Kleines
natur- und volkskundliches Kalendarium
Wer
im Herbst durch die Wälder wandert kann vieles Schauen und Absolutes
erkennen. Kann er doch in den Naturprozessen den Weg seiner eigenen
Vollendung erblicken. Mit dem Fallen der bunten Herbstblätter
erinnert er sich seiner geschichtlichen Zeit aber auch seiner
schöpferischen Endlichkeit.
In
den Wäldern begegnen wir nun besonders intensiv dem Spiel der
Naturelemente, dem Zerfall und der Wiedergeburt. Hier der Friedhof
des toten Laubes, aus dem mächtige Baumwurzeln gefallener, einst
grüner Riesen, ragen. Auf halbvermorschten Bäumen regt sich neues
Leben, kleine Bäumchen sprießen hier. Das Tote in der Natur bringt
neues Leben hervor. Ein elementares Spiel treibt der Herbst in den
Wäldern. Die Wucht seiner faszinierenden Farben betören den
Wanderer und doch steckt in ihnen schon das Ahnen des Winters.
Hoch
oben erscheinen am Abend die ersten diamantenen Herbststerne.
Manchmal hat der Wanderer das Glück, wenn er spät am Abend aus dem
Wald heraustritt, unter den funkelnden Diamanten des Himmels das
Schnattern von Wildgänsen zu hören, dies sind besondere
Augenblicke! Herbst das ist kein Niedergang! Diese Jahreszeit spricht
in einem wunderbaren Schöpfungsalphabet zu uns. Im Lied des Herbstet
steckt noch einmal die ganze Süße und Schwermut des vergangenen
Sommers und zugleich die harte Wirklichkeit des nahenden Winters.
Das
Lied des Herbstes – zwischen Herbst und Winter
Eine
einzige Symphonie der Klänge und Farben der Natur ist der Herbst.
Sein goldenes Licht ist Zauber für die Seele. Irgendwann
verschwindet dieses Licht und der graue, düstere, geheimnisvolle
Neblung übernimmt die Herrschaft in den Wäldern. Doch auch der
November hat seinen Zauber und seine Schönheiten! Wie dunkle Riesen,
Gnome und Elfen erscheinen im nebelhaften Wald nun die Bäume und
Sträucher.
Nebelmond,
so nannten unsere Altvorderen diesen Monat. Der November erscheint
uns als die Verkörperung der Einsamkeit, sein Zuhause liegt zwischen
Herbst und Winter. Das erste große Fest in diesem Monat ist Samhain,
besser bekannt in seiner amerikanischen Version als „Haloween“.
Bei den Kelten fand Samhain am 1. November statt, dieser Name
bedeutet etymologisch „Ende des Sommers.“ Also Winteranfang!Doch
das Herz des Monats schlägt an seinem 11. Tag, wenn alle Kinder mit
leuchtenden Augen St. Martin feiern!
Zauberhafte
Adventszeit – zwischen heidnischen Bräuchen und christlichem
Brauchtum
Wenn
der November sich seinem Ende zuneigt, fällt oft der erste Schnee.
Und mit der Adventszeit beginnt die weihnachtliche Vorfreude. Der
Dezember ist oft nicht weniger düster als sein Vorgängermonat und
es ist wohl die Vorfreude und Erwartung, die uns diesen Monat so hell
und licht erscheinen lässt. Es ist der Monat des Brauchtums, des
Glaubens aber auch des Aberglaubens. In keinem anderen Monat des
Jahres vermischen sich heidnische Bräuche und christliches Brauchtum
so stark miteinander wie im Dezember.
Der
Name Dezember ist lateinischen Ursprungs und bedeutet der „Zehnte“
und leitet sich von „decem“, „zehn“ ab, mit Cäsar wurde er
dann endgültig der zwölfte Monat des Jahres! Sein altgermanischer
Name war Julmond und geht auf das Brauchtum des Julklapp zurück.
Maskierte Gestalten warfen mit dem Ruf „Julklapp“ ein Geschenk
durch das Fenster oder die Tür. Dieser Julklapp war also der
germanische Vorläufer unseres später entstandenen Weihnachtsfestes.
Bereits am 4. Dezember, am Barbaratag beginnen die ersten
Brauchtumsrituale. Man schneidet Zweige von einem Kirsch- oder
Apfelbaum, stellt sie in eine Vase um sich am Weihnachtsfest eines
blühenden Straußes zu erfreuen!
Mit
dem alten Julfest, der „Wintersonnenwende“ nehmen die Tage wieder
langsam zu. Und zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar beginnen
die sogenannten Los- oder Rauhnächte. Nun reitet Wotan’s „Wildes
Heer“ durch die Lüfte, um sich an den Abtrünnigen des alten
Glaubens zu rächen.
Januar
und Februar – das lange Warten hat bald ein Ende
Wenn
der Winter sein weißes Tuch über die Landschaft geworfen hat, so
dass der Schnee die Felder und Wälder bedeckt, sollte der Wanderer
sich nicht scheuen durch die klirrende Kälte zu wandern. Ruhig und
starr, wie Buddhastatuen stehen nun die Bäume im Wald. Als seien sie
in ihrem eigenen Saft erstarrt. Manchmal ertönt das einsame Piepsen
eines Vogels aus dem Dickicht, ansonsten herrscht eine geheimnisvolle
Stille in der Natur vor. Dennoch wächst bereits neues Leben unter
der gefrorenen Erde. Alles wartet anscheinend auf die ersten lauen
Vorfrühlungswinde. Auf das Erstarken des Sonnenlichtes. Und der
Wanderer weiß: Das erste Grün ist nicht mehr fern. Ja, selbst die
erste gelbe Blüte des Huflattichs, kann man mit etwas Glück schon
Ende Februar schauen, wenn dieser etwas mild ist.
Doch
erst müssen wir noch den Januar überwinden.
Sein
alter Name ist Hartung. Dies ist darauf zurückzuführen, weil er als
kältester Monat des Jahres gilt. Zähflüssig sind seine Tage und so
erscheint er uns als längster Monat des Jahres. Ganz langsam aber
steigt nun wieder der Saft in den Bäumen. Bis zum 20. Januar, zu
„Sebastian und Fabian“, wurde früher die Arbeit des Holzfällens
ausgeübt. Bis zu diesem Datum hin galten die Bäume als
widerstandsfähig, fest und wasserarm. Auch ein Hinweis darauf, dass
unsere Urgroßväter schon ökologisch dachten. Der Name Januar hat
etwas mit Tür, Tor und Durchgang zu tun. Ein solcher ist er
tatsächlich, schließlich öffnet er die Pforten des neuen Jahres.
Abgeleitet von dem lateinischen „Ianuarius“ ist dieser Monat dem
Gott Janus geweiht gewesen; diese alte römische und vorrömische
Gottheit war für die „Öffnungen“ verantwortlich, eben für
Durchgänge, Türen und Tore.
An
sonnigen Januartagen können wir jetzt schon die Kohlmeise etwas
lauter hören. Man könnte sagen, sie singen noch nicht doch ihre
Stimme erscheint uns schon freudiger. Am Nachtsternenhimmel ist nun
der Orion das dominierende Sternbild. Aber auch Sirius steht schon
zum Sprung bereit.
Der
Hartung scheint uns Erstarrung zu bringen und doch, der Wanderer, den
es jetzt in die vereiste Natur hinaus zieht, kann einiges beobachten.
In Schwärmen fallen manchmal die Bergfinken bei uns ein, für einige
Zeit haben sie ihre skandinavische Heimat verlassen, um hier einen
„milderen“ Winter zu verbringen.
Ein
Segen ist es, wenn der Vorfrühling ins Land zieht! In manch seltenem
Jahr ist dies schon Ende Februar der Fall. Neben dem schon erwähnten
Huflattich können wir vielleicht auch die erste Blüte des
Haselstrauchs sehen! Wir finden das weißblühende Schneeglöckchen,
dem noch fast zur gleichen Zeit der Märzenbecher folgt. Auch die
ersten Frühlingsvorboten unter den Vögeln erscheinen in diesem
Monat.
Wer
Glück hat, kann nun den Rauhfußbussard, einen seltenen Gast aus der
Tundra beobachten. Auch der Hausrotschwanz und die Bachstelze kann
man Ende Februar schon sichten. Der gelbe Winterling und die ersten
Krokusse erscheinen nun in Garten, Feld und Flur. Wenn der Februar
schneefrei ist, kann der Wanderer vielleicht das Hermelin in seinem
weißen Winterkleid entdecken. Seine Schwanzspitze allerdings bleibt
immer schwarz. Man nennt es auch „Großes Wiesel“, sein Vetter
das Mauswiesel legt kein Winterkleid an. In den noch vereisten
Pfützen balzen nun die ersten Grasfrösche und künden den
Vorfrühling an!
hukwa