Mittwoch, 8. Februar 2012

Trippstadter Gedichte

1.Waldpfad bei der Burgruine Wilenstein

Es scheint als schweigt der Wald im tiefen Traum

Waldeinsamkeit umhüllt die alte Burg

Im Dickicht am Berghang raschelst

Als gehe ein weißes Fräulein durchs Gebüsch

Als hielten zur Mittagsstunde die Götter hier Gericht.

Ein düsterer Pfad führt hoch zu den verfallenen Mauern

Durch grünes Bollwerk führt der alte Weg

Dann endlich bei der Burg angekommen

Spürt man in sich ein Gefühl

Als sei man einem Schatten entronnen.


2. Auf einer Friedhofsbank sitzend

Wer hier sitzt hat das Gefühl als seinen Hundert Jahre zurückgegangen

Doch niemand hat das hier vernommen

Das Rad der Zeit steht so still

Die Friedhofslinden flüstern im Wind

Eine alte Waldbank lädt ein zur Ruh

Als sprichst sie dem Wanderer zu

Setz dich hin und sei mein Gast

Die hinter dir liegen saßen auch hier

Und wem es erscheint er sei vom Leben vergessen

Dem raunt hier eine Stimme zu

Sei du vom Leben nicht so besessen

Hier in der Stille ahnest du

Es gibt ein Siech-vergessen

Kehr ein mit deinen Gedanken

Hier fallen alle Schranken

Hör wie die Friedhofslinden im lauen Winde flüstern

Mit einem mal ist dir als würden

Tote in dem grünen Blattwerk wispern

Deutlich spürest du

Ein jedes leben schreitet einmal seinem Ende zu

Die da unten liegen

Wissen darüber mehr als du.


3. Spätsommerabend an der Moosalb

Blau wölbt sich der Himmel

Über die Waldhänge hin

Distelsame fliegt über der Wiese

Im lauen Spätsommerwind dahin.

Kreisender Bussard am Himmel

Pfeilschnell der Schwalbe Flug

Falter im Blütentaumel

Schlafende Hornissenbrut.

Umrahmt von Buchen und Fichten

Fließt kristallen die Moosalb durchs Tal

Rot blinken die Ebereschen

Im Abendsonnenschein.

Bald geht die Sonne unter

Hinter dem Waldesrand

Dann walten die Nebel im Tal

In versilberten Strahlenglanz.

Vom wasser her tönt nun leise

Flötend der Amsel Sang

Bald blinkt am Himmel wieder

Diamantener Sternenbrand.


4. Am Kaltenborn

Durch bunte Herbstlaubfülle

Lief ich tief in mich versunken

In die Waldesstille

In den Zauber tief hinein

Da

An einem dunklen Teiche

Wo das Schilf stand schon in Bleiche

Klang aus grünlich-braunem Dickicht

Eine Syrinx auf

Sehr leise

Sanfte Töne

Schwingend aufgegangen

Wer blies wohl hauchend in die Röhre

Das sich Gras und Schilf so sanft bog

Hier im Röhricht und im Busche

Sah ich sanft ihn umherhuschen

Sah das kurze Hörnerpaar

Hör ihn mit den Hufen scharren

Sehe ihn in die Tiefe des Teiches starren

Langsam ging die zeit vorüber

Wind weht auf und Äste knarren

Wie ein Spuk war er gekommen

Wie ein Geist ist er gegangen

Und entzaubert war die Zeit.


5. Gefällte Bäume

Der Himmel spannt sein blaues Zelt

Durch den Fichtenwald

Zieht der Harzgeruch

Frisch gefällter Bäume

Rindenlos

Liegen sie da

Jeder Jahresring erzählt seine eigene Geschichte

Von Schneebruch

Stürmen

Sommerhitze

Vogelhochzeit

Gerade gewachsene Stämme

Krumme Jahresringe

Linien die das Leben schrieb

Ich setze mich zu ihnen

Schweige mit ihnen

Die sich aus dem vollen Leben verabschieden.



6. Am Felsenbrunnen

O singendes Gestein

Im Duft von sommerlichen Wäldern

Und wieder will ich dir lauschen

Einen Sommer lang

Ruhig ins Moos gestreckt

Reinen Herzens und allein

Genährt vom Rieseln und Rauschen

Den fernen Urhaften Lauten

Bildnis des inneren Geschauten

Hier unter schirmend schweren Zweigen

Kann ich bar jeder fremden Maske mich bewegen

Reißt du mich auch in meine letzte Tiefe

Ich will noch weilen

Will in mich gehen

Die Erlenbüsche

Silbern grau

Verweben sich wie im Traum

In das uralte Lied das klingt

Aus dem singenden Gestein.


7. Alter Schuppen in der Heidenkopfstrasse

Stürme rissen Ziegeln aus dem Dach

Regen lockerte das alte Mauerwerk

Die alte Tür stöhnt leise

Erzählt von alten Zeiten

Auf ihre Weise

Der alte Apfelbaum ist gebrochen

Daneben der Kirschbaum

Seine Früchte reifen nur noch für die Vögel

Der alte Schuppen mahnt Vergänglichkeit an

Die Menschen gehen vorbei

Sie sehen ihn nicht einmal.


8. An der Plättschen Mauer

Jahrhunderte schon lebt diese Mauer

Gefügt aus Buntsandstein

Schöllkraut Armer Heinrich und Ampfer

Glockenblume und Holunderstrauch

Fühlen sich hier zu Haus und

Entsprießen den lebendigen Fugen

Wo auch die schwarze Wollbiene haust

Hier und da ein gebrochener Stein

Wie Narben und Alterswunden

Und immer feucht

Als weine sie leis



9. Schauende Seele - Am Fischzuchtweiher

Wenn die klaren Bäche murmeln

Tritt das Schöpferwort zu Tage

Aus der Dunkelheit wird Helle

Nacht wird zur Geborgenheit

Fern dem Horizont der Tage

Summt die alte Bach ihr Lied

Wacht die Welt aus ihrem Schlafe

Klingt der Tag uns wie ein Lied

Singt die Amsel Sinfonien

Bäume rauschen Götterwort

Und im schweigenden zuneigen

Fliegt die Seele mit dem Winde fort,


10. Pan im Park

Was wohnt in dir noch außer Busch und Bäumen

Was zeigt des Vogels Flug wenn ich hier Träume

Uralt der Efeu der die Eichen hinauf wuchert

Alte Mauer Steinbrech und Nessel

Haben dich wie ein Bild gerahmt

So wie ein Buch mit stark vergilbten Blättern

Stehen die alten Bäume

Vor Zeiten von den Göttern entsandt

Der dich aus Wildnis hat beschworen

Dessen bannender Spruch ist lang schon verstummt

Was hier zerfällt zu namensloser Erde

War einst ein Prunk auf Glanz gebaut

Doch nun ist alles wild und schwer

Über Rosen Tulpen Nelken

Hat gesiegt

Das wilde Heer von Efeu und Nessel

Doch manchmal in den Mittagsstunden

Wenn Stille überm Parke liegt

Erscheint ein Schatten und ein huschen

Hab ich geträumt oder war

Pan gerade hier.


11. Dämmerspaziergang zur Burg Wilenstein

Weg bewachsen mit Schlehen und Birken

Holler Nessel Farngeruch

Im Tal erscheinen bald die Herbstzeitlosen

Versteckt durch einen hohen Hang

Im dichten Fichtengezelt

Steht im feuchten Tau

Die alte Waldbank

Von tiefen Schweigen umgeben

Wie dunkelnder Kristall

Von Schneckenspuren glitzernd überwoben

Uralter Sandstein am Bergeshang

Nackte Buchen

Wie glatte fleischige Leiber

Weiden verbogen wie Hexenkörper

Silbernes Geäst im grünen Getümmel des Laubwerks

Sanftbeflaumt wie ein Vogelnest

Das Weideröschen

Am Wegesrand

Fledermaus Flug kündet

Bald kehrt die Nacht

Es ist als ob die Erde hier trunken macht

Tausend Dämmerungsgänge

Keiner war vergebens

Schallt es mir aus dem Wald entgegen.



11. Versteckte Stufen

Bemooster uralter Stein

Stufe zum Sein

Wild wuchert der Efeu

Im Fichten Dom

Aus dem Dickicht Geruch

Von Fäulnis und Vergangenem

Zilp Zalp fliegt

Salamander kriecht

Abseits von Konsum und Oberflächlichkeiten

Letzte Idylle

Nur von wenigen erspürt.


hukwa