Dienstag, 17. Oktober 2017

Wanderer im Herbst - Prosagedicht

Der Herbst zog auf ohne Bitternis. Der Geruch von Äpfeln im kleinen Waldstück am Feldrand. Vermischt mit Hainbuchen stehen hier einige Wildäpfelsträucher. Letzter Wespentanz über faulendem Obst. Taubengurren und Meisengezwitscher tönt aus halb entlaubten Ästen. Manchmal ein sinkendes Blatt das Trost schenkt. Im Spinnenhaar des scheidenden Altweibersommers goldfunkene Tautropfen. Etwas weiter im Ried singt der Zilp-Zalp sein Reiselied. Ein Hauch von Trauer geht von den verblasssenden Wildrosen aus. Letzter Herbstrausch. Ein Igel schläft schon tiefe im Laub. Am Feldrand atmet die Zeit sich aus. Schwebende Distelsamen im kalten Wind. Zwischen Wolken Kraniche. Sie ziehen ins Exil. Schon winkt des Winters naher Schatten. Ein letztes mal weint der späte Mohn. Die Flockenblume am Waldrand schickt einen letzten Gruß. Als singe sie die alten Lieder. Ein einsamer Wanderer auf grauer Flur geht vorrüber.
hukwa




Fotos © Ute Knieriemen-Wagner