In der Zeit die man das eiserne
Mittelalter nannte zog ein kleiner Reitertrupp, kreuz und quer durch
das deutsche Reich und suchte alle großen Trutzburgen auf, aber auch
die kleineren Burgen und Schlösser ließen sie nicht aus. Sie kamen
von weit her, jenseits des Meeres wie man damals sagte und waren auf
der Suche nach ihrem König Richard Löwenherz.
Allen voran ritt ein blond gelockter
Junger Mann, der Sänger Blondel.
Der Trupp näherte sich dem Trifels,
der alten Reichsfeste im Pfälzerwald. Nirgends hatten sie bisher
Richard finden können, ihn auf dieser Trutzburg zu finden war ihre
letzte Hoffnung. Blondel macht sich allein den steilen Weg hinauf zur
Burg, die anderen verstecken sich mit ihren Pferden im Wald. An der
Wehrmauer, dort wo er das Gefängnis vermutet, beginnt er sein
wundersames Lied, das nur er und Richard Löwenherz kennen. Der
Troubadour singt die erste Strophe des Lieds in der Hoffnung auf eine
Antwort. Dann ganz sachte und fein dringt aus dem Verlies, die zweite
Strophe des königlichen Liedes. Tränen rinnen dem Freund über die
Wangen und sein Herz ist seit langem das erste mal wieder fröhlich
gestimmt. Endlich am Ziel, die lange Sucherei hat ein Ende gefunden.
Noch in der gleichen Nacht, der Vollmond stand groß über der
trutzigen Reichsfeste, befreien Blondel und seine Mannen, König
Richard Löwenherz und kehren gemeinsam nach Hause. Noch Heute soll
in manchen Vollmondnächten über dem Trifels manchmal das alte Lied
der beiden Freunde erklingen.
Die Legende der Befreiung von Richard
Löwenherz hält sich nicht an das historische Geschehen. Richard
Löwenherz wurde gegen ein Lösegeld ausgetauscht. Das erste mal
wurde die Legende etwa um 1260 im Volke erzählt, etwa 60 Jahre nach
Richards Tod. Im 18. Jahrhundert wurde sie durch die 0per Richard
Coeur de Lion von Grety sehr bekannt.
Bevor man Richard Löwenherz auf den
Trifels brachte, hielt man ihn in Österreich auf der Burg Dünnstein
gefangen, wo eine ähnliche Legende über seine Befreiung existiert.
Auch dürften die Haftbedingungen von Richard Löwenherz nicht
besonders hart gewesen sein, er war als gefangener viel zu wertvoll,
als das der deutsche Kaiser, der ihn gefangen nahm schlecht
behandelte. Der Historiker Theodor Toeche stellte aus Richards
Briefen und zeitgenössischen Berichten folgendes zusammen:
"Er durfte sich, von deutschen
Rittern gefolgt, frei bewegen. Der Verkehr mit seinen Freunden und
Landsleuten, die von England herüberkamen, ihm zu huldigen oder zu
raten, wurde nicht gehindert. Nur des Nachts musste er allein sein.
Der Frohsinn verließ den König auch hier nicht; wer ihn sah, fand
ihn launig und heiter. Die größte Belustigung gewährte ihm, mit
den Wächtern sein Spiel zu treiben, sie im Ringkampf mit
meisterlicher Gewandtheit zu bewältigen oder im Zechgelage sie
sämtlich trunken zu machen und allein obenauf zu bleiben."
hukwa