Eine
wahre Fundgrube für die Heimat und Regionalforschung sind die
„Beforschungen“ des Germersheimer Forstmeisters Philipp Velmann
aus den Jahren 1600 bis 1604.
Die
Geschichte des Pfälzerwaldes ist untrennnbar mit seinem Namen
verknüpft und für den geschichtlich interessierten Heimatforscher
sind sie eine Pflichtlektüre.
Keiner
vor oder nach ihm hat in der Pfalz solch umfangreiche Beschreibungen
der damals noch weit unerschlossenen Waldgebiete geliefert. Aus
diesem Grund haben sich schon früh, bekannte Heimatforscher. wie
Häberle, Bilfinger und Keiper mit seinem Werk befasst.
Velmann
nennt seine Waldbeschreibungen „Beforschungen“. Diese Bezeichnung
die sich von dem Wort „Grenzfurche“ herleitet, stellt deutlich
klar, das der Forstmann in volller Übereinstimmung mit seiner
Bestallungsurkunde vom 30.4.1597 und den ihm darin auferlegten
Dienstpflichten, seine Hauptaufgabe in der klaren Abgrenzung und
Unterteilung der von ihm zu beschreibenden Waldgebiete gesehen hat.
Daher nehmen auch die Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden großen
Territorien Kurpfalz und Pfalz – Zweibrücken in seinen arbeiten
einen recht großen Raum ein.
Seine
„Beforschungen“ des Holzlandes das ja als Gericht (Unteramt) zum
Oberamt Lautern gehörte somit also zur Kurpfalz. Das Holzland war ja
von einigen Herrschaftsgebieten umgeben so der Grafen von Hanau –
Lichtenberg im Süden, der Grafen von Sickingen im Westen und des
damals dem Herzog von Baden – Durlach gehörenden Amtes Grävenstein
im Südosten. Aber auch die kleineren Territorien der Herren von
Hohenecken, der Flörsheimer und der Falkensteiner.
Insgesamt
„beforschte“ er die Wälder in den Ämtern Neustadt, Germersheim,
Lautern, Alzey, Beckelheim, Kreuznach, Stromberg, Hagenbach und die
pfälzischen Waldungen bei Lützelburg und Hagenbach. Auch die Wälder
um Elmstein beschrieb Velmann sehr genau.
Im
„Waldfischbacher – Heimatbuch 1182 – 1982“ macht Walter
Frenzel darauf aufmerksam „...die Niederschriften, in denen
Velmann die Ergebnisse seiner Beforschungen festhielt, sind aber weit
mehr als nur Angaben über den Grenzverlauf mit Nennung der
jeweiligen Anrainer. Sie enthalten vielseitige und gründliche
Naturbeschreibungen, heimatkundliche Hinweise sowie forstbetriebliche
Vorschläge. Bei Auseinandersetzungen und Streitigkeiten besitz- oder
nutzungsrechtlicher Art wurden später die Beforschungen Velmanns bis
ins 19.Jahrhundert als beweiskräftige Dokumente herangezogen und
bewertet“.
Im
Gebiet des Wilensteinerlandes und des Holzlandes begann Velmann seine
„Beforschungen“ in dem er auf dem Lauberhof bei Trippstadt für
zehn Tage Quartier nahm und von hier aus seine Streifzüge begann.
Der Aufenthalt dort dauerte vom 28. April bis zum 8. Mai 1600 als
erstes erforschte er den historischen Lauberwald dann den Otterberger
Wald (Hilsberg=Stüterhof). Am 3.Mai dann das Fischbacher Gericht,
das Aufgebot bestand aus 31 Personen und dauerte zehn Stunden. Zu den
Begleitpersonen gehörten neben Amtsmännern, Amtsschreibern und
Forstpersonal auch die Vertreter von der Kurpfalz aus Lautern und
Otterberg, die Verteter der Herrschaft Falkenstein und die
Abgeordneten der sechs Holzlandgemeinden. Diese waren:
Meyers
Veltin, der Gutsverwalter und Vertreter des Herzogs von Zweibrücken,
und Hans Heer, beide aus Waldfischbach.
Anstatten
Paulus, der Schultheiß des Holzlandes, Hans Heller und Peter Morzel,
alle drei aus Schmalenberg.
Prunners
Veltin, Matheißen Hensels Veltin und Osters Kleinhans aus
Heltersberg.
Bauer
Hans aus Schopp.
Hans
Vols, der als Waldhüter den ganzen Wildbann unter sich hatte, und
Veltin Strohschnitter beide aus Geiselberg.
Ziliox
Weber und Veiox Müller aus Steinalben.
Die
Ergebnisse und Erkenntnisse der Beforschung wurden von Velmann
niedergeschrieben und die vier Abschriften des Protokolls an die
beteiligten Herrschaften ausgehändigt.
Ihren
unschätzbaren Wert für die Heimatforschung dokumentieren die
Aufzeichnungen von Velmann auch in den Bereichen Jagd, Flurnamen und
untergegangenen Dörfern und Höfen über die er in den Beforschungen
berichtet.
Dass
er als kurfürstlicher Forstmeister ein besonderes Augenmerk auf die
Jagd hatte versteht sich von selbst. Der Wildbestand war zur Zeit
Velmanns größer als heute, viele Waldtiere die inzwischen im
Pfälzerwald ausgerottet sind wie die Rebhühner hatten damals noch
einen sehr guten Bestand.
Rotwild,
Schwarzwild, Füchse und Hasen, Dachsbauten und Habichtshorste werden
in den verschiedenen Revieren häufig erwähnt.
Neben
der Jagd stand dem Kurfürsten auch das Recht der Fischerei zu.
Velmann verweist immer wieder auf die Fangrechte in den verschiedenen
Bächen und Gewässern.
Foto©hukwa |
Im
Juni 1600 nahm Velmann die Beforschung des Lauterer Stadtwaldes, des
Stiftswaldes und des Reichswaldes vor. Seine Grenzdarstellungen sind
größtenteils noch heute maßgebend und dienten allen nach 1600
begangenen Grenzumgängen als wichtigste Grundlagen. Diese
Waldumgänge sind seit 1444 in Lautern bezeugt. Dabei ging es um die
Feststellung und Sicherung der Grenzen. An diesen Waldumgängen
beteiligten sich die Bürgermeister, die Räte, viele Bewohner aber
auch Jungen und Mädchen im Alter von 14-16 Jahren, die auf den
Grenzsteinen, „gepritscht“, mit einem leichten Stock geschlagen
wurden. Das war kein großer Schmerz, blieb aber in der Erinnerung
haften, weil man eben die Grenzen des Waldes kennen musste um
Grenzstreitigkeiten vorzubeugen.
Der
alte historische Stadtwald, beginnt am Waldschlößchen und grenzt an
Reichs- und Bremer Stiftswald. Die Strasse nach dem Bremerhof bildet
die Grenze. Von da verläuft die Grenze über den Dreieckstein durch
die Letzbach in das Aschbachtal, geht dann durch das Wienertal,
Erkental und Scheidtal zur Lauterspring, von da über den Rummel zum
Weidsohl, Daubornerwald, dann über Eselsfürth, Kalköfen,
Kahlenberg zum Waldfriedhof und entlang der Bahnlinie
Neustadt-Kaiserslautern zurück zum Waldschlößchen
(Grenzbeschreibung nach Erich Bauer).
Der
Stadtwald erhält von Vellmann eine gute Note. „Der ganze Stadtwald
ist mit schönem Holz bewachsen“, schreibt er über seine Begehung.
In seiner „Reichswaldbeforschung“ die auch 1600 stattfand
schreibt er: „Ein Wald, im Aermel genannt, ist mit ein wenig alten
Eichen bewachsen, aber mit jungen Eichbäumen wieder besetzet und
soll weiter besetzet werden“.
Diese
forstlichen „Beforschungen“ stellen eine wichtige Quelle für die
Forstwirtschaftlichen Erkenntnisse und Anschauungen jener Zheit dar,
sie ergeben damit ein wesentlicheres genaueres Bild, als es für die
vorausgegangene Zeit zu entwerfen möglich war. Velmanns Forschungen
sind somit für das Gebiet der Pfalz (Kurpfalz) die ersten
Waldinventare- oder beschreibungen. Für das forstliche Wissen des
16. Jahrhunderts war Velmann einer der hervorragensten Vertreter
seiner Zunft.
Gerade
im 16. und 17. Jahrhundert erleben wir eine besondere Blüte der
Holzvermarktung. Vor allem für das Handwerk. Da finden wir neben dem
Tischler und Zimmermann den Drechsler, Schnitzer, Böttcher,
Schindelmacher, Mollenhauer, Holzschuhmacher, Spindler, Löffler,
Schwefelholzmacher und einige mehr. Tiefer im Wald arbeiten Köhler,
Pottaschbrenner und Pechbrenner. Dazu kommen die Berg- und
Hüttenwerke die ständig Grubenholz und Holzkohle benötigen. Die
Glasmacher rodeten für ihre Glashütten ganze Waldstreifen. Diese
betrieben eine besonders verschwenderische Ausbeutung des Holzes; sie
gebrauchten es zum einen als Hilfsstoff zur Glasherstellung, nämlich
zur Gewinnung der so wichtigen und unentbehrlichen Pottasche
(kohlensaures Kalium) und schließlich als Brennmaterial bei der
Glasschmelze.
Auch
die Jagdrechte des Adels und die Weiderechte der Bevölkerung in den
Wäldern bedurften einer Ordnung und mussten verwaltet werden.
Für
alle diese handwerklichen Betriebszweige stellten die „Beforschungen“
Velmanns eine wichtige wirtschaftliche Grundlage dar.
hukwa
Literaturhinweise:
Erich
Bauer: Der Stadtwald von Kaiserslautern
Phillip
Vellmann: Beforschung des Lauberwaldes und des Holzlandes
Phillip
Vellmann: Beforschung des Kaiserslauterer Reichswaldes (von Daniel
Häberle)
Ernst
Bilfinger: Das Holzland