Ich laufe hoch in den Bergwald. Es ist
ein kalter Dezembernachmittag unter meinen Füßen knirscht der
Schnee, die Kälte versucht in die Kleidung zu kriechen.
In den Eichen und Buchen hängen
Nebelfetzen und alles scheint leblos, eine tiefe Stille herrscht um
mich herum. Und doch weiß ich dass sich im Verborgenen geheimes
Leben regt. In eisiger Ruhe schweigt der Wald und die Luft steht
still. Den einzigen Ton den ich vernehme ist mein Stapfen durch den
Schnee. Ängstigende Ruhe umgibt mich, anscheinend bin ich das
einzige Wesen in diesem Wald.
Mit einem mal endet die Ruhe, wird
zerrissen durch die singende Flügelschläge einer Krähe die ganz
nah auf Augenhöhe an mir vorbeifliegt und sich in etwa 15 Meter
Entfernung von meinem Standort auf einem Baumstumpf niederlässt.
Sie schaut direkt zu mir her, ich stehe
still, vollkommen bewegungslos, Auge in Auge mit dem schwarzen Vogel.
Das Wilde in ihren Augen faszinierte mich völlig, noch nie im Leben
habe ich einen solchen Blick gesehen - einfach wild!
Mir schien es als würden wir uns eine
Ewigkeit anstarren, die Krähe zeigte überhaupt keine Angst vor mir.
Dann geschah etwas ganz seltsames:
Eigentlich spürte ich es nur, ich hatte plötzlich das Gefühl das
mir die Krähe etwas mitteilen wollte. Ich bewegte mich langsam auf
sie zu und sie ließ mich tatsächlich bis auf etwa 8 Meter an sie
herankommen, dann flog sie elegant auf aber auch nur wieder ein paar
Meter weit, wo sie sich diesmal auf einer umgestürzten Buche
niederließ. Das Spiel begann von vorne, wieder konnte ich ziemlich
nahe an sie heran laufen und das gegenseitige fixieren begann aufs
Neue. Nach einiger Zeit ging ich erneut auf sie zu, diesmal ließ sie
mich noch näher herankommen. Dann flog sie auf ließ sich im Wipfel
einer Eiche nieder, sah mich wieder an, krächzte drei mal sehr laut
und verschwand im Wald.
Für einige Zeit war ich noch wie
gebannt dann setzte ich meinen Weg fort.
Wieder nur das Geräusch von
knirschendem Schnee, wieder absolute Stille.
Es lag ein tiefes Geheimnis in der
einsamen Krähe die gerade mich zu einer Begegnung herausforderte.
Für mich ist der Vogel die Verkörperung der einsamen Natur im
Winter geworden. Eine seltsame Sehnsucht hatte mich erfasst und mit
einem mal wusste ich was mich die Krähe gelehrt hatte: Das Einssein
mit der Natur.
hukwa