Sonntag, 10. Februar 2019

Das Trippstadter Barockschloss und sein Schlosspark



Alte Planskizze Trippstadter Schloss

Alte Ansicht Trippstadter Schloss

Grundriss Trippstadter Schloss
Wer sich für das Trippstadter Schloss interessiert wird nicht umhin kommen sich mit jener Epoche zu beschäftigen in der das Gebäude und sein Park entstanden sind, dem Barock.
Ein Grundstreben des Barocks war die Größe. Man spürte aus innerem Drang dem unendlich Großen und unendlich Kleinem nach und kam zu neuen Begriffen von der Unendlichkeit.
Das große Anliegen dieses Zeitalters war es wie sich der Mensch in diesen ungeahnten Größen behaupten und einordnen kann.
Bis in die Welt der Atome drang das unersättliche Forschen der damaligen Naturwissenschaftler,Künstler und Baumeister vor. Es bohrte nach einem gemeinsamen für Gott und Welt. Der Sinn der bewegten Zeit verlangte, alles in Kraft und Bewegung aufzulösen, selbst die Materie.
Der Barock erstrebte Einheit und weite der Welt, großlinige, alles umfassende und durchgehende Harmonie alles Seienden. In diesem Sinn kann man das Trippstadter Schloss und sein Park auch als Gesamtkunstwerk ansehen. Es gehört zu den wenigen guterhaltenen pfälzischen Profanbauten und wichtigeren Baudenkmälern aus der Zeit der politischen Kleinstaaterei Deutschlands vor Ausbruch der französischen Revolution. Es wurde 1766 erbaut und bereits 1767 fertiggestellt.
Bauherr war der damalige kurpfälzische Oberstjägermeister und Inhaber der Herrschaft Wilenstein,
Franz Karl Joseph Freiherr von Hacke (gest. 1780). Dessen Vater, Ludwig Anton Frh. v. Hacke (1682 – 1752), war 1716 in kurpfälzische Dienste getreten und wurde von Kurfürst Johann Wilhelm mit dem Falkensteiner Anteil des Amtes Wilenstein (so benannt nach der alten Burg Wilenstein in Trippstadt) belehnt. Als kurpfälzischer Oberstjägermeister erwarb er 1719 käuflich auch den Flörsheimer Anteil der lange Jahrhunderte hindurch zweiherrigen Herrschaft Wilenstein hinzu. Insgesamt umfasste dieses Amt damals den Hauptort Trippstadt, Stelzenberg und Mölschbach samt umliegenden Gehöften und Wäldern sowie die Wilensteiner Mühle (heute Klugsche Mühle im Karlstal). Hacke verfügte somit über einen Herrschaftsbereich von ungefähr 55qkm. 1728 gründete Ludwig Anton von Hacke im Karlstal die Eisenhüttenwerke, an die heute noch die Benennungen
Ober-, Mittlerer- und Unterhammer erinnern. Seit 1731 wurden dort u.a. Ofenplatten gegossen.
Die dazu nötige Energie die er für seine Eisenwerke benötigte Holz, Wasser und Erz bezog Hacke mit Ausnahme des Erzes aus der Umgebung von Trippstadt. Das Erz kam zu einem Großteil von Erzhütten- Wiesenthalerhof. Hacke wurde somit indirekt auch Gründer der ältesten Stadtrandsiedlung von Kaiserslautern, der ehemaligen Reichswaldenklave Erzhütten – Wiesenthalerhof.
1750 zog sich von Hacke von seinem Amt als Leiter des gesamten kurpfälzischen Forst und Jagdwesens zurück. Er starb 1752 und wurde in der noch von ihm gestifteten und von seinem Sohn Franz Karl Joseph 1752 / 54 erbauten katholischen Pfarrkirche St. Joseph in Trippstadt beigesetzt. Franz Karl Joseph von Hacke folgte seinem Vater nicht nur in der Herrschaft Wilenstein, sondern auch im Amt des kurpfälzischen Oberstjägermeisters nach. Besondere Verdienste erwarb er sich durch seine Bemühungen um die Pflege des Waldes. Auf ihn geht die Einführung für einige zuvor im Pfälzerwald nicht vorkommende Nadelhölzer zurück so der Lärche, der Weymoutskiefer, der Fichte und der Weißtanne. Versuche mit diesen Pflanzungen hatte er zuerst in seinem Trippstadter Forstbezirk unternommen. So pflanzte er auch Maulbeerbäume an um Seidenraupenzucht zu betreiben, was aber bei unserem Klima nicht gelingen wollte. Für seine erfolgreiche forstdienstliche Tätigkeiten wurde ihm im Karlstal ein Denkmal gesetzt.
Die Weymoutskiefer und die Lärche führte Hacke mit großem Erfolg im Pfälzerwald ein.
Die aus Nordamerika als Zierbaum nach Europa gekommene Weißkiefer oder Tannenfichte (Pinius strobus) ließ der englische Lord Weymouth zuerst auf seinen Besitzungen im Größeren anbauen, etwa im ersten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts- die älteste Beschreibung dieses raschwüchsigen, mehr Tannen- als Kiefernart zeigenden dekorativen Nadelholzes stammt aus dem Jahre 1700“, schreibt Johann Keiper in seinem Artikel über das Trippstadter Schloss.
Das 48m lange zweistöckige Schlossgebäude ist im Barockstil mit vollständiger Hausteinfassade aufgeführt,, der Sockel ist mit gehauenen Sandsteinquadern hergestellt und mit Bruchsteinen hinter mauert. Die Fenster- und Türeinfassungen sowie die Gurtgesimse bestehen aus profilierten gehauenen Steinen von gelblicher Farbe. Nach Keiper stammt das Steinmaterial aus dem das Schloss errichtet ist aus den Steinbrüchen der Umgebung von Trippstadt. Wahrscheinlich wurde das Schloss von dem Pfalz – Zweibrückischen Architekten und Ingenieur Siegmund Jacob Haecker erbaut. Das Innere des Gebäudes ist heute um einiges umgestaltet. Ursprünglich befanden sich im Erdgeschoss der Große Salon, Vorzimmer, Schlafzimmer, Flur, Gesindezimmer, Kabinette, Staatszimmer, Speisesaal, Garderobe, Gang und große Treppe. Im Obergeschoss befanden sich ebenfalls ein Salon, Rastplätze, Kabinette, Schlafzimmer, Garderoben, Gang und große Treppe. Vorratsraum und große Küche waren im ausgedehnten Souterrain untergebracht.

In den Giebelfeldern sind Reliefs angebracht. Auf der Rückseite, dem Schlossgarten zugewandt, ist in einer Muschel das Auge Gottes dargestellt. Die vordere Seite zeigt das Wappen der Hacke.
Von dem alten im französischen Stil angelegten Park, ist nichts mehr erhalten. Die Brunnenschale ist eine Neuschaffung, aber der Trippstadter Schlosspark ist auch in seinem „neuzeitlichen Stil“ eine
meditative Oase in unserer heutigen hektischen Welt. An Schloss und Garten fügte sich noch ein „weiterer Park“ an, der sich bis zum Karlstal hin erstreckte. Dieser wurde von dem bekannten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig Sckell (1750 – 1823) geplant, er war lange Zeit Hofgärtner im Schlosspark von Schwetzingen.
Im April des Jahres 1776 ließ Hacke auf dem Dach seines Schlosses den ersten der von dem Horbach stammenden Physiker und Meteorologen Johann Jacob Hemmer (1733 – 1790) entwickelten Blitzableiter, den damals sogenannten Fünfspitz, anbringen. Diese Blitzschutzanlage wurde im Juli 1794 während der Kämpfe zwischen preußischen und französischen Truppen zerstört, als der Westflügel des Schlosses durch Geschützfeuer stark beschädigt wurde.
Bereits 1793 flüchtete die Familie von Hacke vor der französischen Revolutionsarmee nach Mannheim.
Im Jahre 1804 kauft Ludwig Gienanth die Besitzungen von K.Th von Hacke.
Ein neues Zeitalter beginnt. 
hukwa
 
Literaturhinweise:
Planskizzen: aus dem Archiv von Th. Geißenbauer.
Johann Keiper: Die Adelsfamilie Hacke.
Ernst Bilfinger: Johanniskreuz.
Kurt Mantel: Forstgeschichtliche Beiträge.



Kleine Chronik des Trippstadter Schlosses zur Zeit der Freiherren von Hacke

1716 Zu Beginn des Jahres 1716 erhält der kurpfälzische Oberstjägermeister Ludwig Anton Freiherr von Hacke das halbe Amt Wilenstein als Erblehen. Zu dem Lehen gehörtendie Ortschaften Trippstadt, Stelzenberg und Mölschbach mit ihren Gemarkungen nebst allen dabei befindlichen Gehöften. Einschließlichh der Schlossmühle am Fuße des Wilensteins.

1719 Den anderen Teil des Amtes Wilenstein, die Flörsheimer Hube, kauft Ludwig Anton Freiherr von Hacke am 11. Mai 1719 um 4000 fl.

1724 Die „Alte Schmelz“ lässt Hacke beim Aschbacherhof einrichten.

1725 Hacke gründet das Erzbergwerk Erzhütten bei Kaiserslautern.

1742 Im Moosalbtal wird die „Neue Schmelz“ errichtet.

1746 In Langensohl wird ein Gutshof erbaut. Ludwig Anton Freiherr von Hacke bekleidete das Oberstjägermeisteramt 31 Jahre von 1719 bis1742 unter dem dritten und letzten Neuburger Pfälzischen Kurfürsten Karl Philipp, sodann noch acht Jahre unter Kurfürst Karl Theodor dem einzigen aus der erbberechtigten Sulzbacher Nebenlinie. 1750 trat Hacke in den Ruhestand und starb 1752 im Alter von 70 Jahren.

1752 Franz Carl Josef Freiherr von Hacke wird Erbe der Herrschaft Wilenstein und erbaut die Kath. Kirche in Trippstadt.

1754 Franz Carl Josef von Hacke wird zum Oberstjägermeister ernannt und bleibt es 26 Jahre lang. Er versah zugleich zugleich die Stelle als Oberforstmeister in den drei rechtsrheinischen Oberämtern Heidelberg und Ladenburg am Neckar, sowie zu Lindenfels im Odenwald.

1764 – 1767
Bau des Trippstadter Schlosses und des Schlossgartens im barocken Stil. Bau des Brunnenstollens. Eine Landkarte der Herrschaft Trippstadt wird angefertigt.

1771 Franz Carl Josef von Hacke verpachtet das Hüttenwerk im Moosalbtal an Bergrat Johann Jakob Gienanth.

1773 Hacke erbaut beim Lauberhof das „Cur und Badhauß“ Gutenbrunnen. Die kurpfälzische Regierung lässt auf Veranlassung von Hacke folgende Wildsämereien kommen: Fichtensamen aus Oberbayern, Lärchensamen aus Tirol, Weißtannensamen aus dem Schwarzwald und Samen der Weymouthkiefer aus England. Er beginnt mit dem Anbau dieser Bäume.

1776 Johann Jakob Hemmer bringt auf dem Dach des Trippstadter Schlosses den ersten Blitzableiter der Pfalz an.

1784 Friedrich Schiller soll zu Besuch im Trippstadter Schloss gewesen sein.

1789 Französische Revolution

1791 Friedrich Ludwig von Sckell gestaltet den Landschaftspark Karlstal

1793 Die Famile Hacke flüchtet vor den Französischen Revolutionstruppen nach Mannheim.

1794 Französische Revolutionstruppen erstürmen die Schanze beim Bartelsberg. Der Westflügel des Schlosses wird durch Kanonenbeschuss beschädigt.

1798 Trippstadt wird französisch bis 1814.


Literaturhinweise:
Johann Keiper – Die Adelsfamilie von Hacke
Chronik von Erzhütten Wiesentalerhof
Chronik von Trippstadt