Freitag, 10. April 2020

Aus der Trippstadter Geschichte: Der Bau des Gas-, Puddel-, und Walzwerkes 1857/58 in Trippstadt und das Brennmaterial Torf


Am 11. November 1856 richtet Carl von Gienanth an die Regierung in Speyer das Gesuch „um die Conzession eines Gaspuddel- und Walzwerkes, an der Stelle des Unterhammers. Der bisher dort betriebene Großhammer soll durch diese neue Anlage die der Herstellung von Blechstäben diente, welche dann im Blechwalzwerk ausgewalzt wurden, ersetzt werden.
Die neue Einrichtung bestand aus 1 Doppelpuddelofen, 1 Schweißofen, 1 Luppenquetschwerk, 1 Schere, 1 Walzenstraße und 1 Dampfkessel, der mit der Überhitze des Puddel- bzw. Schweißofens betrieben wurde. Als weitere Antriebsquellen dienten eine Dampfmaschine von 10 PS und ein Wasserrad für das Walzwerk.
Als Brennmaterial dienten teils Holzkohle und teils Torf, wobei der Holzkohlenverbrauch nicht über dem der früheren zwei Frischfeuer liegen sollte, da beabsichtigt war, den Mehrverbrauch durch Torf aus dem Landstuhler Bruch abzudecken.
Die Genehmigung erteilte München am 16. Juli 1857 unter folgenden Bedingungen: der Bau muss binnen Jahresfrist nach den vorgelegten Plänen ausgeführt sein und für die Arbeiter des Trippstadter Hüttenwerkes muss eine Kranken- und Unterstützungskasse eingerichtet werden.
Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 1857 und wurden im Herbst 1858 beendet. Die Baukosten beliefen sich auf ca. 60 000 fl (Gulden). Eisen und Gußteile wurden in Trippstadt selbst hergestellt oder aus Eisenberg oder Hochstein bezogen.
Die Kosten für die Dampfmaschine in Höhe von 3.375 fl (Gulden) wurden durch Eisenlieferungen abgegolten. Während der Umbauarbeiten wurde der alte Hammerbetrieb möglichst lange beibehalten, so dass nur 5 Monate Stillstand an dieser Produktionsstätte anfielen.

Lit. Verzeichnis:
Privatarchiv Herr Geißenbauer.
Aus den Tagebüchern eines Torfstechers im Landstuhler Bruch.
Henning: Die Wirtschaftsstruktur im 19: Jahrhundert.
Hehr: Die Verkehrsverhältnisse im 19. Jahrhundert.
Engelsing: Probleme der Lebensgestaltung in Deutschland. 
 
Trippstadter Schloss - Foto©UteKW

hukwa