Der Zwerg aus dem Reichswald
Auf der ehemaligen
Huneburg bei Erfenbach lebte einst ein Junker namens Schott. Dieser
war so arm, dass er sich nicht zu heiraten getraute. Eines Tages als
er allein durch den Reichswald lief fand er
ein weinendes, müdes Knäblein. Voller Mitleid hob er es auf und
trug es dorthin wo der Knabe ihm den Weg wies. So ging es durch den
dichten Wald bis zu einer Wasserburg die Schwanau hieß. Dort ließ
sich das Kind absetzen. Wie erstaunte Schott aber als er nun den
Knaben betrachtete und statt des Kindes einen alten runzligen Zwerg
vor sich sah. Ich bin der Waldgeist des Reichswaldes sagte dieser und
weil du ein gutes Herz hast will ich dir helfen. Klopfe an die Pforte
der Burg und du wirst dein Glück machen sagte der Zwerg und
verschwand. Auf einem Wassergraben schwammen weiße Schwäne. Schott
schritt über die hölzerne Brücke und klopfte am Burgtor. Eine
wunderschöne Jungfrau öffnete ihm, ließ ihn ein und führte ihn zu
ihrer Mutter. Freundlich wurde er aufgenommen. In diesem Schloss
lebte nur die Mutter mit ihrer Tochter. Sie gehörten einem alten,
verarmten Rittergeschlecht an. Das Mädchen gefiel ihm so gut, das er
von nun an jeden Tag zur Burg kam. Bald heiratete er das Mädchen.
Kurz darauf erschien das Männlein bei ihm und führte ihn zu einer
großen Höhle, wo ein wertvoller Schatz verborgen lag. Das schenke
ich euch sagte der Zwerg, bleibt ehrlich und hilfsbereit.
Schott war nun ein reicher
Mann vergaß aber die Armen nicht. Denn mehr Wert als alle Schätze
der Welt war ihm seine geliebte Frau die er durch den Zwerg kennen
gelernt hatte.
Hildegard
Eine Sage um Burg Hohenecken
Hildegard, das
wunderschöne Burgfräulein von Hohenecken hatte unter den
Rittersöhnen im alten Reichsland um Lautern viele Verehrer. Aber
keiner von ihnen konnte ihr Herz gewinnen, bis sie den Junker
Friedrich von Flörsheim kennen lernte, ihm schenkte sie ihr Herz.
Dessen Vater, Burgherr auf der Doppelburg Wilenstein bei Trippstadt,
war mit Hildegards Vater, Johann von Hohenecken eng befreundet und so
lernten sich die beiden kennen.
Da nun Wilenstein eine
Doppelburg war, auf der auch die Herren von Wilenstein wohnten,
erfuhr der Ritter Hanno von Wilenstein als bald dass Friedrich die
Gunst der schönen Hoheneckerin errungen hatte. Auch Friedrich hatte
sich in Hildegard verliebt, doch er war für seine Rohheit und Härte
anderen gegenüber bekannt deswegen hattte Hildegard ihn abgewiesen,
als dieser um ihre Hand bat. Sein ganzer Hass richtete sich nun gegen
den Flörsheimer.
Hildegard, die wenig
Standesdünkel hatte , pflegte mit den Dorfbewohnern freundlichen
Verkehr. Sie wandte gar oft durch ihre Fürbitten bei ihrem strengen
Vater das Unheil das oft über den Dorfbewohnern schwebte ab. Das
einfache Volk liebte sie deshalb sehr.
Einst kehrte eine
Zigeunersippe in das Dorf Hohenecken ein. Bei dieser Horde war auch
ein uraltes Weib dabei. Die Alte lief im Dorf herum und weissagte den
Bewohnern über Schicksal, Glück und Unglück. Auch die Burg suchte
sie auf und Hildegard wollte sich auch die Zukunft prohezeien
lassen. Die Zigeunerin weissagte dem Edelfräulein, dass ihr
Geliebter bald von einem Pfeil aus ihrem Köcher ins Herz getroffen
werde. Hildegard brach in lautes Lachen aus doch die Wahrsagerin
bedeutete ihr dass ihr Lachen bald in tiefer Klage enden würde.
Das Burgfräulein übte sich
regelmäßig im Bogenschießen. Eines Tages als Hildegard auf dem
hirschberg weilte, sah sie einen großen Habicht seine majestätische
Kreise ziehen. Sie legte einen Pfeil auf die Bogensehne, schoß und
traf den Vogel. Der Vogel stürzte in ein nahe gelegenes Gebüsch.
Hildegard ging los konnte ihn aber nicht finden. Sie gab alsbald die
Suche auf und ging zur Burg zurück.
Wäre Hildegard nur einige
Minuten früher auf die Suche nach dem Vogel gegangen, hätte sie
noch Hanno von Wilenstein erkannt, der mit dem Vogel und dem Pfeil
verschwand. Der Wilensteiner der voller Hass war verfolgte einen
teuflischen Plan. Er hatte sich vorgenommen mit Hildegards Pfeil den
Flörsheimer zu ermorden. Er zog den Pfeil aus dem Habicht heraus und
ritt heimwärts zur Burg Wilenstein. Unterwegs, beim alten Menhir auf
der Breitenau erkannte er von weitem schon den Junker Friedrich, der
gut gelaunt in Richtung Hohenecken ritt. Der Wilensteiner versteckte
sich hinter dem Menhir, legte den Pfeil in die Sehne des Bogens und
traf den Junker mitten ins Herz.
Hanno, jetzt von Entsetzen
über seine eigene Tat gepackt, eilte nach Hause und verschwand noch
am gleichen Tage für immer, niemand hat ihn je wieder gesehen. Am
nächsten Tag fand man den Junker und die Nachricht sprach sich in
Windeseile auch zu Hildegard durch. Sie erkannte ihren Pfeil und sank
mit den Worten "Hanno, dein Werk!" ohnmächtig zu Boden.
Das Burgfräulein dass sich
von diesem Schmerz nie wieder erholte trat in ein Kloster ein und
soll bis an ihr Lebensende für die Seelenruhe des Ermordeten, und
für die Bekehrung des Mörders gebetet haben.
hukwa