„Do is mer werklich nit betroge
Brauchscht bloß de Münche Paul zu
froge,
Der wo die Pfälzisch Weltgeschicht
In Pälzer Mundart hat gedicht"
Paul Münch
In letzter Zeit gab es eine Diskussion
über pfälzisch im Schulunterricht, hier ein paar Gedanken zu der
Thematik von mir.
In einem Bereich wird uns die Mundart
gewiss erhalten bleiben: In der Mundartdichtung und bei den Kerwe
Reden. Doch dass Pfälzische sollte nicht zu einer poetischen
„Geheimsprache“ werden. Der Verlust von Mundart geht einher mit
dem Verlust von Heimat. Die Bewahrung der pfälzischen Sprache ist ja
keine rückschrittliche Tendenz, denn in der „Muttersprache“ und
das ist ja für uns Pfälzer unsere Mundartsprache, spiegelt sich die
Kultur und Geschichte unseres Landes. Mundart das heißt auch
regionale Identität eine Art von Bioregionalismus zu leben.
Ich persönlich finde, man sollte das
Fach Heimatkunde wieder einführen und in diesem Fach dann einfach
auf pfälzisch unterrichten. Wahrscheinlich müssten dann aber ein
Großteil der Lehrer noch einmal in einen „pfälzischen Sprachkurs“
gehen.
In den ländlichen Gegenden der Pfalz
wird immer noch fleißig Pfälzisch gesprochen. Vor allem innerhalb
der Familien, weil gerade die Mundart uns etwas gibt, für das wir in
unserer heutigen Zeit eine Verlustanzeige aufgeben können:
Geborgenheit!
Oder um es mit den Worten des in der
Pfalz geborenen Philosophen Ernst Bloch auszudrücken:
„...und so entsteht etwas in der
Welt, dass allen in die Kindheit scheint und wo rinnen noch niemand
war: Heimat“.
Auch das schenkt uns die pfälzische
Sprache.
Ernst Christmann hat uns das
Trippstadter Märchen „das Drückemännche“ aus dem hochdeutschen
in alt – trippstadter Mundart „übersetzt“.
„Im Ewerdorf am iwerschte Brunne han
Leit gewuhnt, zu denen , jede Owend es Drickemännche kummt. Unn wann
se se Nacht esse wollte uns war noch net do, hots jedesmol geheeß:
mir kenne noch net esse, s Drickemännche war noch net do. uf eenmol
hots ufm Disch gesaß, war kee Katz, war kee Kind, mir kann net
richtig beschreiwe, wies ausgesieh hot. Wanns dan metgeß hat, wars
auf emol wirrrer eweg, uhne daß mer gemerkt hot, wos hinkum es. Awer
dann kunnten die Leit ruhig schlofe gihn.“
Bei allem Respekt vor einem der
Altmeister der pfälzischen Heimatkunde der Ernst Christmann
zweifelsohne war, doch in einigen Wörtern irrt er, sie sind eher in
den Bereich des Westrich – Dialektes als in Trippstadt zu suchen,
so z.B.:
gesaß – in Trippstadtisch heißt es
gehockt oder gesitzt oder geseß
mir - …......
heißt es mer
richtig …......
heißt es richtisch
mir …...
heißt es mer
hot ….
heißt es hat
auf ….....
heißt es uf
wirrer........
heißt es werre
es …...........
heißt es is
ruhig......
heißt es ruhisch
gihn.....
heißt es gehen.
Hier erkennen wir schon die
Unterschiede in der Pfälzischen Mundartsprache. So spricht man im
wenigen Kilometer entfernten Elmstein schon wieder einen etwas
veränderten Mundart Dialekt.
Die pfälzische Sprache ist eben eine
schwere Sprache.
Als ich vor etwa dreißig Jahren nach
Trippstadt zog hörte ich das erste mal den Ausdruck
„Eierpitschelschers“ (gemeint ist die Löwenzahnpflanze). In
meinem Heimatdorf, etwa 12 Kilometer von Trippstadt entfernt hieß
diese Pflanze auf Pfälzisch „Bettsächer“. Ebenso erging es mir
mit dem Vogel Eichelhäher auf alt – trippstadtisch heißt dieser
„häscherer“ im „addsche“ (Kaiserslautern) Dialekt kannte ich
nur den Ausdruck „härgerger“. Als ich das damals einem Freund
erzählte musste er lauthals lachen über dieses Wort, ich ebenfalls
über den Ausdruck „häscherer“.
Als ich zum gleichen Bekannten sagte:
Do hän mer schun fliesend kalt un warm Wasser gehapt un ehr hän
imer noch über de Räl geschißß... verstand er mich überhaupt
nicht.
Die Trippstadter brummen halt, die
Ischelbacher singen und die Adscher sin rotzfrech in erer Aussproch.
Das Schöne an der Mundart ist eben,
dass es nicht nur um den Erhalt der Pfälzischen Sprache geht sondern
um den Erhalt von Orts- und Dorfsprachen. Wenn dem so ist sind wir
doch wieder bei der „Geheimsprache“ angelangt.
Hier noch zwei Gedichte in Mundart von
mir:
O singendes Gestä im Duft vun summerliche Linne
wider will ich deer lausche a Summer long
ruhich un zufriede sitz ich bei deer
un her doi rissele un rausche
doi alte urhavte Laude
des Bildnis vum innere Geschaude
do fin ich über dich moi eischene Diefe
ich will noch a bissel bleibe un mich in dich ergieße
die Erlebisch die um dich stehn
so silver un grau
verweben sich in mich wie in a Draum
was isses doch bei deer so schä
du singendes Gestä.
Johresring
So schtill un so verknorzeso juchendlich un doch schun greisich
doi pralle Knoschpe recken sich no de Sternenächte
kerz for de Dämmerung erschoinen die Rave doi erschte Gäschte
in doine lablose Winderäschte
im Frühjohr ergrünen doi erschte Äschte
won die oner Bäm schun er erschtes Grün hon
erwarscht du erscht aus doinem dunklem Dämmern
de Guckuck ruft jetzt wider aus doine Wipfle
du alti Äsch
du Prieschter uner Bomgenosse
ach alder Hädegott
wenn de Wind in deer rauscht isses
als dusche uns die Hädemesse spräche
un don im Herbscht erstarre wider
doi Blätter
die Äschelhäher sin jetzt doi neie Gäschte
du stiller Wondler im Johreslaf
du alte Äsch
eh johresring hat sich fer dich wider geschlosse
hukwa