Sonntag, 28. Oktober 2012
Samstag, 27. Oktober 2012
Der Wacholder
Der Wacholder
ist in der Tracht wie in der Größe und Gestalt sehr veränderlich. In der Ebene
und im Mittelgebirge sind die am Grunde abgegliederten oberseits mit
bläulichweißen Längsstreifen versehenen, in dreizähligen Quirlen stehenden,
8-20mm langen, weit abstehenden, steifen Nadeln allmählich zugespitzt und
scharf stechend. An der Unterseite besitzen sie einen in der Länge gefurchten
Kiel. Die Nadeln werden gewöhnlich vier Jahre alt. Er kommt sowohl niedrig
strauchig ( 0,5 -2m), auch häufig mit ausgesprochenen kegelförmigen Wuchs oder
seltener in Form kleiner Bäume mit kegelförmiger oder unregelmäßiger Krone vor.
Im Hochgebirge bildet er in Höhen über 1600 m eine hochalpine Form, den
Zwergwacholder, Juniperus communis var.nana, die höchststeigende aller
Holzpflanzen Europas. Als Pionier auf Felsen und Schuttbedeckten Gebirgsboden
bedeckt er den Boden mit großen, oft meterbreiten Polstern von 30-50 cm Höhe.
Er verdrängt den Graswuchs und schadet dadurch, besonders auf den frühen, nach
Süden gelegenen Sommerweiden den Gebirgsbauern. Die Blüten sind zweihäusig. Die
männlichen Blüten stehen in Kätzchen und bilden sich bereits im Herbst, kommen
aber erst im Frühjahr zur Entfaltung. Die weiblichen Blüten stehen einzeln in
den Blattachseln von Maitrieben und enthalten je drei Samenanlagen, die mit den
Fruchtschuppen alternieren. Reif werden die Samen erst im herbst des zweiten
Jahres, wobei, die grünliche Färbung in eine schwarz-blaubereifte übergeht. Die
Samen keimen meist erst im Frühling des zweiten Jahres, mit zwei Keimblättern.
Die braune Rinde verwandelt sich schon vom zweiten Jahr ab in eine längsrissige,
in Schuppen und Streifen sich abschülfernde Faserborke. Das weiche,
feinfasrige, sehr zähe, feste und dauerhafte Holz, ist für Drechsler – und
feinere Schreinerarbeiten sehr geschätzt. Die aromatischen Früchte dienen als
Küchengewürz. Aus den "Beeren" die auch offizinell sind wird in
Frankreich der "Genever", in England der "Gin" und in Deutschland der "Steinhäger" gebrannt.
Der
Wacholder zeigt eine Anpassungsfähigkeit wie keine andere Holzart. Hinsichtlich
Bodenfeuchtigkeit, Luftwärme und Mineralstoffgehalt des Bodens ist er von
unerreichter Bedürfnislosigkeit und kommt somit auf allen Böden, vom trockenen
Sand bis zum sumpfigen Moorboden, sowohl im Walde, als auch auf Heiden vor. Bei
den Germanen gehörte der Wacholder zu den geheiligten Holzarten und bis in
unsere Tage spielt er in Volkskunde, sage und Mythologie eine große Rolle. Die
Zukunft des Wacholders aber wird gerade wegen seiner Anpassungsfähigkeit und
Anspruchslosigkeit auf jedenfall innerhalb der Stadtökologie eine äußerst
wichtige Rolle einnehmen. Gewappnet gegen die giftigen Ausstöße unserer
Großstädte, wird der Wacholder als Stadtbaum noch eine gewichtige Rolle
spielen.
Juniperus
communis – also der Wacholder wird bis zu 2000 Jahre alt. Noch älter ist die Tradition
der Bräuche die sich um diese Mysterienpflanze rankt. Max
Höfler schrieb in seiner Volksmedizinische Botanik der Germanen über den
Wacholder : "der Kranewit – Baum ( ahd. kranawitu; mhd. krannewite ) hat
seinen Namen
( Kranichholz ) vom Vogel Kranich, einer der wenigen Vögel, in deren
Bezeichnung mehrere indogermanische Stämme übereinstimmem...".
Prof.
Heinrich Marzell schrieb in seinem bekannten Werk : Die deutschen Bäume in der
Volkskunde, als Einleitung zum Wachholder: " mit der Hasel und dem Holunder ist
zweifelsohne der Wacholder der Strauch, der im germanischen Volksglauben das
höchste Ansehen genießt. Ist doch dieses Nadelholz in mittel und Südeuropa weit verbreitet
und von so auffälliger Gestalt, das es nicht leicht übersehen werden kann.Besonders
in den Heidegegenden, wo die Wacholdersträucher oft die einzigen Holzgewächse
bilden und einzeln stehende Büsche dem einsamen Wanderer wohl nicht selten in
der Dämmerung Spukgestalten vortäuschen, mag der Wacholder besonders beachtet
worden sein. Dazu kommt noch, das unser Strauch in verschiedenen seiner Teile
in der Volksheilkunde benutzt wird. " Vor einer
Wacholderstaude
soll man den Hut herunter tun", heißt es im Allgäu und in der Schweiz sagt
man sogar, man müsse vor dem Wacholder die Knie beugen, ein solches Ansehen
genießt er. Der
Wacholde ist daher, wie Holunder und andere Bäume, "unverletzlich",
es ist ein Frevel ihn umzuhauen.
Der
Schwede Loccenius erzählt im 17. Jahrhundert, das ein Knecht auf dem Gute Vendel
im Kirchspiel Osterhanning in Södermannland einen schönen schattenreichen
Wacholder hauen wollte, der von anderen Bäumen umgeben auf einem ebenen, runden
Platze stand. Da hörte er eine Stimme " Haue den Wacholder nicht!"
und als er sich dennoch anschickte, zuzuschlagen, ertönte die Stimme abermals:
" Ich sage dir, haue den Wacholder nicht!" Überhaupt scheint sich
gerade in den skandinavischen Ländern der Wacholder besonderer Wertschätzung
erfreut zu haben. Von einem Wacholder auf dem Hofe Hohl im Kirchspiel Haaböl
wird berichtet das dort die Sage ging, das auf dem Hofe ein Haustier sterben
müsse, wenn man den Wacholder eines seiner Zweige beraubt.
Der
Aberglaube habe vor nicht allzu langer Zeit dadurch Nahrung erhalten, das ein
großes Schweinesterben auf dem Hofe aussbrach, als ein Zimmermann einen Zweig
von diesem Wacholder abschlug. Weiter berichtet die Sage, das man bei großen
Wacholdern zur Nachtzeit Gelächter, Musik und einen Klang, als zähle man
Silbergeld, höre. Sogar bei Tag sehe man, das der Gipfel leuchte oder der ganze
Strauch in Flammen stehe. Dieses Licht rühre aber vom Schein des Geldes her,
das von den " Unterirdischen " zutage gebracht worden sei, um es den
Strahlen der Sonne auszusetzen.
Im
deutschen Märchen erscheint der Wacholder in dem bekannten Märchen vom Machandelboom,
einer niederdeutschen Bezeichnung unseres Strauches. Unter
Wacholderstauden sollen sich auch nach einer Schweizer Sage die Eingänge zu den
Höhlen der Zwerge befinden. Im Obersimmental fingen Burschen ein Zwerglein,
während das andere entschlüpfen konnte. Da rief es diesem noch schnell zu :
"Sie möge mit dir fürnäh ( vornehmen ), was sie wie ( wollen ) –verat
nit, was d Reckholderstude ( Wacholder ) z behüete hei." Später entdeckte
man, was die Wacholderstaude zu bedeuten hatte: sie verdeckte den Eingang ihrer
Höhlen.
hukwa
Samstag, 6. Oktober 2012
Pilzwanderung im Trippstadter Wald
Fotos Ute Knieriemen-Wagmer |
hukwa
Labels:
Meditatives Wandern,
Naturfotos,
Pilze,
Trippstadt
Standort:
Trippstadt, Deutschland
Montag, 24. September 2012
Freitag, 21. September 2012
Frühherbst im Pfälzerwald
Mit seiner wunderschönen Farbenpracht, ist für viele Wanderer der
Herbst jene Jahreszeit, zu der sie am liebsten durch die Wälder streifen.
Bereits Anfang September kehrt mit dem „Altweibersommer“ eine besondere Stille
und Stimmung in die Trippstadter Wälder ein. Noch einmal schöpft die Natur nun
aus dem Vollen, neben den Baumfrüchten sprießen die Pilze und die
Beerenfrüchte.
Es ist die Zeit, wo die Zugvögel unruhig werden und eifrig ihr
Gefieder putzen, denn bald beginnt ihre Reise in den Süden. Die Schwalben
sammeln sich auf den Hausdächern und an den Abenden hört man manchmal das
Geschnatter der Wildgänse.
Der Pfälzerwald zeigt sich nun in seiner vollen Farbenpracht. Die
Laubbäume leuchten in sämtlichen Herbstfarben, so dass der Wanderer sich nicht
zu wundern braucht, wenn er plötzlich bemerkt, dass er mit den Augen des
Landschaftsmalers schauen kann. Auf seinem Weg durch den bunt schillernden
Herbstwald erlebt er in den Wäldern um Trippstadt eine ursprüngliche Landschaft,
wie man sie heute nur noch selten findet. Ausgedehnte Laubwälder sorgen für
frische, sauerstoffreiche Luft und ein gesundes Klima. In den Wäldern hören wir
jetzt oft den Ruf des Grün- und Schwarzspechts und in den Eichbäumen funkelt
immer wieder das bunte Gefieder des Eichelhähers, der hier eifrig seinen
Wintervorrat an Eicheln sammelt und somit auch zum Gärtner wird, denn nicht
alle Eicheln die er versteckt, findet er auch wieder.
Es ist die Zeit vor dem großen Blätterfall. Bevor ein Baum seine
Blätter fallen lässt, versucht er noch, möglichst viele Nährverbindungen
herauszuziehen. Diese wertvollen Stoffe sind an das Blattgrün gekoppelt, und je
mehr das Grün schwindet, desto stärker treten andere Farbstoffe in Erscheinung:
das Blatt wird gelb, rot, orange, und schließlich braun. Am schönsten wohl
leuchtet der Ahorn im Herbst. Aber auch die Lärche, der einzige Nadelbaum der
seine Nadeln abwirft, erscheint in ihrem Herbstkleide wunderschön.
Es scheint, als würde die Lärche den Wald aufheitern. Sie begnügt sich
nicht mit einem gleichfarbigen Nadelkleid, sie wechselt im Laufe des Jahres
ihre Farben. Im Frühling leuchten die zartgrünen Nadeln oft am Rande dunkler
Fichtenwälder. Noch bevor sie einen satten Ton annehmen, schmücken gelbe und
purpurrote Blüten die Zweige. Wie kleine Lichtlein sitzen sie im zarten
Nadelschleier. Jetzt im Frühherbst sind die Nadeln wie in goldgelbe Farbe
getaucht.
Vom Haselnussstrauch fallen nun die braunen Nüsse und der Volksmund
will wissen, dass einem nussreichen Jahr ein harter Winter folgen soll. Der
Haselnussstrauch hat schon große Zeiten hinter sich. Einst hatte er fast ganz
Deutschland bedeckt. Das war vor rund 8000 Jahren. Es herrschten damals optimale
Lebensbedingungen für diesen Strauch. Als sich unser Planet vor 7500 Jahren
eine Klimaveränderung leistete, kam dann die Zeit der großen Laubbäume.
Allen voran die Buchen und Eichen, die ebenfalls im Herbst ihren
eigenen Farbenzauber besitzen.
Der Herbst ist eine Zeit der Stille, der Meditation und der Einkehr.
Aber er ist auch die Zeit des Abschiedsnehmens. Abschiednehmen müssen wir immer
wieder im Leben und Hermann Hesse hat dies, in einem Vers, so ausgedrückt:
„An jedem Tage gibt’s ein Abschiednehmen;
Und irgendetwas, das uns angehört;
Wird jeden Augenblick für uns zerstört
Und wandelt hin zu den vergessenen Schemen…
Sonntag, 24. Juni 2012
Moosalb
Die Moosalb entspringt im Lauberwald bei Johanniskreuz, durchfließt das romantische Karlstal und wendet sich dann nach Süden. Dort nimmt sie die Hirschalb auf und bei Steinalben die hellgrüne Steinalb. Nach wenigen Kilometern Lauf fließt die Moosalb bei Waldfischbach in den Schwarzbach. Der wasserreiche Schwarzbach entspringt, im Oberlauf Burgalb genannt, südwestlich von Johanniskreuz.
hukwa
hukwa
Samstag, 23. Juni 2012
Wanderung durch die Karlstalschlucht
Eine Wanderung durch die Karlstalschlucht ist immer wieder eine Möglichkeit zu entspannen! Man läuft an der Moosalb entlang und hat ständig etwas zu sehen, man lässt seine Gedanken mit dem Wasser fließen!
Sonntag, 10. Juni 2012
Wo einst Kelten und Römer ihre Götter wussten
Eine spirituelle Annäherung an die märchenhafte Landschaft
des Wasgau
Man kann Trippstadt ohne weiteres als dass Tor zum Wasgau
bezeichnen, wenn man unsere Landschaft aus der Perspektive der geographischen
Geomantie betrachtet. Hier ist zu erwähnen, dass die Geomantie eine lange
Tradition hat und durchaus als Vorläufer der modernen Landschaftsplanung
angesehen werden kann. Als mehrere tausend Jahre alte Erfahrungswissenschaft,
die Vorgänge in unserem Lebensraum zu harmonisieren, zu verstehen und die
Wirkung der schöpferischen Kräfte in Einklang mit dem Menschen zu bringen über
die Geomantie erfahren wir Landschaft.
Auf Höhen und in Tälern des Wasgaus zeugen Kulturreste aller
Jahrhunderte von Siedlungen der urältesten Bewohner bis zu Lebensformen der
jüngsten Zeit. Dieses gebiet nannten die Kelten „Wassichin“ in der Bedeutung
von Auerochsengebirge: das Nibelungenlied gab dem Gebiet den Namen Wasgenwald.
Die Römer nannten den Wasgau Vosgesus oder Vosegus und verehrten ihn wie die
Kelten als mächtige Gottheit. So erklärt sich auch die französische Bezeichnung
„Vosges“ beziehungsweise Vogesen hierzulande
, die pfälzischen Dichter fanden für diese Landschaft den
Ausdruck „Pfälzische Schweiz“ und einer von ihnen schwärmte romantisch:
„Kommt in den Wasgau, wo der Berge Kuppen
Gekrönt mit rätselhaften Felsfiguren
Und Felsenburgen, -stehen in wirren Gruppen,
Umglänzt von grünen Tälern, lichten Fluren!
Erquickung wohnt in stillen Waldeshallen
Und Märchenbilder durch die Burgen wallen.“
Aber auch die Maler haben im Wasgau ihre Inspirationen
gefunden und die Landschaft in wunderbaren Farben und Formen auf ihre Leinwand
gebannt: Steinriesen die plötzlich in den Wäldern auftauchen als hätte eine
höhere Macht sie geformt, Felsentore, Schluchten und gigantische Steingebilde
deren Aussehen an Türme, Kanzeln, Gesichter oder Tische erinnern, wie der
Teufelstisch bei Hinterweidenthal. Der Wasgau ist eine verwunschene Landschaft,
der Geomant würde nun sagen: Eine Landschaft der Verkörperung!
Wenn wir diese Landschaft durchwandern passiert es uns ganz
plötzlich das sich vielleicht die lineare Zeit auflöst und wir sind mit einem
mal wieder aufgehoben in den unendlichen Zyklen des Kosmos- im immerwährenden
Tanz der Jahreszeiten, sind Teil des Weges von Sonne und Mond und fühlen uns
als Teil jener träumenden steinernen Giganten die hier seit Jahrmillionen in
meditativer Ruhe die Wälder bewachen.
Auf den Höhen zwischen Pfalz und Elsass bei dem idyllischen
Ort Schönau dessen Geschichte mit Trippstadt durch die Eisenschmelzen verbunden
ist, ragt geheimnisvoll der Wasigenstein, er liegt in 300 Meter Höhe an einem
der Südwestabhänge des Maimonts über dem Langental. Die Legende sagt dies sei
der Ort wo einst Walter gegen Gunther und Hagen kämpfte. Auf dem Hauptgipfel
des Maimonts findet sich eine keltische Ringwallanlage in deren Zentrum sich
die Opferschale, ein ausgehöhlter Fels befindet.
Der Wasgau ist eine Mythen reiche Landschaft. In Mythen
werden Zusammenhänge zwischen äußerer und innerer Natur auf vielfältige und
spirituelle Weise wiedergegeben. Sehr viele Orts- und Flurnamen der
Wasgaulandschaft weisen einen solchen Bezug zur Mythologie auf. Es geschieht
fast von selbst das wir mit der Landschaft in Verbindung treten und die Seele
des Ortes, Anima loci oder den Geist des Ortes, Genius loci auf einmal in uns
zu wirken beginnt.
hukwa
Dienstag, 5. Juni 2012
Diana vom Karlstal
Sie lächelt sanft
hinein ins Fichtendickicht
ihre Lippen sind der
Mythe Licht
gehauen in den Fels
lebt sie im Schatten
dennoch ihr
Glanz gleicht Bernstein
in dem sich die Lichtjahre spiegeln
Vor ihr feiern Hornissen ihre Hochzeit
die Welt von heute tut sie nicht vermissen
ihr Lächeln das wird nie verlöschen.
hukwa
hinein ins Fichtendickicht
ihre Lippen sind der
Mythe Licht
gehauen in den Fels
lebt sie im Schatten
dennoch ihr
Glanz gleicht Bernstein
in dem sich die Lichtjahre spiegeln
Vor ihr feiern Hornissen ihre Hochzeit
die Welt von heute tut sie nicht vermissen
ihr Lächeln das wird nie verlöschen.
hukwa
Freitag, 1. Juni 2012
An den Ufern der Moosalb
Ich brauche nicht unbedingt das
Meer oder die großen Flüsse und Ströme, mir genügen die kleinen Bäche unserer
heimischen Wälder und Gebirge. Sie sind nie gleich. Jeder von Ihnen hat seine
eigene Wesensart, jeder seine sichtbaren und unsichtbaren Bewohner. Jeder Bach
hat, wie der Mensch auch, einen Körper und eine Seele, ja die Bäche haben sogar
Geist! Es gibt keine unbelebte Natur.
Ist das Ufer der Körper, so ist
das Wasser die Seele und über den Wassern singt der Geist der unruhigen Bäche.
Das Wasser ist auch ein grandioser Künstler, es formt die Ufer der Bäche zu
lebendigen Kunstwerken.
Entlang der Wasserläufe gibt es
viel zu sehen und zu staunen. Das geschmeidige Gefieder des Eisvogels blitzt im
Düster des Waldes kurz auf, bevor er sich ins Wasser stürzt. Die Wasseramsel
gleitet geschickt über der Strömung. Moose, Flechten, Farne, manchmal eine
Orchidee verzaubern das Ufer. Wie Trolle und Kobolde ragen abgestorbene Äste
und Baumstümpfe aus dem eiskalten Wasser. Verwitterte alte Kopfweiden nicken
mir zu, majestätische alte Eiben und Pappelbäume erzählen ihre eigene
Geschichte. In ausgewaschenen Sandsteinhöhlen verstecken sich Molche und
Schnecken. Wie von Sinnen tanzen Mücken und Libellen über dem kühlen Nass.
Elegant gleitet die Bachforelle gegen die Strömung.
Am liebsten lausche ich den
Liedern der Bäche am frühen Morgen oder in der Abenddämmerung. Es scheint mir,
als singen die Bäche um diese Zeit besonders lieblich. In einem gemeinsamen
Konzert mit der sie umgebenden beseelten Natur. Hier spüre ich es dann sehr
stark, in der Natur gibt es nichts erstarrtes, nichts robotisches, nichts
uniformiertes, die Natur kennt keine Tristesse. Ist der See und der Weiher das
Auge der Altmutter, dann sind die Bäche die Venen und Adern von Mutter Erde.
Meist folge ich den Wassern bis zu
ihrer Quelle und ich vergleiche die Bäche mit den Menschen. Menschen haben
Gemeinsamkeiten mit Wasserläufen, allerdings sind ihre Quellen meistens verborgen,
bei manchen sogar verkarstet. So, wie die Bäche in die großen Flüsse und Ströme
münden, wie sie rauschend von ihren starken Geschwistern empfangen werden, so
ist auch der Mensch ein Empfangender der göttlichen Intuition, der wir in der freien
Natur am nächsten sind. Wie die Wasser der Bäche unermesslich sind, so spüren
wir manchmal, wenn wir bei unserm Freund dem Bach verweilen, dass auch in uns
etwas unermessliches wohnt. Meistens wollen wir es nicht wahrhaben, doch wer
den Wassern lauscht, hört die murmelnde Urmutter!
hukwa
Mittwoch, 30. Mai 2012
Waldeinsamkeit
Die Krähen lauern starr im Baum
Die Schwalben kehrten wieder
Unter einer Birke finde ich eine alte Kreuzotterhaut
Wie Wächter um die Haut herum
Ein Hexenring von Pilzen
Ich bin ganz still
Fast wie ein Strauch
Im Dickicht bricht das Reh durchs Holz
Der Häher schreit
Die Fichten knarren
Rotkehlchen weint
Der Schwarzspecht schreit
Waldeinsamkeit.
hukwa
Die Schwalben kehrten wieder
Unter einer Birke finde ich eine alte Kreuzotterhaut
Wie Wächter um die Haut herum
Ein Hexenring von Pilzen
Ich bin ganz still
Fast wie ein Strauch
Im Dickicht bricht das Reh durchs Holz
Der Häher schreit
Die Fichten knarren
Rotkehlchen weint
Der Schwarzspecht schreit
Waldeinsamkeit.
hukwa
Dienstag, 29. Mai 2012
Man muss nur tief genug in die Wälder gehen...
Wer tief in die Wälder eindringt wird vieles entdecken. So fand ich gestern an einem Berghang im Karlstal einen wunderlichen Stein. Ich nenne ihn fortan "Medusa vom Karlstal". So wie ich Fotos von "Geisterbäumen" sammle, mache ich dies auch mit "Geistersteinen". Sie besitzen ihr eigenes Sein diese wilden Waldbewohner.
hukwa
hukwa
Montag, 28. Mai 2012
Medusa vom Karlstal
Eine naturmystische Wanderung durch die Trippstadter Wälder
Der Wald mit seinen großartigen
Naturerscheinungen hat für alle nur möglichen Fragen eine Antwort parat. Wenn
wir in die Tiefen der Wälder eindringen, überkommt uns da nicht Respekt vor den
alten Baumriesen, die hier und da noch zu finden sind? Und so kann es
passieren, dass wir uns plötzlich in einer romantischen Welt wiederfinden, dass
wir im Wald einen friedvoll in sich ruhenden Erdentag genießen und ihn als eine
mütterliche Hülle des Lebens erahnen, als Spiegelung unserer eigenen
Empfindungen und Gefühle, als unberührte Natur, die uns den ewigen Rhythmus des
„Werden und Vergehens“ erzählt.
In den Wäldern erhalten wir jenen
Zuspruch, der uns in unserem Alltagsleben so oft versagt bleibt. Wenn wir durch
den Wald wandern, bemerken wir bald, dass hier noch etwas existiert das sich im
Alltagsleben nur noch schwer finden lässt: Sein.
In einer von Ellenbogenmentalität geprägten Gesellschaft kann der Wald zu einem
Refugium des Seins werden. Schon lange hat sich das Misstrauen gegen eine Welt,
die eigentlich nur noch ökonomisch zu funktionieren scheint, zu einem
Krankheitssymptom unserer Zeit ausgewachsen und alle Werte ins Schwanken
gebracht. Doch eine Wanderung durch den Wald kann uns wieder jenen Werten nahe
bringen, die wir als die menschlichen bezeichnen.
Wir können den Wald als ein einziges
Gleichnis betrachten. Manchmal erscheint er uns wie ein Labyrinth. Wir wandern
durch dunklen Fichtentann und wissen, irgendwo wartet eine sonnige Lichtung auf
uns. Unser Alltagsleben ist oft stressig, wir werden gereizt durch Lärm, tragen
uneingestandene Wünsche mit uns herum. Unser Leben besteht oft nur aus Sorgen,
Ängsten und Phantasien, die wir verdrängen. Dies alles sind Symptome, die
unseren Körper und Geist in eine ständige Alarmbereitschaft versetzen. Im
Alltagsleben werden wir vor allem vom Stress gejagt, unter dem natürlich auch
die zwischenmenschlichen Beziehungen leiden. Von Stresssituationen zum
Dauerstress ist es nur eine kurze Wegstrecke und schon haben uns die
Infamitäten des Alltags fest im Griff. Dann kommt uns manchmal der Gedanke, es
gäbe kein Entrinnen mehr aus diesem Geflecht. Unser Alltag wird zu einem Gewirr
von Eindrücken, Forderungen, negativen Gedanken und unliebsamen Verpflichtungen.
Wir sind ständig in Gefahr, die Einheit unseres Lebens zu verlieren. Wir leben
fern von uns selbst, also fern von unserer wirklichen Existenz. Unruhe,
unbeantwortete Fragen und Zweifel sind zur geistigen Heimat des Menschen
geworden.
Der Wald hingegen schenkt uns
Sinngebung, er hat einen meditativen Einfluss auf uns. Jeder Mensch spürt
irgendwann in seinem Leben ein Bedürfnis nach Natur, Stille und erholsamer
Umgebung. Er weiß unbewusst - in den Wäldern findet er eine innere Balance-
seinen eigenen Mittelpunkt, den die meisten Menschen verloren haben.
Der Philosoph Ernst Bloch schrieb
einmal: „Der Mensch bewegt sich in der
Natur wie im Feindesland“. Nun so muss er eben wieder lernen, den Wald als
eine Offenbarung zu sehen, als eine Arznei für seine Seele. Es liegt in der
Natur des Menschen, dass er zu Eingrenzungen und Vereinnahmungen neigt. Für die
einen ist der Wald ein romantischer Ort. Aber es gibt auch andere, die hier nur
eine Menge Bretter „wachsen“ sehen. Doch wer sich in der Kunst des meditativen
Wanderns übt, wird im Wald das finden was er sucht: einen Zuspruch!
Die Illusion, sich aus der
Abhängigkeit der Natur befreien zu können, und der Versuch, sie sich untertan
zu machen, brachte dem Menschen nicht die ersehnte Heilung sondern nur Unheil.
Es gibt Augenblicke im Leben von uns
Menschen, in denen wir das Gefühl der Vollständigkeit des Lebens erfahren.
Solche Momente begegnen uns, wenn wir die Einheit mit der Natur in uns spüren.
Dann wird das Rauschen eines Baumes zur Musik und windstilles Schweigen zur
Antwort. Dann löst sich die lineare Zeit auf und wir fühlen uns aufgehoben in
den Zyklen der Jahreszeiten. Es ist dies die sinnliche Erfahrung mit der Natur,
die immer die Erfahrung einer belebten, beseelten und mystischen Lebenswelt
ist, mit der wir untrennbar verwoben sind, selbst wenn wir es nicht wahrhaben
wollen.
Auf einer Wanderung durch die
vielseitigen Waldlandschaften von Trippstadt können wir in solche
„naturmystischen Momente“ immer wieder hinein-wandern, wenn wir es nur möchten.
Die einsamen Wälder rund um Trippstadt verbergen manch geheimnisvolles Kleinod.
Scharderkopf im Trippstadter Wald |
Da ist die zwar bekannte doch
trotzdem geheimnisumwitterte Karlstalschlucht, die jeden ihrer Besucher in
ihren Bann zieht. Von hier aus ist es nicht weit zur historischen Amseldell und
gerade einmal zehn Minuten Fußweg weiter kommt man zu den archaischen
Steinformationen des Scharterkopfes. Ein Platz, an dem man die Zeit vergisst.
Schon in den Märchen heißt es, dass sich besondere Orte nur denen auftun, die
reinen Herzens sind. Wenn wir diese Worte in die heutige Sprache übersetzen
würden, müssten sie etwa so lauten: „Wir leben nur noch in unseren Köpfen,
treiben gefangen in einem Netz von Abstraktionen dahin und können uns in einer
objektivierten Landschaft nicht mehr zu Hause fühlen.“ So sprach es der
Anthropologe, Ökologe und Philosoph David Abram aus.
Jene Landschaften, wo es noch
romantisch-mystische Plätze gibt, sind selten geworden. In den Wäldern von
Trippstadt finden wir noch die abgelegenen Felsplateaus, tiefe Wälder, einsame
Haine, verwunschene Steine, Waldes-schluchten, heilige Quellen, Brunnen und
kalte, klare Waldweiher.
Vom Scharderkopf aus erreichen wir
mit einer gemütlichen Wanderung von etwa 40 Minuten, das versteckt im Dickicht
an einem Felsen angebrachte Steinrelief der „heiligen Diana der Wälder“. Eine
kleine Höhle neben dem Felsbildnis lädt ein zur Meditation.
Dianarelief am Pionierweg im Trippstadter Wald |
Versteckt auf einem Berg, verborgen
im Schatten alter Bäume, im Herbst den Blicken entzogen durch Nebelschwaden die
dem wilden Rauschen der Moosalb entspringen, thront Burg Wilenstein über dem
Karlstal. Die alten Steine erzählen nicht nur vom Mittelalter, wahrscheinlich
weisen sie weit zurück in die „Heidenzeit“. Vieles spricht dafür, dass hier in
der Frühzeit wohl einmal ein keltischer Kultplatz war. Der Name „Wilenstein“
ist keltischen Ursprungs, abgeleitet von Wilbeth den „drei Bethen“, einer
uralten drei Götter Mythologie, wie sie seit der Jungsteinzeit bis hin zu den
Germanen und Kelten Bestand hatte. Doch auch der Name Moosalb ist keltischen
Ursprungs. Der Namensbestandteil „alb“ für Bach- und Flussnamen stellt eine
altwestische (vorindogermanische) Bezeichnung für Fluss- und Bachbette sowie
Weißwasser dar, die sich im keltischen Sprachschatz ebenfalls widerspiegelt.
Die sogenannten „drei Bethen“ (Muttergöttinnen) sind eng verbunden mit Steinen,
Höhlen, Bergen und Quellen. All das findet sich in der Umgebung der alten Burg.
Eine meditative Wanderung durch die
Trippstadter Wälder kann für jeden, der es möchte, eine Wanderung vom Alltag in
den ALL – TAG werden.
Burg Wilenstein bei Trippstadt |
hukwa
Donnerstag, 17. Mai 2012
Wiese bei Trippstadt
Gelb leuchtet auf der Wiese der Löwenzahn
Wind weht seinen Duft heran
Ein Seelenschlag
Aus der Vergangenheit sich mir naht
Ein Junge der über eine Wiese geht
Am blauen Himmel der Turmfalke steht
Ein leichter Windzug
Die alte Feldulme bebt
In flackerndem Erwarten
Der Ginster am Wegrand steht.
hukwa
Wind weht seinen Duft heran
Ein Seelenschlag
Aus der Vergangenheit sich mir naht
Ein Junge der über eine Wiese geht
Am blauen Himmel der Turmfalke steht
Ein leichter Windzug
Die alte Feldulme bebt
In flackerndem Erwarten
Der Ginster am Wegrand steht.
hukwa
Scharderkopf bei Trippstadt
Geheimnisvoll die Bäume raunen
Was einst auf diesem Berg geschah
Wo Steine nur noch zu bestaunen
Was einstmal heidnisch Wirken war.
Wo Kelten schon zu Berge strebten
Andächtig im Nemeton betend
Wo sie die alten Götter lobten
Dort halt ich ein und bin Daheim.
Hierher komm ich nur um zu lauschen
Dem alten Lied vergangener Zeiten
Hier hör ichs in den Wipfeln rauschen
Steinerner Hauch der Ewigkeit.
hukwa
Was einst auf diesem Berg geschah
Wo Steine nur noch zu bestaunen
Was einstmal heidnisch Wirken war.
Wo Kelten schon zu Berge strebten
Andächtig im Nemeton betend
Wo sie die alten Götter lobten
Dort halt ich ein und bin Daheim.
Hierher komm ich nur um zu lauschen
Dem alten Lied vergangener Zeiten
Hier hör ichs in den Wipfeln rauschen
Steinerner Hauch der Ewigkeit.
hukwa
Dämmerstunde im Karlstal
Weg bewachsen mit Schlehen und Moosen
Holunder, Nessel, Farngeruch
Im Tal erscheinen die ersten Krähen
Versteckt von einem hohen Hang
Im dichten Fichtenzelt
Steht im feuchten Schauern
Die alte Waldbank
Von tiefem Schweigen umgeben
Wie ein dunkelnder Kristall
Von Schneckenspuren glitzernd überwoben
Uralter Sandstein am Bergeshang
Buchenstämme stehn wie glatte fleischige Leiber
Silbernes Geäst im Getümmel des Laubwerks
Grünlich und Grau wie ein Vogelnest
Die alte Wurzel
Fledermausflug kündet
Bald kehrt die Nacht
Es ist als ob die Erde trunken macht
Tausend Dämmerungsgänge
Keiner war vergebens
Schallt es mir entgegen
Aus jedem Blütenblatt.
hukwa
Holunder, Nessel, Farngeruch
Im Tal erscheinen die ersten Krähen
Versteckt von einem hohen Hang
Im dichten Fichtenzelt
Steht im feuchten Schauern
Die alte Waldbank
Von tiefem Schweigen umgeben
Wie ein dunkelnder Kristall
Von Schneckenspuren glitzernd überwoben
Uralter Sandstein am Bergeshang
Buchenstämme stehn wie glatte fleischige Leiber
Silbernes Geäst im Getümmel des Laubwerks
Grünlich und Grau wie ein Vogelnest
Die alte Wurzel
Fledermausflug kündet
Bald kehrt die Nacht
Es ist als ob die Erde trunken macht
Tausend Dämmerungsgänge
Keiner war vergebens
Schallt es mir entgegen
Aus jedem Blütenblatt.
hukwa
Sonntag, 6. Mai 2012
Der pfälzische Pfingstquak und seine Wurzeln im Hain der Diana von Nemi Teil 1
Eine volkskundliche Suche über Ortsgrenzen hinaus.
Uns heute erscheint die magische Welt sogenannter primitiver
Völker als in sich geschlossen und wunderbar, aber wir können das Denken dieser
Völker überhaupt nicht mehr vollziehen. Für uns gibt es die Beseelung der
leblosen Natur nicht mehr. Seit Jahrtausenden erlebt die zivilisierte Welt eine
zunehmende Entmagisierung der Sprach- und Vorstellungswelt.
Wenn man sich der Herkunft sogenannter „Vegetationsfeste“
(Pfingstquak, Maibaum, Frühlingsfeste, alte Jahresfeste wie Johannistag
ect.) annähern will, wenn man sie
erforschen will, muss man das Problem der Bedeutung von Riten aufrollen.
Vegetationsfeste haben ihre Wurzeln in jenem Zeit und Raum
den wir das Neolithikum nennen und es handelt sich dabei ausschließlich um
Sexual- und Fruchtbarkeit Festlichkeiten.
Es dürfte eindeutig klar sein dass Vegetationsfeste wie z.B.
das Pfingstquak ihre Wurzeln nicht im Mittelalter haben, wie dies Helmut
Seebach in seinem Buch „Alte Feste in der Pfalz“ behaupten möchte. Einen sehr
guten Artikel zum Pfingstquak hat Adam Gerlach in den „Blättern zur Trippstadter
Heimatgeschichte“ geschrieben,
Wenn man die verschiedenen Deutungen der Heimatforscher über
Brauchtumsfeste gegeneinander hält, gewinnt man den Eindruck, das die
Brauchtumsforschung noch keineswegs abgeschlossen. Seit dem Erscheinen von Sir
James George Frazer Monumentalwerk „der
goldene Zweig“ ist die Brauchtumsforschung damit beschäftigt, das Wesen und die
Besonderheit dieser Feste zu ermitteln. Die meisten von Frazers Einzeltheorien,
wie die der Entwicklung von Magie und Religion und von Ursprung und Entwicklung
des Totemismus, sind heute nicht mehr haltbar. Aber die unglaubliche Fülle der
Fakten, die er ansammelte, bilden nicht nur ein beeindruckendes Monument,
sondern sind eine Sammlung volkskundlicher Schriften auf die wohl jeder
Volkskundler irgendwann zurückgreifen muss. Und es darf wohl Heute noch das
gelten was A.E.Housmann über den „goldenen Zweig“ in seiner Laudatio im Jahr
1921 sagte:
„Dort findet man Wissenschaft vermählt mit Literatur,
mühevolle Arbeit, mit leichter Hand präsentiert, und ein Museum voll dunklen,
geheimnisvollen Aberglaubens, ausgestattet mit dem Charme einer wahrhaft
sympathetischen Magie. Dort haben sie als Mahnung für eine stolze, vergessliche
Rasse die verstreuten, vergänglichen Relikte – ob nun unter wilden Völkern in fernen
Ländern oder unbeachtet vor unserer Tür liegend. Die vergessenen Meilensteine
der Landstrasse, auf der der Mensch gereist ist, die Labyrinthe und Irrwege
seines Fortschreitens durch die Zeiten werden durch ihre Kunst und ihren Genius
erhellt und die fernsten und ältesten Dinge den Sinnen und Herzen Ihrer
Zeitgenossen nahegebracht.“
Das Wissen dass Vegetationsfeste wie das pfälzische
Pfingstquak in ganz Europa gefeiert wurden verdanken wir Frazer, der solche
Brauchtumsfeste als erster Weltweit sammelt. Was beim Pfingstquak und ähnlichen
Vegetationsfesten im Lauf eines Jahreszyklus „zelebriert“ wird ist nichts
anderes als der „Mythos von Nemi“, der sich auch wie ein roter Faden durch den
„goldenen Zweig“ schlängelt.
Dieser Mythos betrifft die Regeln der priesterlichen
Nachfolge im geheiligten Hain der Diana in Nemi, in den Albaner bergen in
Italien. Der See (Nemi) und der Hain waren einmal bekannt als der See und der
Hain von Aricia, einer kleinen Stadt in etwa fünf Kilometer Entfernung von
Nemi. Der Priester – König dieses heiligen Hains steht unausgesetzt mit
gezogenem Schwert unter einem bestimmten Baum des Gehölzes; er ist immer auf
der Wacht. Er hatte dieses Amt errungen, nachdem er seinen Vorgänger mit einem
Schössling des Mistelzweigs ermordete, der hoch oben in dem Baum wuchs
(Anspielung auch auf den Vegetationsgott Baldur), und er ist seinerseits vom
Schicksal dazu bestimmt, durch einen erfolgreichen Herausforderer auf die
gleiche Weise hingerichtet zu werden. Er verteidigte sich nur solange erfolgreich
wie seine Wachsamkeit, sein Geschick und seine Stärke nicht nachließen. Sobald
seine Aufmerksamkeit erlosch, wurde er ermordet, und sein Mörder nahm seinen
Platz ein.
Der „Mythos von Nemi“ ist ein magischer Mythos. Nach Frazer
konnte Religion erst auftreten, nachdem der Mensch zu einem Zustand der höheren
Intelligenz fortgeschritten und in der Lage war, seine eigene Ohnmacht
gegenüber der Natur zu erkennen, also versuchte er die Natur Rituell zu
beeinflussen. Die frühen Stammesführer, Könige und Priester wurden mit
Naturkräften wie Wachstum und Fruchtbarkeit identifiziert. Aber auch mit Teilen
der Natur so mit Sonne, Mond und dem Wald. Der König Priester zu Nemie und auch
die heilige Diana galten als solche Naturgottheiten. Als Königin und König des
Waldes waren sie verantwortlich für das Wohl der Menschen, und ihre Vereinigung
war wesentlich für die Fruchtbarkeit der Erde, des Viehs und der Menschen.
Ein allgemeines Symptom für das Schwinden der Kraft des
Königs wurde im Nachlassen der sexuellen Kraft im Alter gesehen. Wenn das
Wohlergehen der Menschen in einer Gesellschaft, vom König abhing, so erwartete
man damals das dieser immer Zeugungsfähig ist, denn ist er dies nicht mehr dann
betrifft seine Entkräftung alle – vor allem aber die Natur. Die Tötung des
Königs von Nemi ist also nichts anderes als ein Opfer an Mutter Erde. Wenn man
den König aber tötete, bevor seine Kräfte nachzulassen begannen, dann konnte
seine Seele zur Zeit ihrer größten Kraft befreit werden und durch Vererbung
oder Übertragung in einen Nachfolger übergehen. Dies ist die Vorstellung die
hinter der Priester Nachfolge von Nemi steht.
Lit: Hinweise
James George Frazer: Der golden Zweig; Das Geheimnis von
Glauben und Sitten der Völker;
Abraham Kardinier; Edward Preble: Wegbereiter der modernen
Anthropologie;
Hans Wagner: Zeitschrift: Der Hain.
Samstag, 5. Mai 2012
An Orpheus
Manche Wege ging ich ziellos
Mancher Vers führte zum Ziel
Müde will ich noch nicht werden
Müßig will ich auch nicht sein.
Will nach Geld und Gut nicht streben
Will nur Gedichte und Verse schmieden
Alles andere kann ich missen
So bald die Muse tut mich küssen.
Doch das eine großer Orpheus
Verdank ich einzig deinem Willen
Das ich dichte dichte dichte
In des Lebens tiefsten Lichte.
hukwa
Mancher Vers führte zum Ziel
Müde will ich noch nicht werden
Müßig will ich auch nicht sein.
Will nach Geld und Gut nicht streben
Will nur Gedichte und Verse schmieden
Alles andere kann ich missen
So bald die Muse tut mich küssen.
Doch das eine großer Orpheus
Verdank ich einzig deinem Willen
Das ich dichte dichte dichte
In des Lebens tiefsten Lichte.
hukwa
Donnerstag, 3. Mai 2012
Freitag, 27. April 2012
Der Weg in die Vergangenheit
Gedanken zu einem alten Steinrelief bei der Burg Wilenstein
in Trippstadt,
unter Heranziehung
der örtlichen Begebenheiten, lokalen Märchen, Sagen und Überlieferungen.
Von Hans Wagner
Das alte Steinrelief bei der Burg Wilenstein gibt dem
Heimatforscher und Heimatkundler Rätsel auf. Wer hat es in die Felswand
gehauen? Ist es ein frühzeitliches Kultrelief? Stammt es aus der Keltenzeit?
Besteht ein Bezug zur Burg Wilenstein (was man nicht ausschließen darf) oder
hat es ein abergläubischer Mensch vor hundert oder zweihundert Jahren in die
Felswand geschlagen? Wahrscheinlich werden wir nie erfahren warum dieses
„Gesicht“ dort angebracht wurde. Doch die Aufgabe des Heimatkundlers ist nun
einmal den Dingen auf den Grund zu gehen und bei einer solch rätselhaften
Angelegenheit steht am Anfang einfach einmal die Vermutung, die These.
Bis in die jüngste Zeit sind volkstümlicher Aberglaube und
volkstümliche Bräuche ein integraler Bestandteil des ländlichen Lebens in allen
seinen materiellen und sozialen Aspekten gewesen und haben hieraus ihren
funktionalen Sinn und Wert bezogen. Es waren mehr als bloße Überbleibsel
untergegangener archaischer Denksysteme.
Im Gegenteil: Ebenso wie ein im Mittelalter geformtes Werkzeug noch im
19.Jahrhundert den Bedürfnissen eines Handwerkers genügen konnte, war der eine
oder andere alte Brauch oder Aberglaube auch noch von Bedeutung für seine
Hoffnungen, Ängste oder Bedürfnisse.
Die Vermischung christlicher Lehren mit Elementen eines aus
einer vorchristlichen Phase oder einer nichtchristlichen Kultur stammenden
Aberglaubens war im Grunde unvermeidlich, und schon die Missionare selbst
begannen damit: Statt die althergebrachten Bräuche ganz zu zerstören,
versuchten sie in der Regel eher,, sie in das Christentum zu integrieren, indem
sie ihnen eine für die Kirche akzeptablere Deutung gaben.
In allem Lebendigen wirkt das, was einst war, stetig weiter
und geht damit als ein Element in jede Gegenwart ein. Insofern bleibt die
Vergangenheit auch dann lebendig, wenn sie dem Bewusstsein entglitten ist.
Unser geschichtliches Wissen gründet sich nur zu einem geringeren Teil auf
unmittelbare Überlieferung. Meistens musste der Mensch es sich erst aufs neue erobern,
nachdem es lange schon verschüttet gewesen war. Immer wieder hat man versucht
dieses Dunkel „vor der Geschichte und aus der Geschichte ,“ zu erhellen. Auch
dann wenn zwischen unserem Dasein und der fernen Vergangenheit keine Verbindung
erkennbar ist, scheint uns ihre einstige Wirklichkeit mit unserer eigenen
Existenz verknüpft zu sein: sei es auch nur in dem Sinne, dass in ihr eine
Möglichkeit alles Menschlichen Gestalt gewonnen hat, die wir dann auch in uns
wiederfinden.
Womit wir bei der ätiologischen Überlieferung sind. Die
ätiologische Sage liefert eine „Erklärung“ für die Entstehung oder Herkunft
eines augenfälligen Wahrzeichens der örtlichen Umgebung, eines Ortsnamens oder
eines überlieferten Brauchs. Sie versucht auch die Elemente einer Landschaft
volkstümlich zu deuten, die einer Erklärung für den Menschen bedürfen. Für
Trippstadt wäre eine solche Sage „das Ritterfräulein und der junge Schäfer“,
die im Karlstal und dem Aschbacherhof spielt und die Legende des „Felsenweibes
aus dem Karlstal“. Beide Erzählungen haben das „steinige Karlstal“ und die
„Einsiedlerhöhle“ als hervorragendes Element dieser Landschaft in ihrem
Mittelpunkt.
Einige ätiologische Sagen lassen sich auf Grund von Angaben
in schriftlich überlieferten Quellen wie Chroniken oder Lebensbeschreibungen
von Heiligen oder etwa auf Grund des erstmaligen Vorkommens eines
unverwechselbaren Ortsnamens, der sich auf bestimmte Erzählungen bezieht,
eindeutig als mittelalterlichen Ursprungs erkennen (z.b.Ritterfräulein und
junger Schäfer).
Nicht nur auffällige landschaftliche Merkmale, sondern auch
einzelne Bäume, Pfade, Kreuzungen (z,b. in dem Märchen: die Mutprobe von
Trippstadt), Felder und Teiche können Gegenstand solcher Erzählungen sein;
unter den Gebäuden sind es vorwiegend diejenigen, die im Gemeindeleben eine
zentrale Rolle spielen – Kirche, das Gasthaus, das Herrenhaus (Drückemännche)-
sowie diejenigen, die das eine oder andere außergewöhnliche architektonische
Kennzeichen aufweisen (hier: alter Turm auf dem Aschbacherhof- eingemeißelter
Hirtenstab und Flöte).
Alles, was den Blick auf sich zieht- von einer unleserlichen
Grabinschrift bis zu einer seltsamen Erscheinung an einem Gebäude- kann Neugier
und Phantasie anregen und somit zur Entstehung einer Sage beitragen. In den
Erzählungen kann das Übernatürliche eine Rolle spielen, ebenso gut können sie
aber auch jene vereinfachte Darstellungen, der nationalen und regionalen
Geschichte verkörpern, die im kollektiven Gedächtnis fortlebt. Oder sie können
sich mit alltäglichen Erscheinungen auseinandersetzen, mit Morden, Wilddieben,
Schmugglern, mit vergrabenen Schätzen (Wilenstein) oder allbekannten lokalen
Gestalten (Langensohler Märchen).
Wenn man versucht ein Geheimnis wie das des Steinreliefs auf
Burg Wilenstein zu lüften muss man vorgehen als arbeite man an einer
Monographie. Diese ist ja eine Spezialuntersuchung mit dem Ziel, eine einzelne
Geschichte oder auch Erzählung, Märchen oder Sage oder eben ein Gebilde in all
ihren Wendungen und Wandlungen durch die Zeitläufe zu verfolgen.
Wenn sich nun der Heimatkundler auf ein solches Gebiet der
Forschung begibt heißt dass er muss allererst alles Prüfen ohne vorgefasstes
Urteil. Er muss sorgfältig Arbeitsschritt für Arbeitsschritt miteinander
vergleichen. Es ist also die Arbeit der vergleichenden Volkskunde.
Ein primitives Steinrelief auf Burg Wilenstein gibt Rätsel
auf!
Ein Denkmal keltischer Tradition?
Ich habe lange Zeit nach Überlieferungen gesucht, die mir
den Sinn des „steinernen Gesichts“ von Burg Wilenstein erklären konnte. In
Trippstadt wurde ich noch nicht fündig, doch habe ich solche primitive
„Fratzen“ schon öfters in der Pfalz gesehen. Meines Erachtens könnte es sich
unter anderem um einen sogenannten „Abwehrkopf“ oder „Neidkopf“ handeln.
Abwehrköpfe sind in unserer Gegend weniger bekannt. Es gibt
sie aber schon seit vorchristlichen Zeiten, in vielen Teilen Deutschlands
finden wir sie vereinzelt, meistens in Holzbalken geschnitzt oder in Steine
oder Felsen gehauen. Es handelt sich hierbei um Abwehrdämonen. Ihre Anfänge
liegen mindestens in keltischer Zeit. Die Kelten betrieben einen religiösen
„Kopfkult“. Sie brachten an ihren späteren Kultbauten Steinköpfe an. Dieser
Brauch blieb so stark im Volk verwurzelt, dass in den ehemaligen
Keltengebieten, wozu auch unsere Gegend zählt, an Felsen, Burgen oder Steinen
diese „Abwehrköpfe“ weiterhin angebracht wurden.
Seit dem Mittelalter (der Brauch hat überlebt) nennt man sie
auch „Neidköpfe. Der Name kommt vom althochdeutschen Begriff Nid, der Hass,
Zorn oder Neid bedeutet. Der starre Blick dieser Gebilde soll die Menschen vor
Neid Verwünschungen und bösen Geistern bewahren. Vor allem in der alemannischen
Fasnacht hat sich der Brauch von „Neidköpfen“ bis heute erhalten.
Man ließ auch Menschen auf diese steinernen Gesichter schwören
da man davon ausging, dass Steine ewig halten, so sollte auch der Schwur ein
Leben lang gültig sein.
Nun muss unser „Wilensteiner Gesicht“ nicht aus der
Keltenzeit stammen, vielleicht ist es gerade einmal 100 oder 200 Jahre alt,
aber die Wurzeln führen eindeutig in keltische Zeiten zurück. Ist vielleicht sogar der Name „Wilenstein“
keltischen Ursprungs, abgeleitet von den „drei Bethen“ einer
germanisch-keltischen dreier Gottheit? Ist die Burg vielleicht auf einer
einstigen keltischen Kultstätte erbaut?
Es gibt eine drei Göttinnen Mythologie wie sie über die
Jungsteinzeit bis hin zu Germanen und Kelten bestanden hat. Mit dieser drei
Frauen Gestalt tauchen Namen auf womit sich auch die Sprachwissenschaft
beschäftigt hat. Sie lauten Am-beth, Will-beth und Bor-beth, wobei die Namen abhängig von Region, Landschaft
und Dialekt Unterschiede aufweisen, „am“ geht auf eine Ursilbe zurück, die mit
„ana, anna und anu“auf eine Urmutter (Matrichat) hindeutet.
„Bor“ ist eindeutig keltisch. Wilbeth steht mit dem englischen
wheel in Zusammenhang. Die Bedeutung für Rad wird auch im allgemeinen Sinne für
eine Rundform überhaupt gebraucht und mit dieser Deutung wird ein Bezug zum
Mond hergestellt (Wilbeth war eine Mondgöttin). An vielen Stätten ihrer
Verehrung in ganz Deutschland, erinnern viele Ortsnamen wie Wielenbach,
Wielpütz, Wielenstein, Wilroda, Villingen, Frauenwüllesheim, und die
zahlreichen Beilstein und Bilstein. Die Stadt Weilburg führt ihren Namen auf
diese Mondgöttin zurück. So könnte auch der pfälzische Ortsname Weilerbach
ursprünglich keltisch sein, soweit der Name nicht von lat. „villare“ abgeleitet
ist. Erhärtet wird diese These natürlich auch durch das Vorhandensein des
berühmten Fürstengrabes aus der Latene Zeit in Rodenbach / Weilerbach.
In der weiteren Umgebung von Burg Wilenstein wissen wir von
keltischen Siedlungen. Etwa 9oo v. Z. war der Ort Dansenberg von Kelten
besiedelt, die ihre Verkehrswege mit Menhiren markierten, von denen einer im
Bereich des heutigen Friedhofs von Dansenberg gefunden wurde. In Johanniskreuz
befand sich eine alte keltische Handelsstrasse mit Verbindungen von Bad
Dürkheim, wo sich ein keltische Ringwall befand, zur Heidelsburg in
Waldfischbach.
Unterhalb der Burg Wilenstein fließt die Moosalb ein kleiner
Waldfluss. Der Namensbestandteil alb für Bach- und Flussnamen, stellt eine
altwestische (vorindogermanische) Bezeichnung für Fluss- und Bachbette sowie
Weißwasser dar, die sich im keltischen Sprachschatz ebenfalls
widerspiegelt.
Die sogenannten „drei Bethen“ (Muttergöttinnen) sind eng
verbunden mit Steinen, Höhlen, Bergen und Quellen, all dies findet sich in der
Umgebung von Wilenstein, gerade einmal wenige hundert Meter von der Burg
entfernt beginnt die Karlstalschlucht ein Landschaftsteil von herber urhafter
Schönheit. Noch Heute erscheint diese Örtlichkeit geheimnisvoll und zieht viele
Besucher in einen mystischen Bann. Nun wissen wir mit Sicherheit das die
heiligen Plätze der Kelten in wohl gesuchter Abgeschiedenheit von den
politischen und wirtschaftlichen Zentren lagen.
Wie in Griechenland die heiligen Felsen und besondere Bäume
die ursprüngliche Kultstätte bildete waren auch den Kelten auffällige
Berggipfel und schroffe Abhänge sowie einsam empor stehende Felsen heilig.
Archäologische Funde ,z.b. großer Berg bei Kindsbach, bestätigen für unseren
Raum die frühzeitlichen Überlieferungen der Verehrung von Gottheiten an
Felsaltären. Nach der römischen
Besetzung der keltischen Gebiete wurden die mit römischen Götternamen belegten einheimischen
Götter, die in der keltischen Naturreligion wurzelten, vielerorts weiterhin in
Heiligtümer auf beherrschenden Bergen verehrt. Der „große Berg“ bei Kindsbach,
der ja wissenschaftlich sehr genau untersucht wurde gibt uns davon aufs
deutlichste Kenntnis. In ganz Europa finden wir solche Bergheiligtümer als
Erscheinungsorte und Sitze der Götter, als Verbindungsstätten zwischen Erd- und
Himmelsgöttern, als Omphalos, als Nabel der Welt.
Vieles spricht dafür das der Berghang auf dem die Burg
Wilenstein erbaut wurde in früher Zeit als Kultplatz genutzt wurde (es muss ja
nicht gleich eine Viereckschanze sein), auch die Christen bauten überall kleine
Kapellen.
Der Bereich des Landkreises Kaiserslautern weißt eine solche
dichte Besiedelung frühzeitlicher keltischer Besiedelung auf das es fast als
unmöglich erscheint dass die Kelten auch nicht in der Gegend von Trippstadt
zumindest kultisch „tätig“ waren.
hukwa
Mittwoch, 25. April 2012
Montag, 23. April 2012
Gedanken zu einem alten Steinrelief bei der Burg Wilenstein in Trippstadt
Das alte Steinrelief bei der Burg Wilenstein gibt dem
Heimatforscher und Heimatkundler Rätsel auf. Wer hat es in die Felswand
gehauen? Ist es ein frühzeitliches Kultrelief? Stammt es aus der Keltenzeit?
Besteht ein Bezug zur Burg Wilenstein (was man nicht ausschließen darf) oder
hat es ein abergläubischer Mensch vor hundert oder zweihundert Jahren in die
Felswand geschlagen? Wahrscheinlich werden wir nie erfahren warum dieses
„Gesicht“ dort angebracht wurde. Doch die Aufgabe des Heimatkundlers ist nun
einmal den Dingen auf den Grund zu gehen und bei einer solch rätselhaften Angelegenheit
steht am Anfang einfach einmal die Vermutung, die These.
Bis in die jüngste Zeit sind volkstümlicher Aberglaube und
volkstümliche Bräuche ein integraler Bestandteil des ländlichen Lebens in allen
seinen materiellen und sozialen Aspekten gewesen und haben hieraus ihren
funktionalen Sinn und Wert bezogen. Es waren mehr als bloße Überbleibsel
untergegangener archaischer Denksysteme.
Im Gegenteil: Ebenso wie ein im Mittelalter geformtes Werkzeug noch im
19.Jahrhundert den Bedürfnissen eines Handwerkers genügen konnte, war der eine
oder andere alte Brauch oder Aberglaube auch noch von Bedeutung für seine
Hoffnungen, Ängste oder Bedürfnisse.
Die Vermischung christlicher Lehren mit Elementen eines aus
einer vorchristlichen Phase oder einer nichtchristlichen Kultur stammenden
Aberglaubens war im Grunde unvermeidlich, und schon die Missionare selbst
begannen damit: Statt die althergebrachten Bräuche ganz zu zerstören,
versuchten sie in der Regel eher,, sie in das Christentum zu integrieren, indem
sie ihnen eine für die Kirche akzeptablere Deutung gaben.
In allem Lebendigen wirkt das, was einst war, stetig weiter
und geht damit als ein Element in jede Gegenwart ein. Insofern bleibt die
Vergangenheit auch dann lebendig, wenn sie dem Bewusstsein entglitten ist.
Unser geschichtliches Wissen gründet sich nur zu einem geringeren Teil auf
unmittelbare Überlieferung. Meistens musste der Mensch es sich erst aufs neue
erobern, nachdem es lange schon verschüttet gewesen war. Immer wieder hat man
versucht dieses Dunkel „vor der Geschichte und aus der Geschichte ,“ zu
erhellen. Auch dann wenn zwischen unserem Dasein und der fernen Vergangenheit
keine Verbindung erkennbar ist, scheint uns ihre einstige Wirklichkeit mit
unserer eigenen Existenz verknüpft zu sein: sei es auch nur in dem Sinne, dass
in ihr eine Möglichkeit alles Menschlichen Gestalt gewonnen hat, die wir dann
auch in uns wiederfinden.
Womit wir bei der ätiologischen Überlieferung sind. Die
ätiologische Sage liefert eine „Erklärung“ für die Entstehung oder Herkunft
eines augenfälligen Wahrzeichens der örtlichen Umgebung, eines Ortsnamens oder
eines überlieferten Brauchs. Sie versucht auch die Elemente einer Landschaft
volkstümlich zu deuten, die einer Erklärung für den Menschen bedürfen. Für
Trippstadt wäre eine solche Sage „das Ritterfräulein und der junge Schäfer“,
die im Karlstal und dem Aschbacherhof spielt und die Legende des „Felsenweibes
aus dem Karlstal“. Beide Erzählungen haben das „steinige Karlstal“ und die
„Einsiedlerhöhle“ als hervorragendes Element dieser Landschaft in ihrem
Mittelpunkt.
Einige ätiologische Sagen lassen sich auf Grund von Angaben
in schriftlich überlieferten Quellen wie Chroniken oder Lebensbeschreibungen
von Heiligen oder etwa auf Grund des erstmaligen Vorkommens eines unverwechselbaren
Ortsnamens, der sich auf bestimmte Erzählungen bezieht, eindeutig als
mittelalterlichen Ursprungs erkennen (z.b.Ritterfräulein und junger Schäfer).
Nicht nur auffällige landschaftliche Merkmale, sondern auch
einzelne Bäume, Pfade, Kreuzungen (z,b. in dem Märchen: die Mutprobe von
Trippstadt), Felder und Teiche können Gegenstand solcher Erzählungen sein;
unter den Gebäuden sind es vorwiegend diejenigen, die im Gemeindeleben eine
zentrale Rolle spielen – Kirche, das Gasthaus, das Herrenhaus (Drückemännche)-
sowie diejenigen, die das eine oder andere außergewöhnliche architektonische
Kennzeichen aufweisen (hier: alter Turm auf dem Aschbacherhof- eingemeißelter
Hirtenstab und Flöte).
Alles, was den Blick auf sich zieht- von einer unleserlichen
Grabinschrift bis zu einer seltsamen Erscheinung an einem Gebäude- kann Neugier
und Phantasie anregen und somit zur Entstehung einer Sage beitragen. In den
Erzählungen kann das Übernatürliche eine Rolle spielen, ebenso gut können sie
aber auch jene vereinfachte Darstellungen, der nationalen und regionalen
Geschichte verkörpern, die im kollektiven Gedächtnis fortlebt. Oder sie können
sich mit alltäglichen Erscheinungen auseinandersetzen, mit Morden, Wilddieben,
Schmugglern, mit vergrabenen Schätzen (Wilenstein) oder allbekannten lokalen
Gestalten (Langensohler Märchen).
Des Rätsels Lösung?
Ich habe lange Zeit nach Überlieferungen gesucht, die mir
den Sinn des „steinernen Gesichts“ von Burg Wilenstein erklären konnte. In
Trippstadt wurde ich nicht fündig, doch habe ich solche primitive „Fratzen“
schon öfters in der Pfalz gesehen. Meines Erachtens kann es sich nur um einen
sogenannten „Abwehrkopf“ oder „Neidkopf“ handeln.
Abwehrköpfe sind in unserer Gegend weniger bekannt. Es gibt
sie aber schon seit vorchristlichen Zeiten, in vielen Teilen Deutschlands
finden wir sie vereinzelt, meistens in Holzbalken geschnitzt oder in Steine
oder Felsen gehauen. Es handelt sich hierbei um Abwehrdämonen. Ihre Anfänge
liegen mindestens in keltischer Zeit. Die Kelten betrieben einen religiösen
„Kopfkult“. Sie brachten an ihren späteren Kultbauten Steinköpfe an. Dieser
Brauch blieb so stark im Volk verwurzelt, dass in den ehemaligen
Keltengebieten, wozu auch unsere Gegend zählt, an Felsen, Burgen oder Steinen
diese „Abwehrköpfe“ weiterhin angebracht wurden.
Seit dem Mittelalter (der Brauch hat überlebt) nennt man sie
auch „Neidköpfe. Der Name kommt vom althochdeutschen Begriff Nid, der Hass,
Zorn oder Neid bedeutet. Der starre Blick dieser Gebilde soll die Menschen vor
Neid Verwünschungen und bösen Geistern bewahren. Vor allem in der alemannischen
Fasnacht hat sich der Brauch von „Neidköpfen“ bis heute erhalten.
Man ließ auch Menschen auf diese steinernen Gesichter
schwören da man davon ausging, dass Steine ewig halten, so sollte auch der
Schwur ein Leben lang gültig sein.
Nun muss unser „Wilensteiner Gesicht“ nicht aus der
Keltenzeit stammen, vielleicht ist es gerade einmal 100 oder 200 Jahre alt,
aber die Wurzeln führen eindeutig in keltische Zeiten zurück.
hukwa
Kelten im Pfälzerwald
Als ich noch ein kleiner Junge war fiel mir ein Kalender mit
einem Artikel über Kelten und Druiden in die Hände. Mit großem Interesse habe
ich diesen damals gelesen. Seit dieser Zeit beschäftigte ich mich immer wieder
mit den Kelten und vor allem mit ihren „Philosophen“
(wie die Griechen……sie nannten) - den Druiden. Ich bin
niemals irgendeiner „Keltomanie“ verfallen, doch das „Volk das aus dem Dunkeln kam“ ließ mich auch nicht mehr los.
Mich interessierte vor allem die Mythologie dieses Volkes.
Kurz nach dem ich damals in jenem alten Kalender gelesen hatte erfuhr ich das wenige
Meter von meinem Geburtshaus entfernt in den 1930zigern Jahren Ausgrabungen
gemacht wurden wo man Eisenbarren und Bronzestücke aus der Keltenzeit fand.
Mein Geburtshaus stand also förmlich auf „keltischem Boden“, ich denke das hat
mich schon ein wenig geprägt. Dann erfuhr ich noch dass gerade einmal zwölf
Kilometer von meinem Geburtsort entfernt um 1874 eines der besterhaltensten
keltischen „Fürstengräber“ Deutschlands entdeckt wurde. Seit damals habe ich
immer wieder die Zeit gefunden meine nähere Heimat zu durchwandern auf Spurensuche nach den Kelten.
Das Waldgebiet das wir Heute als Pfälzerwald bezeichnen hieß
zur Zeit der römischen Besiedelung „vosagus“. In ihrer ursprünglichen
Ausdehnung reichten die Vogesen vom Südelsass bis in den Hunsrück hinein.
Dieser Landstrich wurde in Teilen von den Kelten besiedelt, diese nannten das
Land „Wassichin“, was etwa mit „Auerochsengebirge“ zu übersetzt wäre.
In der Vorderpfalz siedelten germanische Stämme im Bereich
der Westpfalz siedelte vor 2000 Jahren, denn Donnersberg mit eingeschlossen,
der keltische Stamm der Treverer, im Bereich Kaiserslautern und der Sickinger
Höhe die Mediomatriker, ebenfalls Kelten.
Vom Bliestal her lief eine uralte Handelsstrasse, die sich
an der Stelle, wo heute die Stiftskirche in Kaiserslautern steht, mit einer
anderen Straße, die am Nordrand des“Landstuhler Bruchs“ gegen Westen führt
traf. Dieser Straßenzug zog sich über die „Wormser Höhe“, südlich am
Donnersberg vorbei, in den Bereich Worms. Dieser Straßenbereich führte durch
die „Kaiserslauterer Senke“, die eine Passregion ist. (1.)
Die ersten Siedler in der
Westpfalz, im sogenannten Reichsland, waren also keltische Stämme.
Etwa 100 v. Ch. Wurden diese von den
Römern in ihr Reich mit eingegliedert.
Im Bereich der erwähnten Verkehrs- und Handelsstrassen
finden sich eine Reihe kelto-römischer, ehemaliger Siedlungen, im Landkreis
Kaiserslautern vor allem auf dem „großen Berg“ in Kindsbach, weiterhin in
Kaiserslautern, bei Otterbach, in Landstuhl, Queidersbach, Rodenbach und
Weilerbach, hier wurde 1874 dass berühmte „Rodenbacher Fürstengrab“ entdeckt.
Schauen wir ein wenig über den Landkreis von Kaiserlautern
hinaus finden wir in nächster Nähe weitere Besiedelungsräume der Kelten, so die
Heidelsburg bei Waldfischbach, dass Oppidium auf dem Donnersberg, die
Heidenburg bei Kreimbach und weitere einstige Siedlungen in Bad Dürkheim.
Als einer der ältesten keltischen und gallorömischen Siedlungen dürfte der „Große Berg“ bei
Kindsbach, im Landkreis Kaiserslautern gelten. Die Hochfläche der Sickinger
Höhe gehörte in römischer Zeit zur sogenannten „Provincia Gallia Belgica“. Die
keltische Bevölkerung die hier lebte gehörte dem Stamm der Mediomatriker an,
dessen Siedlungsraum sich zwischen der Maas im Westen und dem Westrand des
damals waldreichen Pfälzer Berglandes im Osten mit den Flusstälern der Steinalb
und der Lauter deckte. Divodurum, das heutige Metz war die zentrale Burg der
Gottheit, der Druiden und des obersten Stammesfürsten. Oft hatte ein
„keltischer König“ beide Ämter inne, dass des Druiden und des
Stammesführers.
Wir wissen über die Kelten nur sehr wenig und über die
Druiden fast gar nichts. Römische Überlieferungen sind mit Vorsicht zu
behandeln.
In Kaiserslautern finden sich erste keltische Spuren um 800
vor Ch.. In der Kaiserslauterer Senke, am Rothenberg rodeten keltische Siedler
den Wald, legten Felder an und bauten Holzblockhäuser. Sie verstanden sich
darauf Brot zu backen, zu Spinnen, zu Weben und auf Töpferscheiben Gefäße zu
formen. Auch beherrschten sie die Kunst Bronzeäxte zu schmieden. Der Übergang
von der Bronze- zur Eisenzeit erfolgte westlich des Rheins mit erheblicher
Verzögerung.
Der prächtigste Fund im Landkreis Kaiserslautern war das
schon erwähnte „Rodenalber Fürstengrab“ ein Wagengrab, datiert um 500 v. Chr.
Mit seinen eisernen Radreifen und prunkvollen Schmuckbeigaben erzählt uns
dieser Fund einiges über die elitäre und politische Stellung „keltischer Könige
und Fürsten“ (rigs). Von einem Adligen keltischen Lebensstil zeugen auch die
ehemaligen „Fürstensitze“, die über den Landkreis Kaiserslautern hinaus zu
finden sind. Diese „Fürstensitze“ müssen wir uns in der Regel als heraushebende
Siedlungen vorstellen, die sich nahe der Fürstengräber befanden. Um 500 v.Chr.
gab es auf dem „Linthberg“ (Limburg b. Bad Dürkheim) einen solchen Fürstensitz.
Bei Rodenbach (KL) und Lammesheim (Bad Dürkheim) existierten wahrscheinlich nur
Fürstengräber aber keine Fürstensitze; hier sprechen wir von Adelshöfen. Gräber
von Druiden konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Die Druiden zelebrierten
ihre Gottesdienste in heiligen Hainen
da sie einen besonderen Baumkult pflegten, es ist daher anzunehmen dass sie in
der Nähe solcher Haine in einfacher Erdbestattung ihre letzte Ruhe fanden. Eine
Ausnahme bilden jene keltischen Fürsten oder Könige die Druide und Herrscher
zugleich waren, diese hatten aber mehr eine „politische Funktion“ und wir können sie nur indirekt
als Druiden bezeichnen.
Über die Besiedlung der Kelten in der Pfalz und im
Pfälzerwald schreibt Gertrud Lenz-Bernhard und Helmut Bernhard in den
„Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz“, Band 90. :“ In der 1967
vorgelegten Bearbeitung der Eisenzeit in der Pfalz unterscheidet H.-J. Engels
eine Rheintal- und eine Berglandgruppe. Letztere ist im Süden durch die
waldbestandene, weitgehend siedlungsfeindliche Buntsandsteinzone des Pfälzer
Waldes strikt von der Rheinebene abgetrennt. Nur im Norden etwa von der
Eckbachlinie südlich von Grünstadt reicht die Rheintalbesiedlung auch weiter
nach Westen, wird jedoch durch eine breite – wohl weitgehend siedlungsfreie
Zone – zwischen Wiebach und Lauter von der reichen Siedlungslandschaft zwischen
Glan und Nahe abgetrennt. Wenn auch der Forschungsstand zur pfälzischen
Eisenzeit unter Durchschnitt liegt, so dürften die Siedlungsschwerpunkte
während der spätkeltischen Zeit durchaus die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln.
Auffallend ist eine Zone keltischer Besiedelung entlang der nachmalig wichtigen
römischen Straßenverbindung zwischen Eisenberg und Kaiserslauterer Senke, einer
Verkehrsachse, deren Bedeutung durchaus der der Zaberner Verbindung vom
Unterelsass zum mediomatrikischen Kernland entspricht.
Im Bergland lässt sich südlich der Kaiserslauterer Senke und
östlich der Blies keinerlei spätkeltische Besiedelung nachweisen, wenn man von
vereinzelten Münzfunden oder von zahlreichen Eisenbarren einmal absieht….So
stehen die ausgedehnten Höhensiedlungen „Maimont“ bei Schönau und „Heidelsburg“
bei Waldfischbach – Burgalben sonderbar isoliert ohne erkennbare
Umlandsbesiedelung, die für die Versorgung solcher castella eine Voraussetzung
bildet….Nördlich der Kaiserslauterer Senke nehmen die spätkeltischen Funde
westlich des Glans erheblich zu und erreichen im Raum St. Wendel ein deutliches
Dichtezentrum.
Dieser Raum mit dem Kleinoppidum „Otzenhausen“ und
zahlreichen castella wie etwa die Altenburgen bei Bundenbach und Weiersbach
gehört ohne Zweifel zum treverischen Stammesgebiet; der Raum zwischen Westrand
des Pfälzer Waldes und der Blies eher zum mediomatrikischen Gebiet“
Von Karl Werner Kaiser der den „großen Berg“ bei Kindsbach
ausgiebig untersucht hat erfahren wir auch einiges über alte keltische
Ortsnamen:
„Der Namensbestandteil- alb für Bach und Flussnamen im
Westrich, auch im Bereich der Sickinger Höhe, stellt eine altwestische
(vorindogermanische) Bezeichnung für Fluss- und Bachbette sowie Weißwasser dar,
die sich im keltischen Sprachschatz als albis ebenfalls widerspiegelt. So heißt
der heutige Aube in Frankreich gallisch albis. Das zahlreiche Auftreten dieser
Gewässerbezeichnung im behandeltem Raum spricht für das Weiterleben von Resten
einer keltisch-romanischen Stammesbevölkerung, welche die Zäsur der
Völkerwanderungszeit überstanden hat und die Namen der germanischen
Neubevölkerung überlieferte.“
Die Westpfälzische Moorniederung dürfte auch in der
römischen Kaiserzeit noch eine natürliche Grenzfunktion zwischen den
romanisierten Keltenstämmen der Teverer im Norden und der Mediomatriker im
Süden gehabt haben, so dass die Feste „Großer Berg“ bei Kindsbach, in ihr keine
direkte Bedeutung für die Lande nördlich vom Bruch besessen haben mochte. Der
im Jahre 1896 an der Moordammühle zutage gekommene Torso eines toga-bekleideten
Mannes des 1./2: Jh: n. Chr. lässt an einen dortigen Moorübergang denken.
Ein weiteres keltisches Heiligtum in dieser Gegend ist der
„Heidenfels bei Kindsbach“.
„Die Frage nach dem Ende der „keltischen Welt“ zwischen
Rhein, Glan und Blies ist ein reizvolles und schwieriges Thema“, schreiben Dr.
Gertrud Lenz-Bernhard und Dr. Helmut Bernhard, den eng mit dem Ende der
keltischen Stammesstrukturen und Adelsgruppen ist die Aufgabe von Höhensiedlungen
(oppida und castella) verbunden. Während im innergallischen Raum die
stadtartigen Oooida zumindest noch bis in spätaugustische Zeit besiedelt
bleiben, scheint sich in der rheinnahen Zone eine andere Entwicklung
anzudeuten. Auf keiner Höhensiedlung wie etwa „Maimont“, „Heidelsburg“,
„Heidenburg“ bei Kreimbach-Kaulbach der dem „Donnersberg“ bei Dannenfels gibt
es Spuren fortdauernder Besiedelung.
Alle Besiedelungen brechen schon während des 1.Jh. n. Z. ab.
Bei der Betrachtung des geschichtlichen Hintergrundes der
Kelten in der Pfalz wirft Karl Werner Kaiser eine interessante Frage auf: Haben
Teile der keltischen Bevölkerung oder einer gallorömischen Bevölkerung in den
Walddörfern sozusagen überlebt? Dazu schreibt er:
„Die Betrachtung des geschichtlichen Hintergrundes bei der
Darstellung der Sickinger Höhe in der römischen Zeit lehrte bereits, dass mit
dem Beginn des 5. nachchristlichen Jahrhunderts mit dem militärischen
Zusammenbruch der römischen Herrschaft am Rhein und dem Durchzug der Völkerscharen
der Großen Wanderung unter Anführung der Wandalen der Augenblick gekommen war,
dass die Nobiles der Landschaft auf ihre anderen oder befreundeten Güter in
Westgallien zogen und der Großteil der überlebenden ihnen zugehörigen
Bevölkerung mitging. Von den Landgütern sind es die Hintersassenbevölkerungen-
die einstige freie bodenständige keltische Bevölkerung- die mit den Grundherren
mitzogen, von den vici sind es die Stadtpatrizier mit ihren Sklaven und
Abhängigen, die dem Chaos des Zusammenbruchs mit Militär und Verwaltung
entflohen. Die Landschaft versinkt in einem Zerstörungshorizont, über dem eine
langjährige Verödung einsetzen wird, die teilweise bis zu 250 Jahren dauern
wird. Sie kennt allerdings Bevölkerungsreste unbekannten Umfanges, die sich nicht
von der Heimat lösen konnten oder die keinen Anschluss wahrnehmen konnten. Sie
halten sich im Abseits als Waldbauern, Köhler und Jäger und bewahren alte
Überlieferung und Namen in der Landschaft“.
Die in den Waldsiedlungen überlebende Reste der einstigen
keltischen und gallorömischen Bevölkerung gingen in Enkelgenerationen
verschiedener Grade in der zunehmenden Neubesiedelung auf.
Einige ihrer „Hinterlassenschaften“ finden sich in alten
Osterbräuchen, in der Tradition des Maibaums aber auch in religiösen
„Vermächtnissen“.
„Die Quellen die es uns ermöglichen, ein ungefähres Bild der
Keltenreligion zu skizzieren, sind äußerst spärlich. Die antiken Texte, die
über die keltische Geschichte und Kultur überhaupt berichten, sind schon nicht
sehr zahlreich; diejenigen, die sich speziell auf die Religion beziehen, sind
noch viel seltener und darüber hinaus oft schwierig zu interpretieren. Die
Festlandkelten haben kein schriftliches Zeugnis ihrer religiösen Vorstellungen
hinterlassen, abgesehen von einigen in gallischer Sprache und in griechischer
Schrift verfassten, sehr kurzen Weihinschriften oder ähnlichen Steindokumenten,
die lediglich Götternamen oder religiöse Monatsbezeichnungen erwähnen.“
(Jacques Moreau).
Dagegen ist eine sehr umfangreiche Literatursammlung,
größtenteils religiösen Inhalts, bei den Inselkelten vorhanden. Die Literatur
die über die „Inselkelten“ existiert ist zum Großteil allerdings mit äußerster
Vorsicht anzugehen. Die irischen Helden- und Königssagen aber auch die
walisischen und schottischen Legenden sind in ihrer bestehenden Verfassung kaum
älter als das 11.Jahrhundert n. Z.. So setzen diese eine Jahrhunderte lange
mündliche Überlieferung voraus, die zweifelsohne auch christlicher Färbung ist.
Viele Forscher sind der Meinung – und das wahrscheinlich zu Recht – dass die
inselkeltischen Quellen „künstliche Produkte
einer dichterischen Phantasie sind, die zur Kenntnis der urkeltischen
Götterwelt und Religion sehr wenig oder gar nichts beitragen können“, (Jacques
Moreau).
Auch Cäsars bericht im VI. Buch des Gallischen Krieges, ist
mit äußerster Vorschicht zu genießen, weil die Römer die Verhältnisse ihrer
eigenen Religion in die der Kelten hineinprojizieren und auf diese Weise die
keltischen Götter und Mythen unrichtig darstellen.
Der französische Historiker Camille Jullians schrieb über
die Götter der Kelten: „Die großen Götter der Kelten waren gleichzeitig allen
Stämmen gemeinsam und unendlich mannigfaltig“.
So kommt es nicht auf den Namen des jeweiligen Gottes an
sondern auf die Vorstellungen die die verschiedenen Stämmen von ihrem Hauptgott
hatten und die in vielen Gebieten genau
die gleiche war. In diesem Sinne dürfen wir von gemeinkeltischen Göttern
sprechen. Sehr deutlich kommt diese Einheitlichkeit der keltischen Religion bei
ihren Göttinnen zum Vorschein. Eine große Verbreitung hatte die Verehrung der
Matres im gesamt keltischen Raum, die meistens als eine Dreiheit und sitzend
dargestellt werden. Auf ihrem Schoß tragen sie oft Früchte, Tiere oder ein
Kind. Diese Attribute weisen eindeutig auf Fruchtbarkeitsgöttinnen hin. Die
Vielzahl der Götter, die oft von Ortsnamen hergeleitet werden, wie Treverae,
Aufaniae, Masanae usw. darf den einheitlichen Charakter der Muttergottheiten
vom Rhein bis nach England nicht verwischen.
Auch bei den Kelten finden wir eine „Dreiheit“ im Götter
Pantheon vor. Der Keltenforscher Jean Markale schreibt dazu: „ Über das so
figurenreiche, bunte, ja verwirrende keltische „Pantheon“ darf man sich keine
falschen Vorstellungen machen, denn auch der außenstehende Beobachter, der mit
dem Christentum nicht vertraut ist, könnte ja auf die Idee kommen, das
römisch-katholische Christentum sei eine Art Polytheismus, wenn er eine Kirche
betritt, den einzelnen Teilen der Messe folgt, die vielen Heiligenfiguren und ihre besonderen
Schutzpatronen-Funktionen entdeckt und wenn er von den „Heiligen Jungfrauen“
namens „Jungfrau Maria“, „Maria Magdalena“ ect. Reden hört. Man betrachte auch
das christliche Dogma der Trinität: ein einziger Gott in dreierlei Gestalt, was
bei aller Logik drei göttliche wesen, drei personalisierte Gottheiten, drei
deivos im indioeuropäischen Sinn ergibt, die zusammen trotzdem als ein einziger
Gott betrachtet werden.“
Argumentiert man auf der Grundlage der hegelianischen
Dialektik, die nichts anderes als des Heraklit ist, so ist Gott als das
Absolute gleichbedeutend mit dem Nichts, da er kein Seinsbewusstsein hat.
Dieses Bewusstsein des Seins kann er nämlich nur gegenüber einem anderen von
ihm unterschiedenen Wesen oder gegenüber der Emanation seiner Selbst haben. Der
Vater ist nur angesichts des Sohnes Vater und umgekehrt, wobei der Heilige
Geist die Funktion der dialektischen Beziehung zwischen den beiden Oppositionen
hat. Um sich zu manifestieren, muss sich die Gottheit in ihre verschiedenen Gestalten
teilen. Und das ist der Übergang vom Absoluten zum Relativen. So gesehen sind
die keltischen Götter Manifestationen der vielfältigen Funktionen eines
absoluten, unbekannten, unfassbaren, unbenennbaren und damit unendlichen
Gottes, den man sich als Ursprung alles Seienden denkt.
hukwa
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