Flurnamen
aber auch die Namen geschichtlicher Persönlichkeiten kommen aus
einer sehr fernen Zeit zu uns. Es ist uns oft möglich die Geschichte
ihrer Wirkung bis in unsere Zeit zu verfolgen, doch die Person oder
die tiefere Bedeutung eines Flurnamens bleibt uns meistens verborgen.
Nur wenig Gesichertes ist uns darüber überliefert, und das Wenige
das wir wissen oder wissen können, muss mühevoll aus alten Urkunden
und Schriften erschlossen werden.
Bei
den Flurnamen spielt die mündliche Überlieferung eine wichtige
Rolle haben diese doch im Laufe der Jahrhunderte oftmals verschiedene
Namen erhalten.
Über
Landschaften, Flurnamen und Persönlichkeiten bildeten sich im Lauf
der Jahrhunderte Legenden und oft mythische Interpretationen. Dann
muss die historische Wahrheit vom Sagenhaften getrennt werden.
Dennoch, vollständig verstehen und rekonstruieren können wir die
Geschichte nicht. Es bleibt immer etwas dunkles und schattenhaftes.
Vieles
können wir nur in Umrissen erkennen, das Nebulöse ist immer Teil
der Geschichte. Vielleicht ist sie gerade deswegen so interessant.
Die
meisten Menschen des Mittelalters waren, wenn sie nicht in einer der
damaligen Städte lebten, ausgeschlossen von Kultur und Bildung. Nur
in den Klöstern oder an den Fürstenhöfen bestand für ein kleines
Klientel die Möglichkeit intellektueller Bildung, die fast
ausschließlich vom Klerus getragen wurde. Auch lebte ein Großteil
der damaligen Bevölkerung weit isoliert voneinander in kleinen
Familienverbänden. Kunde haben wir fast nur von den Mächtigen, von
den Adelsfamilien, Bischöfen und Kirchenfürsten. Der einfache
Mensch, der Leibeigene, der Hintersasse, die Bauern und Handwerker
bleiben fast immer im Dunkel der Geschichte verborgen. So bleibt die
Persönlichkeit der Menschen des Mittelalters meist unsichtbar im
dunklen Labyrinth der Geschichte. Hinzu kommt, dass bei Abschriften
von alten Urkunden und Weistümern trotz größter Aufmerksamkeit
immer wieder unbeabsichtigte Fehler unterlaufen. Sich in dieses
historische Dunkel hinein zu arbeiten und etwas Licht in die
Vergangenheit zu bringen ist die Aufgabe der heimatkundlichen
Geschichtsforschung. Denn: Der Mensch im Hier und Jetzt will wissen
woher er gekommen ist, will wissen wo seine Wurzeln sind. Daher ist
die Beschäftigung mit der Heimatgeschichte für manche so wichtig,
um den eigenen Standort in der Zeit zu finden und somit den Weg in
die Zukunft hinein festlegen zu können.
In
der Urkunde des ersten
Burgfriedens von Wilenstein (1348)
finden sich die Flurnamen Haselechterbrunnen und Hitzstein. Im
Sonderheft der „Blätter
zur Heimatgeschichte von Tripstadt und dem Wilensteiner Land“
schreibt Kurt Knebel über den Haselechterbrunnen: „...Wie
Ernst Christmann meint, soll es sich um die Quelle handeln, die
unterhalb des Köpfchens wo das Kaltenbornertal sich verengt
entspringt, und heute keinen eigenen Namen hat. Ernst Bilfinger
dagegen meint in dieser Bezeichnung den Moosbrunnen zu erkennen der
am Nordrand des Hirschsprungs zwischen Weiherfelderhof und Mölschbach
oberhalb des Mooswiesertals entspringt“.
Knebel
selbst nennt keinen Standort des Brunnens sondern verweist auf seine
Hinweise über den „Hitzstein“
im gleichen Heft: „…Der
ehemalige, sogenannte Hitzstein ist nicht mehr vorhanden... Aus der
alten Beschreibung eine genaue Deutung des Geländes herzuleiten ist
nicht möglich. Ernst Bilfinger deutet den ehemaligen Hitzstein als
ein Harbsbild römischer Legionäre im Haderwald, das aber schon zur
Zeit
Bilfingers im Steinbruch untergegangen ist.“
Bilfinger
kann nur den alten Steinbruch „Bruchhalde“ oberhalb des
Finsterbrunnertals meinen. In diesem Steinbruch wurden noch 1870
Steine gebrochen (Nachweis: Chronik von Schopp).
In
der Urkunde des Wilensteiner
Burgfriedens steht u.a.:
„Wir
Johann und Jakob Gebrüder von Flersheim bekennen und offentlichen
mit dießem gegenwertigen Brief und thun Kund allen den die
ihn...ansehen oder hören,lesen, daß wir gelobt und geschworen han
zu den heiligen einen rechts Burgfrieden zu halten als recht und
gewöhnlich ist Burgfrieden zu halten, mit unserem Junker Wyrich von
Thun Herr zu dem Oberstein und seinen Erben zu Falklenstein
uff Dornsberg
und darum als verre als hier geschrieben steht, gerichte uff obwendig
haßelechterbrunnen uff die Steig herab bis an das mittel weglein, in
die herrechte bach und wieder uff die Leimgrube bei hinter Wilenstein
uff dem Feld, von der Leimgrube bis an die Nabach bis zu dem alten
Schafhof und mitten den Nabach in biß die Bach und von der Bach
wieder uff die halbe, bis an deen rechten Tal an der seyte an der
Slag und die Saltze wieder vor der Burg ob biß mitten an nicke das
man heißt den hitzstein und von dem hitzstein unter durch die bach
biß in den waldmanßthal uff bis uff den Koppel, da vor waldmanßthal
wendet bis wieder uff die Steg vor haßelechter brune, der Burgfriede
soll auch anderseits der falße für gemeinen Steinwurf von weihertal
an dem nicke am hitzstein ohngepferd...“ (Auszug
aus dem Wilensteiner Burgfrieden von 1348).
Johann
und Jakob von Flörsheim schwören einen rechten Burgfrieden mit
ihrem Junker Wirich
III von Daun, Herrn
zum Oberstein und seinen Erben zu Falkenstein, zu halten und
beschreiben den Umkreis um die Burg in dem er gelten soll. Das
Zusammenleben mehrerer Teilhaber auf einer Burg (wie auf Wilenstein)
oder innerhalb einer eng miteinander verwachsenen Burgengruppe machte
eine Rechtsordnung notwendig. Diese findet sich seit dem
13.Jahrhundert in dem Begriff des „Burgfriedens“.
Meistens deckten sich Burgfrieden mit Besitz und Gemarkungsgrenzen.
Der Burgfrieden war ein wichtiger Teil mittelalterlicher
Burgenpolitik und diese war als Machtpolitik letztendlich
Herrschaftspolitik. Von jeder Burg aus sollte Herrschaft durchgesetzt
werden. Die Anlage einer Burg bedeutete Niederlassung einer
Herrschaft oder Dynastie. Somit ist Burgenpolitik ein sehr wichtiges
Element beim Entstehen der Staatlichkeit im Mittelalter gewesen. Die
Träger dieser Burgenpolitik waren Könige, weltliche und geistige
Fürsten, geistliche Orden, Vasallen und deren Dienstmannschaften. Im
späteren Mittelalter konnte auch das städtische Bürgertum
burgenpolitisch aktiv werden.
Wie
weit reichte ein Burgfriedensbezirk? Das weiß man von den
pfälzischen Burgen Wildenstein (1414), Gutenburg und Falkenburg
(1379) dort war der Friedensbezirk durch Armbrustschussweite
bestimmt.
Was
das Bildnis (Habsbild) betrifft von dem Bilfinger spricht kann es
natürlich möglich sein, dass sich ein solches einst in diesem
Steinbruch befunden hat. Nur wenige Kilometer entfernt von dieser
alten Bruchhalde ist die Heidelsburg (Waldfischbach) bei der sich das
Bildnis eines römischen Försters (saltuaris) befindet. Ein solches
oder etwas Ähnliches könnte sich auch in diesem Steinbruch befunden
haben. Außerdem finden wir in einem Steinbruch bei Bad Dürkheim
ebenfalls Inschriften aus römischer Zeit. Angesichts solcher Befunde
drängt sich dem historisch denkenden Betrachter eine solche Annahme
auf. Bei Johanniskreuz befindet sich eine Römerstraße und in der
weiteren Umgebung wurden römische Funde gemacht so dass wir davon
ausgehen können, dass dieses Gebiet von dem hier die Rede ist, die
ihm zugewande historische Aufmerksamkeit verdient. Möglich, dass es
sich bei dem sogenannten „Habsbild“ um ein römisches Feldzeichen
gehandelt hat. Man muss auch bedenken, dass Bilfinger noch sehr stark
mit der Volksüberlieferung arbeiten musste. Aber das Rätsel um den
„Hitzstein“ ist vielleicht einfach zu lösen. Wahrscheinlich
handelt es sich um einen der großen Felsen im weiteren Umfeld der
Burg Wilenstein, nämlich einfach ein Stein der sich durch das
Sonnenlicht erhitzt und der so gelegen ist, dass er zugleich auch
eine Aussichtsplattform ist. Nicht immer müssen sich in Flurnamen
historische Kuriositäten verbergen.
Der
Haselechterbrunnen dürfte eindeutig identisch sein mit dem heutigen
Haselbrunnen. In dem „neueren“ Namen hat sich die Erinnerung an
den alten Flurnamen erhalten. Die Flurnamen zählen zu den Ortsnamen.
Sie bezeichneten aber keine bewohnte, sondern eine in Wald und Flur
liegende Örtlichkeit. Sie sind gebildet nach der Gestalt oder dem
Zustand der Landschaft, in der die Flur liegt nach Tieren, Pflanzen
(noch heute stehen beim Haselechterbrunnen Haselbäume) oder Felsen.
Man muss zur richtigen Erklärung solcher Namen immer die älteste
bekannte Form suchen, da sie in der Regel im Laufe der Zeit eine
Veränderung erfahren.
Auch
die Namen von Burgen und der Adelsgeschlechter die diese Gemäuer
bewohnten, geht meist auf einen alten Flurnamen zurück. Beispiel
hierfür sind die Burgen Beilstein, Falkenstein und Wilenstein die
nach dem Fels benannt sind auf dem sie erbaut wurden.
hukwa
Literaturhinweise
u. Verzeichnis:
H.
M. Maurer: Rechtsverhältnisse der Hochmittelalterlichen
Adelsburg.Signaringen 1976.
H.
Ebner: Die Burg als Forschungsproblem mittelalterlicher
Verfasssungsgeschichte.
E.
Schrader: Das Befestigungsrecht in Deutschland von den Anfängen bis
zu Beginn des 14.Jh.
V.Henn:
Das Öffnungsrecht bei Burgen, seine Anfänge und seine Entwicklung
in den Territorien
des
13. u. 16.Jh. Thübingen 1965
K.
Knebel: Trippstadter Flurnamen. Sonderheft – Blätter zur
Heimatgeschichte Trippstadt.
H.
Friedel: Chronik der Gemeinde Schopp.
Aus
dem Flurnamenarchiv von
Hans
Wagner. Kopie - Urkunde des Wilensteiner Burgfriedens 1348
Ernst
Bilfinger: Das Holzland.
Ernst
Bilfinger: Johanniskreuz- eine Ortsgeschichte.
Grimm:
Rechtsaltertümer.