…Auch ich war in Arkadien und bin
auch heute noch des öfteren in dieser sehr schönen bukolischen
Landschaft. Es war ein Maler der Renaissance, der Arkadien, berühmt
machte.
Der Maler Poussin hatte es geschaffen.
Vor einem Grabdenkmal in einer einfachen Naturgewaltigen Landschaft
kniet ein Schäfer und entziffert seinen beiden jüngeren Gefährten
und einem Hirtenmädchen die halberloschene Inschrift: ET IN ARCADIA
EGO, auch ich war in Arkadien. Man findet sein Arkadien dort in der
Natur, wo man sich zu Hause fühlt, ich finde es heute in diesem
großen alten Garten.
Oft sitze ich hier und beobachte diesen
alten Garten, in seiner farbenprächtigen Vielfalt, ein Stück
verwilderter Kultur. In seiner Farbenpracht, in der Vielfalt seiner
Pflanzen und Besucher, täglich verändert er sich, doch das
Fundamentale bleibt gleich an ihm. Er ist eine starke Daseinsform und
im Sommer vergeht kein Tag, wo ich mich wenigsten nicht für eine
kurze Zeit in ihm aufhalte. Verwunschen ist er märchenhaft und
voller Zauber. Ich mag alte und verwilderte Gärten sie sind reiner
Ausdruck.
Oft gehe ich dann hinein in die bunte
Farbenvielfalt dieser Gärten, schmecke, rieche und schaue die
Schönheiten solch geheimnisvoller Reiche. Mehr träumend als denkend
bewege ich mich dann durch die volle Farbenpracht und den grünen
Pflanzenrausch. Ich taste mich mit meiner Seele hinein in die grüne
Pflanzenwelt, allein mit dem Intellekt sind sie nicht zu fassen. Und
ich spüre hier wird berichtet von den Uranfängen von so vielem.
Wenn ich hier am frühen Morgen sitze
höre ich von weitem den Ruf des Schwarzspechts, es ist ein markanter
Ruf, schon in der Kindheit habe ich ihm mit Vorliebe gelauscht. Oft
trägt er mich fort, hinein in die ziehenden Wolken, in den Wald und
noch tiefer, hinein ins reich der Erinnerungen, ins Zauberland der
Kindheit. Weit weg bringt mich der Ruf des Spechts, an längst
vergessene Orte die mir fremd erscheinen und dann plötzlich wieder
so bekannt werden, wie Arkadien.
Dann erkenne ich immer wieder aufs neue
wie die Natur in steter Wechselbeziehung mit mir spielt. Nein dies
ist kein rasch verblühender Zaubergarten, hier ist Arkadien, ich war
auch dort, so geht es mir durch die Sinne. Hier ist Verweilen pure
Lust und Liebe, wie eine wunderschöne Frau nimmt mich der alte
Garten auf.
O lacht nur ihr Betonanbeter, was wisst
ihr von der einfachen Mentalität der Bewohner Arkadiens. Juvenius
Arcadicus, arkadischer Jüngling, war einst ein Tadel. So benannt
nach den Einwohnern Arkadiens, die der Natur näher standen als den
Städten. Die Arkadier galten als wild wie der erymanthische Eber
der in den Wäldern Arkadiens hauste. Als Terenz der Welt den Rücken
kehrte, wusste er keinen besseren Ort um sich zu verkriechen als das
wilde Arkadien, das äußerste Ende der Welt wie man dies damals
nannte. Auch die Arkadier hatten einen Tempel, denn Phigalia, das
Gegenstück zum Parthenon in Athen. Itkinos, einer der Männer die am
Parthenon mitgebaut hatten, errichtete ihn auf Wunsch der Arkadier.
Noch heute künden die Reste des Säulenumganges von Größe und
Seltsamkeit, dieses nicht gerade für seine zeit gewöhnlichen
Tempels. Er war eben Arkadienhaft!
So ist auch dieser Garten, hier blüht
Arkadien mir und arm sei der Mensch der kein Arkadien hat. Wie es
Hölderlin einmal ausdrückte: "Nicht begrenzt werden vom
Größten und dennoch ein beschlossen sein vom geringsten, das ist
göttlich". Das ist Arkadien.
hukwa