1.Waldpfad bei der Burgruine Wilenstein
Es scheint als schweigt der Wald im tiefen Traum
Waldeinsamkeit umhüllt die alte Burg
Im Dickicht am Berghang raschelst
Als gehe ein weißes Fräulein durchs Gebüsch
Als hielten zur Mittagsstunde die Götter hier Gericht.
Ein düsterer Pfad führt hoch zu den verfallenen Mauern
Durch grünes Bollwerk führt der alte Weg
Dann endlich bei der Burg angekommen
Spürt man in sich ein Gefühl
Als sei man einem Schatten entronnen.
2. Auf einer Friedhofsbank sitzend
Wer hier sitzt hat das Gefühl als seinen Hundert Jahre zurückgegangen
Doch niemand hat das hier vernommen
Das Rad der Zeit steht so still
Die Friedhofslinden flüstern im Wind
Eine alte Waldbank lädt ein zur Ruh
Als sprichst sie dem Wanderer zu
Setz dich hin und sei mein Gast
Die hinter dir liegen saßen auch hier
Und wem es erscheint er sei vom Leben vergessen
Dem raunt hier eine Stimme zu
Sei du vom Leben nicht so besessen
Hier in der Stille ahnest du
Es gibt ein Siech-vergessen
Kehr ein mit deinen Gedanken
Hier fallen alle Schranken
Hör wie die Friedhofslinden im lauen Winde flüstern
Mit einem mal ist dir als würden
Tote in dem grünen Blattwerk wispern
Deutlich spürest du
Ein jedes leben schreitet einmal seinem Ende zu
Die da unten liegen
Wissen darüber mehr als du.
3. Spätsommerabend an der Moosalb
Blau wölbt sich der Himmel
Über die Waldhänge hin
Distelsame fliegt über der Wiese
Im lauen Spätsommerwind dahin.
Kreisender Bussard am Himmel
Pfeilschnell der Schwalbe Flug
Falter im Blütentaumel
Schlafende Hornissenbrut.
Umrahmt von Buchen und Fichten
Fließt kristallen die Moosalb durchs Tal
Rot blinken die Ebereschen
Im Abendsonnenschein.
Bald geht die Sonne unter
Hinter dem Waldesrand
Dann walten die Nebel im Tal
In versilberten Strahlenglanz.
Vom wasser her tönt nun leise
Flötend der Amsel Sang
Bald blinkt am Himmel wieder
Diamantener Sternenbrand.
4. Am Kaltenborn
Durch bunte Herbstlaubfülle
Lief ich tief in mich versunken
In die Waldesstille
In den Zauber tief hinein
Da
An einem dunklen Teiche
Wo das Schilf stand schon in Bleiche
Klang aus grünlich-braunem Dickicht
Eine Syrinx auf
Sehr leise
Sanfte Töne
Schwingend aufgegangen
Wer blies wohl hauchend in die Röhre
Das sich Gras und Schilf so sanft bog
Hier im Röhricht und im Busche
Sah ich sanft ihn umherhuschen
Sah das kurze Hörnerpaar
Hör ihn mit den Hufen scharren
Sehe ihn in die Tiefe des Teiches starren
Langsam ging die zeit vorüber
Wind weht auf und Äste knarren
Wie ein Spuk war er gekommen
Wie ein Geist ist er gegangen
Und entzaubert war die Zeit.
5. Gefällte Bäume
Der Himmel spannt sein blaues Zelt
Durch den Fichtenwald
Zieht der Harzgeruch
Frisch gefällter Bäume
Rindenlos
Liegen sie da
Jeder Jahresring erzählt seine eigene Geschichte
Von Schneebruch
Stürmen
Sommerhitze
Vogelhochzeit
Gerade gewachsene Stämme
Krumme Jahresringe
Linien die das Leben schrieb
Ich setze mich zu ihnen
Schweige mit ihnen
Die sich aus dem vollen Leben verabschieden.
6. Am Felsenbrunnen
O singendes Gestein
Im Duft von sommerlichen Wäldern
Und wieder will ich dir lauschen
Einen Sommer lang
Ruhig ins Moos gestreckt
Reinen Herzens und allein
Genährt vom Rieseln und Rauschen
Den fernen Urhaften Lauten
Bildnis des inneren Geschauten
Hier unter schirmend schweren Zweigen
Kann ich bar jeder fremden Maske mich bewegen
Reißt du mich auch in meine letzte Tiefe
Ich will noch weilen
Will in mich gehen
Die Erlenbüsche
Silbern grau
Verweben sich wie im Traum
In das uralte Lied das klingt
Aus dem singenden Gestein.
7. Alter Schuppen in der Heidenkopfstrasse
Stürme rissen Ziegeln aus dem Dach
Regen lockerte das alte Mauerwerk
Die alte Tür stöhnt leise
Erzählt von alten Zeiten
Auf ihre Weise
Der alte Apfelbaum ist gebrochen
Daneben der Kirschbaum
Seine Früchte reifen nur noch für die Vögel
Der alte Schuppen mahnt Vergänglichkeit an
Die Menschen gehen vorbei
Sie sehen ihn nicht einmal.
8. An der Plättschen Mauer
Jahrhunderte schon lebt diese Mauer
Gefügt aus Buntsandstein
Schöllkraut Armer Heinrich und Ampfer
Glockenblume und Holunderstrauch
Fühlen sich hier zu Haus und
Entsprießen den lebendigen Fugen
Wo auch die schwarze Wollbiene haust
Hier und da ein gebrochener Stein
Wie Narben und Alterswunden
Und immer feucht
Als weine sie leis
9. Schauende Seele - Am Fischzuchtweiher
Wenn die klaren Bäche murmeln
Tritt das Schöpferwort zu Tage
Aus der Dunkelheit wird Helle
Nacht wird zur Geborgenheit
Fern dem Horizont der Tage
Summt die alte Bach ihr Lied
Wacht die Welt aus ihrem Schlafe
Klingt der Tag uns wie ein Lied
Singt die Amsel Sinfonien
Bäume rauschen Götterwort
Und im schweigenden zuneigen
Fliegt die Seele mit dem Winde fort,
10. Pan im Park
Was wohnt in dir noch außer Busch und Bäumen
Was zeigt des Vogels Flug wenn ich hier Träume
Uralt der Efeu der die Eichen hinauf wuchert
Alte Mauer Steinbrech und Nessel
Haben dich wie ein Bild gerahmt
So wie ein Buch mit stark vergilbten Blättern
Stehen die alten Bäume
Vor Zeiten von den Göttern entsandt
Der dich aus Wildnis hat beschworen
Dessen bannender Spruch ist lang schon verstummt
Was hier zerfällt zu namensloser Erde
War einst ein Prunk auf Glanz gebaut
Doch nun ist alles wild und schwer
Über Rosen Tulpen Nelken
Hat gesiegt
Das wilde Heer von Efeu und Nessel
Doch manchmal in den Mittagsstunden
Wenn Stille überm Parke liegt
Erscheint ein Schatten und ein huschen
Hab ich geträumt oder war
Pan gerade hier.
11. Dämmerspaziergang zur Burg Wilenstein
Weg bewachsen mit Schlehen und Birken
Holler Nessel Farngeruch
Im Tal erscheinen bald die Herbstzeitlosen
Versteckt durch einen hohen Hang
Im dichten Fichtengezelt
Steht im feuchten Tau
Die alte Waldbank
Von tiefen Schweigen umgeben
Wie dunkelnder Kristall
Von Schneckenspuren glitzernd überwoben
Uralter Sandstein am Bergeshang
Nackte Buchen
Wie glatte fleischige Leiber
Weiden verbogen wie Hexenkörper
Silbernes Geäst im grünen Getümmel des Laubwerks
Sanftbeflaumt wie ein Vogelnest
Das Weideröschen
Am Wegesrand
Fledermaus Flug kündet
Bald kehrt die Nacht
Es ist als ob die Erde hier trunken macht
Tausend Dämmerungsgänge
Keiner war vergebens
Schallt es mir aus dem Wald entgegen.
11. Versteckte Stufen
Bemooster uralter Stein
Stufe zum Sein
Wild wuchert der Efeu
Im Fichten Dom
Aus dem Dickicht Geruch
Von Fäulnis und Vergangenem
Zilp Zalp fliegt
Salamander kriecht
Abseits von Konsum und Oberflächlichkeiten
Letzte Idylle
Nur von wenigen erspürt.