der ältesten Berufe und wird schon in der Odyssee
Homers erwähnt. Im Volksmund sagte man einfach „Sauhirt“.
Er
trieb die Tiere, die vielen Besitzern gehörten, mit Beginn des
Frühjahrs an Feldwege und abgeerntete Felder, bis der Herbst durch
nasses und kaltes Wetter den Austrieb beendete. Der Hirt bekam seinen
Lohn wöchentlich ausbezahlt und im Herbst bekam er nochmals
Naturalien als Entlohnung.
In
jeder größeren Ortschaft stand ein Hirtenhaus in dem der Hirte
wohnte.
Der
Seifensieder:
Der
Seifensieder stellte vor allem Kernseife her.
Der
Stuhlmacher:
Eigentlich
müsste es Stuhlsitzflechter heißen, denn er hat die Stuhlsitze
geflochten und repariert.
Der
Ziegler:
Unterhalb
des Wilensteinerhofes befand sich eine Ziegelei. Der dortige Brunnen
heißt noch heute Ziegelbrunnen. In den „Blättern
zur Heimatgeschichte von Trippstadt“ - Sonderheft Tripppstadter
Flurnamen kann
man lesen: „Der
für die Ziegelei benötigte Lehm wurde auf dem Wilensteiner Feld
abgebaut. In dem Waldhang zwischen Kaltenborner Tal und Wilensteiner
Feld ist jetzt noch die Stufe eines diagonal den Hang heraufziehenden
ehemaligen Weges zu erkennen. Die Ziegelproduktion dürfte in der
Zeit um 1800 eingestellt worden sein, nachdem die Familie von Hacke
ihr Eigentum abgeben musste. Ein Gebäude wurde weiterhin zu
Wohnzwecken genutzt, über die Zeit des Abrisses, legen keine
Unterlagen vor“.
Der
Pflasterer:
Mit
dem Aufkommen von Teer- und Asphalt für Straßendecken war auch das
Geschäft des Pflasterers notleidend geworden und nur noch in Höfen,
Ställen und Rinnen beansprucht. Der im Volksmund gebrauchte Ausdruck
„Poweier“
für den Pflasterer war kein Schimpfwort, sondern nur eine
Verballhornung des französischen Wortes Paveur = Pflasterer oder
Steinsetzer, das über die französisch-lothringische Grenze seinen
Weg zu uns gefunden hat.
Der
Schmied:
Das
Berufsbild des Schmiedes bedarf einer etwas längeren Abhandlung in
diesem Artikel. Gab es doch in Trippstadt fast sämtliche Vertreter
dieser Berufsgruppe: Huf-, Gesenk-, Rad-, Nagel-, Büchsen (Waffen)-,
Waagen (Gewicht)-, Kunst und Goldschmied-, Kessel-, Messer-,
Blechschmied.
Eine
Spezialisierung griff oft in die andere über, so das mehrere solcher
Berufszweige von einem Schmied ausgeübt wurden. Auch war es wohl die
Eisenindustrie in Trippstadt die viele Schmiedegesellen in unsere
Gemeinde lockte. Noch heute sagt ein altes Sprichwort, das man aus
einem Schmied einen Schlosser machen kann, aber nicht umgekehrt aus
einem Schlosser einen Schmied. Das galt wohl auch für die
Eisenverhüttung. Das Berufsbild des Schmiedes ist so umfangreich,
das man im Schmied den Mutterberuf für das gesamte Metallhandwerk
sehen kann. Doch auch mit vielen anderen Berufszweigen stand das
Schmiedehandwerk in enger Verwandtschaft: Schlosser, Klempner,
Wagner, Schreiner, Maurer, Müller, Schiffsbauer, Brunnenbauer,
Bergmann, Steinmetz, Steinbrecher, Zimmermann, aber vor allem mit dem
Landwirt und dem Winzer. Den Schmied zog man bei vielem hinzu, so
z.B. wegen seiner tierärztlichen Kenntnisse (Hufschmied), bei der
Geburt von Kälbern oder Fohlen. Der Schmiedemeister oder Geselle
legte seine Prüfung vor der Handwerkskammer ab, der Hufschmied vor
einer staatlichen Prüfungsstelle, so wie das auch vom Apotheker und
vom Schornsteinfeger verlangt wurde. Der Hufschmied hatte es ja mit
einem Tier, also mit einem lebendigen Wesen zu tun und die
Voraussetzung für diesen Beruf war auch das Wissen über
Tierheilkunde. In den alten Hufbeschlagsschulen wurden immer auch
Tierärzte als Lehrer beschäftigt. Die Vorläufer unserer Tierärzte
waren tatsächlich die Schmiede und Schäfer.
Jedes
Pferd hat seine eigene Gangart, darauf musste der Hufschmied achten.
Auch ob eine Krankheit, ein Senkfuß oder eine Druckstelle vorhanden
war. Demgemäß musste er das Eisen anfertigen und anpassen.
Voraussetzung für das Anpassen eines Hufeisens ist und war
handwerkliches Können. Es wurde nicht groß gemessen, sondern nach
Augenmaß gearbeitet. Alle zwei Monate musste ein Pferd neu
beschlagen werden.
Mein
Großvater erzählte mir, dass noch in den 1920zigern Jahren in
Kaiserslautern zwei Nagelschmiede tätig waren. Dies hatte einen
einfachen und logischen Grund. Damals gab es noch einige Wagnereien
in Stadt und Umland. Es gab zwar schon maschinell hergestellte
Drahtstifte, doch die handgeschmiedeten Nägel hatten einen enormen
Vorteil: es platzten keine Köpfe ab. Solche handgearbeitete Nägel
wurden für die Beschläge an landwirtschaftlichen Wagen und Geräten
benutzt aber vor allem an der Deichsel und an den Mück- oder
Bremsklötzen.
Eine
weitere Spezialisierung im Schmiedehandwerk war der Bergschmied.
Ein
solcher war tätig im Bergwerk der Gienants auf
Erzhütten–Wiesenthalerhof. Seine Aufgabe war es, die zum Bergbau
(Erzabbau) erforderlichen Gerätschaften aus Eisen zu schmieden. Er
unterstand der Berggerichtsbarkeit, was ihm neben besonderen
Privilegien, auch besondere Pflichten einbrachte. Diese waren in der
Bergschmiedeordnung geregelt. Legte er die Meisterprüfung ab, musste
er eine Kratze und einen Keil anfertigen. Dann musste er vor dem
Bergamt den Bergschmiedeeid sprechen. Er gelobte, dass er die
Grubengerätschaften in bestem Zustand liefern würde und weder altes
noch neues Eisen veruntreuen würde. Ein besonderes Privileg war,
dass er eine beschränkte Schank-genehmigung besaß. Er durfte den
Bergleuten und den Fuhrknechten Bier und Branntwein als „Labetrunk“
ausschenken.
Oft
musste der Bergschmied
auch die Arbeit des Kuhschmieds
übernehmen. Er musste also Kühe, Ochsen und Bullen beschlagen. Das
Erz, das nach Trippstadt transportiert wurde, kam mit Esel- und
Ochsenkarren hier an. Vor allem im Winter mussten die Tiere
beschlagen werden.
Zimmermann:
Die
Arbeit des Zimmermanns ist bekannt. Weniger bekannt ist vor allem die
Winterarbeit der Zimmerleute das sogenannte Holzbeschlagen.
Dies war eine harte und anstrengende Arbeit. Im Wald wurden die
Stämme zu verschiedenen Balken zurecht geschlagen. Manchmal wurde
auch ein ganzer Dachstuhl im Wald gezimmert.
So
schreibt Johann
Keiper über Oberstjägermeister Karl Theodor von Hacke, den
Trippstadter Schloss- und Waldbesitzer:
„Man erzählt sich heute noch, dass in dem Jahrzehnt 1780 – 1790
Oberstjägermeister Karl Theodor von Hacke seinen Holzanfall
vorteilhafter als früher verwertete dadurch, dass er viel
Eichenbauholz schlagen ließ, das an Ort und Stelle im Walde
zimmermannsmäßig bearbeitet wurde. Deshalb seien die Landleute von
weither in den Trippstadter Wald gefahren, da sie dann für ihre
Hausneubauten daheim das Eichengebälke nur mehr richtig
zusammenzusetzen und zum Dachstuhl aufzuschlagen hatten“.
Literaturhinweise:
Hans
Grandke: Untersuchungen über die Lage des Handwerks in Deutschland
mit besonderer Berücksichtigung gegenüber der Großindustrie
– Leipzig 1897
Paul
Hagger: Handwerk zwischen Idealbild und Wirklichkeit – Stuttgart
1991
Wilhelm
Weidmann: Streiflichter durch die Wirtschaftsgeschichte von Stadt-
und Landkreis Kaiserslautern – 1976
Rudolf
Zorn: Handbuch der Sozialwissenschaftler – 1965
Fritz
Schellack
Günter
Schifferer: Geschichte des pfälzischen Handwerks
hukwa
Mittwoch, 10. August 2016
Als der Jäger aus Kurpfalz in Trippstadt auf die Jagd ging
Nach
seiner Vermählung im Jahre 1570 bezog er mit seiner Frau die
Barbarossa Burg in Lautern. In dieser Zeit begann er auch mit den
Vorbereitungen zum Bau eines neuen Schlosses im Renaissancestil,
unmittelbar neben der alten Burg, das 1577 vollendet wurde,
Von
nun an liefen für mehr als ein Jahrzehnt in Kaiserslautern die Fäden
einer Politik zusammen, die europäischen Charakter trug.
Johann Casimir Zeichnung © Ute Knieriemen-Wagner |
Johann
Casimir war wie erwähnt ein leidenschaftlicher Jäger. Fast täglich
ging er schon sehr früh zur Jagd oder hielt sich in seinen Parks und
Tiergärten auf. Ein wertvolles Vermächtnis über das Leben des
Kurfürsten, vor allem was die Jagd und den Wald betraf, stellen
seine „Schießbücher“ und sein Kalendertagebuch dar. Sie
umfassen die Jahre zwischen 1567 und 1589 also seine „Lauterer
Jahre“. Diese Tagebücher sind nicht nur für die Jagd und
Fischerei des 16. Jahrhunderts von Bedeutung, sie schildern auch mit
kurzen treffenden Worten die politischen Verhältnisse der Pfalz in
dieser Zeit.
Eine
seiner großen Jagdleidenschaften war die „Auerhahnenfals“,
also die Jagd auf Auerhähne. Eines der besten Auerhahngebiete im
Umkreis von Kaiserslautern war der Lauberwald bei Trippstadt. Worüber
der Kurfürst auch in seinem Kalendertagebuch und seinen
Schießbüchern mehrfach berichtet. So lesen wir unter anderem für
den Monat März 1580:
„Früh
wieder auf die Hahnenfals,
2 Hähne geschossen.
Zu Lauber (Lauberwald) gegessen. Folgents wieder nach Lautern
gezogen. Carlowitz angekommen, desgl. Beutrich (Hofbeamte).
Früh
wieder zwei Forellenweiher gefischt. Zuvor auf die Hahnenfals
gezogen. Nichts ausgerichtet. Nachmittags „uff den Waldt Birchen
gezogen. 2 Rehe und ein Schwein geschossen.
Früh
auf Hahnenfals. Nichts ausgerichtet. Nachmittags Geschäfte
verrichtet.
Früh
auf die Hahnenfals gezogen und nichts geschossen. Danach einen „Forel
Weiher“ gefischt. Ist meine Gemahlin mit der Gräfin von Hohenlohe
hernach gekommen.
Früh
auf die Hahnenfals gezogen. Einen geschossen. Fürters zu Lautern
gegessen und folgend nach Friedelsheim gezogen.
Früh
mit dem Grafen auf die Auerhahnenfals gezogen. Nichts ausgerichtet.
Danach in den Tiergarten gegangen. Nachmittags Geschäfte in der
Kanzlei verrichtet.
Früh
Suppen (Frühstück) gegessen. Danach mit dem Grafen zum Birschen
gezogen. Hat der Graf ein Stück Wild (Kahlwild) geschossen, ich
einen Rehbock und einen Auerhahn.“
Soweit
im Tagebuch genannt waren die Erlegungsorte für Auerhähne in der
Regel der Lauberwald, der anscheinend einer der Lieblingsaufenthalte
des Kurfürsten war wenn er zur Jagd ging. Auch bei Dansenberg und
dem Aschbacherwald ging er gerne zur Jagd. Doch auch in den Wäldern
um Johanniskreuz war der Kurfürst aktiv. In seinem Schießregister
können wir unter anderem Lesen:
„1
auerhanen vff den hornbach. Weld. Nitt weitt von hahnberg.
„1
auerhahnen vff dem laberwald“.
„1
hasell huhn bei dem hoff laber, so dem kloster Eussertall gehörig.“
Der
Auerhahn gehörte der „Hohen Jagd“ an und durfte nur vom
Landesherrn selbst bejagt werden.
Im
Lauberwald hatte die Kurpfalz das Jagdrecht. Balzplätze des
Auerwildes wurden in den Waldbeschreibungen gesondert festgehalten.
So kann man bei Velmanns „Beforschung
des Lauberwaldes“ nachlesen:
„...da zur
Rechten der Steinberg im Laberwaldt, so ein herrlicher Auerhahnenfals
und zur linken Handt der Grevensteiner Waldt, das Teufelslooch
genannt gelegen“.
In
seinem Buch „Wildanger“ schreibt der pfälzische Mundartdichter
Franz von Kobell im Jahre 1859: „In
der Pfalz war vormals der Auerhahnfals um Johanniskreuz berühmt und
bestanden zum churfürstlichen Aufenthalt während der Falszeit die
Jagdschlösser Breitscheid und der Speckheinrich“.
Das
Jagdhaus Speckheinrich befand sich bei Elmstein und Breitscheid in
der Nähe von Schwarzsohl.
Wohl
jeder Pfälzer kennt das Lied „der Jäger aus Kurpfalz“. Es gab
immer wieder Zeiten, in der bewegten Geschichte unserer Pfalz, da man
dieses Lied als „Pfälzer Nationallied“ bezeichnete. In seiner
„Pfälzischen Volkskunde“ schreibt Albert Becker: „So
erlebte das alte Pfälzer „Nationallied“ vom „Jäger aus
Kurpfalz“ aus stolzer Freude heraus eine Zeit der Blüte, als der
„Rheinkreis“ (1838) wieder den alten Namen „Pfalz“ erhielt
und fast wie ein neues Polen auferstehen durfte.
Mendelssohn–Bartholdy hat uns in einem Reisebrief von der Stimmung
jener Tage berichtet und darin die Melodie des Liedes aufgezeichnet,
das Pfälzer und Nichtpfälzer auch gerne parodierten oder
umdichteten und neuvertonten“.
hukwa
Literaturhinweise:
Ludwig
Zimmer: Jagdgeschichtliches aus dem Gräfensteiner Wald.
Albert
Becker: Pfälzische Volkskunde.
Hubert
Zintl: Johanniskreuz – Im Herzen des Pfälzerwaldes.
Erich
Bauer: Der Stadtwald Kaiserslautern.
Franz
von Kobell: Wildanger. Jagdgeschichte.
Freitag, 17. Juni 2016
Die spirituelle Botschaft der Natur
Die Natur ist weit mehr als nur eine Welt materieller Erscheinungen. Wenn wir ihre Wesen genau beobachten und ihre "Signatur" studieren öffnet sich uns das Buch einer Offenbarung. Wenn wir in diese Naturphänomene spirituell eindringen können wir diese Botschaft lesen. In jedem Vogellied, in jedem Windhauch können wir die Botschaft auch akkustisch wahrnehmen.
hukwa
hukwa
Mittwoch, 15. Juni 2016
Schlossgeist vom Trippstadter Schloss
Manchmal öffnet er die Tür
schleicht sich in den Raum
keiner hat ihn je gesehn
am Morgen wird er wieder gehn
Nachts aber dann sitzt er hier
aus der Tür der Ewigkeit
tritt er ein in unsere Zeit
am Fenster klopft er manchmal an
auch im Park sieht man ihn dann
geht durch ihn Jahrhunderte lang.
hukwa
schleicht sich in den Raum
keiner hat ihn je gesehn
am Morgen wird er wieder gehn
Nachts aber dann sitzt er hier
aus der Tür der Ewigkeit
tritt er ein in unsere Zeit
am Fenster klopft er manchmal an
auch im Park sieht man ihn dann
geht durch ihn Jahrhunderte lang.
hukwa
Montag, 25. April 2016
Unterwegs sein
Wegen starkem Regen habe ich in letzter Zeit mehr philosophiert als dass ich unterwegs war. Nun, beides ist wichtig außerdem ist Philosophieren auch ein Unterwegs - Sein. Es ist die reine Wahrnehmung mit dem Geiste. Ich möchte beide Wanderarten nicht missen, ergänzt dass Eine doch dass Andere.
hukwa
hukwa
Freitag, 22. April 2016
Tagesgedanke
Der ist der Reichste, dessen Freuden am wenigsten kosten.
Thoreau
Thoreau
Freitag, 15. April 2016
Wandern
Wanderer! Ich liebe diese Bezeichnung. Ein Wanderer ist zu ehren. Sein Beruf ist das beste Sinnbild unseres Lebens. Von einem Ort aufbrechen zu einem anderen, das ist die Geschichte eines jeden von uns.
Thoreau
Thoreau
Montag, 11. April 2016
Bezug zur Natur
An Tagen wie Heute möchte ich von keinem Menschen gestört werden. Ich genieße die Gemeinschaft von Stein, Pflanze und Tier. Sie sind für mich die große Gemeinschaft und nicht die Ansammlungen und Versammlungplätze der Menschen.
Wenn man den richtigen Bezug zur Natur hat ist man nie allein.
hukwa
Wenn man den richtigen Bezug zur Natur hat ist man nie allein.
hukwa
Sonntag, 20. März 2016
Ein Kriminalfall aus Trippstadt vor 156 Jahren und ein interessanter Briefwechsel aus gleicher Zeit.
Vor
einiger Zeit durfte ich mal wieder im Privatarchiv von Herrn
Geißenbauer bei Mannheim stöbern und wurde alsbald in seiner großen
heimatkundlichen Sammlung fündig. Neben einem alten Briefwechsel,
denn ein Trippstadter mit einem Mannheimer führte, fand ich in den
zahlreichen alten Zeitungen, die zu Herrn Geißenbauers
Sammelleidenschaft gehören, einige Artikel, die von Trippstadt
handeln. Einen dieser Zeitungsberichte der vor 181 Jahren handelt
möchte ich hier wiedergeben.
So
kann man im „Zweibrücker Wochenblatt“ Nr.71 vom 4. September
1835 folgenden Bericht lesen:
Beschluß
der Assisen – Verhandlungen vom 29. August: Peter Streifler, 28
Jahre alt, Fuhrmann, geboren und wohnhaft zu Trippstadt (Vertheidgt
durch den Herrn Rechtskandidaten Weiß).
„Aus
den heutigen Verhandlungen gehet hervor, daß der Angeklagte, welcher
überhaupt in einem schlechten Ruf steht, auf die roheste Weise ohne
vorherige Veranlassung einen Menschen seines Lebens beraubt hat.
Die
den Geschworenen gestellte Fragen, ob Streifler schuldig sey, in der
Nacht vom 13.-14. Juli dieses Jahres zu Trippstadt den philipp
Schäfer, von da mit einem Sielscheide der Art freiwillig auf den
Kopf geschlagen zu haben, daß eine bedeutende Kopfverletzung daraus
entstanden, und derselbe in nothwendiger und absoluter Folge dieser
verletzung am 15. desselben Monats gestorben ist – wurde bejahend
entschieden.
Das
Aisissengericht in Anwendung der Art. 295, 304 und 20 des Code penal
verurtheilte den Angeklagten zur Strafe der Zwangsarbeiten auf
Lebenszeit, zur Brandmarkung und zu den Kosten. Gegen dieses
Straferkenntniß hat der verurteilte das Rechtsmittel der Kassation
ergriffen“.
Interessant
ist nun der von mir oben erwähnte Briefwechsel aus etwa gleicher
Zeit. Hierbei handelt es sich um 36. Briefe in dem sich die
Briefschreiber auch mit diesem und einigen anderen Fällen
beschäftigen. Nebenbei bekommt man bei der Lektüre dieser Briefe
auch viel vom Zeitgeist der damaligen Zeit mit. Der Briefwechsel
dauerte von ca. 1834 bis 1845 und ist nicht ganz vollständig.
Inhalt
der Briefe sind vorwiegend Trippstadter und Mannheimer
„Alltagsgeschichten“, es wird über Politik debattiert und
Familienangelegenheiten werden ausgetauscht, über Abergläubisches
weiß man sich zu berichten und über die Nachbarn wird gescholten.
Alles
in allem ein Fundus für einen realistsichen heimatgeschichtlichen
Roman.
hukwa
Mittwoch, 9. März 2016
Über ehemalige Trippstadter Hang – und Waldgärten und alte Trippstadter Trockenmauern
Im
Sonderheft „Flurnamen“ der Trippstadter
Blätter zur Heimatgeschichte
berichtet Kurt Knebel von sogenannten „Hangäckern“ im
Kaltenborner Tal. Unter anderem schrieb er dort „...früher
wurde ein Teil des zum Wilensteiner Feld liegenden Hanges
ackerbaulich genutzt, Reste der terrassenförmigen Aufmauerungen sind
heute noch in dem aus Anflug entstandenen Wald zu erkennen“.
Also
habe ich mich auf die Suche begeben und nach Resten dieser ehemaligen
„Waldgärten“ zu suchen. Bereits unterhalb des „Köpfchens“
wurde ich fündig und fand mehrere in Trockenmauerbau angelegte
Terrassen. Auch gegenüber der Kläranlage von Trippstadt im
Kaltenborner Tal finden sich diese „Hang- und Waldgärten“.
Ebenso im Bereich des „Kussweges“ in der Nähe des Trippstadter
Köhlerplatzes. Auch im Bereich des Nabenberges finden sich noch
Steinreste die auf solche ehemalige „Kleinstäcker“ hindeuten.
Auf
meinen Wanderungen in den Wäldern von Elmstein, Frankenstein und
Hochspeyer entdeckte ich ebenfalls diese Trockenmaueranlagen. Sie
müssen für die Menschen des 17. und 18. Jahrhunderts zum Überleben
sehr wichtig gewesen sein. Wohl wurden sie vor allem von Taglöhnern,
kleinen Ackerbauern, sogenannte „Ein Kuh Bauern“ angelegt.
Heute
erfüllen diese Trockenmauerreste eine wichtige ökologische Funktion
für Kleinstlebewesen, Insekten, kleine Säugetiere und Vögel.
Diese
Waldhanggärten gehören wie so viele Kleindenkmäler einfach zur
Trippstadter Heimatgeschichte, daher habe ich begonnen sie zu
archivieren und fotografisch zu dokumentieren.
Irgendwann
werden auch diese Überreste, wie inzwischen z.B. schon so viele
Grenzsteine, verschwunden sein.
Gewiss
haben in der damaligen Zeit Menschen aus Trippstadt Teile des Waldes
gerodet, damit die Sonne den Boden länger erwärmen kann. Dem feinen
und dünnen Waldboden wurde wohl auch Mist zugeführt. Man baute
darauf Buchweizen, Kartoffeln und Gemüse an, Früchte die zum
Überleben nötig waren.
Zweifelsohne
sind diese ehemaligen Waldgärten historisch von Bedeutung, erzählen
sie uns doch einiges über das Leben unserer Vorfahren.
Trippstadt
ist reich an alten Trockenmauern. Sie sind fester Bestandteil unserer
heimischen Landschaft und Zeugen vergangener Handwerkskunst. Zudem
bilden diese Mauern ökologisch wertvolle Lebensräume für seltene
Tiere und Pflanzen.
Im
Gegensatz zum herkömmlichen Mauerwerk werden Trockenmauern ohne
Mörtel, also trocken, aufgeschichtet. In ihrer typischen Form
bestehen sie aus rohen oder nur wenig bearbeiteten Bruchsteinen.
Foto©Ute Knieriemen-Wagner |
Der
Wanderer braucht in Trippstadt nicht weit zu laufen, will er solch
alte Handwerkskunst bewundern. Fast überall begegnen ihm die
ökologisch wertvollen Steingebilde, als Zeuge unserer Geschichte.
Zudem bieten diese Trockenmauern vielen „Lebenskünstlern“ eine
letzte Zuflucht, sind somit letztes Refugium bedrohter Pflanzen und
Tierarten.
Vor
allem an vielen schattigen und feuchten Hängen finden wir
Trockenmauern vor, die einst als Stütze angelegt wurden. Ihre Fugen
sind beliebter Aufenthaltsort einer Fülle von kleineren Tieren wie
Käfer, Bienen, Hummeln und Wespen. Im Sommer finden wir hier vor
allem sehr unterschiedliche Moose, das Schöllkraut (Chelidonium
majus), Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) und vor allem den Efeu
(Hedera helix). Aber auch seltene Gewächse wie der
Trauben–Steinbrech (Saxifraga paniculata), können dem
pflanzenkundigen Wanderer begegnen. Der sehr seltene
Lanzen–Schildfarn (Polystichum lonchitis) findet sich noch an zwei
Stellen.
An
den trockenen Mauern finden wir vor allem den Mauerpfeffer (Sedum
acre) und das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) und eine große Anzahl
unterschiedlicher Gräser. Gehölze wie Birke und Holunder siedeln
sich immer wieder in den Nischen und Fugen an. Farne sind zahlreich
vertreten. Das Immergrüne Felsenblümchen (Draba aizoides) blüht
schon Ende März.
Laubmoose
(Musci) und Lebermoose (Hepaticae) sind ebenfalls reichlich
vorhanden.
Verschiedene
räuberische Laufkäfer bekommen wir seltener zu sehen da sie sehr
nachtaktiv sind. Doch den einfarbig schwarzen Lederlaufkäfer
(Carabus coriaceus) sowie einen unserer schönsten heimischen
Laufkäfer, den grün–metallisch glänzenden Puppenräuber
(Calosoma sycophanta) können wir im Sommer an sonnigen
Trockenmauerstellen recht oft beobachten.
An
Hummeln finden wir die Steinhummel (Bombus lapidarius) und die
gelbrot gefärbte Mooshummel (Bombus muscorum), die wie ihr Name
besagt, Moose liebt und dort ihr Nest baut. Tagsüber verstecken sich
gerne Kreuzkröten (Bufo calmita) und Erdkröten (Bufo bufo) in den
Steinfugen. Die Waldeidechse (Lacerta vivipara), die gegen Kälte
ziemlich unempfindlich ist, wurde schon an feuchteren
Trockenmauerstellen gesichtet. Sie ist übrigens unsere einzige
heimische Echsenart, die ihre Jungen lebend zur Welt bringt. Unsere
größte und wohl schönste Eidechse die Smaragdeidechse (Lacerta
viridis), fällt durch ihren leuchtend grün gefärbten, dunkel
gefleckten Rücken auf.
Dem
naturbewussten Beobachter wird sie, wenn er Glück hat, im Karlstal
an sonnigen Tagen begegnen, wenn sie dort über eine der wunderbaren
Trockenmauern läuft. Da sich den Trockenmauern oftmals
aufgestapeltes Altholz befindet, kann es schon einmal passieren, dass
zwischen einer Mauerritze ein Feuersalamander hervorschaut.
Die
hier erwähnten Pflanzen und Tiere sind nur ein kleiner Teil von
vielen Bewohnern unserer heimischen Trockenmauern, deren Bestand als
absolut schützenswert gilt.
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