Samstag, 19. Januar 2019

Burg Hohenecken - eine Burg des Kaiserslauterer Burgenrings

Foto©UteKW

Eine Burg diente im Mittelalter für wohnliche Zwecke hatte aber in der Regel auch immer eine militärische Funktion. Vom frühen Mittelalter bis zum Anfang der Neuzeit hat die Burg eine stete Entwicklung gehabt. Der baugeschichtliche Wandel und die Entwicklung der Burg waren immer von den sozialen, rechtlichen und wirtschaftlichen Zuständen der jeweiligen Zeitepochen abhängig.
Vom frühen Mittelalter bis etwa ins 10.Jh. Hinein versteht man unter dem Begriff Burg eine großräumige Anlage meist auf einem Berggipfel erbaut, die mit Erdwällen und Holzpalisaden umgeben war. Diese Burgen waren vorwiegend Fluchtburgen. Die Burgen und Burgruinen so wie wir sie heute kennen, mit ihren trutzigen Mauern, sind fast ausschließlich Burgen des späteren Mittelalters. 
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Wie die Anlage von Städten gehörte auch der Burgenbau zu den Königsrechten.
Die vollständige und konsequente Durchsetzung dieses königlichen Rechtsanspruchs war jedoch nicht möglich, so dass der mit übertragenen und eigenständigen Herrschaftsrechten ausgestattete Adel seit dem 12.Jh. Seine festen Häuser burgartig ausbaute. (Wilhelm Volkert).
Viele Burgherren benannten sich nach ihren Burgen, wobei die Burg und die meist später sich um die Burgen entstandenen Siedlungen und Ortschaften sich in der Regel nach den Grundwörtern -stein, -haus, berg,- burg,- fels,- oder eck nannten. Wie z.B. Hohenecken.

Bei Burg Hohenecken kann man davon ausgehen dass ihe Erbauungsgeschichte mit dem Neubau der Kaiserslauterer Barbarossaburg zusammenhängt. Sie entstand wohl in der Mitte des 12.Jahrhunderts. Nach den Stilmerkmalen fällt ihr Bau in die Mittte des 12.Jh. Bis in die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts. Die Burg war keine direkte Reichsburg sondern der Sitz der Reichsministerialien von Hohenecken. Strategisch hatte die Burganlge die Aufgabe die großen Durchgangsstrassen im Reichsland Lautern zu Sichern. Zu der Zeit der Erbauung der Königspfalz in Lautern setzte im ganzen Umland der Bau eines großen Burgenkranzes ein (Kaiserslauterer Burgenring), der neben der militärischen Sicherung auch die verwaltungsmäßige Erfassung des Gebietes, etwa zum Einzug der Steuern und Ausgaben und zur Intensivierung des Landesausbaus, zum Zweck hatte.
Die Herren von Hohenecken sind mit größter Wahrscheinlichkeit Nachkommen des im Jahre 1214 von Kaiser Friedrich II mit dem Ramsteiner Patronatsrecht beschenkten „fidelis noster Reinhardus de Lutra“. Mehr über dieses Rittergeschlecht in meinem Artikel „Aufstieg und Fall der Hohenecker“ (Literaturhinweise). Diese Familie besetzte für Jahrzehnte das Amt des Reichsschultheißen von Lautern.
Der bedeutenste unter den Vorfahren der Hohenecker war zweifellos der Hofbeamte Heinrich, der sich 1177 noch Heinrich von Lautern nennt. Er war von 1184 -86 Marschall bei Kaiser Barbarossa und hatte als solcher die Leitung des inneren Heeredienstes; von 1187 – 91 wird er als Kämmerer, von 1191 -97 als Schenk, dem die Oberaufsicht über die kaiserlichen Kellereien und Weinberge oblag, verzeichnet.
Burg Hohenecken liegt nördlich des gleichnamigen Dorfes auf einer Bergzunge. Der gesamte Burgenkomplex ist recht groß, hat eine Länge von 80m und eine Breite von von 50m, sie besteht aus der auf einer Felsenplattform stehenden Oberburg (Ruine) und aus einer nur wenige Meter unterhalb gelegenen unteren Burg.
Vom älteren Teil der Burganlage, der oberen Burg steht noch eine mächtige hochaufsteigende Ruine. Der Zugang zu ihr lag auf der Südostseite, leider ist keine Toranlage mehr vorhanden. Die Gebäuden der oberen Burg schlossen sich um einen engen, schmal zulaufenden Innenhof. Die Schildmauer der Anlage ist noch ganz erhalten, vom Turm sind große Teile abgebrochen. An der Innenseite des Turmes erkannt man zwei gerundete Kragensteine und man kann davon ausgehen das mindestens noch ein weiterer Turm vorhanden war.
Die untere Burg hatte ihren Zugang in der Ostecke. Hier stehen noch zwei Flügelmauern.
Burg Hohenecken war neben der Reichsburg zu Kaiserslautern und der Burg Nanstein in Landstuhl eine der bedeutensten Burgen im Gebiet um Kaiserslautern. Die Burganlage gehört mit Gräfenstein und Trifel zu den eindrucksvollsten Burganlagen der Hohenstaufen in der Pfalz.
Der Begriff „Reichsburg“ bedarf einer kurzen Erläuterung. Er ist weder besitzrechtlich noch vom Lehenswesen her, sondern politisch – historisch und ideologisch zu verstehen. Besitzrechtlich gab es Burgen im Immediatbesitz des Reiches oder des Kaisers, die durch Beamte (Ministerialien wie eben die Hohenecker) erbaut und verwaltet wurden. Andere Burgen waren als Lehen des Reiches im Besitz, adliger Grundherren. Das „ius munitionis“, das Recht zum Bau von Wehranlagen war bis 1231 ein Reichsrecht (Constitutio in favorem principum, Worms, 1231, Mai1, bestätigt in Cividale 1232, Mai); es war aber schon wie oben erwähnt in vielen Fällen ursurpiert oder verliehen worden.
Zum Burgenbau wurden die Untertanen und Leibeigenen verpflichtet. Doch diese verrichteten nur die Grobarbeit und Hilfsdienste. Bei fast allen Burgen waren es die Bauhütten die man beauftragte eine Burg fertigzustellen. Noch heute finden sich an vielen Burgen die „Steinmetzzeichen“ der Steinmetze und Steinhauer die an den jeweiligen Burgen gearbeitet haben. So auch bei Burg Hohenecken und ihrer Nachbarburg Wilenstein (Trippstadt). Diese wandernden Werkstätten, die mit Dutzenden von Facharbeitern durch die Lande zogen, übernahmen also das was die Hilfsarbeit der Fronbauern nicht zu leisten imstande waren. „Die Künste der Statik,bei Festungsbauten mitunter noch waghalsiger, jedenfalls wichtiger als im Kirchenbau, die Einsicht in Möglichkeiten von Mauern und Türmen an Ort und Stelle, Brückenbau und Erkerkonstruktionen haben die Werkmeister dem Pergament nicht anvertraut, allenfalls dem Reißbrett, der hölzernen Schreibunterlage (Ferdinand Seibt: Glanz und Elend des Mittelalters). 
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Geschichte und Geschehen, so steht es in den Handbüchern für Historiker, sind durch drei Konstanten festgelegt: durch den Ort, durch die Zeit und durch die Menschen, dies erkennt man besonders wenn man über den mittelalterlichen Burgenbau nachforscht.
Eine solche Burgründung wie die Hohenecken, muss stetes als Gunstbeweis des König oder Kaisers gesehen werden und bedeutete für die Standesentwicklung der Ministeralien von Hohenecken einen Emanzipationsschritt aus der Unfreiheit heraus (Ministerialien waren keine Freien sondern Edelknechte), da diese Burg höchstwahrscheinlich als Dienstlehen im Besitz dieses Ministerialiengeschlechts war.

hukwa

Literaturhinweise:
Hans Wagner: Aufstieg und Fall der Hohenecker – eines kath. Adelsgeschlechtes; Vom Wandern.
Wilhelm Volkert: Von Adel bis Zunft; Lexikon des Mittelalters.
Walter Hotz: Pfalzen und Burgen der Stauferzeit.
Horst Fuhrmann: Einladung ins Mittelalter.
Franz Seibt: Glanz und Elend des Mittelalters.
Volker Rödel: Die Reichsburgmannschaft von Lautern; Jahrbuch z.Gesch. v. KL u. Ldkr. B.14/15.
L.A.Doll: Das Reichsland Lautern im Mittelalter; Jb.z.Gesch.v.KL.u.Ldk.KL.B.3.1965.
Hans Wagner: Burgfrieden v.Wilenstein; Heimatjahrbuch d.Ldk.Kaiserslautern 2019.