Zwei
mal im Jahr ziehen die Kraniche durch unseren Ort. Ihr Geschrei höre
ich schon, wenn sie noch weit entfernt sind. Es ist immer später
Abend wenn sie keilförmig über das Dorf ziehen. Sie gehören schon
zu den regelmäßig wiederkehrenden Frühjahrs- und Herbstbildern in
unserem Teil des Pfälzerwaldes. Sie reisen innerhalb eines schmalen
Korridors, der durch Deutschland verläuft. Auf einer Waldwiese
außerhalb unseres Ortes befindet sich eine Ihrer traditionellen
Rastplätze. Eine tiefer im Wald liegende Wiese, wo schon
Generationen von Kranichen gerastet und „getanzt“ haben. Wegen
ihrer lebendlangen Einehe, gelten diese Vögel als Sinnbild der Liebe
und Treue. Es sind stille Winkel, die diese scheuen Vögel aufsuchen
und man sollte davon absehen, sie zu fotografieren, oder sonst wie an
ihren Plätzen zu stören.
Im
vergangenen Jahr durfte ich ihren „Tanz“ beobachten. Durch Zufall
befand ich mich in der Nähe jener Waldwiese. Aus einiger Entfernung
konnte ich mit dem Fernglas das erste Mal in meinem Leben „tanzende
Kraniche“ beobachten. Es stimmt nicht, dass die großen Vögel nur
zur Balzzeit tanzen. Am häufigsten tanzen sie vor und nach dieser
Zeit. Der tanz muss also nicht unbedingt mit der Paarungszeit zu tun
haben, sondern er scheint einen Erregungszustand auszudrücken,
vielleicht auch pure Lebensfreude! Es ist ein erhabener Moment den
Tieren dabei zuzusehen: vollkommen still stehen die beiden Großvögel
voreinander und beobachten sich einige Zeit, bis das Männchen die
Flügel öffnet als wolle es das Weibchen umarmen. Es scheint so als
würde das Weibchen ihm ausweichen, lässig und geschmeidig stellt
das Männchen ihm nach. Dann stehen sich beide wieder unbeweglich
Auge in Auge gegenüber. Nun beginnt das Männchen damit Verbeugungen
nach allen Seiten zu machen und bewegt sich feierlich im Tanzschritt
nach rechts und links, läuft in einer Art Achterschleife, dreht sich
um sich selbst und schüttelt seine Schwingen, dass es raschelt wie
in einem Laubbaum und springt mit flatternden Flügeln meterhoch.
Dazu trompetet es laut. Immer wieder hebt es zwischendurch Stängel
und Grasbüschel auf und zeigt sie dem Weibschen. Dann wirft das
Männchen die Grasbüschel in die Luft, fängt sie auf und wirft sie
wieder hoch. So geht der Tanz noch einige Zeit weiter.
Nur
die wenigsten Wanderer werden solch ein Naturschauspiel einmal
persönlich erleben. Doch wer es erleben durfte wird es nicht wieder
vergessen.
Wenn
Wildgänse ziehen
Wie
die Kraniche ziehen auch die Graugänse zweimal im Jahr durch unser
Dorf. Wer einmal in einer mondhellen Oktober oder Novembernacht den
Flug dieser Wildgänse geobachtet hat, dem wir dieses fast
unwirkliche Erlebnis als mystischer Augenblick seines Lebens, als
ewige Naturerinnerung erhalten bleiben. Wenn die wilden Gänse mit
ihrem Ruf die Nacht durchtönen und unter sturmgepeitschten Wolken
südwärts ziehen, spürt der Beobachter das Ungebändigte und Wilde
das diese Vögel ausstrahlen. Mit einem Mal richtet das Phantastische
und die Realität seine Hochzeit aus und man spürt die Sehnsucht in
sich einmal Nils Holgerson zu sein! Der Frühjahrszug erreicht im
März/April seinen Höhepunkt. Nur einmal habe ich einen „unzeitigen
Grauganszug“ im Juni Beobachtet. Dabei handelt es sich um nicht
brütende Tiere oder um Gänse die bereits gebrütet haben. Den Zug
dieser Vögel zu beobachten, ist immer wieder ein wunderschöner
Moment in meinem Leben
hukwa