Dienstag, 7. Februar 2012

Trippstadt – Erzhütten eine geschichtliche Verbindung

Die Entstehung eines Ortes, einer Siedlung und seine Geschichte sind aufs engste Verbunden mit der Landschaft in welcher die jeweilige Siedlung liegt. Sie sind aber auch verbunden mit jenen Persönlichkeiten und Menschen die durch ihre Tatkraft, sei dies in einem negativen oder positiven Sinne, den jeweiligen Ort prägten.

Die älteste Stadtrandsiedlung von Kaiserslautern, Erzhütten-Wiesentalerhof, steht in engem Zusammenhang mit der Trippstadter Adelsfamilie von Hacke und der Familie von Gienanth. Als man zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Reichswald bei Kaiserslautern braunes Gestein fand, das zwischen dem Buntsandstein in Schieferschichten vorkam, suchte der damalige Lauterer Oberförster Weller den Geheimrat Freiherr Ludwig Anton von Hacke in dessen Hüttenwerk in Trippstadt- Karlstal auf, um die mitgebrachten Gesteinsproben untersuchen zu lassen. Es stellte sich heraus, dass es sich um Erze handelte. Dem Ersuchen von Hacke vor Ort im Reichswald Probebohrungen vornehmen zu dürfen, wurde nach Festlegung einschlägiger Kriterien durch die kurpfälzische Hofkammer stattgegeben. Die Grabungen wurden nach zehn Jahren mit Erfolg abgeschlossen, so dass mit dem Erzabbau, mit Genehmigung des Bergamtes Kaiserslautern im Mai 1725 unter Leitung des Obersteigers Johann Jacob Diehl, begonnen werden konnte. In Erinnerung ist bis heute der legendäre Wahlspruch von Diehl, den dieser im Beisein des Freiherrn von Hacke am späteren Steigerhügel auf Erzhütten – Wiesenthalehrhof aussprach: „Die Wege zu den Schätzen dieser Erde sind nicht eben. Unsere Aufgabe ist es aus den Stollen sie zu heben“

Im Jahre 1726 erlaubte von Hacke dem Obersteiger eine Kate in Lehmbauweise auf dem Gebiet des späteren Wiesenthalerhofes zu errichten. Es war die Geburtsstunde der Bergarbeiterenklave „Im Reichswald“.

Am 5. Januar 1771 schloss der Sohn des Bergwerksgründers, Freiherr Theodor von Hacke mit Johann Jacob von Gienanth aus Hochstein einen Pachtvertrag über das Trippstadter Eisenwerk ab, zu dem auch das Erzbergwerk im Reichswald gehörte. Der Vertrag hatte eine Laufzeit von zunächst 12 Jahren. Darin wurde Gienanth das Recht eingeräumt, Arbeiter nach seinem Gutdünken einzustellen oder zu entlassen und Streitigkeiten unter den Arbeitern zu schlichten. Den Arbeitern wurden an Rechten zugestanden: Fronfreiheit, Freiheit von Kriegslasten, freier Zu- und Wegzug, Nutzung von Gärten und dergleichen mehr. Für den Bergwerksbereich wurde den Bergleuten gestattet, sich in der Nähe der Gruben anzusiedeln.

Im Jahre 1775 wird in einem Bericht gesagt: „Auf Erzhütten, unter der Direktion des Herrn Bergrath Gynanth darselbst, wird Eisenerz gegraben“. Als Bewohnerzahl sind genannt: 12 Männer, 12 Frauen und 22 Kinder.

Der Nassau – Ussingische Kammerrat Christin Friedrich Habel berichtete 1777 in seinem Tagebuch über die Erzgrube im Reichswald wie folgt: „Wenn man zur linken Seite nach Schelbach (einer der damaligen Namen der Siedlung) kommt, so findet man in dem Wald unter dem Sandstein Flötz (…), das 12 Schuh mächtig ist… schiefriges Eisenerz. Es wird auf den Gienanthschen Werken verschmolzen“.

Im Jahre 1777 verstarb Bergrat Gienanth. Dessen Witwe und sein Sohn Gideon vereinbarten 1780 einen auf 30 Jahre vorgesehenen Temporalbestand mit von Hacke. 1804 schließlich erwarb Ludwig von Gienanth als „wohlfeiler Kauf“ das Trippstadter Werk. Für das Bergwerk im Reichswald hatte er 20 Gulden zu zahlen. Allerdings hatte er nur das Schürfrecht nicht die Fläche dort gekauft. Ein Jahr später kaufte Gienanth auch den Wappenhammer (heutiges Hotel Blechhammer) beim Fischerrück in der Nähe von Erzhütten, der in einen „Blechhammer“ umgewandelt wurde.

Allerdings bestanden schon vor dem Kauf Gienanths zwischen dem Wappenhammer und der Schmelzhütte bei Stelzenberg Verbindungen. Das lutherische Kirchenbuch nennt 1740 „Friedrich Jacob Wagner, Director auf der Eisenschmelz“ als Pate bei einer Kindtaufe der Familie Schwarz, dieser Familie gehörte der Wappenhammer vor dem Kauf der Gienanths.

Die hier genannte Eisenschmelze befand sich wie aus einem 1748 im gleichen Kirchenbuch eingetragenen Vermerk hervorgeht (Wagner ist wieder genannt) später bei Trippstadt. Anscheinend wanderten auch Bergarbeiter von Erzhütten in die Hüttenwerke nach Trippstadt ab, so wird in einer alten Urkunde ein Wilhelm Boullong, Bergmann auf Erzhütten erwähnt, seine Familie findet sich 1800 wieder als Arbeiterfamilie in den Eisenhüttenwerken von Trippstadt.

Aus Urkunden wissen wir, dass von 1814 bis 1824 das Bergwerk im Reichswald insgesamt 75.000 Zentner Eisenerzsteine in die Werke Gienanths lieferte. Deren Verhüttung erfolgte in Trippstadt, Hochstein und in den letzten beiden Jahren im Werk in Eisenberg. Dem wenig ergiebigen Eisenerz des Reichswälder Bergwerks wurde ergiebigeres Erz aus anderen Gruben hinzugegeben. Um 1825 wurde der Bergbau auf Erzhütten aufgegeben. Auf den Grundsteinen des alten Verwaltungsgebäudes der Gienanths steht heute die Schule von Erzhütten.

Als im Jahre 1777 der Bergrat Jakob von Gienanth starb, pflanzte der Waldförster Johann Christian Diehl die sogenannten „Gienanth Buchen“ auf dem Steigerhügel beim Wiesenthalerhof, jenem Platz wo die Geschichte der ehemaligen Bergarbeiterenklave 1725 begann. Diese mächtigen Buchen die sozusagen den Mittelpunkt von Erzhütten – Wiesenthalerhof prägten wurden am 7.Juni 1973 gefällt.

Eine am 4. Oktober 1994 errichtete Gedenkstätte erinnert heute an die Bergwerksenklave im Reichswald, deren Geschichte im Mai 1725 im Beisein des adligen Bergwerks- und Hüttenbesitzers Reichsfreiherr Ludwig Anton von Hacke und seinem Obersteiger Johann Jacob Diehl begann.

Literaturhinweise:

Heinz Friedel: Eine Siedlung im Reichswald, die Erzhütten, Kaiserslautern 1989

Theodor Zink: Der Blechhammer bei Kaiserslautern

B. Cloer: Eisengewinnung und Eisenverarbeitung in der Pfalz im 18./19. Jahrhundert

Ludwig Müller: Ortschronik Erzhütten


hukwa