Im
Sonderheft „Flurnamen“ der Trippstadter
Blätter zur Heimatgeschichte
berichtet Kurt Knebel von sogenannten „Hangäckern“ im
Kaltenborner Tal. Unter anderem schrieb er dort „...früher
wurde ein Teil des zum Wilensteiner Feld liegenden Hanges
ackerbaulich genutzt, Reste der terrassenförmigen Aufmauerungen sind
heute noch in dem aus Anflug entstandenen Wald zu erkennen“.
Also
habe ich mich auf die Suche begeben und nach Resten dieser ehemaligen
„Waldgärten“ zu suchen. Bereits unterhalb des „Köpfchens“
wurde ich fündig und fand mehrere in Trockenmauerbau angelegte
Terrassen. Auch gegenüber der Kläranlage von Trippstadt im
Kaltenborner Tal finden sich diese „Hang- und Waldgärten“.
Ebenso im Bereich des „Kussweges“ in der Nähe des Trippstadter
Köhlerplatzes. Auch im Bereich des Nabenberges finden sich noch
Steinreste die auf solche ehemalige „Kleinstäcker“ hindeuten.
Auf
meinen Wanderungen in den Wäldern von Elmstein, Frankenstein und
Hochspeyer entdeckte ich ebenfalls diese Trockenmaueranlagen. Sie
müssen für die Menschen des 17. und 18. Jahrhunderts zum Überleben
sehr wichtig gewesen sein. Wohl wurden sie vor allem von Taglöhnern,
kleinen Ackerbauern, sogenannte „Ein Kuh Bauern“ angelegt.
Heute
erfüllen diese Trockenmauerreste eine wichtige ökologische Funktion
für Kleinstlebewesen, Insekten, kleine Säugetiere und Vögel.
Diese
Waldhanggärten gehören wie so viele Kleindenkmäler einfach zur
Trippstadter Heimatgeschichte, daher habe ich begonnen sie zu
archivieren und fotografisch zu dokumentieren.
Irgendwann
werden auch diese Überreste, wie inzwischen z.B. schon so viele
Grenzsteine, verschwunden sein.
Gewiss
haben in der damaligen Zeit Menschen aus Trippstadt Teile des Waldes
gerodet, damit die Sonne den Boden länger erwärmen kann. Dem feinen
und dünnen Waldboden wurde wohl auch Mist zugeführt. Man baute
darauf Buchweizen, Kartoffeln und Gemüse an, Früchte die zum
Überleben nötig waren.
Zweifelsohne
sind diese ehemaligen Waldgärten historisch von Bedeutung, erzählen
sie uns doch einiges über das Leben unserer Vorfahren.
Trippstadt
ist reich an alten Trockenmauern. Sie sind fester Bestandteil unserer
heimischen Landschaft und Zeugen vergangener Handwerkskunst. Zudem
bilden diese Mauern ökologisch wertvolle Lebensräume für seltene
Tiere und Pflanzen.
Im
Gegensatz zum herkömmlichen Mauerwerk werden Trockenmauern ohne
Mörtel, also trocken, aufgeschichtet. In ihrer typischen Form
bestehen sie aus rohen oder nur wenig bearbeiteten Bruchsteinen.
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Foto©Ute Knieriemen-Wagner |
Der
Wanderer braucht in Trippstadt nicht weit zu laufen, will er solch
alte Handwerkskunst bewundern. Fast überall begegnen ihm die
ökologisch wertvollen Steingebilde, als Zeuge unserer Geschichte.
Zudem bieten diese Trockenmauern vielen „Lebenskünstlern“ eine
letzte Zuflucht, sind somit letztes Refugium bedrohter Pflanzen und
Tierarten.
Vor
allem an vielen schattigen und feuchten Hängen finden wir
Trockenmauern vor, die einst als Stütze angelegt wurden. Ihre Fugen
sind beliebter Aufenthaltsort einer Fülle von kleineren Tieren wie
Käfer, Bienen, Hummeln und Wespen. Im Sommer finden wir hier vor
allem sehr unterschiedliche Moose, das Schöllkraut (Chelidonium
majus), Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) und vor allem den Efeu
(Hedera helix). Aber auch seltene Gewächse wie der
Trauben–Steinbrech (Saxifraga paniculata), können dem
pflanzenkundigen Wanderer begegnen. Der sehr seltene
Lanzen–Schildfarn (Polystichum lonchitis) findet sich noch an zwei
Stellen.
An
den trockenen Mauern finden wir vor allem den Mauerpfeffer (Sedum
acre) und das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis) und eine große Anzahl
unterschiedlicher Gräser. Gehölze wie Birke und Holunder siedeln
sich immer wieder in den Nischen und Fugen an. Farne sind zahlreich
vertreten. Das Immergrüne Felsenblümchen (Draba aizoides) blüht
schon Ende März.
Laubmoose
(Musci) und Lebermoose (Hepaticae) sind ebenfalls reichlich
vorhanden.
Verschiedene
räuberische Laufkäfer bekommen wir seltener zu sehen da sie sehr
nachtaktiv sind. Doch den einfarbig schwarzen Lederlaufkäfer
(Carabus coriaceus) sowie einen unserer schönsten heimischen
Laufkäfer, den grün–metallisch glänzenden Puppenräuber
(Calosoma sycophanta) können wir im Sommer an sonnigen
Trockenmauerstellen recht oft beobachten.
An
Hummeln finden wir die Steinhummel (Bombus lapidarius) und die
gelbrot gefärbte Mooshummel (Bombus muscorum), die wie ihr Name
besagt, Moose liebt und dort ihr Nest baut. Tagsüber verstecken sich
gerne Kreuzkröten (Bufo calmita) und Erdkröten (Bufo bufo) in den
Steinfugen. Die Waldeidechse (Lacerta vivipara), die gegen Kälte
ziemlich unempfindlich ist, wurde schon an feuchteren
Trockenmauerstellen gesichtet. Sie ist übrigens unsere einzige
heimische Echsenart, die ihre Jungen lebend zur Welt bringt. Unsere
größte und wohl schönste Eidechse die Smaragdeidechse (Lacerta
viridis), fällt durch ihren leuchtend grün gefärbten, dunkel
gefleckten Rücken auf.
Dem
naturbewussten Beobachter wird sie, wenn er Glück hat, im Karlstal
an sonnigen Tagen begegnen, wenn sie dort über eine der wunderbaren
Trockenmauern läuft. Da sich den Trockenmauern oftmals
aufgestapeltes Altholz befindet, kann es schon einmal passieren, dass
zwischen einer Mauerritze ein Feuersalamander hervorschaut.
Die
hier erwähnten Pflanzen und Tiere sind nur ein kleiner Teil von
vielen Bewohnern unserer heimischen Trockenmauern, deren Bestand als
absolut schützenswert gilt.