Heinrich Riehl schrieb einmal zu Recht:
„Geschichtslosigkeit in der Familie
erzeugt Geschichtslosigkeit in Staat und Gesellschaft“.
Sich mit Heimatgeschichte zu
beschäftigen heißt ja auch: woher stamme ich? Wo und was sind meine
Wurzeln? Woher kommen meine Ahnen?
Für mich war es ein wunderbares
Erlebnis als ich in meiner eigenen Ahnenforschung im Jahre 1608
angekommen war. Auch Ernst Christmann war der Meinung dass
Familienforschung, Namensforschung und Heimatgeschichte in einem
großen Ganzen betrieben werden soll.
Auf die Idee der Mehrnamigkeit waren
die Etrusker gekommen, jenes Volk das Rom gegründet hatte.
Die Bevölkerung der Pfalz wurde
zwischen 700 und 500 v. Chr. keltisiert, danach unter den Römern
romanisiert. In Trier wird ein Reginus, Sohn des Troucetissa genannt.
Der Sohn trägt einen lateinischen Namen, der Vater noch einen
keltischen. Vom 2. bis 5. Jahrhundert sind sie nur noch lateinisch.
Nach dem ende der Römerherrschaft
wurden die Bewohner der Pfalz germanisiert. Im frühen Mittelalter
hatte die gesamte Bevölkerung nur jeweils einen Rufnamen.
Die Entwicklung der Familiennamen
begann im sich im Mittelalter langsam durchzusetzen. Man nannte sich
nach seiner Burg, seinem Hof, seinem Wohnort und seinem Beruf. Bis zu
unseren heutigen Familiennamen brauchte es natürlich eine große
Entwicklungszeit, über die hier aber nicht unbedingt berichtet
werden muss. Dieser Artikel ist als ein Anriss gedacht.
Über Familiennamen die von Flurnamen
abstammen:
Wenn wir das Trippstadter Bürgerbuch
nach Namen durchforsten finden wir eine Anzahl von Familiennamen die
eindeutig von Flurnamen abstammen. Vor allem bei den sogenannten
Wohnstätten- und Örtlichkeitsnamen. So wohnte ein Vogelsang an
einer Flur dieses Namens. Wir finden in der Gegend von Kaiserslautern
die Bezeichnung zum hohlen Stein, daraus entstand der Name Holstein,
Hollstein. Einwohner die an einem Brunnen wohnten tragen die Namen
Bornemann, Amborn. Die am Bach wohnten heißen Bach, Ambach, Bachmann
oder Bächle.
Ein Amberger, Emberger und Bergmann
wohnte am Berg. Ein Bicher oder Bühler hatte seine Wohnstätte am
Bükel, das ist ein Hügel. Blattmann wohnte auf der Platte= Anhöhe,
der Bruch hatte sein Zuhause am Sumpf oder Moor (Landstuhler Bruch).
Dahlmann wohnte im Tal, der Dell und Dellert in einer Delletalartigen
Niederung.
Der Imhof hatte seine Wohnstätte in
einem Hof. Eck, Ecke und Eckert wohnten an der Eck, das Haus vom Lin
stand an der Dorflinde. An der Straßengrenze wohnte der Scheid=
Grenze. Das Haus des Briegel stand an der Brühl= sumpfige Wiese.
Heckmann wohnte an der Hecke, meist am Dorfrand. Der Ortmann wohnte
am Ende des Dorfes. Der Reuter an einer reute= gerodete Stelle.
Schrank bezeichnet jemand der an einer Schranke, Gitter wohnte.
Oftmals sind es seltsam klingende Namen
die dem Heimatforscher auffallen und denen er im Verlauf seiner
Geschichtsforschung öfters begegnet.
So erging es mir mit dem Namen
Asemacher, Assemacher. Während meiner heimatkundlichen
Nachforschungen über die Siedlungen Kreuzhof bei KL und Dansenberg
sowie des Dorfes Hohenecken fiel mir dieser Name immer wieder ins
Auge. Es handelt sich dabei um eine bekannte Erbbeständerfamilie die
in unserer Gegend zum ersten mal auf dem Hahnbrunnerhof bei Kl-
Erzhütten auftaucht. Der Familienname Assemacher leitet sich von
Assertion= Behauptung, Festlegung lat. Assertioher, dies bedeutet das
jemand ein freier Mensch sei.
Eine weitere Namensgattung sind die
Berufsnamen also Wagner, Schreiner, Maurer, Fleischer, Metzger,
Schuster, Bäcker, Koch u.s.w. Diese Namen entstanden mit der
Entwicklung der Städte und der dortigen Zünfte. Der Eiselein war
Eisenschmied. Der Nadler verkaufte Nägel und Nadeln, war oft
Hausierer. Ein Vogt war einmal Beamter, und der Lersch war Hersteller
von Lersen, das sind Strümpfe. Ferg oder Fehr kommt von Fährmann.
Auch finden wir eine Reihe von Namen
die Volksetymologisch umgedeutet wurden. So muss der schon vor dem
dreißigjährigen Krieg in Trippstadt und dem Holzland bekannte Name
Schmalenberger nicht unbedingt in einem Flurnamen seine Wurzeln
haben, sondern kann auch christlicher Herkunft sein. Wie Essig und
Eisig auf Isaak zurückzuführen sind, so Schmal, Schemel auf Samuel.
Im 18. Jahrhundert finden wir den
Bürstenbinder Nikolaus in Trippstadt. Ein Name der einige Änderungen
erfuhr. Cola und Kohlhas gingen aus ihm hervor.
Spanier ist ein bekannter alter
Trippstadter Familienname. Allerdings handelt es sich nicht um jemand
der aus Spanien zu uns gezogen ist. Spanier nannte man einen Pilger
der nach Santiago da Compestella pilgerte und wieder zurückgekehrt
ist.
Wir finden im Bürgerbuch von
Trippstadt den 1850 in Kaiserslautern geborenen Franz Jost, ein
Schuster der nach Trippstadt gezogen ist. Jost ist die Kurzform von
Jodoeus der keltischen Ursprungs ist. St. Jodocus ist
Wallfahrtsheiliger in der Picardie. Der Name verbreitete sich vom
Niederrhein bis nach Süddeutschland. Er kommt in der Südpfalz und
im Elsaß recht häufig vor.
Franz Fickeisen, von Beruf Müller ist
im 18. Jh. von Lauterecken nach Trippstadt gekommen. Dieser Name
leitet sich ab von „feile das Eisen“.
Natürlich interessiert mich besonders
die Herkunft meines eigenen Familiennamens. Sicher ist es dass dieser
Name, Wagner, ein Berufsname ist. Im pfälzischen Bann dort wo meine
Vorfahren herkommen existiert dieser Name seit 1608.
Durch die bedeutendste Erfindung der
Menschheit – das Rad – ist der Beruf des Wagenbauers entstanden.
Schon im Zweistromland existierten zweirädrige Wagen. Die Räder
dieser Wagen bestanden schon aus Nabe und Speichen, so dass schon
damals das bis heute gültige Grundprinzip erfunden war. Das
Großreich der Römer gründete sich auf einem perfekten
Straßensystem von England bis nach Ägypten. Auf diesen Straßen
konnten die Kohorten mittels der weiterentwickelten Wagen sehr
schnell zu den jeweiligen Standorten befördert werden. Die
Wagenbauer gehörten zu dieser Zeit zu den bedeutendsten Handwerkern,
da sie nicht nur für das Militär, sondern vor allem für die
reichen Römer „Prunkwagen“ herstellten.
Mit dem Zerfall des römischen Reiches
erlahmte der Wagenbau.
Erst als die Ungarn einem französischen
König eine neuartige Konstruktion des Wagenkastens (schwingend mit
Riemen befestigt) schenkten, griffen andere Länder diese Bauweise
auf, und entwickelten daraus die bis heute bekannten K;Kutschen. Der
Berufstand des Wagenbauers bekam eine neue Blüte.
Abgeleitet vom Beruf des Wagenbauers,
ist er einer jener erhaltenen Familiennamen wie Bäcker, Schneider,
Fischer oder Müller hinter dem ein Beruf steht.
In Süddeutschland wurde der Namen
Wagner (ursprünglich Wagener) zuerst eingeführt. Am Rhein wurde der
berufe als „Esser“, und in Norddeutschland als „Rademacher“
bezeichnet. Da der Wagenbau erst im 16. und 17. Jahrhundert wieder
Bedeutung erlangte und zu dieser Zeit schon viele Menschen
Familiennamen trugen, gibt es vom Namen Wagner nur wenige
Mundartvarianten.
Im niederdeutschen Raum verbreitete
Varianten sind Wegner und Wegener. Daneben gibt es noch die Varianten
Wahner, Wehner und Weiner. In den USA ist dieser Name durch
deutschstämmige Auswanderer als Wagoner bekannt, so nannte sich ein
Vorfahr von mir der nach Amerika auswanderte „Jack Wagoner“.
hukwa
Lit. Hinweise:
Michael Grant: Rätselhafte Etrusker.
Ernst Christmann: Von der
Zusammenarbeit zwischen genealogischer und Familiennamensforschung,
in Pfälzische Familien- und Wappenkunde 1952.
Hans Bahlow: Deutsches Namenslexikon.
1976
Oskar Poller: Die Entstehung der
pfälzischen Familiennamen.
Hans Wagner: Stammbuch der Familie
Wagner.
Hans Wagner: Von Bann nach Erzhütten.
Trippstadter Bürgerbuch: Heinrich Haas
1993
Kurt Knebel: Trippstadter Flurnamen.
Sonderausgabe der „Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt“.