Heimat ist eine Macht, eine mythische Macht. Wer dies noch nicht gespürt hat, der hat ein Versäumnis anzumelden.
hukwa
Dienstag, 19. Februar 2019
Samstag, 16. Februar 2019
Sonntag, 10. Februar 2019
Das Trippstadter Barockschloss und sein Schlosspark
Alte Planskizze Trippstadter Schloss |
Alte Ansicht Trippstadter Schloss |
Grundriss Trippstadter Schloss |
Wer sich für das
Trippstadter Schloss interessiert wird nicht umhin kommen sich mit
jener Epoche zu beschäftigen in der das Gebäude und sein Park
entstanden sind, dem Barock.
Ein Grundstreben des
Barocks war die Größe. Man spürte aus innerem Drang dem unendlich
Großen und unendlich Kleinem nach und kam zu neuen Begriffen von der
Unendlichkeit.
Das große Anliegen dieses
Zeitalters war es wie sich der Mensch in diesen ungeahnten Größen
behaupten und einordnen kann.
Bis in die Welt der Atome
drang das unersättliche Forschen der damaligen
Naturwissenschaftler,Künstler und Baumeister vor. Es bohrte nach
einem gemeinsamen für Gott und Welt. Der Sinn der bewegten Zeit
verlangte, alles in Kraft und Bewegung aufzulösen, selbst die
Materie.
Der Barock erstrebte
Einheit und weite der Welt, großlinige, alles umfassende und
durchgehende Harmonie alles Seienden. In diesem Sinn kann man das
Trippstadter Schloss und sein Park auch als Gesamtkunstwerk ansehen.
Es gehört zu den wenigen guterhaltenen pfälzischen Profanbauten und
wichtigeren Baudenkmälern aus der Zeit der politischen
Kleinstaaterei Deutschlands vor Ausbruch der französischen
Revolution. Es wurde 1766 erbaut und bereits 1767 fertiggestellt.
Bauherr war der damalige
kurpfälzische Oberstjägermeister und Inhaber der Herrschaft
Wilenstein,
Franz Karl Joseph Freiherr
von Hacke (gest. 1780). Dessen Vater, Ludwig Anton Frh. v. Hacke
(1682 – 1752), war 1716 in kurpfälzische Dienste getreten und
wurde von Kurfürst Johann Wilhelm mit dem Falkensteiner Anteil des
Amtes Wilenstein (so benannt nach der alten Burg Wilenstein in
Trippstadt) belehnt. Als kurpfälzischer Oberstjägermeister erwarb
er 1719 käuflich auch den Flörsheimer Anteil der lange Jahrhunderte
hindurch zweiherrigen Herrschaft Wilenstein hinzu. Insgesamt umfasste
dieses Amt damals den Hauptort Trippstadt, Stelzenberg und Mölschbach
samt umliegenden Gehöften und Wäldern sowie die Wilensteiner Mühle
(heute Klugsche Mühle im Karlstal). Hacke verfügte somit über
einen Herrschaftsbereich von ungefähr 55qkm. 1728 gründete Ludwig
Anton von Hacke im Karlstal die Eisenhüttenwerke, an die heute noch
die Benennungen
Ober-, Mittlerer- und
Unterhammer erinnern. Seit 1731 wurden dort u.a. Ofenplatten
gegossen.
Die dazu nötige Energie
die er für seine Eisenwerke benötigte Holz, Wasser und Erz bezog
Hacke mit Ausnahme des Erzes aus der Umgebung von Trippstadt. Das Erz
kam zu einem Großteil von Erzhütten- Wiesenthalerhof. Hacke wurde
somit indirekt auch Gründer der ältesten Stadtrandsiedlung von
Kaiserslautern, der ehemaligen Reichswaldenklave Erzhütten –
Wiesenthalerhof.
1750 zog sich von Hacke
von seinem Amt als Leiter des gesamten kurpfälzischen Forst und
Jagdwesens zurück. Er starb 1752 und wurde in der noch von ihm
gestifteten und von seinem Sohn Franz Karl Joseph 1752 / 54 erbauten
katholischen Pfarrkirche St. Joseph in Trippstadt beigesetzt. Franz
Karl Joseph von Hacke folgte seinem Vater nicht nur in der Herrschaft
Wilenstein, sondern auch im Amt des kurpfälzischen
Oberstjägermeisters nach. Besondere Verdienste erwarb er sich durch
seine Bemühungen um die Pflege des Waldes. Auf ihn geht die
Einführung für einige zuvor im Pfälzerwald nicht vorkommende
Nadelhölzer zurück so der Lärche, der Weymoutskiefer, der Fichte
und der Weißtanne. Versuche mit diesen Pflanzungen hatte er zuerst
in seinem Trippstadter Forstbezirk unternommen. So pflanzte er auch
Maulbeerbäume an um Seidenraupenzucht zu betreiben, was aber bei
unserem Klima nicht gelingen wollte. Für seine erfolgreiche
forstdienstliche Tätigkeiten wurde ihm im Karlstal ein Denkmal
gesetzt.
„Die Weymoutskiefer und
die Lärche führte Hacke mit großem Erfolg im Pfälzerwald ein.
Die aus Nordamerika als
Zierbaum nach Europa gekommene Weißkiefer oder Tannenfichte (Pinius
strobus) ließ der englische Lord Weymouth zuerst auf seinen
Besitzungen im Größeren anbauen, etwa im ersten Drittel des
achtzehnten Jahrhunderts- die älteste Beschreibung dieses
raschwüchsigen, mehr Tannen- als Kiefernart zeigenden dekorativen
Nadelholzes stammt aus dem Jahre 1700“, schreibt Johann Keiper in
seinem Artikel über das Trippstadter Schloss.
Das 48m lange zweistöckige
Schlossgebäude ist im Barockstil mit vollständiger Hausteinfassade
aufgeführt,, der Sockel ist mit gehauenen Sandsteinquadern
hergestellt und mit Bruchsteinen hinter mauert. Die Fenster- und
Türeinfassungen sowie die Gurtgesimse bestehen aus profilierten
gehauenen Steinen von gelblicher Farbe. Nach Keiper stammt das
Steinmaterial aus dem das Schloss errichtet ist aus den Steinbrüchen
der Umgebung von Trippstadt. Wahrscheinlich wurde das Schloss von dem
Pfalz – Zweibrückischen Architekten und Ingenieur Siegmund Jacob
Haecker erbaut. Das Innere des Gebäudes ist heute um einiges
umgestaltet. Ursprünglich befanden sich im Erdgeschoss der Große
Salon, Vorzimmer, Schlafzimmer, Flur, Gesindezimmer, Kabinette,
Staatszimmer, Speisesaal, Garderobe, Gang und große Treppe. Im
Obergeschoss befanden sich ebenfalls ein Salon, Rastplätze,
Kabinette, Schlafzimmer, Garderoben, Gang und große Treppe.
Vorratsraum und große Küche waren im ausgedehnten Souterrain
untergebracht.
In den Giebelfeldern sind
Reliefs angebracht. Auf der Rückseite, dem Schlossgarten zugewandt,
ist in einer Muschel das Auge Gottes dargestellt. Die vordere Seite
zeigt das Wappen der Hacke.
Von dem alten im
französischen Stil angelegten Park, ist nichts mehr erhalten. Die
Brunnenschale ist eine Neuschaffung, aber der Trippstadter
Schlosspark ist auch in seinem „neuzeitlichen Stil“ eine
meditative Oase in unserer
heutigen hektischen Welt. An Schloss und Garten fügte sich noch ein
„weiterer Park“ an, der sich bis zum Karlstal hin erstreckte.
Dieser wurde von dem bekannten Gartenarchitekten Friedrich Ludwig
Sckell (1750 – 1823) geplant, er war lange Zeit Hofgärtner im
Schlosspark von Schwetzingen.
Im April des Jahres 1776
ließ Hacke auf dem Dach seines Schlosses den ersten der von dem
Horbach stammenden Physiker und Meteorologen Johann Jacob Hemmer
(1733 – 1790) entwickelten Blitzableiter, den damals sogenannten
Fünfspitz, anbringen. Diese Blitzschutzanlage wurde im Juli 1794
während der Kämpfe zwischen preußischen und französischen Truppen
zerstört, als der Westflügel des Schlosses durch Geschützfeuer
stark beschädigt wurde.
Bereits 1793 flüchtete
die Familie von Hacke vor der französischen Revolutionsarmee nach
Mannheim.
Im Jahre 1804 kauft Ludwig
Gienanth die Besitzungen von K.Th von Hacke.
Ein neues Zeitalter
beginnt.
hukwa
Literaturhinweise:
Planskizzen: aus dem
Archiv von Th. Geißenbauer.
Johann Keiper: Die
Adelsfamilie Hacke.
Ernst Bilfinger:
Johanniskreuz.
Kurt Mantel:
Forstgeschichtliche Beiträge.
Kleine Chronik des Trippstadter
Schlosses zur Zeit der Freiherren von Hacke
1716 Zu Beginn des Jahres 1716 erhält
der kurpfälzische Oberstjägermeister Ludwig Anton Freiherr von
Hacke das halbe Amt Wilenstein als Erblehen. Zu dem Lehen gehörtendie
Ortschaften Trippstadt, Stelzenberg und Mölschbach mit ihren
Gemarkungen nebst allen dabei befindlichen Gehöften.
Einschließlichh der Schlossmühle am Fuße des Wilensteins.
1719 Den anderen Teil des Amtes
Wilenstein, die Flörsheimer Hube, kauft Ludwig Anton Freiherr von
Hacke am 11. Mai 1719 um 4000 fl.
1724 Die „Alte Schmelz“ lässt
Hacke beim Aschbacherhof einrichten.
1725 Hacke gründet das Erzbergwerk
Erzhütten bei Kaiserslautern.
1742 Im Moosalbtal wird die „Neue
Schmelz“ errichtet.
1746 In Langensohl wird ein Gutshof
erbaut. Ludwig Anton Freiherr von Hacke bekleidete das
Oberstjägermeisteramt 31 Jahre von 1719 bis1742 unter dem dritten
und letzten Neuburger Pfälzischen Kurfürsten Karl Philipp, sodann
noch acht Jahre unter Kurfürst Karl Theodor dem einzigen aus der
erbberechtigten Sulzbacher Nebenlinie. 1750 trat Hacke in den
Ruhestand und starb 1752 im Alter von 70 Jahren.
1752 Franz Carl Josef Freiherr von
Hacke wird Erbe der Herrschaft Wilenstein und erbaut die Kath.
Kirche in Trippstadt.
1754 Franz Carl Josef von Hacke wird
zum Oberstjägermeister ernannt und bleibt es 26 Jahre lang. Er
versah zugleich zugleich die Stelle als Oberforstmeister in den drei
rechtsrheinischen Oberämtern Heidelberg und Ladenburg am Neckar,
sowie zu Lindenfels im Odenwald.
1764 – 1767
Bau des Trippstadter Schlosses und des
Schlossgartens im barocken Stil. Bau des Brunnenstollens. Eine
Landkarte der Herrschaft Trippstadt wird angefertigt.
1771 Franz Carl Josef von Hacke
verpachtet das Hüttenwerk im Moosalbtal an Bergrat Johann Jakob
Gienanth.
1773 Hacke erbaut beim Lauberhof das
„Cur und Badhauß“ Gutenbrunnen. Die kurpfälzische Regierung
lässt auf Veranlassung von Hacke folgende Wildsämereien kommen:
Fichtensamen aus Oberbayern, Lärchensamen aus Tirol,
Weißtannensamen aus dem Schwarzwald und Samen der Weymouthkiefer
aus England. Er beginnt mit dem Anbau dieser Bäume.
1776 Johann Jakob Hemmer bringt auf dem
Dach des Trippstadter Schlosses den ersten Blitzableiter der Pfalz
an.
1784 Friedrich Schiller soll zu Besuch
im Trippstadter Schloss gewesen sein.
1789 Französische Revolution
1791 Friedrich Ludwig von Sckell
gestaltet den Landschaftspark Karlstal
1793 Die Famile Hacke flüchtet vor den
Französischen Revolutionstruppen nach Mannheim.
1794 Französische Revolutionstruppen
erstürmen die Schanze beim Bartelsberg. Der Westflügel des
Schlosses wird durch Kanonenbeschuss beschädigt.
1798 Trippstadt wird französisch bis
1814.
Literaturhinweise:
Johann Keiper – Die
Adelsfamilie von Hacke
Chronik von Erzhütten
Wiesentalerhof
Chronik von Trippstadt
Montag, 4. Februar 2019
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