Samstag, 27. Oktober 2012

Der Wacholder


Der Wacholder ist in der Tracht wie in der Größe und Gestalt sehr veränderlich. In der Ebene und im Mittelgebirge sind die am Grunde abgegliederten oberseits mit bläulichweißen Längsstreifen versehenen, in dreizähligen Quirlen stehenden, 8-20mm langen, weit abstehenden, steifen Nadeln allmählich zugespitzt und scharf stechend. An der Unterseite besitzen sie einen in der Länge gefurchten Kiel. Die Nadeln werden gewöhnlich vier Jahre alt. Er kommt sowohl niedrig strauchig ( 0,5 -2m), auch häufig mit ausgesprochenen kegelförmigen Wuchs oder seltener in Form kleiner Bäume mit kegelförmiger oder unregelmäßiger Krone vor. Im Hochgebirge bildet er in Höhen über 1600 m eine hochalpine Form, den Zwergwacholder, Juniperus communis var.nana, die höchststeigende aller Holzpflanzen Europas. Als Pionier auf Felsen und Schuttbedeckten Gebirgsboden bedeckt er den Boden mit großen, oft meterbreiten Polstern von 30-50 cm Höhe. Er verdrängt den Graswuchs und schadet dadurch, besonders auf den frühen, nach Süden gelegenen Sommerweiden den Gebirgsbauern. Die Blüten sind zweihäusig. Die männlichen Blüten stehen in Kätzchen und bilden sich bereits im Herbst, kommen aber erst im Frühjahr zur Entfaltung. Die weiblichen Blüten stehen einzeln in den Blattachseln von Maitrieben und enthalten je drei Samenanlagen, die mit den Fruchtschuppen alternieren. Reif werden die Samen erst im herbst des zweiten Jahres, wobei, die grünliche Färbung in eine schwarz-blaubereifte übergeht. Die Samen keimen meist erst im Frühling des zweiten Jahres, mit zwei Keimblättern. Die braune Rinde verwandelt sich schon vom zweiten Jahr ab in eine längsrissige, in Schuppen und Streifen sich abschülfernde Faserborke. Das weiche, feinfasrige, sehr zähe, feste und dauerhafte Holz, ist für Drechsler – und feinere Schreinerarbeiten sehr geschätzt. Die aromatischen Früchte dienen als Küchengewürz. Aus den "Beeren" die auch offizinell sind wird in Frankreich der "Genever", in England der "Gin" und in Deutschland der "Steinhäger" gebrannt.
Der Wacholder zeigt eine Anpassungsfähigkeit wie keine andere Holzart. Hinsichtlich Bodenfeuchtigkeit, Luftwärme und Mineralstoffgehalt des Bodens ist er von unerreichter Bedürfnislosigkeit und kommt somit auf allen Böden, vom trockenen Sand bis zum sumpfigen Moorboden, sowohl im Walde, als auch auf Heiden vor. Bei den Germanen gehörte der Wacholder zu den geheiligten Holzarten und bis in unsere Tage spielt er in Volkskunde, sage und Mythologie eine große Rolle. Die Zukunft des Wacholders aber wird gerade wegen seiner Anpassungsfähigkeit und Anspruchslosigkeit auf jedenfall innerhalb der Stadtökologie eine äußerst wichtige Rolle einnehmen. Gewappnet gegen die giftigen Ausstöße unserer Großstädte, wird der Wacholder als Stadtbaum noch eine gewichtige Rolle spielen.
Juniperus communis – also der Wacholder wird bis zu 2000 Jahre alt. Noch älter ist die Tradition der Bräuche die sich um diese Mysterienpflanze rankt. Max Höfler schrieb in seiner Volksmedizinische Botanik der Germanen über den Wacholder : "der Kranewit – Baum ( ahd. kranawitu; mhd. krannewite ) hat seinen Namen ( Kranichholz ) vom Vogel Kranich, einer der wenigen Vögel, in deren Bezeichnung mehrere indogermanische Stämme übereinstimmem...".
Prof. Heinrich Marzell schrieb in seinem bekannten Werk : Die deutschen Bäume in der Volkskunde, als Einleitung zum Wachholder: " mit der Hasel und dem Holunder ist zweifelsohne der Wacholder der Strauch, der im germanischen Volksglauben das höchste Ansehen genießt. Ist doch dieses Nadelholz in mittel und Südeuropa weit verbreitet und von so auffälliger Gestalt, das es nicht leicht übersehen werden kann.Besonders in den Heidegegenden, wo die Wacholdersträucher oft die einzigen Holzgewächse bilden und einzeln stehende Büsche dem einsamen Wanderer wohl nicht selten in der Dämmerung Spukgestalten vortäuschen, mag der Wacholder besonders beachtet worden sein. Dazu kommt noch, das unser Strauch in verschiedenen seiner Teile in der Volksheilkunde benutzt wird. " Vor einer
Wacholderstaude soll man den Hut herunter tun", heißt es im Allgäu und in der Schweiz sagt man sogar, man müsse vor dem Wacholder die Knie beugen, ein solches Ansehen genießt er. Der Wacholde ist daher, wie Holunder und andere Bäume, "unverletzlich", es ist ein Frevel ihn umzuhauen.
Der Schwede Loccenius erzählt im 17. Jahrhundert, das ein Knecht auf dem Gute Vendel im Kirchspiel Osterhanning in Södermannland einen schönen schattenreichen Wacholder hauen wollte, der von anderen Bäumen umgeben auf einem ebenen, runden Platze stand. Da hörte er eine Stimme " Haue den Wacholder nicht!" und als er sich dennoch anschickte, zuzuschlagen, ertönte die Stimme abermals: " Ich sage dir, haue den Wacholder nicht!" Überhaupt scheint sich gerade in den skandinavischen Ländern der Wacholder besonderer Wertschätzung erfreut zu haben. Von einem Wacholder auf dem Hofe Hohl im Kirchspiel Haaböl wird berichtet das dort die Sage ging, das auf dem Hofe ein Haustier sterben müsse, wenn man den Wacholder eines seiner Zweige beraubt.
Der Aberglaube habe vor nicht allzu langer Zeit dadurch Nahrung erhalten, das ein großes Schweinesterben auf dem Hofe aussbrach, als ein Zimmermann einen Zweig von diesem Wacholder abschlug. Weiter berichtet die Sage, das man bei großen Wacholdern zur Nachtzeit Gelächter, Musik und einen Klang, als zähle man Silbergeld, höre. Sogar bei Tag sehe man, das der Gipfel leuchte oder der ganze Strauch in Flammen stehe. Dieses Licht rühre aber vom Schein des Geldes her, das von den " Unterirdischen " zutage gebracht worden sei, um es den Strahlen der Sonne auszusetzen.
Im deutschen Märchen erscheint der Wacholder in dem bekannten Märchen vom Machandelboom, einer niederdeutschen Bezeichnung unseres Strauches. Unter Wacholderstauden sollen sich auch nach einer Schweizer Sage die Eingänge zu den Höhlen der Zwerge befinden. Im Obersimmental fingen Burschen ein Zwerglein, während das andere entschlüpfen konnte. Da rief es diesem noch schnell zu : "Sie möge mit dir fürnäh ( vornehmen ), was sie wie ( wollen ) –verat nit, was d Reckholderstude ( Wacholder ) z behüete hei." Später entdeckte man, was die Wacholderstaude zu bedeuten hatte: sie verdeckte den Eingang ihrer Höhlen.
hukwa

Samstag, 6. Oktober 2012

Pilzwanderung im Trippstadter Wald




Fotos Ute Knieriemen-Wagmer
Bei unserer heutigen Wanderung durch den Trippstadter Wald waren wir überrascht wieviele Pilze in der letzten Zeit aus der Erde gesprießt sind. Unzählige Arten und Formen kann man finden und bewundern! Man muss nur mit offenen Augen durch den Wald gehen! Manche sind so klein, dass man sie erst auf den zweiten Blick erkennt. Mit der Zeit bekommt man ein "Gefühl" dafür, wo sie zu finden sind. Die Natur ist ein einziges Mysterium!!
hukwa

Montag, 24. September 2012

Herbststimmung im Trippstadter Wald


Vorbei am Schlosspark hinunter zu den zwei Steinen
Zum Köpfchen - Tritt ein!

Letzte Blüten








Fotos Ute Knieriemen-Wagner

Freitag, 21. September 2012

Frühherbst im Pfälzerwald



Mit seiner wunderschönen Farbenpracht, ist für viele Wanderer der Herbst jene Jahreszeit, zu der sie am liebsten durch die Wälder streifen. Bereits Anfang September kehrt mit dem „Altweibersommer“ eine besondere Stille und Stimmung in die Trippstadter Wälder ein. Noch einmal schöpft die Natur nun aus dem Vollen, neben den Baumfrüchten sprießen die Pilze und die Beerenfrüchte.

Es ist die Zeit, wo die Zugvögel unruhig werden und eifrig ihr Gefieder putzen, denn bald beginnt ihre Reise in den Süden. Die Schwalben sammeln sich auf den Hausdächern und an den Abenden hört man manchmal das Geschnatter der Wildgänse.

Der Pfälzerwald zeigt sich nun in seiner vollen Farbenpracht. Die Laubbäume leuchten in sämtlichen Herbstfarben, so dass der Wanderer sich nicht zu wundern braucht, wenn er plötzlich bemerkt, dass er mit den Augen des Landschaftsmalers schauen kann. Auf seinem Weg durch den bunt schillernden Herbstwald erlebt er in den Wäldern um Trippstadt eine ursprüngliche Landschaft, wie man sie heute nur noch selten findet. Ausgedehnte Laubwälder sorgen für frische, sauerstoffreiche Luft und ein gesundes Klima. In den Wäldern hören wir jetzt oft den Ruf des Grün- und Schwarzspechts und in den Eichbäumen funkelt immer wieder das bunte Gefieder des Eichelhähers, der hier eifrig seinen Wintervorrat an Eicheln sammelt und somit auch zum Gärtner wird, denn nicht alle Eicheln die er versteckt, findet er auch wieder.

Es ist die Zeit vor dem großen Blätterfall. Bevor ein Baum seine Blätter fallen lässt, versucht er noch, möglichst viele Nährverbindungen herauszuziehen. Diese wertvollen Stoffe sind an das Blattgrün gekoppelt, und je mehr das Grün schwindet, desto stärker treten andere Farbstoffe in Erscheinung: das Blatt wird gelb, rot, orange, und schließlich braun. Am schönsten wohl leuchtet der Ahorn im Herbst. Aber auch die Lärche, der einzige Nadelbaum der seine Nadeln abwirft, erscheint in ihrem Herbstkleide wunderschön.

Es scheint, als würde die Lärche den Wald aufheitern. Sie begnügt sich nicht mit einem gleichfarbigen Nadelkleid, sie wechselt im Laufe des Jahres ihre Farben. Im Frühling leuchten die zartgrünen Nadeln oft am Rande dunkler Fichtenwälder. Noch bevor sie einen satten Ton annehmen, schmücken gelbe und purpurrote Blüten die Zweige. Wie kleine Lichtlein sitzen sie im zarten Nadelschleier. Jetzt im Frühherbst sind die Nadeln wie in goldgelbe Farbe getaucht. 


Vom Haselnussstrauch fallen nun die braunen Nüsse und der Volksmund will wissen, dass einem nussreichen Jahr ein harter Winter folgen soll. Der Haselnussstrauch hat schon große Zeiten hinter sich. Einst hatte er fast ganz Deutschland bedeckt. Das war vor rund 8000 Jahren. Es herrschten damals optimale Lebensbedingungen für diesen Strauch. Als sich unser Planet vor 7500 Jahren eine Klimaveränderung leistete, kam dann die Zeit der großen Laubbäume.

Allen voran die Buchen und Eichen, die ebenfalls im Herbst ihren eigenen Farbenzauber besitzen. 

Der Herbst ist eine Zeit der Stille, der Meditation und der Einkehr. Aber er ist auch die Zeit des Abschiedsnehmens. Abschiednehmen müssen wir immer wieder im Leben und Hermann Hesse hat dies, in einem Vers, so ausgedrückt:

„An jedem Tage gibt’s ein Abschiednehmen;
Und irgendetwas, das uns angehört;
Wird jeden Augenblick für uns zerstört
Und wandelt hin zu den vergessenen Schemen…

Sonntag, 24. Juni 2012

Moosalb

Die Moosalb entspringt im Lauberwald bei Johanniskreuz, durchfließt das romantische Karlstal und wendet sich dann nach Süden. Dort nimmt sie die Hirschalb auf und bei Steinalben die hellgrüne Steinalb. Nach wenigen Kilometern Lauf fließt die Moosalb bei Waldfischbach in den Schwarzbach. Der wasserreiche Schwarzbach entspringt, im Oberlauf Burgalb genannt, südwestlich von Johanniskreuz.
hukwa

Samstag, 23. Juni 2012

Wanderung durch die Karlstalschlucht








Eine Wanderung durch die Karlstalschlucht ist immer wieder eine Möglichkeit zu entspannen! Man läuft an der Moosalb entlang und hat ständig etwas zu sehen, man lässt seine Gedanken mit dem Wasser fließen!

Sonntag, 10. Juni 2012

Fleckenstein - das Herz der Vogesen


Wo einst Kelten und Römer ihre Götter wussten


Eine spirituelle Annäherung an die märchenhafte Landschaft des Wasgau  


Man kann Trippstadt ohne weiteres als dass Tor zum Wasgau bezeichnen, wenn man unsere Landschaft aus der Perspektive der geographischen Geomantie betrachtet. Hier ist zu erwähnen, dass die Geomantie eine lange Tradition hat und durchaus als Vorläufer der modernen Landschaftsplanung angesehen werden kann. Als mehrere tausend Jahre alte Erfahrungswissenschaft, die Vorgänge in unserem Lebensraum zu harmonisieren, zu verstehen und die Wirkung der schöpferischen Kräfte in Einklang mit dem Menschen zu bringen über die Geomantie erfahren wir Landschaft.
Auf Höhen und in Tälern des Wasgaus zeugen Kulturreste aller Jahrhunderte von Siedlungen der urältesten Bewohner bis zu Lebensformen der jüngsten Zeit. Dieses gebiet nannten die Kelten „Wassichin“ in der Bedeutung von Auerochsengebirge: das Nibelungenlied gab dem Gebiet den Namen Wasgenwald. Die Römer nannten den Wasgau Vosgesus oder Vosegus und verehrten ihn wie die Kelten als mächtige Gottheit. So erklärt sich auch die französische Bezeichnung „Vosges“ beziehungsweise Vogesen hierzulande
, die pfälzischen Dichter fanden für diese Landschaft den Ausdruck „Pfälzische Schweiz“ und einer von ihnen schwärmte romantisch:

„Kommt in den Wasgau, wo der Berge Kuppen
Gekrönt mit rätselhaften Felsfiguren
Und Felsenburgen, -stehen in wirren Gruppen,
Umglänzt von grünen Tälern, lichten Fluren!
Erquickung wohnt in stillen Waldeshallen
Und Märchenbilder durch die Burgen wallen.“ 

Aber auch die Maler haben im Wasgau ihre Inspirationen gefunden und die Landschaft in wunderbaren Farben und Formen auf ihre Leinwand gebannt: Steinriesen die plötzlich in den Wäldern auftauchen als hätte eine höhere Macht sie geformt, Felsentore, Schluchten und gigantische Steingebilde deren Aussehen an Türme, Kanzeln, Gesichter oder Tische erinnern, wie der Teufelstisch bei Hinterweidenthal. Der Wasgau ist eine verwunschene Landschaft, der Geomant würde nun sagen: Eine Landschaft der Verkörperung!
Wenn wir diese Landschaft durchwandern passiert es uns ganz plötzlich das sich vielleicht die lineare Zeit auflöst und wir sind mit einem mal wieder aufgehoben in den unendlichen Zyklen des Kosmos- im immerwährenden Tanz der Jahreszeiten, sind Teil des Weges von Sonne und Mond und fühlen uns als Teil jener träumenden steinernen Giganten die hier seit Jahrmillionen in meditativer Ruhe die Wälder bewachen.
Auf den Höhen zwischen Pfalz und Elsass bei dem idyllischen Ort Schönau dessen Geschichte mit Trippstadt durch die Eisenschmelzen verbunden ist, ragt geheimnisvoll der Wasigenstein, er liegt in 300 Meter Höhe an einem der Südwestabhänge des Maimonts über dem Langental. Die Legende sagt dies sei der Ort wo einst Walter gegen Gunther und Hagen kämpfte. Auf dem Hauptgipfel des Maimonts findet sich eine keltische Ringwallanlage in deren Zentrum sich die Opferschale, ein ausgehöhlter Fels befindet. 
Der Wasgau ist eine Mythen reiche Landschaft. In Mythen werden Zusammenhänge zwischen äußerer und innerer Natur auf vielfältige und spirituelle Weise wiedergegeben. Sehr viele Orts- und Flurnamen der Wasgaulandschaft weisen einen solchen Bezug zur Mythologie auf. Es geschieht fast von selbst das wir mit der Landschaft in Verbindung treten und die Seele des Ortes, Anima loci oder den Geist des Ortes, Genius loci auf einmal in uns zu wirken beginnt. 
hukwa

Dienstag, 5. Juni 2012

Diana vom Karlstal

Sie lächelt sanft
hinein ins Fichtendickicht
ihre Lippen sind der
Mythe Licht
gehauen in den Fels
lebt sie im Schatten
dennoch ihr
Glanz gleicht Bernstein
in dem sich die Lichtjahre spiegeln
Vor ihr feiern Hornissen ihre Hochzeit
die Welt von heute tut sie nicht vermissen
ihr Lächeln das wird nie verlöschen.
hukwa

Freitag, 1. Juni 2012

An den Ufern der Moosalb


Ich brauche nicht unbedingt das Meer oder die großen Flüsse und Ströme, mir genügen die kleinen Bäche unserer heimischen Wälder und Gebirge. Sie sind nie gleich. Jeder von Ihnen hat seine eigene Wesensart, jeder seine sichtbaren und unsichtbaren Bewohner. Jeder Bach hat, wie der Mensch auch, einen Körper und eine Seele, ja die Bäche haben sogar Geist! Es gibt keine unbelebte Natur.
Ist das Ufer der Körper, so ist das Wasser die Seele und über den Wassern singt der Geist der unruhigen Bäche. Das Wasser ist auch ein grandioser Künstler, es formt die Ufer der Bäche zu lebendigen Kunstwerken.

Entlang der Wasserläufe gibt es viel zu sehen und zu staunen. Das geschmeidige Gefieder des Eisvogels blitzt im Düster des Waldes kurz auf, bevor er sich ins Wasser stürzt. Die Wasseramsel gleitet geschickt über der Strömung. Moose, Flechten, Farne, manchmal eine Orchidee verzaubern das Ufer. Wie Trolle und Kobolde ragen abgestorbene Äste und Baumstümpfe aus dem eiskalten Wasser. Verwitterte alte Kopfweiden nicken mir zu, majestätische alte Eiben und Pappelbäume erzählen ihre eigene Geschichte. In ausgewaschenen Sandsteinhöhlen verstecken sich Molche und Schnecken. Wie von Sinnen tanzen Mücken und Libellen über dem kühlen Nass. Elegant gleitet die Bachforelle gegen die Strömung.

Am liebsten lausche ich den Liedern der Bäche am frühen Morgen oder in der Abenddämmerung. Es scheint mir, als singen die Bäche um diese Zeit besonders lieblich. In einem gemeinsamen Konzert mit der sie umgebenden beseelten Natur. Hier spüre ich es dann sehr stark, in der Natur gibt es nichts erstarrtes, nichts robotisches, nichts uniformiertes, die Natur kennt keine Tristesse. Ist der See und der Weiher das Auge der Altmutter, dann sind die Bäche die Venen und Adern von Mutter Erde.

Meist folge ich den Wassern bis zu ihrer Quelle und ich vergleiche die Bäche mit den Menschen. Menschen haben Gemeinsamkeiten mit Wasserläufen, allerdings sind ihre Quellen meistens verborgen, bei manchen sogar verkarstet. So, wie die Bäche in die großen Flüsse und Ströme münden, wie sie rauschend von ihren starken Geschwistern empfangen werden, so ist auch der Mensch ein Empfangender der göttlichen Intuition, der wir in der freien Natur am nächsten sind. Wie die Wasser der Bäche unermesslich sind, so spüren wir manchmal, wenn wir bei unserm Freund dem Bach verweilen, dass auch in uns etwas unermessliches wohnt. Meistens wollen wir es nicht wahrhaben, doch wer den Wassern lauscht, hört die murmelnde Urmutter!
hukwa

Mittwoch, 30. Mai 2012

Waldeinsamkeit

Die Krähen lauern starr im Baum
Die Schwalben kehrten wieder
Unter einer Birke finde ich eine alte Kreuzotterhaut
Wie Wächter um die Haut herum
Ein Hexenring von Pilzen
Ich bin ganz still
Fast wie ein Strauch
Im Dickicht bricht das Reh durchs Holz
Der Häher schreit
Die Fichten knarren
Rotkehlchen weint
Der Schwarzspecht schreit
Waldeinsamkeit.
hukwa

Dienstag, 29. Mai 2012

Man muss nur tief genug in die Wälder gehen...

Wer tief in die Wälder eindringt wird vieles entdecken. So fand ich gestern an einem Berghang im Karlstal einen wunderlichen Stein. Ich nenne ihn fortan "Medusa vom Karlstal". So wie ich Fotos von "Geisterbäumen" sammle, mache ich dies auch mit "Geistersteinen". Sie besitzen ihr eigenes Sein diese wilden Waldbewohner.
hukwa

Montag, 28. Mai 2012

Medusa vom Karlstal

Wenn man etwas genauer hinschaut, kann man auf diesem Stein einiges erkennen!
hukwa

Eine naturmystische Wanderung durch die Trippstadter Wälder


Der Wald mit seinen großartigen Naturerscheinungen hat für alle nur möglichen Fragen eine Antwort parat. Wenn wir in die Tiefen der Wälder eindringen, überkommt uns da nicht Respekt vor den alten Baumriesen, die hier und da noch zu finden sind? Und so kann es passieren, dass wir uns plötzlich in einer romantischen Welt wiederfinden, dass wir im Wald einen friedvoll in sich ruhenden Erdentag genießen und ihn als eine mütterliche Hülle des Lebens erahnen, als Spiegelung unserer eigenen Empfindungen und Gefühle, als unberührte Natur, die uns den ewigen Rhythmus des „Werden und Vergehens“ erzählt.
In den Wäldern erhalten wir jenen Zuspruch, der uns in unserem Alltagsleben so oft versagt bleibt. Wenn wir durch den Wald wandern, bemerken wir bald, dass hier noch etwas existiert das sich im Alltagsleben nur noch schwer finden lässt: Sein. In einer von Ellenbogenmentalität geprägten Gesellschaft kann der Wald zu einem Refugium des Seins werden. Schon lange hat sich das Misstrauen gegen eine Welt, die eigentlich nur noch ökonomisch zu funktionieren scheint, zu einem Krankheitssymptom unserer Zeit ausgewachsen und alle Werte ins Schwanken gebracht. Doch eine Wanderung durch den Wald kann uns wieder jenen Werten nahe bringen, die wir als die menschlichen bezeichnen.
Wir können den Wald als ein einziges Gleichnis betrachten. Manchmal erscheint er uns wie ein Labyrinth. Wir wandern durch dunklen Fichtentann und wissen, irgendwo wartet eine sonnige Lichtung auf uns. Unser Alltagsleben ist oft stressig, wir werden gereizt durch Lärm, tragen uneingestandene Wünsche mit uns herum. Unser Leben besteht oft nur aus Sorgen, Ängsten und Phantasien, die wir verdrängen. Dies alles sind Symptome, die unseren Körper und Geist in eine ständige Alarmbereitschaft versetzen. Im Alltagsleben werden wir vor allem vom Stress gejagt, unter dem natürlich auch die zwischenmenschlichen Beziehungen leiden. Von Stresssituationen zum Dauerstress ist es nur eine kurze Wegstrecke und schon haben uns die Infamitäten des Alltags fest im Griff. Dann kommt uns manchmal der Gedanke, es gäbe kein Entrinnen mehr aus diesem Geflecht. Unser Alltag wird zu einem Gewirr von Eindrücken, Forderungen, negativen Gedanken und unliebsamen Verpflichtungen. Wir sind ständig in Gefahr, die Einheit unseres Lebens zu verlieren. Wir leben fern von uns selbst, also fern von unserer wirklichen Existenz. Unruhe, unbeantwortete Fragen und Zweifel sind zur geistigen Heimat des Menschen geworden.
Der Wald hingegen schenkt uns Sinngebung, er hat einen meditativen Einfluss auf uns. Jeder Mensch spürt irgendwann in seinem Leben ein Bedürfnis nach Natur, Stille und erholsamer Umgebung. Er weiß unbewusst - in den Wäldern findet er eine innere Balance- seinen eigenen Mittelpunkt, den die meisten Menschen verloren haben.
Der Philosoph Ernst Bloch schrieb einmal: „Der Mensch bewegt sich in der Natur wie im Feindesland“. Nun so muss er eben wieder lernen, den Wald als eine Offenbarung zu sehen, als eine Arznei für seine Seele. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er zu Eingrenzungen und Vereinnahmungen neigt. Für die einen ist der Wald ein romantischer Ort. Aber es gibt auch andere, die hier nur eine Menge Bretter „wachsen“ sehen. Doch wer sich in der Kunst des meditativen Wanderns übt, wird im Wald das finden was er sucht: einen Zuspruch!
Die Illusion, sich aus der Abhängigkeit der Natur befreien zu können, und der Versuch, sie sich untertan zu machen, brachte dem Menschen nicht die ersehnte Heilung sondern nur Unheil.
Es gibt Augenblicke im Leben von uns Menschen, in denen wir das Gefühl der Vollständigkeit des Lebens erfahren. Solche Momente begegnen uns, wenn wir die Einheit mit der Natur in uns spüren. Dann wird das Rauschen eines Baumes zur Musik und windstilles Schweigen zur Antwort. Dann löst sich die lineare Zeit auf und wir fühlen uns aufgehoben in den Zyklen der Jahreszeiten. Es ist dies die sinnliche Erfahrung mit der Natur, die immer die Erfahrung einer belebten, beseelten und mystischen Lebenswelt ist, mit der wir untrennbar verwoben sind, selbst wenn wir es nicht wahrhaben wollen.
Auf einer Wanderung durch die vielseitigen Waldlandschaften von Trippstadt können wir in solche „naturmystischen Momente“ immer wieder hinein-wandern, wenn wir es nur möchten. Die einsamen Wälder rund um Trippstadt verbergen manch geheimnisvolles Kleinod. 
Scharderkopf im Trippstadter Wald

Da ist die zwar bekannte doch trotzdem geheimnisumwitterte Karlstalschlucht, die jeden ihrer Besucher in ihren Bann zieht. Von hier aus ist es nicht weit zur historischen Amseldell und gerade einmal zehn Minuten Fußweg weiter kommt man zu den archaischen Steinformationen des Scharterkopfes. Ein Platz, an dem man die Zeit vergisst. Schon in den Märchen heißt es, dass sich besondere Orte nur denen auftun, die reinen Herzens sind. Wenn wir diese Worte in die heutige Sprache übersetzen würden, müssten sie etwa so lauten: „Wir leben nur noch in unseren Köpfen, treiben gefangen in einem Netz von Abstraktionen dahin und können uns in einer objektivierten Landschaft nicht mehr zu Hause fühlen.“ So sprach es der Anthropologe, Ökologe und Philosoph David Abram aus.
Jene Landschaften, wo es noch romantisch-mystische Plätze gibt, sind selten geworden. In den Wäldern von Trippstadt finden wir noch die abgelegenen Felsplateaus, tiefe Wälder, einsame Haine, verwunschene Steine, Waldes-schluchten, heilige Quellen, Brunnen und kalte, klare Waldweiher.
Vom Scharderkopf aus erreichen wir mit einer gemütlichen Wanderung von etwa 40 Minuten, das versteckt im Dickicht an einem Felsen angebrachte Steinrelief der „heiligen Diana der Wälder“. Eine kleine Höhle neben dem Felsbildnis lädt ein zur Meditation.
Dianarelief am Pionierweg im Trippstadter Wald

Versteckt auf einem Berg, verborgen im Schatten alter Bäume, im Herbst den Blicken entzogen durch Nebelschwaden die dem wilden Rauschen der Moosalb entspringen, thront Burg Wilenstein über dem Karlstal. Die alten Steine erzählen nicht nur vom Mittelalter, wahrscheinlich weisen sie weit zurück in die „Heidenzeit“. Vieles spricht dafür, dass hier in der Frühzeit wohl einmal ein keltischer Kultplatz war. Der Name „Wilenstein“ ist keltischen Ursprungs, abgeleitet von Wilbeth den „drei Bethen“, einer uralten drei Götter Mythologie, wie sie seit der Jungsteinzeit bis hin zu den Germanen und Kelten Bestand hatte. Doch auch der Name Moosalb ist keltischen Ursprungs. Der Namensbestandteil „alb“ für Bach- und Flussnamen stellt eine altwestische (vorindogermanische) Bezeichnung für Fluss- und Bachbette sowie Weißwasser dar, die sich im keltischen Sprachschatz ebenfalls widerspiegelt. Die sogenannten „drei Bethen“ (Muttergöttinnen) sind eng verbunden mit Steinen, Höhlen, Bergen und Quellen. All das findet sich in der Umgebung der alten Burg.
Eine meditative Wanderung durch die Trippstadter Wälder kann für jeden, der es möchte, eine Wanderung vom Alltag in den ALL – TAG werden. 
Burg Wilenstein bei Trippstadt
 hukwa

Wanderung entlang der Moosalb




Donnerstag, 17. Mai 2012

Wiese bei Trippstadt

Gelb leuchtet auf der Wiese der Löwenzahn
Wind weht seinen Duft heran
Ein Seelenschlag
Aus der Vergangenheit sich mir naht
Ein Junge der über eine Wiese geht
Am blauen Himmel der Turmfalke steht
Ein leichter Windzug
Die alte Feldulme bebt
In flackerndem Erwarten
Der Ginster am Wegrand steht.
hukwa

Scharderkopf bei Trippstadt

Geheimnisvoll die Bäume raunen
Was einst auf diesem Berg geschah
Wo Steine nur noch zu bestaunen
Was einstmal heidnisch Wirken war.

Wo Kelten schon zu Berge strebten
Andächtig im Nemeton betend
Wo sie die alten Götter lobten
Dort halt ich ein und bin Daheim.

Hierher komm ich nur um zu lauschen
Dem alten Lied vergangener Zeiten
Hier hör ichs in den Wipfeln rauschen
Steinerner Hauch der Ewigkeit.
hukwa

Dämmerstunde im Karlstal

Weg bewachsen mit Schlehen und Moosen
Holunder, Nessel, Farngeruch
Im Tal erscheinen die ersten Krähen
Versteckt von einem hohen Hang
Im dichten Fichtenzelt
Steht im feuchten Schauern
Die alte Waldbank
Von tiefem Schweigen umgeben
Wie ein dunkelnder Kristall
Von Schneckenspuren glitzernd überwoben
Uralter Sandstein am Bergeshang
Buchenstämme stehn wie glatte fleischige Leiber
Silbernes Geäst im Getümmel des Laubwerks
Grünlich und Grau wie ein Vogelnest
Die alte Wurzel
Fledermausflug kündet
Bald kehrt die Nacht
Es ist als ob die Erde trunken macht
Tausend Dämmerungsgänge
Keiner war vergebens
Schallt es mir entgegen
Aus jedem Blütenblatt.
hukwa

Sonntag, 6. Mai 2012

Der pfälzische Pfingstquak und seine Wurzeln im Hain der Diana von Nemi Teil 1


Eine volkskundliche Suche über Ortsgrenzen hinaus.

Uns heute erscheint die magische Welt sogenannter primitiver Völker als in sich geschlossen und wunderbar, aber wir können das Denken dieser Völker überhaupt nicht mehr vollziehen. Für uns gibt es die Beseelung der leblosen Natur nicht mehr. Seit Jahrtausenden erlebt die zivilisierte Welt eine zunehmende Entmagisierung der Sprach- und Vorstellungswelt.
Wenn man sich der Herkunft sogenannter „Vegetationsfeste“ (Pfingstquak, Maibaum, Frühlingsfeste, alte Jahresfeste wie Johannistag ect.)  annähern will, wenn man sie erforschen will, muss man das Problem der Bedeutung von Riten aufrollen.
Vegetationsfeste haben ihre Wurzeln in jenem Zeit und Raum den wir das Neolithikum nennen und es handelt sich dabei ausschließlich um Sexual- und Fruchtbarkeit Festlichkeiten. 
Es dürfte eindeutig klar sein dass Vegetationsfeste wie z.B. das Pfingstquak ihre Wurzeln nicht im Mittelalter haben, wie dies Helmut Seebach in seinem Buch „Alte Feste in der Pfalz“ behaupten möchte. Einen sehr guten Artikel zum Pfingstquak hat Adam Gerlach in den „Blättern zur Trippstadter Heimatgeschichte“ geschrieben,
Wenn man die verschiedenen Deutungen der Heimatforscher über Brauchtumsfeste gegeneinander hält, gewinnt man den Eindruck, das die Brauchtumsforschung noch keineswegs abgeschlossen. Seit dem Erscheinen von Sir James George Frazer  Monumentalwerk „der goldene Zweig“ ist die Brauchtumsforschung damit beschäftigt, das Wesen und die Besonderheit dieser Feste zu ermitteln. Die meisten von Frazers Einzeltheorien, wie die der Entwicklung von Magie und Religion und von Ursprung und Entwicklung des Totemismus, sind heute nicht mehr haltbar. Aber die unglaubliche Fülle der Fakten, die er ansammelte, bilden nicht nur ein beeindruckendes Monument, sondern sind eine Sammlung volkskundlicher Schriften auf die wohl jeder Volkskundler irgendwann zurückgreifen muss. Und es darf wohl Heute noch das gelten was A.E.Housmann über den „goldenen Zweig“ in seiner Laudatio im Jahr 1921 sagte: 
„Dort findet man Wissenschaft vermählt mit Literatur, mühevolle Arbeit, mit leichter Hand präsentiert, und ein Museum voll dunklen, geheimnisvollen Aberglaubens, ausgestattet mit dem Charme einer wahrhaft sympathetischen Magie. Dort haben sie als Mahnung für eine stolze, vergessliche Rasse die verstreuten, vergänglichen Relikte – ob nun unter wilden Völkern in fernen Ländern oder unbeachtet vor unserer Tür liegend. Die vergessenen Meilensteine der Landstrasse, auf der der Mensch gereist ist, die Labyrinthe und Irrwege seines Fortschreitens durch die Zeiten werden durch ihre Kunst und ihren Genius erhellt und die fernsten und ältesten Dinge den Sinnen und Herzen Ihrer Zeitgenossen nahegebracht.“ 
Das Wissen dass Vegetationsfeste wie das pfälzische Pfingstquak in ganz Europa gefeiert wurden verdanken wir Frazer, der solche Brauchtumsfeste als erster Weltweit sammelt. Was beim Pfingstquak und ähnlichen Vegetationsfesten im Lauf eines Jahreszyklus „zelebriert“ wird ist nichts anderes als der „Mythos von Nemi“, der sich auch wie ein roter Faden durch den „goldenen Zweig“ schlängelt.
Dieser Mythos betrifft die Regeln der priesterlichen Nachfolge im geheiligten Hain der Diana in Nemi, in den Albaner bergen in Italien. Der See (Nemi) und der Hain waren einmal bekannt als der See und der Hain von Aricia, einer kleinen Stadt in etwa fünf Kilometer Entfernung von Nemi. Der Priester – König dieses heiligen Hains steht unausgesetzt mit gezogenem Schwert unter einem bestimmten Baum des Gehölzes; er ist immer auf der Wacht. Er hatte dieses Amt errungen, nachdem er seinen Vorgänger mit einem Schössling des Mistelzweigs ermordete, der hoch oben in dem Baum wuchs (Anspielung auch auf den Vegetationsgott Baldur), und er ist seinerseits vom Schicksal dazu bestimmt, durch einen erfolgreichen Herausforderer auf die gleiche Weise hingerichtet zu werden. Er verteidigte sich nur solange erfolgreich wie seine Wachsamkeit, sein Geschick und seine Stärke nicht nachließen. Sobald seine Aufmerksamkeit erlosch, wurde er ermordet, und sein Mörder nahm seinen Platz ein.
Der „Mythos von Nemi“ ist ein magischer Mythos. Nach Frazer konnte Religion erst auftreten, nachdem der Mensch zu einem Zustand der höheren Intelligenz fortgeschritten und in der Lage war, seine eigene Ohnmacht gegenüber der Natur zu erkennen, also versuchte er die Natur Rituell zu beeinflussen. Die frühen Stammesführer, Könige und Priester wurden mit Naturkräften wie Wachstum und Fruchtbarkeit identifiziert. Aber auch mit Teilen der Natur so mit Sonne, Mond und dem Wald. Der König Priester zu Nemie und auch die heilige Diana galten als solche Naturgottheiten. Als Königin und König des Waldes waren sie verantwortlich für das Wohl der Menschen, und ihre Vereinigung war wesentlich für die Fruchtbarkeit der Erde, des Viehs und der Menschen. 
Ein allgemeines Symptom für das Schwinden der Kraft des Königs wurde im Nachlassen der sexuellen Kraft im Alter gesehen. Wenn das Wohlergehen der Menschen in einer Gesellschaft, vom König abhing, so erwartete man damals das dieser immer Zeugungsfähig ist, denn ist er dies nicht mehr dann betrifft seine Entkräftung alle – vor allem aber die Natur. Die Tötung des Königs von Nemi ist also nichts anderes als ein Opfer an Mutter Erde. Wenn man den König aber tötete, bevor seine Kräfte nachzulassen begannen, dann konnte seine Seele zur Zeit ihrer größten Kraft befreit werden und durch Vererbung oder Übertragung in einen Nachfolger übergehen. Dies ist die Vorstellung die hinter der Priester Nachfolge von Nemi steht. 

Lit: Hinweise

James George Frazer: Der golden Zweig; Das Geheimnis von Glauben und Sitten der Völker;
Abraham Kardinier; Edward Preble: Wegbereiter der modernen Anthropologie;
Hans Wagner: Zeitschrift: Der Hain.



Samstag, 5. Mai 2012

An Orpheus

Manche Wege ging ich ziellos
Mancher Vers führte zum Ziel
Müde will ich noch nicht werden
Müßig will ich auch nicht sein.

Will nach Geld und Gut nicht streben
Will nur Gedichte und Verse schmieden
Alles andere kann ich missen
So bald die Muse tut mich küssen.

Doch das eine großer Orpheus
Verdank ich einzig deinem Willen
Das ich dichte dichte dichte
In des Lebens tiefsten Lichte.
hukwa

Freitag, 27. April 2012

Der Weg in die Vergangenheit


Gedanken zu einem alten Steinrelief bei der Burg Wilenstein in Trippstadt,
unter Heranziehung der örtlichen Begebenheiten, lokalen Märchen, Sagen und Überlieferungen.
Von Hans Wagner 

Das alte Steinrelief bei der Burg Wilenstein gibt dem Heimatforscher und Heimatkundler Rätsel auf. Wer hat es in die Felswand gehauen? Ist es ein frühzeitliches Kultrelief? Stammt es aus der Keltenzeit? Besteht ein Bezug zur Burg Wilenstein (was man nicht ausschließen darf) oder hat es ein abergläubischer Mensch vor hundert oder zweihundert Jahren in die Felswand geschlagen? Wahrscheinlich werden wir nie erfahren warum dieses „Gesicht“ dort angebracht wurde. Doch die Aufgabe des Heimatkundlers ist nun einmal den Dingen auf den Grund zu gehen und bei einer solch rätselhaften Angelegenheit steht am Anfang einfach einmal die Vermutung, die These. 
Bis in die jüngste Zeit sind volkstümlicher Aberglaube und volkstümliche Bräuche ein integraler Bestandteil des ländlichen Lebens in allen seinen materiellen und sozialen Aspekten gewesen und haben hieraus ihren funktionalen Sinn und Wert bezogen. Es waren mehr als bloße Überbleibsel untergegangener archaischer Denksysteme.  Im Gegenteil: Ebenso wie ein im Mittelalter geformtes Werkzeug noch im 19.Jahrhundert den Bedürfnissen eines Handwerkers genügen konnte, war der eine oder andere alte Brauch oder Aberglaube auch noch von Bedeutung für seine Hoffnungen, Ängste oder Bedürfnisse. 
Die Vermischung christlicher Lehren mit Elementen eines aus einer vorchristlichen Phase oder einer nichtchristlichen Kultur stammenden Aberglaubens war im Grunde unvermeidlich, und schon die Missionare selbst begannen damit: Statt die althergebrachten Bräuche ganz zu zerstören, versuchten sie in der Regel eher,, sie in das Christentum zu integrieren, indem sie ihnen eine für die Kirche akzeptablere Deutung gaben.
In allem Lebendigen wirkt das, was einst war, stetig weiter und geht damit als ein Element in jede Gegenwart ein. Insofern bleibt die Vergangenheit auch dann lebendig, wenn sie dem Bewusstsein entglitten ist. Unser geschichtliches Wissen gründet sich nur zu einem geringeren Teil auf unmittelbare Überlieferung. Meistens musste der Mensch es sich erst aufs neue erobern, nachdem es lange schon verschüttet gewesen war. Immer wieder hat man versucht dieses Dunkel „vor der Geschichte und aus der Geschichte ,“ zu erhellen. Auch dann wenn zwischen unserem Dasein und der fernen Vergangenheit keine Verbindung erkennbar ist, scheint uns ihre einstige Wirklichkeit mit unserer eigenen Existenz verknüpft zu sein: sei es auch nur in dem Sinne, dass in ihr eine Möglichkeit alles Menschlichen Gestalt gewonnen hat, die wir dann auch in uns wiederfinden.
Womit wir bei der ätiologischen Überlieferung sind. Die ätiologische Sage liefert eine „Erklärung“ für die Entstehung oder Herkunft eines augenfälligen Wahrzeichens der örtlichen Umgebung, eines Ortsnamens oder eines überlieferten Brauchs. Sie versucht auch die Elemente einer Landschaft volkstümlich zu deuten, die einer Erklärung für den Menschen bedürfen. Für Trippstadt wäre eine solche Sage „das Ritterfräulein und der junge Schäfer“, die im Karlstal und dem Aschbacherhof spielt und die Legende des „Felsenweibes aus dem Karlstal“. Beide Erzählungen haben das „steinige Karlstal“ und die „Einsiedlerhöhle“ als hervorragendes Element dieser Landschaft in ihrem Mittelpunkt.
Einige ätiologische Sagen lassen sich auf Grund von Angaben in schriftlich überlieferten Quellen wie Chroniken oder Lebensbeschreibungen von Heiligen oder etwa auf Grund des erstmaligen Vorkommens eines unverwechselbaren Ortsnamens, der sich auf bestimmte Erzählungen bezieht, eindeutig als mittelalterlichen Ursprungs erkennen (z.b.Ritterfräulein und junger Schäfer).
Nicht nur auffällige landschaftliche Merkmale, sondern auch einzelne Bäume, Pfade, Kreuzungen (z,b. in dem Märchen: die Mutprobe von Trippstadt), Felder und Teiche können Gegenstand solcher Erzählungen sein; unter den Gebäuden sind es vorwiegend diejenigen, die im Gemeindeleben eine zentrale Rolle spielen – Kirche, das Gasthaus, das Herrenhaus (Drückemännche)- sowie diejenigen, die das eine oder andere außergewöhnliche architektonische Kennzeichen aufweisen (hier: alter Turm auf dem Aschbacherhof- eingemeißelter Hirtenstab und Flöte).
Alles, was den Blick auf sich zieht- von einer unleserlichen Grabinschrift bis zu einer seltsamen Erscheinung an einem Gebäude- kann Neugier und Phantasie anregen und somit zur Entstehung einer Sage beitragen. In den Erzählungen kann das Übernatürliche eine Rolle spielen, ebenso gut können sie aber auch jene vereinfachte Darstellungen, der nationalen und regionalen Geschichte verkörpern, die im kollektiven Gedächtnis fortlebt. Oder sie können sich mit alltäglichen Erscheinungen auseinandersetzen, mit Morden, Wilddieben, Schmugglern, mit vergrabenen Schätzen (Wilenstein) oder allbekannten lokalen Gestalten (Langensohler Märchen). 
Wenn man versucht ein Geheimnis wie das des Steinreliefs auf Burg Wilenstein zu lüften muss man vorgehen als arbeite man an einer Monographie. Diese ist ja eine Spezialuntersuchung mit dem Ziel, eine einzelne Geschichte oder auch Erzählung, Märchen oder Sage oder eben ein Gebilde in all ihren Wendungen und Wandlungen durch die Zeitläufe zu verfolgen.
Wenn sich nun der Heimatkundler auf ein solches Gebiet der Forschung begibt heißt dass er muss allererst alles Prüfen ohne vorgefasstes Urteil. Er muss sorgfältig Arbeitsschritt für Arbeitsschritt miteinander vergleichen. Es ist also die Arbeit der vergleichenden Volkskunde. 

 
Ein primitives Steinrelief auf Burg Wilenstein gibt Rätsel auf!
Ein Denkmal keltischer Tradition?

Ich habe lange Zeit nach Überlieferungen gesucht, die mir den Sinn des „steinernen Gesichts“ von Burg Wilenstein erklären konnte. In Trippstadt wurde ich noch nicht fündig, doch habe ich solche primitive „Fratzen“ schon öfters in der Pfalz gesehen. Meines Erachtens könnte es sich unter anderem um einen sogenannten „Abwehrkopf“ oder „Neidkopf“ handeln.
Abwehrköpfe sind in unserer Gegend weniger bekannt. Es gibt sie aber schon seit vorchristlichen Zeiten, in vielen Teilen Deutschlands finden wir sie vereinzelt, meistens in Holzbalken geschnitzt oder in Steine oder Felsen gehauen. Es handelt sich hierbei um Abwehrdämonen. Ihre Anfänge liegen mindestens in keltischer Zeit. Die Kelten betrieben einen religiösen „Kopfkult“. Sie brachten an ihren späteren Kultbauten Steinköpfe an. Dieser Brauch blieb so stark im Volk verwurzelt, dass in den ehemaligen Keltengebieten, wozu auch unsere Gegend zählt, an Felsen, Burgen oder Steinen diese „Abwehrköpfe“ weiterhin angebracht wurden.
Seit dem Mittelalter (der Brauch hat überlebt) nennt man sie auch „Neidköpfe. Der Name kommt vom althochdeutschen Begriff Nid, der Hass, Zorn oder Neid bedeutet. Der starre Blick dieser Gebilde soll die Menschen vor Neid Verwünschungen und bösen Geistern bewahren. Vor allem in der alemannischen Fasnacht hat sich der Brauch von „Neidköpfen“ bis heute erhalten.
Man ließ auch Menschen auf diese steinernen Gesichter schwören da man davon ausging, dass Steine ewig halten, so sollte auch der Schwur ein Leben lang gültig sein.
Nun muss unser „Wilensteiner Gesicht“ nicht aus der Keltenzeit stammen, vielleicht ist es gerade einmal 100 oder 200 Jahre alt, aber die Wurzeln führen eindeutig in keltische Zeiten zurück.  Ist vielleicht sogar der Name „Wilenstein“ keltischen Ursprungs, abgeleitet von den „drei Bethen“ einer germanisch-keltischen dreier Gottheit? Ist die Burg vielleicht auf einer einstigen keltischen Kultstätte erbaut?
Es gibt eine drei Göttinnen Mythologie wie sie über die Jungsteinzeit bis hin zu Germanen und Kelten bestanden hat. Mit dieser drei Frauen Gestalt tauchen Namen auf womit sich auch die Sprachwissenschaft beschäftigt hat. Sie lauten Am-beth, Will-beth und Bor-beth, wobei  die Namen abhängig von Region, Landschaft und Dialekt Unterschiede aufweisen, „am“ geht auf eine Ursilbe zurück, die mit „ana, anna und anu“auf eine Urmutter (Matrichat)  hindeutet.
„Bor“ ist eindeutig keltisch. Wilbeth steht mit dem englischen wheel in Zusammenhang. Die Bedeutung für Rad wird auch im allgemeinen Sinne für eine Rundform überhaupt gebraucht und mit dieser Deutung wird ein Bezug zum Mond hergestellt (Wilbeth war eine Mondgöttin). An vielen Stätten ihrer Verehrung in ganz Deutschland, erinnern viele Ortsnamen wie Wielenbach, Wielpütz, Wielenstein, Wilroda, Villingen, Frauenwüllesheim, und die zahlreichen Beilstein und Bilstein. Die Stadt Weilburg führt ihren Namen auf diese Mondgöttin zurück. So könnte auch der pfälzische Ortsname Weilerbach ursprünglich keltisch sein, soweit der Name nicht von lat. „villare“ abgeleitet ist. Erhärtet wird diese These natürlich auch durch das Vorhandensein des berühmten Fürstengrabes aus der Latene Zeit in Rodenbach / Weilerbach. 
In der weiteren Umgebung von Burg Wilenstein wissen wir von keltischen Siedlungen. Etwa 9oo v. Z. war der Ort Dansenberg von Kelten besiedelt, die ihre Verkehrswege mit Menhiren markierten, von denen einer im Bereich des heutigen Friedhofs von Dansenberg gefunden wurde. In Johanniskreuz befand sich eine alte keltische Handelsstrasse mit Verbindungen von Bad Dürkheim, wo sich ein keltische Ringwall befand, zur Heidelsburg in Waldfischbach.
Unterhalb der Burg Wilenstein fließt die Moosalb ein kleiner Waldfluss. Der Namensbestandteil alb für Bach- und Flussnamen, stellt eine altwestische (vorindogermanische) Bezeichnung für Fluss- und Bachbette sowie Weißwasser dar, die sich im keltischen Sprachschatz ebenfalls widerspiegelt.  
Die sogenannten „drei Bethen“ (Muttergöttinnen) sind eng verbunden mit Steinen, Höhlen, Bergen und Quellen, all dies findet sich in der Umgebung von Wilenstein, gerade einmal wenige hundert Meter von der Burg entfernt beginnt die Karlstalschlucht ein Landschaftsteil von herber urhafter Schönheit. Noch Heute erscheint diese Örtlichkeit geheimnisvoll und zieht viele Besucher in einen mystischen Bann. Nun wissen wir mit Sicherheit das die heiligen Plätze der Kelten in wohl gesuchter Abgeschiedenheit von den politischen und wirtschaftlichen Zentren lagen.
Wie in Griechenland die heiligen Felsen und besondere Bäume die ursprüngliche Kultstätte bildete waren auch den Kelten auffällige Berggipfel und schroffe Abhänge sowie einsam empor stehende Felsen heilig. Archäologische Funde ,z.b. großer Berg bei Kindsbach, bestätigen für unseren Raum die frühzeitlichen Überlieferungen der Verehrung von Gottheiten an Felsaltären.  Nach der römischen Besetzung der keltischen Gebiete wurden die mit römischen Götternamen belegten einheimischen Götter, die in der keltischen Naturreligion wurzelten, vielerorts weiterhin in Heiligtümer auf beherrschenden Bergen verehrt. Der „große Berg“ bei Kindsbach, der ja wissenschaftlich sehr genau untersucht wurde gibt uns davon aufs deutlichste Kenntnis. In ganz Europa finden wir solche Bergheiligtümer als Erscheinungsorte und Sitze der Götter, als Verbindungsstätten zwischen Erd- und Himmelsgöttern, als Omphalos, als Nabel der Welt.
Vieles spricht dafür das der Berghang auf dem die Burg Wilenstein erbaut wurde in früher Zeit als Kultplatz genutzt wurde (es muss ja nicht gleich eine Viereckschanze sein), auch die Christen bauten überall kleine Kapellen.
Der Bereich des Landkreises Kaiserslautern weißt eine solche dichte Besiedelung frühzeitlicher keltischer Besiedelung auf das es fast als unmöglich erscheint dass die Kelten auch nicht in der Gegend von Trippstadt zumindest kultisch „tätig“ waren. 
hukwa

Montag, 23. April 2012

Frühling in Trippstadt




Das geheimnisvolle Gesicht von Burg Wilenstein



Gedanken zu einem alten Steinrelief bei der Burg Wilenstein in Trippstadt


Das alte Steinrelief bei der Burg Wilenstein gibt dem Heimatforscher und Heimatkundler Rätsel auf. Wer hat es in die Felswand gehauen? Ist es ein frühzeitliches Kultrelief? Stammt es aus der Keltenzeit? Besteht ein Bezug zur Burg Wilenstein (was man nicht ausschließen darf) oder hat es ein abergläubischer Mensch vor hundert oder zweihundert Jahren in die Felswand geschlagen? Wahrscheinlich werden wir nie erfahren warum dieses „Gesicht“ dort angebracht wurde. Doch die Aufgabe des Heimatkundlers ist nun einmal den Dingen auf den Grund zu gehen und bei einer solch rätselhaften Angelegenheit steht am Anfang einfach einmal die Vermutung, die These. 
Bis in die jüngste Zeit sind volkstümlicher Aberglaube und volkstümliche Bräuche ein integraler Bestandteil des ländlichen Lebens in allen seinen materiellen und sozialen Aspekten gewesen und haben hieraus ihren funktionalen Sinn und Wert bezogen. Es waren mehr als bloße Überbleibsel untergegangener archaischer Denksysteme.  Im Gegenteil: Ebenso wie ein im Mittelalter geformtes Werkzeug noch im 19.Jahrhundert den Bedürfnissen eines Handwerkers genügen konnte, war der eine oder andere alte Brauch oder Aberglaube auch noch von Bedeutung für seine Hoffnungen, Ängste oder Bedürfnisse. 
Die Vermischung christlicher Lehren mit Elementen eines aus einer vorchristlichen Phase oder einer nichtchristlichen Kultur stammenden Aberglaubens war im Grunde unvermeidlich, und schon die Missionare selbst begannen damit: Statt die althergebrachten Bräuche ganz zu zerstören, versuchten sie in der Regel eher,, sie in das Christentum zu integrieren, indem sie ihnen eine für die Kirche akzeptablere Deutung gaben.
In allem Lebendigen wirkt das, was einst war, stetig weiter und geht damit als ein Element in jede Gegenwart ein. Insofern bleibt die Vergangenheit auch dann lebendig, wenn sie dem Bewusstsein entglitten ist. Unser geschichtliches Wissen gründet sich nur zu einem geringeren Teil auf unmittelbare Überlieferung. Meistens musste der Mensch es sich erst aufs neue erobern, nachdem es lange schon verschüttet gewesen war. Immer wieder hat man versucht dieses Dunkel „vor der Geschichte und aus der Geschichte ,“ zu erhellen. Auch dann wenn zwischen unserem Dasein und der fernen Vergangenheit keine Verbindung erkennbar ist, scheint uns ihre einstige Wirklichkeit mit unserer eigenen Existenz verknüpft zu sein: sei es auch nur in dem Sinne, dass in ihr eine Möglichkeit alles Menschlichen Gestalt gewonnen hat, die wir dann auch in uns wiederfinden.
Womit wir bei der ätiologischen Überlieferung sind. Die ätiologische Sage liefert eine „Erklärung“ für die Entstehung oder Herkunft eines augenfälligen Wahrzeichens der örtlichen Umgebung, eines Ortsnamens oder eines überlieferten Brauchs. Sie versucht auch die Elemente einer Landschaft volkstümlich zu deuten, die einer Erklärung für den Menschen bedürfen. Für Trippstadt wäre eine solche Sage „das Ritterfräulein und der junge Schäfer“, die im Karlstal und dem Aschbacherhof spielt und die Legende des „Felsenweibes aus dem Karlstal“. Beide Erzählungen haben das „steinige Karlstal“ und die „Einsiedlerhöhle“ als hervorragendes Element dieser Landschaft in ihrem Mittelpunkt.
Einige ätiologische Sagen lassen sich auf Grund von Angaben in schriftlich überlieferten Quellen wie Chroniken oder Lebensbeschreibungen von Heiligen oder etwa auf Grund des erstmaligen Vorkommens eines unverwechselbaren Ortsnamens, der sich auf bestimmte Erzählungen bezieht, eindeutig als mittelalterlichen Ursprungs erkennen (z.b.Ritterfräulein und junger Schäfer).
Nicht nur auffällige landschaftliche Merkmale, sondern auch einzelne Bäume, Pfade, Kreuzungen (z,b. in dem Märchen: die Mutprobe von Trippstadt), Felder und Teiche können Gegenstand solcher Erzählungen sein; unter den Gebäuden sind es vorwiegend diejenigen, die im Gemeindeleben eine zentrale Rolle spielen – Kirche, das Gasthaus, das Herrenhaus (Drückemännche)- sowie diejenigen, die das eine oder andere außergewöhnliche architektonische Kennzeichen aufweisen (hier: alter Turm auf dem Aschbacherhof- eingemeißelter Hirtenstab und Flöte).
Alles, was den Blick auf sich zieht- von einer unleserlichen Grabinschrift bis zu einer seltsamen Erscheinung an einem Gebäude- kann Neugier und Phantasie anregen und somit zur Entstehung einer Sage beitragen. In den Erzählungen kann das Übernatürliche eine Rolle spielen, ebenso gut können sie aber auch jene vereinfachte Darstellungen, der nationalen und regionalen Geschichte verkörpern, die im kollektiven Gedächtnis fortlebt. Oder sie können sich mit alltäglichen Erscheinungen auseinandersetzen, mit Morden, Wilddieben, Schmugglern, mit vergrabenen Schätzen (Wilenstein) oder allbekannten lokalen Gestalten (Langensohler Märchen). 

 
Des Rätsels Lösung?

Ich habe lange Zeit nach Überlieferungen gesucht, die mir den Sinn des „steinernen Gesichts“ von Burg Wilenstein erklären konnte. In Trippstadt wurde ich nicht fündig, doch habe ich solche primitive „Fratzen“ schon öfters in der Pfalz gesehen. Meines Erachtens kann es sich nur um einen sogenannten „Abwehrkopf“ oder „Neidkopf“ handeln.
Abwehrköpfe sind in unserer Gegend weniger bekannt. Es gibt sie aber schon seit vorchristlichen Zeiten, in vielen Teilen Deutschlands finden wir sie vereinzelt, meistens in Holzbalken geschnitzt oder in Steine oder Felsen gehauen. Es handelt sich hierbei um Abwehrdämonen. Ihre Anfänge liegen mindestens in keltischer Zeit. Die Kelten betrieben einen religiösen „Kopfkult“. Sie brachten an ihren späteren Kultbauten Steinköpfe an. Dieser Brauch blieb so stark im Volk verwurzelt, dass in den ehemaligen Keltengebieten, wozu auch unsere Gegend zählt, an Felsen, Burgen oder Steinen diese „Abwehrköpfe“ weiterhin angebracht wurden.
Seit dem Mittelalter (der Brauch hat überlebt) nennt man sie auch „Neidköpfe. Der Name kommt vom althochdeutschen Begriff Nid, der Hass, Zorn oder Neid bedeutet. Der starre Blick dieser Gebilde soll die Menschen vor Neid Verwünschungen und bösen Geistern bewahren. Vor allem in der alemannischen Fasnacht hat sich der Brauch von „Neidköpfen“ bis heute erhalten.
Man ließ auch Menschen auf diese steinernen Gesichter schwören da man davon ausging, dass Steine ewig halten, so sollte auch der Schwur ein Leben lang gültig sein.
Nun muss unser „Wilensteiner Gesicht“ nicht aus der Keltenzeit stammen, vielleicht ist es gerade einmal 100 oder 200 Jahre alt, aber die Wurzeln führen eindeutig in keltische Zeiten zurück. 
hukwa

Kelten im Pfälzerwald


Als ich noch ein kleiner Junge war fiel mir ein Kalender mit einem Artikel über Kelten und Druiden in die Hände. Mit großem Interesse habe ich diesen damals gelesen. Seit dieser Zeit beschäftigte ich mich immer wieder mit den Kelten und vor allem mit ihren „Philosophen“
(wie die Griechen……sie nannten) - den Druiden. Ich bin niemals irgendeiner „Keltomanie“ verfallen, doch das „Volk das aus dem  Dunkeln kam“ ließ mich auch nicht mehr los. Mich interessierte vor allem die Mythologie dieses Volkes.
Kurz nach dem ich damals in jenem alten  Kalender gelesen hatte erfuhr ich das wenige Meter von meinem Geburtshaus entfernt in den 1930zigern Jahren Ausgrabungen gemacht wurden wo man Eisenbarren und Bronzestücke aus der Keltenzeit fand. Mein Geburtshaus stand also förmlich auf „keltischem Boden“, ich denke das hat mich schon ein wenig geprägt. Dann erfuhr ich noch dass gerade einmal zwölf Kilometer von meinem Geburtsort entfernt um 1874 eines der besterhaltensten keltischen „Fürstengräber“ Deutschlands entdeckt wurde. Seit damals habe ich immer wieder die Zeit gefunden meine nähere Heimat zu durchwandern  auf Spurensuche nach den Kelten.


Das Waldgebiet das wir Heute als Pfälzerwald bezeichnen hieß zur Zeit der römischen Besiedelung „vosagus“. In ihrer ursprünglichen Ausdehnung reichten die Vogesen vom Südelsass bis in den Hunsrück hinein. Dieser Landstrich wurde in Teilen von den Kelten besiedelt, diese nannten das Land „Wassichin“, was etwa mit „Auerochsengebirge“ zu übersetzt wäre.
In der Vorderpfalz siedelten germanische Stämme im Bereich der Westpfalz siedelte vor 2000 Jahren, denn Donnersberg mit eingeschlossen, der keltische Stamm der Treverer, im Bereich Kaiserslautern und der Sickinger Höhe die Mediomatriker, ebenfalls Kelten.
Vom Bliestal her lief eine uralte Handelsstrasse, die sich an der Stelle, wo heute die Stiftskirche in Kaiserslautern steht, mit einer anderen Straße, die am Nordrand des“Landstuhler Bruchs“ gegen Westen führt traf. Dieser Straßenzug zog sich über die „Wormser Höhe“, südlich am Donnersberg vorbei, in den Bereich Worms. Dieser Straßenbereich führte durch die „Kaiserslauterer Senke“, die eine Passregion ist. (1.) 
Die ersten Siedler in der  Westpfalz, im sogenannten Reichsland, waren also keltische Stämme. Etwa  100 v. Ch. Wurden diese von den Römern in ihr Reich mit eingegliedert.
Im Bereich der erwähnten Verkehrs- und Handelsstrassen finden sich eine Reihe kelto-römischer, ehemaliger Siedlungen, im Landkreis Kaiserslautern vor allem auf dem „großen Berg“ in Kindsbach, weiterhin in Kaiserslautern, bei Otterbach, in Landstuhl, Queidersbach, Rodenbach und Weilerbach, hier wurde 1874 dass berühmte „Rodenbacher Fürstengrab“ entdeckt.
Schauen wir ein wenig über den Landkreis von Kaiserlautern hinaus finden wir in nächster Nähe weitere Besiedelungsräume der Kelten, so die Heidelsburg bei Waldfischbach, dass Oppidium auf dem Donnersberg, die Heidenburg bei Kreimbach und weitere einstige Siedlungen in Bad Dürkheim.
Als einer der ältesten keltischen  und gallorömischen Siedlungen dürfte der „Große Berg“ bei Kindsbach, im Landkreis Kaiserslautern gelten. Die Hochfläche der Sickinger Höhe gehörte in römischer Zeit zur sogenannten „Provincia Gallia Belgica“. Die keltische Bevölkerung die hier lebte gehörte dem Stamm der Mediomatriker an, dessen Siedlungsraum sich zwischen der Maas im Westen und dem Westrand des damals waldreichen Pfälzer Berglandes im Osten mit den Flusstälern der Steinalb und der Lauter deckte. Divodurum, das heutige Metz war die zentrale Burg der Gottheit, der Druiden und des obersten Stammesfürsten. Oft hatte ein „keltischer König“ beide Ämter inne, dass des Druiden und des Stammesführers. 
Wir wissen über die Kelten nur sehr wenig und über die Druiden fast gar nichts. Römische Überlieferungen sind mit Vorsicht zu behandeln.
In Kaiserslautern finden sich erste keltische Spuren um 800 vor Ch.. In der Kaiserslauterer Senke, am Rothenberg rodeten keltische Siedler den Wald, legten Felder an und bauten Holzblockhäuser. Sie verstanden sich darauf Brot zu backen, zu Spinnen, zu Weben und auf Töpferscheiben Gefäße zu formen. Auch beherrschten sie die Kunst Bronzeäxte zu schmieden. Der Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit erfolgte westlich des Rheins mit erheblicher Verzögerung.
Der prächtigste Fund im Landkreis Kaiserslautern war das schon erwähnte „Rodenalber Fürstengrab“ ein Wagengrab, datiert um 500 v. Chr. Mit seinen eisernen Radreifen und prunkvollen Schmuckbeigaben erzählt uns dieser Fund einiges über die elitäre und politische Stellung „keltischer Könige und Fürsten“ (rigs). Von einem Adligen keltischen Lebensstil zeugen auch die ehemaligen „Fürstensitze“, die über den Landkreis Kaiserslautern hinaus zu finden sind. Diese „Fürstensitze“ müssen wir uns in der Regel als heraushebende Siedlungen vorstellen, die sich nahe der Fürstengräber befanden. Um 500 v.Chr. gab es auf dem „Linthberg“ (Limburg b. Bad Dürkheim) einen solchen Fürstensitz. Bei Rodenbach (KL) und Lammesheim (Bad Dürkheim) existierten wahrscheinlich nur Fürstengräber aber keine Fürstensitze; hier sprechen wir von Adelshöfen. Gräber von Druiden konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Die Druiden zelebrierten ihre Gottesdienste in heiligen  Hainen da sie einen besonderen Baumkult pflegten, es ist daher anzunehmen dass sie in der Nähe solcher Haine in einfacher Erdbestattung ihre letzte Ruhe fanden. Eine Ausnahme bilden jene keltischen Fürsten oder Könige die Druide und Herrscher zugleich waren, diese hatten aber mehr eine „politische  Funktion“ und wir können sie nur indirekt als Druiden bezeichnen. 
Über die Besiedlung der Kelten in der Pfalz und im Pfälzerwald schreibt Gertrud Lenz-Bernhard und Helmut Bernhard in den „Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz“, Band 90. :“ In der 1967 vorgelegten Bearbeitung der Eisenzeit in der Pfalz unterscheidet H.-J. Engels eine Rheintal- und eine Berglandgruppe. Letztere ist im Süden durch die waldbestandene, weitgehend siedlungsfeindliche Buntsandsteinzone des Pfälzer Waldes strikt von der Rheinebene abgetrennt. Nur im Norden etwa von der Eckbachlinie südlich von Grünstadt reicht die Rheintalbesiedlung auch weiter nach Westen, wird jedoch durch eine breite – wohl weitgehend siedlungsfreie Zone – zwischen Wiebach und Lauter von der reichen Siedlungslandschaft zwischen Glan und Nahe abgetrennt. Wenn auch der Forschungsstand zur pfälzischen Eisenzeit unter Durchschnitt liegt, so dürften die Siedlungsschwerpunkte während der spätkeltischen Zeit durchaus die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln. Auffallend ist eine Zone keltischer Besiedelung entlang der nachmalig wichtigen römischen Straßenverbindung zwischen Eisenberg und Kaiserslauterer Senke, einer Verkehrsachse, deren Bedeutung durchaus der der Zaberner Verbindung vom Unterelsass zum mediomatrikischen Kernland entspricht.
Im Bergland lässt sich südlich der Kaiserslauterer Senke und östlich der Blies keinerlei spätkeltische Besiedelung nachweisen, wenn man von vereinzelten Münzfunden oder von zahlreichen Eisenbarren einmal absieht….So stehen die ausgedehnten Höhensiedlungen „Maimont“ bei Schönau und „Heidelsburg“ bei Waldfischbach – Burgalben sonderbar isoliert ohne erkennbare Umlandsbesiedelung, die für die Versorgung solcher castella eine Voraussetzung bildet….Nördlich der Kaiserslauterer Senke nehmen die spätkeltischen Funde westlich des Glans erheblich zu und erreichen im Raum St. Wendel ein deutliches Dichtezentrum.
Dieser Raum mit dem Kleinoppidum „Otzenhausen“ und zahlreichen castella wie etwa die Altenburgen bei Bundenbach und Weiersbach gehört ohne Zweifel zum treverischen Stammesgebiet; der Raum zwischen Westrand des Pfälzer Waldes und der Blies eher zum mediomatrikischen Gebiet“ 


Von Karl Werner Kaiser der den „großen Berg“ bei Kindsbach ausgiebig untersucht hat erfahren wir auch einiges über alte keltische Ortsnamen: 
„Der Namensbestandteil- alb für Bach und Flussnamen im Westrich, auch im Bereich der Sickinger Höhe, stellt eine altwestische (vorindogermanische) Bezeichnung für Fluss- und Bachbette sowie Weißwasser dar, die sich im keltischen Sprachschatz als albis ebenfalls widerspiegelt. So heißt der heutige Aube in Frankreich gallisch albis. Das zahlreiche Auftreten dieser Gewässerbezeichnung im behandeltem Raum spricht für das Weiterleben von Resten einer keltisch-romanischen Stammesbevölkerung, welche die Zäsur der Völkerwanderungszeit überstanden hat und die Namen der germanischen Neubevölkerung überlieferte.“
Die Westpfälzische Moorniederung dürfte auch in der römischen Kaiserzeit noch eine natürliche Grenzfunktion zwischen den romanisierten Keltenstämmen der Teverer im Norden und der Mediomatriker im Süden gehabt haben, so dass die Feste „Großer Berg“ bei Kindsbach, in ihr keine direkte Bedeutung für die Lande nördlich vom Bruch besessen haben mochte. Der im Jahre 1896 an der Moordammühle zutage gekommene Torso eines toga-bekleideten Mannes des 1./2: Jh: n. Chr. lässt an einen dortigen Moorübergang denken.
Ein weiteres keltisches Heiligtum in dieser Gegend ist der „Heidenfels bei Kindsbach“.
„Die Frage nach dem Ende der „keltischen Welt“ zwischen Rhein, Glan und Blies ist ein reizvolles und schwieriges Thema“, schreiben Dr. Gertrud Lenz-Bernhard und Dr. Helmut Bernhard, den eng mit dem Ende der keltischen Stammesstrukturen und Adelsgruppen ist die Aufgabe von Höhensiedlungen (oppida und castella) verbunden. Während im innergallischen Raum die stadtartigen Oooida zumindest noch bis in spätaugustische Zeit besiedelt bleiben, scheint sich in der rheinnahen Zone eine andere Entwicklung anzudeuten. Auf keiner Höhensiedlung wie etwa „Maimont“, „Heidelsburg“, „Heidenburg“ bei Kreimbach-Kaulbach der dem „Donnersberg“ bei Dannenfels gibt es Spuren fortdauernder Besiedelung. 
Alle Besiedelungen brechen schon während des 1.Jh. n. Z. ab.
Bei der Betrachtung des geschichtlichen Hintergrundes der Kelten in der Pfalz wirft Karl Werner Kaiser eine interessante Frage auf: Haben Teile der keltischen Bevölkerung oder einer gallorömischen Bevölkerung in den Walddörfern sozusagen überlebt? Dazu schreibt er:
„Die Betrachtung des geschichtlichen Hintergrundes bei der Darstellung der Sickinger Höhe in der römischen Zeit lehrte bereits, dass mit dem Beginn des 5. nachchristlichen Jahrhunderts mit dem militärischen Zusammenbruch der römischen Herrschaft am Rhein und dem Durchzug der Völkerscharen der Großen Wanderung unter Anführung der Wandalen der Augenblick gekommen war, dass die Nobiles der Landschaft auf ihre anderen oder befreundeten Güter in Westgallien zogen und der Großteil der überlebenden ihnen zugehörigen Bevölkerung mitging. Von den Landgütern sind es die Hintersassenbevölkerungen- die einstige freie bodenständige keltische Bevölkerung- die mit den Grundherren mitzogen, von den vici sind es die Stadtpatrizier mit ihren Sklaven und Abhängigen, die dem Chaos des Zusammenbruchs mit Militär und Verwaltung entflohen. Die Landschaft versinkt in einem Zerstörungshorizont, über dem eine langjährige Verödung einsetzen wird, die teilweise bis zu 250 Jahren dauern wird. Sie kennt allerdings Bevölkerungsreste unbekannten Umfanges, die sich nicht von der Heimat lösen konnten oder die keinen Anschluss wahrnehmen konnten. Sie halten sich im Abseits als Waldbauern, Köhler und Jäger und bewahren alte Überlieferung und Namen in der Landschaft“.  
Die in den Waldsiedlungen überlebende Reste der einstigen keltischen und gallorömischen Bevölkerung gingen in Enkelgenerationen verschiedener Grade in der zunehmenden Neubesiedelung auf.
Einige ihrer „Hinterlassenschaften“ finden sich in alten Osterbräuchen, in der Tradition des Maibaums aber auch in religiösen „Vermächtnissen“.

„Die Quellen die es uns ermöglichen, ein ungefähres Bild der Keltenreligion zu skizzieren, sind äußerst spärlich. Die antiken Texte, die über die keltische Geschichte und Kultur überhaupt berichten, sind schon nicht sehr zahlreich; diejenigen, die sich speziell auf die Religion beziehen, sind noch viel seltener und darüber hinaus oft schwierig zu interpretieren. Die Festlandkelten haben kein schriftliches Zeugnis ihrer religiösen Vorstellungen hinterlassen, abgesehen von einigen in gallischer Sprache und in griechischer Schrift verfassten, sehr kurzen Weihinschriften oder ähnlichen Steindokumenten, die lediglich Götternamen oder religiöse Monatsbezeichnungen erwähnen.“ (Jacques Moreau).
Dagegen ist eine sehr umfangreiche Literatursammlung, größtenteils religiösen Inhalts, bei den Inselkelten vorhanden. Die Literatur die über die „Inselkelten“ existiert ist zum Großteil allerdings mit äußerster Vorsicht anzugehen. Die irischen Helden- und Königssagen aber auch die walisischen und schottischen Legenden sind in ihrer bestehenden Verfassung kaum älter als das 11.Jahrhundert n. Z.. So setzen diese eine Jahrhunderte lange mündliche Überlieferung voraus, die zweifelsohne auch christlicher Färbung ist. Viele Forscher sind der Meinung – und das wahrscheinlich zu Recht – dass die inselkeltischen Quellen „künstliche Produkte  einer dichterischen Phantasie sind, die zur Kenntnis der urkeltischen Götterwelt und Religion sehr wenig oder gar nichts beitragen können“, (Jacques Moreau).
Auch Cäsars bericht im VI. Buch des Gallischen Krieges, ist mit äußerster Vorschicht zu genießen, weil die Römer die Verhältnisse ihrer eigenen Religion in die der Kelten hineinprojizieren und auf diese Weise die keltischen Götter und Mythen unrichtig darstellen.
Der französische Historiker Camille Jullians schrieb über die Götter der Kelten: „Die großen Götter der Kelten waren gleichzeitig allen Stämmen gemeinsam und unendlich mannigfaltig“. 
So kommt es nicht auf den Namen des jeweiligen Gottes an sondern auf die Vorstellungen die die verschiedenen Stämmen von ihrem Hauptgott hatten  und die in vielen Gebieten genau die gleiche war. In diesem Sinne dürfen wir von gemeinkeltischen Göttern sprechen. Sehr deutlich kommt diese Einheitlichkeit der keltischen Religion bei ihren Göttinnen zum Vorschein. Eine große Verbreitung hatte die Verehrung der Matres im gesamt keltischen Raum, die meistens als eine Dreiheit und sitzend dargestellt werden. Auf ihrem Schoß tragen sie oft Früchte, Tiere oder ein Kind. Diese Attribute weisen eindeutig auf Fruchtbarkeitsgöttinnen hin. Die Vielzahl der Götter, die oft von Ortsnamen hergeleitet werden, wie Treverae, Aufaniae, Masanae usw. darf den einheitlichen Charakter der Muttergottheiten vom Rhein bis nach England nicht verwischen.
Auch bei den Kelten finden wir eine „Dreiheit“ im Götter Pantheon vor. Der Keltenforscher Jean Markale schreibt dazu: „ Über das so figurenreiche, bunte, ja verwirrende keltische „Pantheon“ darf man sich keine falschen Vorstellungen machen, denn auch der außenstehende Beobachter, der mit dem Christentum nicht vertraut ist, könnte ja auf die Idee kommen, das römisch-katholische Christentum sei eine Art Polytheismus, wenn er eine Kirche betritt, den einzelnen Teilen der Messe folgt, die vielen Heiligenfiguren  und ihre besonderen Schutzpatronen-Funktionen entdeckt und wenn er von den „Heiligen Jungfrauen“ namens „Jungfrau Maria“, „Maria Magdalena“ ect. Reden hört. Man betrachte auch das christliche Dogma der Trinität: ein einziger Gott in dreierlei Gestalt, was bei aller Logik drei göttliche wesen, drei personalisierte Gottheiten, drei deivos im indioeuropäischen Sinn ergibt, die zusammen trotzdem als ein einziger Gott betrachtet werden.“
Argumentiert man auf der Grundlage der hegelianischen Dialektik, die nichts anderes als des Heraklit ist, so ist Gott als das Absolute gleichbedeutend mit dem Nichts, da er kein Seinsbewusstsein hat. Dieses Bewusstsein des Seins kann er nämlich nur gegenüber einem anderen von ihm unterschiedenen Wesen oder gegenüber der Emanation seiner Selbst haben. Der Vater ist nur angesichts des Sohnes Vater und umgekehrt, wobei der Heilige Geist die Funktion der dialektischen Beziehung zwischen den beiden Oppositionen hat. Um sich zu manifestieren, muss sich die Gottheit in ihre verschiedenen Gestalten teilen. Und das ist der Übergang vom Absoluten zum Relativen. So gesehen sind die keltischen Götter Manifestationen der vielfältigen Funktionen eines absoluten, unbekannten, unfassbaren, unbenennbaren und damit unendlichen Gottes, den man sich als Ursprung alles Seienden denkt.
hukwa