Sonntag, 24. Dezember 2017

Der Vogelwoog - über mittelalterliche Weiher und Wöge um Kaiserslautern

In seiner „Beforschung des Reichswaldes“ von Kaiserslautern schreibt der kurpfälzische Forstmeister Philipp Vellmann in den Jahren 1600 und 1601 auch über die Weiher und Wöge im Reichswald:
...Der Rodenbacher Woog ist ein Hauptwoog, besetzt mit 200 Karpfen und ziemlich Hechten. Die Zahl hat mir auf diesmal nicht angezeigt werden können. Folgen zu diesem Woog die Laichweiher: Der Ludwigswoog und der klein Vogelbach-Woog, dies sind Laichweiher. Speisweiher zu gemeltem Woog:Der Wooog auf der Heide bei Weilerbach ist besetzt mit Spännling an der Zahl=2000. Hat sein Wasser vom Mackenborn. Der Pfeifferwoog ist mit Spännlingen besetzt an der Zahl= 800. Dies sind nun die Laich und Speiswöög, so zum Rodenbacher Hauptwoog gehören.
Der kleine Bäumgeswoog ist besetzt mit Spännlingen= 600. Der kleine Biebergen liegt im Vogelthal. Der große Bäumgeswoog liegt unten an gemeltem Ort, besetzt mit 800 Spännling. Der Schmalzwoog unterhalb diesem, von einem Wasser gesättigt, ist besetzt mit 800 Spännling. Diese Wöög werden zum Kaiserwoog gebraucht, so ausserhalb dieses obgemeltem Weilerbacher Gerichts in der Burgvogtei gelegen. Ende der Wööge Weilerbacher Gerichts.“
Das hier von Velmann beschriebene Drei – Weihersystem war kennzeichnend für das späte Mittelalter und für die Fischzucht vor dem Dreißigjährigen Kriege. Es wurde also eine Unterteilung getroffen in Laichwöge – Speiswöge – und Hauptwöge.

Philipp Velmann (auch in der Schreibweise Velmannnn, Felmann, Vielmann) aus Germersheim war in den Jahren 1597 bis 1605 Forstmeister des Kurfürsten Friedrich IV, von der Pfalz. Die Geschichte des Pfälzerwaldes ist untrennbar mit seinem Namen verknüpft, denn kein anderer hat vor oder nach ihm in der Pfalz solch umfangreiche Beschreibungen weitgehend unerschlossener Gebiete geliefert wie er. Schon früh hat sich deshalb die Heimatforschung- insbesondere Häberle, Bilfinger, Keiper und Zimmer – mit seiner Person und seinem Werk befasst.
Velmann ein damaliger Spezialist für forstliche und topographische Aufgaben, nennnt die von ihm erarbeiteten Waldbeschreibungen < Beforschungen<. Diese Bezeichnung, die sich sprachlich von der >Grenzfurche< herleitet, bringt deutlich zum Ausdruck, das Velmann, in voller Übereinstimmung mit seiner Bestallungsurkunde (30.4.1597) und den ihm auferlegten dienstpflichten, seine Hauptaufgabe in der klaren Abgrenzung und Unterteilung der von ihm zu beschreibenden Waldgebiete gesehen hat. Miteinbezogen waren auch Wöge, Weiher, Bach- und Flussläufe. In den gesamten Beschreibungen nehmen auch die Grenz- und Rechtsstreitigkeiten zwischen den beiden größten pfälzischen Territorien (Kurpfalz und Pfalz – Zweibrücken) in Velmanns Arbeiten einen sehr breiten Raum ein.
Während des ganzen Mittelalters waren Fische eine bevorzugte Speise in den Bürgerhäusern, den Klöster und beim Adel. Die wirtschaftliche bedeutung der damaligen Fischzucht in und um Kaiserslautern kann man sich eine Vorstellung machen wenn man die „Besetzung“ des Hauptwooges des damaligen Oberamtes Lautern im jahre 1600 kennt. Dieser Woog war mit 12000 gemästeten Karpfen besetzt. Im Jahre 1616 wurde er abgelassen, damals war er mit 6000 – 8000 Karpfen besetzt. In den „Laichwögen“ wurden die Jungische herangezogen, je nach Größe als „Spännnlinge“, „Büblinge“ und „Fäustlinge“, so die damalige Bezeichnung. Von hier aus wurden sie als „Setzlinge“ in die Hauptwöge gebracht um sie später auszufischen.
Wir wissen aus alten Akten und Urkunden das im Jahre 1604 in Lautern 14 kurfürstliche Hauptweiher Hauptweiher vorhanden waren, zu deren Besetzung existierten nochmals 8 Forellen-, 36 Speis- und 14 Laichweiher. Daneben existierten zahlreiche weitere Weiher die im Besitz der Kirchen und Klöster waren. Desweiteren gab es noch zahlreiche Fischweiher ausserhalb des Stadtgebietes. Soweit diese kurze nicht vollständige Betrachtung der Kaiserslauterer Wöge.
Der Vogelwoog bestand wohl schon zu Zeiten Barbarossas. Im gesamtgebiet des Vogelwooges hatte man künstliche Dämme aufgeworfen so das im Mittelalter hier sieben Fischweiher vorhanden waren. Ihre Namen sind heute ausser denen des Vogelwooges, Schmalzwoooges und Blechhammers, nicht mehr bekannt. Auf einer alten Reichswaldkarte von Joseph Etienne aus dem Jahre 1783 erkennt man zwischen Vogelwoog und Blechhammer noch drei weitere Wöge. 1769 ist im „Renovations Protocolllum“ über den Cameral Erbbestand der sogenannten Vogelwöög und Schmalzwoog von zwei weiteren Wöögen die Rede: „...oberhalb dem Gräfl. Kolbischen, in Wasser stehenden Weyhers gelegen, welche beide Weyer zu Wiesengrund liegen.“
Diese beiden Weiher werden in dieser Akte Vogelwoog und Schmalzwoog genannt. Heute ist von diesen großen Wasserflächen um das Gebiet des Vogelwoogs nicht mehr viel übrig, lediglich Blechhammer und Vogelwoog sind die letzten Fischweiher aus dem Mittelalter die übrig geblieben sind. 
 

Lit. Hinweise:
Häberle. D.: Das Reichsland bei Kaiserslautern, Kaiserslautern 1907.
Häberle. D.: Scheidenberger Woog, Kaiserslautern 1914.
Velmann Ph.: Beforschung des Lauterer Reichswaldes. 1600-1601.
Zink. Th.: Kaiserslautern in Vergangenheit und Gegenwart.

hukwa