Pilze
sind faszinierende Wesen und weil sie so ganz anders sind als alle
anderen Lebewesen um uns herum, wurden sie lange Zeit ins Reich der
Hexen, Teufel und Geister verbannt. Ihre volkskundlichen Namen geben
uns zum Teil noch eine Ahnung davon: Teufelspilz,
Hexenpilz, Satanspilz, Eselsohr, Fliegenpilz
usw.
Wenn
es im Herbst nicht zu kalt ist und es dazu noch einige Tage geregnet
hat, "schießen" die Pilze regelrecht aus dem Boden. Ihr
erstaunlich schneller Wuchs bewirkt, dass die Menschen sie von alters
her als rätselhafte Verbindung zwischen der gewohnten Welt und der
Welt der Naturgeister ansahen. Eine Welt, die von wunderbaren und
seltsamen Wesen bewohnt war. Pilze umgibt die Aura des
Geheimnisvollen. Sie sehen so ganz anders aus als die anderen
Organismen, die wir in der Natur vorfinden. Sie haben meist
eigenartige Formen und auffallende Farben. Dadurch brachte man sie
eher mit der Welt der Gnome und Zwerge in Verbindung als mit der uns
umgebenden Wirklichkeit. So ist es auch kein Wunder, dass die Pilze
seit ältesten Zeiten in Verdacht stehen Werkzeuge von Hexen und
Zauberern zu sein.
Besonders
Hexenringe waren für die Menschen sehr faszinierend. Man dachte, es
wären Hinweise auf dunkle, teuflische Aktivitäten. Manche glaubten,
dass die Pilze in dem seltsamen Kreis die Spuren eines nächtlichen
Tanzes beim Hexensabbat seien. Andere wiederum dachten, der Ring
bezeichne den Platz, wo ein Blitz in die Erde gefahren sei, dabei
habe er elektrische Energien entwickelt die sich sternförmig
ausbreiten. Hexenringe wurden dem Aberglauben nach auch durch
unterirdische Dämpfe gebildet die geheimnisvollerweise als
ringförmiger Rauch auf die Erde kamen.
Zu
einer Zeit in der man noch an die Existenz von Elfen, Geistern und
Hexen glaubte, entstanden die Bezeichnungen "Hexenring" und
"Elfenhof". Im fahlen Licht des Mondes tanzten Feen und
Elfen auf einer kreisrunden Tanzfläche und ruhten sich auf kleinen
Pilzen aus. In seinem Stück „Der
Sturm“
deutet William
Shakespeare
dies an:
Pilzfotos©UteKW |
"...
halbe Zwerge die ihr
Bei
Mondschein grüne saure Ringlein macht,
Wovon
das Schaf nicht frisst; die ihr zur Kurzweil
die
nächtgen Pilze macht; die ihr am Klang
der
Abendglock euch freut;..."
Redet
der Wissenschaftler von Pilzen, so spricht er stets von Myzelien,
denn das was der Mensch normalerweise zu Gesicht bekommt und als
"Pilz" bezeichnet, ist nicht der eigentliche Pilz, sondern
nur dessen Fruchtkörper!
Der
eigentliche Pilz befindet sich unter der Erde, oder bei Baumpilzen im
Holz. Die Myzelien sind feine Härchen die sich weit im Boden
ausbreiten und eine beachtliche Größe erreichen können. Ein
Quadratkilometer ist hier keine Seltenheit!
Der
größte lebende Organismus ist ein Hallimasch in Michigan/USA der
vor einigen Jahren entdeckt wurde. Er ist über 9 Quadratkilometer
groß!
Auch
in der Medizin spielen Pilze eine wichtige Rolle. Die positive
Wirkung vor allem asiatischer Heilpilze auf das Immunsystem ist
inzwischen unbestritten. Und ohne Penicillin wäre die moderne
Medizin undenkbar. Der berüchtigte Fliegenpilz wird seit vielen
Jahren in der Homöopathie als Arzneimittel angewandt. Der
sensationelle Fund der 5300 Jahre alten Gletschermumie „Ötzi“
zeigt, dass Pilze schon bei unseren vorindogermanischen Ahnen eine
arzneiliche Rolle gespielt haben. Ötzi hatte zwei getrocknete Pilze
aus der Gruppe der Porlinge, auf eine Schnur gezogen, bei sich. Die
Pilze sind wahrscheinlich als Birkenporling oder als Lärchenporling
zu bestimmen und man weiß inzwischen, dass diese nicht als
„Zunderschwämme“ verwendet wurden, sondern einen medizinischen
Zweck hatten. Auch in Deutschland wird der Ausdruck Mykotherapie
immer bekannter.
Sinngemäß
bedeutet Mykotherapie
Heilbehandlung mit Pilzen und pilzlichen Substanzen und ist von
Phytotherapie,
der Heilbehandlung mit Pflanzen abgeleitet. So konnte mittels Studien
nachgewiesen werden, dass manche Pilze das Immunsystem stärken und
regulieren. Ein gut funktionierendes Immunsystem ist der Schlüssel
zur Gesundheit. Denn nur wenn die Abwehr funktioniert, bleibt bzw.
wird der Mensch gesund. Das Immunsystem ist teilweise im Darm
lokalisiert. Hier stärken Pilze die gesunde Darmflora, fördern die
Verdauung, entgiften und bewahren das natürliche Gleichgewicht an
Mikroorganismen.
Pilze
bieten eine ungewöhnliche Vielfalt an Heilwirkungen. In der
asiatischen Medizin werden sie seit Jahrtausenden angewandt. Aber
auch in den Kräuterbüchern der Antike tauchen sie auf, so bei
Dioskurides
und Plinius.
Auch Hieronymus
Boch
erwähnte Pilze in seinen Heilbüchern. So die Stinkmorchel, den
echten Zunderschwamm, den Hallimasch und das Judasohr.
Wissenschaftler testeten 1975 den Schopftintling. Dabei stellten sie
fest, dass schon eine kleine Menge des Pilzes zu erheblichen Senkung
des Blutzuckerspiegels führte. Ein handelsübliches Antidiobetikum,
das als Kontrollsubstanz verwendet wurde, wirkte nur geringfügig
stärker als der Schopftintling. Der Glänzende Lackporling, wird in
der Krebstherapie eingesetzt. In letzter Zeit ist in Deutschland der
Austernseitling als Heilpilz bekannt geworden.
Die
medizinische Verordnung von Pilzen oder pilzlichen Substanzen gehört
aber auf jeden Fall in die Hände eines Arztes! Selbstmedikationen
können hier fatale Auswirkungen haben, bei Giftpilzen sogar tödlich
sein!
Wegen
ihres geringen Kaloriengehalts und den enthaltenen Vitaminen und
Ballaststoffen sind die Speisepilze auch ein wertvolles
Nahrungsmittel.
Man
sollte sich beim Sammeln von Pilzen aber immer einer pilzkundigen
Führung anschließen, da auch bei den gängigen Speisepilzen große
Verwechslungsgefahr durch Giftpilze möglich ist!
hukwa