Der
vorliegende Text versucht eine Gesamtschau auf das alte Handwerk in
Trippstadt und Berufe von „einst“ zu werfen. Er beschränkt sich
auf die Zeit von ca. 1670 bis 1890. Der Schwerpunkt der Betrachtung
liegt in einem Zeitraum von ungefähr 200 Jahren. Die Gründe dafür
liegen zum einen in der größeren Literatur– und Quellenbasis aus
dieser Zeit, doch vor allem in der Tatsache, dass in diesem Zeitraum
Handwerksberufe, als auch andere Berufssparten, eine enorme
Entwicklung erfahren. Dieser Text will keine sentimentale Rückschau
auf eine vergangene „heile Welt“ beschreiben, die es ja eh nicht
gab, sondern es ist der Versuch, dem Leser ein Stück
Heimatgeschichte aus alter Trippstadter Zeit zu vermitteln.
Es
ist der Versuch, ein Bild zu entwerfen über verschiedene Berufe und
Tätigkeiten die noch vor etwa 100 Jahren in unserem Ort angesiedelt
waren und ausgeübt wurden.
Natürlich
gab es diese Berufe auch in anderen Orten der Region. Trippstadt habe
ich aus dem Grund ausgewählt, weil für den Ort reichliches
Quellenmaterial zur Verfügung steht. Hier möchte ich besonders auf
das Bürgerbuch
von Heinrich Haas und die Glöckner Datei hinweisen.
Doch
Trippstadt ist für eine solche Publikation noch aus anderen Gründen
geeignet. Der Ort hatte eine blühende Eisenindustrie, was natürlich
unterschiedliche Berufsgruppen anzog; Trippstadt ist waldreich und
hat eine Jahrhunderte alte Tradition bei den Waldberufen, auch die
Landwirtschaft in Form des Waldbauerntums spielt eine Rolle. Hinzu
kommen noch jene „Hausberufe“ wie Leineweber, Seiler,
Seifensieder, Korbflechter, usw., die hier ausgeübt wurden.
Sämtliche Berufe die hier beschrieben werden kann man in den beiden
erwähnten Bürgerbüchern finden und nachlesen.
Es
versteht sich als obligatorisch, dass man bei einer solchen
heimat-geschichtlichen Recherche immer wieder mal über den
„Kirchturm hinaus“ in benachbarte Orte schauen muss, um
Vergleiche anzustellen aber auch um ein Gesamtbild zu erreichen. Doch
der Hauptinhalt dieses Textes ist Trippstadter Ortsgeschichte.
In
den Notzeiten der beiden Weltkriege lebten verschiedene alte Berufe
noch einmal auf, wie z.B. die Köhlerei und die Herstellung von
Holzschuhen. Wie Forstrat
W. Albert
berichtet, wurde Holzkohle aus Trippstadt und Kaiserslautern bis in
die 1920er Jahre nach Spanien exportiert. In Kaiserslautern gab es
bis in die fünfziger Jahre noch eine Holzschuhfabrik. Auch eine
Holzschuhmacher Innung, in der Holzschuhmacher und Schindelmacher
organisiert waren, existierte bis in diese Zeit in der Pfalz.
Die
hier beschriebenen Berufe zeichnen auch das Bild einer Region, eines
Ortes nach. Bei vielen dieser Berufe bildete eine kleine
Landwirtschaft eine zusätzliche Erwerbsquelle für die Familie. Zu
gewissen Zeiten, vor allem aber während der Aussaat und Erntezeiten,
wurde für Tage oder Stunden das Handwerkszeug mit dem Ackergerät
vertauscht. In Kriegs– und Notzeiten war diese Neben-beschäftigung
oft ein lebenserhaltender Faktor.
Bevor
ich nun einige Berufsgruppen beschreibe, hier eine Auflistung dieser
heute zum Teil nicht mehr existierenden Berufe:
Schindelmacher,
Bürstenbinder, Seiler, Leineweber, Ziegler, Bierbrauer, Ölmüller,
herrschaftlicher Geldheber, Bader, Tagner, Wolfsjäger, Daubenhauer,
Büglerin, Wagner, Schuster, Küfer, Feldschütz, Hammerschmied,
Steuereinnehmer, Churpfälzischer Zöllner, Köhler, Korbmacher,
Kammacher, Kesselschmied, Blaufärber, Stuhlmacher, Barbier,
Pottaschbrenner, Almosenpfleger, Faßbinder, Tuchmacher, Hirte
Waldhüter, Pudler, Holzsetzer, Fuhrmann, Färber, Kuhhirte,
Hufschmied, Schneider, Einnehmer, Webermeister, Gemeindeschreiber,
Blechschmied, Platzknecht, Pflasterer, Hafner, Steinhauer,
Steinbrecher, Einleger, Postillion-Kutscher, Schäfer, Seifensieder,
Wollspinner, Bordschnitter, Messerschmied, Rotgerber, Papiermacher,
Nagelschmied, Nachtwächter, Glasschleifer, Dienstmädchen.
Der
approbierte Bader:
In
einer einfachen Rasierstube übte er seinen Beruf als Friseur,
Wundpfleger und Zahnzieher aus, sofern er nicht seine Kundschaft zu
Hause besuchte. Aber auch für andere Schmerzen wusste er oft Rat.
Manche Ärzte zogen bei Hausoperationen den Bader als Gehilfen
hinzu. Auch für die Leichenschau war er verantwortlich. Er hatte
eine Lehrzeit zu absolvieren und musste, in der Regel nach Ableistung
seines Militärdienstes, zu einem mehrmonatigen medizinischen Kursus
nach Frankenthal, wo die pfälzischen Bader unter der Leitung von
Ärzten geschult wurden. Nach Beendigung des Kurses erhielten sie
neben einem Diplom die sogenannte Approbation, mit der sie ihr
Geschäft betreiben durften.
Mein
Großvater, der auf dem Wiesenthalerhof wohnte, erzählte mir, dass
er zum Zahn ziehen in den Nachbarort Erfenbach zum dortigen Bader
ging. Einen Zahn ziehen zu lassen kostete damals eine Reichsmark.
Im
Trippstadter Bürgerbuch finden sich mehrere Bader.
Blechschmied:
Er
war mit allen Blecharbeiten vertraut. Neben größeren Arbeiten wie
der Herstelllung von Dachrinnen und deren Anbringung reparierte er
auch Kochtöpfe und den Wasserkessel. In Trippstadt gab es viele
Blechschmiede und man kann davon ausgehen, dass die meisten von ihnen
in den Trippstadter Eisenhüttenwerken in den dortigen Eisenberufen
gearbeitet haben.
Die
Büglerin:
Die
besser gestellten Geschäftsleute und Bürger ließen einmal die
Woche die Büglerin in ihr Haus kommen, die ihre Wäsche glättete.
Sie stärkte und bügelte Vorhänge, Deckchen und Herrenhemden.
Eine
bekannte Trippstadter Büglerin war „das
Felsenweib vom Karlstal“,
mit bürgerlichem Namen Anna Katharina Kaiser, geboren am 13. Februar
1777.
Der
Leineweber:
Flurnamen
wie Brechkaut, Hanfdelle und Hanfacker erinnern noch heute in
Trippstadt an das alte Handwerk der Leineweber. Hauptberufliche
Leineweber arbeiteten immer als „Heimarbeiter“. In vielen
bäuerlichen Haushalten stand auch ein Webstuhl der den Tagnern und
Ackerern ein Zubrot gab. Die meisten Bauern hatten ihren Hanfacker
der besonders gepflegt wurde. Sobald geriffelt, gröstet, gebrochen
und wieder getrocknet war, besorgten die Frauen das „Schwingen“,
dann kam der „Hechelmacher“ und durchzog auf der „Hechelbank“
die Hanfbündel. Nach einigen weiteren Arbeitsvorgängen wurde dann
der Flachshanf versponnen. In Trippstadt waren einige Leineweber
tätig. Trippstadt hatte 3 Brechkauten: 1. Wo Mandel- und Brotdeich
zusammenstoßen, 2. in der Nähe der Schanz, 3. am Friedhof.
Gerber,
Schindelmacher, Korbflechter:
Im
ehemaligen „Häusschen“ am Ertl, wirkte lange Zeit ein Gerber,
daher auch der Name Gerbfeld, eine Gewanne die sich in der Nähe
dieses Hauses befindet. Auch der Schindelmacher Johann Kallenbach und
der Korbflechter Heinrich Rösel hatten hier ihre Werkstatt.
Der
Küfer:
Fässer,
Fleisch- und Waschbütten, kleinere Bütten für Sauerkraut und saure
Bohnen, Bütten und Fässer in allen Größen, stellte der Küfer
her. Es war eine, große Genauigkeit erfordernde Arbeit, ein Fass
herzustellen. Aus dem Rohholz, in der Regel Eiche, die Dauen so zu
bearbeiten, dass sie sich millimetergenau zu einem Fass
zusammenfügten.Am Ende versah man sie mit den Fassböden durch
Einklemmen in eine gefräste Nut. Die dann aufgezogenen Fassreifen
pressten die Dauen zusammen und nach Einbohren des Füll- und
Zapfloches war das Fass fertig. Als Dichtungsmittel wurde Pech oder
auch Liesch, eine Sumpfpflanze verwendet.
Der
Schweinehirt:
Dieser
Beruf ist einer der ältesten Berufe und wird schon in der Odyssee
Homers erwähnt. Im Volksmund sagte man einfach „Sauhirt“.
Er
trieb die Tiere, die vielen Besitzern gehörten, mit Beginn des
Frühjahrs an Feldwege und abgeerntete Felder, bis der Herbst durch
nasses und kaltes Wetter den Austrieb beendete. Der Hirt bekam seinen
Lohn wöchentlich ausbezahlt und im Herbst bekam er nochmals
Naturalien als Entlohnung.
In
jeder größeren Ortschaft stand ein Hirtenhaus in dem der Hirte
wohnte.
Der
Seifensieder:
Der
Seifensieder stellte vor allem Kernseife her.
Der
Stuhlmacher:
Eigentlich
müsste es Stuhlsitzflechter heißen, denn er hat die Stuhlsitze
geflochten und repariert.
Der
Ziegler:
Unterhalb
des Wilensteinerhofes befand sich eine Ziegelei. Der dortige Brunnen
heißt noch heute Ziegelbrunnen. In den „Blättern
zur Heimatgeschichte von Trippstadt“ - Sonderheft Tripppstadter
Flurnamen kann
man lesen: „Der
für die Ziegelei benötigte Lehm wurde auf dem Wilensteiner Feld
abgebaut. In dem Waldhang zwischen Kaltenborner Tal und Wilensteiner
Feld ist jetzt noch die Stufe eines diagonal den Hang heraufziehenden
ehemaligen Weges zu erkennen. Die Ziegelproduktion dürfte in der
Zeit um 1800 eingestellt worden sein, nachdem die Familie von Hacke
ihr Eigentum abgeben musste. Ein Gebäude wurde weiterhin zu
Wohnzwecken genutzt, über die Zeit des Abrisses, legen keine
Unterlagen vor“.
Der
Pflasterer:
Mit
dem Aufkommen von Teer- und Asphalt für Straßendecken war auch das
Geschäft des Pflasterers notleidend geworden und nur noch in Höfen,
Ställen und Rinnen beansprucht. Der im Volksmund gebrauchte Ausdruck
„Poweier“
für den Pflasterer war kein Schimpfwort, sondern nur eine
Verballhornung des französischen Wortes Paveur = Pflasterer oder
Steinsetzer, das über die französisch-lothringische Grenze seinen
Weg zu uns gefunden hat.
Der
Schmied:
Das
Berufsbild des Schmiedes bedarf einer etwas längeren Abhandlung in
diesem Artikel. Gab es doch in Trippstadt fast sämtliche Vertreter
dieser Berufsgruppe: Huf-, Gesenk-, Rad-, Nagel-, Büchsen (Waffen)-,
Waagen (Gewicht)-, Kunst und Goldschmied-, Kessel-, Messer-,
Blechschmied.
Eine
Spezialisierung griff oft in die andere über, so das mehrere solcher
Berufszweige von einem Schmied ausgeübt wurden. Auch war es wohl die
Eisenindustrie in Trippstadt die viele Schmiedegesellen in unsere
Gemeinde lockte. Noch heute sagt ein altes Sprichwort, das man aus
einem Schmied einen Schlosser machen kann, aber nicht umgekehrt aus
einem Schlosser einen Schmied. Das galt wohl auch für die
Eisenverhüttung. Das Berufsbild des Schmiedes ist so umfangreich,
das man im Schmied den Mutterberuf für das gesamte Metallhandwerk
sehen kann. Doch auch mit vielen anderen Berufszweigen stand das
Schmiedehandwerk in enger Verwandtschaft: Schlosser, Klempner,
Wagner, Schreiner, Maurer, Müller, Schiffsbauer, Brunnenbauer,
Bergmann, Steinmetz, Steinbrecher, Zimmermann, aber vor allem mit dem
Landwirt und dem Winzer. Den Schmied zog man bei vielem hinzu, so
z.B. wegen seiner tierärztlichen Kenntnisse (Hufschmied), bei der
Geburt von Kälbern oder Fohlen. Der Schmiedemeister oder Geselle
legte seine Prüfung vor der Handwerkskammer ab, der Hufschmied vor
einer staatlichen Prüfungsstelle, so wie das auch vom Apotheker und
vom Schornsteinfeger verlangt wurde. Der Hufschmied hatte es ja mit
einem Tier, also mit einem lebendigen Wesen zu tun und die
Voraussetzung für diesen Beruf war auch das Wissen über
Tierheilkunde. In den alten Hufbeschlagsschulen wurden immer auch
Tierärzte als Lehrer beschäftigt. Die Vorläufer unserer Tierärzte
waren tatsächlich die Schmiede und Schäfer.
Jedes
Pferd hat seine eigene Gangart, darauf musste der Hufschmied achten.
Auch ob eine Krankheit, ein Senkfuß oder eine Druckstelle vorhanden
war. Demgemäß musste er das Eisen anfertigen und anpassen.
Voraussetzung für das Anpassen eines Hufeisens ist und war
handwerkliches Können. Es wurde nicht groß gemessen, sondern nach
Augenmaß gearbeitet. Alle zwei Monate musste ein Pferd neu
beschlagen werden.
Mein
Großvater erzählte mir, dass noch in den 1920zigern Jahren in
Kaiserslautern zwei Nagelschmiede tätig waren. Dies hatte einen
einfachen und logischen Grund. Damals gab es noch einige Wagnereien
in Stadt und Umland. Es gab zwar schon maschinell hergestellte
Drahtstifte, doch die handgeschmiedeten Nägel hatten einen enormen
Vorteil: es platzten keine Köpfe ab. Solche handgearbeitete Nägel
wurden für die Beschläge an landwirtschaftlichen Wagen und Geräten
benutzt aber vor allem an der Deichsel und an den Mück- oder
Bremsklötzen.
Eine
weitere Spezialisierung im Schmiedehandwerk war der Bergschmied.
Ein
solcher war tätig im Bergwerk der Gienants auf
Erzhütten–Wiesenthalerhof. Seine Aufgabe war es, die zum Bergbau
(Erzabbau) erforderlichen Gerätschaften aus Eisen zu schmieden. Er
unterstand der Berggerichtsbarkeit, was ihm neben besonderen
Privilegien, auch besondere Pflichten einbrachte. Diese waren in der
Bergschmiedeordnung geregelt. Legte er die Meisterprüfung ab, musste
er eine Kratze und einen Keil anfertigen. Dann musste er vor dem
Bergamt den Bergschmiedeeid sprechen. Er gelobte, dass er die
Grubengerätschaften in bestem Zustand liefern würde und weder altes
noch neues Eisen veruntreuen würde. Ein besonderes Privileg war,
dass er eine beschränkte Schank-genehmigung besaß. Er durfte den
Bergleuten und den Fuhrknechten Bier und Branntwein als „Labetrunk“
ausschenken.
Oft
musste der Bergschmied
auch die Arbeit des Kuhschmieds
übernehmen. Er musste also Kühe, Ochsen und Bullen beschlagen. Das
Erz, das nach Trippstadt transportiert wurde, kam mit Esel- und
Ochsenkarren hier an. Vor allem im Winter mussten die Tiere
beschlagen werden.
Zimmermann:
Die
Arbeit des Zimmermanns ist bekannt. Weniger bekannt ist vor allem die
Winterarbeit der Zimmerleute das sogenannte Holzbeschlagen.
Dies war eine harte und anstrengende Arbeit. Im Wald wurden die
Stämme zu verschiedenen Balken zurecht geschlagen. Manchmal wurde
auch ein ganzer Dachstuhl im Wald gezimmert.
So
schreibt Johann
Keiper über Oberstjägermeister Karl Theodor von Hacke, den
Trippstadter Schloss- und Waldbesitzer:
„Man erzählt sich heute noch, dass in dem Jahrzehnt 1780 – 1790
Oberstjägermeister Karl Theodor von Hacke seinen Holzanfall
vorteilhafter als früher verwertete dadurch, dass er viel
Eichenbauholz schlagen ließ, das an Ort und Stelle im Walde
zimmermannsmäßig bearbeitet wurde. Deshalb seien die Landleute von
weither in den Trippstadter Wald gefahren, da sie dann für ihre
Hausneubauten daheim das Eichengebälke nur mehr richtig
zusammenzusetzen und zum Dachstuhl aufzuschlagen hatten“.
Literaturhinweise:
Hans
Grandke: Untersuchungen über die Lage des Handwerks in Deutschland
mit besonderer Berücksichtigung gegenüber der Großindustrie
– Leipzig 1897
Paul
Hagger: Handwerk zwischen Idealbild und Wirklichkeit – Stuttgart
1991
Wilhelm
Weidmann: Streiflichter durch die Wirtschaftsgeschichte von Stadt-
und Landkreis Kaiserslautern – 1976
Rudolf
Zorn: Handbuch der Sozialwissenschaftler – 1965
Fritz
Schellack
Günter
Schifferer: Geschichte des pfälzischen Handwerks
hukwa