Montag, 8. Januar 2018

Zur Geschichte des Blechhammers bei Kaiserslautern

 
Der Blechhammer von 1920


Um 1620 gab es nachweislich 44 Wooge in und um Kaiserslautern. Heute existieren davon nur noch zwei nämlich der Blechhammerweiher auch Fischerwoog genannt oder Langenwoog und der in der Nähe des Blechhammerweihers gelegene Vogelwoog. Der Blechhammer wurde im Mittelalter von Mönchen als Fischzuchtweiher angelegt.
Er steht in einer gewissen Verbindung mit den Eisen- und Schmelzhütten im Karlstal bei Trippstadt.
Schon vor 1500 wurde am Fischereck in Kaiserslautern ein Fischweiher von etwa 700 Meter Länge angelegt und als Langenwoog oder Fischerrückerwoog bezeichnet. Das Gebiet am Fischereck ist sehr wasserreich so dass sich in der Nähe schon sehr früh einige Mühlen ansiedelten. Früher standen in der näheren Umgebung die Kaisermühle, die Dammmühle, die Neumühle und die Kaisermühle, die Gegend war sehr Wald und Wiesenreich. Aus einem Protokoll vom April 1662 geht hervor dass die Stadt Kaiserslautern einen Schweinehirten angeklagt hat, weil er an der Neumühle am Hang des Fischerecks den Ginster angezündet hatte. Dadurch war ein Waldbrand entstanden. Der Hirte gab zu seiner Verteidigung an,, er habe im Ginster einen Wolf vermutet, der ihm drei Ferkel aus der Herde geholt hatte. Diese Gegend unterhalb des Alberichsberges ist sehr Geschichtsträchtig. Ganz in der Nähe des Fischerecks befand sich die bereits erwähnte Kaisermühle mit dem „neuen“ Kaiserwoog angelegt um 1388. Um diesen Woog zu errichten baute man einen großen Damm, heute führt über diesen ehemaligen Damm die Strasse hoch in die ehemalige Bergarbeiterenklave Erzhütten – Wiesenthalerhof. In diesen wasserreichen Woog flossen die Zuflüsse von Lauter, Eselsbach und Vogelbach. Direkt der Kaisermühle gegenüber stand die alte Dammmühle die im Jahre 1950 abgerissen wurde.
In den „Pfälzischen Geschichtsblättern“ von1912, Ausgabe 8, berichtet uns Theodor Zink von einem alten Morlauterer Weistum aus dem Jahre 1601 in dem über den alten Damm berichtet wird. 

 
Zeichnung von Etienne Blechhammer und Kaisermühle
Interessant ist auch das der Kaiserwoog auch als Richtstätte diente. So berichtet Martin Dolch im „Kaiserslauterer Jahrbuch für Pfälzische Geschichte und Volkskunde“ 2001: „Den pfälzischen Amtleuten in Kaiserslautern diente der von Vellmannn als „Hauptwoog zur Burgvogtei“ bezeichnete Kaiserwoog auch als Exekutionsstätte für Ehebrecherinnen. Ein solcher Fall ist urkundlich aus dem Jahre 1578 bezeugt, als sich der Junker Friedrich von Flersheim empört über den Eingriff in seine Gerichtsbarkeit zu Alsenbrück durch die Lauterer Amtleute beschwerte, weil sie ohne sein Wissen nachts die Frau des Alsenbrücker Wirtes Hans Dorn, die mit ihrem Knecht Ehebruch trieb, verhaftet, in Kaiserslautern peinlich befragt und verurteilt hatten, die Frau wurde im Kaiserwoog ertränkt, der Knecht mit 50 Talern bestraft“.
Nach diesem kurzen geschichtlichen Ausflug in die Nachbarschaft des Fischerrückwoogs kehren wir nun wieder zu diesem zurück.
Im Jahre 1739 gründete ein aus dem französischen Heeresdienst zurückgekehrter Leutnant Schwarz unterhalb des großen Woog – Dammes einen Wappenhammer. Er produzierte hier in der Hauptsache Messer, Äxte, Kuchenbleche, Sensen und Sicheln. Interessant sind auch hier wieder die Verbindungen nach Trippstadt. Das lutherische Kirchenbuch nennt 1740 „Friedrich Jacob Wagner, Director auf der Eisenschmelz“ als Pate bei einer Kindtaufe der Familie Schwarz. Im Jahre 1740 vernichtete ein Unwetter große Teile des Hammerwerkes, als es zu einem Dammbruch kam. Damals hieß es der Kaisermüller Fleck, Besitzer der Kaisermühle, der in Feindschaft mit Schwarz stand, hätte „seine Finger bei dem Dammbruch mit ihm Spiel gehabt“. Durch dieses Unglück war Schwarz gezwungen zu verkaufen. Erwähnt sei hier übrigens, das bei den Arbeitern, die ab 15.April 1741 mit der Wiederherstellung des zerstörten Dammes des Schwarz`schen Waffenhammers eingesetzt waren, außer den Leuten der nahen Mühlen und Höfe (so z.B. der im Jahre 1769 bei einem Jagdunfall im Stiftswald umgekommene Joh: Nicolaus Assenmacher) auch Personen vorkommen, die auf den „Hütten“ gewohnt haben. (1.)
Gleich nach dem Dammbruch verkaufte Schwarz das Werk an den Unternehmer Perpente aus Alzey. Schwarz kehrte wieder in die französischen Heeresdienste zurück. Perpente führte nun fünf Jahre lang erfolgreich das Hammerwerk am Fischereck, um dieses dann 1745 an den Posthalter Didier aus Kaiserslautern abzutreten. Dieser konnte den Betrieb jedoch nie richtig aufrechterhalten. Als Didier starb ging der Betrieb an den Schwiegersohn, den Kaiserslauterer Hofgerichtsrat Rügemer.
Schließlich erwarb die Familie Gienanth, denen die Trippstadter Hüttenwerke damals gehörten, den Wappenhammer. Unter den Gienanths hatte das Hammerwerk, dass sie in einen „Blechhammer“ umwandelten bis 1848 Bestand. In der Umgebung vom Fischereck, bauten die Gienanths Erz ab und waren somit maßgeblich an der Entstehung der ehemaligen Bergarbeitersiedlung „Im Reichswald“, heute Erzhütten Wiesenthalerhof, beteiligt.
Der Landwirt Schalk der den Hahnbrunnerhof ganz in der Nähe des Fischerecks bewirtschaftete kaufte nach 1848 den Blechhammer wie er jetzt genannt wurde und errichtete hier einen Ultramarienbetrieb. Im Jahre 1867 ertranken während eines Unfalls im Blechhammer sechs Seminaristen, die dort Schwimmunterricht erhielten. Nach dem deutsch – französischen Krieg 1870 / 71 kaufte der Kaiserslauterer Bierbrauer Karl Orth das Anwesen. Eine wahre Blütezeit erlebte der Blechhammer mit Beginn des 20. Jahrhunderts, als die Familie Henn hier ein Sägewerk errichtete und einen Holzhandel betrieb. Die Orth`sche Gaststätte wurde damals zum beliebten Ausflugsziel der Lauterer Bürger und als 1883 die Lautertalbahn in Betrieb genommen wurde bekam der Blechhammer sogar eine eigene Haltestelle in der Nähe der heutigen Kläranlage von Kaiserslautern. Um 1900 wurde am Blechhammer ein bedeutender Fund aus der Bronzezeit (1000 v. Ch.) gemacht, er enthielt Sichel, Beile und Schmuck. Heute ist aus dem ehemaligen Wappenhammer das Hotel Blechhammer geworden.

hukwa