Dienstag, 22. Oktober 2013

Über den Trippstadter Galgen

Von Gerichten, Galgen und alten Rechtsbräuchen

In den „Blättern zur Heimatgeschichte von Trippstadt“, Heft 2. 1994 schreiben E. Brenk und K. Munzinger: „Auf dem Wege von Trippstadt nach Kaiserslautern erreicht man bereits nach kurzer Zeit eine Anhöhe die den Namen „Am Galgen“ trägt und kurz danach, bei der Abzweigung zum Ortsteil Langensohl findet man einen Ritterstein mit der Inschrift „Hochgericht 1767“...
Hier stand der Galgen des Amtes Wilenstein. Man weiß um den Standort dieser Richtstätte recht gut Bescheid denn an der Bushaltestelle Langensohl wo der Wirtschaftsweg zum Wilensteinerhof beginnt sind zwei mühlsteinartige Sandsteinplatten vorzufinden, die wahrscheinlich die Fundamente des Galgens waren.
Es gibt keine Dokumente die bezeugen das die Todesstrafe, also dass Erhängen am Galgen, in Trippstadt jemals vollzogen wurde.
Im Gedenkbuch der kath. Kirche von Trippstadt findet sich allerdings der Hinweis, dass die Gerichteten in der Nähe des Galgens verscharrt wurden. Hierzu schreiben Brenk und Munzinger:
...in unserer Vermessungsskizze ist nahe bei dem Galgen, in Richtung zum Dorf hin und etwas Abseits des Weges ein Kreuz eingezeichnet, es ist wohl der Begräbnisplatz der Delinquenten“.

In der Nähe des Galgens muss sich wohl auch der Gerichtsplatz befunden haben. Das ein solches „Freigericht“, (Gerichtsplatz im Freien) vorhanden war davon kann man ausgehen. Wir kennen solche Gerichtsplätze aus anderen Ortschaften. Außerdem geht dies wenn auch nur indirekt aus dem Trippstadter Gerichtsweistum von 1418 hervor.
Dieses hält fest, dass die Grafen von Falkenstein und die Herren von Oberstein die Inhaber der Teilherrschaft von Wilenstein sind. Sie bestimmten über:

  1. Gewalt und Vollmacht des Schultheißen.
2: Von der Haltung der „Dingtage“.
    1. Von Gefangenen.
    1. Die Vollmacht der Schöffen über Leib und Leben.

Aus dem Jahre 1418 ist über das Trippstadter Gericht folgendes überliefert:

„...Der Galgen und die Gerichtsstätte ist oben an dem Dorf, neben dem Weg gegen den Gerichtsstein zu, herrüber von dem Wald. Gerichtet wird über Hals, Halsbein (Leben und Tod), Dieb und Diebinnen (denn Dieb an den Galgen, den Mörder aufs Rad), Kindervertilgerin lebendig ins Grab (ein Rohr ins Maul, ein Stekken durchs Herz). Geringere Vergehen wurden auf „Gnad und Ungnad“ geahndet.

Der spätere Text des Weistums weist dann noch folgendes auf:

  1. Einzug eines Fremden.
  2. . Bestimmungen über Zins, Umgeld (Steuern), Besthaupt (Erbschaftssteuer) bestehend in der Abgabe des besten Stücks Vieh des Verstorbenen.
  3. Das Recht an Wald (Holz), Wasser und Weide. (Ausnutzung der Wasserkraft und Ordnung der Viehweide), das Recht zu „hagen“ (Einzäunungen vorzunehmen und zu fischen.
  4. 8. Frondienst für die Herrschaft.
  5. Leibangehörige
  6. Strafen bei Schmähen, Diebstahl und Mord.
  7. Ahndung bei Aufruhr, Feuersbrunst und „Mißtätigen“.




Geregelt wurden weitere Nutzungsrechte wie Rauh- und Schmalzweide im herrschaftlichen Wald. Weitere Bestimmungen regelten Verhältnisse des zu „Hilsberg“ (Stüterhof), über die Tätigkeit des Büttels (Gerichtsdiener), über Zins, Gebühren und über eine Appelation (Ersuchen) an die Herrschaft.

Mit dem Übergang der Herrschaft Wilensteins an die Kurpfalz im Jahre 1664 zog diese die hohe Gerichtsbarkeit (Todesstrafe) an sich. Das Ortsgericht urteilte nun über Vergehen kleinerer Art.

Aus den Bestimmungen des 18. Jh. (1776) ist zu ersehen, dass die Richtstätte mit dem Galgen an der Stelle der Strasse nach Trippstadt stand, wo heute der Linienbus bei Langensohl hält, wie bereits anfangs erwähnt.

Als 1520 das Weistum neu geordnet wurde, legte man fest, dass alle Bewohner jedes Jahr bei einem „Jahresgeding“ sich zu versammeln haben, bei dem ihnen das Weistum vorgelesen wurde.

Wir wissen wo der Galgen stand doch wir wissen nicht wo der Gerichtsplatz war, also der Platz wo die Gerichtsverhandlungen stattfanden, wohl ist anzunehmen das er ganz in der Nähe des Galgens war und ganz sicherlich mit neun „Stühlen“ (Steinen) bestückt war. Auch wissen wir nichts über die Abhaltung von Gerichtstagen, aber von anderen Gerichten der näheren Umgebung wissen wir einiges daher kann man davon ausgehen, das dass Trippstadter Gericht genau so vollzogen wurde.

Theodor Knocke hat uns über das mittelalterliche Gerichtswesen einen sehr interessanten Bericht über das Gericht des Queidersbacherhofes geliefert.
Unter dem Queidersbacherhof aus dem das Dorf Queidersbach hervorging, darf man sich nicht einen einfachen Hof vorstellen; es handelte sich vielmehr um den größten Teil der Dorfflur, einen geschlossenen Komplex, der durch königliche Schenkung im Jahre 976 Eigentum des Klosters Hornbach wurde. Fast 600 Jahre lang übten die Äbte des Klosters, hier die Grundherrschaft aus; sie verpachteten das Land an Bauern, an „Pirminsleute“, die damit als Leibeigene dem Kloster angehörten.

Zur Verwaltung wurde ein Meier eingesetzt, er hatte richterliche Befugnis bei der Schlichtung von Streitigkeiten und war zugleich der Schultheiß, der zu den festgesetzten Terminen die an das Kloster zu liefernde Abgaben zu organisieren und einzusammeln hatte.

Über dieses Gericht berichtet Theodor Knocke: „Hinter dem Haus des Meiers fand an bestimmten Tagen des Jahres das Schöffengericht statt: jeweils am ersten Dienstag zum halben Mai, nach Remigiustag und nach dem 6. Januar. Vor Beginn des Gerichts gab es Suppe mit Brot, zu Mittag nach altem Herkommen Speck, Erbsen und trockenes Fleisch, hernach Fleisch in dunkler Brühe, dann ein Huhn in gelber Brühe, endlich gebratenes Fleisch mit Zutaten, zuletzt noch Käse mit Brot.
Bei so reichlicher Mahlzeit musste wohl jeder satt werden. Zum Schluss des Tages empfingen die Teilnehmer den Abschiedstrunk der in einem Krug der Runde gereicht wurde“.

Während der Verhandlungen saß der Meier auf dem Richterstuhl; als Zeichen seiner Würde hielt er den Richterstab in der Hand. Zur rechten des Stabhalters nahm der Vertreter des Herzogs von Zweibrücken, der oberster Schutzherr des Klosters und aller seiner Angehörigen war, Platz, und neben ihm fünf bäuerliche Beisitzer oder Schöffen. Zur Linken des Stabhalters saß ein Vogt der Grafen zu Daun Falkenstein mit zwei Schöffen. Auch Schultheißen aus der Umgebung wurden bei gezogen. Ferner mussten die zur Meierei Queidersbach gehörende Bauern anwesend sein. Wer unentschuldigt fehlte, zahlte fünf Schilling Bußgeld.



Ähnlich muss auch die Gerichtsversammlung des „Trippstadter Gerichts“ organisiert gewesen sein.
Wir besitzen keine Aufzeichnungen von vollstreckten Todesurteilen in Trippstadt.
Kleinere Vergehen wurden in der Trippstadter Dorfmitte vollzogen, dort stand der Schandpfahl noch bis ins 19. Jh. hinein sollen dort noch die Ringe zu sehen gewesen sein an die, die Delinquenten angekettet wurden. Der Trippstatder Heimatforscher Karl Munzinger berichtet kurz darüber in Heft 5. „der Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt“.

Aus einer alten Lauterer Akte geht folgendes hervor: „Im Jahre 1703, also während des spanischen Erbfolgekrieges, lag das Regiment Isselbach in der Stadt Kaiserslautern, von dem viele Soldaten desertierten. Wieder eingefangen mussten sie um ihr Leben würfeln. Der jüngste Deserteur, 14. Jahre alt, hatte den schlechtesten Wurf und wurde hingerichtet. Das gleiche Schicksal traf einen weiteren jugendlichen Deserteur, der bei Trippstadt ergriffen wurde. Ihm hieb man noch die rechte Hand ab bevor man ihn auf hängte. Da nun der Trippstatder Galgen gut sichtbar an der Strasse nach Lautern stand, kann man fast davon ausgehen das der Ausreißer auch dort erhängt wurde.

Wenn der Henker gebraucht wurde holte man ihn wohl aus Kaiserslautern heran. Dieser wohnte in der heutigen Wagnerstraße, die damals „Schinnergasse“ hieß und natürlich außerhalb der Lauterer Stadtmauer lag.

Im Mittelalter existierten eine Fülle von kirchlichen und weltlichen Rechtsnormen und Rechtsvorschriften.
So gab es auch für verschiedene Vergehen unterschiedliche Gerichtsstätten. Der Kaiserwoog in Kaiserslautern war eine Exekutionsstätte für Ehebrecherinnen. Ein solcher ist urkundlich aus dem Jahre 1578 bezeugt. Der Kaiserslauterer Historiker Martin Dolch berichtet uns darüber folgendes:
„... als sich der Junker Friedrich von Flersheim empört über den Eingriff in seine Gerichtsbarkeit zu Alsenbrück durch die Lauterer Amtleute beschwerte, weil sie ohne sein Wissen nachts, die Frau des Alsenbrücker Wirtes Hans Dorn, die mit ihrem Knecht Ehebruch trieb, verhaftet, in Kaiserslautern peinlich befragt und verurteilt hatten: die Frau wurde im Kaiserwoog ertränkt, der Knecht mit 50 Talern bestraft“.
Auch in Neuhemsbach besaßen die Flersheimer das Recht auf die Ausübung der Halsgerichtsbarkeit
und der Rechtsprechung über Leib und Leben. Friedrich von Flersheim hatte einen Galgen beim Randeckerhof an der Billesohl errichten lassen. Im Zinsbuch von 1626 ist ein Gerichtsverfahren aufgezeichnet dass mit diesem Galgen zusammenhängt. Wegen eines begangenen Diebstahls in der Neuhemsbacher Gemarkung sollte Hanß Velten Stubenrauch „mit Urteil und Recht mit dem Strang vom Leben zum Tode“ gerichtet werden. Anna von Flersheim die Frau Friedrich von Flersheim, die bei der Hinrichtung mit ihren Kindern zugegen war bat um Gnade für den Deliquenten „wegen seiner Jugend und erhofften Besserung“ der Angeklagte wurde daraufhin aus dem Herrschaftsbezirk der Flersheimer ausgewiesen und durfte dieses unter Androhung einer drastischen Strafe nie wieder betreten.
hukwa











Lit. Hinweise:

Ernst Assel: Chronik von Mölschbach
E. Brenk u. Karl Munzinger: Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt
K. Knebel: Flurnamen von Trippstadt- Sonderausgabe der Blätter z. Heimatgeschichte
Martin Dolch: Kaiserwoog u. Kaisermühle in: Jahrbuch für pfälzische Geschichte 2001.
Rudolf Bechberger: Die Burg der Flersheimer: Heimatjahrbuch des LKR. KL 2008
Hans Wagner: Die Flersheimer- Hukwas Wanderblog
Hans Wagner: Kaisermühle und Dammühle bei Kaiserslautern- Hukwas Wanderblog.





Sonntag, 20. Oktober 2013

Über Trippstadter und Kaiserslauterer Familiennamen

Heinrich Riehl schrieb einmal zu Recht:

„Geschichtslosigkeit in der Familie erzeugt Geschichtslosigkeit in Staat und Gesellschaft“.
Sich mit Heimatgeschichte zu beschäftigen heißt ja auch: woher stamme ich? Wo und was sind meine Wurzeln? Woher kommen meine Ahnen?
Für mich war es ein wunderbares Erlebnis als ich in meiner eigenen Ahnenforschung im Jahre 1608 angekommen war. Auch Ernst Christmann war der Meinung dass Familienforschung, Namensforschung und Heimatgeschichte in einem großen Ganzen betrieben werden soll.
Auf die Idee der Mehrnamigkeit waren die Etrusker gekommen, jenes Volk das Rom gegründet hatte.
Die Bevölkerung der Pfalz wurde zwischen 700 und 500 v. Chr. keltisiert, danach unter den Römern romanisiert. In Trier wird ein Reginus, Sohn des Troucetissa genannt. Der Sohn trägt einen lateinischen Namen, der Vater noch einen keltischen. Vom 2. bis 5. Jahrhundert sind sie nur noch lateinisch.
Nach dem ende der Römerherrschaft wurden die Bewohner der Pfalz germanisiert. Im frühen Mittelalter hatte die gesamte Bevölkerung nur jeweils einen Rufnamen.
Die Entwicklung der Familiennamen begann im sich im Mittelalter langsam durchzusetzen. Man nannte sich nach seiner Burg, seinem Hof, seinem Wohnort und seinem Beruf. Bis zu unseren heutigen Familiennamen brauchte es natürlich eine große Entwicklungszeit, über die hier aber nicht unbedingt berichtet werden muss. Dieser Artikel ist als ein Anriss gedacht.


Über Familiennamen die von Flurnamen abstammen:
Wenn wir das Trippstadter Bürgerbuch nach Namen durchforsten finden wir eine Anzahl von Familiennamen die eindeutig von Flurnamen abstammen. Vor allem bei den sogenannten Wohnstätten- und Örtlichkeitsnamen. So wohnte ein Vogelsang an einer Flur dieses Namens. Wir finden in der Gegend von Kaiserslautern die Bezeichnung zum hohlen Stein, daraus entstand der Name Holstein, Hollstein. Einwohner die an einem Brunnen wohnten tragen die Namen Bornemann, Amborn. Die am Bach wohnten heißen Bach, Ambach, Bachmann oder Bächle.
Ein Amberger, Emberger und Bergmann wohnte am Berg. Ein Bicher oder Bühler hatte seine Wohnstätte am Bükel, das ist ein Hügel. Blattmann wohnte auf der Platte= Anhöhe, der Bruch hatte sein Zuhause am Sumpf oder Moor (Landstuhler Bruch). Dahlmann wohnte im Tal, der Dell und Dellert in einer Delletalartigen Niederung.
Der Imhof hatte seine Wohnstätte in einem Hof. Eck, Ecke und Eckert wohnten an der Eck, das Haus vom Lin stand an der Dorflinde. An der Straßengrenze wohnte der Scheid= Grenze. Das Haus des Briegel stand an der Brühl= sumpfige Wiese. Heckmann wohnte an der Hecke, meist am Dorfrand. Der Ortmann wohnte am Ende des Dorfes. Der Reuter an einer reute= gerodete Stelle. Schrank bezeichnet jemand der an einer Schranke, Gitter wohnte.
Oftmals sind es seltsam klingende Namen die dem Heimatforscher auffallen und denen er im Verlauf seiner Geschichtsforschung öfters begegnet.
So erging es mir mit dem Namen Asemacher, Assemacher. Während meiner heimatkundlichen Nachforschungen über die Siedlungen Kreuzhof bei KL und Dansenberg sowie des Dorfes Hohenecken fiel mir dieser Name immer wieder ins Auge. Es handelt sich dabei um eine bekannte Erbbeständerfamilie die in unserer Gegend zum ersten mal auf dem Hahnbrunnerhof bei Kl- Erzhütten auftaucht. Der Familienname Assemacher leitet sich von Assertion= Behauptung, Festlegung lat. Assertioher, dies bedeutet das jemand ein freier Mensch sei.

Eine weitere Namensgattung sind die Berufsnamen also Wagner, Schreiner, Maurer, Fleischer, Metzger, Schuster, Bäcker, Koch u.s.w. Diese Namen entstanden mit der Entwicklung der Städte und der dortigen Zünfte. Der Eiselein war Eisenschmied. Der Nadler verkaufte Nägel und Nadeln, war oft Hausierer. Ein Vogt war einmal Beamter, und der Lersch war Hersteller von Lersen, das sind Strümpfe. Ferg oder Fehr kommt von Fährmann.

Auch finden wir eine Reihe von Namen die Volksetymologisch umgedeutet wurden. So muss der schon vor dem dreißigjährigen Krieg in Trippstadt und dem Holzland bekannte Name Schmalenberger nicht unbedingt in einem Flurnamen seine Wurzeln haben, sondern kann auch christlicher Herkunft sein. Wie Essig und Eisig auf Isaak zurückzuführen sind, so Schmal, Schemel auf Samuel.

Im 18. Jahrhundert finden wir den Bürstenbinder Nikolaus in Trippstadt. Ein Name der einige Änderungen erfuhr. Cola und Kohlhas gingen aus ihm hervor.

Spanier ist ein bekannter alter Trippstadter Familienname. Allerdings handelt es sich nicht um jemand der aus Spanien zu uns gezogen ist. Spanier nannte man einen Pilger der nach Santiago da Compestella pilgerte und wieder zurückgekehrt ist.

Wir finden im Bürgerbuch von Trippstadt den 1850 in Kaiserslautern geborenen Franz Jost, ein Schuster der nach Trippstadt gezogen ist. Jost ist die Kurzform von Jodoeus der keltischen Ursprungs ist. St. Jodocus ist Wallfahrtsheiliger in der Picardie. Der Name verbreitete sich vom Niederrhein bis nach Süddeutschland. Er kommt in der Südpfalz und im Elsaß recht häufig vor.

Franz Fickeisen, von Beruf Müller ist im 18. Jh. von Lauterecken nach Trippstadt gekommen. Dieser Name leitet sich ab von „feile das Eisen“.

Natürlich interessiert mich besonders die Herkunft meines eigenen Familiennamens. Sicher ist es dass dieser Name, Wagner, ein Berufsname ist. Im pfälzischen Bann dort wo meine Vorfahren herkommen existiert dieser Name seit 1608.

Durch die bedeutendste Erfindung der Menschheit – das Rad – ist der Beruf des Wagenbauers entstanden. Schon im Zweistromland existierten zweirädrige Wagen. Die Räder dieser Wagen bestanden schon aus Nabe und Speichen, so dass schon damals das bis heute gültige Grundprinzip erfunden war. Das Großreich der Römer gründete sich auf einem perfekten Straßensystem von England bis nach Ägypten. Auf diesen Straßen konnten die Kohorten mittels der weiterentwickelten Wagen sehr schnell zu den jeweiligen Standorten befördert werden. Die Wagenbauer gehörten zu dieser Zeit zu den bedeutendsten Handwerkern, da sie nicht nur für das Militär, sondern vor allem für die reichen Römer „Prunkwagen“ herstellten.

Mit dem Zerfall des römischen Reiches erlahmte der Wagenbau.

Erst als die Ungarn einem französischen König eine neuartige Konstruktion des Wagenkastens (schwingend mit Riemen befestigt) schenkten, griffen andere Länder diese Bauweise auf, und entwickelten daraus die bis heute bekannten K;Kutschen. Der Berufstand des Wagenbauers bekam eine neue Blüte.


Abgeleitet vom Beruf des Wagenbauers, ist er einer jener erhaltenen Familiennamen wie Bäcker, Schneider, Fischer oder Müller hinter dem ein Beruf steht.
In Süddeutschland wurde der Namen Wagner (ursprünglich Wagener) zuerst eingeführt. Am Rhein wurde der berufe als „Esser“, und in Norddeutschland als „Rademacher“ bezeichnet. Da der Wagenbau erst im 16. und 17. Jahrhundert wieder Bedeutung erlangte und zu dieser Zeit schon viele Menschen Familiennamen trugen, gibt es vom Namen Wagner nur wenige Mundartvarianten.

Im niederdeutschen Raum verbreitete Varianten sind Wegner und Wegener. Daneben gibt es noch die Varianten Wahner, Wehner und Weiner. In den USA ist dieser Name durch deutschstämmige Auswanderer als Wagoner bekannt, so nannte sich ein Vorfahr von mir der nach Amerika auswanderte „Jack Wagoner“.
hukwa
Lit. Hinweise:

Michael Grant: Rätselhafte Etrusker.
Ernst Christmann: Von der Zusammenarbeit zwischen genealogischer und Familiennamensforschung, in Pfälzische Familien- und Wappenkunde 1952.
Hans Bahlow: Deutsches Namenslexikon. 1976
Oskar Poller: Die Entstehung der pfälzischen Familiennamen.
Hans Wagner: Stammbuch der Familie Wagner.
Hans Wagner: Von Bann nach Erzhütten.
Trippstadter Bürgerbuch: Heinrich Haas 1993
Kurt Knebel: Trippstadter Flurnamen. Sonderausgabe der „Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt“.











Einkehr beim Wildapfelbaum


Das schöne Wetter gestern musste man zu einer größeren Wanderung nutzen. Nach einem Nachmittag in den Wäldern kehrte am Abend bei meinem alten Freund, dem Wildapfelbaum ein. Jedes Jahr verwöhnt er mich wieder mit seinen wundervoll schmeckenden Früchten. Bevor man sie pflügt muss allerdings ein wenig Frost über die kleinen Äpfel gezogen sein, dann bekommen sie ihren süßlichen, natürlichen Geschmack. Als ich in seine Krone geklettert war ging mir das wunderschöne Gedicht von Ludwig Uhland durch die Gedanken:

Einkehr

Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gast
Ein goldener Apfel war sein Schild
An einem langen Ast.

Es war der grüne Apfelbaum
Bei dem ich eingekehret
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.

Es kamen in sein grünes Haus
Vielleicht beschwingte Gäste
Sie sprangen frei und hielten Schmaus
Und sangen auf das beste.

Ich fand ein Bett zur süßen Ruh
Auf weichen grünen Matten
Der Wirt, er deckte selbst mich zu
Mit seinem kühlen Schatten.

Nun frag ich nach der Schuldigkeit
Da schüttelt er den Wipfel
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel. 


Fotos Hans Wagner

Samstag, 19. Oktober 2013

Herbstwinde

Ich lausche den Liedern des Herbstes
von den Winden zu mir getragen
ich höre die Abendglocke schlagen
vernimm der Amsel Klage
der Sommer ist vorbei
bald werden die Winde erstarken
werden goldbraune Blätter durch die Lüfte jagen
noch einmal lausch ich den Winden
will hören was sie mir sagen Herbstwinde sind immer Zeichen
man sollte mit ihnen reisen.
hukwa

Montag, 14. Oktober 2013

Herbst Haiku

Entlang des Baches
folgt mir in der Herbstnacht
der Mond.
hukwa

Sonntag, 13. Oktober 2013

Herbst Haiku

Eine entlaubte Buche
eine einsame Krähe im Geäst
ein Abend im Herbst.
hukwa

Dienstag, 8. Oktober 2013

Spruchweisheit von Thoreau

Wenn diese Welt nur Mensch wäre, könnte ich mich nicht entfalten. Ich verlöre alle Hoffnung. Er ist Zwang, die Wälder sind für mich Freiheit.
Thoreau

In den dunklen Wäldern

Wo in den dunklen Wäldern
einsam das grüne Einhorn wacht
wo Vollmond erhellt die Waldesnacht
gehe ich auf einsamen Pfaden
von Zwergen und Elfen eingeladen
zu alten Baumriesen
mit ihnen Zwiesprache zu halten
so entziehe ich mich einer profanen Welt
die mir überhaupt nicht gefällt.
hukwa

Samstag, 5. Oktober 2013

Die Stille der Wälder – Herbst im Pfälzerwald

Eine naturphilosophische Betrachtung

Der naturkundige Wanderer kennt die Stimmung, wenn im Herbst am Morgen der Nebel noch Tal und Hügel, Wälder und Fluren wie mit einem feinen Schleier verhüllt, den die heraufsteigende Sonne allmählich durchdringt und auflöst. Millionen von Spinnweben funkeln in Gebüsch und Bäumen und verzaubern die Landschaft. Es ist die Zeit der gedämpften Farben und des mystischen Lichts.

Die letzten Zugvögel werden unruhig, weil es bald auf große Reise geht. Auf den Feldfluren ist nun Ruhe eingekehrt und am Waldrand reifen die schwarzen Schlehen, warten auf den ersten Frost, der etwas Süße in sie senkt. Die letzten Früchte des Holunders funkeln in der Sonne und die überreifen Brombeeren laden zum Verweilen ein. Ein letztes Mal verwöhnt uns die Natur mit ihrer herbstlichen Fülle. Mensch und Tier wissen, dass nun bald die dunkle Jahreszeit Einkehr hält und wollen ein letztes Mal von der Natur verwöhnt werden.

Im Wald erscheint uns nun die Stille noch intensiver, als wir sie im Hochsommer empfunden haben. Jene, die Altmutter Natur lieben, zieht es nun wie unter einem Zwang hinein in die Wälder, ihre Geheimnisse und Schönheiten aufsuchend. Man fühlt in sich Momente, in denen man spürt, dass wir mit dieser erhabenen Natur verwandt sind.

Der Schrei des Habichts in den Lüften, das plötzliche Aufbrechen von Wild im Gebüsch, das Schimpfen des Eichhörnchens vom Baum herab oder das einsame Fallen einer Eichel erscheinen uns wie ein Gebet, das Mutter Natur zu uns spricht. Der ganze Wald spricht zu uns in seiner großen Stille.
Indem wir ihm zu hören, schauen wir in uns selbst hinein. Ist uns die Natur eine Mutter, so ist der Wald uns Vatergestalt, seine Bäume sind uns Brüder und die verwunschenen Weiher sind uns Schwestern.

Fern vom Getöse der Menschen erwartet uns im Wald reine Beschaulichkeit.
Kurz ist der „Goldene Oktober“, der ein einziger Herbststrauß zu sein scheint. Kommt der Wanderer durch Buchenwald, versinkt er bis zu den Knöcheln im sanften Laub.

In einem Laubwald dauert es mitunter bis zu fünf Jahre, bis ein Buchenblatt als solches nicht mehr zu erkennen ist. Bis dahin geht es in Teilen durch Dutzende von Mägen der sogenannten Zersetzer. Also von Tieren, die vom „Abfall“ der Natur leben. Im Laubwald fallen jährlich pro Hektar vier Tonnen Pflanzenmasse an, die es zu verwerten gilt. Mutter Natur bewältigt diese Mengen mit einem Heer von hungrigen Mäulern. Die Erstverwerter der Laubstreu sind Spring-schwänze, Asseln, Milben, Regenwürmer und Tausendfüssler. Diese kleinen Bodentiere können jedoch die pflanzlichen Reststoffe nur durchlöchern. Das weitere Zerkleinern obliegt winzigen Bodenbewohnern, die insgesamt noch einmal das Hundertfache der Regenwürmer auf die Waagschale bringen. Diese Mikrowelt ist mit mehreren Milliarden Tieren pro Quadratmeter so groß, dass sie der Mensch bisher kaum erfassen und bestimmen kann. Diese Winzlinge stellen das Bindeglied zwischen der toten Pflanzenmaterie und den größeren Zersetzern der Streu dar. Einige wenige aus diesem Mikrokosmos sind in der Lage, die schwer verdaulichen Teile wie Zellulose und Lignin zu knacken. Sie besitzen hierfür Enzyme, über die nur wenige Abfallverwerter verfügen. Anschließend machen sich Mikroorganismen über den Nahrungsbrei her. Sie verdauen ihren eigenen Kot mit den darauf lebenden Kleinstlebewesen. Die Energieausbeute erhöht sich damit um mehr als das Doppelte. Entgegen der Welt der Menschen kann die Natur ihre „Abfallprobleme“ äußerst nachhaltig regeln.

Es hat etwas Tröstliches an sich, im Herbst durch den bunten Buchenwald zu wandern. Der Dichter Sepp Skalitzky hat es uns vor einem halben Jahrhundert in den schönen Versen mitzuteilen versucht.

Das letzte Blatt, ein strahlender Gedanke,
schließt ihm die Welt der schönen Träume auf,
vertönt als Scheidegruß des wachen Lebens
im Abendwind, der Gottes Harfen schlägt.

Ich bin ein Blatt, nur an dem Weltenbaume,
bin das Geringste, das der Schöpfer löst
mit seinem Atem, der das Leben lieh,
als Brücke in die ewigen Gefilde.
Es ist so tröstlich wenn die Blätter fallen.
Foto Hans Wagner

Es sind nicht nur die Buchen, die im Herbst in purpurner Farbe zu brennen scheinen. Der wilde Kirschbaum entfaltet um diese Jahreszeit eine üppige Strahlkraft. Erfreut er im Frühling das Herz des Wanderers mit seinen schneeweißen Blüten, so wirkt nun das Rot seines Herbstkleides fast magisch auf uns ein. Aber auch ein Nadelbaum wirft seinen Zauber über uns: wie brennende Fackeln stehen die Lärchen am Bergeshang. In den frühen Morgenstunden funkeln tausende von silberfarbenen Spinnweben in den Büschen. Wie versponnene Elfenlocken scheinen die Fruchtstände des Waldweidenröschens ineinander verwoben, wenn man Mitte Oktober durch die Trippstadter Wälder streift.

Die unruhig schlanke Birke in ihrem gelbfarbenen Herbstkleid fällt dem Wanderer besonders auf. In ihrer Nähe befinden sich oft die roten Fruchtknollen des Fliegenpilzes. Beide, Baum und Pilz, sind durch Symbiose verbunden.

An den Abenden ist es nun schon sehr kühl geworden. Ein Blick in den Herbststernenhimmel zeigt uns, dass der Winter bald seinen Einzug hält. Tief im Norden werden schon die ersten Vorboten des Winterhimmels sichtbar, insbesondere in Gestalt des Sternbildes Stier, das zumindest für Mittel- und Nordeuropa bereits vollständig aufgegangen ist. Sein Hauptstern heißt Aldebaran, wie ein großes Juwel funkelt er nun am nächtlichen Sternenhimmel.
Herbstzeit ist Wanderzeit!
hukwa