Freitag, 10. April 2020

VonTrippstadter Tagelöhnern zur Zeit der Eisenverhüttung


Wenn man im Trippstadter Bürgerbuch von Heinrich Haas blättert fallen dem aufmerksamen Leser sofort die zahlreichen Tagelöhner auf, die einst in Trippstadt gelebt haben. Als Tagelöhner oder Tagner bezeichnete man einen Arbeiter der seine Arbeitskraft immer wieder neuen Auftraggebern anbot, also ein Arbeitnehmer ohne feste Anstellung. Die Bezeichnung entsprang der Tatsache, dass diese Arbeiter im Tagelohn arbeiteten und meist nur tageweise beschäftigt waren. In der Regel besaßen diese Leute kein Land dass sie bepflanzen konnten und waren also auf „geringfügige“ Beschäftigungen angewiesen um sich und ihre Familien am Leben zu erhalten.
Dass es in Trippstadt so viele Tagelöhner gab ist wohl eindeutig mit der Eisengewinnung und Verarbeitung in Verbindung zu bringen. So beschäftigte der Eisenhüttenbesitzer Gienanth immer wieder Tagelöhner. Aus alten Aufzeichnungen, Akten und Niederschriften habe ich versucht etwas über das Dasein dieser Menschen herauszufinden.
In den Trippstadter Eisenhüttenwerken schwankte die Anzahl der beschäftigten Tagelöhner ständig. In Zeiten guter Konjunktur arbeiteten recht viele dieser Hilfskräfte in und um die Werke, auch bei Neu- und Umbauarbeiten wurden kurzfristig mehr Leute eingestellt, diese wurden allerdings nach Abschluss der Arbeiten sofort wieder entlassen.
Im Jahre 1810 wurde im Trippstadter Werk nur ein Tagelöhner beschäftigt. Dessen Aufgabe es laut einer Niederschrift war, jährlich für das laufende zu sorgen“. Bezahlt wurde diese Arbeit mit 600 Francs, das entspacht einem Taglohn von 54 Kreuzern.
Genauere Angaben über die Beschäftigung von Tagelöhnern sind aus dem Jahre 1849 erhalten.
In einer Aufstellung werden 12 Personen für dieses Jahr genannt, die im Tagelohn beschäftigt waren.
Darunter befanden sich zwei ehemalige Hüttenarbeiter, ein Hammerschmied und ein Walzer, die in der Reservewohnung im Pensionärswohnhaus am Oberhammer wohnten. Carl von Gienanth zahlte ihnen 1849 eine Pension von 6 Gulden monatlich, doch arbeiteten beide nach dem Ausscheiden aus ihrem Beruf als Tagelöhner für 30 Kreuzer bzw. 24 Kreuzer, was bei 25 Arbeitstagen pro Monat 12 Gulden und 30 Kreuzer bzw. 10 Gulden Lohn war.
Drei der zwölf Tagelöhner waren mit dem Zusatz „Reservemann“ versehen und wurden bei Bedarf in der Flammofengießerei oder im Bandeisenwalzwerk eingesetzt. Diesen zahlte der Hüttenwerksbesitzer pro Tag 30 Kreuzer.
Bedingt durch die Revolution im Jahr 1849 trat eine wirtschaftliche Krise ein, die mit Lohnkürzungen verbunden war und wodurch sich das Einkommen der Tagelöhner verringerte.
Drei weitere Tagelöhner hatten einen festen Aufgabenbereich: Der Briefbote, der Wassermann und der Schleusenwärter. Ihr Taglohn betrug 24 Kreuzer. Sie waren von den Lohnkürzungen des Jahres 1849 nicht betroffen.
Die Stellung eines „Meisters“ nahm der Obmann der Tagelöhner in Anspruch, sein Lohn war auf 40 Kreuzer pro Tag angesetzt.
Sechs der zwölf Tagelöhner wohnten außerhalb des Werkes, einer in Stelzenberg, vier in Trippstadt und einer in Langensohl, vier davon in Werkswohnungen und zwei in Gienanthschen Häusern an ihrem Arbeitsplatz an den Weihern. Der Arbeitsbereich und Aufgabenbereich der Tagelöhner umfasste die Instandhaltung und Reparatur der Wasserkanäle, Bäche und Kohlenfuhrwege, Hilfsdienste bei der Alteisenaufbereitung und in der Flammofengießerei.



Literaturhinweise
Lürmann: Ein Jahrhundert deutschen Kokshochofenbetriebes
Hartig: Die wissenschaftliche Eigenart der Pfalz

 
Trippstadter Schloss - Foto©UteKW

hukwa