Die
alten Waldortsnamen und Flurnamen in unseren heimischen Wäldern
geben dem der sie versteht ein lebhaftes Bild unserer Vergangenheit.
Aber auch die alten Steinkreuze und Grenzsteine die wir in den
Wäldern vorfinden, erzählen uns Waldgeschichte. Märchen, Sagen,
aber auch wahre Begebenheiten ranken sich um diese uralten
Steingebilde. Daneben befinden sich noch einige weitere
geheimnisvolle Steinsetzungen verschiedener Art, deren Bild oft dafür
spricht, dass sie nicht von der Natur geschaffen worden sind. So die
mächtigen Menhire aus vorkeltischer Zeit, von denen wir einige in
unserem „steinreichen Landkreis“ vorfinden.
Bei
den hier beschriebenen Waldabteilungen handelt es sich um die
historischen Waldungen des einstigen Wilensteiner Landes, sowie um
die Wälder in nächster Nachbarschaft, wie z.B. der
Finsterbrunnerwald, der Hornbacherwald und die Frankenweide bei
Johanniskreuz, die ja auch Teil der pfälzischen Haingeraiden war.
Es
muss für den Heimatforscher durchaus legitim sein, wenn er Anleihen
außerhalb seiner Ortsgrenzen sucht um hießige Strukturen zu
erklären, wenn dafür vor Ort keine Quellen und Urkunden mehr
vorhanden sind.
So
heißen einige Waldortsnamen in den Trippstadter Forsten:
Großer
Rothenberg, Kleiner Rothenberg, Bauwald, Speßberg, Katzenstich,
Großer Schwanenberg, Kleiner Schwanenberg, Glastal, Finsterkopf,
Etzenleber, Bremmen–Roth, Scheidwald, Eulenberg, Mühlenberg,
Hirschsprung, Kohlhübel, Thiergarten, Wüstenthal, Heydenkopf.
Namen,
die an sich leicht deutbar sind, wie z.B. Katzenstich der auf
Wildkatzen zurückzuführen ist, der Name Hirschsprung auf Hirsche,
der Eulenberg auf Eulen und beim Kohlhübel wurden in früheren
Zeiten Holzkohle hergestellt. Das Wüstenthal ist der alte Name des
heutigen so romantischen Karlstals, das für Menschen in früheren
Zeiten wohl ein „wüstes“ (unbegehbares) Tal war.
Der
Waldortsname Ungeheuertal in der oberen Frankenweide hat nichts mit
Waldungeheuern zu tun, sondern er besagt, dass dort in der
Mittagszeit das Vieh „geungert“, d.h. geruht hat. Auch im
Leinbachtal bei Waldleiningen finden wir eine solche Waldabteilung,
das „Ungertal“.
Die
Frankenweide wurde schon in der Merowingerzeit als Waldweidebezirk
gebildet. Heute gehört nur noch der nördlichste Teil der
historischen Oberen Frankenweide zu Forstamt Johanniskreuz. In
früheren Zeiten berührten sich bei der Frankenweide auch die
Grenzen zur Haingeraiden.
Haingeraiden
waren Waldgebiete die, ähnlich anderen Formen, wie Ganerbwäldern,
der Mundatwald, der Stumpfwald und der Reichswald bei Kaiserslautern
auf genossenschaftlicher Basis von einer Reihe von Dörfern gemeinsam
genutzt wurden. Die Ursprünge dieser gemeinschaftlichen Nutzung
reicht in fränkische Zeiten zurück und ihre Blüte lag in der Zeit
vor dem Aufkommen der Territorialstaaten. Die wirtschaftliche
Bedeutung dieser Waldnutzung (der Haingeraiden) für die Gemeinden
war sehr hoch, ging es doch um überlebenswichtige Güter wie Bau und
Brennholz, Waldmast und Waldstreu. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts
wurden die Haingeraidenwälder aufgeteilt. Erwuchsen den
Genossenschaften doch schon recht früh habgierige Feinde in den
adligen, kirchlichen und weltlichen Grund- und Landesherren, die sich
der Haingeraidenwälder zu bemächtigen versuchten.
Pionierweg - Foto©UteKW |
Ein
weiteres historisches Waldgebiet das an die Trippstadter Waldungen
grenzt ist der Finsterbrunnnerwald. Hier stand einst eine alte
Siedlung
oder
ein Gutshof.
Diese
ehemalige Siedlung, bzw. ein Gutshof, erscheint im Jahre 1345 in
einer Urkunde (HstAM Abt. 1 – Deutschorden 1192). Diese Wüstung
muss in der Nähe, oder im Finsterbrunnerwald gelegen haben. Für
diesen Ortsnamen gibt es mehrere Deutungen. Einige Heimatforscher
sehen den Namen als einen Schreibfehler an und halten den Ort für
das alte
Deutschordensgut Finsterbrunn
(Häberle, Wüstungen, S.167). Andere leiten den Namen von
„monasterium“ (= Abtei) ab, Ernst Christmann sieht unter
Abweisung anderer Deutungen folgende Namensform: „zem winster
dale“, dies bedeutet „zum linken Tal“ (Christmann:
Siedlungsnamen; S.388).
Da
die Deutschordenskommende
Einsiedel ein eigenes
staatliches Gebilde war, hatte niemand außer der Komturei
Anrechte auf den
Finsterbrunnerwald.
Zur
Komturei ist kurz zu
sagen:
Auf
dem Einsiedlerhof bei Kaiserslautern wurde zu Beginn des 13.
Jahrunderts von den Rittern von Hohenecken das Deutschordenshospital
an der Strasse nach Landstuhl gegründet. Sie beschenkten es mit
Besitz, den auch die späteren Nachfahren derer von Hohenecken noch
vermehrten. Hierzu gehörte auch das Gut
Finsterbrunn. Bevor
das Gut an die
Komturei
verschenkt wurde,
musste es also im Besitz der Hohenecker gewesen sein.
Waldortsnamen
des Finsterbrunnerwaldes sind:
Bruchhalde,
ein steiniger Felshang oberhalb des Finsterbrunnertals, der seinen
Namen nach einem um 1870 angelegten kleinen Steinbruch trägt.
Das
Finsterbrunn, ist ein düsteres Seitentälchen das zum unteren
Karlstal führt.
Die
Finsterhard, ist eine Waldweide oberhalb des Finsterbrunnertals,
dieser Name wurde 1600 zum erstenmal schriftlich erwähnt.
Der
Franzenberg ist nach einer Franzosenstelllung (1793/94) benannt, hier
finden wir noch die steinernen Grundmauern eines alten
Franzosenwachturms.
Pionierweg - Foto©UteKW |
Wenn
man vom Finsterbrunnertal aus den Pionierweg in Richtung Haderwald
läuft, findet man unterwegs einige steinerne Zeugen aus dem 19.
Jahrhundert.
Steine
reden und erzählen, und wenn man ihre Sprache versteht, erstehen
ferne Zeiten vor uns, die uns berichten und künden, was einst war.
Die Steine sind stehen geblieben als Welten versanken, die sie einst
errichtet hatten. Wie die Waldortnamen und Flurnamen haben auch diese
alten Steine uns etwas mitzuteieln.
Wer
den Pionierweg entlangläuft, dem fallen alsbald links und rechts des
Weges mehrere Felsflächen auf, in die sehr schöne Seinmetzarbeiten
eingehauen sind. Diese Arbeiten erinnern an ein Ereignis das weit
über 100 Jahre zurückliegt. Es sind zum Teil persönliche Hinweise
und Wappen von Soldaten des „Königlichen Bayerischen 2.
Pionierbataillons“ aus Speyer, die an einem millitärischen Einsatz
im Pfälzerwald bei Tripppstadt erinnern.
Sie
gehörten damals zum Generalkommando Würzburg, II. Bayerisches
Armeekorps, zugeteilt zur IV. Armee – Inspektion München und
standen unter dem Kommando von General der Kavallerie E. Ritter von
Xylanden.
Etwa
in der Mitte des ansteigenden Weges wurde auf einer großen
Steinplatte dargestellt, dass man sich hier auf der Fuchs
– Steige
befindet. Weitere Tafeln und einfache Daten weisen auf die Erbauer
des Weges hin. Offiziere und Unteroffiziere des K. B. II. Armee Corps
meißelten im Jahre 1896 mehrere Hinweise ein, dass sie es waren, die
diesen Weg in die steile Halde des Berges gegraben und gesprengt
haben. Die zahlreichen Arbeiten die ja sämtlich von
Laien–Steinmetzen in ihrer Freizeit ausgeführt wurden, weisen auf
eine verblüffende Professionalität auf dem Gebiet der
Steinmetzkunst. Eine besonders wunderschöne Arbeit ist die römische
Göttin der Jagd Diana,
die allerdings etwas versteckt unterhalb des Weges in einen großen
Felshang eingemeißelt ist. Es scheint als wache Diana
hier, von ihrer erhabenen Stelle direkt über dem Karlstal, über
diese steinige romantische Waldgegend. Und wer vor dem Bildnis der
alten Waldgöttin steht, kommt fast nicht umhin, an die Worte Goethes
erinnert zu werden:
„In
diesem Augenbkick, da die inneren anziehenden und bewegenden Kräfte
der Erde gleichsam unmittelbar auf mich wirken, da die Einflüsse des
Himmels mich anher umschweben, werde ich zur höheren Betrachtungen
der Natur hinaufgestimmt, und wie der Menschen Geist alles belebt, so
wird auch ein Gleichnis in mir rege, dessen Erhabenheit ich nicht
widerstehen kann. So einsam sagte ich zu mir selber, in dem ich
diesen ganz nackten Gipfel hinabsehe und kaum in der Ferne ein gering
wachsendes Moos erblicke, so einsam sage ich, wird es dem Menschen zu
Mute, der nur denn ältesten, ersten tiefsten Gefühlen der Wahrheit
seine Seele öffnen will. Da kann er zu sich sagen: Hier, auf dem
ältesten ewigen Altare, der unmittelbar auf die Tiefe der Schöpfung
gebaut ist, bringe ich dem Wesen aller Wesen ein Opfer“.
Die
kleinen Denkmäler, die mit ihren charakteristischen
Erscheinungsformen Flur- und Ortsbilder anreichern, haben schon immer
die Fantasie der Bevölkerung angeregt und zu bemerkenswerten Sagen
und Geschicten Anlass gegeben. Das ist auch hinsichtlich der alten
Steinkreuze und Grenzsteine der Fall. Eine fast 5000jährige
Geschichte haben die alten Menhire, von denen sich noch einige im
Landkreis Kaiserslautern befinden. So auch der „liegende Menhir von
Trippstadt“ sowie der „der Menhir von Breitenau“. Die
Geschichten, die man sich wohl einst um den Menhir von Breitenau
erzählte, sind lange schon vergessen und so steht dieser „lange
Stein“, dies bedeutet das Wort Menhir, einsam im Stelzenberger
Wald.
Dass
dieser uralte Stein von Menschenhand gesetzt wurde davon können wir
mit Sicherheit ausgehen, auch, dass es sich um keinen Grenzstein
handelt. Das Material besteht aus rotem Sandstein wie er hier in der
Umgebung vorkommt.
Dem
pfeilartigen Stein entströmt etwas archaisches, man muss ihn in
vorkeltischer Zeit suchen, wie alle Menhire, obwohl das Wort Menhir
keltischen Ursprungs ist, standen diese geheimnisvollen Monolithen
schon an ihren Plätzen als die Kelten die Pfalz besiedelten. Wenn
man die weitere Umgebung der Breitenau vorgeschichtlich untersucht,
findet man weitere Zeugnisse aus vor- und keltischer Zeit. So stand
beim Dansenberger Friedhof einst ein weiterer Menhir und in
Hohenecken stand eine Jupitergigantensäule. Diese Säulen sind ein
ausgezeichnetes Zeugnis für die Verschmelzung keltischer und
römischer Kultur in unserer Heimat. Diese Art der Jupiterdarstellung
kannte man in Rom nicht, sie war typisch für die ostgallischen
Gebiete.
Warum
der Stein gerade hier steht, lässt sich leider nicht mehr einordnen.
20m östlich des Steines befindet sich ein Hügel der einem
Gräberfeld ähnelt. Er wurde allerdings nie archäologisch
untersucht. Würde es sich um ein Gräberfeld handeln, dann könnte
man den Stein dem Totenkult zuordnen.
Möglich
wäre allerdings, dass die Römer diesen Stein, der ja lange vor der
römischen Eroberung Galliens schon hier gestanden hat, als
Grenzstein nutzten, dies taten sie öfters mit den uralten Menhiren.
Denn der an den Menhir angrenzende Flurname heißt Breitfeld, so
nannte man eine nach römischen Maßen vermessene Flur. Das heißt,
der ganze Bezirk war in gleich große Rechtecke eingeteilt. So kann
man auch nicht ausschließen, dass die heutige Annexe Breitenau schon
zur Römerzeit als Gutshof bestanden hat.
Der
alte Hohlweg, der von der Breitenau aus auf die Höhe zum Breitenfeld
führt, um von hier aus Stelzenberg zu erreichen, kann durchaus eine
Höhenstraße darstellen, da an der Breitenau auch ein uralter
Keltenweg von der Sickinger Höhe kommend vorbeiführt.
Auf
irgendeine Weise haben die Menhire schon zur vorkeltischen Zeit
miteinander in Verbindung gestanden. Der erwähnte Keltenweg, der von
der Sickinger Höhe kommt, verläuft westwärts zum Menhir von
Rentrich im Saarland und zum Golenstein bei Blieskastel.
Wohl
der wichtigste Indikator für vor- und frühgeschichtliche
Fundstellen sind Flurnamen, liefern sie doch häufig den letzten
Hinweis auf ein ausgegangenes Kulturdenkmal. So verweist der Flurname
„Hinkelstein“ oder „Langer Stein“ meist auf Plätze wo einst
Menhire standen. In Trippstadt gibt es den Flurnamen „Am
Hinkelsacker“.
In
der Pfalz sind die Standorte von 29 Menhiren bekannt, die in Gewannen
stehen, deren Flurname „Am Hinkelsacker“ oder am „Hinkelstein“
heißt. Flurnamen sind wie Waldortsnamen ein Spiegelbild von Dorf,
Stadt und Landesgeschichte. Sie trugen zur Orientierung von Grenzen
und Eigentum bei. Ohne Flurnamen wären Aufzeichnungen von Klöstern
und jeweiligen Herrschenden überhaupt nicht möglich gewesen. In der
Regel tragen sie historische Überlieferungen in sich, besonders die
Namen „Hühner- und Hinkelsäcker“.
hukwa
Literaturhinweise:
Hans
Wagner: Die pfälzischen Haingeraiden.
Otto
Rolller: Zu den Axtdarstellungen auf den Förstergrabsteinen von
der Heidelsburg bei
Waldfischbach;
Mitteilungen des Hist. Vereins der Pfalz Bd. 84.
Th.
Zink: Pfälzische Flurnamen: Kaiserslautern 1923.
Th.
Zink: Zur Geschichte des Gerichtes Waldfischbach.
Manfred
Müller: Die pfälzische Gemeindewirtschaft (Dissertation) Forchheim
1935.
Joh.
Lehmann: Urkundliche Geschichte der B urgen und B ergschlösser der
bay. Pfalz. 1857.
Otto
Wenz: Zur Volkskunde des Pfälzer Holzlandes. 1930.
Albert
Becker: Zur kirchlichen Volkskunde der Pfalz. 1933.
Fr.
Gerber: Urkunden zur Geschichte des Holzlandes, besonders der
dortigen Waldberechtigung.
Manfred
Walter: Kranz der Wälder, Der Pionierweg, 1999.
Daniel
Häberle: Ein Beitrag zum Kapitel „Hinkelsteine“, in Pfälzisches
Museum 1904.
Karlwerner
Kaiser: Der große Berg bei Kindsbach im Landkreis KL.