Samstag, 29. Dezember 2018

Die „Beforschungen“ des Trippstadter Waldes und des Holzlandes durch Forstmeister Philipp Velmann

 
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Eine wahre Fundgrube für die Heimat und Regionalforschung sind die „Beforschungen“ des Germersheimer Forstmeisters Philipp Velmann aus den Jahren 1600 bis 1604.
Die Geschichte des Pfälzerwaldes ist untrennnbar mit seinem Namen verknüpft und für den geschichtlich interessierten Heimatforscher sind sie eine Pflichtlektüre.
Keiner vor oder nach ihm hat in der Pfalz solch umfangreiche Beschreibungen der damals noch weit unerschlossenen Waldgebiete geliefert. Aus diesem Grund haben sich schon früh, bekannte Heimatforscher. wie Häberle, Bilfinger und Keiper mit seinem Werk befasst.
Velmann nennt seine Waldbeschreibungen „Beforschungen“. Diese Bezeichnung die sich von dem Wort „Grenzfurche“ herleitet, stellt deutlich klar, das der Forstmann in volller Übereinstimmung mit seiner Bestallungsurkunde vom 30.4.1597 und den ihm darin auferlegten Dienstpflichten, seine Hauptaufgabe in der klaren Abgrenzung und Unterteilung der von ihm zu beschreibenden Waldgebiete gesehen hat. Daher nehmen auch die Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden großen Territorien Kurpfalz und Pfalz – Zweibrücken in seinen arbeiten einen recht großen Raum ein.
Seine „Beforschungen“ des Holzlandes das ja als Gericht (Unteramt) zum Oberamt Lautern gehörte somit also zur Kurpfalz. Das Holzland war ja von einigen Herrschaftsgebieten umgeben so der Grafen von Hanau – Lichtenberg im Süden, der Grafen von Sickingen im Westen und des damals dem Herzog von Baden – Durlach gehörenden Amtes Grävenstein im Südosten. Aber auch die kleineren Territorien der Herren von Hohenecken, der Flörsheimer und der Falkensteiner.
Insgesamt „beforschte“ er die Wälder in den Ämtern Neustadt, Germersheim, Lautern, Alzey, Beckelheim, Kreuznach, Stromberg, Hagenbach und die pfälzischen Waldungen bei Lützelburg und Hagenbach. Auch die Wälder um Elmstein beschrieb Velmann sehr genau.
Im „Waldfischbacher – Heimatbuch 1182 – 1982“ macht Walter Frenzel darauf aufmerksam „...die Niederschriften, in denen Velmann die Ergebnisse seiner Beforschungen festhielt, sind aber weit mehr als nur Angaben über den Grenzverlauf mit Nennung der jeweiligen Anrainer. Sie enthalten vielseitige und gründliche Naturbeschreibungen, heimatkundliche Hinweise sowie forstbetriebliche Vorschläge. Bei Auseinandersetzungen und Streitigkeiten besitz- oder nutzungsrechtlicher Art wurden später die Beforschungen Velmanns bis ins 19.Jahrhundert als beweiskräftige Dokumente herangezogen und bewertet“.
Im Gebiet des Wilensteinerlandes und des Holzlandes begann Velmann seine „Beforschungen“ in dem er auf dem Lauberhof bei Trippstadt für zehn Tage Quartier nahm und von hier aus seine Streifzüge begann. Der Aufenthalt dort dauerte vom 28. April bis zum 8. Mai 1600 als erstes erforschte er den historischen Lauberwald dann den Otterberger Wald (Hilsberg=Stüterhof). Am 3.Mai dann das Fischbacher Gericht, das Aufgebot bestand aus 31 Personen und dauerte zehn Stunden. Zu den Begleitpersonen gehörten neben Amtsmännern, Amtsschreibern und Forstpersonal auch die Vertreter von der Kurpfalz aus Lautern und Otterberg, die Verteter der Herrschaft Falkenstein und die Abgeordneten der sechs Holzlandgemeinden. Diese waren:

Meyers Veltin, der Gutsverwalter und Vertreter des Herzogs von Zweibrücken, und Hans Heer, beide aus Waldfischbach.
Anstatten Paulus, der Schultheiß des Holzlandes, Hans Heller und Peter Morzel, alle drei aus Schmalenberg.
Prunners Veltin, Matheißen Hensels Veltin und Osters Kleinhans aus Heltersberg.
Bauer Hans aus Schopp.
Hans Vols, der als Waldhüter den ganzen Wildbann unter sich hatte, und Veltin Strohschnitter beide aus Geiselberg.
Ziliox Weber und Veiox Müller aus Steinalben.
Die Ergebnisse und Erkenntnisse der Beforschung wurden von Velmann niedergeschrieben und die vier Abschriften des Protokolls an die beteiligten Herrschaften ausgehändigt.
Ihren unschätzbaren Wert für die Heimatforschung dokumentieren die Aufzeichnungen von Velmann auch in den Bereichen Jagd, Flurnamen und untergegangenen Dörfern und Höfen über die er in den Beforschungen berichtet.
Dass er als kurfürstlicher Forstmeister ein besonderes Augenmerk auf die Jagd hatte versteht sich von selbst. Der Wildbestand war zur Zeit Velmanns größer als heute, viele Waldtiere die inzwischen im Pfälzerwald ausgerottet sind wie die Rebhühner hatten damals noch einen sehr guten Bestand.
Rotwild, Schwarzwild, Füchse und Hasen, Dachsbauten und Habichtshorste werden in den verschiedenen Revieren häufig erwähnt.
Neben der Jagd stand dem Kurfürsten auch das Recht der Fischerei zu. Velmann verweist immer wieder auf die Fangrechte in den verschiedenen Bächen und Gewässern.
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Im Juni 1600 nahm Velmann die Beforschung des Lauterer Stadtwaldes, des Stiftswaldes und des Reichswaldes vor. Seine Grenzdarstellungen sind größtenteils noch heute maßgebend und dienten allen nach 1600 begangenen Grenzumgängen als wichtigste Grundlagen. Diese Waldumgänge sind seit 1444 in Lautern bezeugt. Dabei ging es um die Feststellung und Sicherung der Grenzen. An diesen Waldumgängen beteiligten sich die Bürgermeister, die Räte, viele Bewohner aber auch Jungen und Mädchen im Alter von 14-16 Jahren, die auf den Grenzsteinen, „gepritscht“, mit einem leichten Stock geschlagen wurden. Das war kein großer Schmerz, blieb aber in der Erinnerung haften, weil man eben die Grenzen des Waldes kennen musste um Grenzstreitigkeiten vorzubeugen.
Der alte historische Stadtwald, beginnt am Waldschlößchen und grenzt an Reichs- und Bremer Stiftswald. Die Strasse nach dem Bremerhof bildet die Grenze. Von da verläuft die Grenze über den Dreieckstein durch die Letzbach in das Aschbachtal, geht dann durch das Wienertal, Erkental und Scheidtal zur Lauterspring, von da über den Rummel zum Weidsohl, Daubornerwald, dann über Eselsfürth, Kalköfen, Kahlenberg zum Waldfriedhof und entlang der Bahnlinie Neustadt-Kaiserslautern zurück zum Waldschlößchen (Grenzbeschreibung nach Erich Bauer).
Der Stadtwald erhält von Vellmann eine gute Note. „Der ganze Stadtwald ist mit schönem Holz bewachsen“, schreibt er über seine Begehung. In seiner „Reichswaldbeforschung“ die auch 1600 stattfand schreibt er: „Ein Wald, im Aermel genannt, ist mit ein wenig alten Eichen bewachsen, aber mit jungen Eichbäumen wieder besetzet und soll weiter besetzet werden“.
Diese forstlichen „Beforschungen“ stellen eine wichtige Quelle für die Forstwirtschaftlichen Erkenntnisse und Anschauungen jener Zheit dar, sie ergeben damit ein wesentlicheres genaueres Bild, als es für die vorausgegangene Zeit zu entwerfen möglich war. Velmanns Forschungen sind somit für das Gebiet der Pfalz (Kurpfalz) die ersten Waldinventare- oder beschreibungen. Für das forstliche Wissen des 16. Jahrhunderts war Velmann einer der hervorragensten Vertreter seiner Zunft.
Gerade im 16. und 17. Jahrhundert erleben wir eine besondere Blüte der Holzvermarktung. Vor allem für das Handwerk. Da finden wir neben dem Tischler und Zimmermann den Drechsler, Schnitzer, Böttcher, Schindelmacher, Mollenhauer, Holzschuhmacher, Spindler, Löffler, Schwefelholzmacher und einige mehr. Tiefer im Wald arbeiten Köhler, Pottaschbrenner und Pechbrenner. Dazu kommen die Berg- und Hüttenwerke die ständig Grubenholz und Holzkohle benötigen. Die Glasmacher rodeten für ihre Glashütten ganze Waldstreifen. Diese betrieben eine besonders verschwenderische Ausbeutung des Holzes; sie gebrauchten es zum einen als Hilfsstoff zur Glasherstellung, nämlich zur Gewinnung der so wichtigen und unentbehrlichen Pottasche (kohlensaures Kalium) und schließlich als Brennmaterial bei der Glasschmelze.
Auch die Jagdrechte des Adels und die Weiderechte der Bevölkerung in den Wäldern bedurften einer Ordnung und mussten verwaltet werden.
Für alle diese handwerklichen Betriebszweige stellten die „Beforschungen“ Velmanns eine wichtige wirtschaftliche Grundlage dar.
hukwa



Literaturhinweise:
Erich Bauer: Der Stadtwald von Kaiserslautern
Phillip Vellmann: Beforschung des Lauberwaldes und des Holzlandes
Phillip Vellmann: Beforschung des Kaiserslauterer Reichswaldes (von Daniel Häberle)
Ernst Bilfinger: Das Holzland