Die wichtigste Rolle im Leben der
keltischen Stämme, ja die zentrale Rolle, spielten die Druiden. So
überliefert uns Cäsar in seiner De bello gallico: „In ganz
Gallien gibt es zwei Klassen von Menschen, die Geltung und Ehre
genießen, denn das niedere Volk nimmt beinahe die Stellung von
Sklaven ein…Die eine Klasse ist die Klasse der Druiden, die andere
Klasse die der Equites. Die Druiden versehen den Götterdienst,
besorgen die öffentlichen und privaten Opfer und legen die
Religionssatzungen aus. Bei ihnen finden sich junge Männer in großer
Zahl zur Unterweisung ein, und sie genießen hohe Verehrung, denn sie
entscheiden bei fast allen öffentlichen und privaten Streitigkeiten.
Sie sprechen das Urteil, wenn ein Verbrechen begangen wurde, ein Mord
geschah, Erbschafts- oder Grenzstreitigkeiten ausbrechen, sie setzen
Belohnungen und Strafe fest. Fügt sich ein Einzelner oder ein
Volksstamm ihren Entscheidungen nicht, so schließen sie die
Betroffenen vom Götterdienst aus. Dies stellt bei den Galliern
offenbar die härteste Strafe dar…An der Spitze aller Druiden steht
derjenige, der bei ihnen das größte Ansehen genießt…Die Druiden
ziehen gewöhnlich nicht in den Krieg und zahlen auch keine Abgaben
wie die übrigen Gallier. Sie sind vom Waffendienst befreit und haben
keine anderen Verpflichtungen“.
(De bello gallico, VI,
13/14)
Wenn wir die Autoren der klassischen
Antike lesen und ihre Überlieferungen über die Druiden so bemerken
wir schnell dass sie in den Druiden keine primitiven Zauberer sahen
sondern mit großer Bewunderung von diesen sprachen und schrieben.
Cicero der sich öfters mit dem Druiden
Diviciacus traf schrieb über diesen:
„Er behauptete, die Naturgesetze zu
kennen- das, was bei den Griechen Physiologie heißt-, und er besaß
die Fähigkeit, durch Beobachtung und Deutung der Zeichen die Zukunft
vorauszusagen…“ (De Divinatione, I, 40)
Wir wissen das man in Griechenland das
Druidentum als ein vollständiges philosophisches System ansah,
manche sahen sogar einen Zusammenhang zwischen den Lehren des
Pythagoras und den geheimen Überlieferungen der Druiden. Clemens von
Alexandria berichtet uns von einer Überlieferung, nach der
Pythagoras nicht nur Schüler der Brahmanen, sondern auch ein Schüler
der Druiden der Galater gewesen sei.
Die „Hinterlassenschaften“ der
Druiden finden sich vor allem in den Märchen. Da die Druiden ihre
Lehren nur mündlich und an auserwählte Schüler weitergaben, ist es
nicht möglich auf irgendwelche Texte zu verweisen, außer eben jener
der griechischen und römischen Historiker und Zeitzeugen.
Ausgrabungen und historische Stätten
beweisen das dass Gebiet des Pfälzerwaldes eine bedeutungsvolle
keltische Vergangenheit besitzt. Nun wissen wir zwar wenig über das
gesellschaftliche Leben der Kelten, über die lehren der Druiden
wissen wir so gut wie gar nichts und somit auch fast nichts über die
Religion der Kelten, denn diese war ja das Druidentum.
Der Keltenforscher Jean Markale bemerkt
in seinem Buch „Die Druiden- Gesellschaft und Götter der Kelten“
: Das Druidentum hat keinerlei Bedeutung oder Existenzgrundlage
außerhalb der keltischen Gesellschaft, aus deren geist es geboren
wurde. In gewisser Weise ist das Druidentum sowohl die Grundlage der
keltischen Gesellschaft als auch ihre Folgeerscheinung. Daraus ergibt
sich die gesellschaftliche Funktion des Druiden“.
Die soziale Stellung des Druiden stand
noch über der des keltischen Fürsten oder Königs. In der bekannten
irischen Erzählung vom „Rausch des Ulates“, lesen wir: Die
Ulates durften nicht sprechen, bevor der König das Wort ergriffen
hatte, und der König durfte nicht sprechen, bevor die Druiden das
Wort ergriffen hatten“.
Dion Chrysostomos, ein Zeitgenosse von
Plutarch, Tacitus und Plinius dem Jüngeren schreibt: „Die Kelten
nannten ihre Priester Druiden; sie beherrschten die Kunst des
Weissagens und jede andere Wissenschaft; ohne ihre Zustimmung durfte
der König weder handeln, noch eine Entscheidung treffen, so dass in
Wirklichkeit sie die Herrscher waren, während die Könige nur wie
Diener ihren Willen vollstreckten“.
Über die Philosophie und das Wissen
der Druiden ist uns nichts überliefert. In den Märchen jedoch
finden wir Bruchstücke, dieses alten druidischen Wissens.
Mit dem Untergang des Keltentums, dass
im Jahre 52 unserer Zeitrechnung eingeleitet wurde durch die
tragische und verheerende Schlacht bei Alesia, trat auch eine
Änderung im denken der europäischen Völker ein. Die griechisch-
römische Geisteshaltung der Logik begann sich durchzusetzen und die
heidnisch – spirituelle Welt der Kelten geriet in Vergessenheit.
Ein winziger Teil des religiösen Denkens der Kelten erhielt sich in
den Schatztruhen der europäischen Märchenwelt, wo es seither ein
geheimnisvolles Leben führt und das dass Unbewusste der Menschen bis
heute auf seine ganz eigene Art Inspirierte. Joseph Campbell schrieb
daher zu recht:…“das aus dem keltischen Feenreich eine wilde
Wunderwelt heraufbeschwor: verzaubert schlafende Prinzessinnen,
einsame Schlösser im gefährlichen Wald, rauschende Drachen in
reifbedeckten Höhlen, der Merlinzauber, die Fee Morgane und
kichernde alte Hexen, die durch einen Kuss in die schönste Jungfer
der Welt verwandelt wurde. Fast alle Einzelheiten seines
Märchenlandes entnahm Europa der Phantasiewelt der Kelten. Die
Jugend Siegfrieds, Brunhilds Schlaf, das Schwert im Baum (und Stein,
Anmerkung des Verfassers) und das zerbrochene Schwert sind aus der
keltischen Tradition übernommene Motive“. (Joseph Campbell –
Der Flug der Wildgans).
Diese Motive sind auch Teil unseres
kollektiven Unbewussten, anhand solcher Motive lässt sich
tatsächlich eine Art „geistiger Stammbaum“ errichten, denn es
müsste ja richtig sein, das immerwiederkehrende Motive einer
bestimmten durchgehenden Linie entstammen, so dass Einzelne auf
Berufung ihrer Träume herausfinden können, wo ihre
vorgeschichtlichen Wurzeln zu finden sind. So kann man mit Heinrich
Zimmer übereinstimmen wenn dieser schreibt:…Es ist die Sphäre des
Ewig – Weiblichen, Stätte der Zeitlosigkeit und des
unerschöpflichen Lebens. Quelle des Todes, aus dem das Leben sich
ständig wiedergebiert. Es ist der geheimnisumwobene ort, von
zahllosen Helden in Märchen und Legenden der ganzen Welt aufgesucht,
unter vielen historischen Verwandlungen wiederzuerkennen: er gehört
zu unserem universalen Vorrat archetypischer Sinnbilder. Die Fassung,
die uns die keltischen Märchen und der Artuszyklus übermitteln
stammt aus dem mythischen Bilderschatz der altertümlichen
mütterrechtlichen Ordnung, wie sie der vorkeltischen Kultur des
westlichen Frankreichs und der britischen Inseln eigen war“.
Als die keltische Welt unterging, ging
auch das Druidentum und somit die alte Religion der Kelten unter. Die
Druiden wurden zu Zaubermeistern erklärt und lebten wohl noch
längere Zeiten abgelegen in den Wäldern wo sie ihren Riten
nachgingen und diese auch zelebrierten. Diese untergegangenen Druiden
sind es vor allem die uns in den Märchen als zaubergewaltige Hexen
und Zauberer begegnen.
Das pfälzische Märchen ist in seiner
Poesie sehr karg, nicht besonders ausgeschmückt und oft endet es
abrupt oder man hat das Gefühl ihm fehlt etwas, als sei es manchmal
unvollständig. Das keltische Material im pfälzischen Märchen ist
nur sehr schwer Fassbar, weil wir eben überhaupt nichts mehr wissen
über die religiösen Überlieferungen aus dieser keltischen Zeit und
somit den Druiden die ja die Bewahrer der keltischen Religion und
Spiritualität waren.
Um mit Jean Markale zu sprechen: „Die
griechisch – römische Geisteshaltung, die auf dem Glauben an den
Universalismus und an die Logik des ausgeschlossenen Dritten basiert,
begann langsam, aber sicher das sogenannte „barbarische“ Denken
der Kelten zu verdrängen.
So vergaßen die Westeuropäer
allmählich, dass sie Söhne der Kelten und Erben der spirituellen
Tradition der Druiden sind.
Vor der Katastrophe von Alesia sah die
Welt ganz anders aus: Es gab ein anderes Wertsystem, eine andere
Wirklichkeitsauffassung, eine andere Art zu Denken und zu Empfinden,
andere geistige Konzepte. Das alles ist nicht spurlos verschwunden;
von dieser Vergangenheit zeugen Spuren in Museen und Bibliotheken,
und es gibt darüber hinaus noch lebendige Keime, die nur des
geeigneten Bodens harren, um sich wieder zu entfalten“.
An dieser Stelle möchte ich darauf
hinweisen das Markale mit „entfalten“ nicht eine Widerbelebung
des Druidentums meint, wie wir dies Heute vielfach in oft
hausbackener und kindischer Aufmachung vorfinden, sondern hier sind
die Keime des kollektiven Unbewussten gemeint, wie dies auch Heinrich
Zimmer gesehen hat.
Hukwa